Schneider [2]

Schneider [2]

Schneider, 1) Konrad Victor, geb. in Bitterfeld, war kurfürstlicher sächsischer Leibarzt u. Professor der Anatomie in Wittenberg u.st. 1680; man verdankt ihm die genauere Kenntniß des Siebknochens u. der Schleimhaut der Nase, welche seinen Namen führt, sowie der Quellen des Schnupfens, er schr.: De osse cribriformi et sensu ac organo odoratus et morbis ad utrumque spectantibus, Wittenb. 1655; De catarrhis, ebd. 1660–62; De catarrhis liber specialissimus, ebd. 1664; Liber de spasmorum natura. ebd. 1678 u.v.a. 2) Johann Gottlob, geb. 1750 in Kollm bei Hubertusburg in Sachsen (daher er sich S. Saxo schrieb); erhielt seine Vorbildung in Schul-Pforte, studirte seit 1768 in Leipzig, Göttingen u. Strasburg Philologie u. an letzterem Orte auch Naturgeschichte, bes. Botanik u. Zoologie; wurde 1776 Professor der Griechischen Literatur in Frankfurt a.d. O., 1811 in Breslau, 1816 Oberbibliothekar daselbst u.st. 12. Jan. 1822; er schr.: Bemerkungen zu Anakreon, Lpz. 1770; Periculum criticum in anthologiam Constantini Cephalae, ebd. 1771; Über Pindaros, Strasb. 1774; Griechisches Lexikon, Lpz. 1797, 2 Bde., 3. Ausg. 1820, dazu 1821 ein Supplementbd.; u. gab heraus: Plutarch De educatione puerorum, ebd. 1775; Oppian, ebd. 1776 (mit Brunck, u. Ausg. Lpz. 1813); Carminum pindaricorum fragmenta, Strasb. 1776; Demetrios Phalereus, Altenb. 1779; Älians Historia animalium, Lpz. 1784, 2 Bde.; latein. Übersetzung des Kaisers Friedrich II. Buch von der Falkenjagd, mit König Manfreds u. Albertus Magnus Werken über denselben Gegenstand, dabei die Curae secundae zum Älian, Lpz. 1788, 2 Bde.; den Xenophon (sd.); Nikander, Halle 1792; Scriptores rei rusticae veteres latini, Lpz. 1794 ff., 4 Bde.; Theophrast's Characteres, Jena 1799; Eclogae physicae, ebd. 1801, 2 Bde.; des Orpheus Argonautica, ebd. 1803; Vitruvius, Lpz. 1807 f., 4 Bde.; des Aristoteles Politica, Frankf. a.d. O. 1809, 2 Bde., Historia de animalibus, 1812, 4 Bde., u. Oeconomica, Lpz. 1815; Äsop, Bresl. 1812; Epicuri physica et meteorologica, Lpz. 1813; Theophrast's Werke, 1818 ff., 6 Bde.; seine naturhistorischen Schriften sind: Specimina aliquot zoologiae veterum u. Sp. ichthyologiae veterum, ebd. 1782; Synonyma piscium graeca et latina, ebd. 1789; Sammlung verschiedener Abhandlungen über Zoologie etc., Berl. 1784; Analecta ad historiam rei metallicae veterum, Frankf. 1788; Historia amphibiorum, Jena 1798 ff., 2 Hefte; Blochii systema ichthyologiae, Berl. 1801; Übersetzung eines Theils der Reise Savarys, Berl. 1786; 3) Ernst Christian Gottl., geb. 1751 auf dem Schlosse Kranichstein im Hessen-Darmstädtischen; prakticirte seit 1776 als Advocat, war 1799 beim Kriegscollegium, 1893 Oberappellationsrath[349] u.st. 1810; er schr.: Versuch einer Entwickelung u. Berichtigung der Grundbegriffe der philosophischen Rechtslehre, Gieß. 1801; Lehre vom rechtlichen Beweise in bürgerlichen Rechtssachen, ebd. 1803, u.a.m.; schr. auch einige belletristische Werke, u.a. das Singspiel: Otto der Schütz, Gotha 1770, u. Aufl. ebd. 1782. 4) Eulogius, geb. 1756 zu Wipfeld im Würzburgischen; studirte Theologie u. trat in den Franciscanerorden, wurde 1786 Hofprediger des Herzogs von Württemberg u. ging, als er sich durch freie Äußerungen dessen Ungnade zugezogen hatte, 1789 nach Bonn als Professor der Griechischen Literatur. Der Ausbruch der Französischen Revolution exaltirte auch ihn; er verließ seine Stelle, ging nach Strasburg, wo er 1791 bischöflicher Vicar, u. 1792 nach Hagenau, wo er Maire wurde; darauf diente er als Civilcommissär bei der Armee u. wurde dann als einer der wüthendsten Demagogen öffentlicher Ankläger des Tribunals vom Niederrhein, wo er mit der Guillotine das Elsaß durchzog u. auf die Denunciationen der nichtswürdigsten Menschen die edelsten Personen ohne Unterschied des Alters u. Geschlechts auf das Blutgerüst brachte. Endlich wurde er durch St. Just u. Lebas, welche er beleidigt hatte, verhaftet, im December 1793 nach Paris geschickt u. 1. April 1794 guillotinirt. Außer mehren geistlichen Abhandlungen schrieb er: Die ersten Grundsätze der schönen Künste, Bonn 1790; Gedichte, Frankf. 1790 u.ö.; u. übersetzte den Anakreon; vgl. S-s Leben u. Schicksale im Vaterlande, Frankf. 1792; Schicksale in Frankreich, Strasburg 1797. 5) Georg Abraham, geb. 1770 in Darmstadt; war Hornist bei Prinz Heinrich, seit 1803 Mitglied der königlichen Kapelle zu Berlin u. später Kapellmeister des Gardecorps u.st. 1839; er componirte Solos, Duos, Trios, Quartetts für alle Instrumente u. vorzüglich für das Horn, auch die Oratorien: Die Geburt Christi u. Die Pilgrime auf Golgatha, sowie mehres für die Kirche. 6) Anton, geb. 1777 in dem vorarlbergischen Flecken Weiler; studirte in Innsbruck die Rechte u. ward Advocat. Als Vorarlberg von den Franzosen angegriffen ward, diente er in dem Landsturm, wurde 1798 Offizier u. zog 1799 bis Zürich mit. Nach Beendigung des Kriegs ließ er sich als Advocat in Bregenz nieder. 1807 wurde er als österreichischer Agent in Ulm verhaftet, aber sogleich wieder frei gelassen. Als sich 1809 Vorarlberg empörte, stand er an der Spitze des Aufstandes u. entwickelte große Thätigkeit, schuf sich Reiterei u. Geschütz u. machte, von kaum 400 Österreichern unterstützt, Ausfälle nach Schwaben, welche den Aufstand in Vorarlberg zur Zeit der Schlacht von Wagram bedrohend für die französische Communication machten. Nach dem Waffenstillstand zu Znaim ernstlich angegriffen, mußte er mit den Württembergern eine Capitulation schließen, worin er dem Land Vergeben u. Vergessen ausbedang; die Franzosen wollten ihn erschießen lassen, aber der Kronprinz von Württemberg rettete ihn dadurch, daß er ihn auf Hohen-Asberg schaffen ließ, worauf er in Ulm, Lindau u. Kempten in Gewahrsam gehalten wurde. Durch den Frieden von Wien erhielt er Amnestie u. seine Freiheit u. wurde 1811 Appellationsrath in Wien. 1813 vor dem Anschluß Baierns an die Alliirten wollte er mit Hormayr u.a. Vorarlberg u. Tyrol wieder insurgiren, wurde jedoch verhaftet u. verbannt; seitdem lebte er in seiner Heimath u.st. 17. Juli 1820 im Bade zu Fidris in Graubündten. Auf Veranlassung des Erzherzogs Johann wurde ihm dort ein Denkmal gesetzt. 7) Johann Joseph, geb. 1777 in Fulda, wurde 1822 Obermedicinalrath u. Medicinalreferent bei der Regierung, Stadt-, Land- u. Kreisphysikus, wie auch Mitglied der medicinischen Deputation u. Polizeicommission daselbst, seit 1833 Mitglied der Landkrankenhausdirection; er schr.: Über den Kinnbackenkrampf neugeborener Kinder, Herborn 1805; Medicinische Topographie der Residenzstadt Fulda, Fulda 1806; mit Fleisch, Handbuch über die Krankheiten der Kinder, 3. u. 4. Bd. Lpz. 1807–12; Die Neuralgien der Pubertätsentwickelung od. des mannbaren Alters, 2. Aufl. Lpz. 1842–43, 2 Bde. 8) Virgile, geb. den 22. März 1780 zu Bouquenom im Departement Unterrhein, besuchte bis 1799 die Polytechnische Schule zu Paris, wurde 1800 Lieutenant beim Ingenieurcorps, 1808 vor Saragossa Capitän u. 1810 Bataillonschef. Er war nach u. nach Flügeladjutant der Generale Dalesme, Munier u. Clarke u. ward 1811 mit mehren Missionen vom Herzog von Feltre beauftragt. Im Russischen Feldzuge war er Commandant der 12. Infanteriehalbbrigade, kam nach Danzig u. mußte hier bis Anfang 1814 ausharren u. dann als Gefangener nach Rußland wandern; er kehrte 1815 nach Frankreich zurück u. ward von Napoleon zum Oberst im 5. Armeecorps ernannt. Nach der Schlacht bei Waterloo war er einer der Offiziere, welche nicht zur Verantwortung gezogen wurden, u. blieb in seiner Stellung bis 1819. 1823 ging er mit nach Spanien, ward 1825 zum Maréchal de camp erhoben, dann Mitglied des Kriegsraths u. commandirte 1828 bei Maisons Expedition nach Griechenland eine Brigade. Nach seiner Zurückkunft nach Frankreich 1831 wurde er zum Generallieutenant ernannt, darauf 1832, nachdem er die Inspection über die 5. Division vollendet hatte, im Kriegsministerium Chef des Personals u. des Heerwesens, 1834 dem Generalstabe des Herzogs von Orleans einverleibt, vom Moseldepartement in die Deputirtenkammer gewählt u. verwaltete vom 12. Mai 1839 bis 1. März 1840 im Ministerium das Departement des Kriegs. Er st. 1847. 9) Karl Ernst Christoph, geb. 16. November 1786 zu Wiehe in der Provinz Sachsen; studirte seit 1802 in Leipzig Theologie u. Philologie, war 1811–16 Lehrer an der Nicolaischule zu Leipzig u. seit 1816 Professor der alten Literatur in Breslau, wo er 14, Mai 1856 st. Er gab heraus: Platos Respublica, Lpz. 1830 ff., 3 Bde.; Handausgabe mit Scholien ebd. 1841, u. deutsche Übersetzung 1839, sowie Additamenta dazu Lpz. 1854; den 2. Theil der Didotschen Ausgabe des Plato, Par. 1846–53; Cäsars Commentarii, Halle 1840–52, 2 Bde.; Proklos Commentar zu Platos Timäos, Breslau 1851; Petrarca's Historia Julii Caesaris, Lpz. 1827; übersetzte auch Plato's Timäos, Lpz. 1847, u. schr.: Vorlesungen über Griechische Grammatik, Breslau 1837; Griechisches Lesebuch, Lpz. 1813, 2. Aufl. 1823; De originibus tragoediae gr., Bresl. 1818. 10) Johann Christian Friedrich, geb. 23. Januar 1786 in Waltersdorf bei Zittau, Sohn eines Zwillichwebers u. dann Organisten; er spielte mit dem 4. Jahre das Clavier u. die Orgel u. lernte bis zum 12. fast alle Instrumente. Er kam 1798 auf die Schule nach Zittau, studirte seit 1805 in Leipzig u. wurde daselbst 1807 Organist[350] an der Universitätskirche, 1810 Musikdirector am Theater, 1813 Organist an der Thomaskirche u. 1821 Kapellmeister in Dessau, wo er eine Schule für angehende Componisten errichtete u. 23. Nov. 1858 starb. Er componirte viel für das Pianoforte, auch Simfonien u. Ouvertüren für Orchester, bes. aber die Oratorien: Das Weltgericht, Die Sündfluth, Pharao, Das verlorne Paradies, Christus das Kind, Christus der Mittler etc. 11) Johann Gottlob, Bruder des Vor., geb. 28. Oct. 1789 in Alt-Gersdorf bei Zittau, studirte seit 1810 in Leipzig, wurde 1811 Organist an der Universitätskirche, 1812 Organist in Görlitz u. 1825 Hoforganist in Dresden; er componirte viele Orgelsachen. 12) Johann Gottlieb, Bruder der Vor., geb. 1797 in Alt-Gersdorf, wurde 1825 Organist in Hirschberg in Schlesien, wo er 1856 st. 13) Johann Jakob, geb. 8. Febr. 1797 in Basel, studirte daselbst bis 1815 Theologie, war erst Pfarrvicar in Altenheim u. in Basel, u. nachdem er zur badischen unirten Kirche übergetreten war, 1819 Pfarrverweser in Grenzach bei Lörrach u. 1820 Pfarrer an mehren Orten, bis er 1840 das Pfarramt zu Feldberg bei Müllheim erhielt; er schr.: Passiflora (erbauliche Aufsätze u. Lieder für Leidende), Bas. 1838–41, 4 Hefte; Zeitgedichte, ebd. 1847; Zeitgedichte für Baden, ebd. 1849; Die Zukunft des Herrn (Lieder u. Gedichte), ebd. 1852; gab auch heraus: Christliche Sänger des 19. Jahrh. (Anthologie für häusliche Erbauung), ebd. 1845–47, 12 Hefte. 14) Eugène, Neffe von S. 8), geb. den 5. April 1805 in Nancy; unter der Regierung Ludwig Philipps Mitglied der Deputirtenkammer, Eigenthümer bedeutender Steinkohlenwerke u. Director einer Maschinenbauwerkstätte zu Creuzot; war vom 24. Januar bis 11. April 1851 Minister der öffentlichen Arbeiten. 15) Louis, Sohn von S. 5), geb. 1895 in Berlin; betrat schon als Knabe 1814 die Bühne zu Reval, kehrte nach Berlin zurück u. wurde, nachdem er als preußischer Soldat gedient hatte, Schauspieler, bildete sich auf mehren Bühnen aus, ward königlicher Hofschauspieler in Berlin u. zeichnete sich als Komiker aus; 1836–37 war er zugleich Lehrer des Englischen u. Russischen an der allgemeinen Kriegsschule in Berlin. Er schr. mehre Lustspiele, so: Fröhlich, Der Heirathsantrag auf Helgoland, Der Kapellmeister von Venedig. Der reisende Student od. das Donnerwetter in der Mühle, Wohlgemuth, mehre Romane u. Novellen, Der böse Blick od. die Queiße i. d.J. 1538, 1638, 1736 u. 1838, Berl. 1838–44, 4 Abtheil.; Schauspielernovellen, ebd. 1839, 2 Bde.; Die Kunst sich zu schminken, ebd. 1831; Galerie der Kostüme, ebd. 1844 ff.; Geschichte der Oper u. des Opernhauses zu Berlin, ebd. 1845 ff. Auch gab er unter dem Namen Both das Bühnenrepertoir des Auslands heraus u. redigirt seit 1833 die Zeitung: Der Soldatenfreund (eigentlich für Unteroffiziere u. Soldaten). 16) Maschinka, Schwester des Vor., s. Schubert.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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