Königsstein

Königsstein

Königsstein, 1) Marktflecken im Landger. Sulzbach des baierischen Kreises Oberpfalz; 700 Ew.; 2) Gerichtsamt im kön. sächs. Kreisdirectionsbezirk Dresden mit 9074 Ew. in 1 Stadt u. 16 Dörfern; 3) Bergfestung darin u. einzige Festung des Königreichs Sachsen, liegt am linken Ufer der Elbe auf einem Sandsteinfelsen, welcher sich dem Lilienstein (s.d.) gegenüber 1090 Fuß übers Meer u. 750 F. über die Elbe auf drei Seiten senkrecht erhebt; auf der vierten geht der Weg od. die Appareille allmälig hinauf, indem er unten durch die niedere Fortification u. außerdem durch mehre Reihen etagenartig über einander gebauter Werke geschützt wird. Die Oberfläche der Festung, welche bei gehörigem Proviant fast uneinnehmbar sein dürfte u. in Kriegszeiten hauptsächlich zur Verwahrung von Staatsschätzen u. Archiven dient, hat 1/2 Stunde im Umfang u. enthält auch Wiesen, Gärten, etwas Ackerland u. ein Wäldchen. Die Besatzung besteht im Frieden aus circa 200 Mann Linieninfanterie nebst einiger Artillerie, die gesammte Bevölkerung der Festung aber beträgt 400 Ew. Die merkwürdigsten Gebäude sind: Die Friedrichsburg mit einer Porträtsammlung sächsischer Regenten u. Generäle, die Georgenburg, das Staatsgefängniß Sachsens, die Magdalenenburg mit großem Keller, welcher sonst das berühmte große Faß enthielt (welches 3709 Eimer faßte, 1818 aber Baufälligkeit halber zerschlagen wurde), das Zeug-, Proviant- u. Commandantenhaus, die Garnisonkirche, die Casernen u. bombenfesten Casematten u. Patoermagazine; auch gibt es nächst mehren Ersternen einen gegen 1200 Fuß tief in den Felsen gehauenen Brunnen. Ein schmaler Felsenvorsprung am Abgrund bei der Friedrichsburg heißt das Pagenbette, weil dort im Aug. 1665 ein trunkener Page, Johann von Grünau, hinausgeklettert war, um seinen Rausch auszuschlafen, bis ihn, nachdem er festgebunden war, Kurfürst Johann Georg durch Trompeten u. Pauken wecken ließ. Von den auf dem K. verwahrten Staatsgefangenen waren die merkwürdigsten: Kauzler Crell, Patkul; der Adept von Klettenberg, der Marquis d'Agdalo, 1703 Graf Dietrich von Beichlingen, Kanzler unter Kurfürst Fr. August, der 1701 die sogen. Leipziger Seufzer (s.d.) prägen ließ; 1706 der Leipziger Bürgermeister Romanus, der hier 1746 starb; 1704 Jacob Ludwig, ältester Sohn Johann Sobieskis, der von Karl XII. 1704 den Polen zum König empfohlen u. auf Befehl Augusts des Königs von Polen auf der Reise von Ohlau nach Breslau aufgehoben worden war; 1707 Georg Pfingsten, welcher mit Imhof den Frieden von Altranstädt zu Stande brachte u. hier am 21. Nov 1735 starb; 1709 der Kammerpräsident Anton Albert von Imhof; hierher wurden auch bei dem Bauernaufstande 1790 34 Theilnehmer gebracht u. 1849 saßen hier Bakunin, Heubner u. Röckel. Der K. war ursprünglich eine böhmische Grenzveste, welche schon 1289 erwähnt wird, später Besitzthum der Burggrafen von Dohnawelchen fiel. 40:2 Markgraf Wilhelm von Meißen entriß, obwohl die böhmischen Lehnsansprüche an den K. erst durch den Egerschen Vertrag von 1459 beseitigt wurden Seitdem ist der K. sächsisch geblieben. Das vom Herzog Georg 1516 auf demselben gestiftete Cölestinerkloster löstesich bald wieder auf, u. schon 1540 ließ Herzog Heinrich der Fromme die alten Werke wieder herstellen, um eine Grenzfestung gegen Böhmen daraus zu machen, welche von den späteren Landesherren, bes. den Kurfürsten Christian I., Johann Georg I. u. Friedrich August I. ausgebaut wurden, bis durch König Friedrich August II. I., der auch die bombenfesten Kasematten bauen ließ, die Fortification vollendet wurde. 3) Amtsstadt des obengedachten Gerichtsamts, an der Elbe u. dem Fuße des Festungsberges (s. oben), Papiermühle, Weberei, Elbschifffahrt, Holzflößerei, Sandsteinbrüche, Station der Sächsisch-böhmischen Eisenbahn; 2500 Ew. In der Nähe zwei Kaltwasserheilanstalten, wovon eine im Bielagrunde. Bei K. war das befestigte Lager, in welchem die von den Preußen umzingelte u. ausgehungerte sächsische Armee sich den 14. Oct. 1756 an dieselben ergeben mußte; 5) Amt im Herzogthum Nassau; 14,000 Ew.; 6) (K. vor der Höhe), Stadt darin u. Amtssitz; Bergschloß (Stammort der Grafen von K, ausgestorben 1581; von den Franzosen 1796 genommen u. 1800 von ihnen gesprengt), Gerberei, Kaltwasserheilanstalt; 1200 Ew.; dabei die Ruine der Burg Falkenstein; 7) (Alt- u. Neukönigstein), Burg, s.u. Rheinstein.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Königsstein — Königsstein, Gruppe und Gipfel der Transsylvanischen Alpen bei Kronstadt, s. Karpathen, S. 673 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Königsstein — Der Königsstein, ein Steinpfeiler in Freising. Der Königsstein ist ein etwa vier Meter hoher Steinpfeiler in Freising. Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Josef Kirchmayr geschaffen und anlässlich der Jubelfeiern der 25 jährigen Regentschaft des… …   Deutsch Wikipedia

  • Broickwy — Titelblatt der Postillae seu Enarrationes 1530 Antonius Broickwy von Königsstein auch: Antonius von Königsstein, Antonius Broich (Brakwy) van Coninkste (* um 1470 in Nijmegen; † 11. Dezember 1541 in Huisberden (Bedburg Hau) war ein Theologe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hoehn — Alfred Hoehn (* 20. Oktober 1887 in Oberellen bei Eisenach; † 2. August 1945 in Königstein im Taunus) war ein deutscher Pianist, Klavierlehrer und Herausgeber der Beethovenschen Klaviersonaten für die Edition Schott. Alfred Hoehn Leben Hoehn war… …   Deutsch Wikipedia

  • Weihenstephan (Stadtteil) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Antonius Broickwy — Titelblatt der Postillae seu Enarrationes 1530 Antonius Broickwy von Königsstein auch: Antonius von Königsstein, Antonius Broich (Brakwy) van Coninkste (* um 1470 in Nijmegen; † 11. Dezember 1541 in Huisberden (Bedburg Hau) war ein Theologe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich Theodor Caspar von Fürstenberg — Caspar Dietrich von Fürstenberg (teilw. angegeben als Theodor Caspar von Fürstenberg) (* 6. März 1615 zu Königsstein; † 21. März 1675 in Mainz) war ein Kanoniker (zuletzt Dompropst in Mainz), Alchimist, Kavallerieobrist, Künstler und unterlegener …   Deutsch Wikipedia

  • Doppelgeschossige Kirche — Romanische Landkirchen mit profanem Obergeschoss in Altbayern und Niederösterreich. Blaue Kreise = Kirchenstandorte. Rote Kreise = nachgewiesenes Besitztum der Pabonen …   Deutsch Wikipedia

  • Freising — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Königstein — ist der Name folgender Orte: Königstein im Taunus, eine Stadt im Hochtaunuskreis in Hessen Burg Königstein, die dortige Burg, in älterer Literatur auch als Festung bezeichnet Grafschaft Königstein, Herrschaft des Heiligen Römischen Reichs um… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”