Joseph [1]

Joseph [1]

Joseph (hebräischer männlicher Name, d.i. Zugabe, Vermehrung, der weibliche davon Josephine), I. Biblische Personen: 1) J., erster Sohn Jakobs von der Rahel, Bruder des jüngeren Benjamin, älterer Halbbruder von zehn anderen Brüdern: schon als den Sohn der geliebteren Gattin u. weil er früh viel Geistesanlagen verrathen mochte, zog ihn der Vater seinen Brüdern vor u. schenkte ihm ein buntes Kleid. Dadurch u. durch die zur Angeberei werdende Hinterbringung der Fehler seiner Geschwister zog Joseph den Haß derselben sich zu, welcher nur noch mehr wuchs, als er durch Erzählung einiger Träume seine Eitelkeit u. Herrschbegierde verrieth. J. träumte nämlich, daß die 11 Garben seiner Brüder, u. ein anderes Mal, daß Sonne, Mond u. Sterne vor ihm sich geneigt hätten. Als einst J. von Jakob zu seinen Brüdern geschickt wurde, wollten ihn diese, bes. auf Simeons Eingebung, tödten, warfen ihn aber auf Rubens Rath in eine Cisterne, verkauften ihn dann an vorüberziehende ismaelitische Handelsleute u. überredeten den Vater, er sei von einem wilden Thiere zerrissen worden. Nach Ägypten verkauft, kam J. in das Haus Potiphars u. wurde hier Aufseher über das Hauswesen. Die Gemahlin Potiphars faßte Liebe zu J., doch weigerte sich dieser mehrmals, ihre Wünsche zu erfüllen Darüber erzürnt, klagte sie ihn bei ihrem Gemahl an, daß er ihr habe Gewalt anthun wollen, u. er wurde ins Gefängniß gelegt. Nach längerer Zeit hatte Pharao einen Traum (von den sieben fetter sieben dürren Ähren u. Kühen), der ihn sehr beunruhigte; sein Mundschenk nannte ihm den J. als kundigen Traumdeuter, u. der König ließ denselben aus dem Gefängniß holen. J. deutete den Traum auf sieben fruchtbare u. sieben Hungerjahre, welche auf jene folgen würden, u. rieth dem König, in den ersteren den fünften Theil der Ernte aufzuspeichern, damit derselbe als Vorrath für die Zeit der Noth diene. Pharao befolgte diesen Rath u. bestellte den dreißigjährigen J. zum Aufseher, machte ihn zum ersten Reichsbeamten u. gab ihm den Namen Zaphnatpaneach (Psondomphaneh, d.i. Enthüller des Verborgenen). J. ließ nun durch ganz Ägypten Getreidemagazine anlegen, u. als die Theuerung kam, war nur in Ägypten Überfluß, u. von allen Ländern kam man dahin, um Getreide zu kaufen. Auch die Brüder J-s kamen wiederholt in gleicher Absicht dahin; bei der zweiten Ankunft entdeckte er sich ihnen u. lud mit des Königs Bewilligung seine ganze Familie ein, Kanaan zu verlassen u. in seiner Nähe im Lande Gosen zu leben; s. Hebräer (Gesch.) J. Die Theuerung nahm indessen zu, u. J. brachte für Getreide die Acker, das Vieh u. endlich das Volk der Ägyptier selbst als Leibeigene an den König, ließ sie aber hierauf unter der Bedingung wieder frei, daß sie stets 1/5 ihrer Ernten dem König abgäben. J. starb, mit Hinterlassung von zwei Söhnen, Manasse u. Ephraim, 110 Jahre alt (um 1635 v. Chr). Nach rabbinischen Sagen soll J. ein Buch, als Gebet J-s od. den Spiegel J-s, ein magisches Buch, geschrieben haben. Einige machen ihn zum Erfinder der Maße u. der Eintheilung der Felder. Die Muhammedaner sagen, daß der Pharao Nian geheißen, daß ihn J. zum Glauben an Einen Gott bekehrt habe, sie nennen seine Gemahlin Azir, behaupten, daß der Kanal bei Kairo, durch welchen der Nil abgeleitet ist, ein Werk des J. sei, daß er die Obelisken, Pyramiden u.[42] überhaupt alle großen Bauwerke in Ägypten gebaut habe etc. 2) J., Sohn des Tobias, gewann als Gesandter beim König Ptolemäos von Ägypten dessen Gunst u. erhielt den Pacht über die königlichen Gefälle in Cölesyrien, Phönicien u. Judäa, welche er mi. Strenge u. Ordnung eintrieb. 3) St. J., Sohn Jakobs (Elis), Enkel des Matthäos,; Zimmermann, heirathete die Jungfrau Maria u. wurde Pflegevater Jesu. J. begab sich mit Maria nach Bethlehem, um dort der Volkszählung, welche Augustus besohlen hatte, beizuwohnen, u. hier wurde Jesus geboren. In Folge einer Offenbarung, daß dem Kinde von Herodes Gefahr drohe, floh J. mit ihm u. Maria nach Ägypten, u. von da zurückgekehrt, trieb er sein Zimmerhandwerk in Nazareth. Als Jesus sein Lehramt antrat, war J. wahrscheinlich schon todt. Apokryphische Nachrichten behaupten, daß er früher die Escha (Maria) zur Ehe gehabt u. mit ihr den Apostel Jakobus den Kleinen u. die Anderen, welche Brüder Jesu genannt werden, gezeugt habe; Andere, daß er 80 Jahre alt geworden u. aus Nazareth gebürtig gewesen sei. Sein Grab wird im Thale Josaphat gezeigt, s. Jerusalem (Geogr.). Tag der 19. März. Die Lateinische Kirche u. mehrere andere christliche Religionsparteien behaupten, daß I. der Maria nie ehelich beigewohnt habe, sondern mit ihr in einer sogenannten Engelsehe od. Josephsehe gelebt habe. Merkwürdige Sagen über ihn enthält die arabisch geschriebene Historia Josephi fabri lignarii. 4) St. J. Barsabas, s. Barsabas 1). 5) J. von Arimathia od. Ramatha, jüdischer Beamter in Arimathia, Mitglied des Sanhedrins, willigte nicht in Jesu Todesurtheil. Nach dem Tode Jesu, dessen Jünger er insgeheim war, bat er Pilatus um den Körper desselben u. begrub ihn in einem ganz neuen Grabe in seinem Garten. Sein Tag der 31. Juli. 6) J., Gemahl der Salome, der Schwester Herodis des Großen, war mehrere Male Statthalter desselben während seiner Abwesenheit.

II. Regierende Fürsten. A) Kaiser von Deutschland: 7) J. I., Sohn des Kaisers Leopold I. u. seiner dritten Gemahlin Eleonore Magdalene, geb. 26. Juli 1678; wurde 1687 Titularkönig von Ungarn, 1689 römischer König, commandirte 1704 vor Landau u. erhielt 1705, nach seines Vaters Tode, dessen Erbstaaten u. wurde deutscher Kaiser; er st. 1711, s.u. Österreich (Gesch.), Deutschland (Gesch.) XI. D). Er führte den Spanischen Erbfolgekrieg (s.d.) mit Energie fort, beschränkte den Einfluß der Jesuiten u. baute das Schloß Schönbrunn. Er war seit 1699 mit Wilhelmine Amalie, Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg, vermählt, hatte aber keine Söhne, weshalb ihm sein Bruder Karl VI. folgte. Vgl. J. L. Herchenhahn, Geschichte der Regierung J-s I., Lpz. 1786–89, 2 Bde. 8) I. II., Sohn des Kaisers Franz I. u. der Maria Theresia, geb. 13 März 1741. I. als Kind auf dem Arm habend, trat seine Mutter in die Versammlung der ungarischen Stände u. entflammte dieselben, sie zur Vertheidigung der Rechte des zarten Knaben auffordernd, zur begeisterten Hülfe im Österreichischen Erbfolgekriege. In strenger Abhängigkeit von seiner Mutter erzogen, faßte er früh eine Abneigung gegen die Geistlichkeit u. den Adel, da Beide auf seine Mutter großen Einfluß hatten. Den Siebenjährigen Krieg durfte er nicht mit machen; er wurde 1764 römischer König u. 1765, nach dem Tode seines Vaters, Kaiser; auch erklärte ihn seine Mutter zum Mitregenten ihrer Staaten, gestattete ihm aber wenig Theil an der Regierung. Er reiste nun in seinen Staaten u. untersuchte im Stillen den Zustand des Landes. Als Graf von Falkenstein besuchte er Friedrich den Großen 1768 in seinem Lager bei Neiße u. 1769 machte ihm Friedrich der Große einen Gegenbesuch im Lager bei Mährisch-Neustadt. 1777 reiste J., der schon 1769 Italien besucht hatte, von Brüssel aus nach Paris u. Lyon. Am Ende dieses Jahres veranlaßte der Tod des Kurfürsten von Baiern u. der Wunsch Österreichs, dessen Länder zu besitzen, den Baierischen Erbfolgekrieg. Schon stand J. Friedrich dem Großen gegenüber, als Maria Theresia, gegen den Wunsch J-s, den Krieg durch raschen Frieden endigte. 1780 machte er eine Reise nach Mohilew, um mit Katharina II. die Vertreibung der Türken aus Europa zu bereden. Kaum zurückgekehrt, kam er durch den Tod seiner Mutter zur Alleinregierung u. begann nun ein schnelles u. durchgreifendes Reformationswerk fast nach allen Seiten hin, namentlich in der Rechtspflege, in der Verwaltung u. dem Grundsteuerwesen, er förderte Industrie, Handel, Wissenschaften u. Künste; bes. energisch schritt er in Sachen der Kirche vor, entfernte die Bullen Unigenitus u. In coena domini, welche bes. in Glaubenssachen erlassen waren, u. erließ das Toleranzedict, hob eine große Anzahl Klöster auf, die anderen stellte er unter die Bischöfe u.a., s.u. Österreich (Gesch.). Da er aber bei seinen Reformen zu schnell u. ohne Rücksicht auf Verhältnisse u. erworbene Rechte vorging, so fanden dieselben die verdiente Anerkennung nicht, im Gegentheil wurde in allen seinen Staaten die Mißstimmung so groß, daß in Ungarn u. den Niederlanden Empörungen ausbrachen, u. er 1790 alle eingeführten Änderungen aufhob, mit Ausnahme des Toleranzedictes. 1782 hob er den Barrierecontract mit Holland auf u. unternahm 1788 einen Krieg gegen die Türken, welcher nicht glücklich für ihn war. Er st. 20. Febr. 1790. Über seine Regierung s.u. Deutschland (Gesch.) XI. F) u. Österreich (Gesch.). In Wien wurde ihm 1807 eine Reiterstatue errichtet. Er war vermählt seit 1760 mit Elisabeth, Prinzessin von Parma, u. nach deren Tode mit Josephe von Baiern; da er keine Kinder hinterließ, so folgte ihm sein Bruder Leopold II. Vgl. J. G. Meusel, Über J. II., Lpz. 1790; J. Pezzl, Charakteristik J-s II., Wien 1790, n.A. 1803; F. X. Huber, Geschichte J-s II., ebd. 1792, 2 Tble.; J. Cornova, Leben J-s II., Prag 1801; J. Milbiller, Geschichte der Deutschen unter der Regierung J-s II. u. Leopolds II, Ulm 1806; J-s II. Briefe, Lpz. 1822, 3. Aufl. 1846; Groß-Hoffinger, Lebens- u. Regierungsgeschichte J-s II., Stuttg. 1835–37, 4 Bde.; K. Ramshorn, Kaiser J. u. seine Zeit, Lpz. 1845; Heyne, Geschichte Kaiser J-s II., ebd. 1848, 2 Bde. B) Könige. a) Von Neapel: 9) s. J. 11). b) Von Portugal: 10) J. Emanuel, Sohn Johanns V. u. der Marie Antoinette von Österreich, geb. 1714, folgte seinem Vater 1750 u. regierte durch Pombal bis 1777, wo er st., s. Portugal (Gesch.); auf ihn geschah ein Mordanfall, welcher die Vertreibung der Jesuiten veranlaßte; er heirathete 1729 Marie Antonie Victorie, Tochter Philipps V. von Spanien. c) Von Spanien: 11) J. Bonaparte, der älteste Bruder des[43] Kaisers Napoleon I., geb. den 17. Jan. 1768 zu Corte in Corsica, erhielt seine wissenschaftliche Bildung im Seminar zu Autun, wollte dann in die französische Armee eintreten, ging jedoch nach seines Vaters Tode 1785 nach Corsica zurück, um seine Familie zu unterstützen, prakticirte theilweis als Advocat, flüchtete aber 1793 mit seiner Mutter nach Marseille u. verheirathete sich dort 1794 mit Julie Clary, Tochter eines Kaufmanns; er wurde auf Verwenden seines Bruders Napoleon 1796 Kriegscommissär, Bataillonschef u. Chef der Administration des Heeres von Italien, später Abgeordneter Corsicas in der Nationalversammlung u. 1797 Gesandter in Rom, das er, nachdem General Duphot an seiner Seite ermordet worden war, heimlich verließ; dann Mitglied u. Secretär des Rathes der 500 u. nach dem 18. Brumaire Staatsrath u. Tribun. Mit den Nordamerikanischen Staaten schloß er im Namen Frankreichs 1800 einen Freundschafts- u. Handelstractat, unterzeichnete 1801 den Frieden zu Luneville u. 1802 den zu Amiens u. war auch 1801 bei dem Concordat thätig. Nach Napoleons Erhebung zum Kaiser wurde er Senator, französischer Prinz u. Großwahlherr des Reiches. Er stieg zum Obersten, Brigade.- u. Divisionsgeneral, erhielt in dem Kriege mit Neapel das Commando der Armee daselbst u. wurde 1806 König von Neapel. Über seine Regierung daselbst s. Neapel (Gesch.). 1808 wurde er König von Spanien u. Murat erhielt an seiner Stelle den Thron von Neapel. Er zog den 20. Juli 1808 in Madrid ein, hatte eine unruhige Regierung u. verließ 1812 nach der Schlacht von Vittoria Spanien wieder, s. Spanien (Gesch.). Er ging nun nach dem Landgut Morfontaine, befehligte 1814 die Pariser Nationalgarde, willigte in die Pariser Capitulation, begab sich nach Napoleons Sturz nach seinem Landgut Prangin im Waadtland u. kehrte 1815 nach Paris zurück, schiffte sich aber nach der Schlacht von Waterloo nach Nordamerika ein, wo er die Niederlassung Aigleville an dem Flusse Mobile gründete u. bei New York als Graf Survilliers lebte. Später lebte er in London, kaufte sich jedoch 1838 bei Philadelphia an u. wollte sich dahin wenden, 1841 vereinten sich aber die noch lebenden Brüder in Florenz, wo er 28. Juli 1844 starb. Vgl. Bonaparte A) 2) war verschmitzt u. geschickt in Unterhandlungen; Feldherr u. Taktiker war er nicht, eben so wenig als König energisch; sein Privatleben war ziemlich unregelmäßig. C) Andere Fürsten. a) Großherzog von Florenz: 12) I. Johann Baptist Ferdinand, s. Ferdinand 61). b) Landgraf von Hessen-Rheinfels: 13) J., Sohn Ernst Leopolds, geb. 1705, folgte seinem Vater 1731 u. st. 1750; er war vermählt mit Christine Anna Luise, Prinzessin von Solms, hatte aber keine Kinder, daher folgte ihm sein Bruder Constantin. c) Fürsten von Hohenzollern. aa) Von Hechingen: 14) J. Wilhelm, Sohn des Grafen Hermann Friedrich, geb. 12. Nov. 1717, folgte 1750 seinem Vetter Friedrich Ludwig als Fürst in der Regierung u. st. 9. April 1798; s. Hohenzollern (Gesch.) II. A); er war vermählt seit 1750 mit Therese, Tochter des Fürsten Franz Erich von Cordona (st. 1750), u. dann mit Therese, Tochter des Grafen von Waldeck (st. 1802); da seine Söhne vor ihm gestorben waren, so folgte ihm sein Neffe Hermann Friedrich. bb) Von Sigmaringen: 15) J. Friedrich, Sohn Meinrads II., geb. 1702, folgte seinem Vater 1716 u. st. 1769; ihm folgte sein Sohn Karl Friedrich. d) Herzog von Sachsen-Altenburg: 16) J., Sohn des Herzogs Friedrich von Hildburghausen, nachher Altenburg, u. der Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, geb. 27. August 1789 in Hildburghausen, folgte 1814 dem preußischen Heere als Volontairoffizier nach Frankreich; wurde königlich sächsischer Generalmajor à la Suite bei der Cavallerie u. folgte seinem Vater 1834 als Herzog zu Altenburg. Er entsagte am 30. Nov. 1848 zu Gunsten seines Bruders Georg der Regierung u. lebt seitdem abwechselnd in Altenburg u. Hannover. Er ist auch Chef des 19. preußischen Infanterieregiments u. war seit 1817 mit Amalie, Tochter des Herzogs Ludwig von Württemberg, vermählt (st. 28. Nov. 1848); über seine Regierung s. Sachsen-Altenburg (Gesch.).

III. Prinzen. a) Prinz von Baiern: 17) J. Ferdinand, Sohn des Kurfürsten Maximilian Emanuel u. der Marie Antonie von Österreich, einzigen Tochter des Kaisers Leopold u. der Infantin von Spanien, geb. 27. Oct. 1692, sollte laut Testament vom Jahr 1698 dem Bruder seiner Großmutter, dem König Karl II., auf dem spanischen Throne folgen, starb aber vor diesem, 6. Februar 1699, in Brüssel. b) Erzherzog von Österreich: 18) J. Anton Johann, Sohn des Kaisers Leopold II. u. de Marie Luise, geb. 9. März 1776, wurde 1795 Statthalter von Ungarn u. 1796 Palatin; er war auch Feldmarschall u. Inhaber des 2. u. 12 Husarenregiments u. st. 13. Jan. 1847. Er war vermählt mit Alexandra, Tochter des Kaisers Paul I. von Rußland (st. 1801), in zweiter Ehe seit 1815 mit Hermine, Tochter des Fürsten Victor zu Anhalt (st. 1817) u. in dritter Ehe seit 1819 mit Marie Dorothea, Tochter des Herzogs Ludwig von Württemberg (st. 1855); sein Sohn aus zweiter Ehe ist der Erzherzog Stephan. c) Prinz von Sachsen-Hildburghausen: 19) J. Friedrich Wilhelm Hollandinus, Sohn des Herzogs Ernst, geb. 1702; wurde katholisch, vermählte sich 1738 mit Anna Victoria, Tochter des Grafen Ludwig Thomas von Savoyen-Soissons u. Erbin des Prinzen Eugen von Savoyen, wurde k. k. Feldmarschall u. commandirender General in Innerösterreich; commandirte 1737 bis zum Belgrader Frieden ein Corps gegen die Türken, wurde 1739 Reichsgeneralfeldzeugmeister, übernahm bis 1758 das Commando der Reichstruppen im Siebenjährigen Kriege u. führte dieselben in der Schlacht von Roßbach; war in Hildburghausen Vorsitzender der 1769 eintretenden kaiserlichen Immediatcommission, entzweite sich, aber bald mit seinem Großneffen u. reiste nach Österreich zurück, wurde aber 1780 wieder Obervormund u. Administrator der Landesregierung u. führte die Regierung bis zu seinem Ableben 1787 fort.

IV. Geistlicher Fürst: 20) J. Clemens, Sohn des Kürfürsten Ferdinand Maria von Baiern, geb. 1671, wurde 1685 Bischof von Regensburg u. Freisingen, 1688 Erzbischof von Köln, 1694 auch Bischof von Lüttich, wurde, da er 1701 für Frankreich Truppen geworben u. sich mit seinem Bruder u. Frankreich gegen den Kaiser u. das Reich alliirt hatte, 1706 in die Acht erklärt, mußte fliehen u. hielt sich in Frankreich u. den Niederlanden auf, erhielt[44] 1714 seine Besitzungen wieder u. st. 1723; s. Köln (Gesch.).

V. Geistliche u. Gelehrte: 21) J., s. Josephos. 22) J. Ben Gorion, setzte 67 n. Chr., mit dem Hohenpriester Ananos Jerusalem in Vertheidigungsstand. Unter seinem Namen wurde eine hebräische Geschichte der Juden (später ins Lateinische übersetzt) geschrieben; Ausg. von Breithaupt, Lpz. 1710. 23) J. Iscanus, s.u. Dares 3). 24) J. der Blinde (J. Saghi Naghor de J. Sinai), um 351 Lehrer an der Akademie in Sora; er schrieb angeblich die chaldäischen Paraphrasen über die poetischen u. a. Bücher des A. T. 25) J. François Leclerc du Tremblay, gewöhnlich Pater J., geb. 1577 in Paris; studirte Rechtswissenschaft, wohnte auch einem Feldzuge bei, wurde 1599 Kapuziner in Fontainevrault, stiftete, da ihm die Reformirung seiner Abtei nicht gelingen wollte, die Benedictiner von Calvari u. baute ihnen Häuser in Poitiers u. Angers. In der Abtei Fontainevrault hatte ihn Richelieu kennen gelernt u. bediente sich später seiner, als er 1616 Staatssecretär geworden war, zu einer gelungenen Unterhandlung mit Rom, knüpfte durch ihn 1619 geheime Verbindungen mit Ludwig XIII., welcher noch unter Vormundschaft in Angers lebte, an, wurde durch ihn, als er in Ungnade bei Maria von Medicis gefallen war, wieder zu seinem Posten berufen u. stürzte durch ihn 1626 den Marschall d'Ornano, Günstling des Bruders des Königs. Als Ludwig XIII. der Abhängigkeit von seiner Mutter müde war, zog er die Graue Excellenz, wie man J. scherzhaft nannte, ins Geheimniß, u. dieser rieth ihm, sich der Königin Mutter mit Gewalt zu entziehen u. dieselbe verhaften zu lassen, zugleich schlug er ihm aber Richelieu als Minister vor. Er trug von einem Mönch nur die Kutte u. selbst vom Christen nur fast den Namen; er st. 1638. Vgl. Richard, Hist. de la vie du P. J., Par. 1702, 2 Bde. 26) J. a. matre Dei, so v.w. Calasanza.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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