Kupferstechen

Kupferstechen

Kupferstechen (Kupferstechkunst), die Kunst, auf der Oberfläche einer Kupferplatte ein vertieftes Bild hervorzubringen, welches mittels aufgestrichener Farbe abgedruckt u. somit auf leichte Mühe vervielfältigt werden kann. Die Kupferplatten verfertigen die Kupferschmiede; es muß dazu sehr gutes Kupfer genommen werden, welches weder zu weich noch zu spröde, weder aderig, noch löcherig, noch schieferig ist. Die dünnsten Platten sind zwei Linien dick u. nehmen mit der Größe auch an Stärke zu. Die Seite, wo gestochen werden soll, muß recht compact geschmiedet sein; alsdann wird sie auf einem groben Sandsteinabgeschliffen, mit Bimsstein abgerieben, mit Kohle von weichem Holze, z.B. Lindenkohle, od. mit Schieferstein geglättet (gegerbt) u. zuletzt mit einem Polirstahl (Gerbestahl) polirt; letzter besteht aus einem 6 Zoll langen herzförmigen Stück Stahl, welches auf der unteren Seite ganz glatt ist.

Es gibt elf verschiedene Gattungen des Kupferstichs, von denen sich eine jede anderer mechanischer Hülfsmittel bedient. Unter denselben ist die älteste u. vornehmste A) die Kupferstechkunst mit dem Grabstichel od. die Linienmanier. Bei dieser Gattung, dem Kupferstich im engeren Sinne, wird das darzustellende Bild mit dem Grabstichel (s.d.) in die Kupferplatte eingeschnitten. Um das auf Papier gezeichnete Bild auf die Platte überzutragen, wird dieselbe über Kohlenfeuer erwärmt u. mit weißem Wachse od. weichem Ätzgrunde, einer Mischung von Wachs, Pech u. Mastix überzogen u. durch aufgestreutes Schieferweiß weiß gefärbt u. dadurch, das man den Rauch von Wachslichtern daran ziehen läßt, geschwärzt. Das Papier mit dem Bilde wird nun auf der linken Seite mit Pulver von Rothstein bestrichen, auf die Platte gelegt u. mit einer Radirnadel übergangen. Will man das Bild auf der linken Seite nicht mit dem Rothstein beschmutzen, so kann auch ein anderes Stück mit Rothstein überzogenes Papier zwischen das Bild u. die Platte gelegt werden. Nach Anleitung des auf der Platte abgedruckten Bildes werden nun mit der Kaltnadel (s.d.) die Umrisse des Ganzen u. der einzelnen Theile flach in die Platte eingeschnitten. Alsdann wird die Platte über einem Kohlenfeuer erwärmt u. der Wachsüberzug abgewischt. Nun muß der Kupferstecher aus freier Hand mit dem Grabstichel, welcher mit dem Hefte in den Ballen der Hand gestemmt wird, arbeiten, die einzelnen Linien (Taillen) mit sicherer Hand nach der vorher eingeritzten Zeichnung sorgfältig ausführen u. die verschiedenen Schattirungen anbringen. Dies geschieht durch Striche, wo der Kupferstecher mit dem hochschneidigen Grabstichel (s.d.) überall, wo Schatten hinkommen soll, seine Parallelstriche (Schraffirungen) macht, welche, wo der Schatten stärker werden soll, zunehmend breiter gemacht werden. Den noch stärkeren Schatten bewirkt man durch Striche, welche die ersteren nach einem rechten u. spitzigen Winkel durchkreuzen (Kreuzschraffirungen). Den tiefsten Schatten bewirkt man durch eine dritte u. vierte Schraffirung. Durch die Schraffirungen müssen auch die Farben u. die rauhe od. glatte Oberfläche eines Gegenstandes angedeutet werden. Der bei[908] dem Ausschneiden der starken Schraffirung auf der Platte entstehende Draht muß mit einem Schabeisen abgenommen werden, mit demselben werden auch wilde Striche u. kleine Fehler weggeschabt. Die schraffirte Manier hat viel Ausdruck, fernt gut, hat aber häufig, bes. wenn sie von nicht ganz geschickten Meistern angewendet wird, etwas Steifes. Eine große Erleichterung gewährt auch bei der Ausführung von Schraffirungen, welche aus überall gleich breiten Linien bestehen u. die man platte Tinten (Teintes plates) nennt (wie z.B. die Linien des ruhigen Meeres, der Luft, der geraden u. gekrümmten Flächen, der geometrischen u. architektonischen Körper u. Maschinen). die Anwendung der Kupferstichmaschine, welche gerade od. wellenförmige parallele Striche schnell u. mit großer Genauigkeit macht. Die Kupferplatte wird auf einem Tische befestigt; von der Maschine bewegt geht ein Wagen mit einem spitzigen Griffel über die Platte weg. Durch Verrückung des Zeigers an einem Zifferblatte kann man die Entfernung bestimmen, in welcher die Linie von dem Griffel gemacht werden soll, durch den Zeiger eines anderen Zifferblattes wird bestimmt, wie tief der Griffel eingreifen soll. Solche Maschinen hatte man schon 1803 in London, sie waren von Edmund Turell erfunden u. auf das System des Dreiecks basirt, welches, sich an einem Lineale verschiebend, genaue Parallelen gibt. Vollkommener sind die 1815 von Conté in Paris construirten Maschinen, u. die vollkommensten jetzt vorhandenen sind nur Modificationen der Contéschen Construction; vgl. Collasmanier. B) Ätzen od. Radiren. Die Platte wird, wie bei der vorigen Art, mit Ätzgrund überzogen, das Bild darauf copirt, u. nun wird mit der Radirnadel, einem spitzigen runden Stift in hölzernem Griffe, die Zeichnung in den Ätzgrund u. auch wohl flach in das Kupfer gegraben, wobei man nach der schraffirten od. punktirten Manier verfahren kann. Ist die Zeichnung vollendet, so wird ein Rand von Wachs um die Kupferplatte gemacht u. verdünntes Scheidewasser (Ätzwasser) darauf gegossen, welches bald alle Linien u. Punkte, wo der Ätzgrund weggenommen ist, vertieft in die Platte frißt. Dabei wird die Platte auf die Ätzwiege (s.d.) gelegt. Um verschiedene Schattirungen hervorzubringen, werden die Linien der Umrisse u. hellere Schattirungen mit Deckwachs (Gemisch von Baumöl u. Talg zu gleichen Theilen, od. von Wachs, Terpentin, Baumöl u. Schweinefett) zugeklebt u. frisches Ätzwasser auf die Platte gegossen. Auf dieselbe Weise, kann man mit Hülfe des Deckwachses u. frischen Ätzwassers eine dritte u. vierte Verstärkung des Schattens hervorbringen. Geätzte Platten haben gewöhnlich etwas Unreines, daher muß denselben mit dem Grabstichel nachgeholfen werden (Aufstechen, d.h. Vertiefen der flach gewordenen Stellen mit dem Grabstichel); um besser zu sehen, wo die Nachhülfe nöthig ist, wird von der Platte ein Abdruck (Ätzdruck) genommen; Fehler werden mit dem Kratz- od. Schabeisen abgeschabt (Auskratzen); abgenutzte Kupferplatten werden durch Nachhelfen im Stich (Aufkratzen) zu neuen Abdrücken geschickt gemacht. Da das Ätzen von Jedem geübt werden kann, welcher im Zeichnen erfahren ist, so haben sich viele Maler dieser Manier bedient, um ihre Tompositionen zu vervielfältigen, weshalb gerade unter den radirten Blättern die geistvollsten Arbeiten anzutreffen sind. Erfinder der Ätzkunst ist A. Dürer, von den Italienern wird aber die Erfindung dem Mazzola, genannt Parmeggiano, beigelegt. Vortreffliche Radirungen haben außer den Deutschen namentlich die holländischen u. flandrischen Maler geliefert, vor allen Rembrandt u.a. van Dyck; in Frankreich J. Callot u. in England Hogarth. Einzelnes Vortreffliches haben auch spanische u. portugiesische Maler hinterlassen. Als eine besondere Manier des Kupferstichs, welche erst im 17. Jahrh. aufkam u. nur von sehr geübten Stechern betrieben wird, läßt sich dir Vereinigung der Linien- mit der Radirmanier betrachten, wobei durch die Ätzung nur die Anlage, durch den Grabstichel aber die Ausführung bewirkt wird. C) Durch die Punktirkunst werden Kupferstiche hervorgebracht, indem man mit der Punze die Punkte in die Platte schlägt, welche je nach Licht u. Schatten zur Darstellung einer Figur nöthig sind. Diese Manier wurde früher wie später namentlich von Goldschmieden geübt. Zur eigentlichen Kunst erhoben wurde sie zuerst von dem Italiener J. Campagnola, welcher malerische Haltung in seine Blätter zu bringen wußte; später gab J. Lutma in Amsterdam (1681) vortreffliche punktirte Porträts heraus. Ähnlich ist das Opus mallei, eine Art des Kupferstechens, wo man mit einem spitzigen Hammer auf die Kupferplatte schlägt u. durch tiefere od. flachere Punkte Schatten u. Licht des Bildes hervorbringt. Paul Flint von Nürnberg, lieferte 1592 die ersten Platten dieser Art. Verschieden davon ist D) der Englische Punktirstich, welcher von dem Engländer J. Bylaert erfunden u. von F. Bartolozzi in England eingeführt wurde, wo diese Manier viel Beifall fand aber trotz der vielen Stecher, die sich ihrer bedienten, doch nur wenig Gutes aufzuweisen hat. Dieselbe ist stets der Mode unterworfen gewesen. E) Die Geschabte Manier (Schabkunst od. Schwarze Kunst, bei den Italienern Mezzo tinto), bisweilen auch die Englische Kunst genannt, weil sie in England sehr beliebt u. hier auf ihren Gipfelpunkt gebracht wurde. Die polirte Kupferplatte wird zuerst auf der ganzen Oberfläche rauh gemacht; um nun das Bild auf der Platte darzustellen, werden die lichteren Stellen des Bildes abgeschabt u. die ganzen lichten Stellen wieder polirt; der unveränderte rauhe Grund bildet die dunkelsten Schattirungen. Das Rauhmachen der Platte geschieht mit dem Gründungseisen, einem stählernen, keilförmigen Werkzeuge in einem hölzernen Griffe; unten an der Schneide ist es abgerundet u. an der Seite mit seinen Kerben versehen, so daß es bei dem wiederholten Schleifen seine Zähne behält. Mit diesem Werkzeuge wird die Platte in verschiedenen Richtungen übergangen. Das Schaben geschieht mit dem Schabeeisen, dessen Klinge 1 Zoll breit, 2 Linien dick, spitzig u. an der breiten Fläche geschliffen ist. Die fertig geschabte Platte wird beim Drucke wie eine gestochene Platte behandelt. Die Abdrücke von geschabten Platten haben etwas Zartes u. gleichen mehr einem getuschten Bilde. Die Schwarze Kunst wurde von dem hessischen Oberstlieutenant L. von Siegen (der seit 1629 mehre geschabte Blätter herausgab) erfunden u. von dem Prinzen Rupert von der Pfalz mehr vervollkommnet. Durch Letzteren wurde diese Manier nach England verpflanzt, wo jedoch der Architekt Chr. Wren für den Erfinder derselben angesehen wird. F) Die Leblonsche Manier mit bunten [909] Farben, vom Maler Leblon gegen Ende des 17. Jahrh. zu Frankfurt erfunden u. von dem Erfinder selbst, da er mit derselben in Deutschland u. den Niederlanden kein Glück machte, mit Erfolg nach England verpflanzt. Die Platte wird wie bei der Schabkunst behandelt, doch sind zu den farbigen Drucken verschiedene Platten, jede für eine Farbe, nöthig. Schon vorher hatten andere Stecher, wie Lastmann, P. Schenk, Taylor, Versuche im Buntdrucken gemacht, konnten aber, da sie mit Strichen geätzt u. die verschiedenen Farben blos auf die Platten aufgetragen hatten, nicht zu der beabsichtigten Wirkung eines Gemäldes gelangen. Die Blätter Leblon's ahmen zum Theil vortrefflich die Malerei nach, sind aber jetzt sehr selten geworden. G) Die Crayonmanier, welche die Nachahmung von Zeichnungen (in Kreide od. Rothstift) bezweckt, wurde wahrscheinlich in Frankreich von J. C. François um 1756 erfunden, wenn ihm auch N. Magny u. G. E. Demarteau diese Ehre streitig machen, u. von L. Bonnet, sowie von Cornelius Ploos von Amstel verbessert; Letzter lieferte seit etwa 1758 zu Amsterdam Arbeiten dieser Art, welche zu den schönsten Erzeugnissen der Kunst gehören; dahin gehören vor Allem die Nachahmungen der Handzeichnungen der großen holländischen Meister, die von ihm u. nach seinem Tode von H. Josi in kostbaren Werken zu London herausgegeben wurden. Diese Manier ist bes. in Holland heimisch geworden. H) Die getuschte Manier, gewöhnlich Aquatinta- auch Bistermanier genannt, ist der Schwarzen Kunst ähnlich. Ein aus Asphalt u. undurchsichtigem Harz bestehendes Pulver wird auf die Platte gesiebt u. an dieselbe angeschmolzen, dann eine Mischung von Terpentinfirniß u. Elfenbeinschwarz, mittels eines Haarpinsels zuerst auf die Lichter u. die Stellen, welche weiß bleiben sollen, aufgetragen, u. die Platte mit Scheidewasser geätzt, dann aber mit den schwächsten Schatten bis zur dunkelsten Tinte nach u. nach eben so fortgefahren. Die Aquatintmanier ist wahrscheinlich eine Erfindung des Kunstkenners Abbé K. Non; doch wird gewöhnlich J. P. le Prince, um 1768, als der Erfinder genannt. I) Die Farbentuschmanier wurde 1762 von Charpentier in Paris aufgebracht, blieb aber fast nur das Eigenthum französischer Künstler. Eine besondere Art des K-s ist die geographische, welche Plane u. Landkarten liefert u. zu Ende des vorigen u. bes. zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts mehr ausgebildet wurde. Große Genauigkeit der Umrisse, Deutlichkeit der Schrift u. bestimmte Bezeichnung der Erhöhung des Terrains durch Schraffirung sind die wesentlichsten Ansprüche, welche an dieselbe gemacht werden.

Im Laufe des 19. Jahrh. sind der Steindruck u. der um 1825 erfundene Stahlstich mit dem Kupferstich in Concurrenz getreten, dem vierthalb Jahrhunderte lang in Gemeinschaft mit dem Holzschnitt die bildliche Vervielfältigung u. Erläuterung von Druckwerken oblag; der Steindruck ist wohlfeiler als der Kupferstich; der Holzschnitt läßt sich mit dem Typendruck verbinden; der Stahlstich hat vor dem Kupferstich voraus, daß er eine ungemein große Anzahl von Abdrücken gestattet. Während sich eine Stahlplatte bei angemessener Behandlung mehr als 50,000mal abdrucken läßt, wird eine Kupferplatte schon bei 4000 Abdrücken abgenutzt; Radirungen u. Aquatinta gestatten selten mehr als 500 Abdrücke. Dennoch bleibt der Kupferstich immer für Werke der höheren Gattung die geeignetste Art bildlicher Vervielfältigung u. wird für möglichst allseitiger Nachbildung der größten Meisterwerke immer den ersten Rang behaupten.

Die auf irgend eine Art gefertigten Kupferplatten drucken nun die Kupferstecher entweder selbst ab od. überlassen diese Arbeit unzünftigen Handwerkern, den Kupferdruckern. Man gebraucht dazu die Kupferdruckerpresse. Diese Maschine besteht aus zwei hölzernen Ständern, welche mit Querriegeln verbunden sind u. auf einem hölzernen Fuße stehen; zwischen diesen Ständern sind zwei horizontale hölzerne Walzen, jede ungefähr 1/2 Fuß im Durchmesser u. 2–3 Fuß lang über einander befestigt, deren Zapfen auf hölzernen, mit Eisenblech ausgefütterten Pfannen (Sattel) liegen. An dem einen Zapfen der oberen Walze ist ein hölzernes Kreuz (Haspel) befestigt, um sie herumdrehen zu können, auch wird um die oberste Walze ein doppelt zusammengelegtes Stück Molton (Drucktuch) mit Schnuren befestigt. Zwischen beiden Walzen, welche ungefähr 1 Zoll von einander stehen, liegt das Laufbret, eine glatte Tafel von hartem Holze, welche in den Nuten zweier Latten (der Arme) läuft. Große Pressen haben hoch ein Schwungrad an einer eigenen Welle, welche mit Getriebe u. Stirnrad in die obere Welle greift. Soll nun gedruckt werden, so trägt man etwas Kupferdruckerfarbe mit einem Spahn auf die warm gemachte Kupferplatte, vertheilt sie gleichmäßig durch Dupfen mit einem Ballen (Dupfbällchen) u. wischt nun die Farbe mit einem feuchten leinenen Lappen (Wischtuch) od. mit dem Ballen der Hand, od. mit einem aus Filz od. grobem Tuch gedrehten Bällchen (Filzballen) so ab, daß die Farbe nur in den Vertiefungen der Platte bleibt. Nun legt man auf das Laufbret ein Stück Filz od. Pappe, darauf einige Stücken weiches Papier, darauf die Kupferplatte, die gestochene Seite nach oben, darauf das zum Kupferstiche bestimmte Papier, das wenig geleimt, sein, glatt, von allen Höckern befreit sein muß u. vor dem Drucke in einem Gefäß (Baquet) mit reinem od. Alaunwasser etwas angefeuchtet wird, u. darauf wieder einige Stücke weiches Papier. Indem man nun die obere Walze mittelst des Haspels herumdreht, zwängt sich das Laufbret mit der Platte zwischen den Walzen durch, u. der Kupferstich ist auf das Papier abgedruckt. Kleine Platten werden zweimal, d.h. vorwärts u. rückwärts durch die Walzen gelassen (gezwickt). Der Abdruck sehr großer Platten hat auch viel Schwierigkeit, die italienischen u. pariser Künstler haben darin bes. Geschicklichkeit. Nach jedem einzelnen Abdruck muß die Platte frische Farbe bekommen. Die ersten 10 Abdrücke fallen schlecht aus, weil die Platte noch zu rauh ist, die nächsten 2–300 Abdrücke am Schönsten (s. Kupferstich); die späteren Abdrücke werden stumpfer, bleicher u. unreiner, je mehr sich die Platte abnutzt. Von einer gestochenen Platte macht man 1500 gute Abdrücke; die nächsten 1500 haben weniger. Haltung, das vierte Tausend neigt sich schon in das Graue; eine geätzte Platte liefert etwa 500, eine leicht radirte nur etwa 150 gute Abdrücke. Gewöhnlich druckt man schwarz; die dazu nöthige Kupferdruckerschwärze wird aus, zu Firniß eingesottenem Nußöl (Kupferdruckeröl) u. aus einem, aus Branntweinhefen, Weintrestern u. Knochen bereiteten Schwarz bereitet. Bisweilen gebraucht man statt der schwarzen Farbe auch Karmin, Zinnober, Mennig, Ocker u.[910] Berlinerblau. Auch macht man Abdrücke von mehren bunten Farben, so daß der Kupferstich einem Gemälde gleicht, man nimmt dazu mehre zu einander passend gestochene Platten, od. man trägt die verschiedenen Farben auf einer Platte auf; hierin haben es die Engländer am weitesten gebracht. Es ist schwieriger, liefert aber feinere Kupferstiche.

Die Kupferstechkunst war den Alten nicht bekannt, sondern fand erst im Laufe des 15. Jahrh. ihren Ursprung. Die ersten Spuren von Abdrücken von Metallplatten finden sich in Oberitalien, wo schon sehr früh die Goldschmiede von ihren Nielloarbeiten vor dem Einlassen des Niello in die gestochene Arbeit Abdrücke in Schwefel u. seit etwa 1460 auch Abdrücke in Papier, jedoch nur als Proben ihrer niellirten Arbeiten gemacht wurden. Ein solcher Abdruck, den der Niellirer Maso Finiguerra im Jahre 1452 machte, findet sich noch im Kupferstichcabinet zu Paris, doch ist deshalb Finiguerra noch nicht als Erfinder des Kupferstichs zu betrachten. Die älteste mit einer Presse zum Zwecke der Vervielfältigung von einer gestochenen Platte abgedruckten Blätter rühren von einem Deutschen her, welcher sich jedoch nur mit dem Buchstaben E. S. (vielleicht Monogramm des Meisters Erhard Schön) zeichnete u. um 1465 od. 1466, vielleicht auch schon früher, arbeitete. Ihm folgten eine Reihe zum Theil trefflicher Kupferstecher, die meist auch Maler waren, u. unter denen Martin Schongauer, gewöhnlich Schön genannt, obenan steht. Sonst sind vor Allen Albrecht Dürer u. die sogenannten Kleinen Meister zu nennen, unter denen G. Penz, B. u. H. S. Beham, Aldegrever, J. Bink, Albrecht Altdorfer die namhaftesten sind. Gleichzeitig wurde die Kunst auch in Italien, bes. durch Maler, durch die Niello's darauf geleitet, ausgebildet, wie außer Baccio Baldini, um 1460, namentlich durch den Maler Andr. Montagna (um 1465), bis sie hier durch Marc Antonio Raimondi, den Freund Rafael's, zu einer bis dahin unbekannten Vollkommenheit erhoben ward. Ist nun auch die Erfindung des K-s zweifelhaft, so erschien doch das erste Buch mit Kupferstichen unbezweifelt in Italien; es war: Libro intitolato Mente sancta di Dio composto da messer Antonio da Siena Veschovo di Fuligno, Florenz 1477. Gleich darauf erschien eine Ausgabe des Ptolemäos, Rom 1478, mit 27 von Konrad Schweinheim u. Bücking, zwei Deutschen, gestochenen Landkarten. Das älteste in Deutschland gedruckte Buch, in welchem Kupferstiche vorkommen, ist das Missale herbipolense, vom Jahre 1481. Bald wurde das K. auch in andere Länder übertragen; so erschien schon zu Lyon 1488 Peregrination de Oultremer en Terre Sainte. Die eigentliche Kunst des Kupferstichs gelangte jedoch erst um die Mitte des 16. Jahrh. durch Primaticcio u. Meister Rosso nach Frankreich, welche dort, wo die Kunst bisher fast nur von einigen Goldschmieden geübt worden war, eine eigene Schule begründeten, die man gewöhnlich die Schule von Fontainebleau zu nennen pflegt. Während Dürer in Deutschland, Raimondi in Italien wirkten, blühte in den Niederlanden Lukas von Leyden, neben welchem Dirk van Staren, die Gebrüder Wierx u. später H. Goltzius mit seinen Schülern als die fruchtbarsten Künstler der damaligen Zeit zu erwähnen sind. Eine neuere Italienische Schule des Kupferstichs wurde von dem Holländer Cornelis Cort begründet, welcher Agostino Caracci als einer der größten Meister angehört. Als Grundzug ist allen diesen Kupferstechern der früheren Zeit im Ganzen eine treue Hervorhebung der Umrisse bei ziemlicher Einförmigkeit der Schraffirungen gemeinsam. Eine neue Glanzepoche der Kupferstechkunst wurde durch Rubens eingeleitet, an dessen Seite Bolswert, P. Pontius u.a. den Grabstichel meisterhaft führten. Cornelius Visscher gilt für den vorzüglichsten Kupferstecher jener Zeit in den Niederlanden. Durch Bloemart bildete sich eine neuere Schule in Frankreich, während in Deutschland sich Matth. Merian, Vater u. Sohn, durch ihre zahllosen Blätter einen großen Ruf erwarben. Geistreicher als Letztere arbeiteten jedoch B. Killian u. Wenzel Hollar. Der berühmte J. Frey gehörte der Italienischen Schule an. Aus der Kupferstechschule G. Wagner's in Venedig ging Bartolozzi hervor, welcher namentlich in England thätig war u. tüchtige Schüler fand. In Frankreich wurde die frühere Glanzperiode der Kunst bes. durch G. F. Schmidt aus Berlin u. J. H. Wille aus Hessen erneuert, während im 18. Jahrh. Cunego in Italien eine Menge Schüler zog, welche, sich von der gleichzeitigen Malerei emancipireud, zu den großen Meistern des 16. Jahrh. zurückkehrten u. somit die Italienische Schule der Kupferstechkunst bes. hoben. Auch die neuere Deutsche Schule hat viele der trefflichsten Künstler aufzuweisen, so Fr. v. Müller, dessen Madonna di S. Siste einzig dasteht; ferner: K. Rahl, K. Heß, Reindel Ulmer, Leybold, Lutz, Aloys Keßler, K. Barth, Amsler, Ruschweyh, Krüger, Stölzel, Chodvwiecki, J. E. Ridinger, Bause, Bolt, Clemens, Gmelin, J. S. Klauber, J. Schmuzer, Amler, Böhm, Jury, Meno, Haas, Steinla, Schwerdtgeburth, Fleischmann, E. Mandel. Ein Meisterstück des Grabstichels ist A. Keller's Stich der Disputa Rafaels. Dürner, Sinzwich u. John in Wienlieferten Vorzügliches in Punktirier Manier; in Tuschmanier Piringer ebenda u. W. Kobell in München. Für Landschaften Darnstedt, Duttenhofer, Frenzel, Frommel, Geisler, Günther, Haldenwang, Reinhardt, Veith; für Thiere: Klein, Ridinger, Hegi u. G. Mind. Im Radiren haben sich Bartsch, Ford, K. Reinhard, Frommel, Koch, Marie Ellenrieder; in der Schabkunst: Pichler, Friedhof, Wenk ausgezeichnet. Frankreich zeichnet sich bes. durch die Technik seiner Abdrücke aus u. hatte hierin bis auf neuere Zeit andere Nationen, darunter auch die deutsche, hinter sich gelassen. A. Boucher-Desnoyer ist dort in neuerer Zeit anerkannter Meister; ferner verdienen Lignon, Massard, Richomme, Dieu, Girodet, Gudin, Audoin, Jazet (Letzter vornehmlich in Tuschmanier) hohe Anerkennung. Erst seit neuerer Zeit können jedoch Deutsche wie Franzosen mit der Italienischen Schule wetteifern. Dort brach Volpato u. dessen Schüler Rafael Morghen nur die Bahn, der Mailänder Longhi u. Anderloni setzten die Mailändische Schule an die Spitze aller Kupferstecher, u. auch Toschi, Schiavone, Bettelini, Gandolfi, Garavaglia, Rosaspina, Benoglio, Giberti, Palmerini, Porporati, Rainaldi, Rampoldi, Rossini, Pinelli u. Lasinio leisteten in verschiedenen Genren Treffliches. Auch England leistet in Kupferstichen Vorzügliches, obgleich man das Gute u. Gediegene, das z.B. Earlom, Pither, Dixon, Green in Schabmanier, Holloway, Webber, Raimbach, Smith, Middiman, Byrne, Mason, Moses u.a. liefern, nicht mit dem eines Theils geleckten u. überzierlichen, auf der andern Seite aber nachlässigen Effectsuchen der neueren englischen Stiche verwechseln muß, von denen die[911] dortigen Kupferstichläden voll sind. Unter den holländern zeichneten sich Pontius, Edelink, Troostwyck, van Os, Overbeck, Jansen, Chalon u.a. aus. Vgl. Quandt, Entwurf zu einer Geschichte der Kupferstechkunst, Lpz. 1826; Heller, Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler, Bamb. 1824, 2 Bde.; Bartsch, Peintre-Graveur, Wien 1802–1821, 21 Bde.; Bartsch, Anleitung zur Kupferstechkunde, ebd. 1821, 2 Bde.; A. Bonnardot, Essai sur l'art de restaurer les estampes et les livres, 2. Ausg., Par. 1858; H. Lödel, Kleine Beiträge zur Kunstgeschichte, Köln 1857; Naumann u. Weigel, Archiv für die zeichnenden Künste, Lpz. 1855 f.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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