Dänische Literatur

Dänische Literatur

Dänische Literatur. Die D. L. im weiteren Sinne des Wortes ist wesentlich ein Erzeugniß der neueren Zeit. Sie hat sich erst seit dem 18. Jahrh. ausgebildet; doch war der Kern zu ihr bereits im Zeitalter der Reformation vorhanden. Wie Dänemark eine mittelalterliche Geschichte besitzt, so hat es auch eine mittelalterliche Literatur, doch kann man diese nicht als eine eigenthümliche nationale Literatur, sondern nur als einen Theil der allgemeinen Skandinavischen Literatur des Mittelalters betrachten. Den Hauptbestandtheil derselben bilden die dänischen Volks- u. Heldenlieder (Kjämpeviser), die in ihrer gegenwärtigen Form bis in das 13. Jahrh. hinausreichen, jedoch ihrer Mehrzahl nach erst im 14. Jahrh., u. soweit sie historische Lieder sind, noch im 15. u. 16. Jahrh. entstanden sind; dieselben wurzeln zum Theil noch in den altnordischen Sagas; das altnordisch-mythische Element erscheint in ihnen mit der Romantik des späteren Mittelalters verbunden. Eine Anzahl derselben wurde bereits im 16. Jahrh. treu aus dem Munde des Volkes von A. S. Vedel (Et hundret udvalgte danske viser, Ribe 1591 u. ö.) aufgezeichnet, eine vermehrte Sammlung veranstaltete Peder Syv (Kopenh. 1695 u. ö.), die vollständigste von Nyerup, Abrahamson u. Rahbek (Ud valgte danske viser fra middelalderen, 1810–14, 5 Bde.), welche Rasmussen u. Nyerup später (Ud valg af danske siser fra midten af det 16. aarhundrede, 1821, 2 Bde.) ergänzten. Die ältesten eigentlich dänischen Sprachdenkmäler, die jedoch nicht über das 12. Jahrh. hinausgehen, bilden die Gesetze der alten Könige; dahin gehören: Knut's des Großen Vitherlagsret (Leges castrenses), vom Bischof Absalon gesammelt u. eingeführt, vom Geschichtschreiber Svend Aagesen übersetzt; das Skanske Lov für Schonen, aus der Zeit Waldemar's I. (Kopenh. 1505, 1853, lateinisch von Andreas Sunesön, ebd. 1596); das Kirchenrecht vom Jahr 1162 in 25 Artikeln, verfaßt von Thord Gilker (ebd. 1505); das Sjellandske lov od. Seeländische Gesetz vom Jahr 1171, gewöhnlich König Erik VII. beigelegt u. nach diesem benannt (ebd. 1505, 1576, herausgeg. von Kolderup Rosenvinge, 1821, u. von Thorsen 1852); das Saellandske lov von Waldemar u. das Saellandske Kirkelov vom Bischof Absalon, das älteste Seeländische Gesetz (herausgeg. von Thorsen, ebd. 1852); Rigens ret (Reichsrecht),[725] von 1180, von Erik VII., verbessert 1244, von Christian IV. publicirt (ebd. 1621, 1624); Eriks VII. Birkeret (Gerichtssprengelrecht), 1269 publicirt (ebd. 1623); vor allen aber von Wichtigkeit ist das Jydske lovbog od. das Gesetz für Jütland, 1240 auf dem Reichstage in Vordingborg gegeben, wurde, unter Aufhebung aller früheren einzelnen localen Sammlungen mit Ausnahme der in Kraft bleibenden Gesetze für Schonen u. Seeland, allgemeines Landesgesetz u. bildet somit die Grundlage der ganzen heutigen dänischen Gesetzgebung (zuerst Kopenh. 1501, mit Kunt Kobson's lateinischer Übersetzung u. Thord Degn's Zusätzen, 1508, 1580, 1590, 1600, 1642, kritische Ausgaben von Kofod Ancher, 1783, von Petersen, 1850 u. nach dem Flensburger Codex von Thorsen, 1853). Vgl. Veile, Glossarium iuridicum danicum, Kopenh. 1641, 2. Aufl. 1652, 1665), Kolderup-Rosenvinge, Grundrits af den danske retshistorie (2. Aufl. 1832–33, 2 Bde.).

Nach Auflösung der Calmarschen Union (1524) beginnt erst die selbständige politische Existenz des heutigen Dänemark u. mit ihr die Anfänge einer eigentlich Dänischen Literatur. Wie der Staat, so entwickelte sich auch die Literatur von jetzt an in einem gewissen Gegensatze zur skandinavischen Vorzeit, unter dem vorwiegenden Einfluß fremder Bildungsmittel, namentlich des klassischen Alterthums u. der deutschen Cultur. Gleichzeitig wurde die ganze Entwickelung Dänemarks durch die Reformation (1527–1537) in eine neue Bahn gelenkt; zwar hatten schon vorher einmal unter Waldemar dem Großen die klassischen Studien in Blüthe gestanden, von der noch jetzt das große nationale Geschichtswerk des Saxo Grammaticus (s.d.) ein glänzendes Zeugniß ablegt, doch hatte dieser Aufschwung seinen Grund weniger in der allgemeinen Richtung der Zeit, als vielmehr in der persönlichen Neigung einiger ausgezeichneter Männer am Hofe Waldemars, wie vor allen des großen Bischofs Absalon (1128–1201). Auch der Einfluß der deutschen Cultur blieb vor der Reformation nur auf die höheren Kreise beschränkt, auf die Höfe der Könige von deutscher Abstammung, auf den Adel u. die Vornehmen. Auch alle übrigen Unternehmungen, die zur Wiederherstellung der Wissenschaften versucht wurden, wie namentlich die Gründung der Universität in Kopenhagen durch Christian I. (1479) u. die Einführung der Buchdruckerkunst (um 1490), erhielten erst Bedeutung durch die Reformation; vor letzter lag die Bildung in den Fesseln der Scholastik gefangen, ohne sich irgendwie über den trockenen u. schwerfälligen Schematismus der Zeit zu erheben. Viele Dänen studirten auch in Paris, damals dem Hauptsitze der Scholastik, u. standen dort in ziemlichem Ansehen. Diese Bildungszustände gegen Ausgang des Mittelalters zeigen sich auch in den literarischen Bestrebungen dieser Zeit. Die Dichter, welche auftraten, waren fast ausschließlich Geistliche, bedienten sich meist der lateinischen Sprache, entnahmen ihre Stoffe ausschließlich dem Kreise ihrer theologischen Anschauungen u. Kenntnisse u. beschränkten sich in der Form auf eine steife, pedantische Nachahmung des Alterthums. Auch die deutschen Einflüsse zeigten sich bereits in der D. L.; so bei Heinrich Mikkel, der um die Mitte des 15. Jahrh. Prediger in Odense war u. ein mystischallegorisches Gedicht: Om Jongfra Mariens rosenkrands (Kopenh. 1515), sowie Om skabelsen u. Om del menneskelige levnet (herausgeg. von Molbech, ebd. 1836) verfaßte; ferner in den Drei Spielen des Schullehrers Christian Hansen in Odense, welche halb Schwank, halb Mysterium sind; in dem Gedichte Bruder Rausch u. der dänischen Bearbeitung des Romans von Flos u. Blankeflos. Die deutschen Vorbilder erhielten die Dänen durch das Medium der niederdeutschen Literatur; das einzige nationaldänische Werk von Bedeutung aus der Zeit vor der Reformation ist die wahrscheinlich 1478 vollendete dänische Reimchronik des Bruders Niel von Soroe (herausgeg. von Molbech, Kopenh. 1825), die seit ihrem ersten Drucke (1493, 9. Aufl. 1613) ein sehr beliebtes Buch wurde. Andere Sprachdenkmäler sind noch das angeblich aus dem 13. Jahrh. stammende Arzneibuch von Henrik Harpestreng (herausgeg. von Molbech, Kopenh. 1826), eine dänische Übersetzung des Alten Testamentes (herausgeg. von Molbech, 1828) u. Peder Lolle's Sammlung dänischer Sprüchwörter (zuerst Kopenh. 1506, herausgeg. von Nyerup 1828), zu Anfang des 14. Jahrh. entstanden u. bis in die Reformationszeit hinein ein beliebtes Schulbuch.

Erst gegen die Mitte des 16. Jahrh. nach Aufhebung der Kalmarischen Union u. Einführung der Reformation beginnt die Bildung der D. L. im eigentlichen Sinne des Wortes. Die Elemente der neuen Bildung sind die antike Welt u. die deutsche Literatur, beide belebt durch den Einfluß der Reformation, welche Johann Bugenhagen, von Luther geschickt, hier einführte. Auch für die Folgezeit blieb Wittenberg maßgebend für die Kopenhagener Universität u. die gesammte wissenschaftliche Bildung in Dänemark; viele der höchsten u. einflußreichsten Beamten des Staates, wie Johann Friis (st. 1575), Niels Kaas (st. 1594) u. Andere, waren in Wittenberg gebildet u. persönliche Schüler Luthers u. Melanchthons. Die Universität u. das gelehrte Schulwesen wurde verbessert, zahlreiche deutsche u. auch holländische Gelehrte in das Land gerufen; durch Übersetzungen griechischer u. bes. römischer Klassiker wurde der Geschmack geläutert. Die Deutsche Literatur bot damals zwar nur wenig, was den Dänen zum Vorbild u. zur Nachahmung dienen konnte, doch besaß sie ein Werk, Luthers Bibelübersetzung, die alles Andere aufwog. Ein Luther für die Dänische Schriftsprache war Christiern Pedersen (s.d.); er war zugleich der größte Schriftsteller der Dänen im Reformationszeitalter; alle seine Schriften wurden in zahlreichen Auflagen verbreitet. Zwar hatte Hans Mikkelsen bereits das Neue Testament (Lpz. 1524) übersetzt, allein es genügte sprachlich nicht, weshalb Pedersen dasselbe (Antw. 1529) nebst dem Psalter (ebd. 1529) aus dem Grundtexte übertrug; neben ihm förderten Paul Eliä, genannt Vendekaabe, Peder Lille von Roeskilde, Hans Taufen, Petrus Palladius, Niels Henmingsen die Reformation durch Wort u. Schrift. Mehrere der Letzteren traten auch als Liederdichter auf. Als Nationalwerk oben an steht die auf Befehl Christians III. veranstaltete Bibelübersetzung (Kopenh. 1550), zugleich in Bezug auf Sprache ein Meisterwerk. Das beste der ältesten dänischen geistlichen Dichtungen vereinigte Hans Thomäson (st. 1573) in seinem Dansk Psalmebog (Kopenh. 1569 u. ö.). Dem großen Übergewichte, welches damals bis zum Schluß des 17. Jahrh. herab die Theologie auf das gesammte geistige Leben des dänischen [726] Volkes übte, entspricht es, daß fast alle Dichter dieses Zeitraumes dem geistlichen Stande angehören u. ihre Stoffe dem kirchlich-religiösen Gebiete entnehmen. Vielfach war es die Bibel, welche den Stoff zu Hymnen, erbaulichen Erzählungen u. dramatischen Versuchen bieten mußte. Unter den Hunderten von Dichtern dieser Zeit, welche die Literarhistoriker aufzählen, sind nur vier von wirklicher Bedeutung, Anders Arreboe (s.d.), der für den Vater der dänischen Dichtkunst gilt u. sich im Epos versuchte; Anders Bording (1619–67), der sich im lyrischen Gelegenheitsgedicht (Poetiske skrifter, Kopenh. 1723) auszeichnete; Thomas Kingo (s.d.), welcher die trefflichsten geistlichen Lieder hinterließ, u. Jörgen Sörterup, s.d. (st. 1722), welcher das alte Heldenlied in echt nordischem, aber auch nationalem Geiste wieder belebte. Mit diesen letzten beiden Dichtern erreichte die dänische Poesie ihre erste Culmination. Daneben ist noch zu nennen der Norweger Peder Daß (st. 1708) wegen seiner biblischen Volkslieder; Jens Sten Schested (st. 1695) u. Povel Inul (st. 1723) als beschreibende u. didaktische Dichter. Töger Reenbergs (st. 1741), Poetiske skrifter (Kopenh. 1769, 2 Bde) zeichnen sich metrisch u. sprachlich, sowie durch ihren ungesuchten Witz aus. Der erwähnte Bording schrieb seit 1666 den Danske Merkur, eine politische Monatsschrift, in Versen nach Art der Reimchronisten. Biblische Dramen dichteten im 16. Jahrh. Hieron. Justesen Ranch (st. 1609), dessen Kong Salomons Hylding (1585), Samsons Fängsel (1633) u. Karrig Nidding (1633) oft gedruckt wurden, u. Peder Hegelund (st. 1614), Verfasser der Susanna (1578). Beide hatten zahlreiche Nachfolger, deren Reihe Erik Pontoppidan (s.d.) der Ältere (st. 1678) beschloß. Die Geschichte, überhaupt die Erforschung heimathlicher Zustände, wurde in diesem Zeitraum eifrig angebaut. Die politische Selbständigkeit Dänemarks einerseits, die Belebung der Philologie andrerseits, die sich auch bald der altnordischen Vorzeit zuwendete, gaben diesen Studien u. Arbeiten bei der angeborenen Neigung des Volkes für dieselben einen neuen Aufschwung; so schrieben theils in lateinischer, theils in dänischer Sprache eine große Anzahl nationalgeschichtlicher Werke, wie Hans Svaning (1503–84); Anders Söffrensön Vedel (s.d.), dessen Volksliedersammlung eine mächtige Anregung für die vaterländischen Dichter u. Geschichtschreiber wurde; Arild Hvitfeld, dessen Danmarks riges krönike (Kopenh. 1595–1604, 10 Bde., 1682, 2 Bde.), von unschätzbarem Werthe ist; Niels Krag (st. 1602), Claus Christopher Lyschander (1557–1623), der eine dänische Chronik u. Danske Kongars slägtebog (Kopenh. 1622) verfaßte. Später lebten Joh. Isaac Pontanus (1571–40), Corn. Hamsfort (st. 1627), Nik. Helvaderus (st. 1634), Bitus Bering (st. 1675), Arent Berndtsen (st. 1680), bes. durch Danemarks og Norges frugtbare herlighed (Kopenh. 1656) bekannt; Hans Svaning der Jüngere (st. 1675), der sich bes. als Chronolog verdient machte; Jonas Ramus (st. 1718), welcher mehrere Werke über die ältere nordische Geschichte lieferte. Mit den historischen Studien in Zusammenhang steht die Richtung auf Erforschung der Philologie u. des Alterthums überhaupt, wie des nordischen Alterthums insbesondere. Auf letzterem Gebiete begannen schon im 16. Jahrh. Gelehrte, wie Gudmund Andreä, Runolf Johnson, Arngrim Johnson, genannt Vidalin, später Ol. Worm, Thom. Bartholin der Jüngere, Peder Rosen, Thom. Broder Birkerod, Otto Sperling, Thorlak Skuleson, vor Allem Peder Syv den Weg zu bahnen, auf welchem später mit so großem Erfolge gearbeitet wurde. Während diese Bestrebungen mehr nur im Vaterlande selbst Anerkennung fanden, errang der dänische Geist auf dem Gebiet der Naturwissenchaften für diese Zeit einen europäischen Glanz. Eine eben so glänzende als einflußreiche Gruppe von Gelehrten, welche Dänemark einen der hervorragendsten Plätze in der Geschichte der Wissenschaften des 16. u. 17. Jahrh. sichern, bilden die Namen Kaspar Bartholin (1585–1692) mit seinen gelehrten Söhnen u. Enkeln, unter denen namentlich Thomas Bartholin (1616–80) als der größte Anatom u. einer der ersten Polyhistoren seiner Zeit eines Weltrufs genoß, Ole Worm (1588–1629), Tycho de Brahe (1546–1601), Christian Longomontanus (st. 1647), einer der größten Anatomen seines Jahrh., Ole Römer (1644–1710), ebenfalls Anatom, Holger Rosenkranz (st. 1642) etc. Mehrere dieser Gelehrten, wie namentlich die Familie Bartholin, gehörten der humanistischen Schule an u. waren gleichzeitig die Stützen u. Förderer der klassischen Studien. Als namhafte Philologen sind hervorzuheben Povel Jensen Colding, Henr. Ernst (st. 1665), Rasmus Vinding (st. 1684), Ole Borch (Olaus Borrichius, st. 1690), Anders Borch (st. 1709) etc. Wie in den übrigen Ländern klassischer Bildung fanden sich in dieser Zeit auch zahlreiche lateinische Dichter, unter denen bes. B. Knudsen, Ch. Aagaard, H. Harder, Rasm. Glad (Laetus), Ole Borch namhaft gemacht werden. Vgl. Rostgaard, Deliciae poetarum Danorum (Leyd. 1693, 2 Bde.). Verdiente Orientalisten sind Niels Pedersen (st. 1634), M. P. Grum (st. 1652), Jak. Bartholin (st. 1653), Th. Bang (st. 1661), vor Allem Chr. Nold (st. 1683). Als die bedeutendsten Vertreter der Theologie gelten nach der Reformation im 16. Jahrh. Hemmingsen, im 17. Jahrh. I. R. Brochmand (1585–1652), dessen Schüler Hans Svaning der Jüngere, Jens Birkerod (st. 1686) u. Joh. Brundsmand (st. 1707).

Eine neue Epoche der dänischen Nationalliteratur wurde durch Ludwig v. Holberg (s.d.) herbeigeführt. Er war nicht blos der Schöpfer einer nationalen Bühne, sondern er wußte auch dem dänischen Nationalcharakter durch seine verschiedenen poetischen u. prosaischen Schriften einen ganz neuen lebendigen, bis in die Gegenwart herein noch fortwirkenden Impuls zu geben. Es wurde die D. L. zwar nicht an den lebendigen Born der vaterländischen Vorzeit zurückgeführt, doch in die eigene Gegenwart zum Mittelpunkt des nationalen Lebens hingelenkt u. dem unmittelbaren Bewußtsein seiner Zeit u. seines Volks wieder nahegerückt. In Folge der Bestrebungen Holbergs trat Dänemark zuerst als thätiges Mitglied in die moderne Literatur, diese fördernd, ein. Was Holberg begonnen hatte, wurde im Laufe der Jahre durch Johannes Ewald (s.d.), gleichbedeutend als Dramatiker wie als Lyriker, vollendet. Beide Dichter bezeichnen das Goldene Zeitalter der D-n L. Zu ihrer Zeit entwickelte sich einerseits eine literarische Kritik, andererseits bildete sich das Sprachstudium aus. Das erste Blatt für wissenschaftliche Kritik waren De lärde titender (1720–30), begründet von Joach. Wieland (st. 1730). Gute [727] Organe für die ästhetische Kritik schufen Jens Schielderup Sneedorff in den Zeitschriften Den patriotiske tilskner (Soroe 1761–65) u. Jakob Baden (st. 1804) in Den kritiske journal (Kopenh. 1768–69). Letzterer bekundete sich nicht nur als einen geschmackvollen u. unparteiischen Kritiker, wie unter Anderem noch in Kjöbenhavns Universitätsjournal (1793–1801), sondern auch als Grammatiker u. Übersetzer (z.B. des Tacitus) für Reinheit u. Bereicherung der Muttersprache. Auch die königliche Gesellschaft der Wissenschaften, gegründet 1742, u. Dänische Gesellschaft zur Verbesserung der nordischen Geschichte u. Sprache, 1785 von Langenbek begründet, übten einen nicht geringen Einfluß auf die Ausbildung der Sprache aus. Sehr anregend wirkte die Gesellschaft zur Beförderung der Schönen Wissenschaften u. des Geschmacks, welche seit 1758 Preise für gute Leistungen in Poesie u. Prosa aussetzte u. die gekrönten Arbeiten (Kopenh. 1764–79, 7 Bde.) drucken ließ. An der Spitze der deutschen Partei stand der Kritiker Joh. Elias Schlegel (s.d.), welcher dem Klopstockschen Geschmacke in der D. L. Geltung zu verschaffen suchte. Um die Sprache machte sich sonst noch als Grammatiker Werner Hans Fr. Abrahamsen (st 1812), verdient. Als Kritiker gewannen auf die Entwickelung des Nationalgeschmacks erst Adolf Gotthard Karsten, später namentlich Levin Christian Sander u. Knut Lyne Rahbek (st. 1830) als Kritiker großen Einfluß. Letzter machte sich um die Herausgabe u. Sammlung der Werke verschiedener dänischer Dichter u. Schriftsteller verdient; auch fanden die von ihm trefflich geleiteten Zeitschriften Minerva (1785) u. Danske Tilskner (1791–1809) mehrfache Nachahmungen, wie z.B. in S. Poulsen's Iris (1791). Namentlich in der Zeit bis auf den Sturz Struensee's herrschte ein reges Leben auf dem Gebiet der Poesie. Neben Holberg, u. zum großen Theil durch ihn angeregt, traten als Dichter auf: der Satyriker Wilh. Helf, dessen Poetiske skrifter (Kopenh. 1732) jedoch von den beißenden Satyren Christian Falster's (st. 1752) übertroffen wurden; Braumann Tullin (st. 1765), in dessen Samtlige skrifter (Kopenh. 1770–73, 3 Bde.) die lyrischen u. beschreibenden Poesien ein höheres Streben bekunden. Ambrosius Stub (st. 1758) zeichnete sich als talentvoller geistlicher Dichter aus, wurde aber von Hans Adolf Brorson (st. 1764), dem zweiten großen geistlichen Dichter der Dänen (Psalmer og aandelige sange, herausgegeben von Holm, 2. Aufl. Kopenh. 1838) weit übertroffen. Im dramatischen Genre fand namentlich das komische Drama eine Anzahl von tüchtigen Vertretern, darunter besonders hervorzuheben: Joh. Hermann Wessel (st. 1785), dessen Ruf sich auf sein einziges, aber meisterhaftes Stück Kjerlighed uden strömper (Kopenh. 1772) gründet; ferner Joh. v. Wibe (st. 1782), der Verfasser von De nysgjerrige mandvolk (Kopenh. 1783); Frederik Wilh. Wiwet (st. 1793), bekannt durch sein Datum in bianco (Kopenh. 1777); Joh. Clemens Tode (st. 1806), der sich in vielen anderen Dichtungen versuchte, im komischen Drama sich aber bes. durch seine Söofficererne (1782) u. Aegteskabsdjevlen (1783) verdient machte; Enevold Falsen (st. 1808); Christian Olufsen (st. 1822), dessen Gulddaasen (1793) eine bleibende Stelle in der Geschichte des komischen Dramas behaupten wird. Jedoch alle diese Dramatiker müssen vor Peder Andreas Heiberg (s.d.) in den Hintergrund treten. Das eigentlich vaterländische Trauerspiel begründete erst Joh. Ewald mit seinem Rolf Krage. Sonst zeichneten sich als Dramatiker aus noch Ole Johan Samsöe (st. 1796), der in seiner Dyveke (in den Efterladte digteriske skrifter, Kopenh. 1796 u. ö., 2 Bde.) u. Levin Christian Sander (st. 1819), der in Niels Ebbesen (1799) rein vaterländische Stoffe w. ählle, sowie Thomas Thaarup (s.d.), der in seinen Singspielen die echt nationale Saite anschlug. Außer den schon genannten Dichtern nahmen als Lyriker eine hervorragende Stelle ein: die Brüder Claus u. Peder Harboe Friman; ferner Joh. Nordahl Brunn (st. 1816), dessen patriotische Gesänge geschätzt werden; Jens Zetlitz, der im scherzhaften u. heiteren Liede Vorzügliches leistete; Eduard Storm (st 1794), der sich in Nachbildungen des alten Heldenliedes versuchte. Origineller Geist u. kaustische Laune charakterisiren die Satyre u. scherzhaften Lieder der Brüder Peder Magnus Trojel (st. 1793) u. Peder Kofod Trojel. st. 1784). Von nachhaltiger Wirkung war das romantische Epos Stärkodder (1785) von Christian Pram (s.d.), welches in das altnordische Leben hineinführt u. die Bahn der Dichtung zu einer reichen Mine leitete. Den Schlußstein dieser Entwickelungsphase der D-n L. bildet der auch der Deutschen Literatur angehörige Jens Baggesen, der bei den Dänen bes. als Lyriker u. komischer Epiker hochgeschätzt ist u. überhaupt für den Lieblingssänger der Nation gilt.

Vollendet wurde die nationale Selbständigkeit der D-n L. im Anfang des 19. Jahrh., als durch die dänischen Romantiker, vor Allen durch Adam Öhlenschläger (s.d.), auch die frühere Geschichte des dänischen Volkes, das skandinavische Mittelalter mit seinen nordischen Göttern, seinen Sagen u. Geschichten, in der Poesie zu neuer Geltung u. Versöhnung kam. Der bedeutendste Epiker der neuesten D-n L. ist unstreitig Öhlenschläger; neben u. nach ihm erwarben sich in dieser Dichtgattung noch B. S. Ingemann (s.d.), H. W. Kaalund, Fr. Paludan-Müller (s.d.), Winther, Andersen, H. Hertz einen Ruf Wohl die bedeutendste Erscheinung der neuesten dänischen Poesie ist Paludan-Müller's Adam Homo, ein episch-didaktisch-satyrisches Werk. In der Fabel vermochten Winther, H. Kaalund u. Fr. Schaldemose die älteren Dichter Storm u. Tode nicht zu erreichen. Lehrgedichte versuchten H. Chr. Örsted, H. Hertz u. Otto D. v. Staffeldt. In der Satyre wurden H. Hertz's Gjengangerbreve Epoche machend. In der Art Glasbrenners arbeitet Jörgensen, dessen zahlreiche kleine Schriften sich des in Dänemark seltenen Glücks vielfacher Auflagen erfreuen. De namhafteste Lyriker der Gegenwart ist Chr. Winther (s.d.); nächst ihm sind noch H. Hertz, H. P. Holst, K. Bugger, I. E. Boye, Andersen (j. d.), St St. Blicher, P. L. Möller, H. Buchwaldt, Chr. K. F. Molbech u. Rosenhoff zu nennen, weniger bedeutend sind Bjerregaard, I. Homann, Th. Kjernij, C. Inul, Welhaven, F. V. Karup u. A. Eine vorzügliche Pflege auch in neuester Zeit fand das Kirchenlied. An der Spitze der Dichter geistiger Lieder steht F. S. Grundtvig, neben welchem noch V. Chr. Hjort, Ingemann, C. I. Boye, H. A. Timm hervorzuheben sind. Eine umfassende Sammlung dänischer Psalmen in historischer[728] Folge haben C. I. Brandt u. L. Helveg begonnen (1844 f.). Dänemarks erster Dramatiker der Jetztzeit ist I. L. Heiberg (s.d.), der seit 1812 unablässig den lautesten Beifall erntete. Auf dem Gebiete der nationalen Tragödie behaupten Öhlenschlägers Arbeiten den ersten Rang. Vorzügliches im ernsten Drama leisteten auch B. S. Ingemann, I. Carsten von Hauch, F. Paludan-Müller, H. P. Holst u. der auch auf deutschen Bühnen bekannte H. Hertz. Andersen's dramatische Arbeiten konnten keinen anhaltenden Beifall finden. Sonst veröffentlichten noch C. K. F. Molbech, I. Fibiger, I. E. Heilmann, C. Bredahl (Dramatiske scener, 2. Aufl. 1855, 3 Bde.), P. I. Jacobsen, Fr. Norby, P. Jensen (Dramat. digtninger, 1852) Dramen. Im Lustspiel, wo Holberg u. Heiberg noch immer die Bühne beherrschen, zeichneten sich in den letzten Decennien bes. H. Hertz u. Th. Overskou aus. Auch die Stücke von Hostrup u. Gerson wurden mit vielem Beifall aufgenommen. Sonst versuchten sich noch in diesem Genre außer Andersen u. Hauch: Blicher, P. Chievitz, Carit Etlar, Heiberg, P. I. Jacobsen etc. Schöpfer des Vaudeville für die dänische Bühne ist I. L. Heiberg (s.d.); mit Glück waren dafür auch H. Hertz, C. Hostrup, Andersen thätig. Die Letztgenannten genießen auch im Singspiel, das von jeher in Dänemark, wie von F. H. Guldberg (st. 1852), angebaut wurde, gegenwärtig des meisten Ansehens. Sonst sind als Vaudevillisten u. Singspieldichter der neuesten Zeit noch Erik Bögh, P. Chievitz, Rosenhoff zu nennen. Operndichter sind u. A. der bereits genannte Overskou u. Andersen. Im Roman u. der Novelle haben die Dänen in neuerer Zeit Vorzügliches geleistet u. wenn nicht in Zahl, so doch sicher in Werth der Leistungen ihre skandinavischen Nachbarn weit überflügelt. Als die bedeutendsten Romanschriftsteller u. Novellisten der letzten Decennien sind zu nennen: Sten Stensen Blicher, B. S. Ingemann, C. Hauch, I. L. Heiberg, der anonym als Verfasser der Alltagsgeschichten (Hverdags historiens forfatter) vortreffliche Novellen schrieb; ferner Chr. Ferd. Winther, St. Aubin (pseudonym Karl Bernhard), der auch in Deutschland u. England gleich heimische Chr. Andersen. Beachtenswerth sind auch die Romane von S. Kierkegaard (pseudonym Victor Eremita), Bloch Suhr, H. P. Holst, V. Thisted (pseudonym K. Hermidad), F. C. Sibbern u. E. Lobedanz. Für die Leihbibliotheken schrieben außer mehreren anderen Anonymen u. Pseudonymen Comet, Höllenbrand u. Ebbesen. Der fruchtbare Pseudonym Carit Etlar, C. Bagger, Cl. Rosenhoff, H. Buchwaldt u. Torkel Trane sind tüchtige novellistische Talente. Wie in der poetischen, so begann auch in der wissenschaftlichen Literatur eine neue Epoche. Ganz bes. gilt dies von den Studien, welche auf die Geschichte, das Alterthum u. die Sprache der dänischen Nation gerichtet waren; auf den übrigen Gebieten der Wissenschaft arbeiteten die dänischen Gelehrten zwar stets im Zusammenhange mit der deutschen Wissenschaft u. deren beherrschenden Einflusse, ohne jedoch gegen die Deutschen irgendwie zurückzubleiben. Durchaus von Deutschland abhängig, sowie fast nur von Geistlichen gepflegt, ist die Philosophie in Dänemark. Der selbständigste Denker ist F. C. Sibbern; unter den philosophischen Schriftstellern sind noch zu nennen I. V. Neergaard, P. M. Stilling, A. P. Adler, R. Nielsen, H. Martensen. Auf dem Gebiet der Ästhetik im Allgemeinen bewegten sich Sibbern, Örsted, auf dem Gebiete der literarischen Kritikbes. P. L. Möller, T. Baden, C. Molbech, S. Kierkegaard. Der berühmteste Naturforscher Dänemarks in neuerer Zeit war H. C. Örsted, dessen berühmtes Werk Aanden i naturen in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde. Zu den namhaftesten Physikern u. Geographen Europas zählt I. F. Schouw. Als Zoologen machten sich u. A. Eschricht, Paulsen, Sars, Steenstrup, als Botaniker Schumacher, Hornemann, Dreier, M. Vahl, Liebmann, als Geognosten Forchhammer, Puggaard etc. verdient. Namhafte Mediciner sind Eschricht, Bang, Bendz, Hanover etc. Unter den Juristen sind Kofod Ancher, Kolderup-Rosenvinge, Algreen-Usfing, Örsted u. Larsen hervorzuheben. Als Theologen zeichneten sich Münter, Mynster, Lindberg, Grundtvig, Clausen, Martensen u. Rudelbach aus. Auf dem Gebiet der klassischen Philologie genießt Joh. Madvig eines europäischen Russ; neben ihm sind noch Nic. Joh. Bloch, I. F. Henrichsen, Ingerslev u. Tregder, sowie E. F. Boissen (durch seine Arbeiten über griechische u. römische Antiquitäten) über die engen Grenzen Dänemarks hinaus bekannt geworden. Archäologen von Ruf sind Peter Olaf Brönstedt (st. 1844), Joh. Ludwig Ussing u. F. Chr. Petersen. Für die orientalischen Sprachen wurde bis auf Rask nur weniges von größerer Bedeutung geleistet. Einiges für das Arabische that früher Rasmussen, in neuester Zeit von Mehren u. Sörensen; um das Hebräische u. Phönizische hatte sich Lindberg Verdienste erworben. Mit dem Koptischen beschäftigte sich zu Anfang dieses Jahrh. Engelbreth. Von höchster Bedeutung sind die Arbeiten Westergaard's über die Altpersischen Sprachen u. das Sanskrit, sowie von dessen Schüler Fausböll für das Pali. Von Interesse für die Linguisten sind verschiedene Arbeiten über das Grönländische, z.B. von K. I. G. Steenberg, sowie aus dem Anfang des 17. Jahrh. von dem Bischof H. Egede. In der wissenschaftlichen Bearbeitung neuerer abendländischen Sprachen u. Literaturen haben sich die Dänen kaum versucht, desto fleißiger jedoch sich dem Studium ihrere eigenen Sprache u. Literatur gewidmet. Namentlich sind hier Namen, wie Nyerup, Petersen, Rask, P. E. Müller, u. vor Allem Molbech zu nennen (s. Dänische Sprache). Eine große Thätigkeit entwickelten die Dänen auf dem Gebiet der vaterländischen Geschichte. Durch das ganze 18. Jahrh. zieht sich eine große u. höchst beachtenswerthe historische Schule, die mit Thormod Torfäus (s.d.), dem Schöpfer der historischen Kritik in Dänemark, u. mit Arna Magnäus, dem eifrigen Sammler isländischer Literaturdenkmäler, beginnt u. mit P. F. Suhm (s.d.) schließt. Gegen Ende des 18. Jahrh. wirkten Jak. Langebek, Gerh. Schönning u. Suhm, die drei großen Schüler des gelehrten Forschers Hans Gram, welche im Verein mit Thorkelin durch ihre historischen Quellensammlungen der Geschichtsforschung eine treffliche Unterlage boten. Gleichzeitig begann die Veranstaltung von Ausgaben altnordischer Sagas u. anderer altnordischer Literaturwerke. Auf diesem Gebiete machten sich bes. Halfdan Einersen, John Erichsen, Olaf Olavius, Hans Finsen, Finn Johnsen, Björn Haldersen, Steph. Björnsen, John[729] Olavsen, Skule Thorlacius, Gorm Johnsen Thorkelin verdient. Kolderup-Rosenvinge widmete sich mit seinen Schülern der Bearbeitung der altnordischen Rechtsbücher u. wurde der Begründer einer nationalen historischen Rechtsschule. Die einflußreichsten Geschichtsschreiber des 18. Jahrh. wurden Erik Pontoppidan (st. 1764), A. Hoyer, L. Holberg, Ove Högh Guldberg, Tyge Rothe, Ove Malling, Joh. H. Schlegel etc. Während man im 18. Jahrh. bemüht war, die historischen u. sprachlichen Schätze der Vorzeit an das Licht zu ziehen u. auseinanderzulegen, bestrebte sich die Geschichtsforschung u. Geschichtsschreibung des 19. Jahrh. dieselben zu verarbeiten, gemeinnützig zu machen u. das Leben der Gegenwart durch Erkenntniß der Vergangenheit wieder aufzufrischen. Als Geschichtsforscher in diesem Sinne waren thätig P. E. Müller, N. M. Petersen, L. Engelstof, I. Möller, Chr. Molbech, Vedel Simonsen, E. C. Werlauff, H. Knudsen, H. Fr. Estrup, Worsaae u. A. Außer der dänischen Akademie der Wissenschaften waren mehrere Gesellschaften bemüht, die historischen u. alterthumswissenschaftlichen Studien zu fördern. Dahin gehören außer der Fyens Stifts literaire Selskab noch die Kongl. danske Selskab for ädrelandets historie og sprog u. die Danske historiske Forening (seit 1839). Die beiden letzteren geben schätzbare Zeitschriften heraus. Die Zahl der Geschichtsschreiber ist sehr groß; einen solchen im vorzüglichsten Sinne des Wortes besitzen die Dänen in Grundtvig. Andere bedeutende historische Arbeiten lieferten C. F. Wegener, C. F. Allen, G. L. Baden, L. C. Müller, H. Gießing, I. K. Höst, Fr. Hammerich, M. Nathanson, Hübertz u. Schiern. Die dänische Seemacht fand ihren Geschichtsschreiber an H. L. Garde; die dänische Kriegsgeschichte wählten I. H. Jahn u. I. von Räder; als Kirchenhistoriker machte sich I. N. Helveg, als Genealogen u. Heraldiker Königsfeldt, Berlien, Vedel-Simonsen, als Kunsthistoriker Friis u. Thiele (der Biograph Thorwaldsens) verdient. Die Geographie Dänemarks fand u. A. an Bojesen u. Erslew, die Statistik an Aug. Baggesen, A. F. Bergsöe, Trap, Rawert, Rothe zum Theil vorzügliche Bearbeiter. Weniger bedeutend sind die Leistungen der Dänen für die Geschichte u. Geographie des. Auslandes. Doch sind die Reisen von Graah zur Erforschung Grönlands (1828–31) u. die Weltumsegelung der Corvette Galatea 1845–47 unter Leitung Steen-Bille von wissenschaftlicher Bedeutung. Um die Kenntniß Grönlands machten sich sonst noch Mathiesen u. Rink, um die Westindiens Petersen, um die der Nicobarischen Inseln Rink u. Rosen verdient. Hand in Hand mit der nationalen Geschichtsforschung u. Geschichtsschreibung schritten die altnordischen Studien in Dänemark vorwärts. Die Hauptträger derselben wurden Finn-Magnussen, Rask, P. E. Müller, Rafn u. in jüngster Zeit Thomsen u. N. M. Petersen. Dänemark u. speciell Kopenhagen ist gegenwärtig die eigentliche Heimath der Nordischen Alterthumskunde, die hier durch die großartigsten u. in ihrer Art einzigen Institute u. Sammlungen gefördert wird. Das Museum der nordischen Alterthümer wurde in seinen ersten Anfängen 1807 begründet u. 1843 durch ein amerikanisches Museum erweitert. Daneben wirken vier verschiedene Gesellschaften für diese Studien, namentlich für die Herausgabe altnordischer Literaturwerke, nämlich die Arna-Magnäanische Commission (gestiftet 1772), die Isländische Literaturgesellschaft (gestiftet 1816), die Königliche Gesellschaft der Alterthumswissenschaft (gestiftet 1825) u. der Nordisk Literatursamfund. Letztere Gesellschaft, obgleich erst seit 1847 bestehend, entwickelt eine umgemeine Thätigkeit, denn sie hatte Anfang 1858 bereits 26 Bände geliefert (s. Altnordische Literatur). Eine vollständige Bearbeitung der dänischen Literaturgeschichte liegt noch nicht vor. Aus früherer Zeit sind die Schriften von Alb. Bartholin, Alb. Thura, N. B. Sibbern, Gram (st. 1748), Worm (st. 1790) u. bes. die Cimbria litterata (Kopenh. 1744, 3 Bde.) von Joh. Moller als biographische u. bibliographische Materialiensammlungen zu erwähnen. Der eigentliche Begründer der dänischen Literaturgeschichte ist R. Nyerup (s.d.), von dessen zahlreichen Schriften namentlich Almindelig Moerskabsläsning i Danmark og Norge (Kopenh. 1816), sowie Den danske digtekunsts middel, alder (mit Rahbeck, Kopenh. 1805–6, 2 Bde.) hierher gehören. Unter seinen Nachfolgern sind zu nennen Rahbeck (Udsigt over den danske digtekunst under Frederik V., Kopenh. 1819, u. Bidrag til en udsigt over danske digtekunst under Christian VII., Kopenh. 1828), Molbech (Forelaesninger over den nyere danske poesie, 1831–32, 2 Bde.), Thortsen (Hist. udsigt over den danske litteratur, Kopenh. 1839, 4. A. 1854), u. Petersen (Bidrag til den danske literaturs historie, Kopenh. 1853–55, Bd. 1–3). Das bio-bibliographische Material stellte Jens Worm (st. 1790) zusammen im Forsög til et lexicon over danske, norske og islandske laerde maend (Helsingör u. Kopenh. 1771–84, 3 Bde.), welcher von Kraft u. Nyerup (Almindeligt litteraturlexicon for Danmark), Norge og Island (Kopenh. 1820, 2 Bde.) neu bearbeitet u. fortgesetzt, hierauf von Th. H. Erslew in Almindeligt for fatter-lexicon for Danmark (Kopenh. 1843–53, 3 Bde., Suppl. 1856–58) bis zur Gegenwart geführt wurde. Bibliographische Hülfsmittel besitzen die Dänen im Almindeligt Dansnorsk forlagscatalog (Kopenh. 1841, Forts. 1–3, 1843–1845) u. dem Norsk bogfortegnelse von Nissen (Christ. 1849, Suppl. 1856); monatliche Übersichten gewährt die seit 1845 erscheinende Danske Bibliographie. In Deutschland wurde die D. L. bes. von Fürst (Vorlesungen über die neuere D. L., Wien 1816, 2 Bde.), u. von Prutz (Einleitung zu Ludwig Holberg, Stuttg. 1857) bearbeitet; in Frankreich erschien: Charmier, Hist. de la literature en Danemark et en Suède (Par. 1839).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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