- Orléans [1]
Orléans (spr. Orleang), 1) Arrondissement im französischen Departement Loiret, 46 QM., 145,000 Ew.; 2) Hauptstadt des Arrondissements u. des Departements, an der Loire, mit steinerner Brücke nach dem jenseitigen Städtchen Olivet, auf ihr Denkmal der Jungfrau von O. u. Karls VII.; Departementalbehörden, Bischof, kaiserlicher Gerichtshof, Handelskammer u. Handelsgericht, mehre Friedensgerichte; hat vier Märkte (darunter Place du Martroy mit Bildsäule der Jeanne d'Arc), Mailbahn, mehre Hospitäler, Kathedrale, Börse, Akademie, Lyceum, Bibliothek, Theater, Schloß, Gesellschaft der Wissenschaften, Bildergallerie, Fabriken in Serges u.a. Wollenzeugen, Fayence, Porcellan, Tapeten, Weinessig, Branntwein, Confituren, Handel mit Getreide, Branntwein; O. liegt an der großen französischen Süd- od. Orleansbahn, welche, von Paris kommend, vonhier südöstlich über Nevers nach Lyon u. Marseille führt u. westlich über Tours nach Nantes u. Bordeaux abzweigt; 43,500 Ew. – O. hieß im Alterthum Genabum (Cenabum), lag am Liger u. war die Hauptstadt der Carnuter u. ein Handelsplatz; Cäsar plünderte u. verbrannte sie im Gallischen Kriege. Sie wurde wieder aufgebaut u. nahm nachmals den Namen Aurelianensis urbs (Civitas Aurelianorum) an, woraus der j. Name O. entstand. Attila nahm 451 nach fünfwöchentlicher Belagerung die Stadt ein, wurde aber alsbald wieder von Aëtius vertrieben. Chlodwig eroberte sie nach Besiegung des Syagrius u. berief hierher 511 die erste Kirchenversammlung. Bei der Theilung des Frankenreichs unter Chlodwigs vier Söhne fiel es Chlodomir zu, welcher hier seine Residenz nahm; später kam es mit dem ganzen Frankenreiche an Chlothar, bei der Theilung von dessen vier Söhnen aber an Guntram u. wurde unter ihm Hauptstadt des Burgundischen Reichs. Chlothar hinterließ O. seinem Bruder Childebert, bei dessen Nachkommen es blieb, bis Chlothar II. wieder das ganze Frankreich vereinigte. In allen spätern Theilungen gehörte O. zu Neustrien, Hugo Capet vereinigte es mit der Krone. Seit Philipp von Valois wurde O. mehren Prinzen der königlichen Familie unter dem Titel eines Herzogthums zur Apanage, später nur als Titel gegeben, s. Orleans (Geneal.). Vom 12. Oct. 1228 wurde O. von den Engländern belagert, aber von Jeanne d'Arc, welche deshalb den Namen Jungfrau von O. erhielt, am 8. Mai 1229 befreit. Die juristische Universität wurde 1312 von Philipp IV. gestiftet, aber in der Revolution aufgehoben u. durch ein Lyceum ersetzt. Hier 13. Dec. 1560 Eröffnung der Reichsstände durch Karl IX. Ende Mai u. Anfang Juni 1856 große Überschwemmung. 3) Insel im Lorenzostrom, unterhalb Quebec, gehört zu Untercanada (Britisches Nordamerika); bildet die Grafschaft O. des Districts von Quebec; 4) Grafschaft im Staate Vermont (Vereinigte Staaten von Nordamerika), 32 QM., von den Lamoille u. Missisque Rivers durchflossen, zahlreiche kleine Seen; Producte: Weizen, Roggen, Hafer, Kartoffeln, Obst, Eisen; Industrie in Wolle, Eisen u. Leder; 1650: 15,707 Ew.; Hauptstadt Irasburg; 5) Grafschaft im Staate New York, 17 QM., im Norden an den Ontario See grenzend, von den Oak, Orchard, Johnson's u. Sandy Creeks durchflossen, im Süden gebirgig (Mountain Ridge); Producte: Weizen, Mais, Kartoffeln, Rindvieh, Eisen, Mineralquellen, Industrie in Wolle, Eisen u. Leder; der Erie Kanal u. die Rochester-Niagarafall Eisenbahn durchschneiden die Grafschaft; 1824 organisirt, aus einem Theil der Grafschaft Genesee gebildet; 1850: 28,501 Ew.; Hauptstadt Albion; 6) Kirchspiel (Parish) im Staate Louisiana, 7 QM.; im Süden vom Mississippi River, im Norden vom Pontchartrain See, im Osten vom Borgne See begrenzt, sehr sumpfig; Producte: Zuckerrohr, Mais, Südfrüchte; mehre Eisenbahnen durchschneiden das Kirchspiel u. vereinigen sich bei New Orleans (s.d.); 1850: 129,460 Ew., worunter 18,068 Sklaven; Hauptstadt New Orleans.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.