Schwarzenberg [2]

Schwarzenberg [2]

Schwarzenberg, ein der Katholischen Confession folgendes, altes fränkisches Geschlecht, welches mit den Grafen von Seinsheim (s.d.) einerlei Ursprungs u. ein Zweig derselben ist. Aus diesen hatte 1) Erkinger 1406 von dem Grafen von Truhedingen das Erboberjägermeisteramt des Herzogthums Franken erworben u. 1417 vom Kaiser Sigismund den Freiherrnstand erlangt; er kaufte 1420 von den Herrn von Vestenburg die Herrschaft Schwarzenberg in Franken, nahm von derselben den Namen an u. erhielt 1429 als Besitzer derselben Sitz u. Stimme in dem Fränkischen Grafencollegium; 1432 erhielt er auch das Schloß Hohenlandsberg vom Stifte Würzburg durch Kauf u.st. 1437. Durch seine beiden Söhne Sigismund u. Michael entstanden die Baierische u. Fränkische Linie. I. Baierische Linie, Stifter: 2) Freiherr Sigismund, Sohn des Vor., erbte von seinem Vater S.u. Hohenlandsberg; unter seinen Nachkommen, welche vom Kaiser Maximilian I. den Grafenstand erhielten, zeichneten sich aus: 3) Freiherr Johann, Sohn des Vor., geb. 1463; betrat die kriegerische Laufbahn u. machte die Heereszüge Maximilians I. mit, verließ aber dann den Kriegerstand u. wurde Hofmeister der Bischöfe von Bamberg, kam bei Karl V. in hohes Ansehen, so daß derselbe ihn mehre Male zur Verwaltung der Reichsgeschäfte bei seiner Abwesenheit brauchte, namentlich 1521. Er war auch bei der Reichsdeputation, welche 1521 auf dem Reichstage zu Worms den Auftrag erhielt eine Reichshalsgerichtsordnung zu entwerfen. Er hatte schon zwei Entwürfe dieser Art, die Constitutio bambergensis u. Const. brandenburgensis, gefertigt u. trug auch das Meiste zu dieser neuen bei, dennoch wurde sie erst nach seinem 1528 zu Nürnberg erfolgten Tode zum Reichsgesetz erhoben. Der Reformation von Anfang an zugethan, half er als Rath der Markgrafen Kasimir u. Georg von Brandenburg dieselbe in deren Ländern einführen. Vgl. Herrmann, Johann Freiherr zu S., Lpz. 1841. 4) Graf Otto, war kaiserlicher Geheimer Rath, Reichshofrathspräsident, Oberhofmarschall u. 1577 Abgesandter bei dem Friedenswerke in den Niederlanden. Diese Linie erlosch 1646 mit Georg Ludwig u. ihre Besitzungen fielen an die durch den Fürst Johann Adolf (s. unten 9) repräsentirte II. Fränkische Linie. Der Gründer derselben ist 5) Freiherr Michael, Bruder von S. 2), welcher der Stammvater der heutigen Fürsten S. geworden ist; er war mit Gertrud geb. Freiin von Cronenberg vermählt u. st. 1469. 6) Freiherr Wilhelm, Enkel des Vor. u. Sohn des 1499 verstorbenen Freiherrn Michael II., war Generalfeldmarschall des Kaisers Karl V. im Ostfriesischen Kriege. 7) Graf Adolf, Enkel des Vor. u. Sohn des 1557 verstorbenen Freiherrn Wilhelm II., war kaiserlicher General, zeichnete sich im Türkenkrieg u.a. durch die Eroberung von Raab 1598 aus, wurde 1599 vom Kaiser Rudolf in den Grafenstand erhoben u. blieb 1600 vor Papa. 8) Graf Adam, Sohn des Vor., geb. 1587, war erst in kaiserlichen Kriegsdiensten u. wurde dann Rath bei Johann [528] Wilhelm, Herzog von Jülich. Bei dem durch dessen Tod erfolgten Aussterben dieser Herzöge (1609) nahm er die Partei von Pfalz-Neuburg u. von Brandenburg, wies den kaiserlichen Herold, welcher zum Gegentheil mahnte, ab u. gab den Versprechungen Österreichs nicht Gehör. Deshalb wurde er von Rudolf II. in die Acht erklärt, dagegen von dem Kurfürsten von Brandenburg, Johann Sigismund, zum Geheimen Rath ernannt u. brandenburgischer Generalbevollmächtigter zu Kleve. Der Kurfürst Georg Wilhelm, Sohn u. Nachfolger Johann Sigismunds, brachte ihn 1619 mit nach Brandenburg, wo S. den schwachen Kurfürsten ganz leitete; er schloß 1624 einen neuen Theilungsvertrag mit Pfalz-Neuburg; kam später nach Berlin, wurde Heermeister zu Sonnenburg u. ein eifriger Anhänger des Friedens u. deshalb der österreichischen Partei am brandenburgischen Hofe, weshalb er auch von der Allianz mit Dänemark abrieth; 1628 schickte ihn der Kurfürst nach Wien, wo er im Ganzen günstige Bedingungen für Brandenburg erhielt. Indessen zerstörte das Erscheinen Gustav Adolfs vor Berlin 1630 u. die dadurch erzwungene Allianz mit Schweden S-s System, er wurde entfernt u. lebte nun auf seinen Gütern bei Kleve. Erst 1634 nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen kam S. wieder in Gunst, wurde Statthalter von Brandenburg u. bewirkte, daß dieses im Bündniß mit Öfterreich sich gegen Schweden wendete, war aber dadurch die Ursache, daß die größten Kriegsdrangsale über Brandenburg kamen. Lange wurde behauptet, daß S. damals im Verständniß mit dem kaiserlichen Hofe als Verräther an dem Kurfürsten gehandelt u. seinen Herrn zur kaiserlichen Allianz umzustimmen gestrebt habe, weil er zugleich brandenburgischer u. kaiserlicher General gewesen sei, indeß Cosmar (Beiträge zur Untersuchung der gegen den Grafen Adam von S. erhobenen Beschuldigungen, aus archivalischen Quellen, Berl. 1828) wies nach, daß S. wahrscheinlich treu an seinem Fürsten handelte u. sich nur durch den Geist seiner Zeit, durch den Reichsverband u. durch die Furcht vor Österreichs Macht bestimmen ließ sich beim ersten Erscheinen Gustav Adolfs 1630 diesem nicht anzuschließen u. 1635 zur Allianz mit Österreich zu rathen. Als der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm 1840 seinem Vater folgte, bestätigte er S. in seinen Würden, ließ ihn aber im März 1641 verhaften. Einer weiteren Untersuchung entzog ihn nur sein wenige Tage nach der Verhaftung erfolgter Tod in Spandau (17. März 1641). Nach einer allgemeinen Sage soll ihn der Kurfürst in einer Haide bei Spandau haben enthaupten lassen; indeß zeigte eine Untersuchung seines Grabes in der Garnisonkirche zu Spandau, 1777 auf Friedrichs II. Veranlassung angestellt, daß die Halswirbel an dem Skelett nicht verletzt waren. 9) Fürst Johann Adolf, Sohn des Vor., erbte nach Aussterben der Baierischen Linie 1646 die Besitzungen derselben, wurde 1670 vom Kaiser Leopold I. für sich u. den jedesmaligen Stammhalter des Hauses in den Reichsfürstenstand u. seine Grafschaft S. zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, er erhielt 1674 Sitz u. eine Virilstimme im Fürstencollegium, war kaiserlicher Geheimer Rath u. Poskriegsrathspräsident u. st. 1693. 10) Fürst Ferdinand Wilhelm Eusebius, Sohn des Vor., wurde 1592 Obersthofmeister der Kaiserin, war mit Maria Anna. letzter Gräfin u. Erbin von Sulz in Schwaben, vermählt u.st. 1702. 11) Fürst Adam Franz, Sohn des Vor., war Erbhofrichter zu Rottweil, kaiserlicher Obersthofmeister, hernach Oberhofmarschall u. Geheimer Rath; er erbte 1687 von seiner Mutter die 1688 gefürstete Landgrafschaft Klettgau in Schwaben u. wurde 1723 Herzog von Krumau in Böhmen, welchen Titel seitdem der jedesmal regierende Älteste führt; er wurde 1732 vom Kaiser Karl VI. auf der Jagd bei Prag aus Versehen erschossen. 12) Fürst Joseph Adam Johann, Sohn des Vor., geb. 1722, erhielt 1746 von Kaiser Franz I. die Fürstenwürde für alle Mitglieder seines Hauses.

Durch die Rheinbundesacte wurden die Besitzungen des Geschlechts mediatisirt u. die Landgrafschaft Klettgau 1813 vom Fürsten Joseph an Baden verkauft. Seit 1703 zerfällt das Haus in zwei Majorate. A) Erstes Majorat; die Besitzungen desselben sind das Fürstenthum S., das Herzogthum Krumau u. die Herrschaften Wittingau, Frauenberg, Postelberg, Zittolieb, Lobositz, Kornhaus, Tauschetin, Wrschowitz, Neuschloß, Ginowitz, Protiwin, Drahonitz, Liebiegitz, Nettolitz, Prachatitz, Winterberg, Stubenbach, Langendorf, Cheynow, Goldenkron, Murau, Reifenstein, Frauenburg, Authal u. Goppelsbach, Neu-Waldegg, Aigen etc.; der Fürst führt den Titel: Fürst u. Herr zu S., gefürsteter Landgraf im Klettgau, Graf zu Sulz, Herzog zu Krumau. In diesem Majorat war 13) Fürst Joseph, Sohn des Fürsten Johann, geb. 27. Juni 1769, k.k. Geheimer Rath, folgte seinem Vater 1789, ging zur Feier der Vermählung Marien Louisens von Österreich mit Napoleon 1810 nach Paris u. verlor dort am 1. Juli bei einem, von seinem Bruder, dem Gesandten Fürsten Karl von S., zu Ehren der Vermählung in einem eigens gebauten hölzernen Saale gegebenen Feste, bei einer plötzlich entstandenen Feuersbrunst, in welcher viele Gäste verwundet, verbrannt u. durch das Gedränge beschädigt wurden, seine Gemahlin Pauline geb. Fürstin von Aremberg, welche ihre Tochter suchend in den Flammen ihren Tod fand. Er st. 19. December 1833. Der jetzige Thes dieses Majorats ist 14) Fürst Johann Adolf, Sohn des Vor, geb. 22. Mai 1799, ist k.k. wirklicher Geheimer Rath u. Kämmerer, erblicher Reichsrath, Präsident der k.k. patriotischökonomischen Gesellschaft in Böhmen, der k.k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, des Verwaltungsrathes der k.k. privilegirten Creditanstalt für Handel u. Gewerbe in Wien etc., succedirte seinem Vater 1833 u. ist seit 1830 mit Fürstin Eleonore (geb. 25. Dec. 1812) geb. Prinzessin von Liechtenstein vermählt; sein Sohn Prinz Adolf Joseph, geb. 1832, ist österreichischer Major in der Armee 15) Prinz Felix, Bruder des Vor., geb. 2. Oct. 1800, trat 20 Jahre alt als Unterlieutenant in das k.k. 8. Kürassierregiment, wurde aber bald Oberlieutenant in dem Regiment Civalart- u. nach 2 Jahren Rittmeister bei Schwarzenberg-Uhlanen. 1824 betrat er als Attaché der k.k. Gesandtschaft in Petersburg die diplomatische Laufbahn, wurde 1826 nach London geschickt u. schloß sich dort 1827 der außerordentlichen Mission nach Brasilien unter Baron Neumann an. 1831 verließ er London u. ward 1832 Major im Regiment Kaiser-Uhlanen u. der Gesandtschaft in Berlin als Legationsrath beigegeben; 1834 zum Oberstlieutenant, 1836 zum Obersten des Regiments Koburg-Uhlanen erhoben, blieb er bis 1839 in Berlin u. vertrat hierauf bis 1844 [529] Österreich als Gesandter an den Höfen zu Turin u. Parma, während welcher Zeit er die Ernennung zum wirklichen Geheimen Rath u. zum Generalmajor erhielt. 1846 ging er als Gesandter nach Neapel; hier wurde am 25. März 1848 bei einem Volkssturm gegen sein Hotel das kaiserliche Wappen abgerissen u. verbrannt, worauf S. Neapel verließ, sich in das Feldlager Radetzkys begab, welcher ihn, nachdem er 1842 schon Generalmajor geworden war, an die Spitze einer zu der Division Nugents gehörigen Brigade stellte; er zeichnete sich beim Übergange des Isonzo am 17. April, so wie bei Palmanuova u. Vicenza aus; in Verona erhielt er den Befehl über eine Division, führte sie bei Curtatone u. Goito dreimal zum Angriff vor u. wurde hier am Arme verwundet. Nach der am 5. August 1848 erfolgten Einnahme von Mailand wurde er zum Feldmarschalllieutenant u. Militärgouverneur in Mailand ernannt; darauf von Radetzky nach Innsbruck, wo sich damals der kaiserliche Hof aufhielt, gesendet, munterte er dort die Furchtsamen auf u. widerrieth jede Abtretung von Seiten Österreichs. Durch sein entschiedenes Auftreten rief er die günstigste Meinung für seine staatsmännische Festigkeit u. Befähigung her. vor u. wurde bald darauf zum Feldmarschalllieutenant u. dann zum Inhaber des 21. Infanterieregiments ernannt. Sein Verhalten in Mailand, wo er Kraft mit Milde zu paaren wußte, verschaffte ihm Achtung, als aber die Octoberrevolution in Wien ausbrach, ging er zu dem Belagerungsheere vor Wien u. blieb dort bis zu der Einnahme der Stadt, worauf er vom Kaiser den Auftrag zur Bildung eines Cabinets erhielt, welches am 21. Nov. 1848 zusammen trat u. worin er neben dem Präsidium die Leitung des Auswärtigen u. der Angelegenheiten des kaiserlichen Hauses u. Hofes übernahm. Für seine Pläne war der Kaiser Ferdinand nicht geeignet; mit der Erzherzogin Sophie bewirkte er daher den Thronwechsel, wodurch der Sohn derselben, Erzherzog Franz Joseph, am 2. Dec. 1848 die Regierung antrat. Die Centralisation des Staates war die Grundidee der innern Politik des Fürsten, u. je freier seine Bewegung im Innern nach der Auflösung des Reichstags zu Kremsier u. die Aufhebung der Constitution (s.u. Österreich. Gesch.) wurde, um so eifriger trachtete er darnach Österreichs Macht nach außen, u. zumal in Deutschland, fest zu begründen. Die Herstellung der Bundesversammlung u. das nachdrücklichste Entgegentreten gegen die preußischen Unionsbestrebungen verfolgte er mit unnachlassender Kraft u. drängte Preußen so lange, nahm eine so kriegsdrohende Stellung an, wußte Rußland durch seine Reisen nach Warschau so für sich zu gewinnen, daß sich Preußen zu der Übereinkunft in Olmütz am 29. Novbr. 1850 entschloß. Das Einschreiten in Kurhessen, die Entwaffnung Schleswig-Holsteins u. die Dresdner Conferenzen, welche er am 23. December 1850 eröffnete, waren die nächsten Folgen davon; die Absicht jedoch, Preußen durch eine Umgestaltung der Bundesverfassung auf den Standpunkt der übrigen deutschen Königreiche herabzudrücken, erreichte er nicht. Er nahm die Idee des österreichischen Handelsministers von Bruck, eine allgemeine deutsche Handels- u. Zolleinigung zu bewirken, zu dem Zweck auf, um auf handelspolitischem Gebiet die Suprematie Österreichs zu begründen, u. berief Anfangs 1852 eine Zollconferenz nach Wien. Mitten im Verfolgen dieser Pläne st. er am 5. April 1852 in Wien; keine Leiche wurde in der fürstlichen Familiengruft bei St. Ägidii bei Wittingau in Böhmen beigesetzt. Er war nicht vermählt. Vgl. A. F. Berger, Leben des Fürsten Felix zu S., Lpz. 1852. 16) Prinz Friedrich, Bruder des Vor., geb. 6. April 1809, wurde 1835 Fürsterzbischof zu Salzburg, 1842 Tardiualpriester, 1849 Fürsterzbischof von Prag u. am 25. November 1854 vom Papst zum Primas von Deutschland ernannt.

B) Zweites Majorat, dessen Besitzungen sind die Herrschaften Worlitz u. Klingenberg in Böhmen, Mariathal u. mehre Güter in Ungarn. Der Fürst führt den Titel: Gefürsteter Landgraf zu Sulz u. im Kleggau. Hierher gehört; 17) Fürst Karl Philipp, Bruder von S. 13), geb. 15. April 1771 zu Wien, trat 1787 als Lieutenant in ein österreichisches Infanterieregiment ein, folgte dem Feldmarschall Lacy nach Slawonien, wo ihn Joseph II. schon 1788 zum Hauptmann u. später, als er Laudon attachirt war, zum Rittmeister ernannte. 1790 Major geworden, zog er gegen die Franzosen an den Rhein u. that sich hier als Führer detachirter Posten u. bei Jemappes sehr hervor, wurde 1793 Oberstlieutenant u. Tommandeur eines Theiles der Avantgarde des Prinzen von Koburg u. focht mit ihm, bes. bei Landreci u. Valenciennes, sehr tapfer. 1794 wurde er Oberst eines Kürassierregiments u. führte mit demselben den ruhmvollen Cavallerieangriff in der Schlacht bei Château Cambrésis aus, wo er den Feind warf u. eine Linie von 27,000 Mann durchbrach. Es focht dann noch bes. bei Fleurus rühmlich. Auch den Feldzug am Rhein 1795 u. 96 machte er unter Erzherzog Karl mit, focht bei Amberg u. Würzburg, wurde Generalmajor u. folgte dem Erzherzog nach Italien, dann wieder an den Rbein. 1799 führte er die Mitte der Avantgarde erst am Rhein, dann in der Schweiz, hierauf wieder am Mittelrhein u. that sich allenthalben, bes. bei Heidelberg gegen Ney, hervor. Krankyell nöthigte ihn das Heer momentan zu verlassen, doch befehligte er, 1799 Feldmarschalllieutenant geworden, in der Schlacht bei Hohenlinden eine Division u. rettete sich nur durch einen kühnen Angriff vor Gefangenschaft. Hierauf führte er die Reserve, später aber wieder die Arrieregarde. 1802 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Petersburg, um dem Kaiser Alexander zur Thronbesteigung Glück zu wünschen, erhielt 1804 den Befehl über ein kleines bei Linz zusammengezogenes Corps, wurde 1805 Vicepräsident des Hofkriegsraths u. befehligte gegen Napoleon eine Division unter dem General Mack, siegte in dem einzigen glücklichen Gefecht dieses Feldzugs bei Jungingen, suchte vergebens Mack zu bereden Ulm zu verlassen u. sich nach Nördlingen zu ziehen u. befehligte darauf die Cavallerie des Corps des Erzherzogs Ferdinand, mit welchem er sich nach Eger durchschlug. Dort erkrankt, hielt er sich daselbst doch nur wenige Tage auf, eilte nach Wien u. widerrieth die Schlacht von Austerlitz. 1806 nahm er Theil an der Bildung der Landwehr u. ging Ende 1808 wieder als Gesandter nach Petersburg, um die Theilnahme Rußlands an dem Krieg gegen Österreich zu hintertreiben. Als ihm dies nicht gelang, kehrte er zwei Tage vor der Schlacht bei Wagram nach Österreich zurück, wohnte der Schlacht bei u. leistete bei Znaym mit der Reserve[530] den Franzosen tapfern Widerstand. Er ward deshalb zum General der Cavallerie ernannt. Nach dem Frieden von Wien ging er als Gesandter nach Paris, leitete die Unterhandlungen über die Vermählung Napoleons mit der Erzherzogin Maria Luise, erwarb sich dort die Zuneigung der französischen Großen u. Napoleons, unterhandelte die Stellung eines österreichischen Auxiliarcorps gegen Rußland u. wurde auf Napoleons ausdrückliches Verlangen zum Befehlshaber desselben ernannt. Über sein kluges Benehmen in dieser schwierigen Lage s.u. Russisch deutscher Krieg gegen Frankreich 1812–15. Schon während des russischen Kampfes war S. zum Feldmarschall ernannt worden. Nach der Übergabe von Warschau eilte er nach Wien u. ging von da auf seinen Gesandtschaftsposten, als Vermittler zwischen Rußland u. Frankreich, nach Paris zurück, kehrte aber bald heim, indem er zum Oberbefehlshaber sämmtlicher österreichischer Streitkräfte im Falle eines Krieges mit Frankreich bestimmt war. Wirklich übernahm er nach Ablauf des Waffenstillstandes den Oberbefehl über die Österreicher u. über sämmtliche Streitkräfte der Verbündeten u. wußte sich auch durch die Mühseligkeiten u. Hindernisse seiner Stellung mit Umsicht u. Klugheit durchzuwinden, befehligte bei Dresden u. Leipzig, führte dann den Zug nach Frankreich aus, gab dort, obgleich er persönlich für das Zaudern u. nicht für das Vorgehen nach Paris war, dem Impulse Blüchers in Bezug auf diesen Zug nach u. drang nach Paris vor, wo er die Preußen u. Russen schon als Sieger fand u. wo nach dem Einzug der Friede erfolgte, darüber s.u. Russisch-deutscher Krieg von 1812–15. 1815 entwarf er gemeinschaftlich mit Wellington u. den übrigen verbündeten höheren Generalen den Plan zum neuen Feldzug u. übernahm den Oberdefehl über die verbündete Armee am Oberrhein, mit welcher er noch in Vorbereitungen zum Feldzug begriffen war, als die Schlacht von Waterloo schon den Krieg entschieden hatte. Indessen ging er schnell über den Rhein u. gegen Paris vor, um noch zur Übergabe von Paris anzulangen. Nach seiner Rückkehr von Paris 1915 schenkte ihm der Kaiser große Güter in Ungarn u. ernannte ihn zum Präsidenten des Hofkriegsraths. Seit 13. Jan. 1817 an der rechten Seite durch einen Schlagfluß gelähmt, st. er auf einer Reise zur Kur am 15. Oct. 1820 in Leipzig, sein Leichnam wurde nach Böhmen gebracht, seine Pachkommen ließen ihm aber im Oct. 1838 in der Pähe von Meusdorf bei Leipzig, von wo aus er in der Schlacht bei Leipzig commandirt hatte, ein Denkmal setzen. Vgl. Prokesch-Osten, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten S., Wien 1823. Der gegenwärtige Chef dieses Majorats ist: 18) Fürst Friedrich, Sohn des Vor., geh. 30. Septbr. 1800, ist k.k. Generalfeldwachtmeister a. D., succedirte seinem Vater 1820 u. ist unvermählt. 19) Prinz Karl, Bruder des Vor., geb. 21. Jan. 1802, war Feldmarschalllieutenant u. Inhaber des 19. Infanterieregiments, wurde im Oct. 1849 Civil- u. Militärgouverneur der Lombardei, im Novbr. 1850 aber dieser Stelle enthoben u. zum Gouverneur von Siebenbürgen u. Commandeur des 12. Armeecorps ernannt; er wurde dann Feldzeugmeister u.st. 25. Juni 1858 in Wien; er war mit Prinzessin Josephine geb. Gräfin Wratislaw-Mitrowitz vermählt, u. sein Sohn Karl ist 1824 geboren. 20) Prinz Edmund, Bruder des Vor., geb. 18. Nov. 1803 Wien, trat 1822 in ein österreichisches Infanterieregiment ein u. wurde noch im Lanse desselben Jahres als Rittmeister zu einem Kürassierregiment versetzt; 1832 wurde er Major, 1834 Oberstlieutenant u. 1836 Oderst u. Regimentscommandeur, 1844 Generalmajor, war an anfänglich als Brigadier in Linz, in der Folge aber in Wien, wo er 1847 dem Hofkriegsrathe zugetheilt wurde. Bei dem Ausbruche der Revolution in Mailand wurde er nach Italien versetzt, erhielt daselbst erst eine Brigade in dem am Ifonzo aufgestellten Nugentschen Armeecorps, dann eine Brigade bei dem Reservecorps, welches die Offensivoperationen Radetzkhs gegen den unteren Mincio begleitete, nach dem Gefechte bei Goito aber ein Streifcorps u. zeichnete sich bei Sona, St. Giustina, bei Custozza, bei Volta u. bei der Erstürmung des Ortes Vigentino aus. Im Nov. 1848 zum Feldmarschalllieutenant ernannt, übernahm S. das Commando einer Division der gegen Ungarn operirenden Armee u. rückte mit derselben nach der Einnahme von Presdurg u. Raab nach Bia, sodann nach Ofen u. Buda-Pesth u. erstürmte Kaál. Nach der Reorganisation der Armee übernahm er im November 1850 das Commando des 14. Armeecorps u. seit Febr. 1851 zugleich den Beseht über die 4. Armee in Lemberg. Er wurde dann General der Cavallerie u. ist zweiter Inhaber des k.k. Kürassierregiments König Ludwig von Baiern Nr. 10 u. Capitänlieutenant der 1. Arcierenleidgarde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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