Deutscher Orden

Deutscher Orden

Deutscher Orden (Orden der Kreuzherren, Orden der Deutschen Ritter vom Hospital St. Marien in Jerusalem, Marianer, später auch Deutscher Herren-Orden). Der D-e O. entstand aus einem Pilgerhause, welches ein frommer Deutscher 1128 in Jerusalem zur Aufnahme kranker u. hülfloser deutscher Wallfahrer stiftete u. welches bald durch reiche Geschenke frommer Deutscher erweitert wurde. Neben dem Pilgerhause wurde ein Bethaus erbaut u. der Maria gewidmet, wovon die Stiftung u. später der Orden den Namen führte. Die Mitglieder, die sich ausschließlich der Krankenpflege widmeten, trugen weiße Mäntel, nahmen zu ihrer Lebensweise die Regel des St. Augustinus an u. nannten sich Brüder des St. Marienhospitals in Jerusalem. Bald traten auch mehrere deutsche Ritter in den Verein der Hospitalbrüder, um das Hospital, die Pilger u. die Stadt zu vertheidigen, u. deutsche Fürsten spendeten Gaben. Papst Clemens II. stellte 1143 das Hospital unter Aufsicht des Großmeisters der Johanniter doch behielt dasselbe die Freiheit, seine Prioren selbst zu wählen u. nur Deutsche als Mitglieder aufzunehmen. So bestand der D-e O. bis zur Eroberung Jerusalems durch Saladin 1187, er wurde damals zwar nicht aufgelöst, allein da er den größten Theil seiner Einkünfte einbüßte u. auch nur dienende Brüder zur Krankenpflege im Kloster verweilen durften, so verlor er gänzlich an Bedeutung. Im 3. Kreuzzuge 1190, bei der Belagerung von Akkon, errichteten einige Bürger aus Bremen u. Lübeck auf dem Berge Toron Zelte u. verpflegten darin ihre kranken Landsleute. Als sich mit ihnen die deutschen Hospitalbrüder vereinigten, so gewann die Stiftung die Aufmerksamkeit des Herzogs Friedrich von Schwaben u. anderer deutscher Fürsten, u. Erster errichtete im Mai 1190 einen geistlichen Ritterorden dessen Mitglieder ausschließlich Deutsche sein u. sich dem Kampfe mit den Ungläubigen u. der Pflege kranker deutscher Pilger widmen sollten. Die Großmeister des Johanniter- u. Templerorden entwarfen, mit Zuzie hung des Patriarchen, die Statuten, welche im Kriegswesen denen des Templerordens, in der Krankenpflege den Johannitern gleichen.

Die Verfassung, welche jedoch erst im 13. Jahrh. unter Hermann v. Salza ihre vollständige Ausbildung erhielt, war folgende: die Ritter mußten alle Deutsche, freigeboren u. von Adel sein u. durften keine Verpflichtungen bei anderen Gesellschaften haben, sie übernahmen die 3 Mönchsgelübde, Armuth, Keuschheit u. Gehorsam, u. verpflichteten sich zu immer wäbrendem Kampf mit den Ungläubigen u. zur Kranken- u. Armenpflege. Abzeichen war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. Seit 1221 gab es auch Priesterbrüder, die nur den Gottesdienst des Ordens verwalteten, auch Halbbrüder u. Halbschwestern, die nur ein halbes Kreuz trugen, weltlich blieben u. die Verpflichtung übernahmen, zum Wohl des Ordens mit zuwirken. Oberhaupt war der Großmeister, seit 1220 Hochmeister u. seit 1306 Hoch- u. Deutschmeister genannt; ihm beigegeben war das Ordenscapitel u. 5 Großbeamte; a) der Großcomthur, bei dem Tode des Hochmeisters Regent bis zur neuen Wahl; b) der Ordensmarschall, oberster Befehlhaber im Kriege; c) der Spittler, Oberaufseher der Hospitäler; d) der Trappier, welchem die Bewaffnung u. Bekleidung der Ritter oblag, später der 1. Hauscomthur in Mergentheim; e) der Tresler, welcher den Ordensschatz verwaltete. Die einzelnen Ordensbesitzungen waren eingetheilt in Balleien (Provinzen), diese in Comthureien, denen ein Landcomthur vorstand. In Deutschland waren 11 solcher Balleien. Alle Comthure in Deutschland standen aber unter dem Deutschmeister, der in Marburg seinen Sitz hatte u. mit einer großen, später selbst dem Hochmeister gefährlichen Macht bekleidet war. In Livland u. in Preußen verwaltete, bis die Hochmeister ihren Wohnsitz dahin verlegten, ein Landmeister (Heermeister) das Land, der aber vom Hochmeister abberufen werden konnte. Die Ordensritter wohnten zu 12, 18, 24 u. mehr in Schlössern neben einander; jede solche Gesammtheit hieß ein Convent, dessen Haupt der Comthur war. Die übrigen Ordensbrüder waren Hauscomthure, Küchen-, Keller-, Fisch-, Mieth-, Futter- etc. Meister. Die Lebensweise der Ordensbrüder war Anfangs sehr streng; sie durften nichts Eignes besitzen, keine edlen Metalle an ihren Kleidern od. an ihren Waffen tragen, nicht auf Federbetten, in verschlossenen Zimmern, od. im Dunkeln schlafen, ohne Erlaubniß nie über Nacht ausbleiben; ja selbst das Reden war ihnen nach dem Abendessen nicht mehr gestattet, wenn der Comthur es nicht bewilligte. Schutzpatronin wurde Maria, u. daher nannte sich der Orden Ritter unserer lieben Frauen od. Deutsche Brüder der Kirche der Maria in Jerusalem. Papst Clemens III. ertheilte am 6. Febr. 1191 dem Orden die Bestätigung u. stellte ihn unter den Schutz des Römischen Stuhls, u. bald darauf erfolgte Ähnliches vom Kaiser. 40 Deutsche von Adel traten nun in den Orden, die von dem Könige von Jerusalem u.[921] den deutschen Fürsten den Ritterschlag, von den Patriarchen den geweihten weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuze empfingen. Erster Ordensmeister wurde Heinrich Walpot von Baßenheim, ein rheinischer Adeliger. Nach der Eroberung von Akkon ließ er daselbst ein Hospital nebst einer Kirche (Deutsches Haus) bauen u. befestigen. Das Hospital in Jerusalem dauerte aber fort, u. da Saladin die Erlaubniß gab, Brüder dahin zu versetzen, so ernannte der Meister einen Großcomthur, der in Jerusalem wohnen u. die Aufsicht über die Krankenpflege führen sollte. Die Deutschen Ritter erwarben sich durch musterhaften Lebenswandel u. durch Tapferkeit allgemeine Gunst. Gleich nach seiner Stiftung begabte Herzog Friedrich von Schwaben den Orden mit Landgebiet bei Akkon; deutsche Fürsten traten ihm 1196 ihre Eroberungen um Tyrus ab, Kaiser Heinrich VI. schenkte ihm ein Kloster in Palermo, der Papst Cölestin III. gab ihm die Rechte der Templer u. Johanniter, unter andern das, eigene Priester zu halten. Zweiter Ordensmeister war Otto von Kerpen (1200–1206); unter seinem Nachfolger, Hermann Barth (1206–1210), wurde 1207 durch eine Schenkung beträchtlicher Güter in Hessen der Grund zur ersten Ordens-Ballei in Deutschland gelegt. Unter Hermann von Salza, von 1210–1239, erlangte der D. O. eme so schnelle Ausbreitung, daß er die Johanniter u. Templerverdunkelte. Er erhielt nun Güter in Österreich, Salzburg, Thüringen u. Trier, Zollfreiheit in Neapel u. Sicilien, u. in Deutschland das Recht, Reichslehen zu kaufen od. als Geschenk zu nehmen. Selbst Niederlagen u. Verluste der Christen förderten die Größe des D-n O-s. So brachte 1217 der mißlungene Kreuzzug des Königs Andreas II. von Ungarn ihm doch einige reiche Geldgeschenke ein, so erwarb die Überbringung der Nachricht von dem Unfall des Kreuzheeres 1220 in Ägypten, durch Hermann von Salza, vom Kaiser dem Orden große Geschenke in Italien u. vom Papst neue Privilegien u. Befreiung von geistlicher Gerichtsbarkeit etc. Bald darauf besuchte der Ordensmeister alle deutsche Fürstenhöfe u. wurde hier wieder mit Gütern od. Einkünften begabt. Das Streben des Ordens ging von jetzt an mehr auf Europa, als auf den Orient. Er siedelte sich zunächst im Lande Burza in Siebenbürgen, das ihm Andreas von Ungarn schenkte, mit der Verpflichtung, die Grenzen gegen die heidnischen Kumanen zu schützen, an. Zwar nahm der König dies Gebiet dem Orden wieder, gab es aber 1222 auf Verwendung des Papstes mit vermehrten Rechten u. Gebieten zurück. Am meisten that aber Kaiser Friedrich II., dessen Freund u. Rathgeber Hermann von Salza war, für den Orden, u. ungeachtet der Streitigkeiten Friedrichs mit dem Papst, wußte sich dennoch Hermann auch in dessen Gunst zu erhalten, u. beide ernannten ihn zum Schiedsrichter in ihren Angelegenheiten. 1226 erhielt der Ordensmeister die Reichsfürstenwürde u. nannte sich seitdem Hochmeister. In demselben Jahre rief der Herzog Konrad von Massovien den D-n O. zu Bekämpfung der heidnischen Preußen, wofür er dem Orden das Kulmer Land gleich u. alles zu erobernde Land später abzutreten versprach, was auch vom Kaiser u. Papst zugesichert wurde. Der Hochmeister sendete den Landmeister Hermann Balk Anfangs mit 100 Rittern, denen bald mehrere folgten, nach Preußen, u. diese vollendeten die Bezwingung der Preußen binnen 53 Jahren, s. Preußen (Gesch.). Während dieses Krieges erhielt der Orden beträchtliche Länder in Deutschland. Schon früher hatten die Grafen von Hohenlohe dem Orden Mergentheim übertragen, durch das Testament der Sta. Elisabeth war ihm das Hospital in Marburg zugefallen, neue Schenkungen erhielt er bei Magdeburg, in Österreich, Steyermark u. Kärnten u. durch den Landgraf Konrad von Thüringen, welcher mit 24 Adeligen Ordensritter wurde, denen viele Ritter folgten. Die bedeutendste Vergrößerung war aber 1237 die Einverleibung der Schwertbrüder in Livland; dagegen wurde ihm diese auch eine Quelle der ärgerlichsten Streitigkeiten mit der livländischen Geistlichkeit u. mancher Kämpfe mit den Heiden. 1239 starb Hermann von Salza in Salerno. Unter ihm hatte sich der Orden erst eigentlich ausgebildet Sein Nachfolger wurde Landgraf Konrad von Thüringen, er st. 1241 in Rom, wo er sich gegen die Angriffe der Johanniter vor dem Papst vertheidigte. Ihm folgte Gerhard von Malsberg bis 1244, wo er in den Tempelherrnorden trat. Heinrich von Hohenlohe, bis 1249, erschien selbst 2 Mal in Preußen; unter ihm begann der lange u. heftige Streit des Ordens mit dem Erzbischofe Albrecht von Riga. Nach seinem Tode wählte eine Partei Ludwig von Quenden, die andere Günther, dessen Familienname unbekannt ist; sein Nachfolger, Poppo von Osterna, 1253 bis 1257, legte wegen Alterschwäche sein Amt nieder. Hanno von Sangerhausen, bis 1274, hatte schwere Kämpfe in Preußen u. mit der Geistlichkeit zu bestehen; unter Hartmann von Heldrungen, welcher 1283 in Akkon starb, wurde 1278 der Bau von Marienburg begonnen. Burchard von Schwenden (bis 1290), beendigte den Krieg Preußens völlig, war mehrmals dort, zog nach Palästina, legte 1290 in Akkon seine Würde nieder u. trat in den Johanniterorden. Unter Konrad von Feuchtwangen ging nach einer langen Belagerung 1291 Akkon, der Hauptsitz des Ordens, u. mit dieser Stadt dem Orden alle morgenländischen Besitzungen verloren. Der Hauptsitz des Ordens wurde nach Venedig verlegt, woselbst der Orden ein Haus, eine Kirche u. ein Gebiet besaß. Das Gelübde der deutschen Ordensbrüder, wenigstens Eine Wallfahrt nach dem Heiligen Lande zu thun, konnte nun nicht mehr erfüllt werden. Um aber doch wenigstens den Worten nach diese Verbindlichkeit zu lösen, wurden neben den Ordensschlössern gewisse Plätze zu Waffenübungen eingerichtet u. Jerusalem genannt. Konrad st. 1297 in Böhmen. Gottfried von Hohenlohe, bis 1302, hatte die Absicht, den Hauptsitz des Ordens nach Preußen zu verlegen, gerieth aber deshalb u. da er die frühere Strenge wieder einführen wollte, auf dem Capitel in Elbing mit den Rittern in Streit u. legte aus Verdrußseine Würde nieder. Die Gegner wählten nun sogleich Siegfried von Feuchtwangen, die Anhänger Hohenlohes dagegen wollten nur diesen als ihr Oberhauptanerkennen; Hohenlohe bereute die Entsagung, ging nach Deutschland u. fuhr fort, in Ordensangelegenheiten zu gebieten; doch war sein Anhang nur gering; er st. in Marburg 1309. Unter Siegfried von Feuchtwangen, welcher den Titel als Hochmeister erst nach Hohenlohes Tode annahm, erfolgte endlich 1309 die Verlegung des Hauptordenssitzes nach Marienburg in Preußen, da[922] der Senat von Venedig längst schon zu erkennen gegeben hatte, daß ihm der bleibende Hofsitz eines unabhängigen Fürsten auf dem Gebiete der Republik unangenehm sei. Von nun an fließt die Geschichte des Ordens völlig mit der von Preußen (s.d. [Gesch.]) zusammen, indem dies das zusammenhängende Hauptland, die übrigen Besitzungen zwar reiche, aber politisch unwichtige Güter waren. Die Nachfolger Siegfrieds, welcher bis 1311 regierte, waren: Karl Bessart von Trier bis 1324, Werner von Orseln bis 1330, Lüdger, Herzog von Braunschweig, bis 1334, Dietrich, Burggraf von Altenburg, bis 1341, Ludolf, König von Weizau, bis 1345, Heinrich Dusemer von Arffberg bis 1351, Winrich von Kniprode bis 1382, Konrad Zöllner von Rotenstein bis 1390, Konrad von Wallenrodt bis 1393, Konrad von Jungingen bis 1407 u. Ulrich von Jungingen bis 1410, Letzter blieb 1410 in der unglücklichen Schlacht von Tanneberg, mit fast allen seinen Rittern u. mit mehr als der Hälfte des 83,000 Mann starken Heeres, gegen Wladislaw IV., König von Polen. Nach ihm leitete den Orden: Heinrich von Reuß-Plauen, der Marienburg tapfer vertheidigte u. den Orden rettete, aber 1413 abgesetzt wurde; Michael Küchenmeister von Sternberg, der 1422 abdankte, Paul von Rußdorf, der 1441 abdankte, Konrad von Erlichshausen bis 1450, u. sein Bruder Ludwig von Erlichshausen bis 1467, der nach 13jährigem Kriege die Hälfte des Ordensgebietes (Westpreußen) an Polen abtrat u. die andere Hälfte als polnisches Lehn behielt; Heinrich Reuß-Plauen bis 1470, Heinrich von Richtenberg bis 1477, Martin Truchseß von Wetzhausen bis 1489, Hans von Tiefen, ein Schweizer von Geburt, bis 1497, Friedrich, Herzog von Sachsen, bis 1510. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach bis 1525, als kaum 20jähriger Jüngling zum Hochmeister erwählt, verkaufte im Kriege mit Polen die Oberherrlichkeit des Ordens über Livland an den Landmeister Walther von Plettenburg für 100,000 Fl. u. schloß, nach einem erfolglosen Kampfe mit Polen von 1519 bis 1525, endlich einen Friedensvertrag, dem gemäß Albrecht das preußische Ordensland in ein weltliches, erbliches Herzogthum verwandelte u. als solches es von Polen zu Lehn nahm. Diese Umwandlung erregte im Lande selbst keine ernstlichen Widersprüche; die meisten Ordensritter legten das Ordenskleid ab u. empfingen Lehngüter od. Ämter vom Herzoge, die übrigen wurden durch Geld entschädigt u. verließen das Land. Preußen trennte sich hierdurch ganz von dem Orden.

Der D. O. bestand nun fortan mit seinen ihm übrig gebliebenen, in mehreren Gegenden Deutschlands zerstreuten Gütern, als Versorgungsanstalt für die jüngeren Söhne fürstlicher u. gräflicher Familien. Der Deutschmeister Walther von Kronberg wurde 1527 erst zum Minister in wälschen u. deutschen Landen u. (nominellen) Administrator des Hochmeisterthums in Preußen ernannt u. endlich selbst zum Hochmeister erwählt. Der Kaiser aber erklärte 1530 die Säcularisation Preußens für nichtig u. belegte Albrecht mit der Reichsacht; doch beide Maßregeln blieben ohne Wirkungen. Seit 1527 ist die Hoch- u. Deutschmeisterwürde stets vereintgeblieben. Walther von Kronberg erhob Mergentheim zum festen Hochmeistersitze u. st. daselbst 1543. Unter Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling (bis 1566), ging auch Livland völlig für den Orden verloren, indem der Heermeister Gotthard von Kettler 1561 Livland dem Könige von Polen abtrat u. 1562 Kurland u. Semgallen als erbliche, weltliche Herzogthümer, von Polen lehnbar, in Besitz nahm. Fernere Hoch- u. Deutschmeister in Mergentheim waren Georg Hund von Wenkheim bis 1572; Heinrich von Bobenhausen trat die Regierung 1588 an den Coadjutor Erzherzog Maximilian von Österreich ab, der 1595 ihm in der Würde folgte, er st. 1618; Karl, Erzherzog von Österreich, auch Bischof von Breslau u. Brixen bis 1624, Johann Eustach von Westernach bis 1627, Johann Kaspar von Stadion, kaiserlicher General, bis 1641; Leopold Wilhelm, Erzherzog von Österreich, Bischof von Strasburg, Passau, Olmütz u. Breslau, seit 1656 Statthalter der Niederlande, bis 1662; Karl Joseph, Erzherzog von Österreich, bis 1664; Johann Kaspar von Ampringen, Vicekönig von Ungarn u. Oberhauptmann von Schlesien, bis 1684; Ludwig Anton, Herzog von Pfalz-Neuburg, bis 1694; Franz Ludwig, Bruder des Vor., erst Bischof von Breslau u. Oberhauptmann von Schlesien, dann Bischof von Worms u. Propst von Elwangen, Reichskammerrichter, auch Kurfürst von Trier u. Kurfürst von Mainz (welcher gegen die Erhebung Preußens zum Königreiche protestirte u. dieses Land noch immer für Eigenthum des Ordens erklärte), bis 1732; Clemens August, Herzog von Baiern, erst Bischof in Münster u. Pader born, dann von Hildesheim u. Osnabrück u. Kurfürst von Köln, bis 1761; Karl Alexander, Herzog von Lothringen, Bruder des Kaisers Franz I., Reichsgeneral, Feldmarschall u. Statthalterder österreichischen Niederlande, bis 1780; Maximilian Franz, Erzherzog von Österreich, Oheim des Kaisers Franz II., Kurfürst von Köln u. Bischof von Münster, bis 1801; Karl, Erzherzog von Österreich, Bruder des Kaisers Franz II., legte 30. Juni 1804 seine Würde nieder, die nun auf seinen Bruder Anton überging. Schon durch die Besetzung des linken Rheinufers von den Franzosen hatte der D. O. alle seine Besitzungen dort verloren, die 1802 im Frieden zu Amiens, ohne Entschädigung, abgetreten werden mußten. Noch blieben ihm nur seine, auf der rechten Rheinseite u. in Österreich befindlichen Güter u. Comthureien, deren Besitz seit der Auflösung des Deutschen Reiches 1806 u. der Stiftung des Rheinbundes höchst unsicher wurde. Der Friede zu Strasburg vom 26. Dec. 1805 ließ dem Kaiser von Österreich den Titel als Großmeister des D. O. in Österreich, mit welchem Titel er 17. Febr. 1806 den Erzherzog Anton belieh u. dazu am 22. März d. I. Mergentheim als erbliches weltliches Fürstenthum übergab. Durch Decret Napoleons, gegeben 24. April 1809 zu Regensburg, wurde der D. O. ganz aufgehoben, die Güter den Rheinbundfürsten übergeben u. die Comthure mit kärglichen Jahrgeldern abgefunden; der Kaiser Franz mußte dies im Wiener Frieden am 14. Oct. d. I. anerkennen, u. nun legte Erzherzog Anton die Hochmeisterwürde in den Rheinbundstaaten nieder, u. somit erlosch diese einst so bedeutende Würde. 1810 zog auch Preußen die Güter des Ordens ein, u. derselbe erhielt sich nur, wenn auch ohne seine alte Macht, in den Niederlanden u. Österreich, u. Kaiser Ferdinand I. gab in letzterem Lande dem Orden 28. Juni 1840[923] neue Statuten, wornach derselbe in den kaiserlichen Staaten als ein selbständiges, eximirtes, unmittelbar unter dem Kaiser als Schutz- u. Schirmherrn stehendes Institut gilt, dessen Ritter u. Priester als Religiöse angesehen werden. Als Erzherzog Anton 1835 starb, folgte ihm, als der 55. Großmeister des Ordens, Erzherzog Maximilian (s.d.), Sohn des Erzherzogs Ferdinand, geb. 1782. Vgl. Joh. Voigt, Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, Berl. 1857 ff.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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