Schwein [1]

Schwein [1]

Schwein (Sus L.), Gattung aus der Familie der Dickhäuter (Vielhufer); an allen Füßen zwei große, stark behufte Mittelfinger, mit welchen das S. ganz, u. zwei kürzere Seitensinger, mit welchen es kaum auftritt; die unteren Schneidezähne sind horizontal, Eckzähne treten gekrümmt heraus; ein stumpfer Rüssel zum Wühlen; Borsten u. Schwanz kurz; ist unreinlich, gefräßig u. dumm. Das S. ist nach Linné wieder getheilt in eigentliche S-e (Sus), Warzenschwein (Phacochoerus), Nabelschwein (Dicotyles) u. bei Einigen noch Hirschschwein (Babyrussa). Außer dem gemeinen S. gehören hierher: das Maskenschwein (Larvenschwein, S. larvatus), mit einem starken Knollen neben den Hauern, aus Madagascar u. Afrika; der Hirscheber (s.d.), auch als eigene Gattung betrachtet. Als fossil wurden aus dieser Gattung angegeben: Sus priscus, u.a. Das eigentliches S. (Sus), hat 24 od. 28 Backenzähne, die hintern höckerig, die vorderen zusammengedrückt, 6 Vorderzähne in jedem Kiefer. Das gemeine S. (S. scrofa), hat den Leib mit Borsten besetzt, die längsten auf dem Rückgrath; Fraß: allerhand vegetabilische u. animalische Stoffe, gleichviel ob sie gut od. verdorben sind; sie wälzen sich oft in Koth u. Schlamm, um sich abzukühlen u. des Ungeziefers sich zu entledigen. Vaterland die alte Welt u. die Südseeinseln, doch sind sie auch nach Amerika verpflanzt. Man unterscheidet das Wild- u. zahme S. A) das Wildschwein (Walz, Sus scrofa ferus), ist die Stammrace. Im Allgemeinen heißen die wilden S-e Sauen, auch ihrer vorherrschend schwarzen Farbe halber Schwarz- (Grob-) wild, wegen ihrer Stärke ritterliche Thiere, die Jungen beiderlei Geschlechts Frischlinge, u. zwar heurige, so lange sie noch nicht ein volles Jahr alt sind, von da an bis zur nächsten Brunstzeit jährige, übergangene, überlaufene. Dann heißt das weibliche S. ein Jahr lang zweijährige Bache, alsdann dreijährige, u. volle vier Jahre alt, starke (grobe, gute) Bache. Der männliche Frischling heißt zwei Jahre alt zweijähriger Keiler (Bacher, Hauer, Eber), drei Jahre alt (Keiler), über vier Jahre alte Keiler im Allgemeinen Schweine, u. zwar volle vier Jahr angehendes S. (bis dahin scherzhaft Hosenflicker), fünf Jahre hauendes od. gutes S., 7 Jahre Haupt- od. grobes S. (Capitalschwein).[609] Das wilde S. ist stärker als das zahme, vorn wesentlich höher als hinten, wird über 5 Fuß lang, 3 Fuß hoch u. bis 500 Pfund schwer, hat längeren Rüssel, schwarze, durch öfteres Reiben an Nadelbäumen durch Harz starrer gemachte, matte Flintenkugeln schwer durchlassende Borsten (die Frischlinge, in der Regel gelblich braun, sind schwarz gestreift), aufrechte abgerundete Ohren, längere Hauer. Der Überzug von Harz u. Borsten bes. auf den Blättern oft fingersdick, heißt Schild, u. ein solches S. Panzer- (Harnisch-)schwein. Die obere Kinnlade heißt Ober-, die untere Unterwurf; der Rüssel heißt Gebräche (Wurf, Bart); sie wühlen damit in die Erde (brechen), die durchwühlte Erde heißt Gebreche, wenn das Wildschwein wirklich wühlt, steht es im Gebreche. Die Hauzähne des Keilers, welche schon im zweiten Jahre hervortreten, heißen Gewehr (Waffen, Gewerste), bes. die oberen Gewehre od. Gewerste, die unteren Hauer od. Haderer; der Keiler wetzt diese Zähne an Bäumen, bis zur Schärfe eines Messers, doch sind sie vom siebenjährigen Keiler an nicht mehr sehr gefährlich, indem sie sich dann nach den Augen zu krümmen u. nicht mehr sehr verwunden. Die kürzeren, stumpferen, wenig gekrümmten Eckzähne der Bachen heißen Haken. Die Borsten auf den Rücken heißen Flaumen, Federn, die dunkleren Sommer-, die helleren Winterfedern, der vordere Theil des Rückens Kamm, die Vorderschenkel Plätze, die Dünnungen Wammen, der Schwanz Pürzel (Stingel, Feder), die Ohren Gehör, das Blut Schweiß, die Eingeweide Gescheide. Wenn sich die Wildschweine den Hunden widersetzen, so stellen sie sich, wenn sie ausreißen, so gehen sie durch. Werden sie von den Hunden angegriffen, so werden sie eingeholt, gepackt, fest gemacht, gedeckt; suchen sie sich wieder von den Hunden los zu machen, so streiten sie mit denselben; gelingt ihnen dies, so haben sie sich losgeschlagen, verwunden sie einen Hund dabei, so schlagen sie ihn; sie schlagen sich durch das Jagdzeug, wenn sie es zerreißen u. entfliehen. Die Wildschweine hören u. riechen (wittern), vernehmen sehr scharf, aber sie sehen (äugen) weniger gut. Nur gereizt, heftig verfolgt (pressirt) od. verwundet nehmen Wildschweine den Menschen an, sind aber dann unerschrocken; die Keiler verwunden (schlagen) gewöhnlich nur mit einem kräftigen Schlage, dem man aber durch Niederwerfen (denn der Keiler schlägt nur von der Seite u. ober-, nie unterwärts) od. Flüchten auf einen Baum leicht entgehen kann, u. laufen weiter. Die Bachen bleiben dagegen bei ihrem Feinde stehen u. zerfleischen ihn durch Beißen u. treten ihn (abtreten); vor ihnen kann man sich nur durch Klettern auf einen Baum retten. Vom October bis Weihnachten sind die S-e in guten Jahren sehr feist. Das wilde S. lebt 20–25 Jahre, grunzt wie das zahme S., lebt gesellig in Rudeln (Haufen, Schaaren, Rotten), nur die angehenden, hauenden u. Hauptschweine nicht, liebt dichte Waldungen u. bricht (wühlt) hier mit dem Gebräche (Rüssel) die Erde auf (Bruch). Die einzelnen wilden Sauen haben rundliche, je nach Bedarf weit u. tief aufgebrochene, wo thunlich mit Moos u. Laub gefütterte Lager, deren eine Mehrzahl Kessel heißt u. in welche die wilden S-e sich einschieben, d.h. eingraben od. niederthun. Sehr liebt das S. auch sumpfige Stellen (Saulachen), wo es sich fühlt. Es frißt Eicheln, Buchnüsse, Kastanien, Wurzeln, bes. Kümmel-, Farrenkraut- u. Eberwurzeln, auch Schwämme, Kartoffeln, Getreide, Obst, Insecten, Fleisch (frisch u. Lrder) u. thut auf Äckern u. Wiesen durch Brechen (Umwühlen) großen Schaden. Die Nahrung heißt Fraß, Gefräße. Die Begattungszeit (Brunst, Rauschen) fällt Ende November u. Anfang December um die St. Andreaszeit. Wenn die alten Keiler zutreten (zu den Bachen treten), d.h. brünstig werden, jagen sie die jüngeren von der Bache u. kämpfen dann sehr mit einander, dabei vorkommende Verwundungen heißen Schläge. Die Bache fällt dann den Schirm, d.h. duldet die Begattung; das Begatten selbst heißt Berauschen, von der Muttersau Brähnen (Rumsen, Bären). Nicht selten brunftet (rauscht) die Bache zweimal des Jahres; sie trägt vier Monate u. wirst (frischt) 8–12 Junge. Die alte Bache behält die Jungen bei sich, bis sie wieder frischt, u. vertheidigt sie wüthend gegen Angriff. Die Jagd auf Wildschweine (Saujagd) ist bisweilen (je nach der Stärke der Keiler u. Bachen) nicht ungefährlich u. wird gewöhnlich mit Hunden unternommen. Sie wird von St. Galli (16. Oct.) bis zum heiligen Dreikönigstage (6. Jan.) betrieben. Die Wildschweine gehören zur hohen, zuweilen auch zur Mitteljagd. Man schießt sie mit Kugeln aus Bürschbüchsen; Schrote, selbst Posten schlagen nur selten durch die Haut. Das Schießen geschieht bei Treibjagden od. auch auf dem Anstande, letztern Falls zur Sicherheit u. Bequemlichkeit von Jagdkanzeln herab. Unter diesen legt man gewöhnlich Kirren (Saukirren) an, indem man Gerstenmalz, Erbsen u. Kartoffeln zur Lockspeise hinwirft. Einen solchen Schuttplatz benutzt man gewöhnlich zur Fütterung (Mast, Vorschutt) der wilden S-e bes. im Winter. Die Treibjagd (Suche) geschieht folgendermaßen: eine Anzahl Treiber, od. auch ein od. mehre Jäger gehen mit einem od. zwei Saufindern (s.d.) in das Revier, wo Wildschweine stecken, u. treiben mit gutem Winde vorwärts, od. nur ein Jäger folgt dem Finder, um das Wildschwein zu schießen, wenn es sich vor dem Finder stellt; die übrigen Jäger stellen sich da an, wo muthmaßlich das Wildschwein herauskommen kann (Ein- u. Ausgänger), u. eilen einander zu Hülfe, wenn etwa ein Jäger von einem verwundeten Wildschweine angenommen wird. Auch macht man mit dänischen Tüchern u. mit Saunetzen eingestellte Jagen. Entweder wird der Theil des Reviers, in welchem Wildschweine stecken u. bestätigt sind, mit Netzen umstellt, dann werden Finder in die Stellung geschickt u. die Wildschweine werden theils vor denselben geschossen od. nach der Gegend getrieben, wo die Schützen angestellt sind, od. es werden die Wildschweine aus weiter Entfernung in den mit Netzen umstellten Raum zusammengetrieben (s.u. Treibjagd), od. die Jagd ist zu einem Laufjagden eingerichtet. Die auf den Lauf kommenden Wildschweine werden auch bisweilen mit Hetzhunden gehetzt (Schweins-, Sauhatze), u. wenn sie fest gemacht od. gedeckt, d.h. von mehren Hunden so gehalten sind, daß sie sich nicht mehr rühren od. schlagen können, wird ihnen der Fang gegeben, d.h. es wird der Hirschfänger, womöglich auf der linken Seite, hinter dem Blatte, bis in das Herz gestoßen. Das Wildschwein wird hierzu ausgehoben, d.h. mit den Hinterläufen in die Höhe gehoben, daß es nicht mehr schaden kann. Auch fängt man sie bei solchen Hetzjagden lebendig, indem man sie in aufgestellte Fangarme einschiebt u.[610] ihnen mit einer großen Zange den Rüssel zukneipt. Muthige Jäger lassen dabei, u. bei eingelappten Saujagden, auch wohl die Wildschweine anlaufen, d, h. sie stellen sich den auf sie zukommenden entgegen u. suchen sie mit dem Fangeisen od. mit dem Hirschfänger von vorn zu erstechen, indem sie das rechte Knie etwas beugen, um den rechten Arm darauf zu stützen, u. den linken Fuß etwas zurücksetzen, um einen recht festen Stand zu haben. Durch den mehrmaligen Zuruf: Hu Saul sucht der Jäger das S. zu reizen, daß es ihn annimmt, doch gehört viel Übung u. Stärke hierzu, u. es ist immer gefährlich. Beim Hetzen der Wildschweine im Freien ohne Einstellung (Streifhetze) sind Leute u. Hunde in mehre Hetzen abgetheilt, welche jede wieder einen besonderen Commandeur haben. Die Hetzen werden auf freien Plätzen am Walde od. in lichtem Holze hinter einem Hetzschirme od. hinter einem dichten Busch aufgestellt. Bei jeder Hetze befinden sich einige Jäger zu Pferde, 3–6 Hetzleute, Hetzreiter (Leute zur Bedienung u. Führung der Hunde) mit noch einmal so viel Hetzhunden. Finder u. Jäger zu Pferde treiben die Wildschweine aus dem Dickicht nach den Hetzen zu; je nachdem ein S. od. ein ganzes Rudel hervorbricht, lösen ein od. mehre Hetzleute ihre zwei Hunde (hetzen auf den Keif). Auf ein starkes S. rechnet man gewöhnlich sechs Hunde. Man setzt entweder der zu hetzenden Sau entgegen, auf den Kopf, od. man läßt sie vorüber u. hetzt ihr nach. Bleibt die Sau stehen u. vertheidigt sich gegen die Hunde, so ist sie gestellt. Die Hetzleute u. die Jäger zu Pferde folgen den Hunden, erstere um die Hunde wieder aufzunehmen, letztere um der festgemachten Sau den Fang zu geben u. nachher die Hunde, welche sich verbissen haben, abzubrechen. Gute Hetzhunde fassen die Sau an den Ohren, springen sofort über dieselbe weg auf die andere Seite u. halten sie so fest, aber bei starken S-en geht dies nicht so leicht, u. es werden bisweilen mehre Hunde tödtlich verwundet. Können die Sauen einen Sumpf, ein Wasser, einen Dornstrauch gewinnen, so verbergen sie in denselben ihr Hintertheil u. hauen um sich. Im Nothfall benutzen sie auch einen Baum. Entkommt eine Sau den Hunden, so ist sie verhetzt. Auch wendet man bisweilen Parforcejagd auf die Sauen an. Die Fährte der wilden Sauen (je nach Geschlecht u. Stärke verschieden), ist der des Rothwildes ähnlich, nur sind hier die ungeraden Klauen (Schalen) nicht so tief als die Ballen eingedrückt, u. die Schritte kürzer, angehende od. Hauptschweine haben jedoch stets gleiche u. runde Schalen u. machen deshalb Fährten, welche vorn einer Hirschfährte sehr gleichen. Die erlegten wilden Sie werden abgeschrotet od. mit glühenden Eisen abgesengt Das Fleisch ist trockener, mürber, leichter zu verdauen, als das des zahmen S-s. Es wird gebraten u. mit einer Kirsch- od. picanten Sauce genossen. Am geschätztesten ist die Wamme u. der Kopf. Auch gekocht schmeckt das Fleisch sehr gut. Das Fleisch des Keilers, in der Brunstzeit geschossen, verdirbt in einigen Stunden, wenn man die Hoden nicht ausschneidet. Die sehr dicke Haut benutzt man auch roh zu Ranzen, Kumten u. Decken vor die Thür u. in Wagen. Die Zähne dienen zum Glätten u. Poliren. Jetzt werden die Wildschweine fast überall in Deutschland ausgerottet u. nur noch in Thiergärten gehalten, wo in denselben aber gleichzeitig Roth- od. Dammwild steht, thun sie durch Fressen der Wildkälber Schaden.

B) Das zahme S. (S. scrofa domestica), als Männchen Eber (Kempe, Keiler, Matz, Bär, Beier, Hacksch, Hauer), als Weibchen Sau (Fährmutter, Lose, Muhr), als Junges Ferkel, so lange es an der Mutter saugt, Saugferkel, Spanferkel; nach dem Absetzen Absetzferkel, Läufer, bis zu der Zeit, wo sie sich das erste Mal begatten od. zur Mast aufgestellt u. in Sommer- u. Winterläufer unterschieden werden (s. unten); bis zum zweiten Jahre das männliche Junge Borch, das weibliche Sau, beide auch Faselschweine (Faseler), das verschnittene Männchen Pork (auch Borg), das weibliche verschnittene S. Börger. Die Gestalt des zahmen S-s ist im Allgemeinen die des wilden, doch sind seine Formen etwas durch die Zähmung geändert; der Kopf ist lang gestreckt u. endigt wie beim wilden in einen beweglichen Knorpel am Rüssel zum Wühlen, es hat längere, spitzigere u. nach vorn gerichtete, meist schlappe Ohren. Zähne hat das S. 44, von denen 28 Backzähne, unten wie oben 6 Vorder- u. 2 Eckzähne stehen; 4 Hau- u. 8 Backenzähne bringt es mit auf die Welt; im dritten Monat bekommt es 4 Schneidezähne im Vorder-, desgleichen 6 im Hinterkiefer, ebenso 4 Backenzähne, im sechsten Monat wechselt es die Eckzähne des Hinterkiefers u. im dritten Jahre die des Vorderkiefers: das Alter von 3 Jahren an kann man durch die dicker werdenden Hauzähne erkennen. Das S. hat auf dem Rücken, vom Kopf bis zum schmalen u. dünnen Kreuz (S-e mit breitem Kreuz sind als nicht so leicht fett werdend weniger geschätzt) starke u. feste, fast hornartige Borsten. Der Leib ist lang gestreckt u. dick, der Rücken ein wenig erhaben, das Kreuz schmal u. spitz, die Vorderbeine kurz, stark u. gerade, die Hinterbeine länger u. schmalkantig, der Schwanz kurz u. meist zirkelförmig geschlängelt. Von Farbe ist das zahme S. meist weiß od. weiß u. schwarz gefleckt, doch gibt es auch schwarze, rothbraune, gelbe, od. von allen diesen Farben gefleckte. Durch Cultur sind verschiedene Racen entstanden. Die vorzüglichsten sind folgende: a) die Ungarische Race, hierunter gehören die Szalonthner, groß, lang, mit dünnen Füßen, langem, schmalem Kopf, langen Hauzähnen, großen, wagerecht stehenden Ohren, gekräuselten Haaren mit einzelnen Rückenborsten von leichtröthlicher Farbe, sehr scheu u. wild, gutes Speckvieh; die Manpalizca mit gekräuselten Haaren, kleinen spitzen Kopf, aufgerichteten kleinen Ohren, kommt in drei Schlägen vor: große weiße, große schwarze u. kleine, letztere ist zur Mast die beste; b) die Walachische Race, mittelmäßig groß, kurz, mit fast halbzirkelförmig gekrümmtem Rücken, ausgeschweifter Stirn, aufgestellten Ohren, mittelmäßig langen Füßen, lang aufgestellten Rückenborsten, groben, langen Haaren, weißgelb, grau u. scheckig, nicht fruchtbar, mittelmäßig mastfähig; c) die Sirmische Race, von gedrängtem Körperbau, steifen Ohren, ziemlich mastfähig; d) die Polnische Race, groß, gelblich von Farbe, mit einem braunen Streifen auf dem Rücken; e) die Champagner Race, groß, der Leib lang gestreckt, die Beine hoch, der Kopf lang, die Ohrenlang u. schlaff hängend, Schinken schmal, sehr mastfähig; f) die Baierische Race, zarter Gliederbau, seine Borsten, meist rothbraun gefleckt, sehr mastfähig, Fleisch weichlich; g) die Westfälische, von beträchtlicher Größe, vermehrt sich sehr stark; h) die Württembergische Race, mit schmalem, langem [611] Kopf, großen Schlappohren, tiefem flachem Leib, meist weiß gefärbt, gutes Speckvieh; i) das Guianische S., mit langem, bis an die Erde reichendem Schwanze u. kurzen rothglänzenden Haaren; k) die Chinesische Race, über England nach Deutschland gekommen, 11/2 (Fuß hoch, 21/2 Fuß lang, mit rundem Körper, kurzen Beinen, fast auf die Erde herabhängendem Bauch, kurzem u. dickem Kopf, kurzem Rüssel, kleinen nach vorn stehenden Ohren, von schwarzer u. schwarzgrauer Farbe, mit wenig u. dünnen Borsten, auf Rücken u. Kreuz fast kahl, mästet sich sehr leicht, ist ein guter Fresser u. eignet sich bes. zu Speckschweinen, da es nur wenig mageres Fleisch gibt; das einhufige S., fast eine besondere Art, mit verwachsenen Klauen. l) Die Englischen Racen, mit kurzen Beinen, breiten Lenden, gedrungenen Gliedern, haben vor anderen Racen das voraus, daß sie weit frühreifer sind, bei gleichem Futter mehr Fleisch u. Fett ansetzen u. sich mit geringerer Nahrung begnügen. Entstanden sind die Englischen S-e durch sorgfältige Kreuzung europäischer Racen mit dem Chinesischen S. Man unterscheidet große u. kleine Racen, letztere sind hochedel, erstere rauh, hart u. fruchtbar. Die vorzüglichsten Racen von den großen sind: das Yorkshire, Neu-Leicester, Hampshire, Suffolk, Norfolk, Lincolnshire, Shropshire, Folkinstonsche, Middlessexsche, Coloshiltsche; alle sind 7–8 Fuß lang u. werden in zwei Jahren 600–700 Pfund schwer. Von den kleinen Racen sind bes. ausgezeichnet die Berkshire, Essex, Windsor, Derby, Woburn, Surrey Race, von mittler Größe, u. werden in zwei Jahren 300–400 Pfund schwer. Hauptzweck der Schweinehaltung ist, auf andere Weise nicht leicht zu verwerthende Futterreste in Fleisch u. Fett möglichst schnell u. ergiebig zu verwandeln. Rasche Entwickelung ist die wichtigste Eigenschaft der S-e. Die Eigenschaften der raschen Entwickelung findet man bei Thieren, bei denen Kopf u. Hals kurz, das Rippenwerk bes. sehr weit u. gerundet, Flanken u. Nieren kurz u. gedrungen, Beine niedrig, Ohren klein u. Behaarung spärlich ist. Große Fruchtbarkeit findet dagegen statt bei mehr gestrecktem Leib mit 12–14 Saugwarzen, schmaler, flacher Rumpfbildung, höheren Beinen, langen Schlappohren. Die erstern S-e sind edel u. eignen sich nur zur Stallzucht, die letztern gemein, u. mit ihnen kann man weiden. Das edele S. charakterisirt sich durch gedrungenen kurzen Kopf mit aufgeworfenem Rüssel, dicken, hängenden, fleischigen Backen, kleinen u. stehenden Ohren, fast unmerklichen Übergang des Kopfes in den Hals u. des Halses in den gedrungenen Rumpf, ganz ebenen Rückenlinien, rundes Kreuz, nicht geringelten Schwanz, Borstenlosigkeit, kurze gerundete Beine, seine Knochen, ruhiges Temperament; das unedele S. (Landrace) durch lange hängende Ohren, langen Kopf u. Hals, starken Borstenkamm, grobes Knochengerüst, langsame Entwickelung; es ist aber fruchtbarer als das edle S. Das S. stammt jedenfalls vom wilden S. ab. Es lebt unter allen Himmelsstrichen u. reicht bis zum 64. Grad nördlicher Breite, von wo man es nicht mehr trifft. In Südamerika ist es wieder verwildert. Das zahme S. wächst bis ins sechste Jahr, wird durch gutes Futter 6–7 Fuß lang, wohl 8 Centner schwer u. 20 Jahre alt. Der Geruch ist des S-s vorzüglichste Eigenschaft, sonst ist es träge, steif u. bes. im Rücken u. Lenden ungelenk. Sein Eifer beschränkt sich bes. auf Freßgier, auf wüthende Brunst u. auf die Neigung sich bei seiner hitzigen Natur u., um sich des Ungeziefers zu entledigen, im Morast zu wälzen. Das S. grunzt, die Sau stärker als der Eber. Über den zweckmäßigen Aufenthalt für S-e s. Schweinestall. Die Nahrung der S-e besteht fast in jedem thierischen u. vegetabilischen Stoffe, der nur verdaut werden kann. Sie. werden zu dem Ende im Frühjahr auf unbebaute Äcker, im Sommer auf wüste Heiden u. Anger, im Herbste in Getreidestoppeln getrieben u. fressen alles, was ihnen aufstößt: Aas, Koth, Obst, Körner, Kräuter, Wurzeln, bes. von Wasserpflanzen. Selbst ihre eigenen Jungen sind vor ihrer Freßlust nicht sicher, sie wühlen Leichen aus u. fallen kleine Kinder an. Auf den Feldern sind sie zur Vertilgung des Unkrauts, dessen Wurzeln sie auswühlen, sehr nützlich. Sie wittern wohlschmeckende Wurzeln u. thierische Stoffe mittelst ihres seinen Geruchs sehr tief, deshalb sind sie auch zum Aufsuchen der Trüffeln brauchbar. Sorgfältig müssen sie auf der Weide vor Hitze in Acht genommen werden, u. der Hirt muß stets für kühles, feuchtes Lager im Schatten sorgen. Das Gegentheil erzeugt Krankheiten. Übrigens ist es weit rathsamer die S-e gar nicht auszutreiben, weil durch die Weide vollständige Sättigung nur selten erreicht wird, im Gegentheil vielfache Krankheiten daraus hervorgehen. Am zweckmäßigsten betreibt man daher die Schweinezucht, wenn man die S-e zu Hause füttert, zu ihrem besseren Gedeihen aber einen besonderen Schweinehof einrichtet, wo sie den Tag über bei günstiger Witterung gehalten u. gefüttert werden. Am vortheilhaftesten wird die Haltung der S-e mit dem landwirthschaftlichen Betrieb verbunden, weil gewisse Abfälle in den Wirthschaften u. manche Futterstoffe für die S-e nützlicher als für anderes Vieh verwendet werden können. Bei der Auswahl der Zuchtschweine hat man vor Allem auf Thiere zu sehen, welche sich durch schnelles Heranwachsen u. gute Eigenschaften zur Mastung auszeichnen u. von einer fruchtbaren, durch das Aufbringen einer zahlreichen Nachzucht ausgezeichneten Mutter abstammen. Mutterschweine dürfen nicht weniger als zwölf Zitzen haben. Wenn man die S-e in zu frühem Alter zur Fortpflanzung benutzt, so hat man nur schwächliche Ferkel zu erwarten, u. das Mutterthier selbst wird in seinem Wachsthum gestört. Gut gepflegte Mutterschweine können in einem Alter von 8–9 Monaten belegt werden, sonst müssen sie 1–11/4 Jahr alt sein. Der Eber muß wenigstens 1 Jahr alt sein, ehe er zu den Sauen gelassen wird. Zu Zuchtsauen wählt man die größten, stärksten, langgestreckten Frühjahrschweine, benutzt sie aber zur Zucht nicht länger als 4–6 Jahre; zu Zuchtebern wählt man die stärksten, am schönsten geformten Thiere aus dem Frühjahrswurf, benutzt sie aber zur Zucht nur 2–4 Jahre. Durch Betreibung der Inzucht gehen die Schweine nicht nur in ihrer Körperform u. Eigenschaft von Jahr zu Jahr zurück, sondern sie werden auch ganz unfruchtbar. Die besten Resultate erzielt man durch Kreuzung der Landrace mit Englischen S-en. In der Regel wirst die Sau des Jahres zwei Mal. Man läßt sie im October u. März zum Eber, u. sie wirst dann im Januar u. Juni. Während der Tragzeit muß man die Sau gut, aber nicht mastig, u. gleichmäßig füttern. Naht die Wurfzeit heran, so weist man der Muttersau einen eigenen warmen, geräumigen, gut mit Stroh bestreuten Stall an u. gibt ihr von[612] nun an statt fester Nahrungsmittel das Futter in mehr flüssiger Form. Man füttert in kleinen Portionen, aber oft. Wird die Sau unruhig, grunzt sie viel, macht sie sich ein keilförmiges Lager u. wühlt sich ins Stroh ein, so ist die Geburt nahe, u. man muß sehr wachsam sein. Hat die Sau geworfen, so muß man die Nachgeburt sogleich entfernen; dies muß auch mit den etwa todtgebornen Ferkeln geschehen, indem diese sonst die Mutter auffrißt u. dadurch Luft bekommt auch die lebenden Jungen zu fressen. Um übrigens die Muttersauen von dem Auffressen der Jungen abzuhalten, darf man nicht mit zu langem Stroh streuen, indem sonst die Jungen von der Alten leicht erdrückt werden; außerdem empfiehlt man, der Muttersau Speck zu fressen zu geben od. die Jungen mit Essigdämpfen zu räuchern. Einige Tage nach der Geburt erhält die Mutter nahrhafteres Futter, welches man nach u. nach, je größer die Ferkel werden, vermehrt. Das Futter kann in Getreideschrot, gekochten Kartoffeln u. Gartengewächsen bestehen, darf aber niemals zu heiß gereicht werden. Hat eine Sau mehr als acht Ferkel geworfen, so darf man die anderen, wozu man die schwächsten aussucht, nur acht Tage saugen lassen. Hat man mehr Muttersauen, die zu gleicher Zeit geworfen haben, so kann man die überzähligen Ferkel der einen Sau einer andern, die nur wenig Junge geworfen hat, zutheilen. Sind die Ferkel 14 Tage alt, so müssen sie allmälig an Milch od. Schrottrank gewöhnt; sind sie 4–6 Wochen alt, so müssen sie abgesetzt od. entwöhnt werden. Das Verschneiden der Ferkel geschieht am besten in der vierten bis achten Woche ihres Lebens Kurz vor, sowie einige Tage nach dem Verschneiden müssen die Ferkel, wenn sie nicht mehr bei der Sau sind, leicht verdauliche Nahrung erhalten. Vor dem jedesmaligen Einfüttern der jungen u. alten S-e sind die Futtertröge sorgfältig zu reinigen, wie überhaupt bei der Pflege der S-e hinsichtlich der Fütterung, Stallung u. Einstreu die größte Reinlichkeit beobachtet werden muß. Denn wenn sich auch das S. gern in Schlamm u. Koth zur Abkühlung herumwälzt u. bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel nicht ekel ist, so verlangt es doch viele Abwartung u. Sorgfalt in Betreff der Reinlichkeit im Stalle u. der Ordnung in der Fütterung. Die Läufer müssen täglich drei-, die Ferkel vier-, die Mastschweine fünfmal Futter erhalten. Die Futterzeiten sind regelmäßig einzuhalten. Nach dem Entwöhnen erhalten die jungen S-e Leinkuchen od. frische od. abgerahmte Milch im Wechsel mit Getreidekörnern. Letztere entzieht man ihnen allmälig u. mengt dagegen zu der abgerahmten Milch, welche auch nach u. nach immer mehr mit Wasser verdünnt wird, Gerstenschrot, Roggenkleie, im Wasser geweichtes Brod u. einige zerdrückte gekochte Kartoffeln. Das beste Futter für ältere Ferkel ist Milch u. Gerste. Buttermilch dürfen die Ferkel in der ersten Zeit nicht erhalten, weil dieselbe ihnen Durchfall verursacht. Die jungen S-e gewöhnt man allmälig an unkräftigere Nahrungsmittel. Sind sie 1/4 Jahr od. darüber alt, so erhalten sie Spülicht, Molken, Kleie, Kartoffelschalen, Abgang beim Putzen des Gemüses, Obst u. Obstschalen, Scheunenstaub, Runkelblätter, grünen Klee, Disteln, Gras etc. Von diesen Futtermitteln benutzt man die, welche man gerade vorräthig hat; findet sich aber, daß das Futter nicht nahrhaft genug ist, so wird es durch geschrotenes od. gekochtes Getreide, durch gekochte od. gedämpfte Kartoffeln verbessert. Werden die S-e geweidet, so dürfen sie des Morgens nicht vor dem Abtrocknen des Thaues ausgetrieben werden; neben der Weide erhalten sie noch Morgens u. Abends ein Futter im Stalle, od. doch wenigstens, wenn die Weide hinlänglich Nahrung liefert, Spülicht, Molken od. ähnliches Saufen. Gut ist es jedem S. als Vorbauungsmittel gegen viele Krankheiten alle acht Tage eine Messerspitze voll Spiesglas od. Buchenasche unter das Futter zu mischen. Als Präservativ gegen die Bräune gibt man von Zeit zu Zeit 1/2 Eßlöffel voll gepulverte Nießwurz unter das Saufen. Bilsenkraut u. Pfeffer, heiße u. sehr gesalzene Brühe, z.B. von gesottenen Fischen u. Pökelfleisch, ist den S-n Gift. Das S. läßt sich in jedem Lebensalter mästen; doch geht die Mast, so lange es noch nicht völlig ausgewachsen ist, bei weitem nicht so schnell von Statten, als wenn es seine völlige Körpergröße erreicht hat. Jüngere S-e geben wohlschmeckenderes, mit Fett durchwachsenes Fleisch, ältere stärkern Speck u. Schinken (Speckschweine). Will man dieselben Thiere nach u. nach mit verschiedenen Futterarten mästen, so muß man stets mit dem Futter anfangen, welches die S-e am wenigsten lieben, u. dann die andern Futtermittel in der Aufeinanderfolge reichen, wie sie die S-e lieber fressen. Unkräftige Nahrungsmittel darf man nie allein füttern, sondern muß sie mit kräftigeren versetzen. Eine wohlfeile, im Allgemeinen sehr zweckmäßige, viel Fleisch u. Fett gebende Mast ist, wenn Kartoffeln mit Getreide gekocht od. gedämpft, od. gekochte Kartoffeln mit Getreideschrot angemengt werden. Im Anfange werden sechs Mal mehr Kartoffeln als Getreide gegeben u. von letzterm immer mehr zugelegt, bis am Ende gleiche Theile Kartoffeln u. Getreide genommen werden. Bes. bewährt sich ein Gemenge von 1/3 Hafer u. 2/3 anderen Körnern. Hülsenfrüchte bringen einen großen Umfang in der Masse hervor, liefern aber kein zartes, kerniges, schmackhaftes Fleisch, weshalb man auch in der letzten Zeit der Mastung keine Hülsenfrüchte füttern soll. Saure Milch ist ein sehr hülfreicher Zusatz zu jedem Mastfutter. Alle Getreidearten können zur Mast angewendet werden, sie müssen jedoch entweder geschroten, gekocht od. gequellt gegeben werden. Gut sind auch Biertrebern, wodurch aber weniger Speck erzeugt wird, u. Branntweinspülicht, doch darf man mit letzterem nicht ausschließlich mästen, weil man sonst leichtes Fleisch u. triefenden Speck bekommt. Auch mästet man mit Brot aus 2/3 grobem Gersten- u. Roggenmehl u. 1/3 Kartoffeln, mit Futterkräutern, Eicheln od. Bucheckern. Haben sich die Mastschweine den Magen überladen u. wollen deshalb nicht fressen, so reicht man ihnen binnen 24 Stunden nichts als reines Brunnenwasser u. dann ein Futter von gedörrtem Hafer mit Salz. Der Nutzen des zahmen S-s besteht im Fleische, welches frisch gekocht od. gebraten, eingepökelt als Salzfleisch, Schweinskopf, Schweinsknöchelchen, Schweinslende, auch geräuchert wird u. als Schwarzfleisch u. bes. als Schinken (s.d.) beliebt ist; ferner im Fette (als Speck bei ganz fetten Thieren selbst bis 11/2 Fuß dick), Schmer (s. Schweineschmer) u. Schmalz (auch zu Pomade, Schmiere für mancherlei Maschinen, Arznei), Blut (zu Würsten), in der Galle (bei Verwundungen) Haut (Schweinsleder für Buchbinder, Riemer, [613] Sattler), Blase (zu Beuteln u. in der Apotheke), in den Zähnen (zum Poliren) u. Borsten (zu Bürsten u. zum Polstern geringer Meubles). In der Landwirthschaft erhält der Schweinedünger erst durch die Mengung mit anderen Düngerarten, bes. mit Pferdedünger, Werth, ist aber auch allem, bes. von Mastschweinen, bei hitzigem Boden bes. für Hopfen gut. Die S-e sind mancherlei Krankheiten unterworfen. Dahin gehören: Bräune, Rankkorn, Räude, Ruhr, Finnen, Husten, Tollheit, Verfangen, Bauchgrimmen, Würmer in den Ohren, Borstenfäule, Hinternbrand, Milzsucht, Pocken, Augenkrankheiten, Erbrechen, Bauchwassersucht, Klauenseuche, laufendes Fieber. Vgl. Dieterichs, Die Zucht der S. e, Lpz. 1831; Haumann, Praktische Schweinezucht, Weim. 1838; von Hazzi, Katechismus über die Zucht, Wartung etc. der S-e, Münch. 1839; Meyer, Unterricht über die Zucht, Fütterung etc. der S-e, Aarau 1845; Spinola, Die Krankheiten der S. e, Verl. 1842; Baumeister, Anleitung zum Betriebe der Schweinezucht, Stuttg. 1849; Lippe. Weißenfels, Vollständige Schweinezucht, Lpz. 1853; Bürger, Anleitung zur Schweinezucht, Glogau 1854; Fitzinger, Die Racen des Hausschweins, Wien 1858; Rohde, Die Pflege u. Benutzung des Hausschweines, Greifsw. 1860.

Das Fleisch von S-en zu essen war im ganzen Orient durch Religionsgesetze verboten, weil die Morgenländer eine besondere Disposition zu Hautkrankheiten hatten welche durch den Genuß des fetten Fleisches vermehrt worden sein würde; Andere führen andere Gründe an. Bei den Ägyptiern sollte das S. unrein sein, weil es seine eigenen Jungen u. selbst Leichen fräße. Zu Opfern wurden sie hier nur einmal des Jahres bei dem Fest der Sonnen- u. Mondgottheiten gebraucht, weil sie denselben gehässig sein sollten; dabei aß man auch das Fleisch. Wenn ein Ägyptier ein S. berührt hatte, mußte er zum Fluß gehen u. sich waschen. Die Kaste der Schweinehirten war hier die niedrigste u. verachtetste. Indeß wußten Andere auch einen andern Grund, daß die Ägyptier die S-e als nützliche Thiere nicht schlachteten, nämlich weil sie nach der Aussaat auf die Felder getrieben worden wären, um die Saatkörner einzutreten, theils damit dieselben unter die Erde kämen, theils nicht von den Vögeln weggefressen würden. Die Inder hielten keine S-e u. das Fleisch von zahmen u. wilden verabscheuten sie, wie Menschenfleisch. Gleiches erzählen die Alten von den Phöniciern, Arabern (welche den mit dem Tod bestraften, welcher Schweinefleisch in das Land brachte) u. Andern. Die Hebräer hielten Schweinefleisch für unrein, u. wenn Schweineheerden in Judäa erwähnt werden, so scheinen sie mehr nicht jüdischen Insassen gehört zu haben. Der Kaiser Hadrian soll ein S. über das Thor von Jerusalem haben in Stein hauen lassen, worauf sich die Juden von da entfernt hätten. Noch jetzt essen die Juden, wie die Muhamedaner, kein Schweinefleisch. Die Griechen aßen dagegen das S. zuerst vor allen andern Thieren, weil es zum Ackerbau weiter keinen Nutzen gewährte. Bei Homer finden sich schon neben Rinder- u. Schafheerden auch S-e (Sybosia) gehalten, u. der Schweinhirt (Sybotes) des Odysseus, Namens Eumäos, spielt eine nicht unwichtige Rolle in dessen Familie. Außer zum Gebrauch für die Küche diente aber das S. hier vorzüglich zu Opfern; man nahm ein S., wenn sich eine Gesellschaft einem gemeinschaftlichen Oberhaupt verbindlich machte; wenn es geschlachtet war, stachen die Schwörenden mit Lanze od. Schwert in das Opfer u. schwuren den Eid der Treue; S-e wurden der Aphrodite geopfert, weil ein Eber den Adonis getödtet hatte, u. an den Attischen Mysterien waren Schweineopfer ebenfalls gebräuchlich, weil das S. den Saaten großen Schaden that, so wie auch jeder Novize der Demeter ein S., welches er im Meer gewaschen hatte, opfern mußte. Die Griechen glaubten von den S-en auch, daß sie Sturm, Hungersnoth u. Pest voraus verkündigten. In der Symbolik galt das S. als wilde u. gefährliche Stärke, wegen seiner schnellen Bewegungen, bes. in der Wildheit, sowie als Dummheit u. Unkeuschheit. In Italien war das S. sehr geschätzt u. in Etrurien u. den Padusländern trieb man eine starke Schweinezucht; in Etrurien pflegten die Könige bei der Inauguration ein S. zu opfern u. gleiches thaten die Edeln beim Beginn der Ehe. Die Römer wußten eine Menge Leckereien an dem S. zu finden, so die Eichel, die Hoden, den Nabel, die Gebärmutter, das Euter etc.; doch verbot später ein Sumtuargesetz diese Gerichte; vgl. Porcus trojanus. Außer den Schweinehirten (Subulci) hatte man noch hier besondere Leute auf den Viehhöfen, welche für die Jungen Sorge tragen mußten (Porculatores). Außer dem zahmen S. wurde das wilde aus Lucanien u. Samnium sehr geschätzt. Geopfert wurden S-e an den Compitalien, u. diese Opfer bezogen sich, wie in Griechenland, auf die Religion der Tellus; außerdem opferten Neuvermählte ein S., mit Beziehung auf die Fruchtbarkeit des Thieres. Übrigens galt das S. auch hier als Symbol der Dummheit od. Rohheit, daher das Sprüchwort Sus Minervam docet (s.d.). Bei den Celten galt das S. als Mittel die Druden zu vertreiben u. ihre Macht zu hemmen; diese Zauberinnen hatten sonst keine Macht über sie, aber sie konnten sie durch einen Schuß behexen, daher Krankheiten der S-e als Folgen solcher Schüsse von dem abergläubischen Landvolk angesehen wurden. Sie stellten auch die deutsche Religion, als Naturdienst, unter dem Bild des S-es dar u. der ihrigen gegenüber. Eber wurden von den alten Skandinaviern dem Gotte Freyr od. der Sonne geopfert. Am Abend vor dem Julfeste wurde der Opfer-, Sühn- od. Sonneneber (Sónar-gaultr) in den Trinksaal vor den König geführt, die Gäste legten die Hände darauf u. thaten Gelübde bei Bragi's Becher, welche unverbrüchlich gehalten wurden. Über den Eber (Sährimner) in Walhalla, s. Nordische Mythologie IV. Noch jetzt wird von den Landleuten in Schweden um Weihnachten ein S. (Julgalt, Julgylta) geschlachtet u. verzehrt. Unter den Deutschen im Alterthume wurde bes. bei den Marsen starke Schweinezucht getrieben, vgl. Schinken.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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