Stephan [1]

Stephan [1]

Stephan, griechischer Name, d.i. der Kranz, die Krone; I. Heilige: 1) St S., der erste Märtyrer, s. Stephanos 1). 2) St. S., der König von Ungarn, s. unten Stephan 11). 3) St. S., der römische Papst, s. unten 40). 4) St. S., der Patriarch von Antiochien, s. unten 52). II. Fürsten: A) Kaiser u. Könige: a) Byzantinischer Kaiser: 5) S., Sohn des Kaisers Romanus Lecapenus, wurde 928 nebst seinem jüngern Bruder Constantin VII. Porphyrogenetes von dem Vater zu Mitregenten angenommen; 944 ließen die beiden Brüder den Vater im Palaste gefangen nehmen u. verbannten ihn auf die Insel Prote, wurden aber beschuldigt eine Verschwörung gegen den Mitkaiser ihres Vaters, Constantin VI., gemacht zu haben u. 27. Jan. 945 verhaftet u. ebenfalls exilirt. b) König von England: 6) S. von Blois, Graf von Mortain u. Boulogne, dritter Sohn des Grafen S. von Blois u. der Adele, Tochter des Königs Wilhelm des Eroberers von England, geb. 1104, erhielt von seinem Oheim König Heinrich I. ansehnliche Güter in England u. der Normandie u. erheirathete durch seine Gemahlin Mathilde die Grafschaft Boulogne. Obgleich er seinem Oheim Heinrich I. gelobt hatte dessen Tochter Mathilde als seine Nachfolgerin auf dem Throne von England anzuerkennen, so wußte er doch 1135, nach Heinrichs Tode, die Wahl als König auf sich zu lenken u. wurde 22. Decbr. gekrönt. Zwar versuchte Mathilde mit Hülfe ihres Oheims, des Königs David von Schottland, ihr Recht auf den Thron geltend zu machen u. fiel in den Norden Englands ein, aber David wurde von S. besiegt u. schloß einen Friedensvertrag mit demselben. Dann ging S. nach der Normandie, welche die Grafen Thibaut von Blois u. Gottfried von Anjon erobert hatten, vertrieb dieselben, erhielt sie 1137 vom König Ludwig in Lehn u. gab die Grafschaft seinem Sohne Eustach. Inzwischen hatte David für seine Nichte 1138 einen neuen Einfall in Northumberland gemacht, wurde aber wieder geschlagen. 1139 brach eine Empörung der hohen Geistlichen aus, deren Schlösser S. besetzt hatte, an der Spitze der Empörer stand sein Bruder Heinrich, Bischof von Winchester; auch die Prätendentin Mathilde reizte ihre Partei, unter dem Grafen von Glocester, die Waffen[770] wieder gegen König S. zu ergreifen; dieser wurde 2. Febr. 1141 geschlagen u. gefangen u. in Bristoleingekerkert, aber 1. Nov. gegen den im Fortgang des Krieges gefangenen Grafen von Glocester ausgewechselt, worauf er Mathilden 1142 aus England vertrieb. Nun trat deren Sohn Heinrich als Prätendent auf u. landete im Jan. 1153 in England; S. machte, da sein älterer Sohn Eustach gestorben war, mit Heinrich 6. Nov. in Winchester einen Vertrag, worin er denselben, mit Übergehung seines zweiten Sohnes Wilhelm, die Krone nach seinem Tode zusagte, u. st. 25. Oct. 1154, s. England S. 715. Er war vermählt mit Mathilde, der Tochter des Grafen Eustach III. von Boulogne, welche 1152 starb. c) Könige von Georgien: 7) S. I., der Letzte aus dem persischen Geschlecht der Khosronianer; regierte 568–574; s. Georgien S. 205. 8) S. II., aus dem Geschlecht der Guramiden, Sohn Gurams, folgte 600 seinem Vater u. fiel 619 gegen die Byzantiner, s. ebd. 9) S. III., Sohn des Adarnases, folgte 639 seinem Vater, s. ebd. d) König von Polen: 10) S. Bathori, Sohn S-s III., Palatins von Ungarn, geb. 1532, wurde 1572 zum Fürsten von Siebenbürgen (s.d. S. 30) u. 1575 zum König von Polen gewählt u. 1. Mai 1576 in Krakau gekrönt; er kämpfte glücklich gegen die Russen u. erwarb von denselben Kurland; suchte die von den Tataren verwüstete Ukraine wieder zu bevölkern u. bildete aus den räuberischen Kosacken ein bewaffnetes Reitercorps, welches er den Tataren entgegenstellte, u. st. 13. Dec. 1586. Er war vermählt. mit Anna, Tochter des Königs Sigismund, u. hatte keine Kinder; ihm folgte Sigismund III., s. Polen S. 256. e) Könige von Ungarn: 11) S. I. der Heilige, Sohn des Herzogs Geisa, geb. 978, wurde mit seinem Vater zugleich getauft u. folgte demselben 997 als Herzog von Ungarn; sein Eifer für Verbreitung des Christenthums unter den Magyaren rief unter diesen eine Empörung hervor, welche er aber bewältigte, erwarb ihm dagegen vom Kaiser Otto III. u. dem Papst Sylvester II. im Jahre 1000 die Ernennung zum König u. von Letzterem zur Apostolischen Majestät von Ungarn mit der Macht die kirchlichen Angelegenheiten in seinem Reiche zu ordnen. 1002 führte er Krieg gegen seinen Oheim Giula, Fürsten von Siebenbürgen, besiegte denselben u. machte Siebenbürgen zur ungarischen Provinz; im folgenden Jahre besiegte er die Bulgaren u. Petschenegen; 1030 zog er nach Baiern, um dieses Herzogthum für seinen Sohn Emmerich zu erobern, da dieser aber 1031 starb, gab er die Eroberung auf u. st. 15. Aug. 1038 in Ofen. Er zog viele Deutsche nach Ungarn, welche Cultur daselbst verbreiteten, gründete 10 Bisthümer in Ungarn, theilte das Land in Gespanschaften u. ließ 1016 eine Gesetzsammlung (Decretum Stephani) machen. Die Krone, womit S. gekrönt wurde, gehört zu den Reichskleinodien Ungarns u. mit ihr wurden alle Könige von Ungarn gekrönt; ihm zu Ehren wurde der Stephansorden (s.d.) gestiftet. Vermählt war er mit Gisela, Schwester. des Kaisers Heinrich II.; nach dem Tode seines einzigen Sohnes Emmerich bestimmte er seinen Neffen Peter von Venedig zu seinem Nachfolger, s. Ungarn (Gesch.). Er wurde unter die Heiligen versetzt u. sein Fest 20. Aug., seit Innocenz XI. den 2. Sept. gefeiert. 12) S. II. der Blitz, Sohn Kolomans, geb. 1106, folgte 1114 seinem Vater unter Vormundschaft, machte 1120 einen Einfall in Österreich, führte 1122 u. in der Folge Kriege mit Böhmen, Rußland, Polen, Bulgarien u. Griechenland u. ging zuletzt in ein Kloster zu Warasdin, wo er 1131 starb. Vermählt war er mit einer Tochter des Herzogs Robert Guiscard von Apulien, nach Andern mit Judith, Tochter des Herzogs Boleslaw von Polen (nach Andern mit beiden nach einander); ihm folgte, mit Ausschluß seines Sohnes Geisa, Bela II., s. Ungarn (Gesch.). 13) S. III., Sohn Geisa's II., folgte seinem Vater 1161; im Bunde mit dem byzantinischen Kaiser Emanuel machte er 1171 einen Eroberungszug nach Dalmatien, wurde aber in diesem Jahre von seinen Oheimen bekriegt u. vom Thron gestürzt, erst von Ladislaw, welcher 1172 starb, dann von Stephan (IV.), welcher aber nach kurzem Regiment wieder vertrieben wurde; S. III. starb bereits 4. März 1173; er war vermählt seit 1166 mit Agnes, Tochter des Herzogs Heinrich von Österreich; da er keine Kinder hatte, so folgte ihm sein Bruder Bela III. 14) S. IV., Sohn Bela's IV., geb. 1239, folgte seinem Vater 1270 u. eroberte Bulgarien, daher sich seitdem die Könige von Ungarn zugleich Könige von Bulgarien nannten; er st. 1272 u. hatte seinen Sohn Ladislaw III. zum Nachfolger.

B) Andere Fürsten: a) Herzöge von Baiern (Niederbaiern): 15) S., jüngster Sohn Heinrichs, geb. 1271, war Bischof von Salzburg, resignirte aber, als er 1290 mit seinen Brüdern Otto u. Ludwig theilte, auf sein Bisthum, heirathete Judith von Schweidnitz u. st. 1311 mit Hinterlassung zweier Söhne, Heinrich u. Otto, s. Baiern S. 194. 16) S. I. mit der Hast (Fibulatus), zweiter Sohn des Herzogs u. nachmaligen Kaisers Ludwig IV., erbte 1347 von seinem Vater Niederbaiern mit seinen Brüdern Wilhelm u. Albrecht, erhielt 1353 in der Theilung mit denselben Baiern-Landshut u. st. 1375, s. Baiern S. 195; er war vermählt mit Elisabeth, Tochter des Königs Friedrich II. von Sicilien, u. dann mit Margarethe, Tochter des Burggrafen Johann von Nürnberg. 17) S. II., ältester Bohn des Vorigen u. der Elisabeth, folgte mit seinen Brüdern Friedrich u. Johann 1375 in gemeinschaftlicher Regierung u. erhielt in der Theilung 1392 Baiern-Ingolstadt od. Oberbaiern; er st. 1414, s. Baiern S. 195 f.; seine Kinder waren Ludwig der Bärtige, welcher ihm folgte, u. Isabella, Gemahlin des Königs Karl VI. von Frankreich. b) Graf von Blois: 18) S. (Heinrich), Graf von Meaux u. Brie, Sohn des Grafen Thibaut III., folgte 1089 seinem Vater in Blois, Chartres u. einem Theil von Champagne; er bekämpfte die Rebellen gegen König Philipp I. u. nahm 1096 Theil an dem ersten Kreuzzuge in das Heilige Land; wegen seiner Bravour bei der Einnahme von Nicäa, 20. Juni 1097, wurde er an die Spitze des Kreuzheeres gestellt, siegte über die Sarazenen u. leitete die Belagerung von Antiochien; noch vor der Eroberung verließ er das Heer u. ging Ende Mai 1098, unter dem Vorgeben einer Krankheit, über Constantinopel nach Frankreich zurück. Hier aber allenthalben mit Tadel empfangen, kehrte er 1101 nach Palästina zurück u. verband sich dort mit dem Heere Raymunds von Toulouse, aber von den Sarazenen besiegt, zogen sie sich nach Constantinopel zurück; im nächsten Jahre kehrte S. nach Asien zurück, wurde aber in der Schlacht bei Rama 27. Mai 1102 von den Saracenen geschlagen,[771] gefangen u. in Askalon mit Pfeilen erschossen. Er war vermählt mit Alice, Tochter des Königs Wilhelm I. von England; unter seinen Söhnen war S. von Blois, welcher nachher König von England wurde, s. oben 2). c) Grafen von Champagne: 19) S. I., Sohn des Grafen Heribert II., folgte 993 seinem Vater bis 1019, nach Andern bis 1030, wo er kinderlos starb. 20) S. II., Sohn Eudo's II., folgte 1037 seinem Vater in der Champagne u. Brie, verband sich mit seinem Bruder Thibaut III. u. anderen Edelleuten gegen den König Heinrich, um denselben vom Throne zu stoßen, wurde aber von dem Grafen von Anjou 1042 od. 1044 geschlagen u. mußte sein Land verlassen, welches auch sein Sohn Eudes nicht wieder erhielt. d) Woiwoden der Moldau, hier regierten vom 14. bis zum 17. Jahrh. 15 Woiwoden dieses Namens, s. Moldau S. 358–360. e) Herzöge von Neapel: 21) S. I., um 780 Bischof u. Herzog von Neapel, hinterließ eine Tochter Eupraxia, durch welche das Herzogthum an ihren Gemahl Theophilus kam; s. Neapel S. 736. 22) S. II., Enkel des Vor., um 817 Herzog, wurde um 820 ermordet u. hatte einen seiner Mörder, Bonus, zum Nachfolger. f) Herzog der Normandie, so v.w. S. 6). g) Pfalzgraf von Zweibrücken-Simmern: 23) S., der dritte Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht III., erhielt in der Theilung mit seinen drei Brüdern 1410 Zweibrücken u. Simmern, erwarb noch Veldenz u. den größten Theil von Sponheim u. st. 1459, s. Pfalz S. 931. h) Fürsten u. Könige von Serbien: 24) S. Dobroslaw (Boistlaw), Fürst 1040–1050, machte Serbien wieder unabhängig von den Byzantinischen Kaisern; er war in zweiter Ehe vermählt mit Neda, Prinzessin von Bulgarien, u. hatte zwei Söhne, Goislaw u. Michael; s. Serbien S. 866. 25) S. Wulkan, Fürst 1105–1122. 26) S. Neemanja, Gründer der Neemanschen Dynastie, wurde 1165 Fürst, vergrößerte das Land durch Eroberungen u. that viel für die Kirche; er st. 1197 u. war vermählt mit Anna, Tochter des Banus Boris von Bosnien. 27) S. I., älterer Sohn des Vorigen, folgte 1197 seinem Vater, mehrfach angefochten von seinem Bruder Wulkan; er ließ sich zum König von Serbien krönen u. st. 1224 im Kloster. Er war erst vermählt mit Eudoxia, Tochter des griechischen Kaisers Alexius III. Komnenus, u. nach deren Tode mit einer Tochter des Dogen Heinrich Dandolo von Venedig. 28) S. II., ältester Sohn des Vorigen, folgte seinem Vater bis 1230, wo er wegen Blödsinns die Regierung seinem Bruder Wladislaw abtrat. 29) S. III. Urosch, Bruder des Vorigen, folgte 1237 auf Wladislaw u. führte die Regierung mit großem Ruhm bis 1272, wo er von seinem ältern Sohn Dragutin vom Throne gestoßen wurde u. in der Schlacht bei Gatzko fiel; er war vermählt mit Helena von Courtenay. 30) S. IV. Urosch, Enkel des Vor, Sohn Milutins, folgte 1321 seinem Vater u. wurde 1336 ermordet. 31) S. Duschan, der Große, Sohn des Vor., verdrängte 1335 seinen Vater aus der Regierung, ließ sich 1345 zum Kaiser krönen u. st. 1356; unter ihm wurden die Grenzen des Reiches weithin ausgedehnt, Wissenschaft u. Handel begünstigt u. ein Gesetzbuch gesammelt, s. Serbische Literatur S. 677 u. Serbien S. 866 f. 32) S., Sohn Lazars, folgte seinem Vater 1389 unter türkischer Oberhoheit, erhielt von dem Sultan den Titel Despot u. st. 1427; er war vermählt mit der byzantinischen Prinzessin Maria Kantakuzena, hatte aber keine Kinder, darum erlosch mit ihm das Lazarische Haus wieder. i) Woiwoden u. Fürsten von Siebenbürgen: 33) S. II. Bathori, unter König Matthias Woiwode, st. 1493. 34) S. III. Bathori, Woiwode 1527 unter König Johann Zapolya, s. Siebenbürgen S. 30. 35) S. IV. Bathori, 1572 Fürst von Siebenbürgen, so v.w. S. 10). k) Woiwoden der Walachei: 36) S. I., 1595 von den Türken eingesetzt. 37) S. II. Kantakuzenos, 1714–16, wurde des Einverständnisses mit Österreich beschuldigt u. in Constantinopel erdrosselt, s.u. Walachei.

III. Prinzen: a) Erzherzog von Österreich: 38) S., Sohn des Erzherzogs Joseph u. dessen zweiter Gemahlin Hermine, geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, geb. den 14. Septbr. 1817, wurde im Decbr. 1843 Civilgouverneur von Böhmen, 1847 nach dem Tode seines Vaters als stellvertretender Palatin von Ungarn ernannt u. im Novbr. d. I. durch die Wahl des Reichstags u. die Bestätigung des Kaisers definitiv mit dieser Würde betraut. In Folge der Märzereignisse 1848 wurde seine Stellung sowohl der nationalen Partei als auch der österreichischen Regierung gegenüber eine unhaltbare (s.u. Ungarn, Gesch.), er entsagte dem Palatinat u. zog sich auf seine in Nassau liegenden Besitzungen (Grafschaft Holzappel u. Schaumburg) zurück. b) Von Ungarn: 39) S., Sohn des Königs Andreas II. u. dessen dritter Gemahlin, Beatrix Marquise von Este; nach des Vaters Tode 1235 hatte sich seine Mutter nach Este zurückgezogen u. hier den Prinzen S. als Postumus geboren; als Jüngling versuchte er seinen Bruder Bela IV. vom Throne zu stoßen, allein der Plan mißlang u. S. ging nach Spanien; nach einigen Jahren kam er nach Italien zurück u. wurde in Ravenna zum Prätor erwählt, indeß sein unvorsichtiges Benehmen erbitterte die Bürger gegen ihn, weshalb er nach Venedig ging, wo er Thomasine Marosini heirathete u. mit ihr einen Sohn, Andreas, zeugte, welcher von seiner Mutter in Ungarn erzogen u. vom König Ladislaw zu seinem Nachfolger bestimmt wurde u. demselben auch 1290 folgte. Von seinem Vater S. ist dann weiter nichts bekannt.

IV. Päpste: 40) St. S. I., ein Römer, wurde 253 Papst; unter ihm wurde bes. der Streit über die Ketzertaufe geführt, in welchem S. gegen die Morgenländische u. Afrikanische Kirche behauptete, daß jede im Namen Jesu vollzogene Taufe gültig sei, auch wenn sie von Ketzern geschehen wäre; er st. 257; weil er nach der Sage wegen seiner Weigerung den heidnischen Göttern zu opfern den Märtyrertod starb, so gilt er als Heiliger u. ihm ist der 2. August geweiht. 41) S. (II.), wurde 27. März 752 gewählt, starb aber schon drei od. vier Tage nachher, daher er gewöhnlich in der Reihe der Päpste nicht gezählt wird. 42) S. II. (III.), bestieg 752 den Römischen Stuhl; unter ihm fiel der Langobardenkönig Aistulf in das Päpstliche Gebiet, wurde aber 754 von dem, von S. zu Hülfe gerufenen Frankenkönige Pipin dem Kurzen zurückgetrieben; als Aistulf 755 seinen Einfall erneuerte, kehrte Pipin zurück, vertrieb ihn u. machte S. zum Patricius u. schenkte ihm das Exarchat, wodurch der Grund zum Kirchenstaate gelegt wurde; dafür salbte S. Pipin zum Könige; er st. 757. 43) S. III. (IV.), ein Sicilianer, war Benedictiner, wurde unter Papst [772] Zacharias Cardinalpriester u. 768 selbst Papst; er verdammte seinen Gegenpapst Constantin, welcher als Laie gewählt war, u. setzte auf der Lateransynode 769 durch, daß nicht Laien, sondern nur gewesene Presbyteren u. Diakonen zu Päpsten gewählt werden könnten. Von dem Langobardenkönig Desiderius bedrängt, suchte er bei den Frankenkönigen Karl u. Karlmann Hülfe; er st. 772. 44) S. IV. (V.), wurde unter Leo III. Cardinaldiakon u. 816 Papst; er krönte Ludwig den Frommen als Kaiser u. st. im Januar 817. 45) S. V. (VI.), wurde 885 Papst u. behauptete sich gegen Karl den Dicken, welcher ihn nicht anerkennen wollte, weil für seine Wahl die kaiserliche Bestätigung nicht eingeholt worden war; er führte Verhandlungen mit den byzantinischen Kaisern Basilius u. Leo zur Wiederherstellung des durch Photius gestörten Friedens zwischen der Morgen- u. Abendländischen Kirche u. st. 891. 46) S. VI. (VII.), wurde 896 durch den Einfluß des Markgrafen Adalbert Papst; er ließ den Leichnam seines Vorgängers Formosus, welcher sein persönlicher Feind gewesen war, aus dem Grabe reißen, verstümmeln u. in die Tiber werfen; dafür wurde er von den Anhängern des Formosus 897 gefangen, ins Gefängniß geworfen u. ermordet. 47) S. VII. (VIII.), ein Römer, gelangte 929 durch Theodora u. Marozia auf den Päpstlichen Stuhl u. st. 931. 48) S. VIII. (IX.), ein Deutscher u. Verwandter des Kaisers Otto I.; er wurde 939 von Klerus u. Volk zum Papst gewählt u. st. 942. 49) S. IX. (X.), hieß eigentlich Friedrich u. war der Sohn des Herzogs Gotelon von Nieder-Lothringen; unter Leo IX. wurde er Cardinaldiakon u. Kanzler des Apostolischen Stuhles u. ging als Apocrisiarius nach Constantinopel, um eine Versöhnung zwischen Papst u. Kaiser zu bewerkstelligen, was ihm aber nicht gelang; nach seiner Rückkehr trat er in das Kloster auf dem Monte Cassino, wo er Abt wurde, u. bestieg 1057 den Päpstlichen Stuhl; er stand unter dem Einflusse Hildebrands u. st. bereits 1058 in Florenz.

V. Patriarchen u. Bischöfe: a) Patriarchen von Antiochien: 50) S. I., war früher Priester, aber wegen anstößigen Lebenswandels abgesetzt; 345 wurde er von den Arianern zum Patriarchen gewählt, ging 347 zum Concil nach Sardica, wo er vergebens gegen die Verdammung des Athanasius stimmte, u. wurde 348 abgesetzt. 51) S. II., war 478–480 Patriarch. 52) S. III., folgte 481 auf den Vorigen, wurde aber bereits 482 von den monophysitischen Anhängern des Petrus Fullo am Altare ermordet; er wurde als Märtyrer verehrt u. sein Tag am 25. April gefeiert. b) Patriarchen von Constantinopel: 53) S. I., Sohn des Kaisers Basilius u. Bruder des Kaisers Leo VI., wurde 886, erst 16 Jahre alt, nach Photius auf den Patriarchenstuhl gesetzt u. leitete die Kirche, trotz seiner Jugend, mit Weisheit; er st. 893 in der Folge des übermäßigen Gebrauches abkühlender Mittel, welche er genoß, um den Ungestüm seiner Jugend zu unterdrücken. 54) S. II., war erst Metropolit von Amasia u. wurde 925 Patriarch in Constantinopel, wo er 928 starb. c) Patriarch von Jerusalem: 55) S., Verwandter des Königs Balduin II. von Jerusalem, war erst Abt in S. Jean de Vallée bei Chartres u. wurde 1128 Patriarch; er hatte Streitigkeiten mit dem König von Jerusalem wegen Jaffa u. anderer Güter, welche er mit seiner Kirche vereinigen wollte, was ihm aber nicht gelang; er st. 1130. d) Bischof von Köln: 56) S., war unter König Theoderich III. um 673 fünf, nach Andern zehn Jahre Bischof. VI. Geistlichen. Schriftsteller: 57) S. von Tigerno, geb. 1046 auf dem Schlosse Thiers in Auvergne, Sohn des Vicomten Stephan, wurde von dem Bischof Milo von Benevent erzogen u. dann dessen Diakonus; nach Milos Tode ging er 1070 nach Rom u. erhielt 1073 vom Papst Gregor VII. die Erlaubniß einen geistlichen Orden zu stiften. Er kehrte nach Frankreich zurück u. ließ sich in der Einöde Muret bei Limoges nieder, wo er ein Einsiedlerleben führte u. eine Anzahl Gleichgesinnter um sich versammelte, woraus der Orden der Grandmontenser (s.d.) entstand; er stand als Corrector dem Orden vor u. st. 8. Febr. 1124. 58) S. von Tournay, geb. 1135 in Orleans, war erst Abt des Klosters St. Everte daselbst, dann Abt des Klosters der Sta. Genovefa in Paris u. st. 1203 als Bischof von Tournay. Er schrieb eine Summa de decretis (wovon nur noch die Vorrede übrig ist), Reden u. Briefe, herausgegeben von Molinet, Par. 1679. 59) S. von Bellavilla (S. de Borbone), war Dominicaner u. predigte in Valence gegen die Katharer, wurde dann Inquisitor, als welcher er in Südfrankreich die damaligen Secten, bes. die Waldenser in Lyon, verfolgte, u. st. 1261; von seinem Werke De septem donis Spiritus sancti ist nur der auf die Katharer u. Waldenser sich beziehende Theil gedruckt im 1. Bde. von D'Argentre's Collectio judiciorum do novis erroribus u. im 1. Bde. von Quetif's u. Echard's Scriptores Ordinis Praedicatorum. VII. Griechische Schriftsteller, s. Stephanos.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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