- Weber [2]
Weber, 1) Veit, Schweizerdichter in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh.; fünf Kriegslieder von ihm befinden sich in Schillings Beschreibung der burgundischen Kriege (Bern 1743, Fol.), einzeln herausgegeben von H. Schreiber, Freib. 1819. 2) Immanuel, geb. 1659 in Hohenheide bei Leipzig; wurde erst schwarzburg-sondershauser Secretär u. Archivar, 1698 Professor der Geschichte in Gießen, später auch der Rechte, 1725 Prokanzler u. st. 1726; er schr.: Einleitung zu der deutschen europäischen Staatshistorie, Frankf. a. M. 1716; Examen artis heraldicae, ebd. 1696, 6. Ausg. herausgeg. von J D. Köhler, ebd. 1753. 3) Friedrich, geb. 1752 in Göttingen; wurde 1777 in Kiel Professor der Medicin u. Prosector, Leibarzt des Königs von Dänemark, 1799 königlich dänischer Archiater u. 1810 Director des Sanitätscollegiums, Oberaufseher der vereinigten Krankenhäuser u. des Botanischen Gartens, später Etatsrath u. st. 1823. Er ist Begründer des Arbeitshauses u. der Armenversorgung in Kiel u. schr. u.a.: Historiae muscorum hepat. prodromus, Kiel 1815; Botanisches Taschenbuch auf 1807. 4) Veit, Pseudonym für Wächter 2). 5) Adolf Dietrich, geb. 1753 in Rostock; wurde 1784 Professor der Rechte in Kiel, 1791 in Rostock u. st. als Vicepräsident des Consistoriums daselbst 1817; er schr.: Versuche über das Civilrecht, Schwerin 1801; Beiträge zur Lehre von gerichtlichen Klagen u. Einreden, ebd. 1820; Über Injurien u. Schmähreden, ebd. 1793, 3. Aufl. Lpz. 1820; Erläuterung der Pandekten, nach des Verfassers Tode herausgegeben von A. L. W. Weber, Lpz. 1821; Über die Proceßkosten, deren Vergütung u. Compensation, Schwerin 1787, 5. Aufl. Hannov. 1811; Über die Verbindlichkeit zur Beweisführung im Civilproceß, Halle 1832. 6) Michael, geb. 6. Dec. 1754 zu Groben im Weißenfelser Kreise; studirte Theologie in Leipzig, wurde daselbst erst Vesperprediger, dann Frühprediger an der Universitätskirche, 1778 Privatdocent u. 1782 außerordentlicher Professor der Theologie daselbst; 1784 ging er als Professor der Theologie nach Wittenberg, wo er auch Schloßprediger u. 1815 bei der Vereinigung der Universität Wittenberg mit Halle hierher versetzt wurde, hier war er auch Mitdirector des Theologischen Seminars u. seit 1828 Mitglied der theologischen Examinations-Commission u. st. 1. August 1833; er schr Eclogae exegetico-criticae in nonnullos N. T. locos, Halle 1828; Opuscula academica, Lpz. 1828; Symbolae ad grammaticam lat., ebd. 1828; u. gab heraus: Libri symbolici ecclesiae luther., Wittenb. 1809, 1. Bd., u. Confessio Augustana anno 1540 a Melanchthone edita etc., Halle 1830. Vgl. Fritzsche, Narratio de M. W., Halle 1834. 7) Bernhard Anselm, geb. 1766 in Manheim; studirte in München Musik u. reiste mit Röllig, um dessen Tastatur-Harmonica zu spielen. 1787 war er Musikdirector bei der Großmannschen Truppe in Hannover u. reiste dann; er wurde 1792 Mitdirector des Orchesters bei der Deutschen Oper in Berlin u. ging 1793 nach Wien; er begleitete 1803 Kotzebue nach Paris, lehrte nach Berlin zurück u. st. daselbst 1821. Von seinen zahlreichen Compositionen werden am meisten geschätzt: Ouverture, Zwischenacte u. Gesänge zu Schillers Wilhelm Tell, Braut von Messina, Jungfrau von Orleans, Werners Weihe der Kraft etc.; Der Gang nach dem Eisenhammer, als Melodram bearbeitet; außerdem schrieb W. mehre Opern (Deodata 1810, Hermann u. Thusnelde 1819, Die Wette), Gesänge etc. 8) Karl Julius, geb. 16. April 1767 in Langenburg; studirte seit 1785 in Erlangen, arbeitete seit 1788 in der Regierungskanzlei in Langenburg, suchte 1789 sich in Göttingen zu habilitiren, ging aber als Lehrer nach der Französischen Schweiz; er wurde 1792 Privatsecretär des Grafen von Erbach-Schönberg, 1799 Rath der Regierungskanzlei zu König im Odenwalde, trat 1802 in gräflich isenburgische Dienste, um mit dem Erbgrafen von Isenburg auf Reisen zu gehen. Dieser entfloh aber seinem Führer; W. nahm darauf seinen Abschied, privatisirte dann in Jarthausen u. unternahm Reisen,[937] war 1820 bis 1824 Abgeordneter des Oberamts Künzelsau bei der württembergischen Ständeversammlung u. st. 20. Juli 1832 m Kupferzell. Er gehört zu den witzigen u. satirischen Schriftstellern u. schr.: Die Möncherei, Stuttg. 1818–1820, 3 Bde.; Weckherlins Geist, ebd. 1823; Das Ritterwesen, ebd. 1822, 3 Bde.; Deutschland, od. Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen, ebd. 1826–28, 3 Bde. 3. Aufl. ebd. 1843; Demokritos od. Hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen, ebd. 1832 ff., 7. A. ebd. 1861 ff., 12 Bde.; Gesammtausgabe seiner Werke, ebd. 1834–1845, 30 Bde. 9) Georg Michael von W., geb. 1768 in Bamberg; wurde 1793 Professor des Lehnrechts in Bamberg, 1795 Hof- u. Regierungsrath u. 1798 Professor der Pandekten. 1802, bei der Säcularisation von Bamberg, war W. sehr thätig, wurde 1803 Director des Hofgerichts, 1807 Mitglied der Gesetzcommission in München, 1809 Director des Appellationsgerichts in Bamberg, 1812 geadelt u. 1814 Vicepräsident des Appellationsgerichts in Amberg; er nahm 1827 seine Entlassung, wurde aber bald darauf nach München berufen, wo er sich mit Zusammenstellung der Rechte des Königreichs Baiern beschäftigte, wurde dann Präsident des Appellationsgerichts des Unter-Mainkreises u. 1832 des Ober-Donaukreises; er trat 1844 in Pension, lebte dann in München u. st. daselbst 2. März 1845. Er schr.: De appellatione in causis criminalibus, Bamb. 1803; Über die Wildsteuer, Nürnb. 1794; Über die Reparation der Kriegsschäden, Bamb. 1797, Hannover 1805; Grundsätze des bambergischen Landrechts, Bamb. 1807, 4 Bde.; Handbuch des Lehnrechts, Lpz. 1807–11; Über das baierische Credit- u. Schuldenwesen, Sulzb. 1819; Beiträge zur Geschichte der neuesten Literatur in Deutschland, aus den nachgelassenen Papieren des Magister Aletheios, St. Gallen 1813–15, 4 Bde.; Darstellung des sämmtlichen Provinzial- u. Statutenrechts des Königreichs Baiern, Augsb. 1838 ff., 5 Bde. 10) Johann August Heinrich, geb. 1770 in Berlin; war seit 1805 Fabrikcommissär u. unter dem Minister Stein bes. sehr thätig für die Tuch- u. Wollenzeugmanufactur. Er bereiste Schlesien, Brandenburg u. Südpreußen, die Niederlande u. Frankreich, u. hatte schon mit John Cockerill abgeschlossen seine Wollenspinnerei von Verviers nach Preußen zu verpflanzen, als der Krieg ihn störte. Erst 1824 wurde sein Plan ausgeführt, Cockerills Söhne nach Berlin gezogen u. Spinnmaschinen dort, zu Kottbus, Guben u. Grünberg angelegt. Mit Beuth vereint, förderte er nun den Gewerbfleiß auf das Thätigste, hielt Vorlesungen, setzte Preisfragen aus etc. u. st. als Fabrikcommissionsrath 1831; er schr.: Wegweiser durch die Fabrikanstalten Berlins, Berl. 1819–1820, 2 Bde.; Vorlesungen über die neuesten Fortschritte der gewerblichen Künste, ebd. 1828; u. gab das Zeitblatt für Gewerbtreibende heraus. 11) Friedrich Dionys, geb. in Welchau 1771, war Director des Conservatoriums in Prag u. starb den 26. Dec. 1842. In früheren Jahren componirte er manches beliebte Tonstück, später bildete er Zöglinge in der Harmonie u. tüchtige Instrumentalisten heran; er schr.: Theorie der Musik, 12) Karl Gottlieb von W., geb. 1773 in Leipzig, wurde 1797 in Leipzig Privatdocent der Rechte, 1801 Oberconsistorialrath in Dresden, 1807 Vicepräsident des Appellationsgerichts, 1829 in den Adelstand erhoben u. 1831 Geheimer Rath u. Präsident des evangelischen Landesconsistoriums; er st. 25. Juli 1849 auf seinem Gute Zeschau bei Oschatz; er schr.: Systematische Darstellung des im Königreich Sachsen geltenden Kirchenrechts, Lpz. 1810–30, 3 Abth., 2. A. 1843 ff., 2 Bde. Über die bevorstehende Umgestaltung der Kirchenverfassung des Königreichs Sachsen, ebd. 1833. 13) Friedrich Benedict, geb. 1774 in Leipzig; wurde 1799 Privatdocent u. 1801 Professor der Philosophie in Leipzig, 1802 der Cameralwissenschaften in Frankfurt a. d. O. u. 1811 in Breslau; er st. in Berlin 8. März 1848 u. schr: Grundsätze über die Abschaffung der Hut, Trift u. Brache, Lpz. 1800; Von den Wirtschaften der Bauern u. über die neuere Cultur der Ökonomie, ebd. 1800; Der ökonomische Sammler, ebd. 1801–18, 17 Hefte; Handbuch der ökonomischen Literatur, Berl 1803–27, 5 Thle.; Handbuch der Staatswirthschaft, ebd. 1803–9; Kleine ökonomisch-cameralistische Schriften, Berl 1805; Einleitung in die Lehre vom Pflanzenbau, Züllich 1807; Handb. der Feldwirthschaft, Frankf. a. d. O. 1807, 2 Bde.; Über den Zustand der Landwirthschaft in den preußischen Staaten u. ihre Reform, Lpz. 1808; Einleitung in das Studium der Ökonomie, Züllich. 1809; Handbuch der Landhaushaltungskunst, Berl 1809; Handbuch der größeren Viehzucht, Lpz. 1810–11, 2 Bde.; Lehrbuch der politischen Ökonomie, Bresl 1813, 2 Bde.; Handbuch des Futterbaues, Lpz. 1815; Bemerkungen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft, ebd. 1815–19, 2 Bde.; Einleitung in das Studium der Cameralwissenschaften, 2. A. Berl. 1819; Über die Gewinnung der seinen u. edlen Wolle, Bresl. 1822; Landwirthschaftlich-terminologisches Lexikon u. Idiotikon, Lpz. 1829; Handbuch der neuesten ökonomischen Literaturen seit 1823, Bresl. 1832, 6 Bde., u. bis 1840, Grimma 1842; Historisch-statistisches Lehrbuch in Bezug auf Nationalindustrie u. Staatswissenschaft, Bresl. 1834–38, 5 Bde.; u. gab heraus: Schlesische landwirthschaftliche Zeitschrift, Bresl. 1834–38, 5 Bde,; mit. Plathner u. Sturm Jahrbuch der Landwirthschaft, Berl. 1818–20, 3 Bde. u. Lpz. 1821–27, 5 Bde.; mit Block, Plathner u. Zimmermann Schlesische landwirthschaftliche Monatsschrift, Bresl. 1827–1830, 3 Bde. 14) Gottfried, geb. 1 März 1779 zu Freinsheim in Rheinbaiern; studirte seit 1796 Rechtswissenschaft in Heidelberg u. Göttingen, wurde 1802 Dikasterialadvocat in Manheim, 1804 Fiscalprocurator, 1814 Tribunalrichter in Mainz, 1818 Hofgerichtsrath in Darmstadt, 1825 Mitglied der Gesetzcommission für Civil- u. Strafgesetzgebung, 1832 General-Staatsprocurator u. st. 21 Sept. 1839 in Kreuznach. Er war Virtuos auf dem Violoncello; stiftete das Musikalische Conservatorium u. die Kirchenmusik in der Hofkirche zu Manheim u. dirigirte den dortigen Musikalischen Verein, später das Musikalische Museum u. die Nationalopern in Mainz, erfand die Doppelposaune u. brachte den einfachen Taktmesser in Aufnahme. Er schr.: Über das öffentliche u. mündliche Rechtsverfahren, Darmstadt 1819; Pragmatische Geschichte der Verhandlungen der Landstände des Großherzogthums Hessen im Jahre 1827, ebd. 1828; Betrachtungen über das System, die Natur etc. der Disciplinarsachen, nach französischen Gesetzen, Mainz 1830; Versuch einer geordneten Theorie der Tonsetzkunst, ebd. 1817–1821. 3. Aufl. 1830 f.; Allgemeine Musiklehre etc., Darmst. 1821, 3. Aufl. 1831; redigirte die Cäcilia, Zeitschrift für Musik, Mainz 1824 ff.; u. setzte ein [938] Te Deum, 1812, ein Requiem für Männerstimmen, 3 Messen u. eine Hymne an Gott, u. m. a. 15) Karl Maria Friedrich Ernst Freiherr von W., Sohn eines kurpfälzischen Offiziers, Franz Anton von Weber, geb. 18. Dec. 1786 in Eutin, durchzog mit seinem Vater, welcher aus Leidenschaft für das Theater eine Gesellschaft leitete, Deutschland. Ältere Brüder, Fritz u. Edmund, waren seine ersten Lehrer, dann erhielt er 1797 Unterricht bei Heuschkel in Hildburghausen im Klavier, 1798 bei Michael Haydn in Salzburg in der Tonsetzkunst, bei Wallishausen in München im Gesange. Sein Vater wollte ihn in einem in Freiberg zu errichtenden lithographischen Atelier unterbringen, allein Karl Maria hatte keine Neigung dazu. Er componirte in Freiberg 1800 die Oper Das stumme Waldmädchen u. in Salzburg 1801 die Operette Peter Schmoll. Er vollendete 1803 seine Ausbildung in Wien beim Abt Vogler, wurde 1804 Musikdirector in Breslau, verließ 1806 Breslau u. brachte einige Zeit beim Prinzen Eugen von Württemberg auf dessen Besitzung Karlsruhe in Schlesien zu. Durch die Kriegsverhältnisse von dort vertrieben, nahm er die Stellung eines Secretärs des Prinzen Louis von Württemberg in Stuttgart an u. schrieb hier die Oper Sylvana Er ging 1810 nach Baden u. bereiste Deutschland bis 1813, wo er die Opernleitung zu Prag übernahm. 1815 schrieb er: Leyer u. Schwert u. die Cantate Kampf u. Sieg. Nach Dresden berufen, schuf er dort als Kapellmeister das Institut der Deutschen Oper u. componirte 1817–20 den Freischütz, 1820 Preciosa, 1823 Euryanthe u. 1825 Oberon. 1826 zur Aufführung des Oberon nach England gereist, starb er am 5. Juni 1826 in London u. wurde in der Moorfieldskapelle daselbst beigesetzt, 1844 aber seine Leiche nach Deutschland gebracht u. auf dem katholischen Friedhofe zu Dresden in der Familiengruft begraben. Ein erzenes Standbild wurde ihm auf dem Platze am Theater in Dresden 1857 errichtet. W. ist der Begründer der neuromantischen deutschen Musikschule, durchaus originell in seiner Instrumentationsform u. unübertroffen an fortreißendem Reize seiner Melodien. Außer den oben angeführten componirte er 6 Cantaten: Der erste Ton, l'Acoglienza, Zwei Kränze zum Annentage, zum Augustustage, Jubelcantate, ferner eine Hymne, 2 Symphonien, eine große Anzahl Concerte für diverse Instrumente, ein Trio, ein Quartett, ein Quintett, eine große Anzahl Lieder, 2 große Messen, eine große Menge Claviermusik, darunter die Aufforderung zum Tanz, u. die unvollendete Oper Rübezahl. Seine hinterlassenen Schriften wurden herausgegeben von Th. Hell (Winkler), Dresd. 1828, 3 Bde., 2. A. ebd. 1850, u. seine Biographie u. hinterlassenen Schriften von seinem Sohne Max. Maria von W., Lpz. 1864, 3 Bde. 16) Wilhelm Ernst, geb. 14. Oct. 1790 in Weimar, studirte Philologie in Leipzig, wurde 1814 Erzieher beim Grafen von Benzel-Sternau, 1817 Professor der alten Literatur in Chur, 1819 Oberlehrer am Gymnasium in Wetzlar, 1823 Prorector u. Professor, in Frankfurt a. M. u. 1829 Director der Gelehrtenschule in Bremen, wo er 26. März 1850 starb; er schr.: Kaiser M. Salvius Otho, Frankf. 1815; Übungsschule für den lateinischen Styl, ebd. 1825; Über die mystischen Tendenzen unserer Zeit, Darmst. 1829; Vorlesungen zur Ästhetik (in Bezug auf Schiller u. Goethe), Hannov. 1831; Über Freiheit, ihre Förderungen etc. in den Staatsformen, Brem. 1831; Die Ästhetik aus dem Gesichtspunkte gebildeter Freunde des Schönen, ebd. 1834–36, 2 Thle.; Über Goethes Faust, Halle 1836; Schule u. Leben, Halle 1837; Q. Horatius Fl. als Mensch u. Dichter, Jena 1844; Über Predigerwahlen, Brem. 1842; Öffentliche Reden, Jena 1845 f., 2 Bde.; Die Reinheit u. die Flecken des Christenthums, ebd. 1847; Revision des deutschen Schulwesens, Frankf. 1847. Außerdem gab er den Herodian heraus, Lpz. 1816, u. das Corpus poetarum latinorum, Frankf. 1833, u. übersetzte die griechischen Elegiker 1821 ff., die Griechische Anthologie, Stuttg. 1838, 2 Bde., u. Battista Vicos Principj di una scienza nuova d'intorno alla commune natura della nazione. Lpz. 1822. 17) Karl Friedrich, geb. 6. Mai 1794 in Weimar, studirte seit 1814 in Jena u. Leipzig erst die Rechte, dann Philologie, wurde Lehrer in Hofwyl, 1820 Conrector am Gymnasium in Zeitz, 1826 Professor am Gymnasium in Darmstadt, 1835 Director des Gymnasiums in Kassel u. 1852 Professor der Philologie u. Beredtsamkeit in Marburg, wo er 11. Oct. 1861 starb. Er gab heraus den Lucanus, Lpz. 1821–23, 3 Bde., vollendete auch die Cortesche Ausgabe des Lucanus, ebd. 1828 f., 2 Bde.; schrieb De latine scriptis, quae Graeci vet. in linguam suam transtulerunt. Kassel 1835–52, 4 Thle.; Geschichte der Gelehrtenschule zu Kassel, ebd. 1846; u. gab mit Hanesse das Repertorium der klassischen Alterthumswissenschaften, Essen 1832–34, 3 Bde., heraus. 18) Ernst Heinrich, Sohn von W. 6), geb. 24. Juni 1795 in Wittenberg, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung auf der Fürstenschule in Meißen, studirte in Wittenberg u. Leipzig Medicin, wurde 1816 Privatdocent der Medicin in Leipzig, 1818 außerordentlicher Professor der Medicin, 1821 ordentlicher Professor der Anatomie u. seit 1840 der Physiologie daselbst; er schr.: Anatomia comparata nervi sympathici, Lpz. 1817; De aure et auditu hominis et animalium, ebd. 1820; De motu iridis, ebd. 1821; Additamenta hierzu, ebd. 1822; mit dem Folgenden: Wellenlehre, Lpz. 1825; Annotationes anat. et physiolog., ebd. 1827 ff., 2. A. 1851; De placentae uterine structura et functione, Lpz. 1833; De pulsu, resorptione, auditu et tactu, ebd 1834; Zusätze zur Lehre vom Bau u. von der Verrichtung der Geschlechtsorgane, ebd. 1846; u. gab heraus: Rosenmüllers Handbuch der Anatomie, 4. bis 6. Aufl. Lpz. 1828–40, ferner Hildebrandts Handbuch der Anatomie des Menschen, 4. Aufl. Braunschw. 1830–32, 4 Bde. 19) Wilhelm Eduard, Bruder des Vorigen, geb. 24. Oct. 1804 in Wittenberg, gebildet auf dem Waisenhaus in Halle, studirte daselbst Medicin, wurde 1827 Professor der Medicin daselbst, 1831 Professor der Physik in Göttingen, war 1837 einer der sieben bei der Änderung der hannöverschen Constitution mit entlassenen Professoren, ging von dort nach Leipzig, privatisirte dann wieder in Göttingen, wurde 1843 Professor in Leipzig u. kehrte 1849 in seine frühere Stellung nach Göttingen zurück, wo er 1855 Director der Sternwarte wurde; er machte mehre Entdeckungen, bes. über Schallwellen u. sonstige Gegenstände der Akustik, u. schr.: Leges oscillationis, Lpz. 1827; Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins, Lpz. 1846; Atlas des Erdmagnetismus, ebd. 1840; Elektrodynamische Maßbestimmungen, ebd. 1846 ff., 3 Bde.; Über die Anwendung der magnetischen Induction[939] auf Messung der Inklination mit dem Magnetometer, Gott. 1853; u. gab mit Gauß Resultate aus den Beobachtungen des Magnetischen Vereins, Gott. 1837 ff., heraus. 20) Eduard. Bruder des Vorigen, geb. 10 März 1806 in Wittenberg, wurde 1835 Prosector u. 1840 Professor an der medicinischen Facultät in Leipzig; er schr.: De phaenomenis galvano-magneticis in corpore humano observatis, Lpz. 1836; mit dem Vorigen: Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge, Gött. 1836. 21) Georg Adolf, geb. 1802 in Quedlinburg; großherzoglich hessischer Hofrath u. Leibarzt des Fürsten zu Solms-Lich u. Hohen-Solms, prakticirte seit 1829 in Braunschweig, Homöopath; er schr.: Systematische Darstellung der antipsorischen Arzneimittel, Braunschw. 1830; Supplemente dazu, ebd. 1831; Alphabetisches Namensverzeichniß dazu, ebb. 1834; Systematische Darstellung der reinen Arzneiwirkungen aller bisher geprüften Mittel, ebd. 1831, 2. Aufl. 1836; Der Milzbrand. Lpz. 1836. 22) M. J., seit 1830 Professor der Anatomie zu Bonn; er schr.: Grundlinien der Osteologie des Menschen u. der Hausthiere, Bonn 1820; Die Skelette der Haussäugethiere u. Hausvögel, ebd. 1824, 2. A. ebd. 1850; Handbuch der vergleichenden Osteologie, ebd. 1824; Die Zergliederungskunst des menschlichen Körpers, ebd. 1826–32, Abtheil. 1–4; Über die Strahlenblättchen in dem menschlichen Auge. ebd. 1827; Die Lehre von den Ur- u. Racenformen der Schädel u. Becken der Menschen, ebd. 1830; Anatomischer Atlas des menschlichen Körpers in natürlicher Größe, Düsseld. 1830–33; Erklärung dazu, ebd. 1830–33, 2. Aufl. 1835–41; Beiträge zur Anatomie u. Physiologie, ebd. 1833; Handbuch der Anatomie, ebd. 1839–42, 2 Bde.; Commentatio anatomico-physiologica, Bonn 1848; Anatomischer Handatlas des menschlichen Körpers, ebd. 1853. 23) Beda, geb. 26. Oct. 1798 zu Lienz im Pusterthale, wurde Schuhmacher, besuchte aber seit 1804 das Gymnasium in Botzen u. ging 1808 aus die Universität Innsbruck, trat 1820 im Stift Marienberg im Vintschgau in den Benedictinerorden u. legte 1821 daselbst die Ordensgelübde ab, studirte dann noch zwei Jahre in Innsbruck Theologie, wurde 1824 zum Priester geweiht u. Pfarrer im Stift Marienberg, 1825 Professor u. geistlicher Rath am Gymnasium zu Meran u. wurde hier 1848 zum Abgeordneten für die Deutsche Nationalversammlung gewählt, wo er für das Gagernsche Programm sprach. Im April 1849 trat er aus der Versammlung u. wurde vom Domcapitel zu Limburg zum katholischen Pfarrer an der Bartholomäuskirche zu Frankfurt a. M. gewählt. Im April 1853 wollte ihn der Bischof von Limburg zum Stellvertreter in die Nassauer Ständeversammlung wählen, er wurde jedoch von den Ständen, da er nicht Nassauer Bürger war, nicht zugelassen u. st. 28. Februar 1858 in Frankfurt. Er schr. u.a.: Huldigungsgedenkbuch Innsbr. 1838; Das Land Tyrol, ebd. 1838, 3 Bde.; Tyrol u. die Reformation, ebd. 1841; Handbuch für Reisende in Tyrol, ebd. 1842, 2. A. ebd. 1853; Lieder aus Tyrol, ebd. 1846; Andreas Hofer u. das Jahr 1809. ebd. 1852; Charakterbilder, Frankf. 1853. 24) Max Maria Freiherr von W., Sohn von W. 15), geb. 1822 in Dresden, gebildet auf der Polytechnischen Schule daselbst, der Berliner Unisität u. in den Etablissements von A. Borsig in Berlin, fungirte als Ingenieur bei verschiedenen Eisenbahnen, bereiste Deutschland, Belgien, Frankreich, England, wo er längere Zeit lebte u. unter Brunnels u. Stephensons Leitung wirkte, sah dann einen Theil von Nordafrika u. den hohen Norden von Europa. 1850 trat er in sächsische Staatsdienste, führte als Director der Staatstelegraphen die Linien dieses Landes aus u. erhielt 1852 die Stellung als technisches Mitglied der Staatseisenbahnverwaltung. Er schr.: Die atmosphärische Eisenbahn, 1845; Rolands Graalfahrt (ein Romanzencyclus), 1847; Principien der Verwaltung öffentlicher Verkehrsanstalten. Lpz. 1849; Das Tantièmesystem, Chemnitz 1849; Die Festigkeit eiserner Balken u. Träger, 1851; Ein Ausflug nach Nordafrika, Lpz. 1855; Algerien u. die Auswanderung dahin, ebd. 1854; Die Technik des Eisenbahnbetriebes. ebd. 1854; Die Schule des Eisenbahnwesens, ebd. 1855.; Die Assecuranz der Eisenbahnpassagiere, ebd. 1855; Die Verbrennung der Steinkohle, ebd. 1859; Die Abnutzung des physischen Organismus beim Eisenbahnbetriebe, ebd. 1862; Karl Maria von W., ein Lebensbild, ebd. 1864, 3 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.