Leopold [1]

Leopold [1]

Leopold. I. Regierende Fürsten. A) Deutsche Kaiser. 1) L. I, Sohn des Kaisers Ferdinand III. u. dessen erster Gemahlin Maria Anna, geb. Prinzessin von Spanien, geb. 9. Juni 1640, war ursprünglich zum geistlichen Stande bestimmt u. widmete sich der Vorbereitung zu demselben mit ganzer Hingebung; nach dem Tode seines älteren Bruders, Ferdinand, wurde er der Erbe der Throne seines Vaters, ward 1654 zum König von Ungarn, 1656 zum König von Böhmen u. 18. Juni 1658 zum deutschen Kaiser gewählt. Sein Erzieher, der Graf Portia, nährte die Beschäftigung mit den Sprachen u. Wissenschaften in dem jungen Regenten u. war selbst die Seele der Regierung, welche eine sehr unruhige wurde, denn in dieselbe fiel 1662–64 der Krieg mit der Türkei, 1672 der Krieg gegen Frankreich, der im Frieden zu Nimwegen 1679 mit namhaftem Länderverlust für das Deutsche Reich endigte; 1682 der Aufstand in Ungarn, nachdem der schon 1671 dem Ausbruch nahe unterdrückt worden war; 1683 der neue Krieg mit der Türkei, in welchem Wienbelagert ward u. welcher erst 1690 durch den Karlowitzer Frieden geendigt wurde; vor diesem Frieden hatte sich 1687 Ungarn unterworfen, u. das Wahlkönigreich Ungarn wurde bei dieser Gelegenheit in ein Erbkönigreich des Hauses Habsburg verwandelt; inzwischen war auch 1688 ein neuer Krieg gegen Frankreich ausgebrochen, an welchem sich der. Kaiser betheiligte u. welcher 1697 durch den Frieden von Ryswijk endigte; während L. seit 1701 den Spanischen Erbfolgekrieg für seinen Sohn Karl gegen Frankreich führte, machten die Ungarn einen neuen Aufstand unter den Grafen Ragoczi u. Caroli, u. vor Beendigung des Kriegs starb L. 5. Mai 1705 (s.u. Deutschland [Gesch.] XI. D), Österreich u. Ungarn [Gesch.]). L. war klein von Statur, kränklich, ein zärtlicher Vater, fromm, sehr wohlthätig, aber als Regent, so lange Lobkowitz sein Minister war, unthätig u. dann, als er selbst regierte, wegen seiner allzugroßen Gewissenhaftigkeit zu langsam in seinen Entschließungen; er war sehr bewandert in Sprachen u. Wissenschaften, aber auch der Astrologie u. Alchemie ergeben; große Sorge wendete er auf die Rechtspflege u. schaffte die Lateinische Sprache vor Gericht u. die Appellation an fremde Gerichtshöfe ab, er förderte die Gründung der Universitäten Innsbruck, Olmütz u. Breslau; er erbte die Grafschaft Tyrol u. dazu große Geldsummen, welche er dazu benutzte, die schlesischen Fürstenthümer Oppeln u. Ratibor von Polen einzulösen. L. war verheirathet seit 1666 mit Margarethe Therese, Tochter Philipps IV. von Spanien (st. 1673), seit 1673 mit Claudia Felicitas, Tochter des Erzherzogs Ferdinand Karl von Österreich-Tyrol (st. 1676), u. seit 1676 mit Eleonore Magdalena, Tochter des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg, die ihn überlebte. Von L-s Kindern überlebten ihn seine beiden Nachfolger aus dritter Ehe Joseph I. u. Karl VI., u. drei Töchter, darunter die Kurfürstin Marie Antoinette von Baiern u. Marie Elisabeth, Statthalterin der Niederlande. 2) L. II., dritter Sohn des Kaisers Franz I. u. der Kaiserin Maria Theresia, geb. 5. Mai 1747 in Wien, wurde 1765 Großherzog von Toscana, um welches Land er sich durch Förderung der Landwirthschaft, des Handels u. Gewerbes, durch Abschaffung der Inquisition, Einführung eines guten Criminalgesetzbuchs etc. große Verdienste erwarb (s.u. Toscana, Gesch.), folgte seinem Bruder Joseph II. 20. Febr. 1790 in den österreichischen Erbstaaten u. 30. Sept. 1790 als deutscher Kaiser; er unterwarf 1791 die aufständischen Niederlande, dämpfte einen Aufstand in Ungarn u. schloß Frieden mit der Türkei; worauf er in seinen Landen für die Verbesserung der Justiz, Polizei u. öffentliche Erziehung sorgte, aber auch aus Besorgniß vor der Verbreitung der revolutionären Ideen von Frankreich aus eine geheime Polizei einführte u. die von Joseph II. gewährte Rede-, Preß- u. Lesefreiheit beschränkte. Mit dem König von Preußen hielt er, wegen der Theilnahme für den König Ludwig XVI. von Frankreich, im Aug. 1791 die Zusammenkunft in Pillnitz, in deren Folge 7. Febr. 1792 der Abschluß des Schutz- u. Trutzbündnisses Österreichs mit Preußen erfolgte; aber er starb schon 1. März 1792 (s.u. Deutschland [Gesch.] XI. E) u. Österreich). L. war vermählt 1765 mit Marie Louise, Tochter des Königs Karl III von Spanien, u. ihm folgte sein Sohn Franz II. Seine andern Söhne waren die berühmten Erzherzöge Karl u. Johann (s. b.), der Erzherzog Palatin Joseph, Rainer, Vicekönig der Lombardei, Rudolf, Fürsterzbischof von Olmütz. Vgl. A. I. von Wackerbarth, Parallele zwischen L. II. u. Albrecht II., Lpz. 1798; A. F. W. Krome u. K. I. Jagemann, Die Staatsverwaltung von Toscana unter der Regierung L. II., Gotha 1795–97, 3 Bde,

B) König von Belgien. 3) L., dritter Sohn des Herzogs Franz von Koburg u. der Auguste, geb. Gräfin Reuß zu Ebersdorf, geb. 16. Dec. 1790, trat in russische Dienste, wurde bald General u. begleitete 1808 den Kaiser Alexander nach Erfurt. Aus Rücksicht auf die Drohungen Napoleons nahm er 1810 seinen Abschied aus russischen Diensten, lebte nun in Koburg den Wissenschaften u. bereiste 1812 Italien u. die Schweiz. 1813 trat er wieder in russische Dienste, machte die Feldzüge von 1813 u. 1814 mit u. begab sich mit den alliirten Monarchen nach England, dann 1815 zum Congreß nach Wien. Nach der Rückkehr Napoleons von Elba ging er zur Rheinarmee, zog wieder mit in Paris ein, wo er dann eine Zeitlang blieb, u. begab sich dann nach Berlin. Während seines Besuchs in England hatte ihn die Prinzessin Charlotte, einzige Tochter des Prinzen von Wales u. Kronerbin, kennen gelernt u. im Stillen zu ihrem Gemahl gewählt. In Berlin trug ein Brief des Prinzregenten ihm die Hand seiner Tochter an. L. reiste nun nach London u. vermählte sich, nachdem er am 27. März 1816 durch eine Parlamentsacte naturalisirt worden war, den 2. Mai 1816 mit der Prinzessin Charlotte. Er wurde zugleich Herzog von Kendal, Feldmarschall u. Mitglied des Geheimen Raths. Doch schon am 5. Nov. 1817 starb seine Gemahlin in den Wochen, u. er lebte später in London. 1830 wurde ihm der Thron von Griechenland angetragen, den er Anfangs, 11. Febr., anzunehmen sich bereit erklärte, aber, als er die wahren Verhältnisse des Landes kennen gelernt hatte, bereits am 21. Mai ausschlug (s. Griechenland Gesch. VII.); dagegen nahm er die am 4. Juni 1831 auf ihn gefallene Wahl zum König von Belgien am 12. Juli an u. bestieg am 21. Juli d. J. den Thron. Über seine Regierung[284] s. Belgien Gesch. VII. In zweiter Ehe vermählte er sich 9. Aug. 1832 mit Louise, Tochter des Königs Louis Philipp von Frankreich (st. 11. Oct. 1850), welche ihm den Erbprinzen Leopold (s. unten 33), den Prinzen Philipp u. die Prinzessin Charlotte gebar u. 11. Oct. 1850 starb.

C) Andere Fürsten: a) Fürsten u. Herzöge von Anhalt: aa) von Dessau: 4) L., gewöhnlich der Alte Dessauer, Sohn des Fürsten Joh. Georg II. u. der Henriette Katharina geb. Prinzessin von Nassau-Oranien, geb 3. Juli 1676, wurde 1688 österreichischer Oberst, folgte 1693 seinem Vater, unter Vormundschaft seiner Mutter, in der Regierung u. trat nun in preußische Dienste, machte 1696 seinen ersten Feldzug am Rhein, zeichnete sich im Spanischen Erbfolgekrieg aus u. führte bei Höchstädt u. dann in Italien die Preußen; 1712 wurde er preußischer Feldmarschall u. zugleich, als Friedrich Wilhelm I. zur Regierung gelangte, dessen Liebling. L. zog mit ihm gegen die Schweden u. war der eigentliche Heerführer. Im ersten Schlesischen Feldzuge hatte L. den Auftrag, Brandenburg gegen einen Einfall von Hannover aus zu decken, später bekam er das Commando in Schlesien, stand 1744, bei dem Eindringen der Böhmen, mit einer Armee bei Magdeburg, führte diese nach Schlesien, nöthigte 1745 das an der dortigen Grenze befindliche österreichische Corps zum schleunigen Rückzuge u. gewann die Schlachten bei Neustadt, Jägerndorf u. Kesselsdorf. Er starb 7. April 1747, als königlich preußischer u. zugleich Reichsfeldmarschall, auch Gouverneur voj Magdeburg, zu Dessau. Über seine Regierung s. Anhalt (Gesch.) III. A). Tapfer u. klug war er ein großer General, übrigens als Regent ziemlich entschieden, aber jovial, bieder u. leutselig. Sein Nachfolger als Fürst war der Folgende. Vermählt war er mit Anna Luise Föhse, Tochter eines Apothekers aus Dessau, die 1701 in den Reichsfürstenstand erhoben u. deren Kinder als legitim anerkannt wurden. Lebensbeschreibung von ihm von Varnhagen von Ense in den Biographischen Denkmalen (2. Bd. 2. Aufl. Berl. 1845). Ihm wurde 1800 in Berlin eine von Schadow gefertigte Statue errichtet. 5) L. Maximilirn, Sohn des Vor., geb. 20. Dec. 1700; begleitete, noch nicht 9 Jahr alt, seinen Vater in das Feld, wurde 1715 Oberst, führte die Executionstruppen 1733 gegen Mühlhausen, eroberte im ersten Schlesischen Kriege, in preußischen Diensten, Glogau u. Breslau, hatte bei Chotusitz das nächste Commando nach dem König, wurde auf dem Schlachtfeld Feldmarschall, folgte seinem Vater 1747 in der Regierung u. st. 16. Dec. 1751; über feine Regierung s. Anhalt (Gesch.) III. A). Er war seit 1737 mit Agnes, Tochter des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen vermählt; sein Successor war der Folgende; 6) L. Friedrich Franz, Sohn des Vor., geb. 10. Aug. 1740; folgte seinem Vater 1751 unter der Vormundschaft seines Oheims Dietrich, regierte, mündig geworden, seit 1758 selbst, erbte 1797 ein Drittheil von Anhalt-Zerbst, nahm 18. Apr. 1807 den Titel als Herzog an u. st. 9. Aug. 1817; s. Anhalt (Gesch.) III. A). Vermählt war er mit Luise, Tochter des Markgrafen Heinrich Friedrich zu Brandenburg-Schwedt; ihm wurde am 20. Oct. 1858 in Dessau ein Denkmal gesetzt; sein einziger Sohn Friedrich (s.d. 196) starb 1814 vor ihm, daher folgte ihm sein Enkel, der Folgende; Lebensbeschreibung von Reil, Dessau 1845. 7) L. Friedrich, Enkel des Vorigen, Sohn des Prinzen Friedrich, geb. 1. Oct. 1794, folgte seinem Großvater am 9. Aug. 1817 in der Regierung über Dessau, 1847 als Senior mit u. 1853 alleinüber Köthen;s. Anhalt (Gesch.) III. A). Er war seit 1818 vermählt mit Friederike, Tochter des Prinzen Ludwig Friedrich Karl von Preußen (st. 1. Jan. 1850); sein Erbe ist Prinz Friedrich, s.d. 197). bb) Von Köthen. 8) L., geb. 1694, Sohn des Fürsten Emanuel Lebrecht zu Köthen u. der Gisela Agnes von Köthen; regierte über Köthen seit 1704, unter Vormundschaft seiner Mutter, seit 1715 selbständig u. st. 1728, s. Anhalt (Gesch.) III. D); ihm folgte sein Bruder August. b) Großherzog von Baden: 9) Karl L. Friedrich, geb. 29. Aug. 1790 in Karlsruhe, Sohn des Großherzogs Karl Friedrich u. der Gräfin von Hochberg, früher Graf Hochberg, später Markgraf von Baden u. als Nachfolger anerkannt; commandirte die badnischen Truppen in Rußland als Generallieutenant, zeichnete sich an der Beresina aus u. wurde bei Leipzig gefangen, erhielt später den Oberbefehl über das badische Corps bei den Verbündeten, folgte 1830 seinem Bruder Ludwig in der Regierung u. st. 24. April 1852; über seine Regierung s. Baden (Gesch.) V. B) C) u. D). Er war seit 1810 vermählt mit Sophie Wilhelmine, Tochter des Königs Gustav Adolf IV. von Schweden. Ihm folgte sein Sohn Friedrich. c) Herzog von Baiern: 10) L., Graf von Lengefeld, Verwandter des Kaisers Arnulf, durch diesen Herzog von Baiern; fiel unter Ludwig IV. 907 (908) gegen die Hunnen. 11) so v.w. Leopold 25). d) Landgrafen von Elsaß (Ober-Elsaß od. Sundgau). 12) L. I., Sohn des Kaisers Albrecht I. u. der Elisabeth von Kärnten; erhielt nach Albrechts Tode Theil an dem Erbe, war Landesverweser während der Gefangenschaft seines Bruders Friedrich III. u. wurde 1314 Landgraf vom Sundgau; er st. 1326; über ihn s. Elsaß (Gesch.). 13) L. II. der Fromme, Sohn Alberts VI.; folgte mit seinen Brüdern Rudolf VII. u. Albrecht VII. 1358 gemeinschaftlich im Sundgau, erhielt 1370 Steyermark, Kärnten, Krain u. Tyrol u. blieb 1386 bei Sempach gegen die Schweizer; über ihn s. Österreich (Gesch.) u. Elsaß. 14) L. III. der Dicke od. der Prächtige, jüngster Sohn des Vorigen, regierte von 1386–1411, wo er starb; er besaß die österreichischen Besitzungen in der Schweiz, Schwaben u. Elsaß, s. Elsaß (Gesch.) A). Von seiner Gemahlin Katharine, Tochter des Herzogs Philipp des Kühnen von Burgund, hatte er keine. Kinder, daher folgte ihm sein Bruder Friedrich II. e) Fürsten zur Lippe: 15) Friedrich Wilhelm L., Sohn des Grafen Simon August, geb. 2. Dec. 1767, folgte seinem Vater 1782, erhielt 1789 die Fürstenwürde u. st. 4. April 1802; er war vermählt mit Pauline, Tochter des Fürsten Friedrich Albert von Anhalt-Bernburg. 16) Paul, Alexander L. Sohn des Vorigen geb. 6. Nov. 1796, folgte seinem Vater 1802 erst unter der Vormundschaft seiner Mutter Pauline, seit 1820 selbständig u. st. 1. Jan. 1851; er war vermählt seit 1820 mit Emilie, Tochter des Fürsten Günther zu Schwarzburg-Sondershausen. 17) Paul Emil Friedrich L., ältester Sohn des Vorigen, geb. 1. Sept. 1821, folgte seinem Vater 1851 u. ist vermählt seit 1852 mit Elisabeth, Tochter des Prinzen Albert von Schwarzburg-Sondershausen. Über die Regierung dieser drei s.u. Lippe (Gesch.). f) Her- [285] zöge von Holstein: 18) L. Christian, Herzog von Holstein-Sonderburg, Sohn des Herzogs Christian Adolf, geb. 1678, folgte 1702 seinem Vater, diente in der dänischen Armee u. st. 1707 unvermählt. 19) L. August, Herzog von Holstein-Plön, Enkel des Herzogs Johann Adolf u. Sohn des Prinzen Adolf August, folgte 1704 seinem Großvater minderjährig u. st. 1706. g) Herzog von Lothringen: 20) L., Sohn Karls IV. von Lothringen u. der Eleonore Marie, Tochter Ferdinands III., geb. 1679 in Innsbruck; folgte 1690 seinem Vater in dem Titel als Herzog von Lothringen, wohnte 1696 dem Feldzuge in Ungarn bei u. wurde durch den Frieden von Ryswijk 1697 in seinen, von Frankreich occupirten Ländern wieder eingesetzt; er st. 1729, s. Lothringen (Gesch.). Vermählt war er mit Elisabeth Charlotte von Frankreich, sein Sohn Franz Stephan folgte ihm. h) Herzog von Mecklenburg-Schwerin: 21) L., s. Karl 95). i) Markgrafen u. Herzöge von Österreich: 22) L. I. der Erlauchte, erster Markgraf von Österreich, von 983–994, s. Österreich (Gesch.). Sein Nachfolger war sein ältester Sohn Heinrich I. 23) L. II. der Schöne, Sohn Ernsts des Strengen u. Urenkel L-s I.; folgte 1075 seinem Vater; ward temporär von seinem Schwager, Kaiser Heinrich IV., entsetzt, gewann aber sein Land 1083 wieder u. st. 1096, s. ebd.; vermählt war er mit Ida, Tochter des Kaisers Heinrich III. 24) L. III. der Fromme od. Heilige, Sohn des Vorigen, geb. 29. Sept. 1073, folgte seinem Vater 1096 in der Regierung, zog erst gegen Heinrich den Jüngern, Sohn des Kaisers Heinrich IV., welcher sich gegen seinen Vater empört hatte, wurde aber auf dessen Seite gezogen, indem ihm dieser seine Schwester Agnes zur Gemahlin versprach. Er vermählte sich 1106 mit derselben u. brauchte deren großen Brautschatz zur Unterstützung Armer u. Nothleidender u. zur Erbauung von Kirchen u. Klöstern; er st. 15. Nov. 1136, u. von seinen 18 Kindern folgten ihm nach einander seine beiden ältesten Söhne, Albrecht II. u. Leopold IV. Am 6. Juni 1485 wurde er von Innocenz VIII. canonisirt u. Landespatron von Österreich, u. nun nach ihm mehre Kirchen u. Kapellen (Leopoldskirche in Prag, die Kirche in der Leopoldsstadt in Wien, die Kapelle auf dem Leo-poidsberge) genannt; vgl. Leopold d. Heil., Wien 1835; Lang, Der St. Leopold, Reutl. 1836. 25) L. IV. der Freigebige, zweiter Sohn des Vor., folgte seinem Bruder Albrecht II. 1136 u. st. 1142, s. ebd.; er war seit 1139 auch Herzog von Baiern (s. Baiern [Gesch.] IV.), wurde aber von dort wieder vertrieben; er war vermählt mit Marie, Tochter des Herzogs Sobieslaw I. von Böhmen, u. da er keine Kinder hinterließ, so folgte ihm sein Bruder Heinrich II. 26) L. V. der Tugendhafte, Neffe des Vorigen, Sohn Heinrichs Jasomirgott, folgte seinem Vater 1177 als Herzog von Österreich, machte 1189 den Kreuzzug mit, wo Richard Löwenherz in Ptolemais seine Fahne beschimpfte (s.u. Kreuzzüge), dafür nahm L. 1192 den König beim Durchzug durch Deutschland gefangen u. hielt ihn bis 1194 in Hast; L. starb in diesem Jahr, s.u. Österreich (Gesch.). Er war vermählt mit He-lene, Tochter des Königs Geisa II. von Ungarn. 27) L. VI. der Glorreiche, zweiter Sohn des Vorigen, wurde 1198 Nachfolger seines älteren Bruders Friedrich I. u. st 1230, s. ebd. Er war vermählt mit der griechischen Prinzessin Theodora Komnena u. hatte zum Nachfolger seinen Sohn Friedrich II. k) Von Toscana: 28) L. I., so v.w. Leopold 2). 29) L. II., Sohn des Großherzogs Ferdinand III. u. der Maria, Tochter des Königs Ferdinand I. von Sicilien, geb. 3. Oct. 1797, folgte seinem Vater 1824; in Folge der Bewegung 1848 verließ er sein Land u. kehrte dann unter Österreichs Schutze zurück; die Revolution 1859 vertrieb ihn abermals aus seinen Staaten u. er resignirte 21. Juli 1859 von Vöslau aus zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand; er war vermählt seit 1817 mit Maria, Tochter des Prinzen Maximilian von Sachsen (st. 1832), in zweiter Ehe seit 1833 mit Antonie, Tochter des Königs Franz I. beider Sicilien. l) Herzöge von Württemberg-Mümpelgard: 30) L. Friedrich, Sohn Ludwig Friedrichs von Württemberg-Mümpelgard, geb. 1624; folgte seinem Vater in Mümpelgard 1631 unter Vormundschaft, begab sich unter französische Protection, erhielt 1653 Sitz u. Stimme auf dem Reichstage u. st. 1662, s.u. Württemberg. 31) L. Eberhard, Sohn Georgs von Württemberg-Mümpelgard, Neffe des Vorigen, geb. 1670; folgte seinem Vater 1699, wurde von seinem Vetter, dem Herzoge von Württemberg-Stuttgart, auf der Durchreise durch dessen Gebiet verhaftet u. nur durch die ernstlichsten Androhungen des Kaisers befreit, führte nun in Mümpelgard ein sehr anstößiges Leben u. st. 1723. Mit ihm starb die Mümpelgarder Linie aus. Der Graf von Spanheim, sein ältester Sohn aus seiner morganatischen Ehe mit der sogenannten Baronesse d'Esperance, wurde aus Württemberg vertrieben.

II. Prinzen: a) Von Braunschweig: 32) Maximilian Julius L., jüngster Sohn des Herzogs Karl, geb. 10. Oct. 1752 in Wolfenbüttel, wurde vom Abt Jerusalem unterrichtet, bereiste mit Lessing Italien u. trat 1776 als Generalmajor in preußische Dienste, machte den Baierischen Erbfolgekrieg mit u. stand dann in Frankfurt a. O. in Garnison, wo er sich durch Herzensgüte u. Sorge für das öffentliche Wohl auszeichnete; ihm verdankt Frankfurt, daß 1780 die Wasserfluth einen Damm nicht durchbrach, welche einer Vorstadt Vernichtung drohte; am. 27. April 1785 zeigte er sich wieder bei einer Überschwemmung sehr wirksam u. bestieg, um zu sehen, wie es in einer entfernten Vorstadt gehe (nach der Sage, um Mejschenleben zu retten), einen Kahn, allein der Kahn schlug um, u. der Prinz ertrank. Frankfurt errichtete ihm vor seinen Thoren ein Denkmal. b) Kronprinz von Belgien: 33) L. Ludwig Philipp Marie Victor, älterer Sohn des Königs L., geb. 9. April 1835, wurde durch königliche Verordnung vom 16. Decbr. 1840 zum Herzog von Brabant ernannt, am 9. April 1853 für volljährig erklärt u. nahm somit Sitz im Senat. Er ist vermählt seit 1853 mit der Erzherzogin Marie von Österreich, Tochter des verstorbenen Erzherzogs Joseph, Palatins von Ungarn, u. wurde 1854 belgischer Infanterieoberst u. 1855 Generalmajor. c) Prinz von Hessen-Homburg: 34) L., jüngster Sohn des Landgrafen Friedrich V., geb. 10. Febr. 1787, fiel in der Schlacht bei Lützen den 2. Mai 1813 an der Seite des Generals von Zieten, dessen Stab er zugetheilt war; ihm wurde im Dorfe Großgörschen ein Denkmal errichtet. d) Erzherzöge von Österreich: [286] 35) L., Sohn des Herzogs Karl von Steyermark, geb. 1586, wurde Bischof in Passau u. dann in Strasburg; er befehligte im Jülichschen Erbfolgestreit gegen Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg u. überfiel 1611 die Kleine Seite von Prag; 1618, nach dem Tode seines Vetters Maximilian, erhielt er die Grafschaft Tyrol, 1622 die Grafschaft Glatz u. 1627 die Markgrafschaft Burgau; 1619 vertheidigte er Wien gegen Matthias von Thurn, bekriegte 1621 die protestantisch gesinnten Graubündtner, commandirte 1622 im Elsaß gegen den Grafen von Mannsfeld, legte 1626 in Rom seine Bisthümer nieder u. vermählte sich mit Claudia von Medici, mit welcher er in Innsbruck residirte; er st. 1632. 36) L. Wilhelm, geb. 1614, Sohn des Kaisers Ferdinand II.; wurde 1625 Erzbischof von Magdeburg u. Bischof von Halberstadt, verlor aber beide Würden 1635 im Prager Frieden; dagegen behielt er die 1626 erhaltenen Bisthümer von Strasburg u. Passau; auch wurde er 1637 Bischof von Olmütz, 1641 Hoch- u. Deutschmeister u. 1665 Bischof von Breslau. Er focht 1639, an Gallas Stelle tretend, gegen Baner in Sachsen u. Thüringen u. drängte ihn 1641 von der Oberpfalz nach der Lausitz zurück; versuchte Wolfenbüttel zu entsetzen, verlor aber die dortige Schlacht; focht 1641 gegen Torstensohn in Schlesien u. entsetzte Brieg; nachdem er die zweite Schlacht bei Leipzig verloren hatte, legte er das Commando nieder, übernahm es aber 1645 von Neuem, entsetzte Brünn, vertrieb die Schweden aus Franken, verließ 1646 den kaiserlichen Dienst u. wurde 1646 spanischer Generalgouverneur in den Niederlanden. 1656 legte er sein Gouvernement nieder u. ging nach Wien, wo er Vormund der Kinder seines Bruders Ferdinand III. wurde. Er st. 1662 in Strasburg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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