Schlesien [2]

Schlesien [2]

Schlesien (Gesch.). I. Älteste Geschichte. S. wurde Anfangs von Germanen bewohnt, namentlich von Marsignern, Buriern, Lygiern; nach deren Wegzug in der Völkerwanderung drängten sich Slawen ein; als erste werden die Chrobaten genannt, dann im 6. Jahrh. die Lechen, in deren Lande der Pagus Silensis (Zlasane od. Slenzane, von dem Berge Zlenc, d.i. dem Zobtenberg, genannt) lag, wovon nachmals in weiterer Ausdehnung der Landstrich den Namen S. bekam. Es gehörte mit zu dem Großmährischen Reiche, bei dessen Zerstörung im Anfang des 10. Jahrh. der westliche Theil bis zur Oder zu Böhmen kam; doch wurde noch in der ersten Hälfte des 10. Jahrh. S. bis zum Gebirge von den Polen unterworfen. Es zerfiel in 5 Gaue, Zlasane. (die Fürstenthümer Breslau, Brieg bis. zur Oder u. ein Theil von Schweidnitz), Chrowati (Oberschlesien), Bodorane (die Bobergegend), Trebowane (der Waldgau bei Klitschdorf u. Kotzeliau) u. Diedesie (die Gegend zwischen Glogau u. der Lausitz). Der Polenherzog Mieczislaw (Miezko I.) ließ sich 966 unter böhmischem Einfluß taufen u. führte sogleich das Christenthum in S. ein. Das erste Bisthum wurde in Schmogra gestiftet, aber 1036 nach Pitschen u. 1052 nach. Breslau verlegt. Unter- Boleslaw. I. (999–1025) u. Mieczislaw II. blieb S. bei Polen. Als der Letztere 1043 Mönch wurde, verwüstete der Böhmenherzog Brzetislaw 1038 ganz S.u. verbrannte Breslau, behielt auch das linke Oderufer, bis sich 1044 Herzog Kasimir von Polen (1040–1058) zu einem jährlichen Zinse verstand. Da dieser aber unter Kasimirs Söhnen Boleslaw II. (1058–1079) u. Wladislaw I. (1079–1102) nicht gezahlt wurde, verwüsteten die Böhmen S. aufs Neue. Herzog Boleslaw III. hatte bei der Theilung mit seinem natürlichen Bruder Sbigniew S., Krakau, Sendomir u. Sieradien erhalten. Unter ihm wurde Glogau 1109 vom Kaiser Heinrich V., welcher durch Boleslaws Bruder aufgereizt war, belagert; 1110 verlegte Boleslaw Glogau auf das linke. Oderufer u. gründete 1108 Hirschberg; er st. 1139, nachdem er sein Land unter seine vierältern Söhne getheilt hatte; von diesen erhielt Wladislaw II. S., aber da er sich die Oberherrlichkeit über seine Brüder anmaßen wollte, brach 1142 ein Krieg aus, welcher 1149 damit endigte, daß Wladislaw S. verlassen mußte, welches nun dessen Bruder Boleslaw IV. in Besitz nahm. Wladislaw floh nach Deutschland, u. nachdem er 1159 gestorben war, kam es durch Vermittelung des Kaisers Friedrich I. dahin, daß Boleslaw IV. 1163 den Söhnen Wladislaws S. als eigenes Herzogthum abtrat. Zu S. gehörte damals noch der Theil von Polen, worin Fraustadt u. Lissa liegen, Krossen u. Lebus u. ein Theil der Niederlausitz. Um die Cultur des Landes hatte sich der damalige Statthalter Peter Wlast sehr verdient gemacht.

II. S. unter unabhängigen Fürsten, 1163–1335. Die drei Söhne Wladislaws II. Boleslaw I. der Lange, Mieczislaw u. Konrad I., welche die Stammväter der schlesischen Herzöge aus, dem Stamme der Piasten wurden, führten Anfangs die Regierung gemeinschaftlich, theilten aber dann: Boleslaw I. übernahm den größten Theil des Landes mit Breslau; Mieczislaw erhielt Ratibor u. Troppau, u. Konrad I. Glogau mit Mittelschlesien. Noch besuchten die schlesischen Herzöge die polnischen Reichstage als Vasallen; da sie aber nach dem Tode des Herzogs Heinrich von Sendomir von der Beerbung desselben ausgeschlossen wurden, erkämpften sie sich 1169 die Unabhängigkeit. Bis dahin hatte in S. Polnisches Recht gegolten; um das durch viele Kriege verwüstete Land zu bevölkern, beriefen die Herzöge deutsche Ansiedler nach S.u. ertheilten denselben Deutsches (Magdeburgisches) Recht. Von nun an nahm mindestens Niederschlesien nach u. nach deutsche Sitte u. Lebensweise an. Als Boleslaw I. sich 1168 wieder vermählt hatte, trat er seinem ältesten Sohn Jaroslaw Oppeln ab. 1178 starb Konrad I. ohne Erben, u. da Boleslaw dessen Land in Besitz nahm, so verbündete sich Jaroslaw mit seinem Oheim Mieczislaw gegen seinen Vater u. sie zwangen diesen Beuthen u. Auschwitz an seine Brüder, Neiße aber an Jaroslaw abzutreten. Jaroslaw wurde 1198 Bischof von Breslau, u. als er 1201 starb, hinterließ er Neiße dem Bisthum Breslau, Oppeln seinem Vater. Seitdem bilden Ober- u. Niederschlesien, jenes den südöstlichen bis Breslau, dieses den nordwestlichen Theil des Landes von Breslau an begreifend, zwei getrennte Landestheile.

A) Niederschlesien. Boleslaw I. st. 1201. Ihm folgte in Niederschlesien sein Sohn Heinrich I. der Bärtige; er machte sich durch viele Stiftungen um die Kirche verdient, aber auch um die Städte, deren vielen er das Deutsche Recht ertheilte. Wegen der Unruhen in Polen wurde er in viele Kriege verwickelt; 1228 ernannten ihn die Stände von Kleinpolen zum Vormunde ihres unmündigen Herzogs Boleslaw, er mußte aber, vom Herzog Konrad von Massovien gezwungen, der Vormundschaft entsagen; 1233 eroberte er Großpolen u. wurde auch 1235 Regent von Kleinpolen. Er st. 1237, seine Gemahlin war die Sta. Hedwig (s.d. 3). Unter seinem Sohne Heinrich II., dem Frommen, überschwemmten die Mongolen unter Beta S.u. zerstörten Breslau, welches 1200 abgebrannt war, aber wieder zu erstehen anfing; Heinrich II. ging ihnen entgegen, wurde aber in der Gegend von Liegnitz, wo jetzt das Dorf Wahlstadt liegt, geschlagen u. blieb selbst; die Mongolen zogen darauf nach Mähren. Von Heinrichs II. 4 Söhnen wurde Boleslaw Herzog von Großpolen, Konrad u. Wladislaw Geistliche u. Heinrich III. folgte in Niederschlesien; doch schon 1243 wurde Boleslaw von den Polen verjagt u. drang nun auf Theilung mit Heinrich. Dieser gab ihm Breslau u. behielt Liegnitz; bald darauf tauschten aber die Brüder ihre Besitzungen. Als Boleslaw einen andern Tausch begehrte, auch den jüngern Bruder Konrad, welcher inzwischen den geistlichen Stand verlassen hatte u. einen Theil des Landes begehrte, befriedigen wollte, entstand 1245 ein Bruderkrieg, welcher bis 1251 dauerten damit endigte, daß Konrad mit Hülfe der Polen seine Brüder zu einem Theilungsvergleich zu Glogau zwang, in welchem ihm Glogau, Sagan u. Krossen abgetreten wurde. Es bestanden nun in Niederschlesien[239] die drei Herzogthümer Breslau, Liegnitz u. Glogau.

a) Ältere Linie Breslau. Heinrich III. von Breslau gründete Brieg, verlieh 1261 Breslau das Deutsche Recht u. rief viele Deutsche ins Land, um die von den Mongolen verwüsteten Städte u. Dörfer wieder aufzubauen; er st. 1266. Sein Sohn Heinrich IV. der Rechtschaffene staub bis 1270 unter der Vormundschaft seines Oheims Wladislaw, welcher Erzbischof von Salzburg war; 1277 überfiel ihn sein anderer Oheim, Boleslaw von Liegnitz, u. nahm ihn gefangen; vergebens rief er die Herzöge von Großpolen u. Glogau um Hülfe an u. nur durch Vermittelung der Böhmen erhielt er die Freiheit wieder, doch mußte er mehre Städte an Boleslaw abtreten. Um sich zu rächen, lud er 1281 Przemislaw von Großpolen, Heinrich von Liegnitz u. Heinrich VII. von Glogau zu sich u. nahm sie gefangen, wurde aber deshalb von den Polen u. dem Herzoge von Pommern mit Krieg überzogen; er entließ jedoch die Gefangenen nicht eher, bis der Polenherzog ihm das Gebiet Wielun abgetreten hatte, worauf er auch Kalisch eroberte. Darüber entstand Krieg mit Polen, wozu ihm vertragsmäßig die Herzöge von Liegnitz u. Glogau jeder 30 Lanzen stellen, der Bischof Thomas II. von Breslau aber Geldhülfe stellen mußte; da der Letztere die Zahlung verweigerte, zog Heinrich dessen Einkünfte ein (1284), wurde aber deshalb in den Bann gethan, versöhnte sich jedoch 1287 mit dem Bischof u. erstattete alles der Kirche Entrissene zurück; er st. 1290. Über seine Erbfolge entstand ein Streit zwischen den Herzögen von Glogau u. Liegnitz; Heinrich IV. von Liegnitz hatte Böhmen in seiner Gefangenschaft als Lehnsherr anerkannt, doch war Böhmen bei seinem Tode nicht in der Verfassung diese Ansprüche durchzusetzen. Endlich wählten die Breslauischen Stände Heinrich von Liegnitz zum Herzog, welcher nun den Namen Heinrich V. annahm u. bis 1296 regierte.

b) Ältere Linie Liegnitz. Ihr Stifter war Heinrichs II. Sohn, Boleslaw II.; er führte, mehrmals mit seinen Brüdern Krieg u. wurde 1258 von Konrad von Glogau gefangen. Mit dem Bischof von Breslau hatte er gleichfalls Händel, weshalb er von dem Erzbischof von Gnesen 1257 in den Bann gethan wurde. Dennoch nahm er den Bischof von Breslau gefangen u. zwang ihn die Verwandlung des, Getreidezehnts, welchen das Bisthum erhielt, in eine Geldabgabe zu bewilligen (Bischofsviertung). Eben so nahm er 1277 den jungen Herzog Heinrich IV. von Breslau gefangen (s. oben a).; er st. 1278, Seine Söhne theilten; Heinrich erhielt Liegnitz u. Bolko Löwenberg zum Antheil.

aa) Jüngere Linie Liegnitz, später zweite Linie Breslau, gestiftet von Heinrich dem Feisten, älterem Sohne Boleslaws II. Als er 1290 seinem Vetter Heinrich IV. in Breslau folgte (s. oben a), nannte er sich Heinrich V. Er trat an seinen Vetter, Heinrich von Glogau, Hainau, Bunzlau, Naumburg, Gießmannsdorf, Wartenberg, Auras, Trebnitz, Militsch u. Sandevall mit Gebiet ab, dennoch ließ ihn dieser 1293 in Breslau durch Verrath eines seiner Vertrauten aus, dem Bade entführen u. gab ihn nicht eher frei, als bis, er, ihm Öls, Bernstaht, Namslau, Kanstadt, Kreuzburg u. Pitschen abgetreten hatte, so daß ihm nur, ein Gebiet 1/2 Pleite in der Runde um Breslau übrig blieb. Heinrich V. st. 1296 u. hinterließ drei Söhne, über welche er seinen Bruder Bolko I., Herzog von Löwenberg, zum Vormund ernannte, welcher sich dafür das Schloß Zobten abtreten ließ u. die Vormundschaft bis 1303 gewissenhaft führte. Er zwang den Herzog von Glogau Hainau u. Bunzlau wieder herauszugeben; Bunzlau behielt er für sich, Hainau trat er an seine Mündel ab, für welche er auch einen großen Schatz sammelte. Als 1301, die Breslauer sich ihm widersetzten, ließ er ein Stück der Stadtmauer einreißen u. hielt durch die, Öffnung seinen Einzug. Nach Bolko's Tode, führte Bischof Heinrich von Breslau die Vormundschaft bis 1311. darauf theilten die Brüder Boleslaw., Heinrich u. Wladislaw. So entstanden drei Linien: aaa) die zweite jüngere Linie Liegnitz, gestiftet von Wladislaw, dritten Sohne des, Herzogs, Heinrich V. Er hatte versprochen seinem älteren Bruder Poleslaw von Brieg noch eine Geldsumme herauszuzahlen, führte aber ein so verschwenderisches Leben, daß er bald fliehen u. vom Stegreif leben mußte. Sein Bruder Boleslaw, welcher sich des Herzogthums Liegnitz bemächtigt hatte, setzte Wladislaw eine Pension aus, dieser trieb es aber so toll, daß ihn die Bauern gefangen zu Boleslaw brachten. Nach seiner Freilassung ging Wladislaw nach Masovien, heirathete die alte reiche Herzogin dieses Landes, vergeudete ihr Vermögen u. lebte dann in Prag von einer, ihm vom König Johann ausgesetzten Pension, wo er auch 1329 ohne Erben starb, bbb) Linie Brieg, später dritte jüngere Linie Liegnitz, gestiftet von Boleslaw III., ältestem Sohne Heinrichs V.; er bemächtigte sich, als Wladislaw ihm die stipulirte Summe nicht, zahlte, dessen Erbportion, nahm seinem Vetter, Heinrich III. von Glogau, Namslau, Pitschen, Kreuzburg u. Kanstadt, verpfändete aber Goldberg an Breslau u. Nimtsch an Schweidnitz. Er hatte sich Böhmen ganz in die Arme geworfen, war zum Landeshauptmann von S. ernannt worden u. hatte sich als Werkzeug zur Unterwerfung der übrigen schlesischen Fürsten brauchen lassen. Auf dem Todtenbette versöhnte er sich mit der Kirche durch große Opfer u. löste den Bann, welchen er sich in den Streitigkeiten mit Bischof Nanker zugezogen hatte; er st. 1352. Das Weitere über diese Linie s. unten S. 243. ccc) Dritte Linie Breslau, gestiftet von Heinrich VI., dem zweiten Sohne Heinrichs V.; er suchte gegen die habsüchtigten Pläne seines Bruders Boleslaw III. bei dem Kaiser vergebens Schutz u. warf sich endlich dem Könige von Böhmen in die Arme, setzte denselben 1327 zum Erben ein, sich blos den Niesbrauch seines Herzogthums vorbehaltend. Der König von Böhmen überließ ihm noch die vom Herzog von Münsterberg erkaufte Grafschaft Glatz u. eine Leibrente von 1000 Mark Silber bis zu seinem Tode 1335 (s. unten S. 240 f.).

bb) Linie Löwenberg od. Schweidnitz, gestiftet von Bolko I., dem zweiten Sohne Boleslaws von Liegnitz (s. oben b). Sein Landesantheil umfaßte das schleiche Gebirge von der Lausitz an bis, Glatz; er befestigte Landshut, Hirschberg, Bolkenhain, Striegau, Frankenstein, den Gräditzberg, verstärkte Bunzlau u. Schweidnitz, zog deutsche Colonisten herbei, ordnete die Abgaben, sicherte sich durch stehende Truppen gegen seine Vettern u. Böhmes, begünstigte Ackerbau u. Handel, mit letzterem auch die Juden. Nach seinem Tode 1303 theilten seine, drei Söhne Bernhard, Heinrich u. Bolko u. stifteten die drei Linien Schweidnitz, Jauer u. Münsterberg. [240] aaa) Die älteste, Schweidnitz, war von Herzog Bernhard gestiftet, welcher 1326 starb; seine Söhne Bolko II. u. Heinrich folgten ihm, weigerten sich aber die Lehnsherrschaft Böhmens anzuerkennen u. Bolko unternahm sogar im Bund mit Kasimir III., Könige von Polen, den Kampf mit Böhmen. König Johann von Böhmen aber belagerte Breslau u. zwang Kasimir 1346 zum Frieden, in welchem ausgemacht wurde, daß die Tochter des Herzogs Heinrich, welcher so wenig als Bolko einen Sohn hatte, sich mit Kaiser Karl IV. vermählen u. die Herzöge Bolko II. u. Heinrich die böhmische Lehnsherrlichkeit anerkennen, dagegen sowohl der Herzog Bolko, als auch seine Gemahlin Agnes Schweidnitz u. Jauer bis zu ihrem Tode behalten sollten. 1368 st. Bolko II. u. 1392 seine Gemahlin, u. Schweidnitz u. Jauer fielen nun an Böhmen. bbb) Die zweite Linie, Jauer, stiftete Heinrich, sie starb aber mit ihm 1346 wieder aus u. Jauer fiel an Schweidnitz. ccc) Die dritte Linie, Münsterberg, wurde von Bolko II. gestiftet. Er war sehr verschwenderisch, versetzte Reichenbach an Schweidnitz, verkaufte Glatz u. Frankenstein an Böhmen, erhielt es aber nach 1335, als er sich freiwillig unterwarf, auf Lebenszeit zurück. Er st. 1341, seine Linie aber dauerte fort (s. unten S. 243.).

c) Die Herzöge von Glogau bildeten die dritte Hauptlinie der Herzöge von S., welche von Konrad II., dem dritten Sohne Heinrichs II. des Frommen, herstammte (s. oben S. 238 f.). Wie dieser zu seinen Brüdern Heinrich III. u. Boleslaw stand u. wie er endlich eine Theilung erzwang, ist schon oben erzählt worden. Er erhielt das nördliche Niederschlesien zum Antheil, gab der Stadt Glogau Deutsches Recht, befreite sein Gebiet von einem Theil der Abhängigkeit von Breslaus Bischöfen, vergrößerte Glogau, Sprottau, Sagan, Gurau u. Freistadt u. zog Deutsche in das Land. Er st. 1298; ihm folgte sein Sohn Heinrich VII.; dieser wurde von seinem Vetter Heinrich IV. von Breslau 1281 durch List gefangen genommen (s. oben S. 239). Er wurde vom Könige von Polen 1296 auch zum Herzog von Großpolen bestimmt, welche Würde er aber erst 1306 wirklich erhielt, that den Räubereien Einhalt u.st. 1309. Seine Söhne verloren die polnischen Besitzungen u. S. theilten sie unter sich. aa) Linie Sagan, wurde von dem ältesten, Heinrich VIII., gegründet u. blühte als Linie Glogau nach dessen u. des Herzogs Przemislaw von Glogau Tode fort. bb) Die Linie Steinau u. Gurau wurde von dem zweiten Sohne, Johann, gegründet u. erlosch wieder mit ihm um 1365. cc) Linie Glogau vom dritten Sohne, Przemislaw, dem einzigen, welcher sich Böhmen nicht unterwerfen wollte, gestiftet, erlosch 1331 mit seinem Tode, u. dd) Linie Öls mit Konrad I., dem vierten Sohne Heinrichs III., beginnend u. auch nach dessen Tode 1366 fortwährend (s. unten S. 244). Alle diese Linien unterwarfen sich 1329 dem Könige von Böhmen. Nach dem Tode des Herzogs Przemislaw von Glogau theilten dessen Brüder, die Herzöge von Sagan u. Steinau, dessen Gebiet u. überließen dem dritten Bruder, dem Herzoge von Öls, Ferdinand I., Steinau. Öls hatte sich bereits 1328 Böhmen unterworfen. Auch für Steinau erkannte Konrad I. die Lehnsherrlichkeit Böhmens an, worauf sich der König von Böhmen 1332 auch des anderen Theiles von Glogau u. der Stadt Glogau mit List bemächtigte. Hierdurch wurde die eine Hälfte von Glogau königlich, jedoch belehnte schon 1338 König Wenzel den Herzog Przemislaw von Teschen mit dieser Hälfte, welcher nun dieselbe neben den eigentlichen Herzögen von Glogau besaß (s. unten S. 243).

B) Oberschlesien. Mieczislaw, der zweite Sohn des Polenkönigs Wladislaw II., erhielt, nachdem er seit 1163 die Regierung über S. mit seinen zwei Brüdern, Boleslaw u. Konrad (s. oben), gemeinschaftlich geführt hatte, Ratibor u. Troppau als Antheil, wozu er später noch Oppeln durch Abtretung erwarb; er st. 1211; sein Sohn Kasimir I. folgte ihm u.st. 1235. Seine zwei Söhne theilten; der ältere, Mieczislaw II., starb aber schon 1246, der jüngere, Wladislaw, 1288. Der Letztere hinterließ vier Söhne, welche vier Linien gründeten: a) die Linie Teschen, gegründet von dem ältesten Mieczislaw, st. um 1302; b) die Linie Beuthen, gegründet von Kasimir II., dem zweiten Sohne Wladislaws, erkannte schon 1289 Böhmen als Lehnsherrn an u.st. 1306; seine zwei Söhne theilten: aa) in Kosel u. Beuthen (od. Auschwitz) folgte Wladislaw, sein älterer Sohn, u.st. 1355, einen Sohn, Bolko, hinterlassend, mit welchem das Geschlecht 1355 ausstarb; bb) in Teschen folgte auf Kasimir II. dessen jüngerer Sohn Kasimir III., u.st. 1358 (s. unten S. 244); c) die Linie Oppeln, gegründet von Bolko I., dem dritten Sohne Wladislaws, st. 1312 u. hinterließ ebenfalls Kinder, welche wieder theilten; aa) Falkenberg erhielt der ältere, Bolko II.; mit dessen Söhnen Heinrich (st. 1382) u. Bernhard (st. 1391) der Stamm endigte; bb) Oppeln bekam Bolko III., st. 1368, u. seine Söhne pflanzten die Linie fort (s. unten S. 245), u. cc) Strehlen erhielt Albert, mit ihm aber erlosch 1365 sein Stamm; d) die Linie Ratibor wurde gegründet von Przemislaw, dem vierten Sohne Wladislaws; er st. 1295 u. hatte nur einen Sohn, Lieszko, welcher um 1310 starb u. sein Herzogthum seiner Schwester, vermählten Herzogin von Troppau, hinterließ. Außerdem war e) Jägerndorf u. Troppau 1246 an König Ottokar von Böhmen gekommen, welcher die Fürstenthümer seinem natürlichen Sohne Nikolas I. gab, nach dessen Tode 1318 sie dessen Sohn Nikolas II., der Gemahl Annas von Ratibor, erbte. Dieser löste die an König Johann von Böhmen 1311 verpfändeten Fürstenthümer wieder ein u.st. 1367 in Italien, wohin er den Kaiser Karl IV. begleitet hatte. Seine Nachfolger s. unten S. 245.

Durch die vielen Theilungen war es nun dahin gekommen, daß zu Anfange des 14. Jahrh. in S. 17 regierende Fürstenhäuser bestanden, nämlich: in Niederschlesien Brieg, Breslau, Liegnitz, Schweidnitz, Jauer, Münsterberg, Glogau, Steinau, Sagan, Öls, u. in Oberschlesien Kosel, Teschen, Falkenberg, Oppeln, Strehlen, Ratibor u. Troppau, u. außerdem das bischöfliche Fürstenthum Neiße. Diese Fürsten waren zu machtlos ihre Unabhängigkeit zu behaupten u. mußten fürchten eine Beute Polens zu werden. Da aber sowohl Fürsten als Volk nicht unter Polen stehen wollten, so suchten sie Schutz bei Böhmen. In Böhmen regierte damals König Johann aus dem Hause Luxemburg. Troppau u. Jägerndorf (s. oben) hatte schon König Ottokar II. 1246 erworben u. dieselben seinem natürlichen Sohne Nikolas zur Lehn gegeben; Herzog Heinrich IV. von Breslau hatte mit König Ottokar II. einen [241] Vertrag wegen der Lehnshoheit von Böhmen über Breslau (s. oben) geschlossen, welcher aber bei Heinrichs IV. Tode 1335 nicht geltend gemacht wurde. König Johann benutzte die Schwäche der schlesischen Herzöge, unterstützte sie mit Geld, unterhielt ihre Streitigkeiten u. erlangte dadurch nach u. nach die Unterwerfung beinahe aller (s. oben). Verträge, welche Böhmen mit Polen geschlossen hatte, bestimmten, daß Polen allen Ansprüchen auf die Lehnshoheit über S. entsagte, welche nun an Böhmen überging. Durch diese Lehnsbarkeit der schlesischen Fürsten änderte sich für den Augenblick im Ganzen wenig, sie behielten alle ihre Rechte, nur mußten sie ihre Schlösser dem König von Böhmen im Kriegsfalle öffnen u. die Heeresfolge bis an die Landesgrenze leisten. Das Wichtigste war aber, daß nun kein Herzog mehr auf das Besitzthum seines Vetters nach Aussterben von dessen Stamm Anspruch machen konnte, sondern daß dasselbe stets an Böhmen fallen sollte. Doch erhielten später, bes. von Wladislaw, König von Polen u. Böhmen (s. unten S. 242), die meisten Fürsten wieder das Recht ihr Besitzthum an Seitenverwandte vererben, ja selbst verkaufen zu können.

III. Schlesieunterböhmischer u. ungarischer Landeshoheit von 1335–1526. A) Allgemeine Geschichte. König Johann kam 1337 nach Breslau u. nahm daselbst von allen schlesischen Herzögen (außer Neiße, Jauer, Schweidnitz, welche damals noch unabhängig waren) die Huldigung an. Diese Zusammenkunft der schlefischen Herzöge heißt der Erste Fürstentag u. die Benennung Fürstentag wurde seitdem für diese Versammlung beibehalten. Mit dem Bischof Nanker von Breslau gerieth König Johann wegen des Schlosses Militsch, welches er demselben widerrechtlich weggenommen hatte, 1339 in Zwist u. wurde deshalb erst vom Bischof, dann von dem Papst mit dem Bann belegt, u. derselbe auf Herzog Boleslaw von Liegnitz, welcher auch die geistlichen Güter weggenommen hatte, u. auf den Breslauer Magistrar ausgedehnt; da dessenungeachtet mehre Geistliche den Gottesdienst hielten, zog Johann die Güter derselben ein. Der zum Inquisitor ernannte Dominicaner Johann von Schwenkenfeld wurde bei diesen Streitigkeiten ermordet. Nankers Nachfolger, Pogarell, versöhnte sich 1342 mit dem König u. erkannte auch für das Fürstenthum Neiße die böhmische Landeshoheit; gleiches thaten die Herzöge von Jauer u. Schweidnitz mit ihren Ländern 1346 unter Johanns Sohne, König Karl, welcher durch ein Grundgesetz von 1355 F. mit Böhmen unmittelbar vereinigte u. auch sowohl durch den Vertrag zu Namslau 1348, als durch spätere 1356 u. 1372 neue Verzichtleistungen von Polen u. Ungarn auf S. erlangte. Durch seine Vermählung mit Anna, der Tochter des Herzogs Heinrich von Schweidnitz, 1352, brachte er das Anrecht auf den Besitz von Jauer u. Schweidnitz u. nach dem Absterben des Herzogs Boleslaw III. 1368 u. dessen Gemahlin Agnes, 1392, diese Fürstenthümer wirklich an sich. Breslau erhielt von Karl 1364 das Recht einen Landeshauptmann über das Fürstenthum Breslau aus seiner Mitte zu wählen. Unter Karl erschienen 1349 die Flagellanten in S., welche aber, nachdem ihr Anführer hingerichtet worden war, flohen. Unter Karls Sohn, König Wenzel (seit 1378), entspann sich der Bierstreit in Breslau 1381 zwischen den Domherren u. der Stadt wegen des von Ersteren prätendirten Rechtes, daß in den ihnen lehnbaren Schenkstätten fremdes Bier geschenkt werden dürfe. Breslau wurde vom Bisthumsverweser mit dem Interdict belegt, dagegen plünderte der König, welcher sich gerade in Breslau huldigen ließ, die Häuser der Domherren. Diese flohen nach Neiße, u. hier kam es zu einem Vergleich, wornach sie fremdes Bier einführen, aber nicht verkaufen durften. Da unter Wenzel die Räubereien in S. sehr überhand nahmen, vereinigten sich die Herzöge 1402 mit den Städten zur Aufrechthaltung des Landfriedens, doch bald trieben sie selbst Räubereien, u. es entstand ein Krieg Aller gegen Alle. 1416 gab Bischof Wenzel ein neues Kirchenrecht, welches für ganz S. Gültigkeit erhielt. In Breslau kam 1418 eine Empörung gegen den Magistrat zum Ausbruch, wobei der Rath ermordet wurde. Wenzel dämpfte aber den Aufruhr u. ließ die Empörer hinrichten. Als Sigismund, Bruder u. Nachfolger des Königs Wenzel, 1420 in Breslau erschien, um die Huldigung zu empfangen, ließ er bei dieser Gelegenheit 23 aufrührerische Bürger hinrichten u. viele verbannen, auch Johann Krasa, als Anhänger der Hussiten, hinrichten. In den Hussitischen Unruhen unterstützten die Schlesier den Kaiser Sigismund u. ihr Land wurde dafür seit 1426 jährlich von den Hussiten verwüstet, bis Sigismund 1434 Frieden mit den Hussiten schloß u. 1435 die Fürsten einen Landfrieden errichteten. Als Albrecht, Sigismunds Schwiegersohn u. Nachfolger seit 1437, die Huldigung in Breslau empfing, setzte er den Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg zum Landeshauptmann über S., wodurch er die Rechte des Landes verletzte u. Mißvergnügen erregte. Da er bei seinem Tode 1439 keine Kinder, wohl aber seine Gemahlin Elisabeth schwanger hinterließ, so erklärten sich einige Fürsten u. Städte für Wladislaw von Polen, König von Ungarn, andere, u. zwar fast alle schlesischen Städte, für den vier Monate nach Albrechts Tode geborenen Prinzen Wladislaw, unter diesen Breslau, welcher Stadt die verwittwete Königin Elisabeth die Landeshauptmannschaft wieder gab u. den Leonhard Assenheimer als Heerführer sandte. In dieser Zeit kämpften Städte u. Fürsten gegen einander u. die Fürsten erlaubten sich die größten Eigenmächtigkeiten; die Edelleute trieben die offenste Räuberei, bes. ängstigten die Taboriten von Nachod, Glatz u. Frankenstein aus das Land, selbst der Dompropst von Breslau, Nikolas Grannis, brachte die eingesammelten Indulgenzgelder durch, entfloh dann u. befehdete die geistlichen Güter. Viel hatte S. von den Polen zu leiden, bis endlich Breslau u. die oberschlesischen Herzöge 1447 einen Waffenstillstand auf 10 Jahre mit Polen schlossen, worauf auch sie ihre Waffen gegen die räuberischen Edelleute wendeten. Den Hussiten Georg Podiebrad, Statthalter für Wladislaw in Böhmen, wollten die Breslauer nicht für ihren Regenten anerkennen; als er daher mit dem jungen Könige Wladislaw nach Breslau zur Huldigung kam, wurde auf sein Anstiften der Stadt vom König die Landeshauptmannschaft genommen. Unter Wladislaw kam Johann von Capistrano nach S., regte das Volk 1453 u. 1454 gegen die Hussiten u. Juden auf u. war Schuld an einer fanatischen Judenverfolgung. Wladislaw kam 1454 mit Georg Podiebrad wieder nach Breslau u. erpreßte 15,000 Ducaten von der Stadt. Georg Podiebrad erkaufte Münsterberg[242] u. Frankenstein, während er schon Glatz besaß, u. trat so in die Reihe der schlesischen Fürsten. Als er 1458 nach Wladislaws Tode von den Böhmen zum König gewählt ward, verweigerten die streng katholischen Breslauer u. auch die schlesischen Fürsten ihm den Gehorsam, doch unterwarfen sich 1459 die Fürsten (mit Ausnahme des Herzogs Balthasar von Sagan) u. Breslau ergab sich 1460. Als Georg aber 1466 vom Papst in den Bann gethan wurde, empörten sich die Breslauer aufs Neue u. eroberten 1467 Münsterberg u. Frankenstein, verloren aber letzteres wieder u. warfen sich nun dem König Matthias Corvinus von Ungarn in die Arme, wodurch dieser 1469 mit Georg in Krieg gerieth. Der Kampf, an welchem auch mehre schlesische Fürsten gegen Georg Theil nahmen, zog sich in die Länge, u. als Georg 1471 starb, wählten die Böhmen den König Wladislaw von Polen zu ihrem Könige, die Niederschlesier aber blieben bei Ungarn.

Da die oberschlesischen Herzöge sich für Böhmen erklärten, so entstanden Verwirrungen u. Fehden. Der päpstliche Legat vermittelte 1473 einen Waffenstillstand, aber 1474 kam König Matthias u. sein Heer, die Schwarze Schaar, selbst nach S., u. jetzt fiel auch der König Wladislaw von Polen, in S. ein u. belagerte Breslau; beide Heere mußten sich aber aus Mangel an Lebensmitteln zurückziehen. Nun traten die Kurfürsten Albrecht von Brandenburg u. Ernst von Sachsen als Friedensvermittler auf, u. bei einer persönlichen Zusammenkunft Matthias' u. Wladislaws am 15 Nov. 1474 kam der Waffenstillstand zu Groß-Mochbern zu Stande, welchem der Friede zu Olmütz im Sept. 1478 folgte, nach welchem Wladislaw Böhmen, Matthias aber S., Mähren u. die Lausitz erhalten sollte. Beide führten den Titel König von Böhmen; wenn Matthias vor Wladislaw sterben würde, so sollte dieser die abgerissenen Provinzen erhalten, vorher aber der Krone Ungarn 400,000 Ducaten u. den Werth der eingelösten Pfandstücke zahlen; wenn aber Wladislaw vor Matthias mit Tode abginge u. Matthias zum Könige von Böhmen erwählt würde, so sollten die abgerissenen Provinzen unentgeldlich wieder mit Böhmen vereinigt werden. Matthias nahm dem Herzog Johann von Jägerndorf sein Land, kaufte 1475 das Herzogthum Öls, erwarb von seinem Schwager Victorin durch Tausch gegen Güter in Slawonien das Herzogthum Troppau u. beraubte die Herzöge Johann II. von Glogau u. die Herzöge von Öls u. Münsterberg 1488 ihrer Lehn, da sie sich gegen ihn aufgelehnt hatten, strafte aber die rebellischen Herzöge von Oppeln nur an Geld. Matthias st. 1490, u. die Breslauer empörten sich nun gegen ihren bisherigen verhaßten Landeshauptmann Georg Stein, welchen sie verjagten, u. gegen den Fürstenthumshauptmann Heinrich Domping, welcher hingerichtet wurde. Da König Wladislaw von Polen u. Böhmen nun auch König von Ungarn wurde, so blieb es unentschieden, zu welchem Reiche S. gehörte. Wladislaw setzte die meisten Herzöge, welche Matthias ihres Besitzes beraübt hatte, namentlich die von Münsterberg u. Öls, in ihre Fürstenthümer wieder ein; nur Johann II. von Glogau erhielt das seinige nicht wieder. 1492 fiel das Herzogthum Öls durch das Aussterben des Regentenstammes an die Krone, der König verkaufte aber einen Theil, Trachenberg u. Militsch, an Sigismund von Kurzbach als freie Standesherrschaften u. vertauschte den Rest gegen böhmische Güter an den Herzog von Münsterberg. Glogau u. Troppau überließ er seinem Bruder Johann Albrecht, u. als dieser König von Polen wurde, dem zweiten, Kasimir, u. als dieser starb, 1501 an Sigismund, welcher sie aber, als er König von Polen wurde, 1506 an Böhmen zurückgab. 1498 ertheilte Wladislaw den Fürsten u. Ständen das große Landesprivilegium, demgemäß Niemand als ein schlesischer Fürst die Oberlandeshauptmannschaft bekleiden, alle Streitigkeiten der Fürsten unter einander u. mit dem Landesherren nur durch ein Fürstenrecht od. eine Versammlung der Stände ausgeglichen werden, die Stände mit Ausnahme von Schweidnitz u. Jauer dem Könige von Böhmen nur in Breslau huldigen u. ohne Bewilligung der Stände weder Zoll noch Bei steuer ausgeschrieben u. die Landesbewaffnung nicht außerhalb S. u. nicht ohne Sold gebraucht werden sollte. 1504 wurde der Kolowratsche Vertrag (benannt nach dem Kanzler von Kolowrat, welcher ihn schloß) abgeschlossen, nach welchem der Breslauer Bischofsstuhl nur mit einem Böhmen, Schlesier, Mährer od. Lausitzer besetzt u. geistliche Leben u. Beneficien nur an Landeseingeborne verliehen werden, auch die geistlichen Güter besteuert werden sollten. Den Herzögen von Liegnitz, Teschen, Oppeln u. Ratibor ertheilte Wladislaw das Recht ihre Lande in Ermangelung männlicher Nachkommen durch Testamente u. Erbverträge an Andere zu übertragen. Hierauf gründete später der König Friedrich II. von Preußen seine Ansprüche auf S. Das Fehdewesen nahm unter diesem Könige sehr überhand, die verderblichste war zwischen dem Herzoge Bartholomäus von Münsterberg u. der Stadt Breslau von 1512–1515, woran auch Jauer, Striegau, Löwenberg, Bunzlau u. Hirschberg Theil nahmen. 1515 verlobte Wladislaw zu Wien seinen Sohn Ludwig mit der Enkelin des Kaisers, Maria, u. seine Tochter Anna mit dem Enkel des Kaisers, Ferdinand. Durch diese Doppelheirath wurde der Anspruch des Hauses Österreich auf die Erbfolge in Böhmen u. Ungarn gegründet u. auch S. kam dadurch nach Ludwigs Tode an Österreich. Wladislaw st. 1516. Sein Sohn Ludwig stand, 10 Jahre alt, noch unter Vormundschaft des Kaisers u. des Königs von Polen. Der Markgraf Georg von Brandenburg, sein Erzieher, führte für ihn die Regierung, welche durch einen Aufruhr der Bürger zu Schweidnitz 1522 über das Münzrecht beunruhigt wurde; die Schweidnitzer setzten den Rath ab u. beschimpften den König in dessen Münzbildniß u. Verordnungen. Mehre schlesische Fürsten wurden zur Execution gesendet, belagerten aber Schweidnitz vergebens, u. da die Stadt die Amnestie nicht annahm, wurde sie 1523 in die Acht erklärt; erst 1524 kam ein Vergleich zu Stande. Kirchliche Streitigkeiten zwischen dem Magistrat zu Breslau u. den Bernhardinern 1517 wurden die Veranlassung zur Einführung der Reformation in S., welche vom Bischof Jakob von Salza begünstigt u. von Johann Heß seit 1523 verbreitet wurde. Dasselbe geschah gleichzeitig u. kurz darnach in Goldberg, Freistadt, Löwenberg, Bunzlau, Hirschberg, Brieg, Parchwitz u. vielen anderen Städten, u. bei Ludwigs Tode 1526, welcher bei Mohacz fiel, war beinahe ganz Nieder-S schon evangelisch. 1526 wurde eine Liturgie u. Kirchenordnung von Heß eingeführt.

B) Specialgeschichte der schlesischen [243] Herzöge. a) In Nieder-Schlesien: aa) Hauptlinie Liegnitz. Nachdem die beiden Nebenäste Breslau u. Liegnitz (s. S. 239) ausgestorben waren, blühte dieselbe nur in Boleslaw III., Herzog von Brieg-Liegnitz, fort. Boleslaw hinterließ 1352 zwei Söhne, Wenzel u. Ludwig; aaa) die ältere Linie Liegnitz wurde von Wenzel gegründet; dieser hinterließ vier Söhne, Richard (st. 1409), Wenzel, Bischof von Breslau (st. 1420), Boleslaw (st. 1394) u. Heinrich VIII., Bischof von Wladislaw. Sie starben alle ohne Kinder, am spätesten Wenzel (1420), welcher Liegnitz seinem Vetter Ludwig II. von Brieg vermachte. bbb) Die jüngere Linie Brieg wurde durch Ludwig I., den zweiten Sohn Herzogs Boleslaw III., gegründet; er st. 1398 u. ihm folgte sein Sohn Heinrich VII., welcher 1400 starb u. sein Land zwei Söhnen hinterließ; diese theilten: α) der jüngere, Ludwig II., erhielt Brieg, später Liegnitz von seinem Vetter Wenzel, u.st. 1436 ohne Erben. Seine Gemahlin Elisabeth war die Tochter des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, nachmaligen Kurfürsten von Brandenburg, u. auch das war ein Grund zu den Ansprüchen, welche König Friedrich II. von Preußen 1740 auf S. machte. β) Heinrich IX., Heinrichs VII. älterer Sohn, erhielt Lüben zum Antheil, sein Sohn Ludwig III. nahm aber nach seinem Tode den Titel Herzog von Brieg u. Lüben an. Er st. 1441. Seine Söhne theilten wieder: αα) der jüngere, Heinrich X., gründete die Linie Goldberg u.st. 1454 ohne Erben; ββ) der ältere, Johann, erhielt aber Brieg-Lüben u. Liegnitz, u. hinterließ bei seinem Tode 1453 diese Herzogthümer seinem Sohne Friedrich I. Dieser st. 1499, u. seine zwei Söhne theilten, nachdem sie erst gemeinschaftlich regiert hatten, 1505: der jüngere, Georg I., war Herzog von Brieg u.st. 1521; mit ihm erlosch sein Zweig; sein älterer Bruder Friedrich II. war Herzog von Liegnitz u. erhielt von Wladislaw das Recht sein Land durch Testament zu vererben. Er st. 1547.

bb) Linie Münsterberg. Auf welche Weise die beiden Speciallinien Schweidnitz u. Jauer der Linie Löwenberg an die Krone Böhmen kamen, ist oben S. 240 erzählt worden, nur die dritte u. jüngste Linie, Münsterberg, blühte noch fort u. wurde von Nikolas dem Kleinen (st. 1369), Bolko III. (st. 1410) u. Johann, Nachkommen Bolko's II., fortgesetzt. Letzter fiel in einer Schlacht bei Wilhelmsdorf gegen die Böhmen 1429, u. mit ihm erlosch das Piastische Geschlecht im Herzogthum Münsterberg. Münsterberg fiel nun an Wilhelm, Herzog von Troppau, u. dessen Bruder Ernst, welche den Titel Herzöge von Troppau u. Münsterberg führten; Erster st. 1452 u. Letzter 1454, Beide ohne Erben. Nun erwarb Georg Podiebrad Münsterberg u. Glatz noch als Statthalter durch Kauf von Böhmen, besaß es später als König von Böhmen als von der Krone abhängiges Besitzthum u. vererbte dasselbe an seine Söhne Victorin u. Heinrich I., welche zugleich Troppau, Leobschütz u. die Grafschaft Glatz besaßen. Victorin, welcher das Herzogthum Troppau gegen Güter in Slawonien an Matthias vertauschte, st. 1500 u. mit seinem Sohne Balthasar endigte 1515 seine Linie. Dagegen pflanzte sich das Geschlecht des jüngern Bruders Heinrich I. fort; König Matthias nahm ihm seine Länder, weil er es mit Johann von Sagan, dem Schwiegervater seiner Söhne, gegen ihn gehalten hatte, doch erhielt er sie 1490 durch König Wladislaw wieder. Derselbe erhielt nach Aussterben der Linie Öls 1492 einen Theil von deren Besitz durch Austausch gegen gewisse böhmische Besitzungen zurück u. nahm den Titel Herzog von Münsterberg-Öls an. Nach dessen Tode 1498 regierten seine drei Söhne: Albrecht, welcher 1592 Glatz als Antheil erhielt, st. 1511; Georg 1502, Beide ohne Kinder; u. Karl I. war nun der noch einzige Fürst aus Löwenberg-Münsterbergischem Geschlecht. Er war Oberlandeshauptmann in S. Wie diese Linie durch seine Söhne fortgesetzt wurde, s. unten S. 249.

cc) Hauptlinie Glogau. Zu Anfange dieser Periode besaßen den Glogauischen Antheil von Niederschlesien nach dem Aussterben der beiden Linien von Steinau u. Glogau (s. oben S. 240) die Linie von Sagan, welche nach Aussterben der Linie Glogau den Namen Glogau annahm, u. die von Öls. Außerdem besaß den königlichen Antheil von Glogau (s. oben S. 240) der Herzog von Teschen. aaa) Die jüngere Linie Glogau wurde nach dem Tode des Herzogs Heinrich IV. von dessen Sohn. Heinrich V. dem Eisernen, fortgesetzt. Nach dessen Tode regierten dessen Söhne Heinrich VI. (st. 1387), Heinrich VII. (st. 1389) u. Heinrich VIII der Sperling gemeinschaftlich; der Letztere erhielt nach dem Tode seiner Brüder das Herzogthum wieder allein, doch theilten, als er 1397 auf einem Turnier zu Liegnitz starb, schon seine Söhne Johann I., Heinrich IX. u. Heinrich X. wieder u. stifteten folgende Linien: α) die zweite jüngere Linie Glogau von Heinrich IX., gegründet, starb mit ihm 1428 wieder aus, u. sein Land fiel an β) die jüngste Linie Glogau (Glogau-Freistadt), gegründet von seinem jüngern Bruder Heinrich X., Herzog von Freistadt; Heinrich X. residirte zu Freistadt u.st. 1467, u. sein Sohn Heinrich XI. st. 1476, Letzter ohne Kinder. Dennoch hatte er seiner jungen Gemahlin, der 12jährigen Prinzessin Barbara von Brandenburg, Tochter des Kurfürsten Albrecht Achill, bei der Vermählung 147450,000 Ducaten versprochen u. sie, da er starb, zur Erbin eingesetzt. Auf Glogau machten aber noch Wladislaw, als König von Polen u. Böhmen, u. Matthias, als König von Ungarn, Beide als Lehnsherrn, u. Herzog Hans II. von Sagan als Lehnsvetter Anspruch; der Letztere eroberte Glogau u. erhielt nach einem, 1481 dort geschlossenen Vergleich von Matthias die Lehn über Glogau, doch wurden dem Kurfürsten von Brandenburg Schwiebus, Züllichau u. Krossen für seine Tochter Barbara u. deren 50,000 Ducaten abgetreten (s.u. Brandenburg [Gesch.] S. 187). γ) Die Linie Sagan wurde von Johann (Hans) I., dem ältesten Sohne Heinrichs VIII., gegründet, welcher 1413 die Herrschaft Priebus wieder erkaufte u. sie 1429 mit S. vereinigte, während sie früher zu der Lausitz gehörte. Seine vier Söhne, Wenzel, Rudolf, Balthasar u. Johann II, folgten ihm 1439, zum Theil noch unmündig; 1450 theilten sie; die beiden ältern Brüder zogen in dem schlesischen Heere dem Deutschen Orden nach Preußen zu Hülfe, wo Rudolf 1444 fiel; die jüngern gründeten die Linien Sagan u. Priebus: αα) Sagan, 1450 von Balthasar gegründet. Dieser widersetzte sich am beharrlichsten unter allen schlesischen Fürsten dem König Georg Podiebrad, deshalb entriß ihm 1461 dieser sein Land u. belehnte seinen Bruder Johann II. von [244] Priebus damit. Balthasar lebte nun in Breslau u. wirkte zwar auf einer Reise nach Rom 1462 eine päpstliche Bannbulle gegen seinen Bruder Johann II. aus; dieser aber kündigte den Breslauern Fehde an u. schlug Balthasar 1467. In demselben Jahre mußte er, durch Herzog Heinrich X. von Freistadt gezwungen, Sagan wieder an Balthasar abtreten, eroberte aber 1472 Sagan wieder u. nahm Balthasar gefangen, brachte ihn auf das Schloß Priebus, wo er bald darauf starb, u. verkaufte nun Sagan an Ernst u. Albrecht, Kurfürsten u. Herzog zu Sachsen, s. unten S. 250). ββ) Linie Priebus, später Sagan, endlich Glogau. Der Gründer derselben war Johann (Hans) II., Johanns I. von Sagan jüngster Sohn; er lebte als Freibeuter, bis 1476 die Linie Freistadt ausstarb, wo er mit den Waffen in der Hand auftrat, um sich des Landes zu bemächtigen, mit Albrecht Achill von Brandenburg, dem Vater der verwittweten Herzogin Barbara von Freistadt, welcher Namens seiner Tochter auch Ansprüche darauf erhob, 1479 einen Waffenstillstand schloß, die verwittwete Herzogin von Teschen, Anna von Cilley, welche im Besitz der einen Hälfte von Glogau war, in dieser Stadt belagerte, erst die Stadt einnahm, dann das Schloß zur Übergabe nöthigte u. der Herzogin Anna 1480 Abzug nach Gurau bewilligte, wo sie bald darauf starb. 1481 erhielt er vom König Matthias die Lehn über Glogau u. Freistadt mit Gebiet, nachdem er jedoch in dem Vertrage mit Albrecht Achill zu Glogau diesem Schwiebus, Züllichau u. Krossen als Entschädigung für die Erbschaft u. als Pfand für das noch nicht an Brandenburg gezahlte Heirathsgut abgetreten hatte. Später trat Albrecht Achill Schwiebus gegen die Städte Sommerfeld u. Bobersberg wieder ab, jedoch nur unter der Bedingung, daß das Lehn, wenn Johann II. ohne männliche Leibeserben stürbe, an Böhmen zurückfallen sollte. Johann, unzufrieden mit dieser Bedingung, beabsichtigte Matthias die Oberherrschaft über ganz S. zu entreißen. Er wendete sich an Wladislaw, König von Böhmen, u. wollte diesen durch Herzog Heinrich zu Münsterberg gewinnen, mit dessen drei Söhnen er deshalb seine drei Töchter vermählte. Hierbei hatte er gefordert, daß die Stände seines Landes seinen Schwiegersöhnen im Fall seines Todes huldigen sollten. Die Stände weigerten sich jedoch, u. mit Matthias kam es zur Fehde. Das böhmische Heer, welches zu Johanns II. Hülfe erschien, wurde von den Ungarn geschlagen u. der Beistand der oberschlesischen Herzöge, auf welche Johann gehofft hatte, blieb aus. Glogau wurde nun befestigt, u. als der Rath sich weigerte Johann II. Folge zu leisten, der Rath ab- u. ein neuer Rath u. Johanns Schwiegersohn, Georg von Münsterberg, zum Commandanten in Glogau eingesetzt. Bald stieg das Elend daselbst aber so, daß Georg im November 1488 capitulirte. Bald fielen auch die andern Städte, u. Johann II. leistete in einem Vertrag von 1489 Verzicht auf seine Länder, irrte nun allenthalben umher, vergebens Hülfe suchend, trieb zuletzt Alchemie u.st. 1504 in Wohlau. Mit ihm starb der Piastische Stamm der Herzöge von Glogau aus. Nun führte Johann Corvin den Titel Herzog von Glogau; als er aber nach seines Vaters Matthias Tode versuchte sich der Krone Ungarns zu bemächtigen, nahm ihm Wladislaw das Herzogthum Glogau u. gab es seinem Bruder Johann Albert, welcher es durch einen Landeshauptmann, Johann Polak, verwalten ließ. Vertragsmäßig fiel Glogau, als Johann Albert 1492 König von Polen wurde, an Wladislaw, König von Ungarn, zurück, welcher es nun seinem Bruder Sigismund gab; doch auch dieser wurde 1506 König von Polen, u. Glogau fiel daher wieder an Wladislaw u. war von nun nicht mehr eigenes Herzogthum.

dd) Die Linie Öls war 1309 von Konrad I., dem jüngsten Sohne Heinrichs III. von Glogau, gegründet (s. oben S. 240). Nach dem Aussterben der Linie Steinau u. der ältern Linie Glogau, deren Herzöge seine Brüder waren, erhielt er Steinau zum Antheil (s. ebenda). Er st. 1366 u. sein Sohn u. Erbe Konrad II. st. 1413. Dessen vier Söhne, Konrad III. der Ältere (st. 1447), Bischof von Breslau, Konrad IV., Herzog von Kanth (st. um 1435), Konrad V. der Alte od. Weiße (st. um 1452), Wladislaw Konrad VI. der Junge, deutscher Ordensritter (st. 1444), theilten, doch führte Konrad III. die Regierung. Nur Konrad IV. hatte Kinder: Konrad VII. den Schwarzen, welcher 1471 st., u. Konrad VIII., dessen Bruder u. bisher Herzog von Wohlau, welcher 1492 starb. Da er es immer mit Georg Podiebrad gehalten hatte, wollte er Öls an Sachsen verkaufen; allein König Matthias trat in den Kauf u. überließ Konrad die Regierung auf Lebenszeit mit einer Apanage von 1600 Fl. Da er aber wieder in der Streitsache Johanns II. gegen Matthias auftrat, vertrieb ihn dieser 14 89 aus dem Besitz u. verwies ihn nach Auras; doch wurde Konrad VIII. durch Wladislaw wieder in seine Besitzungen eingesetzt u.st. 1492. Seine Länder fielen nun an die Krone Ungarn. König Wladislaw verkaufte 1490 Wartenberg an die Familie Haugwitz, 1494 Trachenberg u. Militsch an Sigmund von Kurzbach u. gab diesen Besitzungen den Namen freier Standesherrschaften. Den übrigen Theil von Öls vertauschte der König gegen einige böhmische Besitzungen an die Herzöge von Münsterberg, welche nun den Titel Münsterberg-Öls annahmen.

b) Herzöge in Oberschlesien. aa) Die Linie Teschen, von Kasimir II., dem zweiten Sohne Herzogs Wladislaw (s. oben S. 240) stammend, wurde von dessen zweitem Sohne Kasimir III. gegründet. Dieser st. 1358, u. sein Sohn Przemislaw I., derselbe, welchen König Wenzel von Böhmen 1383 mit der einen königlichen Hälfte von Glogau belieh, folgte ihm u.st. 1410. Seine Söhne theilten u. gründeten besondere Linien: aaa) Die Linie Auschwitz wurde von dem älteren Sohne, Przemislaw II., gegründet, er st. 1401, sein Sohn u. Erbe Kasimir aber 1433. Durch dessen drei Söhne entstanden wieder besondere Linien: α) die Linie Zator, gestiftet von Wenzel, welcher wegen Streitigkeiten mit Polen sein Besitzthum an Polen verkaufte; β) die Linie Lost, von Przemislaw gestiftet, u. γ) die Linie Auschwitz, von Johann gestiftet, welcher sein Herzogthum 1453 an Polen käuflich abtrat. Das Haus Auschwitz starb zu Ende des 15. Jahrh. aus. bbb) Die Linie Teschen u. halb Glogau wurde von Bolko I., dem zweiten Sohne Przemislaw's I., gestiftet; er hinterließ bei seinem Tode 1426 vier Söhne, welche theilten. Von ihnen ward auch das Herzogthum Severien in Polen 1440 an den Bischof von Krakau verkauft. Wenzel, der ältere, st. 1474, Przemislaw, der dritte, 1477, beide kinderlos; Wladislaw, Herzog von halb Glogau, 1463, ebenfalls ohne Nachkommen,[245] doch vererbte er sein Besitzthum an seine Gemahlin Anna geborne Gräfin von Cilley, welche aber durch Johann II. von Sagan daraus 1480 vertrieben wurde u. zu Gurau bald darauf starb (s. oben S. 244). Nur der zweite Sohn, Bolko II., Herzog von Teschen, setzte den Stamm fort; ihm folgte nach seinem Tode 1460 sein Sohn Kasimir IV., welcher von Wladislaw, gleich andern schlesischen Fürsten, das Recht erhielt sein Land nach Aussterben der Linie auch durch Testament vererben zu dürfen, u. nach dessen Hinscheiden 1528 sein Enkel, der Sohn seines schon 1526 gestorbenen Erbprinzen, Wenzel Adam, welcher die Linie fortsetzte (s. unten S. 249).

bb) Die Linie Oppeln (s. oben S. 240) setzte Bolko III., der zweite Sohn ihres Stifters, Bolko I., fort. Er st. 1368. Von seinen zwei Söhnen war der ältere, Wladislaw, unter König Ludwig von Ungarn u. Polen, als des Königs Schwager, sehr mächtig; er wurde zum Palatin von Ungarn u. Statthalter in Polen erwählt, ja 1386, wo Ludwig starb, hatte er bei der polnischen Königswahl eine bedeutende Partei für sich. Er st. jedoch 1401 ohne Erben, u. die Kinder seines Bruders Bolko IV., welcher schon 1382 gestorben war, folgten ihm. Der jüngste, Heinrich, Herzog zu Falkenberg, war schon 1394 gestorben, der dritte, Johann, war Bischof zu Wladislaw u.st. 1421; der zweite, Bernhard, st. 1460, u. nur die Kinder des älteren, Boleslaw V. (st. 1437), setzten das Geschlecht fort. Von diesen war der ältere, Johann I., u. der zweite, Boleslaw VI, ebenfalls ohne Erben u. nur der dritte, Nikolas I., hinterließ zwei Söhne, Johann II. u. Nikolas II., welche gemeinschaftlich regierten. Letzter wurde wegen eines tödtlichen Angriffs, welchen er 1497 auf dem Fürstentage zu Neiße auf den Herzog Kasimir von Teschen u. den Bischof von Breslau gemacht hatte, durch das Stadtgericht zu Neiße zum Tode verurtheilt u. enthauptet, u. seine Güter fielen an seinen Bruder, welcher von Wladislaw auch das Recht erhielt sein Land nach Aussterben seiner Linie durch Testament vererben zu dürfen u. welcher, da ihm auch Ratibor laut Erbvertrag anheimfiel (s. unten cc) aaa) β), den Titel Oppeln-Ratibor annahm, jedoch 1532 als der Letzte seines Stammes starb. Durch einen Erbvergleich hatte Georg, Markgraf von Brandenburg, ein Anrecht auf sein Herzogthum.

cc) Die Linie Troppau, nicht von den Piasten, sondern von Ottokar von Böhmen stammend, bestand zu Anfang dieser Periode nur in der Person Herzogs Nikolas II. (s. oben S. 240), welchem seine Gemahlin Anna von Ratibor das Herzogthum Ratibor zubrachte. Nikolas II. st. 1367 u. hinterließ vier Söhne, Johann I., Nikolas, Wenzel u. Przemislaw. Die beiden mittleren starben, Erster 1394, Letzter 1381, u. nur der älteste stiftete das Haus Ratibor-Troppau, der jüngste das Haus Troppau. aaa) Die Linie Ratibor-Troppau stiftete Johann I. u. sein Sohn Johann II. pflanzte sie fort. Dessen Söhne waren Nikolas u. Wenzel; Erster stiftete: α) die Linie Jägerndorf u.st. 1452. Seine Söhne Johann u. Wenzel theilten u. dadurch wurde: αα) die Linie Jägerndorf von dem älteren, Johann, fortgesetzt, welcher 1482 starb. Er verlor den größten Theil seiner Besitzungen an Matthias, weil er es mit Wladislaw gehalten hatte. ββ) Die Linie Ribnik gründete Wenzel, der jüngere Bruder Johanns. Auch er verlor aus gleichem Grunde, wie sein Bruder seinen Besitz, u. die Linie erlosch 1477 mit ihm wieder. Eine Schwester Beider hatte einen Herrn von Schellenberg geheirathet, u. durch diese Heirath kam Jägerndorf an das Schellenbergsche Haus (s. unten), Ribnick zog dagegen König Matthias als erledigtes Lehn ein. β) Die Linie Ratibor wurde von Wenzel, jüngerem Sohne Johanns II., gegründet. Er st. 1457 u. hinterließ einen Sohn, Johann, welcher bei seinem Ableben, 1489, seinen beiden Söhnen, Nikolas u. Valentin, das Herzogthum hinterließ. Erster st. 1506, Letzter erhielt vom König Wladislaw das Recht sein Land nach Aussterben seines Stammes durch Testament vererben zu dürfen u.st. 1521. Er hatte eine Erbverbindung mit den Herzögen von Oppeln geschlossen, wodurch sein Herzogthum an diese kurz vor ihrem Aussterben fiel (s. oben bb). bbb) Die zweite Linie, Troppau, wurde von Przemislaw, jüngstem Sohne Nikolas' II., gegründet. Er hatte bereits 1388 die Hälfte von Glogau in Lehn erhalten (s. oben) u. vermählte sich mit einer Münsterbergischen Prinzessin, u. nach seinem Tode 1433 huldigten daher die Münsterbergischen Stände den Söhnen desselben. Diese stifteten nun zwei Linien; nämlich: α) die jüngere Linie Troppau stifteten Wenzel (st. 1452) u. Nikolas (st. 1441). Der Sohn des Ersteren, Johann, führte den Titel Herzog von Leobschütz, u.st. 1480. Schon wenige Jahre nach des Ersteren Tode, 1454, hatte der Statthalter von Böhmen, Georg Podiebrad, Troppau erkauft, später fügte er diesem Kaufe noch Leobschütz hinzu. Sein Sohn Georg Victorin, welcher 1471 mit Troppau belehnt wurde, verkaufte es aber an seinen Schwager König Matthias. β) Die Linie Münsterberg wurde von den Brüdern Wilhelm (st. 1452) u. Ernst (st. 1454) gegründet, nach ihrem kinderlosen Tode kaufte Georg Podiebrad auch ihre Lande an sich u. war so Herzog von Troppau, Leobschütz, Münsterberg u. Graf von Glatz. Die weiteren Schicksale dieser Linie s. S. 243 u. 249.

IV. Schlesien unter österreichischer Herrschaft 1526–1740. A) Allgemeine Geschichte. Dem Erzherzog Ferdinand von Österreich kam nach dem Tode des Königs Ludwig von Ungarn u. Böhmen, seines Schwagers, die Krone Ungarns zu; die Ungarn wählten aber Zapolya, Großfürsten von Siebenbürgen, zum König. In Böhmen wurde Ferdinand zum Könige gewählt u. diese Wahl auch von S. anerkannt, obgleich kein schlesischer Fürst zur Wahl zugezogen worden war, doch unter der Bedingung, daß die Nichtzuziehung zu der Wahl ihnen in der Zukunft nicht nachtheilig sei u. daß S. zu Böhmen gehören solle. Zum Türkenkriege bewilligten die Schlesier dem König eine Steuer von 100,000 Ducaten u. ein Heer von 3000 Mann, 700 Pferde u. 200 Wagen, zur Vertheidigung des Landes selbst wurden Liegnitz, Breslau etc. befestigt u. zur Landesvertheidigung u. zur Erhebung der Steuer 1527 das Land in vier Kreise (Glogau, Breslau, Schweidnitz, Ober- S.) getheilt u. das Steuerkataster ein geführt, welches während der österreichischen Herrschaft zur Grundlage diente. Bezüglich der Reformation wurde der Sectenstifter Kaspar von Schwenkfeld 1527 des Landes verwiesen, u. 1528 erließ Ferdinand ein Mandat, welches die Ausrottung der Evangelischen Lehre befahl, doch protestirten dagegen der Herzog Friedrich II. von Liegnitz u. die[246] Stadt Breslau, wogegen der Vertreter des Domcapitels auf dem Reichstage zu Speier bat, daß alle etwaigen günstigen Festsetzungen für die Lutheraner den königlichen Erblanden nicht zu gute kommen sollten, weil Böhmen, u. mithin S., den Reichstagsbeschlüssen nicht zu gehorsamen brauche, wenn sie den Satzungen des Königreichs Böhmen entgegen wären; ein Grundsatz, welchen das Haus Österreich fortan immer anwandte. Ein schlesisches Hülfscorps eilte dem von den Türken belagerten Wien zur Hülfe. Ferdinand erklärte die Erbverbrüderung zwischen dem Markgrafen Georg von Brandenburg, Oppeln u. Ratibor 1535 u. zwischen Brandenburg u. Liegnitz 1537 für ungültig u. gestattete dem Markgrafen nur die Fürstenthümer pfandweise zu besitzen. Überhaupt wurde der Grundsatz aufgestellt, daß jedes Lehn zurückfallen müsse u. daß jeder frühere Erbvertrag mit einem Nichtschlesier ungültig sei. Gegen den Schm. alkaldischen Bund stellten die Schlesier, obgleich von Ferdinand aufgefordert, kein Contingent, da sie nicht gegen ihre Glaubensgenossen fechten wollten, dafür mußten aber 1547 die größeren Städte starke Strafsummen zahlen. In der Rechtspflege führte Ferdinand wichtige Veränderungen ein, er verbot 1542 die Appellationen an den Schöppenstuhl zu Magdeburg u. setzte ein Oberappellationsgericht zu Prag nieder; zur Verwaltung der landesherrlichen Einkünfte errichtete er 1558 die königliche Kammer in Breslau u. theilte die Oberlandeshauptmannstelle 1536 für immer dem Bischof von Breslau zu. 1556 versuchte er die Oder schiffbar zu machen, 1561 führte er die deutsche Münzordnung in S. ein, Krossen ertheilte er 1538 Brandenburg zur Lehn u. trennte es für immer von S. Sein Sohn Maximilian, welcher ihm 1564 folgte, ließ 1566 das Scheiben- u. Vogelschießen in den Städten einführen, brachte 1570 Frankenstein u. Münsterberg unter seine unmittelbare Herrschaft u.st. 1576. Rudolf, sein Sohn u. Nachfolger, kam 1577 zur Huldigung nach S., wo er 200,000 Thlr. für Bestätigung der Privilegien forderte. Die Jesuiten boten unter Rudolf alles zur Unterdrückung des Protestantismus auf u. die Bischöfe von Breslau fingen an die Protestanten zu verfolgen, in Glogau wurde den Bürgern die einzige Stadtkirche genommen u. erst nach großen Schwierigkeiten wieder gegeben; in Troppau wurde die gewaltsame Einführung des katholischen Gottesdienstes versucht, u. als die Bürger sich widersetzten, die Stadt 1607 in die Acht erklärt u. erobert. Als aber der Erzherzog Matthias dem Kaiser Rudolf Ungarn, Öesterreich u. Mähren abgedrungen hatte, wirkte sich S. nach dem Beispiele Böhmens vom Kaiser Rudolf am 20. August 1609 den Majestätsbrief aus, wofür sie 300,000 Gulden zahlten u. durch welchen sie freie Religionsübung zugesichert erhielten. Nach Rudolfs Tode wurde dessen Bruder Matthias zum Kaiser erwählt u. erhielt außer Österreich, Mähren u. Ungarn auch S. Er empfing die Huldigung der Schlesier 1611, nachdem er die Privilegien u. den Majestätsbrief bestätigt hatte, wofür er 100,000 Thaler bekam. Als er aber sein Versprechen nicht hielt, traten die schlesischen Stände 1615 der Protestantischen Union der deutschen Reichsfürsten bei u. stellten, nachdem 1618 zu Prag der Aufstand gegen die kaiserlichen Statthalter der Religion wegen ausgebrochen war, ein Heer unter dem Markgrafen Georg gegen den Kaiser, welches jedoch nur bis an die böhmische Greuzerückte. Unter Matthias fand auch die reformirte Glaubenspartei in S. Eingang u. wurde bes. in Brieg Liegnitz u. Jägerndorf von dem Herzoge Rudolf u. dem Markgrafen Johann Georg u. in Carolath-Beuthen von dem Freiherrn von Schönaich begünstigt. Ferdinand II. folgte 1619 auf Matthias in der Regierung. Zwar hatten ihn Böhmen u. S, 1617 als künftigen Nachfolger anerkannt, indessen wählten sie nach Matthias' Tode 1619 den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum Könige, u. der Dreißigjährige Krieg begann. In Breslau wurde ein Landesvertheidigungsgericht eingesetzt, welchem alle Stände den Treueid leisten mußten; zum Oberfeldherrn wurde Markgraf Georg von Brandenburg ernannt, welcher Neiße besetzte u. daselbst die Reformation einführte. Am 23. Februar 1620 kam Friedrich nach Breslau, ließ sich huldigen, erregte aber durch seinen Eifer für. die Reformirten große Unzufriedenheit im lutherischen S. Im November 1620 wurde Friedrich bei Prag geschlagen u. aus Böhmen verjagt, er floh nach Breslau u. von da nach Küstrin. Während Ferdinand II. Böhmen unterwarf, brachte der Kurfürst von Sachsen die Lausitz wieder zum Gehorsam u. behielt sie endlich für sich, schloß aber am 28. Februar 1620 mit den Schlesiern einen Vergleich, den Sächsischen Accord, nach welchem sie sich dem Kaiser Ferdinand wieder unterwarfen u. ihm selbst eine Summe von 300,009 Gulden zahlten, dafür aber unter seiner Bürgschaft die Bestätigung des Majestätsbriefs erhalten sollten. Nur der Markgraf Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf wurde von der Amnestie ausgenommen u. die Acht über ihn ausgesprochen, sein Fürstenthum aber 1633 dem Fürsten von Liechtenstein-Troppau verliehen. Der Markgraf wendete sich zu Bethlen Gabor von Siebenbürgen u.st. 1642; sein Fürstenthum blieb eingezogen, u. auch diesen Umstand benutzte 1740 König Friedrich II. von Preußen seine Ansprüche auf S. zu begründen. Ferdinand II. hielt aber sein den Schlesiern im Sächsischen Accord gegebenes Versprechen nicht, Glatz wurde 1622 im Oct. erobert u. den Bürgern die evangelische Kirche genommen, dasselbe geschah im Neißeschen, zu Ratibor u. Oppeln u. 1624 wurde dem Kolowratschen Vertrage zuwider der polnische Prinz Karl Ferdinand zum Bischof von Breslau ernannt. 1627 mußten die schlesischen Stände dem Landesprivilegium zuwider dem Sohne des Kaisers, Ferdinand, nachmals Kaiser Ferdinand III., als König von Böhmen in Prag huldigen, auch wurde der kaiserliche Feldherr Wallenstein mit dem Herzogthum Sagan beliehen, die Steuer auf das Dreifache erhöht u. Abgaben ohne Einwilligung der Stände erhoben. Dazu kamen Verfolgungen der Protestanten; seit 1626 wurden aus den Erbfürstenthümern die evangelischen Geistlichen vertrieben u. die Einwohner durch Soldaten (die Liechtensteiner Dragoner) gewaltsam zur Katholischen Kirche bekehrt, so in Glogau, Schweidnitz, Jauer, Sagan etc. Dies bewirkte, daß innerhalb 5 Jahren viele Städte verödeten u. Tausende auswanderten. 1632 verbreitete sich der Dreißigjährige Krieg auch über S. Nach der Schlacht bei Lützen drangen die Schweden in S. ein, eroberten Glogau, schlugen die Kaiserlichen den 29. Aug. 1632 bei Steinau u. trieben sie nach Oberschlesien. Im Febr. 1633 eroberten die Kaiserlichen die von den Sachsen besetzte Stadt Reichenbach, plünderten sie u. rissen[247] ihre Mauer nieder. Wallenstein rückte mit 40,000 Mann in S. ein, die Schweden u. Sachsen standen mit 20,000 Mann darin, u. als diese am 8 Juni 1633 einen Waffenstillstand schlossen, mußte das Land beide Heere ernähren. Die meisten Fürsten u. Stände traten nun mit Schweden in Verbindung, nur Breslau u. der Herzog Wenzel Heinrich von Öls blieben neutral. Nach Ablauf des Waffenstillstandes besiegte Wallenstein am 11. Oct. 1633 in einer zweiten Schlacht bei Steinau die Schweden nochmals, vertrieb sie ganz aus S.u. behandelte das Land gleich einem eroberten; die Pest mehrte noch das Elend. Nach dem Frieden von Prag 1635 konnte Sachsen den Sächsischen Accord aber nicht mehr aufrecht erhalten; durch einen Nebenreceß hatten sich die Herzöge von Brieg, Liegnitz u. Öls u. die Stadt Breslau für sich u. ihre Unterthanen freie Religionsübung gesichert; außerhalb ihres Gebietes wurden aber die Evangelischen streng behandelt, ihre Kirchen von der sogenannten Schlüsselcommission geschlossen, die Prediger abgesetzt u. den Bürgern das Bürgerrecht entzogen. 1637 starb Ferdinand II., u. sein Sohn Ferdinand III. folgte. 1639 überschwemmten die Schweden unter Stahlhantsch abermals S., forderten große Kriegssteuern u. verjagten überall die katholischen Geistlichen; bald rückten aber auch die Kaiserlichen in S. ein, forderten ebenfalls Kriegssteuern, plünderten u. setzten die katholischen Priester wieder ein. In Jauer wurden beinahe alle Einwohner von den Kaiserlichen niedergehauen, in Hirschberg zogen die Bürger mit den Schweden, als diese die Stadt verlassen mußten. Aber schon im Mai 1642 kamen die Schweden unter Torstenson zurück, eroberten Glogau u. Schweidnitz, schlugen die Kaiserlichen bei Märzdorf u. Stephanshain, eroberten den größten Theil von S.u. Mähren u. bedrohten selbst Wien, mußten aber im Herbst wieder vor Erzherzog Leopold bis Glogau u. dann nach Sachsen zurückweichen. Indessen vertheidigten die Schweden Glogau u. besetzten den größten Theil von S. wieder, u. S. war von da an bis zum Frieden der Schauplatz mannigfacher Hin- u. Herzüge. Durch den Dreißigjährigen Krieg hatte S. seinen Wohlstand eingebüßt u. an 200,000 Menschen verloren. Seitdem den Städten die freien Rathswahlen genommen waren, geriethen sie in Verfall. Im Westfälischen Frieden wurde nur den mittelbar unter dem Kaiser stehenden schlesischen Fürsten, den Herzögen von Brieg, Liegnitz, Münsterberg u. Öls, u. der Stadt Breslau freie Religionsübung bestätigt, für die unmittelbar unter dem Kaiser stehenden Unterthanen wurden in den Städten Schweidnitz, Jauer u. Glogau auf ihre Kosten außerhalb der Stadt drei Kirchen (Friedenskirchen) erbaut, doch wurden die Protestanten vielfach geneckt, Schulen zu bauen behindert etc. Alle übrigen protestantischen Kirchen in S., an 1000, wurden geschlossen u. ihre Güter eingezogen. 1622 waren die Jesuiten in S. erschienen, aber erst 1648 aufgenommen worden. Ferdinand III. ertheilte seinem Sohne, dem römischen König Ferdinand, die Fürstenthümer Schweidnitz u. Jauer, dieser starb aber 1654, u. die Fürstenthümer fielen wieder an das Hans zurück; Münsterberg gab er dem Grafen Auersberg, Sagan wurde an die Grafen Auersberg verkauft, Oppeln u. Ratibor an Polen verpfändet. Leopold I., Sohn Ferdinands III., folgte diesem nach seinem Tode 1657. Mit Herzog Georg Wilhelm von Brieg erlosch 1675 der letzte Piastische Stamm der Herzöge von S., u. die Herzogthümer Liegnitz, Wohlau u. Brieg fielen nun an Österreich. Nach der 1537 mit Brandenburg errichteten Erbverbrüderung sollten diese Herzogthümer eigentlich an Brandenburg fallen, der Kaiser gab aber dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm nur den Schwiebuser Kreis als Entschädigung u. auch diesen verkaufte der Kurfürst Friedrich III. dem Kaiser 1696 für 250,000 Gulden. 1669 wurde den Protestanten auch das Besuchen auswärtiger Kirchen verboten, in den Friedenskirchen der Gottesdienst erschwert u. für die Erlaubniß zur Anstellung der Geistlichen große Summen gefordert. Auch im Fürstenthum Liegnitz, wo noch immer freier Gottesdienst gewesen war, wurden die protestantischen Kirchen nach u. nach geschlossen u. der Gottesdienst in den wenigen noch übrig gebliebenen sehr erschwert. 1702 wurde eine katholische Universität in Breslau errichtet, bei welcher die Jesuiten Lehrstühle erhielten. Leopold st. 1705; ihm folgte sein Bruder Joseph I. Unter ihm erhielten die Protestanten in S. Milderung ihres Zustandes König Karl XII. von Schweden war nämlich, nachdem er August II. von Polen besiegt hatte, mit seinem Heer durch S. nach Sachsen gezogen u. verlangte vom Kaiser die Abstellung der Beschwerden der Protestanten unter der Drohung, daß er sonst S. besetzen würde. Kaiser Joseph, eben damals durch den Spanischen Successionskrieg ganz in Anspruch genommen, bewilligte in der Convention von Altranstädt am 22. Aug. 1707, daß alle den Protestanten in den Fürstenthümern Brieg, Liegnitz, Münsterberg, Öls, Wohlau u. im Landgebiete der Stadt Breslau seit dem Westfälischen Frieden entrissenen Kirchen nebst den dazu gehörigen Gütern zurückgegeben, die evangelischen Consistorien, wie solche zur Zeit des Westfälischen Friedens bestanden hatten, hergestellt werden, keine Kirchen u. Schulen den Evangelischen mehr genommen, auch die Protestanten von den öffentlichen Ämtern nicht ausgeschlossen sein sollten. Demnach wurden den Protestanten 121 Kirchen zurückgegeben u. sie erhielten auch Erlaubniß. 6 neue Kirchen (Gnadenkirchen) in Freistadt, Hirschberg, Landshut, Militsch, Sagan u. Teschen zu erbauen. Auch in weltlichen Beziehungen erhielten die Protestanten manche Erleichterungen, so stiftete der Kaiser 1708 die Ritterakademie zu Liegnitz, in welcher auch junge protestantische Adelige aufgenommen wurden. Schon 1705 waren die adeligen Lehngüter in den Fürstenthümern Brieg, Liegnitz u. Wohlau in Erbgüter verwandelt u. 1706 die Accise eingeführt worden. 1711 starb Joseph, u. sein Bruder Karl VI. folgte; dieser ließ Anfangs Bedrückungen der Protestanten von den Katholiken zu u. that diesen erst 1738 durch ein kaiserliches Rescript Einhalt. Die Würde eines Oberlandeshauptmanns hob er, als der Bischof Franz Ludwig von Breslau 1716 Kurfürst von Trier wurde, auf u. sein Geschäftskreis wurde dem Oberamtsdirector zugetheilt. Die schlesischen Stände traten 1720 der Pragmatischen Sanction bei u. erkannten die Tochter des Kaisers, Maria Theresia, als ihre künftige Landesherrin an. 1722 verlieh der Kaiser dem Herzoge Leopold von Lothringen, dessen Sohn später der Gemahl Maria Theresias wurde, das Herzogthum Teschen. Unter Karl VI. verloren die Fürstentage ihr Ansehen völlig, die Steuern wurden willkührlich erhoben u. in den Finanzen herrschte eine große[248] Verwirrung. Als Kaiser Karl VI. am 20. Oct. 1740 starb, erhoben mehre Staaten auf die von ihm beherrschte Ländermasse, welche er durch die Pragmatische Sanction seiner Tochter Maria Theresia zugesichert hatte, Ansprüche. Preußen forderte die vier schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau u. Jägerndorf; auf die ersteren drei machte es Anspruch wegen der zwischen Brandenburg u. Liegnitz 1537 geschlossenen Erbverbrüderung (s. unten B) a); wegen des letztern berief er sich auf sein Erbfolgerecht (s. oben S. 246). Als die Forderung zurückgewiesen wurde, weil diese Ansprüche längst durch Herausgabe des Schwiebuser Kreises abgemacht wären, rückte Friedrich II. am 16. Dec. 1740 in S. ein (Erster Schlesischer Krieg), vertrieb die österreichischen Besatzungen u. eroberte bald ganz S., mit den Festungen Brieg, Neiße u. Glogau. Nach den Schlachten von Mollwitz u. Chotusitz u. nachdem Friedrich II. die Grafschaft Glatz vom Kaiser Karl VII. als König von Böhmen für 400,000 Thlr. erkauft hatte, kam am 11. Juni 1742 der Friede zu Breslau zu Staude. Österreich trat darin ganz S. mit Ausnahme von Teschen, Troppau, Jägerndorf u. des kleinen Gebietes jenseit der Oppa, so wie auch die Grafschaft Glatz, an Preußen ab; Preußen übernahm die auf S. haftende in England u. Holland contrahirte Schuld u. versprach die Katholische Religion in statu quo zu lassen; s. Österreichischer Erbfolgekrieg II.

B) Specialgeschichte der schlesischen Herzöge unter österreichischer Herrschaft, 1526–1740. Beim Beginn dieser Periode bestanden in S. nur die Herzöge von Liegnitz, die von Münsterberg u. Öls, die von Teschen u. Oppeln-Ratibor. Außerdem besaß noch das Haus Sachsen das Herzogthum Sagan; durch die Familie von Schellenberg war Jägerndorf an den Markgrafen Georg von Brandenburg gekommen, u. einige andere schleftsche Familien besaßen Militsch, Wartenberg u. Trachenberg als Standesherrschaften. Alles Übrige, so wie die Lehnshoheit, gehörte dem Kaiser. a) Der alte Piastische Stamm: aa) Stammhalter der Linie Liegnitz war Friedrich II. (s. oben S. 243), dessen Haus schon längere Zeit mit Brandenburg verschwägert war. Da Friedrich nun eines Anhalts gegen das Streben des Hauses Österreich nach Souveränetät bedurfte u. seinen evangelischen Unterthanen auch die Fürsprache eines mächtigen Glaubensgenossen sichern wollte, so schloß er 1537 mit dem Kurfürsten Johann II. von Brandenburg einen Erbvertrag, wonach die Besitzungen jedes Hauses nach dem Aussterben an das andere fallen sollten; eine Doppelheirath bestätigte denselben. Er gründete sich auf das von Wladislaw erhaltene u. von Ludwig bestätigte Recht über seine Länder durch Testament bestimmen zu können. Dessen ungeachtet protestirte Ferdinand I. gegen diesen Erbvertrag kraft des kurz vorher von ihm den böhmischen Ständen gegebenen Versprechens kein böhmisches Lehn an auswärtige Fürsten gelangen zu lassen, u. erklärte jenen Vertrag 1546 für ungültig, entließ auch die Stände ihres dem Kurfürsten von Brandenburg geleisteten Lehnseides. Herzog Frierich II. starb 1547, bestätigte aber die Erbverbrüderung ausdrücklich in seinem Testamente. Seine Söhne Friedrich III. u. Georg II. theilten u. stifteten die Linien Liegnitz u. Brieg. aaa) Die Linie Liegnitz wurde von dem ältern, Friedrich III. fortgesetzt. Dieser war dem Trunke ergeben u. machte allerhand tolle Streiche, verkaufte dem Kaiser das Herzogthum Münsterberg für 34,000 Ducaten u. bot ihm sein ganzes Land zum Kauf an. Später trat er in französische Dienste, deshalb wurde ihm aber vom Kaiser sein Herzogthum genommen u. seinem Sohne unter Oberaufsicht von dessen Oheim, dem Herzog Georg II. von Brieg, übergeben, Friedrich III. aber 1560 zu Liegnitz gefangen gesetzt u.st. 1570. Anfangs führte der ältere Sohn, Heinrich XI., die Regierung. Er mußte bei Antritt der Regierung versprechen seiner Mutter u. seinen Geschwistern ihre Apanage zu zahlen, die väterlichen Schulden zu berichtigen, am kaiserlichen Hofe sich dem katholischen Gottesdienste nicht zu entziehen u. in allem Wichtigen den Landeshauptmann Georg von Brieg um Rath zu fragen. Anfangs regierte er gut; nach 1566 aber durch einen Zwist mit seinem Adel wegen des Meilenrechts, welcher zur völligen Trennung der Ritterschaft von den Bürgern führte, durch eine unglückliche Ehe u. durch Finanzverlegenheiten zur Verzweiflung gebracht, trieb er es eben so wie sein Vater, weshalb ihm sein Bruder Friedrich IV. zum Mitregenten gesetzt wurde. Heinrich selbst bewarb sich auf dem Reichstage zu Lublin um die polnische Krone, worauf er als von piastischer Herkunft ein Recht zu haben glaubte, wurde aber nicht gewählt. Er ging dann auf Reisen u. borgte von Jedermann (seine Kreuz- u. Querzüge hat sein Reisemarschall von Schweinichen beschrieben). Endlich kämpfte er 1575 für die Hugenotten in Frankreich, der Kaiser aber nahm ihm deshalb sein Herzogthum vollends u. gab es ganz dessen Bruder Friedrich IV. Heinrich protestirte dagegen, gewann die Bürger u. bemächtigte sich der Herrschaft wieder, aber der Landeshauptmann u. Bischof von Breslau wurde beauftragt den jüngern Bruder wieder einzusetzen, u. wenn auch Heinrich sich Anfangs widersetzte, so gab er doch später nach, wurde 1581 nach Prag gelockt, dort festgenommen u. in der Burg zu Breslau verwahrt. Er entkam aber u. trieb sich nun umher, während der Kaiser seine Unterthanen des Eides gegen ihn entband. Er st. 1588 in Krakau. Friedrich IV. regierte bis 1596, wo bei seinem Tode Liegnitz an Brieg fiel.

bbb) Die Linie Brieg wurde durch den zweiten Sohn Friedrichs II., Georg II., gestiftet. Er führte die Vormundschaft über seinen Neffen u.st. 1586. Seine Söhne Johann Georg u. Joachim Friedrich theilten u. gründeten die Linie Brieg u. Wohlan; α) die Linie Wohlau, gestiftet von dem älteren, Johann Georg, starb schon 1592 mit ihm wieder aus; β) die Linie Brieg, u. nach dem Aussterben der Linie Liegnitz, Liegnitz-Brieg, gestiftet von dem älteren Sohne Georgs II., Joachim Friedrich; dieser mehrte sein Gebiet durch Reichenstein, Silberberg u. die Herrschaft Parchwitz u.st. 1602. Seine Söhne theilten 1609: αα) die jüngere Linie Liegnitz-Wohlau, von Georg Rudolf gestiftet, welcher viel von dem Kaiser leiden u. selbst Besatzung in Liegnitz einnehmen mußte, erlosch mit ihm 1653. ββ) die ältere Linie Brieg bestand durch Johann Thristian fort. Er, wie seine Brüder, bekannten sich zur Reformirten Confession u. begünstigten diese gegen die Lutheraner; er u. sein Neffe hatten im Frieden zu Prag Religionsfreiheit für sich u. ihre Länder zugestanden erhalten, während[249] im übrigen S. der Protestantismus unterdrückt wurde. Er war auch Oberlandeshauptmann u.st. 1639 zu Osterrode in Preußen, wohin er wegen der Kriegsunruhen gegangen war. Die drei Söhne Johann Christians, von denen der ältere, Georg III., schon bei Lebzeiten seines Vaters die Regierung mitgeführt hatte, lebten erst in Brieg, theilten dann nach dem Tode ihres Oheims u. stifteten: ααα) die Linie Brieg, welche mit ihrem Stifter, Georg III, dem ältern Sohne, 1664 wieder erlosch; βββ) die Linie Liegnitz, mit dem zweiten Sohne, Ludwig IV., beginnend u. mit ihm 1663 wieder endigend; γγγ) die Linie Wohlan u. Ohlau, später Liegnitz-Brieg u. Wohlau, von dem dritten Sohne, Christian, gegründet. Er erbte von seinen Brüdern das ganze Herzogthum Liegnitz wieder u. hinterließ dasselbe 1872 seinem Sohne, Georg Wilhelm, welcher 1675 starb u. mit welchem sein Haus erlosch. Der Kaiser zog die Lehen ein, indem er die Ansprüche Brandenburgs auf die Erbschaft nicht berücksichtigte u. später Brandenburg durch Abtretung des Schwiebuser Kreises abfand. Mit Georg Wilhelm endigte auch der ganze Piastische Stamm. Der einzige noch existirende Sprößling, August, Sohn des Herzogs Johann Christian von Brieg, aus zweiter Ehe, war von demselben mit Zustimmung des Kaisers für nicht successionsfähig erklärt worden, führte den Namen Freiherr zu Liegnitz u.st. 1677.

bb) Die Linie Teschen in Oberschlesien stammte gleichfalls aus Piastischem Stamme (s. ob. S. 244 f.). Stammhalter derselben war 1526 Kasimir IV., nach dessen Tode 1528 sein Enkel Wenzel Adam folgte. Er war Protestant, führte die Reformation ein u. gab seinen Unterthanen protestantische Kirchen u. Schulen; er st. 1579. Sein Sohn Adam Wenzel, war erst eifriger Protestant, wurde aber 1613 durch eine Schustersfrau aus Olmütz, welche er zur Maitresse nahm, bewogen zum Katholicismus überzutreten u. suchte seine protestantischen Unterthanen zu demselben Schritt zu veranlassen. Er wurde 1617 Oberlandeshauptmann u. starb bald darauf. Sein Sohn u. Nachfolger Friedrich Wilhelm starb 1625, u. das Land fiel an seine Schwester Elisabeth Lucretia, mit welcher 1653 nun dieser piastische Zweig auch erlosch.

cc) Die Linie Oppeln-Ratibor bestand zwar zu Anfang dieser Periode noch in der Person Johanns II., erlosch aber schon 1532 (s. oben S. 245 u. unten S. 250).

b) Podiebradsche Linie zu Münsterberg-Öls. Diese Linie bestand zu Anfang dieser Periode nur noch mit Karl I. (s. oben S. 243.). Er war Oberlandeshauptmann in S.u. eine Zeitlang Statthalter in Böhmen, mußte aber seine Besitzungen, so 1502 Glatz an den Grafen Hardegg u. Wohlau an Joh. Thurgo verkaufen, Münsterberg an Oppeln (welches er jedoch 1520 einlöste) u. ein anderes Gebiet an Breslau verpfänden. Er st. 1536. Seine zwei jüngern Söhne theilten (der älteste, Joachim, war Bischof zu Brandenburg u. erhielt keinen Theil): aa) die Linie Öls von dem dritten Sohne, Johann, gegründet. Er war so sehr mit Schulden überhäuft, daß er seinen Antheil an Öls seinen Neffen Heinrich III. u. Karl II. verkaufte u. Frankenstein eben an die Herren von Logau verkaufen wollte, als Heinrich III. u. Karl II. mit den Ständen zusammentraten, die Kammergüter verkauften u. Frankenstein an sich brachten, dasselbe aber dem Kaiser abtraten. Johann starb schon 1565, u. sein Sohn u. Nachfolger Karl Christoph st. 1569. Mit seinem Tode fiel auch sein Antheil an Münsterberg seinen Vettern zu, u. mit ihm endigte diese Reihe der Herzöge von Öls u. fiel an den älteren Zweig. Dieser, bb) Münsterberg, war von dem zweiten Sohne Karls I., Heinrich II., fortgeführt worden, welcher aber sein Land an den Herzog Friedrich II. von Liegnitz verpfändete u. in Bernstadt lebte, wo er 1548 starb. Seine Söhne Heinrich III. u. Karl II. lebten gleichfalls in Bernstadt. König Ferdinand löste aber Münsterberg von Friedrich II. ein u. gab es 1553 Isabellen, der Wittwe Johanns von Zapolya, seines Gegenkönigs in Ungarn; als diese aber nach Siebenbürgen entfloh, gab er Münsterberg seinem rechtmäßigen Herrn gegen Erlegung des Pfandschillings 1558 wieder. Heinrich III. st. 1587 u. Karl II. 1617. Seine Söhne theilten: aaa) Bernstadt fiel dem ältern, Heinrich Wenzel, zu, welcher 1639 ohne Erben starb. bbb) Öls aber bekam der jüngere, Karl Friedrich. Im Westfälischen Frieden erhielten die Herzöge mit dem Herzog von Liegnitz das Recht freier Religionsübung. Als Karl Friedrich 1647 starb, erhielt Sylvius Nimrod, Herzog von Württemberg als vermöge des Öls zustehenden Privilegiums über das Fürstenthum testiren zu können, Öls als der Gemahl der Elisabeth Maria, der Tochter Karl Friedrichs; dieser st. 1664, mit Hinterlassung von vier minderjährigen Söhnen, für welche ihre Mutter regierte. Nach dem Tode des ältesten theilten die drei andern, Sylvius Friedrich, Christian Ulrich u. Julius Sigismund, mündig geworden, u. stifteten die Linien: α) Öls, welche der zweite, Sylvius Friedrich, gründete, welche aber mit demselben 1697 schon wieder erlosch. β Juliusburg, od. Medzibor u. Trebnitz, später Bernstadt, von dem vierten, Julius Sigismund, gegründet u. nach dessen Schloß im Dorfe Desbe benannt; sein Sohn Karl erhielt, als sein Oheim Sylvius Friedrich von Öls starb, Bernstadt u. trat dagegen sein bisheriges Besitzthum an seinen andern Oheim ab; er st. 1745 u. mit ihm erlosch diese Linie. γ) Die Linie Bernstadt, später Öls; Stifter derselben war Thristian Ulrich I., der dritte Sohn von Sylvius Nimrod, er st. 1704 u. hinterließ zwei Söhne, von denen der ältere, Karl Friedrich, 1744 seinem Neffen Öls abtrat u. 1761 starb; der jüngere, Christian Ulrich II., welcher auf einer Reise nach Rom zur Katholischen Kirche übergetreten war, 1734 starb; des Letztern Sohn, Christian Erdmann, war als Protestant am dänischen Hofe erzogen worden u. vereinigte die 3 Linien wieder, indem ihm sein Oheim Karl Friedrich 1744 Öls abtrat u. mit dem Tode des Herzogs Karl auch Bernstadt zufiel. Mit ihm starb aber der Mannsstamm 1792 aus; seine einzige Tochter Friederike war an den Prinzen Friedrich von Braunschweig vermählt. Dieser verschönerte die Luftschlösser Sibyllenort u. Wilhelminenort u.st. 1805. Er hinterließ das Fürstenthum seinem Neffen, dem Prinzen Wilhelm von Braunschweig Als dessen Vater, Herzog Wilhelm, 1806 starb u. Napoleon das Herzogthum Braunschweig einzog, nahm Prinz Wilhelm den Titel Herzog von Braunschweig-Öls an, ging 1809 mit seinem bisher im österreichischen Heere fechtenden Corps nach England, wurde im October 1813 in sein Herzogthum Braunschweig wieder eingesetzt u. blieb 1815 bei Quatrebas. Ihm folgte sein älterer Sohn Karl auch im Besitz von Öls, doch cedirte es Herzog Karl[250] durch Vergleich vom 12. Jan. 1824 seinem Bruder Wilhelm, welcher es noch besitzt. ccc) Münsterberg fiel nach dem Tode des Herzogs Karl II. 1617 (s. oben bb) an den Kaiser, welches er 1654 an den Grafen von Auersperg verkaufte, von denen Fürst Weikardt zum Herzog von Münsterberg u. Frankenstein erhoben wurde; 1791 verkauften sie Münsterberg u. Frankenstein an Preußen.

c) Die übrigen Fürstenthümer S-s kamen nach u. nach in die Hand des Kaisers als Königs von Böhmen, u. dieser gab sie als Lehn aus od. verkaufte sie. Doch wurden hierbei die Fürstenrechte sehr beschränkt u. die schlesischen Fürsten waren nun blos noch bes. bevorrechtete Rittergutsbesitzer. aa) Sagan wurde 1472 vom Herzog Johann II. an den Kurfürsten Ernst von Sachsen u. dessen Bruder, den Herzog Albert von Sachsen, für 55,000 Ducaten verkauft (s. oben), kam aber in der Theilung 1486 an Herzog Albert allein. Georg, dessen Sohn, erhielt Sagan 1500 u. Heinrich der Fromme 1540, dessen Sohn Moritz, an welchen es 1543 gekommen war, vertauschte es, als er die Kurwürde erhalten hatte, 1549 gegen die Herrschaft Eilenburg, auf welche Kaiser Ferdinand I., als auf ein böhmisches Lehn, Anspruch machte. Zwar hatte Ferdinand I. den saganischen Ständen versprochen Sagan immer bei Böhmen zu lassen, allein schon 1553 verpfändete er es für 183,333 Ducaten an Georg Friedrich, Markgrafen von Brandenburg, wegen Ansprüchen desselben an Oppeln u. Ratibor, löste es zwar 1558 wieder ein, verpfändete es aber von Neuem an die Herren von Promnitz. 1601 löste der Kaiser Sagan wieder ein u. gab es 1627 an Albrecht Wallenstein als Belohnung für geleistete Dienste Dieser u. sein Landeshauptmann drückten Sagan hart, bes. durch einen Schloßbau, Zwang der jungen Mannschaft zum Kriegsdienst etc. Mit dem Fall Wallensteins kam Sagan 1634 wieder an den Kaiser, welcher es 1636 an den Fürsten von Lobkowitz verkaufte, bei dessen Familie es blieb, bis der minderjährige Fürst Franz von Lobkowitz dasselbe 1786 an den Herzog Biron von Kurland verkaufte. Dieser besaß es bis an seinen Tod 1800, wo es seine älteste Tochter Katharina erhielt. Als diese 1840 starb, erhielt es deren älteste Schwester Pauline, Fürstin von Hohenzollern-Hechingen, u. nach deren Tode 1844 deren Sohn, der regierende Fürst von Hohenzollern-Hechingen, Friedrich, welcher es aber wegen Zwistigkeiten, welche wegen Allod u. Lehu zu fürchten waren, bald an seine jüngste Tante, Dorothea, Fürstin von Talleyrand-Perigord geb. Herzogin von Kurland, verkaufte. bb) Schweidnitz u. Jauer räumte Ferdinand III. 1646 seinem Sohne Ferdinand ein; doch starb derselbe schon 1654 u. mit ihm erlosch diese neue Linie. cc) Krossen, welches der Kurfürst von Brandenburg seit 1482 pfandweise besaß, überließ der Kaiser 1538 als Lehn demselben, u. so wurde es von S. getrennt. dd) Teschen blieb Anfangs unmittelbares Eigenthum Österreichs, 1722 belehnte aber der Kaiser den Herzog Leopold von Lothringen damit, nachdem Frankreich denselben aus seinen Staaten vertrieben hatte. Sein Sohn Franz I. wurde 1 736 Gemahl von Maria Theresia u. Großherzog von Toscana, u. von diesem erbte es seine Tochter Maria Christina u. brachte es ihrem Gemahl, dem Herzog Albert von Sachsen zu, welcher nun den Namen Sachsen-Teschen annahm, das Herzogthum nach ihrem Tode 1798 erbte u. 1822 starb. Der Erzherzog Karl von Österreich war sein Universalerbe u. erhielt daher auch Teschen u. von diesem erbte es bei seinem Tode (1847) wiederum sein ältester Sohn, der Erzherzog Albrecht. ee) Oppeln u. Ratibor sollte durch Erbvertrag nach Aussterben des Piastischen Stammes mit Johann 1532 an den Markgrafen Georg von Brandenburg u. Jägerndorf fallen (s. oben S. 245). Diese Erbverbrüderung erkannte jedoch Ferdinand I. nicht an, obschon sie sein Vorgänger Ludwig ausdrücklich bestätigt hatte, u. ließ dem Markgrafen Oppeln u. Ratibor nur pfandweise, bis der Kaiser ihm 183,333 Ducaten gezahlt habe. Georg führte die Reformation ein u. legte die Silber- u. Bleihergwerke zu Tarnowitz an Bei seinem Tode 1546 folgte ihm sein Sohn Georg Friedrich unter Vormundschaft des Kaisers; dieser gab aber demselben Sagan statt Oppeln u. Ratibor zum Pfand für obige Summe u. löste Sagan bald darauf ein. Nur Jägerndorf, Beuthen u. Oderberg blieben noch dem Markgrafen Georg; Oppeln u. Ratibor bekam die Wittwe Johann Zapolyas 1552 für Siebenbürgen. Als diese aber nach Siebenbürgen 1556 zurückging, wurden die Fürstenthümer wieder eingezogen u. blieben nun dem Kaiser, welcher sie zwar 1645 an den König Wladislaw VII. von Polen u. dessen Familie verpfändete, aber 1662 wieder einlöste. Seitdem blieben beide Fürstenthümer in den Händen des jedesmaligen Landesherrn. ff) Jägerndorf. Nach dem Aussterben der Herzöge von Jägerndorf u. Ribnik 1482 (s. oben S. 245) kam ersteres Herzogthum durch Heirath der Erbtochter von Schellenberg mit ihr an den Markgrafen Georg von Brandenburg; er war Erzieher des Königs Ludwig von Ungarn u. hatte daher auf S. großen Einfluß. Er schloß die Erbverbrüderung mit Oppeln (s. oben S. 245), löste die von diesem verpfändeten Herrschaften Oderberg u. Beuthen 1526 für sich ein u. kaufte 1523 das Herzogthum Jägerndorf von der Familie Schellenberg. Sein Sohn Georg Friedrich folgte ihm 1546, mußte aber Oppeln u. Ratibor, welches er nur pfandweise besaß, erst gegen Sagan, dann auch dies gegen die Zahlung der Pfandsumme herausgeben u. behielt nur Jägerndorf u. die Herrschaften Beuthen u. Oderberg, veräußerte aber Beuthen später an die Familie Rechenberg. Bei seinem Tode 1603 vermachte er sein Herzogthum kraft einer, von König Ludwig seinem Vater gegebenen Vergünstigung dem Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, welcher es 1607 seinem zweiten Sohne Johann Georg schenkte. Dieser war den Reformirten sehr günstig u. richtete 1616 die Kirche zu Jägerndorf zu gemeinschaftlichem lutherischen u. reformirten Gottesdienst ein. Da er im Dreißigjährigen Kriege Partei gegen den Kaiser genommen hatte, so zog ein kaiserliches Heer gegen ihn u. verjagte ihn 1623 aus seinem Besitze. Sein Herzogthum sammt Beuthen u. Oderberg wurde eingezogen u. dem Freiherrn von Liechtenstein, dem Besitzer von Troppau, gegeben. gg) Troppan. Der alte Fürstenstamm war 1454 mit dem piastischen Herzog Wilhelm ausgestorben (s. oben S. 244) u. das Herzogthum ein Besitz des Landesfürsten. 1614 räumte es dieser dem Freiherr Karl von Liechtenstein, einem eifrigen Katholiken, ein u. es blieb nun bei dem Hause Liechtenstein.

d) Von den Standesherrschaften, welche aus den Herzogthümern entstanden waren, kam: [251] aa) Polnisch Wartenberg 1559 an die Familie der Burggrafen von Dohna (s.d.), diese verkauften sie aber 1734 an Johann Ernst Biron, Herzog von Kurland, nach dessen Sturz u. Vertreibung Feldmarschall Münch dieselbe geschenkt bekam, doch als auch er nach Sibirien verwiesen wurde, sequestrirte König Friedrich II. von Preußen die Standesherrschaft. Der Kaiser Peter III. von Rußland gab sie an Biron zurück, u. dieser hinterließ sie seinem zweiten Sohne Karl Ernst, dessen Sohn Gustav Calixt sie 1801 erbte; dieser st. 1821, wo sein ältester Sohn Karl sein Nachfolger war. 1848 starb auch dieser, u. die Standesherrschaft ging, da er nur zwei Töchter hinterließ, auf seinen Bruder Calixt über. bb) Beuthen u. Carolath besaß erst der Markgraf Georg von Brandenburg als Herzog von Jägerndorf, welcher das verpfändet gewesene Beuthen einlöste. Sein Sohn Georg Friedrich trat es an die Familie Rechenberg ab, von der es Georg von Schönaich 1561 kaufte u. sich Herr von Schönaich-Carolath nannte. Georg that viel für die Stadt Beuthen, führte den reformirten Gottesdienst ein, baute ein Armenhaus, eine Oderbrücke, gründete eine Schule, welche später ein Gymnasium wurde u. 1629 den Jesuiten übergeben ward. Seine Nachfolger wurden 1740 Grafen u. 1741 Fürsten, jedoch führte nur der älteste diesen Titel, bis er 1783 auf alle ausgedehnt wurde Jetziger Fürst ist Heinrich, s. Carolath 9). cc) Militsch besaß seit 1590 die Familie von Maltzan, an welche sie durch Heirath von der Familie von Kurzbach kam, welche in den Grafenstand erhoben wurde; dd) Trachenberg kam gleichfalls an die Familie Kurzbach, nach deren Aussterben sie Hans Ulrich von Schaffgotsch kaufte, u. als derselbe 1635 in Regensburg enthauptet wurde, schenkte der Kaiser sie 1641 dem General Grafen von Hatzfeldt. Friedrich der Große erhob die Herrschaft zum Fürstenthum. Nach dem Aussterben der Fürsten von Hatzfeldt nahm der Oheim des letzten Fürsten, Graf Schönborn, die Herrschaft in Beschlag, doch mußte er sie vermöge eines Spruches des Kammergerichts 1802 an den Grafen Franz Ludwig von Hatzfeldt wieder abtreten, welcher 1805 in den Fürstenstand erhoben wurde u. 1827 starb, worauf sie an seinen Sohn den Fürsten Hermann Anton (geb. 1808) überging. ee) Pleß besaß als freie Standesherrschaft die Familie Promnitz, welche es 1548 durch Kauf erwarb. Graf Erdmann von Promnitz schenkte sie 1765 dem Prinzen Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen, dem Sohn seiner Tochter Emilie u. des Fürsten August von Köthen, u. es entstand nun eine Nebenlinie der Fürsten Anhalt in Pleß, welche fortwährte, bis die Linie Pleß 1818 in der Person des Herzogs Ferdinand in Köthen zur Regierung kam. In Pleß folgte ihm sein Bruder Heinrich, u. als dieser 1830 Herzog von Köthen wurde, kam Pleß an seinen jüngeren Bruder Ludwig, fiel aber nach dessen Tode 1841 an den Herzog Heinrich von Köthen zurück, welcher es 1846 gegen eine Jahresrente von 30,000 Thlrn. an seinen Schwestersohn, den Grafen Hans Heinrich X. von Hochberg abtrat. Als 1847 der Herzog starb, trat Graf Hochberg in den Vollbesitz ein, welcher wegen Pleß 1850 in den Fürstenstand erhoben wurde; jetziger Fürst ist Heinrich XI. (geb. 1833). e) Die Minderherrschaften endlich sind nur als große Rittergüter zu betrachten, deren mehre zusammen einen Abgeordneten zum Provinziallandtag senden. Sie beschickten die ehemaligen Fürstentage in S. mit einem Landstand.

V. Schlesien unter preußischer Herrschaft seit 1742. König Friedrich II. von Preußen ließ nach der Besitznahme S-s zwar die Katholiken in allen ihren Rechten, doch hob er den Druck auf, unter dem sich die Protestanten befunden hatten. Schon 1742 erhielten auch die Reformirten völlige Religionsfreiheit, neue evangelische Bethäuser wurden gebaut (unter seiner Regierung 212) u. zwei Oberconsistorien in Breslau u. Glogau errichtet, zu welchen 1744 noch ein drittes in Oppeln für Oberschlesien kam; die Herrnhuter erhielten 1742 die Erlaubniß sich in S. niederzulassen u. legten sogleich die Colonien Gnadenberg u. Gnadenfrei, dann noch zwei an; 1743 wanderten 180 Familien der Böhmischen Brüder ein u. gründeten die Colonien Groß- u. Kleinfriedrichs-Tabor. Die Verfassung u. Verwaltung wurde völlig umgeändert, die Fürsten- u. Ständeversammlungen u. das Generalsteueramt wurden aufgehoben u. statt dessen zwei Kriegs- u. Domänenkammern in Breslau u. Glogau errichtet, statt der bisherigen Landesältesten kamen Landräthe, an die Spitze der Verwaltung wurde ein eigener Minister gestellt. Ein neuer Steuerkataster wurde angefertigt u. das Land in 48 Kreise zur Erhebung der Steuern eingetheilt. Die Städte verloren die freie Wahl, ihre Magistrate dagegen blieben steuerfrei. Die Accise wurde neu regulirt, die Landaccise abgeschafft, die preußische Cantonverfassung für das Militär eingeführt, 1743 eine Landfeuerkasse errichtet. Auch die Rechtspflege erhielt eine andere Einrichtung; das Oberamt in Breslau, die Fürstenthumsgerichte u. alle anderen Provinzialbehörden wurden aufgelöst, dafür aber drei Oberamtsregierungen in Breslau u. Glogau u. 1745 eine in Brieg errichtet. Als Maria Theresia 1743 mit England, Holland, Sardinien u. Sachsen ein Bündniß geschlossen hatte, welches ihr alle in der Pragmatischen Sanction bestimmten Länder, also auch S., garantirte, begann 1744 der Zweite Schlesische Krieg, in welchem Friedrich II. wieder siegte, u. im Dresdner Frieden 25. Decbr. 1745 wurde ihm S. unter den Bedingungen des Breslauer Friedens bestätigt, s. Österreichischer Erbfolgekrieg IV. Noch härter traf S. der Dritte Schlesische od. Siebenjährige Krieg seit 1756, dessen Hauptschauplatz S. war u. welchen der Friede zu Hubertsburg am 13. Februar 1763 endete; s. Siebenjähriger Krieg S. hatte durch diesen Krieg bedeutend gelitten, allein wie für sein ganzes Land that Friedrich II. das Möglichste die Unglücksfälle vergessen zu machen, wie er schon vor dem Kriege durch Verbesserung der bäuerlichen Verhältnisse dem Bauer, durch Schutz der städtischen Gewerbe dem Bürger aufhalf u. durch Einführung des Codex Fridericianus 1748 die Rechtspflege verbessert hatte, vgl. Preußen (Gesch.) S. 528. Bis 1770 leitete der Minister Graf Schlaberndorf die Regierung S-s, von da an der Graf Hoym. Der Nexus parochialis (Zahlung der Stolgebühren Seitens der Protestanten auch an die katholischen Ortspfarrer) wurde 1750 aufgehoben, die protestantischen Bethäuser zu Parochialkirchen erhoben u. die evangelischen Gemeinden den katholischen gleichberechtigt gegenübergestellt. Als 1773 Papst Clemens die Jesuiten aufhob, ließ Friedrich den Orden in S. fortbestehen, auch im Besitz seiner Güter, nur mußten die Mitglieder seit 1776 Namen[252] u. Kleidung verändern u. hießen fortan Priester des königlichen Schulinstituts. Die Theilungen Polens durch Preußen, Österreich u. Rußland entfernten die fremde Grenze von S-s Ostseite; auch kam ein Kreis von Polen unter dem Namen Neuschlesien zur Provinz S. Unter Friedrich Wilhelm II. (1786–97) blieb Alles beim Alten; ein Tumult, welcher 1793 in Breslau unter den Handwerksgesellen entstand, wurde nicht ohne Blutvergießen gestillt; einen zweiten noch gefährlicheren unter den Bürgern, 1796, dämpfte der Minister Graf Hoym. Unter Friedrich Wilhelm III. brachte der Krieg zwischen Preußen u. Frankreich 1806 u. 1807, obschon er auf S. meist nur als Festungskrieg Einfluß hatte, großes Unheil, s. Preußisch-Russischer Krieg von 1806–1807. Nach dem Frieden zu Tilsit, wodurch S. das kleine Neuschlesien an das Herzogthum Warschau verlor, nahm S. an allen Veränderungen Theil, welche in der Verwaltung der übrigen preußischen Provinzen eingeführt wurden. Der Minister Graf Hoym erhielt am 30. Aug. 1807 seine Entlassung, u. seitdem hatte S. keinen eigenen Minister mehr. Die Kammern erhielten den Namen Regierungen, die Oberamtsregierungen wurden in Oberlandesgerichte verwandelt. Niederschlesien litt durch die von den Franzosen aufgelegten Lasten, bes. durch Kriegsstraßen nach dem Herzogthum Warschau, welche über Glogau u. Breslau gingen, aus dem übrigen Lande hatten sich die Franzosen nach Ausschreibung ungeheurer Contributionen 1808 zurückgezogen. Vorher waren die Festungswerke von Breslau, Schweidnitz, Brieg zerstört worden. Glogau blieb fortwährend von den Franzosen besetzt. S. litt so wie der ganze Preußische Staat durch die an Frankreich zu zahlenden Contributionen u. durch die den Franzosen zu entrichtenden Lieferungen. Am 19. Octbr. 1811 wurde die neue Universität in Breslau eröffnet. In S. bereiteten sich nach dem für Napoleon unglücklichen Feldzug in Rußland, 1812, die hauptsächlichsten Rüstungen Preußens gegen Frankreich vor; von da zog Blücher mit 27,000 Mann gegen Napoleon im März 1813 aus. Der Befreiungskrieg 1813 erheischte ungeheuere Rüstungen u. Opfer von S.; nur in der letzten Phase des Feldzugs vor dem Waffenstillstand drangen die Franzosen in S. ein, erlitten durch die preußische Reiterei die Schlappe von Hainau, doch besetzten sie Breslau. In Folge des Waffenstillstandes zu Poischwitz, 4. Juni 1813 auf schlesischem Boden geschlossen, räumten die Franzosen Breslau, doch blieb der nordwestliche Theil von S. von ihnen besetzt. In den ersten Tagen nach Aufkündigung des Waffenstillstandes drangen die Franzosen wieder gegen Breslau vor u. mehre Gefechte fanden in S. statt, in deren wichtigstem, der Schlacht an der Katzbach, die Franzosen gänzlich geschlagen wurden u. S. für immer räumten; die Festung Glogau ergab sich durch Capitulation erst. 1814, s. Russisch-Deutscher Krieg von 1812–15. Nach dem ersten u. zweiten Frieden von Paris hoben sich Handel, Fabriken, Gewerbe u. Ackerbau, die Gutsbesitzer gewannen durch das Steigen der Güter u. bes. durch die vermehrte u. auf hohen Grad der Verfeinerung gebrachte Wollproduction, während das Gebirge durch den verminderten Absatz von Leinwand litt. Gleiches fand in den kleinen Städten durch die Sperre des Tuchhandels durch Rußland nach China u. daher durch Verminderung der Tuchproduction statt. Der 1819 eingeführte Grenzzoll u. der 1824 ins Leben tretende allgemeine Deutsche Zollverein milderten die Verlegenheit der Tuchmacher einigermaßen, ohne sie jedoch u. noch weniger die Noth der Leinweber gänzlich heben zu können. 1815 wurden statt der bisherigen zwei Regierungen deren vier, in Breslau, Liegnitz, Reichenbach u. Oppeln, eingerichtet, von denen die in Reichenbach 1 820 aber wieder aufgelöst wurde; ihnen allen stand, wie den anderen preußischen Provinzen, ein Oberpräsident vor; 1815 wurde auch, nachdem 1810 die beiden Oberconsistorien aufgehoben u. mit den Regierungen zu Breslau u. Liegnitz vereinigt worden waren, wieder ein eigenes Provinzialconsistorium für S. errichtet. Die von dem König Friedrich Wilhelm III. gewünschte Union der Lutherischen mit den Reformirten fand in S. Eingang, stieß aber seit 1821, wo die neue Agende erschien, bes. durch den lutherischen Prediger Scheibel, in Breslau auf entschiedenen Widerstand (s.u. Lutherische Kirche S. 624). 1819 fand in Breslau ein Aufstand Statt, welcher jedoch bald wieder gestillt wurde. Zufolge des mit dem Papst 1821 geschlossenen Concordats erhielt die Katholische Kirche eine feste Einrichtung u. 1823 wurde Imanuel von Schimonski zum Fürstbischof von Breslau ernannt. Nach Einrichtung der Provinziallandstände 1823 wurde der erste schlesische Landtag am 2. Octbr. 1825 eröffnet u. verfassungsmäßig fortgesetzt. Durch die Unruhen 1830 litt S. wenig; nur in Breslau fanden Aufläufe Statt, welche aber durch energisches Benehmen der Regierung bald wieder gestillt wurden. Der Polnische Insurrectionskrieg brachte 1831 die Cholera ins Land, welche Breslau u. mehre Städte, sowie das platte Land befiel u. in Breslau leichte Unruhen hervorrief. Die Folgen der Zwistigkeiten, welche sich in anderen Provinzen des Preußischen Staats, bes. in Westfalen, den Rheinprovinzen u. Posen, über die Gemischten Ehen zwischen dem katholischen Clerus u. dem Staat erhoben, blieben geraume Zeit durch die weise Vorsicht, mit welcher sich der Fürstbischof von Breslau, Graf Sedlnitzki (welcher dem Fürstbischof Schimonski 1823 gefolgt war), in dieser schwierigen Sache benahm, von S. entfernt, endlich aber, als unter Friedrich Wilhelm IV. seit 1840 die Entscheidung anders ausfiel, als man früher gemeint hatte, legte dieser seine Würde nieder u. wurde durch Knauer, u. als auch dieser 1843 starb, nach langer Sedisvacanz (während welcher Ronges u. Czerski's Abfall von dem Römischen Stuhl Ende 1844 die Bewegung der Deutschkatholiken hervorrief, denen sich Tausende von Schlesiern, namentlich in Breslau, anschlossen) durch Diepenbrok ersetzt. Auch in der Evangelischen Kirche zeigten sich in S. Zerwürfnisse; obgleich in der Agende von 1829 besondere Rücksicht auf die ursprüngliche Grundlage der Kirche in der Provinz S. genommen worden war, blieb doch der Widerstand der Lutheraner dort im Wachsen, u. viele Lutheraner wanderten aus; die im Lande Bleibenden wurden erst seit 1845 ruhiger, als ihnen die Separation gestattet u. ein eigenes Oberkirchencollegium gegeben wurde (s.u. Lutherische Kirche). Im. Oct. 1841 sprach sich die Stadt Breslau in einer Adresse an den König für die Einführung der früher verheißenen Reichsstände aus, was jedoch sehr ungnädig aufgenommen wurde. Im Sommer 1844 zeigten sich in u. an dem Schlesischen Gebirge Weberunruhen, s. Preußen S. 536. Die Berliner Ereignisse[253] vom 18. März 1848 äußerten auch ihre Nachwirkungen auf S., so daß an mehren Orten Gewaltthätigkeiten verübt wurden (s. ebd. S. 541), während es 5–7. Mai 1849 in Breslau zu heftigen Unruhen u. vom 7. zum 8. Mai sogar zu einem blutigen Straßenkampfe kam, worauf Breslau in Belagerungszustand erklärt wurde (s. ebd. S. 546)

Vgl. Silesiacarum rerum scriptores, gesammelt von I. W. v. Sommersberg, Lpz. 1729–32, 3 Bde., Fol., ergänzt von Sachs v. Löwenheim, Bresl. 1790, 3 Bde., Fol.; von Stenzel, ebd. 1835–39, 3 Bde., Fol.; I. E. Böhme, Diplomatische Beiträge zur Untersuchung der schlesischen Rechte u. Geschichte, Berl. 1770–75, 2 Bde.; Pachaly, Sammlung verschiedener Schriften über S-s Geschichte u. Verfassung, Bresl. 1790–1801, 2 Bde.; F. Günther, S-s allgemeine u. besondere Geschichte, ebd. 1802, 2 Bde.; F. v. Cölln, S. wie es ist, Berl. 1806, 3 Bde.; Sternnagel, Geschichte von S., Bresl. 1806, 3 Bde.; K. A. Menzel, Geschichte S-s, ebd. 1807 ff., 3 Bde.; Anders, S. wie es war, ebd. 1810, 2 Bde.; Hensel, Handbuch der Schlesischen Geschichte, Glogau 1824; Derselbe, Lehrbuch der Schlesischen Geschichte, Berl. 1834; M. Morgenbesser, Geschichte S-s, 2. Aufl. Bresl. 1833; Stenzel, Geschichte von S., ebd. 1853; Wuttke, König Friedrichs des Großen Besitzergreifung von S.u. die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse bis 1840, Lpz. 1842 f., 2 Bde.; Stenzel u. Tzschoppe, Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte u. der Einführung u. Verbreitung deutscher Colonisten in S.u. der Oberlausitz, Hamb. 1832; Codex diplomaticus Silesiae, Bresl. 1857 ff.; Irenius Ehrenkron (Joh. Ehrenfried Zschakewitz), Schlesische Kirchenhistorie, Frankf. u. Freib. 1708 f., 2 Thle.; I. A. Hensel, Protestantische Kirchengeschichte der Gemeinen in S., Lpz. 1768; Schmeidler, Die Schicksale der evangelischen Kirche in S., Bresl. 1852; I. Berg, Abriß der Schlesischen Kirchengeschichte, Bolkenh. 1857; Derselbe, Die Geschichte der schwersten Prüfungszeit der evangelischen Kirche S-s, Jauer 1857; Anders, Statistik der evangelischen Kirche in S., Glogau 1848; Derselbe, Die evangelische Diaspora in S., Bresl. 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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