Siebenjähriger Krieg von 1756-1763

Siebenjähriger Krieg von 1756-1763

Siebenjähriger Krieg von 1756–1763. I. Veranlassung u. Beginn des Krieges. Die Kaiserin Maria Theresia von Österreich hatte, um das in den Schlesischen Kriegen (s.d.) an König Friedrich II. von Preußen verlorene Schlesien wiederzugewinnen, während des zehnjährigen Friedens alle Kräfte auf die Errichtung einer großen Militärmacht gewendet u. suchte Bundesgenossen. Die Kaiserin Elisabeth von Rußland war Feindin Friedrichs II., weil derselbe sie durch Witzeleien über ihre Person beleidigt hatte; mit dieser schloß der König von England, als 1756 der Krieg zwischen ihm u. dem mit Preußen verbündeten Frankreich ausbrach, einen vorläufigen Vertrag, worin die Kaiserin versprach gegen 150,000 Pfd. St. 55,000 M. an die russische Grenze zu senden, um Preußen in Bezug auf Hannover in Schach zu halten. Als Friedrich II. dies erfuhr, hob er die Allianz mit Frankreich auf u. versprach dem König von England als Freund zu dienen, sobald er der Verbindung mit Rußland entsagen wolle, u. am 16. Jan. 1756 wurde das Bündniß zu Westminster zwischen England u. Preußen unterzeichnet. Nun knüpfte Maria Theresia Unterhandlungen mit König Ludwig XV. von Frankreich an, u. am 1. Mai 1756 kam zwischen Frankreich u. Österreich ein Bündniß zu Versailles zu Stande. Auch August III. Kurfürst von Sachsen u. König von Polen, welcher wegen der im vorigen Kriege erlittenen Demüthigungen auf Preußen erbittert war, wurde mit in den Bund gegen Preußen gezogen. Die Verbündeten beschlossen den König Friedrich zum Beginn der Feindseligkeiten zu reizen u. wo möglich nach Böhmen zu locken; Sachsen sollte sich neutral stellen u. Friedrich II. den Durchmarsch nach Böhmen erlauben, aber wenn[37] er in Böhmen wäre, ihm den Krieg erklären u. ihm in den Rücken fallend, den Krieg mit Einem Schlage beendigen. Durch den sächsischen Cabinetskanzlist Menzel erhielt indeß Friedrich II Kunde von allen Verhandlungen zwischen Österreich, Rnßland u. Sachsen u. eilte seinen Gegnern, welche den Feldzug erst für das Frühjahr 1757 beschlossen hatten, zuvorzukommen; er zog schnell ein Heer von 60,000 Mann zusammen, für welches der preußische Gesandte in Dresden am 29. Aug 1756 um freien Durchzug durch Sachsen nach Böhmen anhielt, während sein Heer unter Feldmarschall Keith an demselben Tage schon die sächsische Grenze betreten hatte. Schnell besetzten die Preußen Wittenberg, Torgau u. Leipzig u. erschienen bereits am 9 Sept. vor Dresden; August II I. hatte mit dem Grafen Brühl seine Residenz verlassen u. sich zum Heere begeben, welches 17,000 Mann stark Rutowski auf Rath des französischen Gesandten in einem verschanzten Lager zwischen Pirna u. Königstein versammelte, anstatt nach dem Willen des Grafen Brühl mit demselben in Böhmen zu dem österreichischen Feldmarschall Grafen Browne zu stoßen. Am 10. Sept. wurde, nachdem August III. die Allianz mit Friedrich II. ausgeschlagen hatte, Dresden genommen, Sachsen als feindlich administrirt, die Zeughäuser in Dresden, Zeitz u. Weißenfels ausgeräumt u. alle Vorräthe nach Magdeburg geschafft; in Dresden wurde eine preußische Landesadministration u. in Torgau ein Kriegscommissariat niedergesetzt, welches alle kurfürstlichen Gefälle, jedoch mit der größten Schonung der sächsischen Unterthanen, in Beschlag nahm. Friedrich II. mußte indeß, da sein Hauptplan, Sachsen durch einen Schlag zu sich hinüberzuziehen, gescheitert u. das sächsische Lager unangreifbar u. nur durch Hunger zu bezwingen war, den österreichischen Feldmarschall Browne angreifen, bevor dieser den Entsatz der Sachsen versuchte. Der Markgraf Karl übernahm den Oberbefehl über das Einschließungsheer, der König selbst brach am 30. Sept. mit seinen bei Außig stehenden Truppen auf. Am 1. Oct. kam es bei Lobositz in Böhmen zur Schlacht; die Österreicher (50,000 M.) konnten in dem schwierigen Terrain ihre Colonnen nicht entwickeln u. nach tapferer Gegenwehr entschied der Herzog von Braunschweig-Bevern mit der Infanterie des preußischen linken Flügels die Schlacht u. Browne zog sich über die Eger zurück; Verlust der Österreicher 3000 M., der Preußen 3500 M. Indessen wuchs die Noth in dem sächsischen Lager bei Pirna, u. da ein Versuch sich nach Böhmen durchzuschlagen scheiterte, so mußten sich die Sachsen dem Sieger ergeben u. 14,000 M. strecken am 14 Oct. das Gewehr. Friedrich II. ließ die Unteroffiziere u. Soldaten unter die preußischen Regimenter vertheilen, aber die Sachsen desertirten zu Hunderten u. begaben sich nach Polen, wohin auch August III. von der Feste Königstein freien Abzug erhalten hatte. Die Österreicher hielten nun Winterquartiere in Böhmen, die Preußen in Sachsen u. Schlesien; Friedrich selbst blieb in Dresden.

II. Das Jahr 1757. A) Friedrichs Feldzug in Böhmen. Friedrich II. hatte das Ermahnungsschreiben, welches er am 13. Sept. vom Kaiser Franz I. erhalten hatte, unbeachtet gelassen u. wurde deshalb des Landfriedensbruchs angeklagt, u. von Wien u. Regensburg ergingen die heftigsten Schreiben gegen sein Verfahren; zugleich traten Frankreich u. Schweden als Gewährleister des Westfältschen Friedens auf, in Rußland wurden 100,000 M. gerüstet u. in Regensburg eine Reichsarmee von 60,000 M. bewilligt. Es war vorauszusehen, daß im nächsten Feldzuge 500,000 M. gegen Preußen unter den Waffen sein würden, denen dieses kaum 200,000 M. entgegenstellen konnte. Als schwaches Gegengewicht ließ Friedrich II. in Sachsen junge Leute ausheben, errichtete Freibataillone u. verstärkte sein Heer auf jede Weise. Die Feinde Preußens hatten indessen einen neuen Theilungstractat entworfen: Pommern sollte an Schweden, Preußen an Rußland, Magdeburg u. Halberstadt an Sachsen, Schlesien an Österreich, die westfälischen Provinzen an Frankreich fallen u. Friedrich II sollte nichts bleiben, als die Marken. Für Friedrich erklärten sich nur der König von England, die Landgrafen von Hessen, die Herzöge von Braunschweig u. Sachsen-Gotha u. der Markgraf von Baireuth. Da Letzter aber durch die Lage seiner Länder in große Verlegenheit gerieth, so stießen seine Truppen mit Bewilligung seines Schwagers, Friedrichs II., zu der Reichsarmee. In Preußen blieb nun der Feldmarschall Lehwald mit 24–3,000 M. Preußen den Russen gegenüber; in Hannover bildete sich ein, meist aus den Truppen der Verbündeten Preußens bestehendes Heer von 40,000 M. unter dem Herzog von Cumberland gegen die Franzosen; gegen Schweden blieben blos kleine Beobachtungscorps stehen. Mit der Hauptmacht, etwa 100,000 M., wollte Friedrich selbst in Böhmen eindringen, um die Österreicher zu schlagen u. sich dann hinwenden, wo seine Hülfe nöthig wäre. Der Prinz Karl von Lothringen, welchem der Feldmarschall Browne untergeordnet war, befehligte die Österreicher; er hatte das Heer in 4 große Corps getheilt, ein 5. bildete der Feldmarschall Daun in Mähren. Gemeinschaftlich sollten sie einen etwaigen Angriff abwehren, u. wenn sich Friedrich II in der Defensive erhielte, ihn angreifen, wenn nämlich Franzosen u. Russen so weit heran wären, um mitzuwirken. Friedrich II. theilte sein Heer in 5 Corps, von denen er das eine selbst befehligte, während die anderen unter seinem Bruder Heinrich, dem Feldmarschall Schwerin, dem Herzog von Braunschweig-Bevern u. dem Prinzen Moritz von Anhalt. Dessau standen, u. Ende Aprils brach Schwerin von Schlesien über Trautenau, der Herzog von Braunschweig über Zittau, Prinz Moritz über Kommotau, Prinz Heinrich über Neustadtl u. er selbst über Peterswalde in Böhmen ein. Die vorgeschobenen österreichischen Corps wurden überall zurückgeworfen, der Herzog von Bevern erstürmte mit 16,000 M. am 21. April ein österreichisches Lager bei Reichenberg, in welchem Königsegg mit mehr als 20,000 M. stand, u. am Morgen des 6. Mai waren gegen 100,000 Preußen bei Prag auf dem rechten Ufer der Moldau, Prinz Moritz auf dem linken versammelt. Einige Stunden nach der Vereinigung griff der König 76,000 verschanzte Österreicher mit 64,000 Preußen in der Stellung bei Prag an. Die Zugänge zu dem österreichischen Lager waren durch Moräste u. Verhaue gedeckt, die Preußen konnten sich kaum Bahn brechen u. Mittags um 1 Uhr aufmarschiren. Die preußische Cavallerie warf die kaiserliche zurück u. die Infanterie folgte ihr stürmend nach, wurde aber durch das Feuer der Österreicher zum Weichen gebracht. Da ergriff der Feldmarschall Schwerin eine Fahne, stellte sich selbst an die Spitze eines Regiments u. führte[38] dasselbe zu Sturm auf die dortigen Dämme, fiel aber von 3 Kugeln durchbohrt, doch das Regiment drang siegreich. vor, u. die österreichische Schlachtlinie wankte u. löste sich auf, als die preußische Cavallerie ihr in die Flanke fiel. Browne wurde tödtlich verwundet, der rechte preußische Flügel nahm die gegenüberliegenden Hügel, durchbrach das Centrum der Österreicher u. vereinigte sich mit dem linken Flügel. Prinz Karl von Lothringen zog sich mit 28,000 M. nach Prag, 20,000 M. auf Daun zurück; 10,000 Österreicher waren todt u. verwundet, 9000 gefangen u. 7000 zersprengt; aber auch die Preußen hatten 18, 500 M. an Todten u. Verwundeten eingebüßt. Dem Prinzen Karl würde es unmöglich geworden sein Prag zu erreichen, wenn der Prinz Moritz, welcher oberhalb Prag bei Branik an der angeschwollenen Moldau stand, über diese hätte gehen können. Friedrich II. schloß nun Prag ein; hoffend es durch Hunger zu bekommen. Daun aber zog, um es zu entsetzen, mit seinem Heer, den 20,000 zu ihm Geflüchteten u. durch viele Verstärkungen bis auf 60,000 M. angewachsen, herbei u. drückte den Herzog von Braunschweig, welcher ihm mit 20,000 M. gegenüberstand, zurück. Friedrich brach mit 12,000 M. von der Belagerungsarmee auf, vereinigte sich am 15. Juni mit dem Herzog u. griff am 18. Juni die Österreicher bei Kollin an, welche auf den steilen, mit Artillerie besetzten Höhen standen, die sich von diesem Städtchen bis zum Dorfe Chotzenitz erstrecken. Die Dörfer vor Dauns Front waren stark mit Infanterie besetzt; seine Cavallerie war im Centrum. Der König griff den rechten Flügel Dauns an u. hatte ihn schon fast umgangen, u. Daun dachte bereits auf den Rückzug: als 2 preußische Generale daselbst, ungeachtet des ausdrücklichen Befehls stehen zu bleiben, ihren Posten verließen, um eine Kroatenabtheilung wegzujagen, welche ihnen viel Schaden that. Die sächsische Reiterei (aus den von den preußen desertirten, Sachsen gebildet) stürzte sich in die Lücken; die Österreicher ermannten sich u. drangen ebenfalls vor, u. Friedrich führte vergebens seine. schon sechsmal geworfene Cavallerie zum 7. Male gegen den Feind. Da gab er den Befehl zum Rückzuge nach Nienburg u. der siegreiche linke Flügel unter Hülsen mußte, obschon siegreich, den Rückzug antreten. Die. Preußen hatten in dieser Schlacht (auch von den Österreichern die von Planian genannt) über 12,000 M. u. 43 Kanonen, die Österreicher 9000 M. verloren. Am 20. Juni traten die Preußen aus den Laufgräben von Prag den Rückzug nach Sachsen an. Daun folgte, ohne ihnen viel Schaden zu thun, er schoß aber Zittauin Brand, weil sich ein. preußisches Magazin darin befand. Der Jubel in Österreich über die gewonnene Schlacht war ungeheuer, auch Österreichs Verbündetenwuchs der Muth; die Franzosen rückten in Westfalen u. die Russen in Preußen ein. Aber dennoch unternahmen die Österreicher, welche bei Neisse ein festes Lager bezogen hatten, nichts gegen Friedrich II.; nur im kleinen Kriege war man thätig, wobei sich Landon von österreichischer u. Werner. von preußischer Seite auszeichneten.

B) Erst es Auftreten der Franzosen, Russen u. Schweden. Unterdessen eroberte der französische Marschall d' Estrées mit 100,000 M. die preußischen Länder am linken Rheinufer, ging dann über die Weser u. schlug am 28. Juli den Herzog von Cumerland bei Hastenbeck unweit Hameln. Die alliirte Armee war nur 40,000 M., die Franzosen noch einmal so stark; aber dennoch gaben Letztere, da der Erbprinz Karl von Braunschweig in Front u. einige hundert Mann im Rücken erschien, das Treffen schon verloren: als der Herzog von Cumberland nach einem Verluste von 1500 M. den Befehl zum Rückzug gab. Da das hannöverische Archiv nach Stade geschafft war, so zog sich der Herzog, um dasselbe zu schützen, über Verden dahin zurück u. gab so das ganze Land Preis. Hameln. Minden, Hannover u. Braunschweig sielen in die Hände der Franzosen; der Marschall überflügelte die Alliirten, schnitt dieselben von der Elbe ab u. sein Nachfolger, der Herzog v. Richelien, zwang den Herzog von Cumberland 8. Sept. zu der Capitulation von Kloster Seven. Die Truppen, aus denen das alliirte Heer bestand, blieben zum Theil beisammen, die Hessen, Braunschweiger, Bückeburger u. Gothaner wurden nach Hause geschickt. Während nun der Marschall Richelieu Hannover, Braunschweig u. Hessen aussaugte, rückte ein anderes französisches Heer, mit der Reichsarmee vereinigt, unter dem Prinzen Soubise nach Thüringen vor u. nahm sein Hauptquartier in Gotha. Friedrich II. hatte sein Heer unter dem Herzoge von Braunschweig-Bevern den Österreichern gegenüber gelassen u. stand jetzt mit nicht mehr als 10,000 M. in u. um Erfurt. Der österreichische General Hadik benutzte Friedrichs Abwesenheit u. rückte mit 4000 Kroaten am 16. Oct. in Berlin ein, brandschatzte die Stadt u. verweilte bis zum 17. dort, wo er bei der Nachricht, daß Prinz Moritz von Anhalt u. Seydlitz sich näherten, sie schnell wieder verließ. Die Russen waren inzwischen unter Aprarin in Preußen eingefallen u. hatten am 5. Juli Memel besetzt u. die bewilligte Capitulation gebrochen. Der preußische Feldmarschall Lehwald rückte mit 24,000 M. ihnen, die 100,000 M. stark waren u. in einer Verschanzung standen, entgegen u. griff sie am 30. Aug. bei Groß-Jägerndorf an, siegte zwar Anfangs u. nahm einige Kanonen u. Schanzen, doch unter dem Rauche von 2 brennenden Dörfern umgingen die Russen die Preußen u. nöthigten diese zum Rückzuge; der Verlust der Russen war 7000 M., der der Preußen gegen 3000 M. Jetzt wäre Preußen verloren gewesen, wenn der Feldmarschall Apraxin nicht plötzlich von dem Kanzler Bestuschew, welcher in Englands Interesse handelte, Befehl zum Rückzuge erhalten hätte. Dieser geschah in größter Eile, 80 Kanonen, 15,000 Kranke u. Verwundete wurden zurückgelassen u. alle preußischen Städte geräumt, nur Memel blieb von 10,000 Russen besetzt. Nun erhielt Lehwald Befehl sich gegen die Schweden zu wenden, welche 22,000 M. stark am 13. Sept. über die Peene gegangen waren, die Städte Anklam, Demmin, Pasewalk etc. in Besitz genommen u. das schwach besetzte Stettin bedroht hatten. Einige 100 Schweden, welche in der Nacht von Prenzlow aus fouragiren geschickt worden waren, wurden, als sie durch ein Gebüsch marschirten, von 5 als preußische Husaren verkleideten Postillonen angegriffen, mit Pistolen beschossen u. einige verwundet. Auf deren Rapport ging die schwedische Armee über die Peene zurück, zog. sich bei Lehwalds Annäherung unter die Kanonen von Stralsund u. setzten von dort nach Rügen über.

C) Friedrichs Feldzug gegen die Franzosen in Sachsen u. die Österreicher in Schlesien, so wie der Ferdinands von Braunschweig gegen die Franzosen. Als[39] sich die Franzosen unter Soubise mit dem Reichsheere unter Prinz Joseph von Sachsen-Hildburghausen vereinigt hatten, drangen sie gegen Sachsen vor. Zwar ließ Friedrich II. von Erfurt aus durch 1 500 Mann unter Seydlitz 8000 Franzosen u. den Prinzen Soubise selbst am 19. September in Gotha überfallen u. aus der Stadt vertreiben (wo Seydlitz das Diner verzehrte, welches im herzoglichen Schloß für jenen bereitet worden war), aber dennoch drangen sie gleich wieder vor, als Friedrich II. nach Sachsen zurückkehrte, weil Richelieu Anstalt traf von Hannover aus in seinem Rücken vorzudringen. Soubise näherte sich Leipzig u. verkündete, daß er gekommen sei, um Sachsen zu befreien; der preußische Feldmarschall Keith zog sich aber nach Leipzig zurück. Friedrich II., welcher auf die Nachricht von Hadiks Einzug in Berlin sich nach der Mark gewendet hatte, war schnell wieder umgekehrt, hatte sich in Leipzig mit Keith vereinigt, die Reichsarmee zum Rückzuge über die Saale bei Weißenfels genöthigt u. sah sich am 5. Nov. bei Roßbach zwischen Merseburg u. Weißenfels mit 22,000 Mann dem 60,000 Mann starken feindlichen Heere gegenüber. Er stellte sich, als wolle er sich zurückziehen, lockte den hitzigen Soubise aus seiner vortheilhaften Stellung u. ließ es ruhig geschehen, daß der Feind sich links u. rechts über seine. Flanken ausdehnte. Die Franzosen bemerkten mit Erstaunen, daß während dieser Bewegungen die Preußen mit Kochen beschäftigt waren, sie hielten diese Ruhe für Verzweiflung u. hofften, daß die Armee sich ohne Schwertstreich gefangen geben würde. Erst gegen halb 2 Uhr, nachdem die Preußen abgekocht hatten, brachen sie schnell ihr Lager ab u. setzten sich, die Cavallerie unter Seydlitz an der Spitze, in Marsch. Dieser umging die rechte Flanke des Feindes u. griff dieselbe mit solcher Gewalt an, daß er in wenigen Minuten die ganze weit überlegene Cavallerie der Franzosen über den Haufen warf. Zugleich rückte die Infanterie mit der Artillerie vor u. eröffnete ein so wohl gerichtetes u. unterhaltenes Kanonen- u. Gewehrfeuer, daß die Reichsarmee floh. Die Franzosen, welche noch Stand hielten, wurden jetzt ebenfalls durch eine geschickte Schwenkung in der rechten Flanke angegriffen u. ihr rechter, schon von aller Reiterei entblößter Flügel warf sich bald in völliger Flucht auf den linken u. verursachte große Unordnung, welche durch die Angriffe der preußischen Cavallerie sehr vermehrt wurde. Bald löste sich Alles in wilder Flucht auf, nur einige Schweizerregimenter thaten noch einen kurzen Widerstand, u. allein die Nacht rettete das Heer vom gänzlichen Untergange. Diese Schlacht, welche kaum 11/2 Stunde dauerte u. in welcher nur 7 Bataillone Preußen zum Feuer kamen, kostete die Franzosen 63 Kanonen, 7 Fahnen, 15 Standarten u. über 10,000 Mann, von denen 7000 Mann auf dem Schlachtfelde das Gewehr streckten; die Preußen aber hatten nur 91 Todte u. 274 Verwundete, unter welchen sich aber Prinz Heinrich u. Seydlitz befanden. Die Franzosen flohen durch Thüringen, Manche bis an den Rhein; der König von England erklärte aber 26. Nov. die Convention vom Kloster Seven für aufgelöst u. die alliirte Armee bildete sich von Neuem; die Hannoveraner, Hessen u. Braunschweiger, durch einige Regimenter preußische Cavallerie verstärkt, sammelten sich unter dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig u. eroberten Stade, Haarburg u. Lüneburg. Der Marschall Richelieu, darüber ergrimmt, ließ die Stadt Zelle ausplündern u. die Vorstädte abbrennen. Währenddem war der Herzog von Braunschweig-Bevern mit 50,000 Mann zur Deckung Schlesiens bei Görlitz stehen geblieben, aber schon am 7. Sept. griff der österreichische General Nadasdy ein preußisches Corps unter Winterfeldt, welches eine Stunde vorwärts der Bevernschen Armee stand, bei Moysan u. nahm den nahen Holzberg. An der Spitze von 4 Bataillonen suchte Winterfeldt denselben wieder zu erobern, wurde aber hierbei verwundet u. starb an dieser Wunde bald darauf. Außerdem verloren die Preußen hier 1200 Mann. Der Herzog von Braunschweig-Bevern zog sich bis an die Thore von Breslau zurück u. ließ 15,000 Mann als Besatzungen in mehren Städten zurück. Nach 16tägiger Belagerung wurde die Festung Schweidnitz am 11. Nov. dem General Nadasdy übergeben, u. da dieser nun zur österreichischen Hauptarmee stieß u. dieselbe dadurch bis auf 80,000 M. vermehrte, so griffen die österreichischen Feldherrn den Herzog am 22. Nov. in dem befestigten Lager bei Breslau an, richteten aber nichts aus. Trotzdem verließ der Herzog in der Nacht mit seinen 25,000 M., um einen Überfall auf die 80,000 Österreicher zu versuchen, das Lager u. zog sich durch Breslau hinter die Oder zurück, wurde aber zwei Tage darauf bei einer Recognoscirung gefangen, u. da er keine Bedeckung bei sich hatte, so entstand der Verdacht, er habe dies freiwillig gethan, um der unmittelbaren Verantwortung zu entgehen. Am 27. Nov. ergab sich Breslau mit großen Vorräthen dem Feinde, die schwache Besatzung erhielt dagegen freien Abzug.

Am 12. Novbr. war Friedrich II. von Leipzig gegen Schlesien aufgebrochen; in Görlitz erfuhr er den Fall von Schweidnitz, bald darauf den Rückzug des Herzogs u. Breslaus Verlust; ganz Schlesien schien, für ihn verloren zu sein; die Österreicher nannten das kleine Heer, welches er herbeiführte, die Potsdamer Wachtparade. General Kyau, welcher nach der Gefangennehmung des Herzogs den Rest von dessen Armee (16,000 Mann) befehligte, hatte sich gegen Glogau zurückgezogen u. vereinigte sich am 2. Dec. bei Parchwitz mit dem Könige, dessen Macht dadurch auf 33,000 M. wuchs. Am 4. Dec. eroberten die Preußen Neumark, u. es kam am 5. December bei Leuthen, einem Dorfe unweit Lissa, zur Schlacht. Die Österreicher, gegen 90,000 Mann stark, hatten eine feste Stellung verlassen u. zum ersten Male in diesem Kriege sine Ebene zum Schlachtfelde gewählt. Zwar hatte Daun dies widerrathen, aber der Herzog von Lothringen fand es unter seiner Würde mit 90,000 Mann die kleine preußische Armee hinter Verschanzungen zu erwarten. Friedrich bedrohte den rechten Flügel u. Daun, welcher den rechten Flügel commandirte, ging in die Falle u. verlangte, daß die Reserve ihm Hülfe schicken sollte, während Nadasdy auf dem linken, bald bemerkend, daß er der bedrohte Theil sei, die Reserve für sich forderte. Um 1 Uhr, als die Preußen den linken Flügel schon umgangen hatten, begann die Schlacht mit einem lebhaften Angriff des Königs auf den linken Flügel der Österreicher; Nadasdy that zwar kräftigen Widerstand, wurde aber bald geworfen, u. da die Reserve zur Unterstützung des rechten Flügels abmarschirt war, so konnte er keine Verstärkung erhalten. Der linke österreichische Flügel wurde nun durch die geschlossenen preußischen [40] Colonnen nach u. nach aufgerollt, das Dorf Leuthen erobert u. das sich hinter einem Graben wieder sammelnde österreichische Fußvolk von der preußischen Reiterei auseinander gesprengt, die Armee gerieth in Unordnung u. floh eilig den böhmischen Grenzen zu, welche aber kaum 17,000 Mann erreichten. 7000 Österreicher bedeckten das Schlachtfeld, 21, 500 Mann streckten das Gewehr, 134 Kanonen, 59 Fahnen u. Standarten wurden erobert u. 6000 Deserteurs nahmen nach der Schlacht preußische Dienste. Am 20. Dec. fiel Breslau mit 700 Offizieren u. 1800 Mann wieder in preußische Hände u. auch Liegnitz capitulirte am 29. Dec. 1757.

III. Feldzug von 1758. A) Kampf in Mähren, Schlesien, Sachsen, Pommern u. der Mark. Während des Winters, wo Österreich u. Rußland geneigt zum Frieden gewesen wären, wenn nicht Frankreich aus Besorgniß, daß dann der Seekrieg um so unglücklicher gehe, die Coalition gehalten hätte, war Apraxin wegen seines übereilten Rückzuges in Ungnade gefallen; an seine Stelle war General Fermor getreten, mit der Weisung Preußen sogleich zu besetzen u. es ganz wie eine russische Provinz zu behandeln. Er rückte daher schon am 22. Jan. 1758 in Königsberg ein u. ließ dort die Behörden der russischen Kaiserin den Eid der Treue schwören; dagegen ließ sich Friedrich II. von den sächsischen Ständen huldigen, da an eine Befreiung Preußens von den Russen fürs erste nicht zu denken war. Friedrich II. wollte aber die Österreicher diesmal in Mähren angreifen u. deshalb Olmütz erobern u. erschien, nachdem Schweidnitz durch General Treskow am 18. April erstürmt worden war, am 3. Mai vor Olmütz, welcher Platz von 8000 Mann unter dem General Grafen Marschal vertheidigt wurde. Da diese Festung von dem Feldmarschall Keith wegen der Morawa nicht vollständig eingeschlossen werden konnte, so gelang es den Österreichern Proviant u. 1200 Mann in dieselbe zu werfen. Der preußische Ingenieur Oberst Balby, ein Franzos, welcher die Belagerungsarbeiten leitete, machte Fehler u. gab den Österreichern Gelegenheit den Preußen manchen Abbruch zu thun. Dazu kam, daß Daun bald vor Olmütz ankam u. den Preußen mehre Transporte von Lebensmitteln u. Munition, welche sie weit umher herbeischaffen mußten, wegnehmen ließ. Friedrich II. ließ endlich einen Transport von 3000 Wagen, von 9000 Mann escortirt, zugleich aufbrechen, allein Dann denselben mit 25,000 Österreichern unter Laudon, Janus u. Ziskowitz in den Gebirgspässen bei Domstadt am 30. Juni überfallen u. die Bedeckung schlagen, die Wagenburg aber vernichten od. nehmen, so daß nur 250 Wagen in dem Lager von Olmütz ankamen. General Ziethen, welcher die Bedeckung befehligte, wurde abgeschnitten u. mußte sich nach Troppau zurückziehen. In der Nacht vom 1. zum 2. Juli trat nun deshalb Friedrich den Rückzug von Olmütz an, führte ihn ohne Verlust aus u. bezog ein festes Lager bei Landshut in Schlesien, um Dauns Operationen abzuwarten. Die Russen unter dem General Fermor brachen jetzt nach Pommern auf u. brückten den General Dohna, welcher an Lehwalds Stelle dort befehligte u. von Stralsund aus ihnen mit 20,000 Mannentgegengegangen war, überall zurück. Ihr Object war Küstrin u. sie verwüsteten überall das flache Land aufs ärgste. Am 10. Aug. verließ der König das Lager bei Landshut, ließ den Feldmarschall Keith zur Deckung von Schlesien zurück u. zog mit 14,000 Mann in Eilmärschen nach der Neumark. Am 21. kam er nach Küstrin, welches die Russen am 15. Aug. bombardirt u. ganz in Asche gelegt hatten, u. war bei dem Anblicke der verübten Gräuel so erzürnt, daß er befahl in der bevorstehenden Schlacht keinem Russen Pardon zu geben. Am 22. Aug. vereinigte er sich mit Dohnas Corps u. am 25. begann die Schlacht bei Zorndorf von 30,000 Preußen gegen 50,000 Russen um 9 Uhr Morgens mit einer Kanonade der Preußen gegen das ungeheure Viereck, welches das russische Heer bildete; in der Mitte desselben befand sich das Gepäck u. die Reiterei, welcher dadurch alle Thätigkeit unmöglich wurde. Das preußische Geschütz wüthete furchtbar unter den Russen; die Pferde vor den Bagagewagen rissen sich los u. durchbrachen die Glieder, so daß Fermor den Troß u. die Cavallerie aus dem Viereck hinaus lassen mußte. Der linke preußische Flügel rückte aber zu hitzig vor u. gab so der russischen Cavallerie eine Blöße, welche diese benutzte, um einige Bataillone auseinander zu sprengen. Fermor glaubte jetzt die Schlacht gewonnen zu haben u. öffnete sein Viereck von allen Seiten, um die Preußen zu verfolgen, aber Seydlitz trieb mit einem Theile preußischer Cavallerie die feindliche Cavallerie zurück, während der andere in die russische Infanterie einhieb, u. Seydlitz vollendete deren Niederlage. Die Russen blieben indessen über Nacht auf dem Schlachtfelde, da sie die Brüchen über die Warthe selbst abgebrochen u. sich den Rückzug versperrt hatten, aber am 26. Aug. traten sie, nach einer kurzen Kanonade, den Rückmarsch nach Landsberg an der Warthe an; sie verloren 103 Kanonen u. 22,000 Mann Todte, Verwundete u. Gefangene, schrieben sich aber dennoch den Sieg zu. Ein Theil der Armee des Grafen Dohna blieb zur Beobachtung der Russen in der Neumark zurück; der andere marschirte wieder gegen die Schweden u. der König wendete sich nach Sachsen Dort war nämlich Feldmarschall Daun mit der Hauptarmee erschienen, nachdem 20,000 Mann unter General Harsch zur Eroberung von Neisse zurückgelassen worden waren. Kaum konnte Prinz Heinrich in Sachsen gegen Daun u. die Reichsarmee unter dem Herzog von Zweibrücken das Feld halten. Daun wollte hauptsächlich Dresden erobern u. ließ durch die Reichstruppen unter dem General Hadik den Sonnenstein in Brand schießen u. erobern, aber der preußische General von Schmettau, welcher Commandant von Dresden war, benahm sich so energisch. daß die in der Hauptstadt zurückgebliebene kurfürstliche Familie Daun selbst bat von einer Belagerung der Hauptstadt abzustehen. Da zog Friedrich II. von der Neumark u. Keith von Schlesien herbei u. der Letztere vereinigte sich am 9. Sept. bei Großenhain mit dem Prinzen Heinrich u. am 12. bei Reichenbach diese mit dem König. Um Daun, welcher in einem festen Lager bei Stolpen stand, zur Schlacht zu bewegen, bezogen die Preußen ein Lager bei Bautzen, verließen dasselbe aber am 10. Oct., um eine Stellung bei Hochkirch einzunehmen, welche jedoch durchaus unhaltbar war, da die Kaiserlichen die umliegenden Berge besetzt hatten. Vergebens riethen alle Generale dem König eine andere Stellung zu wählen, er hielt es für schimpflich sich zurückzuziehen u. behielt die Stellung bei. Indessen wollte er mit seinen 30,000 Mann[41] in der Nacht zum 15. Oct. den Prinzen von Baden-Durlach bei u. in Reichenbach überfallen, um so mit Ehren aus seiner gefährlichen Lage herauszukommen. Aber die Österreicher kamen ihm mit dem Überfall in der Nacht zum 14. Octbr. zuvor. Die preußischen Husaren entdeckten die österreichische Bewegung u. meldeten sie ins Hauptquartier, der König bezweifelte aber die Richtigkeit dieser Meldung, ließ jedoch endlich einige Infanteriebrigaden aufstehen u. einige Reiterregimenter satteln, aber gegen Morgen wurde auch dieser Befehl zurückgenommen. Um 5 Uhr Morgens erschienen eine Menge Österreicher bei den Vorposten u. meldeten sich als Überläufer, überfielen aber bald die Feldwachen, überwältigten dieselben u. drangen nun mit den ihnen auf dem Fuße folgenden Colonnen in das preußische Lager ein. Die Unordnung war über alle Beschreibung, der Feind mitten im Lager u. die Dunkelheit vermehrte das Entsetzen. Unvollständig bekleidet liefen die Soldaten zu den Waffen u. stellten sich in Reih u. Glied; jedes Regiment suchte den Feind auf. Die Dunkelheit wich endlich, aber ein dichter Nebel bedeckte das Land. Seydlitz stürzte sich mit seiner Reiterei überall hin, wo er den Feind zu finden hoffte. Jetzt gerieth das Dorf Hochkirch in Flammen; es wurde genommen u. wieder erobert; Keith u. der Prinz Franz von Braunschweig blieben hierbei u. Prinz Moritz von Dessau wurde schwer verwundet u. gefangen. Endlich befahl Friedrich II. den Rückzug, um eine neue Stellung einzunehmen, u. die ebenfalls in Unordnung gerathenen Österreicher hinderten ihn Anfangs nur wenig, dann aber griff der Herzog von Aremberg mit dem rechten Flügel an, u. nachdem er eine starke Batterie genommen hatte. zwang er den König noch weiter zurückzugehen Ein Angriff der österreichischen Cavallerie wurde von Seydlitz abgewiesen, u. bei den Spitzbergen, eine Stunde vom Schlachtfeld, lagerten sich die Preußen, ohne Zelte, Gepäck, Munition u. Geschütze, aber von Daun nicht beunruhigt. Die Preußen hatten bei Hochkirch 9000 Mann, 100 Kanonen, 30 Fahnen u. die ganze Bagage, die Österreicher 8000 Mann verloren. Der König war leicht verwundet, eben so fast alle preußischen Generale. Daun ließ jetzt die Belagerung von Neisse durch den General Harsch fortsetzen, er selbst bezog ein starkes Lager bei Kannewitz. Friedrich II. hatte aber bald aus Dresden sein Kriegsmaterial ersetzt, 6000 Mann Verstärkung unter dem Prinzen Heinrich an sich gezogen, täuschte die Österreicher durch verstellte Märsche, schickte die Kranken u. Verwundeten voraus u. brach am 25. Oct. nach Schlesien auf. Am 5. November kam er in der Nähe von Neisse an, worauf Harsch die Belagerung am 6. Nov. aufhob u. sich nach Mähren zurückzog. Auch Kosel wurde 15. Nov. entsetzt. Daun wollte indessen noch vor dem Winter Sachsen erobern, welches jetzt der preußische General Fink mit einem wenig zahlreichen Heere vertheidigte; er selbst unternahm die Belagerung von Dresden, die Reichsarmee rückte gegen Leipzig vor u. Hadik bedrohte Torgau Aber während Fink die österreichische Hauptarmee beobachtete, vertrieb Dohna, aus der Neumark kommend, die Reichsarmee von Leipzig, Wedel den General Hadik vor Torgau u. Schmettau ließ am 10. Novbr. die Vorstädte abbrennen. Daun gab endlich die Eroberung Sachsens auf u. ging nach Böhmen in die Winterquartiere, auch räumte er den Sonnenstein wieder. Am 20. Nov. kam Friedrich II. selbst in Dresden an, ordnete Alles zur Vertheidigung Sachsens, welche er dem Prinzen Heinrich übertrug, u. reiste dann nach Breslau. Die Russen hatten nach der Schlacht bei Zorndorf die Festung Kolberg belagert, welche der Major Heyden mit 700 Mann Landmiliz u. den Bürgern vertheidigte. 29 Tage ängstigten sie die Stadt, da kam die Nachricht von dem Anzuge des Generals Dohna, worauf die Russen die Belagerung aufhoben, Pommnern u. die Marken ganz räumten u. sich nach Polen u. Preußen zurückzogen. Durch ihren Abmarsch erhielt aber Dohna Luft, um sich wieder nach Sachsen zu wenden u. die Reichsarmee zu vertreiben. Die Schweden waren 1758 fast ganz unthätig geblieben; sie hatten sich begnügt unvertheidigte preußische Districte zu brandschatzen u. auszuplündern, zogen sich aber stets eiligst gegen Stralsund zurück, sobald Preußen anrückten.

B) Feldzug des Herzogs Ferdinand gegen die Franzosen. Graf Clermont hatte durch den Einfluß der Pompadour den Oberbefehl in Niedersachsen u. am Rhein über die Franzosen erhalten, ein Geistlicher, welcher nie ein Heer auch nur zur Musterung versammelt gesehen hatte, welchen aber die Pompadour für seine gesellschaftlichen Talente belohnen wollte. Das französische Heer war in der traurigsten Lage, u. gegen dieses brach Herzog Ferdinand von Braunschweig schon im Februar von Stade auf, bemächtigte sich der Weserübergänge u. drang gegen Hannover vor. Wo sich seine Vorhut nur blicken ließ, da flohen die Franzosen, ja sie räumten sogar Bremen, ebenso Lippstadt, Ham u. Münster, nur Hoya wurde vom General Chabot behauptet, bis ihn der Erbprinz Karl von Braunschweig nach einem lebhaften Gefecht daraus vertrieb (Februar 1758); 4000 Franzosen wurden nun nach Minden geworfen, um den Rückzug zu decken, sie capitulirten aber bald; Marburg wurde ebenfalls von dem Erbprinzen erobert, so ganz Hessen befreit u. die Franzosen, nachdem sie 11,000 Mann auf dem Rückzug verloren hatten, über den Rhein getrieben. Emden, zur Verbindung des Herzogs Ferdinand mit England am besten geeignet, war noch von 3800 Franzosen besetzt, doch wurde diese Stadt durch einige Kriegsschiffe u. die Annäherung eines Theils der verbündeten Armee, schnell erobert Der Herzog Ferdinand beabsichtigte nun einen Scheinübergang über den Rhein, konnte aber denselben wegen Mangels an Pontons erst in der Nacht zum 1. Juni bei Kleve bewerkstelligen. Er wünschte eine Schlacht, aber eben so eifrig suchte Clermont sie zu vermeiden u. verschanzte sich bei Rheinfelden Durch einige Bewegungen gelang es jedoch dem Herzoge die Franzosen aus ihrem Lager heraus u. am 23. Juli auf die Ebene von Krefeld zu locken. Sie zählten 66,000, die Alliirten nur 54,000 Mann. Der rechte Flügel der Alliirten, von dem Herzog Ferdinand selbst commandirt, eroberte ein Geyolz u. kam dadurch in den Rücken u. die linke Flanke der Franzosen, während dieselben von dem Centrum u. dem linken Flügel der Alliirten in der Front angegriffen wurden. Clermont zog sich mit einem Verluste von 7000 Mann zurück, der Herzog Ferdinand hatte nur 2000 Mann eingebüßt u. eroberte nun Düsseldorf u. Roermonde. Clermont wurde abgerufen u. an seine Stelle trat der Marschall von Contades; zugleich erhielt Fürst Soubise gemessenen [42] Befehl mit seinem durch 7000 Württemberger verstärkten Heere Hessen zu erobern u. so die Alliirten vom Rhein abzuziehen. Mit 30,000 Mann rückte Soubise in Hessen ein, welches der Prinz von Isenburg nur mit 7000 Mann vertheidigte; der Herzog von Broglio schlug den Prinzen mit 12,000 Mann bei Sangerhausen, u. nun verbreiteten sich die Franzosen wieder über Hessen, das Hannöverische u. Westfalen. Herzog Ferdinand von Braunschweig sah sich daher genöthigt über den Rhein am 9. u. 10. Juli zurückzugehen u. Düsseldorf u. Kleve wieder zu räumen. Bald darauf erhielt er bei Koesfeld eine Verstärkung von 10,000 Engländern, welche bei Emden gelandet waren, stellte sich nun an der Lippe auf u. deckte so Hannover. Der Prinz von Isenburg war an die Weser postirt u. General Oberg sollte mit 9000 M. Hessen decken, weshalb er bei Sandershausen ein Lager bezog; aus diesem lockte ihn der 30,000 Mann (worunter 10,000 Sachsen) starke Prinz Soubise u. schlug ihn am 10. Octbr. bei Lütternberg mit einem Verlust von 1500 Mann u. 28 Kanonen. Oberg zog sich nach Möhringen zurück; Ferdinand nahm sein Hauptquartier in Münster u. vertheilte sein Heer in Westfalen. Contades bezog Winterquartiere zwischen Maas u. Rhein; Soubise verließ Hessen u. cantonirte zwischen Rhein u. Main; Friedrich II. blieb in Breslau, Prinz Heinrich in Sachsen, die Österreicher in Böhmen u. die Russen in Ostpreußen.

IV. Feldzug 1759. A) Operationen des Königs in der Mark u. Schlesien, Vorfälle in Pommern u. Sachsen. Nach diesen Unglücksfällen wünschte die französische Nation u. das Cabinet Ende 1758 den Frieden u. nur Ludwig XV. u. die Pompadour bestanden auf Fortsetzung des Kriegs. Der Cardinal Bernis gab deshalb das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten ab u. der auf ihn folgende Herzog von Choiseul schloß 30. Dec. 1758 einen neuen Allianztractat mit Österreich ab. Auch Friedrich II. erneuerte seinen Vertrag mit England, welches ihm jährlich 4 Millionen Reichsthaler Subsidien bezahlte. Ludwig XV. verwendete in Petersburg seinen ganzen Einfluß, um die Kaiserin zur Festhaltung an der Verbindung gegen Preußen zu vermögen; er bewog die Türken zur Erhaltung des Friedens gegen Rußland u. Österreich, die Dänen zur Sperrung des Sundes gegen alle Kriegsflotten, denn Rußland u. Schweden befürchteten fortwährend das Erscheinen einer englischen Flotte vor ihren Hauptstädten. Friedrich II., welcher noch auf Beistand der Türken hoffte, beschloß im Feldzuge 1759 sich mit dem Hauptheer auf die Vertheidigung zu beschränken. Indessen blieben seine Generale nicht unthätig; Prinz Heinrich fiel schon im März in Böhmen ein, nahm bei Kommotau den österreichischen General Reinhardt mit 2500 Mann gefangen u. zerstörte in Lobositz, Leitmeritz, Saatz u. Budin die Magazine; wendete sich im Mai nach Franken, vertrieb die Reichsarmee u. die mit derselben verbündeten Kaiserlichen, besetzte Bamberg, zerstörte in Franken u. der Oberpfalz alle Magazine u. kehrte erst Anfang Juni nach Sachsen zurück, wo während seiner Abwesenheit die Österreicher einen Einfall gethan hatten. Der preußische General Schenkendorf schlug die österreichischen Generale Gemmingen u. Brentano bei Wolkenstein u. brachte ihnen einen Verlust von 60 Offiziers u. 3000 Mann bei. Sobald im Jan. 1759 Dohna aus Sachsen nach Pommern zurückkehrte, zogen sich die Schweden eilfertig nach Stralsund, das sogleich blockirt wurde. Darauf wendete sich Dohna gegen die Russen, welche sich in Preußen u. Polen zusammenzogen u. Hinterpommern u. die Neumark bedrohten. Er zerstörte mehre russische Magazine, doch sein Hauptzweck, die Russen zu einer Schlacht zu bewegen, so wie sein Anschlag auf Posen, wo sich ein Hauptmagazin der Feinde befand, mißglückten, u. Mangel an Lebensmitteln nöthigte ihn sich an die Oder zurückzuziehen. Die Russen, welche an Fermors Stelle jetzt von dem Feldmarschall Soltikow befehligt wurden (Fermor blieb bei dem Heere), folgten ihm, um sich jenseit der Oder mit Landon zu vereinigen, welcher ihnen mit 30,000 Mann entgegenzog. Friedrich II. mit Dohna unzufrieden, übergab den Oberbefehl an den General Wedel mit dictatorischer Vollmacht zwar, aber mit dem bestimmten Befehl die Russen ohne Verzug anzugreifen, wenn er ihre Verbindung mit den Österreichern auf keine andere Art hindern könnte. Am 22. Juli traf Wedel beim Heere ein u. griff die Russen am 23. bei Kay, einem Dorfe unweit Züllichau an der Ober, an. Die Preußen wurden durch Moräste so eingeengt, daß sie weder in Linie angreifen, noch ihre Artillerie gehörig aufstellen konnten; die Russen standen auf einer Hügelreihe in drei Treffen aufgestellt, u. als Wedel, nachdem er durch das erste Treffen gedrungen war, das zweite angreifen wollte, wurde sein Fußvolk von einigen russischen Batterien so ins Kreuzfeuer genommen, daß es in Unordnung zurückwich;dreimal griff er vergebens an u. mußte endlich mit 5000 M. Verlust über die Oder zurückgehen; Soltikow aber, der nur einen geringen Verlust erlitten hatte, rückte bis Krossen vor u. bedrohte Berlin. Hadik aber blieb mit 12,000 Mann zurück u. Laudon stieß mit 18,000 Mann, meist Cavallerie, am 3. Aug. zu Soltikow, welcher jetzt bei Frankfurt a. d. O. jenseit des Flusses ein festes Lager bezog. Wedel mußte sich auf die Beobachtung desselben u. auf die Erschwerung des Übergangs über die Oder beschränken. Der König Friedrich II. war bis jetzt auf der Defensive, Dann gegenüber, bei Landshut in Schlesien gelagert, aber das Treffen bei Kap nöthigte ihn andere Maßregeln zu ergreifen. Prinz Heinrich mußte einen Theil seiner Truppen an die Oder schicken u. dann selbst den Oberbefehl über das schlesische Heer übernehmen, welches 40,000 Mann stark im Lager bei Schmuckseifen, zwei Tagemärsche von Landshut, stand u. den Feldmarschall Daun mit 70,000 Mann gegen sich hatte. Der König reiste, blos von einigen Husaren begleitet, an die Oder, kam am 3. Aug. dort an u. ging mit dem Heere, welches durch 10,000 Mann, welche Fink aus Sachsen herbeigeführt hatte, 40,000 Mann stark geworden war, über die Oder u. fand am 11. Aug. die vereinigte russisch-österreichische Armee, 60,000 Mann stark, in einem befestigten Niger bei Kunnersdorf, unweit Frankfurt a. d. O., aufgestellt. Am 12. sollte der Feind in der Flanke u. im Rücken zugleich angegriffen werden, indeß unüberwindliche Terrainverhältnisse hielten die Preußen auf u. brachen ihre Kraft. Aber trotzdem daß ein Kartätschenfeuer aus 100 Kanonen die auf den linken Flügel Stürmenden empfing, wurden die Schanzen erstiegen u. die Batterien erobert; die Russen suchten ihr Heil in der Flucht, u. schon waren fast alle Kanonen in den Händen der Preußen, so daß [43] Abends 6 Uhr Eilboten vom Schlachtfelde mit der Siegesbotschaft nach Schlesien u. Berlin abgingen. Minder gut ging es auf dem anderen Flügel, welcher Laudon gegenüber stand u. wo das Terrain das Vorrücken der Cavallerie u. des Geschützes vom Finkschen Corps hinderte. Laudon, der bisher mit den Österreichern noch keinen Theil an der Schlacht genommen hatte, setzte sich in Bewegung, da der König den General Seydlitz von seinem Beobachtungsposten, Laudon gegenüber, abgerufen hatte, u. ein Angriff dieses Generals war nun wegen des Terrains erfolglos. Da befahl der König, trotz der Ermüdung seiner Truppen u. trotz der Abmahnung seiner Generale, außer Wedel, den Angriff auf die Höhen, um die schon geworfenen Russen vollends zu vernichten. Bereits war das Fußvolk im Begriff sich einer großen Schanze zu bemächtigen, als Laudon ankam u. seine Infanterie in die bedrohte Redoute warf. Als nun bei den ermüdeten Stürmern einige Verwirrung entstand, ließ Laudon seine Reiterei von allen Seiten auf sie einhauen. Vergebens waren noch einige Angriffe, welche der König versuchen ließ, vergebens sprengte selbst Seydlitz mit seinen Schaaren gegen die Berge, u. als Landon noch einmal mit seiner Cavallerie die erschöpften Preußen angriff, warf er sie dem Walde u. den Oderbrücken zu. Sie flohen über die Oder u. mußten die eroberten 165 russischen Kanonen stehen lassen, ja der König selbst wurde nur durch den Rittmeister von Prittwitz, der seine Bedeckung befehligte, von der Gefangenschaft gerettet. Die Preußen hatten 26,000 Mann u. fast alles Geschütz, die Russen u. Österreicher 24,000 Mann verloren. Dem König wurden zwei Pferde unter dem Leibe erschossen, u. eine Flintenkugel zerschmetterte ein goldnes Etui, welches er in seiner Westentasche trug; Seydlitz, der Prinz Eugen von Württemberg, Fink, Hülsen u. v. a. Generale wurden verwundet, der General Puttkammer u. der Dichter Ewald von Kleist blieben. Friedrich II. übernachtete in dem Dorfe Ötscher an der Oder u. hatte am Morgen nach der Schlacht kaum 5000 Mann um sich versammelt. Er befahl sogleich dem Minister von Finkenstein in Berlin die königliche Familie u. die Archive nach Magdeburg zu schicken u. die Einwohner Berlins zu ermahnen an ihre Sicherheit zu denken, da er nicht im Stande sei seine Hauptstadt zu schützen. Glücklicherweise kam dieser Eilbote erst vier Tage nach der Schlacht in Berlin an, u. da standen die Sachen schon ganz anders. Soltikow hatte nämlich, statt die Preußen zu verfolgen u. vollends aufzureiben, sich verschanzt, u. Friedrich II. benutzte diese, ihm gegen alle Hoffnung gegebene Frist, ließ schnell aus den Arsenalen Geschütz kommen, vereinigte sich mit dem General Wunsch, welcher während der Schlacht Frankfurt a. d. O. besetzt hatte, rief den General Kleist mit 5000 Mann aus Pommern zurück u. befehligte schon einige Tage nachher wieder 28,000 Mann. Viel trug hierzu der Unwille bei, welchen Soltikow, wegen der fortwährenden Klagen des wiener Hofs über ihn u. seinen Vorgänger in Petersburg, gegen Österreich hegte, aber dennoch war für Friedrich. II. immer eine Vereinigung Dauns, welcher in der Lausitz stand, mit Soltikow sehr zu fürchten, u. wirklich hatten diese beiden Obergenerale in Guben eine Zusammenkunft, in welcher Daun den Russen versprach sie mit Brod u. Fourage zu versorgen. Die Russen blieben indessen unter schwieriger Verpflegung am linken Oderufer bei Fürstenwalde stehen u. warteten auf die Eroberung von Dresden u. Neisse, um dann mit den Österreichern zusammen in Schlesien Winterquartiere zu beziehen.

In Schlesien drang zwar während der Zeit eine österreichische Armee unter Harsch ein, aber der preußische General Fouqué vertheidigte diese Provinz mit so viel Einsicht u. wußte den österreichischen General de Ville, der für den erkrankten Harsch den Befehl erhalten hatte, in solche Verlegenheit zu verwickeln, daß dieser 12 Tage nach dem Einmarsche wieder den Rückzug nach Böhmen antrat. Prinz Heinrich beobachtete indessen die Daunsche Armee, that derselben viel Schaden u. ließ Magazine in Böhmen durch seine leichten Truppen zerstören. Dadurch wurde Daun zum Rückzuge nach Böhmen genöthigt, u. die versprochene Verpflegung der Russen mußte ganz aufhören, da die Österreicher selbst nichts mehr zu leben hatten. Daun bot dem Feldmarschall Soltikow Geld als Entschädigung an, aber dieser antwortete: Meine Soldaten essen kein Geld! u. trat seinen Rückmarsch nach Polen an. Zwar suchte Landon ihn zur Belagerung von Glogau zu bewegen, aber Friedrich II. deckte es mit 24,000 Mann, u. da die Russen keine Schlacht wagen wollten u. Soltikow seinen Marsch nach Polen fortsetzte, ging Landon nach Böhmen zurück. In Sachsen war, seitdem sich Fink mit der königlichen Armee vereinigt hatte, kein preußisches Corpsmehr, sondern blos in den Städten schwache Besatzungen. Die Reichsarmee drang deshalb hier vor u. nahm Leipzig, Wittenberg u. Torgau durch Capitulation, während ein Theil derselben mit einem österreichischen Corps unter dem Gen. Guasco vereinigt vor Dresden rückte, wo Schmettau immer noch Gouverneur u. dasselbe zu halten gesonnen war, obschon ihm Friedrich II. nach der Schlacht von Kunnersdorf gestattet hatte eine vortheilhafte Capitulation, bes. wenn er die Kassen retten könnte, zu schließen. Nun geschahen aber vom Könige Schritte Dresden zu retten. General Wunsch rückte in Sachsen ein, eroberte Wittenberg u. Torgau schnell wieder u. würde auch die Hauptstadt entsetzt haben, wenn nicht Schmettau, welcher keine Nachricht von seinem Anrücken erhalten hatte, am 4. Sept., nach 27tägiger Einschließung, Dresden übergeben hätte. Die Kassen, in denen sich über 5 Millionen Thaler befanden, wurden zwar gerettet u. die Truppen erhielten freien Abzug, aber die Magazine gingen verloren. Schmettau fiel deshalb in unverdiente Ungnade. Friedrich II. empfing diese Nachricht in Glogau, hart am Podagra darniederliegend, u. schickte die Generale Fink u. Wedel nach Sachsen gegen Daun, welcher. dort eingerückt war. Am 29. October trafen diese, mit Wunsch vereinigt, den Herzog von Aremberg mit einem starken österreichischen Corps bei Pretzsch unweit Düben u. griffen ihn sogleich an; der Herzog von Aremberg wollte sich zurückziehen u. General Gemmingen sollte ihn mit den Grenadieren decken, aber der preußische General Platen sprengte mit der Cavallerie die Nachhut u. machte 1500 Gefangene. Durch die Ankunft des Generals Hülsen mit einem großen Theile der Armee von Schlesien bekamen nun die Preußen in Sachsen ein solches Übergewicht, daß der Feldmarschall Daun es für nöthig hielt ein festes Lager beim Plauenschen Grund zu beziehen, um Dresden zu decken. Dies anzugreifen brach aber Friedrich II noch halbkrank[44] von Glogau auf u. traf am 13. Nov. bei Dresden ein. Er ließ den General Fink mit 11,000 Mann ins Gebirge vordringen, um Daun in den Rücken zu kommen; Fink erkannte das Gefährliche seines Auftrags sehr wohl u. machte dem Könige deshalb Vorstellungen, die aber vergeblich waren. Er brach nun nach Maxen ins Gebirge auf u. ließ den Paß bei Dippoldiswalde durch 5000 Mann besetzen, um die Verbindung mit Freiberg offen zu behalten, doch mußte er auch diesen Paß auf des Königs Befehl wieder räumen u. das ganze Corps bei Maxen vereinigen. 40,000 Österreicher u. Reichstruppen umzingelten ihn; alle Briefe an den König wurden aufgefangen, Maxen in Brand geschossen u. dadurch die Lage Finks eine verzweifelte. Erst als alle Munition verschossen war, capitulirte Fink; 11,000 Preußen streckten das Gewehr u. geriethen mit 9 Generalen u. 71 Kanonen in österreichische Gefangenschaft; nur einige Husaren entkamen u. brachten dem Könige die Botschaft Wenige Tage darauf fiel auch der General Diereke mit 1400 Mann in die Hände der Österreicher. Daun näherte sich nun der Armee des Königs, von welcher er glaubte, daß sie geschwächt wäre u. sogleich weichen würde. Aber er fand sie in Bereitschaft u. zog sich ruhig zurück; ein ähnlicher Versuch des österreichischen Generals Maquire auf Freiberg mißlang ebenso. Obgleich der Winter einbrach, machte doch Friedrich II. keine Anstalten Winterquartiere zu beziehen, u. auch Daun stand fest in seinem Lager hinter dem Plauenschen Grunde. Der König ließ den Erbprinzen von Braunschweig mit 12,000 Mann von dem verbündeten Heere zu sich stoßen, welche Ende Decbr. in Freiberg ankamen, um den Verlast von Maxen zu ersetzen; durch diesen Succurs sollte General Maguire von Dippoldiswalde vertrieben werden, aber dieser war so wohl verschanzt, daß der König nach Freiberg zurückging, ohne etwas zu unternehmen. Endlich am 10. Jan. 1760 bezog der König die Winterquartiere u. nahm das Hauptquartier in Freiberg; er legte ganze Regimenter in kleine Dörfer um Dresden herum, so daß die Quartiere den Bivouaks ähnlich waren. Außerdem ließ er ein kleines Lager bei Wiledruf von 4 Batterien besetzen, welche alle 24 Stunden abgelöst wurden. Der Winter war sehr kalt, die Zelte hart wie Breter gefroren u. die schlecht gekleideten Soldaten litten viel durch die Kälte. Durch diese Beharrlichkeit Friedrichs wurde auch Daun genöthigt sein Heer in engen Cantonirungen hinter dem Plauenschen Grunde beisammen zu halten Die Schweden kamen, wie gewöhnlich, aus Stralsund hervor, sobald die wenigen Preußen sich entfernt hatten u. zogen sich dahin zurück, sobald diese wieder erschienen, doch fiel der commandirende preußische General Manteuffel bei einem Überfall auf Anklam in schwedische Gefangenschaft.

B) Feldzug des Herzogs Ferdinand gegen die Franzosen. Die Franzosen hatten den Feldzug von 1759 durch die Besetzung von Frankfurt a. M. eröffnet, indem Soubise am 1. Jan., unter dem Vorwande durchzumarschiren, die Stadt besetzte u. sein Hauptquartier in ihr nahm. Herzog Ferdinand von Braunschweig wollte, nachdem er zuvor die Gegner durch den Erbprinzen Karl von Braunschweig aus Hessen u. den benachbarten Ländern vertrieben u. in Meiningen 3 Batterien u. 1 Kürassierregiment von der Reichsarmee gefangen genommen hatte, die Franzosen auch aus Frankfurt vertreiben. Er zog im April mit 30,000 Mann dahin. Der Herzog von Broglio aber, welcher den Oberbefehl über die Franzosen führte, stand bei dem Dorfe Bergen in einer sehr vortheilhaften Position, u. als am 13. April die Verbündeten die Franzosen angriffen, wurden sie überall zurückgeschlagen u. der Anführer der Hessen, Prinz von Isenburg, getödtet. Herzog Ferdinand sah sich zum Rückzuge genöthigt; zwar hielt er die Weser fest, aber Hessen ging wieder verloren, Kassel u. Minden fielen am W. Juli durch Contades u. endlich wurde auch am 25. Juli Münster nach einer förmlichen Belagerung von den Franzosen erobert. Contades machte nun mehre Versuche ins Hannöverische einzudringen u. den Herzog von der Weser abzuschneiden, aber dieser, welcher Bremen besetzt hielt, vereitelte alle seine Maßregeln u. rückte zu einer Schlacht vor, da von dem Erfolge einer solchen, nach dem Verluste von Münster u. Minden, allein die Rettung von Hannover abhing. Am 1. Aug. kam es bei Thonhausen in der Nähe von Minden zur Schlacht zwischen den Franzosen (85,000 Mann) u. den Alliirten (40,000 Mann). Contades hatte seine Cavallerie in das Centrum gestellt, diese ergriff aber, nachdem sie einige heftige Angriffe des feindlichen Fußvolks ausgehalten hatte, die Flucht u. brachte auch die französische Infanterie in Unordnung. Ein Angriff der alliirten Cavallerie würde jetzt die gänzliche Niederlage der Franzosen herbeigeführt haben, u. wirklich gab Herzog Ferdinand zweimal dazu den Befehl an den Commandeur derselben, Lord Sackville, aber dieser befolgte, aus Neid gegen Ferdinand, denselben nicht, u. so konnte sich der Herzog von Broglio, von den bei dem französischen Heere befindlichen Sachsen gedeckt, in leidlicher Ordnung zurückziehen. Der Verlust der Franzosen betrug 8000 Mann u. 25 Kanonen, der der Alliirten etwa 1500 Mann. Am 1. Aug. überfiel u. schlug der Erbprinz von Braunschweig ein französisches Corps unter dem Herzog von Brisac bei Gohfeld an der Weser; am 2. Aug. fiel Minden, kurz darauf Osnabrück, Paderborn, Bielefeld u. ma. Städte mit französischen Magazinen in die Hände der Alliirten; die französische Blockade von Lippstadt wurde aufgehoben, Hessen von den Alliirten besetzt, Marburg u. Ziegenhain wieder erobert, Münster belagert u. am 20. Nov. durch Imhof, nach einem mißlungenen Entsatzversuch des französischen Generals Armentières, von Wesel aus durch Capitulation eingenommen. Fulda war von dem Herzog von Württemberg mit 12,000 Mann besetzt; er wurde hier von dem Erbprinzen von Braunschweig überfallen u. an den Main zurückgedrängt, worauf der Erbprinz mit seinem Corps nach Sachsen zu dem Heere des Königs Friedrich aufbrach. Im Dec. bezogen die Franzosen ihre Winterquartiere bei Frankfurt, Herzog Ferdinand, welcher Gießen blockirte, in Hessen u. Westfalen. Im Laufe des Winters wurden wieder einige Friedensversuche gemacht. Der Exkönig von Polen, Stanislaw, bot seine Residenz Nancy zum Friedenscongresse an, aber wenn auch Friedrich II. u. Georg II. auf diesen Vorschlag eingingen, so gaben doch ihre Gegner ausweichende Antworten. Vergebens schickte Friedrich II. einen Bevollmächtigten nach Paris, um Ludwig XV. über sein wahres Interesse aufzuklären, aber der der Kaiserin von Österreich ganz ergebene Herzog von Choiseul, sowie[45] die Pompadour wollten von keinem Frieden hören. Eben so ging es seinem nach Petersburg geschickten Geschäftsträger.

V. Das Jahr 1760. A) Feldzug des Königs. Friedrichs Regimenter waren zwar durch Werbungen vollzählig gemacht, allein seine alten Krieger waren in vier Feldzügen nach u. nach umgekommen u. unter den neuen war der Eifer für Preußen nicht gerade vorherrschend. An Offizieren fehlte es auch, u. da bei der Infanterie u. schweren Cavallerie blos Edelleute zu solchen angenommen wurden, so wurden die Cadettenhäuser entleert u. oft ganz junge Offiziere bei den Regimentern einrangirt. Der König übernahm die Vertheidigung von Sachsen selbst; Prinz Heinrich sollte mit einem großen Corps die Russen beobachten; der Prinz von Württemberg gegen die Schweden mit einem kleineren fechten. Der General Fouqué deckte Schlesien mit 13,000 Mann, mit denen er ein verschanztes hager bei Landshut bezogen hatte. Die gegen Preußen verbündeten Mächte wollten den König Friedrich zwingen Schlesien od. Sachsen Preis zu geben; Soltikow sollte. zunächst Breslau belagern, Laudon führte 40,000 Österreicher herbei, Daun sollte mit der Hauptarmee von Sachsen nach Schlesien vordringen u. der Herzog von Zweibrücken mit der Reichsarmee in Sachsen bleiben. Der König bezog am 25. April bei Schlettau im Meißner Kreise ein Lager; Laudon drang von Olmütz aus in Schlesien vor, Fouqué durfte. sein Lager bei Landshut nicht verlassen u. sollte dabei mit seinen wenigen Truppen auch noch die schlesischen Gebirgsstädte beschützen; er hatte dazu 5000 entsendet u. so nicht mehr als 8000 Mann bei sich, als ihn am 23. Juni früh um 2 Uhr Laudon mit 30,000 Mann von fünf Seiten angriff. Acht Stunden lang vertheidigte sich Fouqué tapfer, aber nachdem seine Truppen alle Munition verschossen hatten, unterlag er. Er selbst war schwer verwundet u. dankte sein Leben blos der aufopfernden Treue seines Reitknechts, welcher sich über ihn warf u. die Säbelhiebe auffing. Die Cavallerie schlug sich durch, aber 4000 M. Infanterie streckten das Gewehr, 600 Todte u. 1800 Verwundete deckten den Wahlplatz. Laudon ließ Landshut plündern u. die dortigen Fabriken zerstören. Die Hauptfolge dieses Sieges war die Eroberung von Glatz, welcher Platz schwach besetzt u. von d'O schlecht vertheidigt, am 26. Juli von dem General Harsch am hellen Mittag mit Sturm erobert wurde. Friedrich II. war bereits nach Schlesien aufgebrochen, um Glatz zu retten; er ging über die Elbe, schlug einen Theil des dort aufgestellten Lascyschen Corps u. rückte nun auf dieses selbst los; Lascy aber zog sich eiligst zurück, um den König vorbei zu lassen, zugleich ging auch Daun über die Elbe u. nahm seine Marsch so, daß er den Preußen immer zur Seite blieb, während Lascy ihnen immer in dem Rücken war. Da erhielt Friedrich II. die Nachricht von dem Unglücke bei Landshut u. änderte seinen Plan, indem er über Lascy herfallen wollte. Dieser aber zog sich eiligst von Bautzen zurück u. ging bei Dresden über die Elbe, wohin ihm der König schnell folgte, um diese Stadt wo möglich wieder zu erobern. Daun hatte unterdessen seinen Marsch fortgesetzt, um noch vor den Preußen in Schlesien anzukommen; er hatte ein Paar Märsche gewonnen, als er die Nachricht von des Königs verändertem Plan erhielt, worauf er auch sogleich den Rückweg nach Sachsen antrat. Mittler weile sollte Dresden von den Preußen berennt werden, aber die Hoffnung es durch Handstreich zu nehmen schlug fehl, u. so begann am 14. Juli das Bombardement aus Feldgeschütz. Die österreichische Hauptarmee war indessen am rechten Elbufer angekommen, hatte den Prinzen von Holstein, welcher auf dieser Seite die Neustadt blockirte, vertrieben u. viele Truppen in die Stadt geworfen. Friedrich II. ließ aber in der Hoffnung, daß die Österreicher lieber abziehen, als Dresden in einen Schutthaufen verwandeln lassen würden, die Stadt fortwährend bombardiren; die Wilsdrufer Vorstadt brannte ab, so wie auch sehr viele Häuser in der Altstadt, unter diesen die Kreuzkirche. Obgleich der König bald einsah, daß er Dresden nicht erobern würde, setzte er doch ehrenhalber die Belagerung fort, bis ein Getreide- u. Munitionstransport, welcher von Magdeburg die Elbe heraus kam, in feindliche Hände fiel. Als er nun auch den Fall von Glatz erfuhr, hob er am 30. Juli die Belagerung auf u. ging am 1. Aug. bei Zehren über die Elbe, um nach Schlesien zu marschiren u. dort nicht Alles zu verlieren, da Laudon schon Breslau belagerte. Seinen Marsch erschwerte Daun zwar auf alle Weise durch leichte Truppen, während er vor ihm her marschirte u. Lascy ihm folgen ließ, doch erreichte er in fünf Tagen ohne Verlust Schlesien. Laudon hatte indessen sein Möglichstes gethan, um das von dem General Tauenzien mit 3000 Mann, (von denen 2000 meist aus Überläufern bestanden u. mit denen außerdem 9000 Kriegsgefangene in der Stadt zu bewachen waren), vertheidigte Breslau zu erobern. Er wollte diese Eroberung gern ohne Beihülfe der Russen ausführen, welche langsam von der Weichsel herbei marschirten, deshalb suchte er, da ihm Belagerungsgeschütz fehlte, durch Drohungen den Gouverneur Tauenzien zu schrecken u. zündete einen Theil der Stadt durch Granaten an. Aber Tauenzien blieb unerschüttert, u. da Prinz Heinrich herbeieilte, so hob Laudon die Belagerung auf u. zog Daun entgegen. Prinz Heinrich nahm jetzt eine so gute Stellung, daß die Russen es nicht wagten über die Oder zu gehen. Nachdem sich Laudon mit Daun vereinigt hatte, stand Friedrich II. mit 30,000 Preußen 100,000 Österreichern gegenüber, nur durch die Katzbach von einander getrennt, u. diese Übermacht nöthigte ihn sein Lager oft zu verändern, um die Österreicher zu täuschen u. ihnen auszuweichen. Die Russen waren mit den behutsamen Bewegungen Dauns unzufrieden u. Soltikow erklärte, daß er, da er nicht glaube, daß Daun u. Laudon im Staude sein würden den König von der Vereinigung mit seinem Bruder Heinrich abzuhalten, wenn die Preußen über die Oder gingen, sich sogleich nach Polen zurück ziehen würde. Durch diese Drohung wurde Daun bewogen am 15. Aug das preußische Lager bei Liegnitz, in Nachahmung des Angriffes von Hochkirch, zu überfallen; der König war aber mit Dauns Plänen bekannt u. Laudon fand, als er sich mit Tagesanbruch mit 30, 000 Mann dem preußischen Lager näherte, um den linken Flügel desselben anzugreifen, die preußische Armee in Schlachtordnung u. wurde sogleich von dem zweiten Treffen derselben angegriffen. während das erste bestimmt war Daun zu beobachten. Laudon ließ seine Cavallerie gegen die preußische vorbrechen, allein sie wurde zurückgeworfen u. in Moräste getrieben, woraus sie nur mit Mühe sich wieder arbeiten konnte. Darauf rückte die preußische [46] Infanterie vor, warf die österreichische u. entschied. Daun wußte von diesen Vorgängen nichts, da ein widriger Wind den Schall des Kanonenfeuers verbarg, u. überdies fand er bei seinem Vorrücken das preußische Lager verlassen, welches der König in der Nacht verändert hatte, u. wußte nun gar nicht, wo sich die Preußen hingewendet hatten. Endlich näherte er sich dem ersten Treffen der Preußen u. machte einige Versuche vorzudringen, wurde aber durch das Terrain aufgehalten u. stand vom weiteren Kampfe ab. Laudon aber zog sich nach einem Verluste von 10,000 Mann u. 82 Kanonen zurück; um 5 Uhr Morgens war der Sieg für Friedrich II. entschieden u. um 10 Uhr war die preußische Armee schon im Marsch, um eilig die Katzbach zu passiren u. bei Parchwitz die Russen unter Tschernyschew, welche 20,000 Mann stark die Oder deckten, anzugreifen. Auf diese Bewegung zog sich die russische Hauptarmee sogleich über die Oder, u. durch List bewog Friedrich auch den General Tschernyschew ihr zu folgen. Friedrich manövrirte nun Daun nach Böhmen zurück u. vereinigte sich dann am 29. August bei Breslau mit dem Heere des Prinzen Heinrich, doch ließ dieser den General von der Goltz mit 12,000 Mann zur Beobachtung der Russen zurück. In dieser Zeit war Sachsen, bis auf Wittenberg u. Torgau, für die Preußen verloren gegangen. Den hier commandirenden General Hülsen hatte die Reichsarmee, durch Hadik u. 12,000 Württemberger verstärkt, welche der Herzog außer seinem Reichscontingente aufstellte u. befehligte, am 18. Aug. in dem Lager bei Strehlen angegriffen; Hülsen schlug zwar den Angriff ab, zog sich aber doch zurück, um seine Magazine zu decken, u. ging nach sechs Wochen wegen Mangels an Lebensmitteln nach Brandenburg. In Pommern hatten die Russen unter General Demidow mit 15,000 Mann am 23. Aug. die Festung Kolberg eingeschlossen, vor welcher eine russische Flotte lag; die Stadt wurde stark bombardirt, aber ihr Commandant Heiden vertheidigte sie aufs tapferste, bis General Werner mit 5000 Mann in Eilmärschen aus Schlesien zum Ersatze herbeikam u. sogleich angriff. Die Russen hoben eiligst die Belagerung auf u. retteten sich mit Zurücklassung aller Kanonen, Zelte u. Munition auf die Schiffe, od. entflohen zu Lande. Werner wendete sich hierauf gegen die Schweden, welche sich in Pasewalk festgesetzt hatten, warf sie in die Vorstädte u. ging darauf nach Mecklenburg, um dort Erholungsquartiere zu beziehen. Russen u. Österreicher dachten an die Winterquartiere, da jedoch Daun solche nicht in Böhmen, sondern in Schlesien nehmen wollte, so beredete er die Russen zu einem Angriffe auf Berlin. Deshalb ließ Soltikow den General Tschernyschew mit 20,000 Mann nach dem Brandenburgischen aufbrechen, deren Marsch er mit seiner Hauptmacht in einiger Entfernung deckte; zugleich rückten 15,000 Österreicher unter Lascy u. Brentano in Eilmärschen gegen Berlin vor. Am 3. Oct. 1760 erschien General Tottleben mit der russischen Vorhut, 3000 Mann stark, vor Berlin, wo nur 1200 Mann unter General Rochow standen. Der alte Feldmarschall Lehwald, der verwundete Seydlitz u. General Knoblauch, welche in Berlin anwesend waren, ermunterten den General Rochow zum Versuch der Vertheidigung der Stadt gegen die Übermacht u. übernahmen selbst Commandos in kleinen vor den Thoren angelegten Schanzen. In der Nacht beschossen die Russen die Vorstädte mit Granaten u. bestürmten zwei Thore, aber das entstandene Feuer wurde gelöscht u. die Stürme abgeschlagen. Am anderen Tage traf Prinz Eugen von Württemberg mit 5000 Mann in Berlin ein, mit denen er 9 Meilen in einem Tage zurückgelegt hatte, griff nach kurzer Rast den General Tottleben an u. warf denselben nach Köpenik zurück. Aber jetzt war auch Tschernyschew herangekommen u. verstärkte Tottleben so ansehnlich, daß. der Prinz sich wieder in die Stadtzurückziehen mußte. Doch nun traf auch Hülsen mit seinem Corps aus Sachsen ein u. fand sich stark genug den Feinden vor den Thoren die Spitze zu bieten. Aber die Annäherung der Österreicher u. die Ankunft Soltikows in Frankfurt a. d. O. bewog die preußischen Generale sich nach Spandau zurückzuziehen. Berlin capitulirte nun mit dem General Tottleben, einem Deutschen, welcher lange in Berlin gelebt hatte u. die Stadt mild behandelte. Berlin sollte 4 Mill. Rthlr. Contribution bezahlen, aber dem patriotischen Kaufmann Gotzkowski, welcher nach der Schlacht von Zorndorf vielen russischen Offizieren Gutes erwiesen hatte, gelang es die Summe bis auf 1,700,000 Thlr. zu ermäßigen u. auch die Zerstörung der Fabriken abzuwenden. Sechs Tage nach Tottleben langte Lascy an u. sah mit Verdruß Tottlebens gelindes Verfahren; aber dieser behauptete sich in dem Posten eines Oberbefehlshabers u. räumte nur auf Tschernyschews ausdrücklichen Befehl den Österreichern drei Thoreder Stadt ein u. bewilligte demselben von der Contribution 50,000 Thlr. Die Feinde hausten in Berlins Umgegend barbarisch, bes. verwüsteten sie die königlichen Luftschlösser Ebartottenburg u. Schönhausen, aber auf die Nachricht von des Königs Anmarsch räumten sie am 12. Oct. Berlin eiligst; Tottleben u. Tschernyschew gingen über die Oder zurück u. Lascy zog sich nach Sachsen, um sich mit Daun zu vereinigen, welcher dem Könige folgte. Die Russen verwüsteten auf ihrem Rückwege Alles; die Städte Köpenik, Fürstenwalde, Beskow, Landsberg a. d. W. etc. wurden geplündert u. das Land glich einer Wüste. Zur Repressalie dafür, daß die Sachsen Charlottenburg verwüstet hatten, ließ der König, welcher bisher die kurfürstlichen Schlösser geschont hatte, das Jagdschloß Hubertusburg plündern.

In Sachsen hatte nach Hülsens Abzug mittlerweile die Reichsarmee Torgau u. Wittenberg erobert; Friedrich wendete sich aber bei Groß-Möran, wo er die Nachricht von der Räumung Berlins erhielt, statt nach Köpnik, nach Lübben u. ließ den General von der Goltz zur Beobachtung Laudons in Schlesien zurück, Daun folgte ihm nach Sachsen. Die Generale Hülsen u. Prinz Eugen zogen nach Magdeburg, um der königlichen Armee Lebensmittel zuzuführen. Der König selbst überschritt bei Dessau die Elbe, vereinigte sich wieder mit jenen u. erschien, nachdem seine Vorhut einen Theil der Reichsarmee unter dem General Wied bei Pretsch im Dübener Wald geschlagen hatte, unerwartet in Düben, welches er mit 5000 Mann besetzen u. durch Redouten befestigen ließ. Von hier ans wendete sich Hülsen nach Leipzig, vertrieb die Reichstruppen u. Württemberger u. besetzte die Stadt; auch Wittenberg fiel wieder in preußische Hände. Daun bezog nun ein festes Lager bei Torgau; die Russen standen bei Landshut an der Warthe u. warteten blos auf einen Sieg der Österreicher,[47] um in die Marken vorzurücken u. da ihre Winterquartiere zu nehmen. Friedrich II. beschloß Dauns Lager anzugreifen u. brach am 2. Nov. gegen Torgau auf. Am 3. ging er in vier Colonnen durch den Torgauer Wald, nachdem er sein aus 60 Bataillonenn. 130 Escadronen bestehendes Heer in zwei Theile getheilt u. die eine Hälfte dem General Ziethen untergeordnet hatte. Dauns Heer stand in einem großen Halbmonde; des Königs Plan war die beiden Flügel zugleich anzugreifen u. gegen den Mittelpunkt zu werfen, wodurch den Österreichern der Rückzug über die Elbe abgeschnitten worden wäre. Allein große Schwierigkeiten waren zu überwinden, denn Dauns Position war stark; sein linker Flügel stieß an die Elbe; der rechte war durch Anhöhen gedeckt, mit starken Batterien versehen u. hatte Waldungen, Gräben, Moräste, Teiche u. Verhaue vor der Front. Das Lascysche Corps stand in geringer Entfernung von der Hauptarmee u. war wie diese auf beiden Flügeln durch eine Kette von Teichen gedeckt. Ziethen sollte dieses Corps zuerst angreifen u. wendete sich deshalb gegen Süptitz. Der König setzte seinen Marsch fort, warf einzelne österreichische Corps über den Haufen u. erschien am 3. Nov. Nachmittags um 2 Uhr vor dem österreichischen Lager. Ein fernes Kanonenfeuer, welches gegen eine Abtheilung Kroaten gerichtet war, ließ ihn glauben, Ziethen sei schon im Kampfe begriffen, u. er griff nun an, ward aber von Daun mit einem Feuer aus 400 Kanonen empfangen, daß bald von 5500 Grenadieren, die schon einen Verhau überstiegen hatten, nur noch 600 dienstfähig blieben. Indessen drang die preußische Infanterie dennoch vorwärts, erstieg Anhöhen u. eroberte Batterien. Aber die Vortheile konnten nicht behauptet werden, denn die Cavallerie u. das Geschütz waren noch zurück, u. Daun führte frische Truppen ins Gefecht, von welchen die Preußen in den Wald zurückgetrieben wurden. Die preußische Cavallerie kam endlich herbei u. hatte glückliche Erfolge, aber sie mußte schließlich der gesammten österreichischen Reiterei weichen. Ein nochmaliger Angriff des Fußvolkes, welchen der König selbst leitete, schlug fehl, die Nacht brach ein, alle Kräfte waren erschöpft, der König selbst an der Brust durch einen Streifschuß zwar leicht aber schmerzhaft verwundet, u. Daun, welcher im Schenkel blessirt war, sendete einen Courier mit der Siegesbotschaft nach Wien ab. Bei Ziethen war es besser gegangen; dieser hatte wegen der Unfälle, welche die Armee des Königs erlitt, seinen ersten Plan geändert u. mit Hülse des Generals von Saldern die Süptitzer Höhen erstiegen, das Dorf Süptitz nach kurzem Kampfe genommen u. eine große feindliche Batterie erobert. Von diesen Anhöhen herab begann er jetzt ein starkes Feuer auf die Österreicher, welches in der Dunkelheit die ohnehin große Verwirrung noch vermehrte. Auch Hülsen kam jetzt herbei u. verstärkte den linken Flügel der Preußen. Lascy machte nun mit 20,000 Mann einen Versuch die Süptitzer Höhen wieder zu nehmen, wurde aber von Saldern zweimal zurückgeschlagen, u. Daun war nun zum Rückzug über die Elbe gezwungen, welchen er mittelst drei Schiffbrücken ausführte. Die Preußen brachten die Nacht auf der Wahlstatt zu, an ihren Feuern oft mit Österreichern untermischt, welche ihre Regimenter verloren u. eine Art von Waffenstillstand geschlossen hatten, dem zufolge sich am anderen Morgen diejenige Partei, welche unterlegen wäre, dem Sieger ergeben sollte, denn Niemand wußte, wer gesiegt hatte. Der König brachte die Nacht nach der Schlacht in der Kirche des Dorfes Elsnig zu u. dictirte seine Befehle; da er aber von dem Rückzuge der Österreicher nichts wußte, so traf er alle Anstalten zur Erneuerung der Schlacht. Daun zog sich auf dem rechten Elbufer nach Dresden zurück; er hatte 12,000 Todte u. Verwundete, 50 Kanonen u. 8000 Gefangene verloren, der Verlust der Preußen war 12,000 Mann. Daun reiste nach Wien, um seine Wunde zu heilen, u. wurde von der Kaiserin, trotz der verlorenen Schlacht, ehrenvoll empfangen; an seiner Stelle befehligte jetzt General O'Donnel die österreichische Hauptarmee, da auch Buccow schwer verwundet war. Ganz Sachsen, mit Ausnahme Dresdens, fiel durch diesen Sieg in Friedrichs Hände zurück; die preußischen Winterquartiere waren gesichert u. der König konnte Truppen nach Schlesien, in die Mark u. nach Pommern schicken, um von dort alle Feinde zu vertreiben. Laudon zog sich, nach einem vergeblichen Versuch auf Kosel, in die Umgegend von Glatz zurück, die Russen gingen nach Polen, die Schweden nach Stralsund. 8000 Preußen marschirten aus Sachsen zum Herzog Ferdinand; der König nahm sein Hauptquartier in Leipzig u. forderte 800,000 Thlr. Contribution, bis zu deren Zahlung er mehre der angesehensten Kaufleute als Geißeln wegführte. Indem sich Friedrich II. auf diese Art Geld verschaffte, half er sich auch noch dadurch, daß er die Münze an den Juden Ephraim für 7 Mill. Thlr. verpachtete, welcher aber so schlechtes Geld prägte, daß ein guter Friedrichsd'or 20 Thlr. Werth hatte. Die anderen Krieg führenden Mächte, Hannover ausgenommen, ahmten dies nach, u. bald war Deutschland mit einer werthlosen Münze (s. Ephraemiten) überschwemmt.

B) Operationen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig gegen die Franzosen im Jahr 1760. Die Franzosen hatten den Feldzug dieses Jahres mit 130,000 Mann eröffnet, von denen 30,000 am Niederrhein u. 100,000 M. in Westfalen fechten sollten. Der Herzog von Broglio, welcher jetzt an Contades Stelle die Hauptarmee befehligte, hoffte so die alliirte Armee zu trennen; aber ein Rangstreit unter Broglios Untergeneralen gab dem Herzog Ferdinand Zeit sein Heer durch 7000 Briten zu vermehren, welche bei Emden gelandet waren, so daß er jetzt 70,000 Mann stark war, unter denen 66h 20,000 Engländer befanden. So rückte er den Franzosen, welche in Hannover eindringen wollten, entgegen. Am 9. Juli traf der Erbprinz von Braunschweig mit der Vorhut bei Korbach auf den Feind, die Alliirten wurden durch große Übermacht erdrückt u. verloren beim Rückzug 800 Mann u. 15 Kanonen. Am 16. Juli überfiel der Erbprinz bei Emsdorf ein französisches Corps, schlug es gänzlich u. nahm den General Glaubitz mit 2700 Mann gefangen, eroberte einige Geschütze u. Fahnen u. alles Gepäck u. Kriegsgeräthe. Der Herzog von Württemberg, welcher während dieses Feldzuges mit der Reichsarmee in Sachsen vereinigt war, hatte zu Anfang desselben das französische Heer mit seinem Corps verlassen, weil er nicht unter dem Commando des Prinzen Xaver von Sachsen, des Bruders der Dauphine, dienen wollte, u. deshalb verließen auch der Graf St. Germain, der Graf Luc u. der Marquis Voyer das Heer. Ihre Entfernung verursachte manche Unordnungen, u.[48] diese benutzend griff Herzog Ferdinand am 31. Juli die französische Armee (35,000 Mann) unter dem Chevalier de Muy bei Marburg von allen Seiten an u. schlug sie ungeachtet ihrer tapferen Gegenwehr in die Flucht. Die französische Reiterei stürzte sich in die Diemel u. entkam, aber von der Infanterie ertranken sehr viele; die Franzosen verloren 5000 Mann u. 20 Kanonen, die Verbündeten 1200 Mann. Aber den Verlust von Kassel, welches der Gouverneur, General Graf Kielansegge, räumte u. welches an dem Tage des Gefechtes von Marburg (am 31. Juli) von den Franzosen besetzt wurde, hob diesen Vortheil wieder auf. Der kleine Krieg wurde nun lebhaft fortgeführt, u. wegen des Mangels an Festungen in Nieder-Sachsen u. Westfalen waren bald die Franzosen, bald die Verbündeten Meister einer Provinz. In England entwarf jetzt Pitt einen Plan, dem zu Folge man den Krieg in das Herz von Frankreich spielen od. wenigstens die Franzosen von Hannover abziehen wollte, u. der Erbprinz von Braunschweig mußte deshalb mit 15,000 Mann nach Kleve marschiren, um die Franzosen von dort zu vertreiben u. Wesel zu belagern. Er zog die Besatzungen von Münster u. Lippstadt an sich, ging über den Rhein u. eröffnete, ungeachtet des anhaltenden Regens, am 10. Oct. die Laufgräben vor Wesel. Sogleich eilte der Marschall von Castries mit 20,000 Mann, welche bei Neus noch durch 10,000 Mann verstärkt wurden, herbei u. beide Heere trafen sich am 16 Oct. bei Kloster Kampen. Der Erbprinz, obgleich weit schwächer, griff lebhaft an u. unterhielt das Gefecht den ganzen Tag über; aber es gelang ihm, trotz aller Tapferkeit, nicht die Franzosen aus einem Walde zu vertreiben, u. so mußte er sich endlich, mit 1600 Mann Verlust u. selbst verwundet, über den Rhein zurückziehen; die Franzosen hatten 2600 Mann verloren. Die Belagerung von Wesel wurde aufgehoben Der Erbprinz lagerte bei Bruyère. Öfters bot der Herzog Ferdinand dem französischen Befehlshaber Broglio, welcher unbeweglich in seinem verschanzten Lager bei Eimbeck stand, eine Schlacht an; er blockirte hierauf Göttingen, welches mit 5000 Franzosen besetzt war, u. wenn er es auch nicht in seine Gewalt bekam, so bewog. er durch die Blockade doch Broglio sich nach Hessen zu ziehen u. seine Winterquartiere um Kassel aufzuschlagen; Soubise aber verlegte sein Heer in Cantonnirungen an den Nieder- Rhein u. die Verbündeten bezogen ihre Quartiere in Westfalen u. suchten durch Ankäufe in Holland u. England ihre Magazine zu füllen.

VI. Feldzug von 1761. A) Politische Verhältnisse in Europa Ereignisse in Schlesien, Pommern u. Sachsen. Alle kriegführenden Völker wünschten den Frieden, aber nicht ihre Beherrscher. Friedrich II. war nicht Willens irgend ein Opfer deshalb zu bringen; Maria Theresia wäre zu jener Zeit mit der Zurückgabe von ganz Schlesien nicht zufrieden gewesen, u. die Kaiserin Elisabeth von Rußland betrachtete Preußen als ein erobertes Land; der König von Schweden u. sein Volk waren dem Kriege mit Preußen von jeher abgeneigt gewesen, aber die ganze Macht lag damals in den Händen der Reichsräthe, u. diese gehorchten den Franzosen; geheime Befehle des Königs von Schweden mochten daher die Maßregeln seiner Generale in Pommern leiten einen so wirkungslosen Krieg zu führen. Am unzufriedensten mit dem Kriege waren die Franzosen; er kostete Menschen u. Geld, ohne Ruhm einzubringen u. versprach der Nation keine Vortheile, aber die Pompadour u. der Herzog von Choiseul, persönlich gegen Friedrich II. eingenommen, wollten Krieg, u. so wurde er fortgesetzt. Im Oct. 1760 war König Georg II. von England gestorben, u. mit ihm erlosch der Eifer des Hofes für die Fortsetzung des Landkriegs. Zwar war Pitt, welcher das Unterhaus lenkte, noch Minister, aber seine Macht bei dem neuen König Georg III. mußte er mit Lord Bute theilen, welcher dem Kriege abhold war, u. Bute brachte es dahin, daß die Hülfsgelder nicht mehr an Friedrich II. ausgezahlt wurden, weshalb dieser von nun an aus Geldmangel nur vertheidigungsweise verfahren konnte. Die Österreicher, denen dies ungewohnt war, hielten seine Behutsamkeit für eine Kriegslist u. gingen daher auch nicht angreifend zu Werke. Ihre Hauptabsicht war auf Schlesien gerichtet, u. die Eroberung dieser Provinz wurde dem Feldzeugmeister Laudon mit 72,000 Mann übertragen. Mit ihm sollte zugleich Buturlin, welcher jetzt an Soltikows Stelle die Russen befehligte, mit 60,000 Mann in Schlesien einfallen. Um Schlesien zu retten, brach Friedrich II. im Frühjahr 1764 dahin auf, die Beschützung Sachsens gegen Daun dem Prinzen Heinrich überlassend. Am 10. Mai kam er bei Löwenberg an; Laudon wurde durch kaiserliche Befehle bei Braunau im Lager fest gehalten u. die Russen standen noch in Polen. General von der Goltz war, um sie zu beobachten, bei Glogau mit 12,000 Mann aufgestellt, u. Friedrich verstärkte ihn noch mit 9000 Manu u. gab ihm zugleich Befehl gegen die Russen vorzudringen, um deren Corps zu schlagen, bevor sie sich vereinigt hatten. Aber Goltz, starb, ehe er diesen Befehl ausführen konnte, u. als Ziethen, welcher an seine Stelle kam, in Polen einrückte, fand er die Russen schon vereinigt. General Buturlin drang nun in Schlesien ein u. auch Laudon verließ sein Lager, um sich mit ihm zu vereinigen; der König suchte aber diese Vereinigung zu hindern. So entstand eis Hin- u. Hermarschiren u. eine Kette von Manövern, welche diese Vereinigung drei Monate lang aufhielten, aber endlich, am 12. August, gelang sie doch bei Striegau, u. Buturlin sah sich nun an der Spitze eines mehr als 130,000 Mann starken Heeres, welchem der König nur 50,000 Mann entgegen. zustellen hatte. Mit diesen bezog nun Friedrich II. en Lager bei Bunzelwitz, unweit Schweidnitz, wodurch diese Festung gedeckt wurde, u. die Russen u. Österreicher zogen einen Halbmond um dasselbe, so daß ihm blos der Rücken frei blieb. Nie war Friedrichs Lage gefährlicher gewesen, als jetzt. Eine Schlacht zu liefern war nicht thunlich, denn ein Sieg konnte ihm bei den ungeheuern Übermacht wenig Vortheil bringen u. eine Niederlage mußte für ihn vernichtend sein. Er verschanzte daher sein Lager so vortheilhaft als möglich; die Dörfer Bunzelwitz, Jauernick, Zeschen u. Peterwitz wurden stark befestigt, vier Hügel innerhalb des Lagers zu Bastionen umgeschaffen, Verhacke, Wolfsgruben, Flatterminen u. Batterien überall angelegt u. das Ganze einer Festung ähnlich gemacht. Trotz aller Eile wäre aber das Lager schwerlich vor dem Angriff fertig geworden, hätten sich, nicht Differenzen in den politischen u. militärischen Ansichten Buturlins u. Laudons vorgefunden u. hätten nicht Eifersüchteleien[49] über den Rang Beider eingewirkt. Als aber das Lager fertig war, mehrten sich noch die Differenzen, u. endlich erklärte Buturlin im Kriegsrath, daß er nichts wagen würde. Im preußischen Lager standen unterdessen die Truppen die ganze Nacht in Schlachtordnung, um stets zum Empfange des Feindes gerüstet zu sein; an Lebensmitteln fehlte es zwar nicht, denn aus Schweidnitz wurde wenigstens Brod reichlich herbeigeschafft, dagegen mangelte es an Fleisch u. Gemüse u. die Nachtwachen verursachten häufige Krankheiten. Im Lager der Österreicher u. Russen war der Mangel an Lebensmitteln u. Fourage noch empfindlicher, u. um diele Noth zu vermehren, schickte Friedrich II am 10. Sept. den General Platen mit 7000 Mann in den Rücken der Russen, welche in Polen eindrangen u. bei Gostin eine von 4000 Mann vertheidigte Wagenburg von 5000 Wagen eroberten u. zerstörten; außerdem verbrannte er noch drei Magazine. Dies gab Buturlin einen Vorwand zurückzugehen; er trennte sich von den Österreichern u. ging am 13. Sept. über die Oder nach Polen, doch ließ er 20,000 Mann unter Tschernyschew bei Laudon stehen. Friedrich II. blieb noch 14 Tage in seiner Stellung, dann verließ er sein Lager bei Bunzelwitz u. suchte Laudon durch Märsche zum Rückzuge nach Böhmen od. zu einer Schlacht zu bewegen. Er ging nun nach Münsterberg, um sich dem mit allen Vorräthen versehenen Neiße zu nähern. Kaum war er aber aufgebrochen, so verließ auch Laudon sein Lager, rückte gegen Schweidnitz vor, welches der General Zastrow mit 3700 Mann vertheidigen sollte, überfiel u. nahm diesen Platz in der Nacht vom 30. September zum 1. October u. sicherte so den Österreichern die Winterquartiere, zum ersten Male nach sechs Feldzügen. Aber dennoch war man am Wiener Hofe mit Laudon unzufrieden, denn er hatte diesen Überfall auf seine Faust unternommen, ohne in Wien deshalb anzufragen, u. nur durch Vertretung des Kaisers u. mehrer Großen entging er der Entsetzung. Statt, wie Friedrich glaubte, auf Breslau loszugehen blieb Laudon unbeweglich in seinem Lager bei Freiburg. Auch Friedrich II., durch den Fall von Schweidnitz, wie durch den späteren von Kolberg entmuthigt, legte hierauf seine Armee in Cantonnirungsquartiere u. nahm sein Hauptquartier in Strehlen an der Ohlau. Hier drohte ihm aber eine große Gefahr. Der Baron Warkotsch, ein schlesischer Edelmann, welcher sich der Gunst Friedrichs II. erfreute, hatte den Plan entworfen den König lebendig od. todt in österreichische Hände zu liefern, u. schon am 15. Aug., als der König auf dem Warkotschen Schlosse Schönbrunn übernachtete, hinderte nur ein Zufall diesen Anschlag. Jetzt, da der König in dem dicht bei Strehlen gelegenen Dorfe Woiselwitz sein Quartier hatte u. blos von einigen Grenadiercompagnien bewacht wurde, nahm Warkotsch den Plan wieder auf u. theilte denselben dem in Münsterberg stehenden kaiserlichen Obersten Wallis mit, welcher sogleich darauf einging. Zur sicheren Ausführung wollte man 10 Dörfer um Strehlen anzünden, dadurch die Aufmerksamkeit der Preußen von des Königs Quartier ablenken u. dieses am 29. Nov. aus einem Walde durch Husaren überfallen u. den König gefangen nehmen od. tödten lassen. Der Jäger Cappel, welcher bei dem Baron Warkotsch in Diensten war, brachte aber am Abend zuvor einen an den Obersten Wallis gerichteten Brief zu dem lutherischen Pfarrer Gerlach in Schönbrunn, welcher denselben sogleich in das Hauptquartier des Königs schickte u. diesen so rettete. Der Baron u. sein Helfer, der katholische Priester Schmidt, entflohen, aber die Güter des Ersteren wurden eingezogen. Der König bezog hierauf die Winterquartiere längs der Oder, zwischen Brieg u. Glogau, u. nahm das Hauptquartier in Breslau. Unterdessen hatten die Russen ihre Übermacht in Pommern benutzt, wo jetzt an Tottlebens Stelle, welcher wegen seiner gelinden Behandlung Berlins in Ungnade gefallen war, Romanzow befehligte, um Kolberg zum dritten Male zu belagern. Er rückte deshalb im August mit 27,000 Mann u. einer Flotte von Kronstadt an. Der Prinz Eugen von Württemberg bezog mit 6000 Preußen ein verschanztes Lager dicht vor der Festung u. that sein Möglichstes sie zu vertheidigen; auch der Oberst Hülsen, welcher schon zweimal die Stadt erhalten hatte, machte dem Feinde jeden Fuß breit Landes streitig. Romanzow eröffnete die Laufgräben gegen das verschanzte Lager u. beschoß dieses u. die Stadt lebhaft Anfang October zwang aber ein Sturm die russische Flotte die Küste zu verlassen, u. nun konnte Kolberg, wo die Lebensmittel zu mangeln anfingen, von Stettin aus neu verproviantirt werden. Am 4. Oct. vereinigte sich auch das Corps des Generals von Platen, welches seine Expedition in Polen vollendet hatte, mit dem des Prinzen von Württemberg, u. der General Knoblauch wollte mit 2000 Mann. von Treptow aus einen Transport Lebensmittel in die Festung geleiten. Aber hier wurde er von 8000 Mann angegriffen u. gezwungen sich zu ergeben. Die Noth, welche in Kolberg herrschte, wurde durch die vor demselben gelagerten preußischen Corps noch vermehrt; der Prinz von Württemberg u. Platen zogen daher, um den Russen im Rücken noch mehr Schaden als jetzt thun zu können, auch in der Nacht vom 14. zum 15. Nov. ab. Heiden setzte übrigens mit seinen 700 Mann Landwehr die Vertheidigung gegen 40,000 Russen fort, aber da mehre Versuche die Stadt mit Lebensmitteln zu versehen mißglückten, so übergab er am 16. Dec. 1761, nach einer viermonatlichen Belagerung u. auf die zehnte Aufforderung, Kolberg, nachdem schon seit dem 13. Dec. alles Brod aufgezehrt war. Der Prinz von Württemberg bezog nun Winterquartiere in Mecklenburg u. Platen in Sachsen, wohin sich auch Belling begab. In Sachsen hatte Prinz Heinrich gegen Daun u. die Reichsarmee ansehnliche Vortheile errungen, bes. hatten der wiedergenesene Seydlitz u. der General Kleist dem Feinde vielen Abbruch gethan u. alle Pläne Dauns vereitelt, aber dennoch konnte Heinrich nur einen Theil von Sachsen besetzen, u. die Truppen, welche er in die Städte als Besatzung legen mußte, waren meist Überläufer u. ganz unzuverläßlich.

B) Kampf des Herzogs Ferdinand von Braunschweig mit den Franzosen 1761. Am 11. Febr. brach Herzog Ferdinand in vier Colonnen aus Westfalen auf, überfiel die Franzosen unter Broglio u. schlug sie in die Flucht. Sie räumten Hannover u. Dessen u. behielten blos feste Plätze, wie Kassel, Göttingen, Marburg etc. besetzt, von denen aber die kleineren schnell verloren gingen. Am 15. Febr. schlug der hannöversche General Spörken bei Laugensalze die Sachsen u. Reichsvölker, u. in Folge dieses Treffens verließen[50] die Franzosen noch mehre Posten. Aber noch war Kassel zu erobern, welches vom General Broglio, dem Bruder des Obergenerals, mit 10,000 Mann vertheidigt wurde. 15,000 Hannoveraner, von dem Grafen von Schaumburg-Lippe-Bückeburg befehligt, belagerten es, u. schon am 1. März wurden die Laufgräben eröffnet u. das Feuer gegen die Festungswerke begonnen, die Stadt aber sorgfältig geschont. Der Graf konnte aber nichts ausrichten, sein Munitionsvorrath ging zu Ende u. die bösen Wege hielten alle Transporte auf. Der Marschall Broglio bot Alles auf, um Kassel zu entsetzen; er hatte sein Heer am Niederrhein rasch zusammengezogen, den Erbprinzen von Braunschweig bei Grünberg angegriffen u. zum Rückzuge auf die Hauptarmee gezwungen, welche während der Zeit die Blockaden von Ziegenhain u. Marburg in Belagerungen verwandelt u. den ersten Ort in Asche gelegt hatte, ohne dadurch die Franzosen zur Übergabe zu bewegen. Jetzt mußten nicht nur diese Belagerungen, sondern auch die vierwöchentliche von Kassel aufgehoben werden. Herzog Ferdinand zog sich nach Paderborn, der Erbprinz nach Münster zurück, u. nun waren die Franzosen von Neuem Meister in Hessen u. der Weg nach Hannover stand ihnen wieder offen. Mangel an Lebensmitteln zwang aber beide Theile sich bis Ende Juni in ihren Cantonnirungsquartier en ruhig zu halten. Broglio blieb in Kassel, Prinz Xaver von Sachsen bei Eisenach u. Sonbise am Niederrhein. Letzter rückte zu Ende des Juni gegen Dortmund vor, wurde aber am 2. Juli von dem verbündeten Heere zum Rückzuge genöthigt. Aber währenddem war auch Broglio von Kassel abmarschirt u. hatte das an der Diemel aufgestellte Corps des Generals Spörlen zum Rückzuge nach Hamm gezwungen. Broglio u. Soubise vereinigten sich nun bei Paderborn, wurden aber durch die Parteigänger des Prinzen Ferdinand, welche ihnen alle Lebensmittel auffingen, beschäftigt. Der Prinz von Braunschweig bezog ein festes Lager bei Hohenover (Villingshausen), welches die französischen Marschälle am 15. Juli angriffen; obgleich zurückgeschlagen, setzten sie doch das Gefecht bis zur Nacht fort u. erneuerten es am 16. Juli. Broglio befehligte den rechten, Soubise den linken Flügel, u. dem letzteren stand der Erbprinz entgegen. Die Franzosen konnten aber kein Terrain gewinnen, dagegen bemächtigten sich die Alliirten einer Anhöhe, wodurch sie den rechten Flügel der Feinde in Unordnung brachten. Der Erbprinz schlug auch die ihm entgegenstehenden Franzosen. Sie verloren 5000 Mann u. mehre Kanonen. Wenige Tage nach diesem Gefechte wurde der Prinz August von Braunschweig, der Bruder des Erbprinzen, in einem Scharmützel tödtlich verwundet. Der hannöversche Parteigänger Freitag zerstörte währenddem im Rücken. der. französischen Heere viele Magazine u. fing Zufuhren auf. Broglio ging nun nach Kassel, Soubise über die Roer, u. nun mußte sich auch das verbündete Heer in zwei Corps theilen; mit dem größeren beobachtete der Herzog Ferdinand den Marschall Broglio, mit dem kleineren der Erbprinz den Fürsten Soubise. Letzter rückte vor, um Münster zu belagern, aber sein Gegner nahm Dorsten an der Lippe mit Sturm, erbeutete die dort befindlichen Magazine der Franzosen, zerstörte alle Belagerungsrüstungen u. zwang Soubise zum Rückzug über die Lippe. Zuletzt entschloß sich auch Broglio zum Rückzug nach Hessen. Der Herzog Ferdinand stellte sich wieder bei Paderborn auf, wo sich der Erbprinz mit ihm vereinigte. Prinz Xaver von Sachsen erhielt von Broglio Befehl Wolfenbüttel zu erobern, um den Verbündeten eine Diversion zu machen, was ihm nach einem fünftägigen Bombardement auch gelang. Darauf wendete er sich gegen Braunschweig, aber hier zwang ihn der Prinz Friedrich von Braunschweig im Verein mit dem General Luckner zum Rückzug von Braunschweig u. zur Räumung von Wolfenbüttel. Die Armee des Fürsten Soubise schickte während der Zeit Streifcorps nach Westfalen, welche Osnabrück brandschatzten u. sogar Emden eroberten; aber ein Versuch Bremmen zu nehmen mißglückte. Zuletzt verjagte Herzog Ferdinand die Franzosen unter General Chabot aus Eimbeck, u. nun bezogen beide Heere ihre alten Winterquartiere.

Nach dem Ende dieses Feldzugs befand sich Friedrich II. in einer verzweifelten Lage. Die Russen cantonnirten zum ersten Male während des Winters in Pommern u. der Neumark, die Österreicher in Schlesien, u. Sachsen, dessen Hauptstadt in österreichischen Händen war, konnte kaum so viel Proviant liefern, als der Prinz Heinrich für sein Heer brauchte. Des Königs Armee zählte kaum 30,000 Mann, nicht stärker war die des Prinzen Heinrich; an Menschen u. Geld waren Friedrichs Staaten erschöpft, seine alten Soldaten, seine besten Generale waren geblieben u. die englischen Hülfsgelder blieben aus. 1761 erhielt er eine Gesandtschaft von dem Tatarkhan, welcher sich erbot gegen ansehnliche Hülfsgelder 16,000 Mann zu stellen u. in Ungarn einzufallen. Der König schloß auch einen Vertrag mit dem Khan ab u. suchte denselben zu bereden auch in Rußland einen Einfall zu thun u. so den Sultan wider Willen mit fortzureißen.

VII. Der Feldzug 1762. A) Friede mit Rußland u. Schweden. Während es im Anfang des Jahres 1762 den Anschein hatte, daß Stettin u. sogar Berlin u. die Marken in russische Hände fallen würden, änderte der am 5. Jan. 1762 erfolgte Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland die ganze Sachlage, denn ihr Neffe u. Nachfolger, Peter III., ein großer Verehrer Friedrichs II., sendete sogleich den Obersten Gudowitz in das königliche Hauptquartier nach Breslau, um dem Könige seine Freundschaft zu versichern, u. gab gleich. darauf die preußischen Gefangenen ohne Lösegeld frei, verbot das fernere Aushauen der Wälder in Preußen, unterstützte die pommerschen Stände mit Geld u. schloß am 16. März einen Waffenstillstand zu Stargard u. am 5. Mai den Frieden zu Petersburg, in welchem er dem König alle Eroberungen zurückgab u. ein Bündniß mit demselben schloß, demzufolge General Tschernyschew Befehl erhielt mit 20,000 Russen zu Friedrichs Heer zu stoßen. Gleich darauf trat auch am 22, Mai Schweden durch den Frieden zu Hamburg auf den Status quo von dem Kriegsschauplatz ab. Friedrich war so gerettet; die Armee wurde in allen Theilen verstärkt, bes. die leichten Truppen u. die Artillerie, u. die erste reitende Artillerie errichtet. Die Geldmittel schaffte er zum Theil durch Contributionen, bes. in Sachsen, so mußte Leipzig wieder 1,100,000 Thlr. zahlen. Nun wurde der ganze Operationsplan geändert; der Herzog von Braunschweig-Bevern, den Prinz von Württemberg u. Werner, welche mit ihren Corps den Russen[51] entgegengestanden hatten, wurden nach Schlesien geschickt. In Sachsen sollte Prinz Heinrich Dresden belagern, in Schlesien wollte der König vor Allem Schweidnitz wieder erobern, die Tataren sollten in Ungarn einfallen u. dort durch ein preußisches Corps unter Werner unterstützt werden. Die Tataren blieben aber aus u. auch die andern Operationspläne wurden geändert. Die Österreicher nämlich zogen den größten Theil ihrer Macht nach Schlesien u. ließen nur ein Corps zur Unterstützung der Reichsarmee in Sachsen. Im Mai hatte Feldmarschall Daun an Laudons Stelle in Schlesien das Obercommando übernommen u. sich zwischen Schweidnitz (welches von 12,000 Mann vertheidigt wurde) u. Glatz auf den Höhen in dem verschanzten Lager bei Burkersdorf u. Lautmannsdorf aufgestellt. Gegen Ende Juni hatte Friedrich seine Armee versammelt u. rückte in die Gegend von Schweidnitz, während seine leichten Truppen u. Kosacken in dem Rücken der Österreicher Böhmen beunruhigten u. bis vor Prag streiften. Zugleich fielen auch in Mähren Preußen ein u. setzten das Land in Contribution. Aber Daun war durch solche Demonstration nicht zu bewegen seine Stellung zu verlassen, u. so lange er hier stand, war die Belagerung von Schweidnitz nicht zu unternehmen. Da erhielt am 19. Juli Tschernyschew Nachricht von der Revolution in Petersburg am 9. Juli 1762 u. von der Entthronung des Kaisers Peter III. u. zugleich den Befehl mit seinem Corps die Preußen zuverlassen u. nach Rußland zurückzukehren. Er zeigte dem König die erhaltene Ordre, welcher ihn hat dieselbe nur so lange zu verschweigen, bis die Anstalten zur Verpflegung seines Corps auf dem Rückmarsche noch nicht getroffen waren, was dieser auch zusagte u. wodurch denn Friedrich II. noch, indem er den 21. Juni bei Reichenbach das österreichische hager angriff, von der Gegenwart der Russen Nutzen zog, da sie, wenn auch nicht fechtend, sondern nur figurirend, den ihnen gegenüberstehenden Flügel der Österreicher in Schach hielten, während der andere preußische Flügel das österreichische Lager, welches OKélly befehligte, lebhaft beschoß, dadurch die österreichische Cavallerie zum Weichen brachte u. nach vierstündigem Gefecht durch General Möllendorf stürmte. Die Österreicher verloren viel Geschütz, 1200 Mann Todte u. Verwundete u. 2000 Gefangene. General Brentano, mit einem Corps den Angegriffenen zu Hilfe geschickt, kam zu spät, u. ein Ausfall der Österreicher aus Schweidnitz zu demselben Behuf mißlang ebenfalls. Daun räumte nun seine Stellung, aber auch die Russen brachen am 22. Juli auf u. trennten sich von den Preußen. Die neue Kaiserin Katharina II. bestätigte indessen den mit Peter III. abgeschlossenen Frieden u. beobachtete eine strenge Neutralität. Am 8. August begann die Belagerung von Schweidnitz, von Tauenzien, dem früheren Vertheidiger Breslau's, befehligt. Der König deckte mit seinem Heere die Belagerung auf der einen, der Herzog von Braunschweig-Bevern auf der andern Seite. Daun, welcher sich tiefer in das Gebirge zurückgezogen hatte, versuchte gleich Anfangs einen Entsatz, indem er am 16. August mit den vier Corps der Generale Lasey, Öl Donnel, Beck u. Brentano den Herzog von Bevern von allen Seiten zugleich angriff; aber dieser gab sein Gepäck Preis, machte nach allen Seiten Front u. vertheidigte sich gegen die Übermacht mit der größten Tapferkeit so lange, bis der Prinz von Württemberg mit der Cavallerie des Königs u. der reitenden Artillerie herbeikam, das Corps von O' Donnel über den Haufen warf u. ihm Luft machte. Als der König mit einigen Infanteriebrigaden ankam, war das Gepäck schon zurück erobert u. der Feind im Rückzug nach Glatz. Die Belagerung wurde jetzt mit dem größten Eifer fortgesetzt; General Guasco befehligte in Schweidnitz; zwei französische Ingenieurs, Lefebre vor u. Gribauval in der Stadt, erschöpften sich in allen Künsten des Angriffs u. der Vertheidigung, bes. des Minenkriegs, u. erst nachdem am 9. Oct. 1762 durch eine große preußische Mine (Globe de compression) Bresche in ein Fort eröffnet worden war, capitulirte Guasco; die Besatzung wurde kriegsgefangen. Aber auch die Preußen hatten 8000 Mann bei dieser Belagerung verloren. Friedrich marschirte nun gleich nach der Eroberung von Schweidnitz nach Sachsen u. schickte den Prinzen von Neuwied mit 20 Bataillonen u. 45 Escadrons voraus; der Herzog von Bevern sollte zum Schutz Schlesiens zurückbleiben.

In Sachsen hatte währenddem der österreichische General Serbelloni mit den Österreichern u. der Reichsarmee unter Prinz von Stolberg den Plauischen Grund u. Dippoldiswalde besetzt u. sich über Freiberg bis nach Chemnitz u. Waldheim ausgedehnt; alle Übergänge über die Mulde an seiner Fronte waren verschanzt. Prinz Heinrich, welcher gegen ihn commandirte, überschritt, nachdem am 11. Mai der General Billerbeck mit einem Theile der pommerschen Truppen bei Lommatzsch zu ihm gestoßen war, mit 21 Bataillonen u. 35 Escadrons in vier Colonnen am 12. die Mulde u. zwang den General Zettwitz zum Rückzuge nach Waldheim, auf welchem er mit 2000 Mann gefangen wurde. Am 13. gingen die Preußen bis Öderan, schlugen dort wieder eine Abtheilung Österreicher u. lagerten am 24. bei Freiberg. Während die Preußen hier rasch vordrangen, näherte sich die Reichsarmee den Österreichern, indem sie unter dem Prinzen von Stollberg gegen Zschopau heranrückte. Vier Bataillone Preußen u. 1000 Reiter wurden von einer viermal überlegenen Macht angegriffen u. mit Verlust zum Rückzuge genöthigt; Prinz Heinrich aber verschanzte sein Lager. Serbelloni zog daher den General Stempach mit 7000 Mann von Zittau an sich u. marschirte am 1. Juni nach Dippoldiswalde, um die bei Reichstädt stehenden leichten Truppen zu überfallen. Der General Kleist zog sich deshalb in das Lager von Pretschendorf zurück. Am 18. Juni vereinigte sich General Belling mit dem Prinzen u. ließ die Reichsarmee durch General Seydlitz bei Penig überfallen u. aus Sachsen ins Baireuthische hinausjagen. Am 27. Juni griff Serbelloni den General Hülsen bei Grumbach u. Kubach an, aber auch dieses Unternehmen mißlang ihm, u. an seiner Stelle erhielt General Hadik das Commando. Doch auch dieser blieb unthätig, bis er am 29. Oct. dem Prinzen Gelegenheit gab, ihn bei Freiberg anzugreifen. Obgleich die Preußen blos 29 Bataillone u. 660 Escadrons, die Österreicher u. Reichstruppen aber 49 Bataillone u. 78 Escadrons zählten, so war doch schon nach 11/2 Stunde durch Umgehung des Spittelwaldes, wo die Reichstruppen standen, durch Seydlitz u. durch Sprengung des rechten österreichischen Flügels auf dem Rückzuge ebenfalls durch Seydlitz der Sieg für den Prinzen Heinrich entschieden. Verlust der Preußen[52] 1400 Mann, der Österreicher über 3000 u. 4500 Mann Gefangene, 28 Kanonen u. 9 Fahnen. Hadik ging nach Böhmen zurück, wohin ihm Kleist mit 6000 Mann folgte. Friedrich II. erhielt auf seinem Marsche nach Sachsen die Nachricht von Heinrichs Siege bei Freiberg, er bezog darauf Winterquartiere in Thüringen, Sachsen, der Lausitz u. Schlesien u. schloß mit den Österreichern einen Waffenstillstand, welcher sich aber nur auf Sachsen u. Schlesien erstreckte. Die Österreicher cantonnirten bei Dresden in einem kleinen District u. in Böhmen.

B) Vorfälle in Westfalen, Hessen u. Franken. Friede zwischen England u. Frankreich. Die Verbündeten hatten den Feldzug von 1762 zu Ende des Winters unter ziemlich günstigen Aussichten eröffnet. Das neue britische Ministerium, an dessen Spitze Lord Bute stand, war aber dem Kriege in Deutschland abgeneigt u. würde die Engländer, welche bei dem Heere des Herzogs Ferdinand sich befanden, längst zurückgerufen haben, wenn es sich nicht gescheut hätte gegen die Volksmeinung aufzutreten, welche an diesem Kriege großen Antheil nahm. Zu dem Heere des Prinzen Ferdinand sollten der Verabredung mit dem Kaiser Peter III. zufolge noch 40,000 Russen stoßen, deren Marsch schon geregelt war u. für welche Magazine angelegt wurden; aber die Russen blieben wegen des Regierungswechsels in Petersburg aus. Bei der französischen Armee hatte Marschall Broglio sein Commando wieder in die Hände d' Estrées' legen müssen. Das französische Heer, jetzt von den Marschällen d' Estrées u. Soubise befehligt, bestand aus 111 Bataillonen u. 121 Escadronen, wozu unter dem Prinzen Condé noch 46 Bataillone u. 36 Escadronen kamen, welche als Reserve zur Deckung des Nieder-Rheins bestimmt waren. Die Marschälle wollten mit ganzer Macht vordringen, der Herzog Ferdinand dagegen sie aus Hessen vertreiben u. theilte deshalb sein Heer in zwei Theile: 20 Bataillone u. 21 Escadronen übergab er dem Erbprinzen von Braunschweig, um sich damit dem Prinzen Condé entgegen zu stellen; 62 Bataillone u. 61 Escadronen nebst 5000 Mann leichter Truppen behielt er selbst unter seinen Befehlen. Der Erbprinz von Braunschweig begann mit der Belagerung des Schlosses von Arensberg, welches sich nach sechsstündiger Gegenwehr ergab, u. drang dann gegen den Nieder-Rhein vor. Prinz Condé ging am. 20. Juni über diesen Fluß, sammelte seine Truppen in Bochum u. machte Miene nach Dortmund vorzudringen. Herzog Ferdinand vereinigte sein Heer auf der Höhe von Brackel u. brach von da am 18. Juni gegen die Diemel auf. Die Franzosen waren am 22. bei Kassel versammelt, von wo aus Prinz Xaver nach Göttingen entsendet wurde, welchen von Seiten der Verbündeten General Luckner beobachtete. Am 24. Juni ging der Herzog in 7 Colonnen über die Diemel, überraschte die bei Wilhelmsthal gelagerten Franzosen u. trieb dieselben nach kurzem Gefechte bis unter die Kanonen von Kassel, wo sie ein festes Lager bezogen. Er schnitt ihnen nun die Verbindung mit Frankfurt a. M. ab, schlug den General Rochambeau, welcher diese deckte, u. nahm die Magazine von Rothenburg. Am 23. Juli griff er das sächsische Corps unter Prinz Xaver bei Luternberg, zwischen Minden u. Kassel, wohin dasselbe di Estrées von Göttingen aus berufen hatte, an, schlug es gänzlich u. nahm ihm 1500 Gefangene u. 15. Kanonen ab. Durch diese Unfälle wurden die französischen Marschälle so geschwächt, daß Condé eiligst nach Hessen berufen wurde; der Erbprinz griff ihn zwar, um diese Vereinigung zu hindern, am 1. Septbr. bei Johannisberg an, wurde aber gefährlich verwundet u. sein schwächeres Corps geschlagen. Doch kam Herzog Ferdinand den Besiegten zu Hülfe, ohne aber die Vereinigung der französischen Corps hindern zu können. Die Franzosen gingen nun wieder zum Angriffe über u. belagerten das Schloß Amönenburg, bei welcher Gelegenheit es am 21. Septbr. zu einem blutigen, für die Verbündeten unglücklichen Gefechte kam, in welchem Amönenburg sich am 22. Septbr. ergab. Noch ließ aber der Herzog Kassel durch den Prinzen Friedrich von Braunschweig belagern; dort befehligte der französische General Diesbach 6700 Mann, aber es fehlte an Lebensmitteln, u. so mußte er, nachdem am 16. Octbr. die Laufgräben eröffnet worden waren, am 1. Novbr. unter der Bedingung des freien Abzugs capituliren. Am 3. Novbr. wurden die Friedenspräliminarien zwischen Frankreich u. England in Paris unterzeichnet, welche. nicht nur den Krieg auf dem europäischen Continent, sondern auch den See- u. Colonialkrieg endigen sollten.

VIII. Krieg zwischen England u. Frankreich zur See u. in den Colonien (1755 bis 1762). Im Utrechter u. Aachener Frieden waren von Frankreichs Seite die Grenzen von Canada nicht genau bestimmt worden, u. dieser Umstand hatte schon öfters zu verdrießlichen Händeln Veranlassung gegeben. Die Franzosen machten auf alles hand u. den Alleinhandel am Ohio Anspruch, die Engländer dagegen betrachteten mehre den Eingeborenen gehörige Ländereien als ihr Eigenthum. Schon 1754 u. 55 kam es zu kleinen Gefechten, u. am 8. Juni 1755 nahmen die Engländer sogar zwei französische Kriegsschiffe u. brachten bis Ende 1755 über 300 reich beladene u. mit 8000 M. bemannte Fahrzeuge aus S. Domingo u. Martinique zurück. Auch in Nordamerika nahmen die Briten im Juni das Fort Beensijour u. schleiften ein anderes an der Mündung des St. John. Dagegen fiel der englische General Bradock, der um das Fort du Quesne anzugreifen von Wills-Creek dahin marschirte, am 5. Juli 1755 in einen Hinterhalt, den ihm die Franzosen u. Indianer gelegt hatten, u. wurde mit 700 Mann getödtet u. der Rest blos durch die Colonisten gerettet. Sein Nachfolger im Commando, der General Shirlei, suchte vergebens Niagara zu erobern. Glücklicher dagegen war Oberst Johnson, welcher am 7. Sept. 1755 ein französisches Corps unter General Dieskau am See St. Georg schlug. Im Frühjahr 1756 erklärte Ludwig XV. den Krieg an Großbritannien u. traf Anstalten zu einer Landung in England. Platte Fahrzeuge wurden erbaut, in Brest eine Flotte versammelt u. einige Truppen an der Nordküste zusammengezogen. Diese Anstalten setzten England in Schrecken u. bewogen den König Georg II. seine hannöverischen Truppen u. ein Corps Hessen nach England kommen zu lassen; aber während aller Briten Augen auf die französische Nordküste gerichtet waren, lief aus Toulon eine französische Flotte unter Admiral Galissonière aus, welche eine Landarmee unter dem Marschall von Richelieu an Bord hatte u. ihren Weg nach der Insel Minorca nahm, welche seit 1708 in englischen Händen war. Im April landete Richelieu u. am 25. d. M. eröffnete er die Laufgräben gegen Port Mahon. Von Gibraltar aus segelte zwar der englische [53] Admiral Byng zum Entsatz der Festung mit 12 Linienschiffen herbei, aber der französische Admiral Galissonière griff ihn am 20. Mai an, schlug ihn u. zwang ihn zum Rückzuge nach Gibraltar. Kurz darauf übergab der britische General Blakeney das Fort St. Philipp von Port Mahon an Richelien, ob er gleich nicht alle Mittel zur Vertheidigung erschöpft hatte. Der Admiral Byng wurde der verlorenen Schlacht wegen vor ein Kriegsgericht gestellt, schuldig befunden u. erschossen. Um die Angelegenheiten in Amerika günstiger zu gestalten, wurde 1756 General Abercrombie von England aus dorthin geschickt, welchem General Loudon als Oberbefehlshaber folgte. Dieser kam am 29. Juli in Albany bei der britischen Armee an, vermied aber 1756 jedes Unternehmen. Dagegen eroberten die Franzosen durch Montcalm im August das Fort Oswego u. kurz darauf das Fort Ontario. 1757 zerstörte der französische General Vaudreuil die britischen Forts am Ohio, Montcalm eroberte das Fort St. Georg; aber ein Versuch des englischen Admirals Holbourne Louisburg zu nehmen, mißlang, da ein Sturm ein englisches Linienschiff von 70 Kanonen zerschellte u. seine Flotte zum Rückzuge zwang. Ebenso mißlang in Europa ein Versuch der Engländer Rochefort zu erobern, um die dortige Seemacht zu zerstören; zwar bemächtigte sich eine englische Flotte unter Admiral Hawkn der Insel Aix, Hawkn zögerte aber doch so lange nach Rochefort selbst zu gehen, daß der günstige Augenblick verstrich u. er endlich abziehen mußte. 1758 im Februar erhielt der britische Admiral Boscaven den Oberbefehl über die Flotte in Amerika, welche zur Eroberung von Louisburg behülflich sein sollte, das von 14,000 Mann unter den Generalen Amherst u. Wolf zu Lande eingeschlossen wurde u. dann am 26. Juli fiel; 8000 Mann unter General Forbes waren außerdem gegen das Fort du Quesne (das jetzige Pittsburg, welches sich ergab) u. 16,000 Mann unter Abercrombie, der jetzt den Oberbefehl in Amerika führte, gegen Crown-Point am See Champlain bestimmt; 2000 Mann blieben als Reserve in Annapolis u. Neu-Schottland stehen. Nur der Zug gegen Crown-Point am 8. Juli mißlang, indem schon der Marsch dahin höchst beschwerlich. u. durch die feindlichen Streifparteien in den Wäldern immer gefährlicher gewesen war u. endlich Abercrombie, als er nach drei Tagen vor Ticonderoga, dem Vorwerk von Crown-Point, erschien, diesen Ort stark verschanzt u. besetzt fand; der Sturm wurde mit 2000 Mann Verlust abgeschlagen u. Abercrombie sah sich genöthigt in sein Lager am St. Georg zurückzukehren. Nach Ostindien hatte Ludwig XV. den General Lally Tolendal geschickt, der aber nichts gegen die Engländer ausrichten konnte, welche den Krieg dort mit der Eroberung von Pondichery (im Sommer 1761) beendigten. In Afrika eroberten 1758 die Briten die Insel Goree u. die Pflanzstädte, welche die Franzosen am Senegal u. an der Küste des Atlantischen Meeres inne hatten. Im Mai 1758 liefen zwei Geschwader aus den englischen Häfen aus; das eine unter Lord Anson, um in der Bai von Biscaya zu kreuzen u. die französischen Küsten zu beunruhigen; das andere, um unter dem Commodore Howe 15,000 M. Landtruppen, unter General Marlborough, am 7. Juni in der Bai von Cancal aus Land zu setzen; diese rückten gegen St. Malo vor, bemächtigten sich der Vorstadt St. Servan, verbrannten im Hafen gegen 80 Schiffe, sowie alle Magazine, u. griffen St. Malo selbst an; ja auf die Nachricht, daß französische Truppen herbeieilten, schiffte Marlborough sich am 10. Juni wieder ein u. kehrte nach England zurück. Dieser Landungsversuch wiederholte sich unter General Bligh im August 1758 bei Cherbourg. Die Briten beschossen u. besetzten diese damals nur schwach befestigte Stadt, verbrannten die dortigen Schiffe u. schleiften die Festungswerke. Am 4. Septbr. verließen die Briten Cherbourg wieder u. segelten in die Bai von St. Lunair, wo sie ans Land stiegen, während die Flotte Howe's in der Bai von St. Cast vor Anker ging. Bligh rückte bis zu dem Dorfe Matignon vor, beständig durch französische Streifparteien geneckt, wurde aber, schon sich zurückziehend, vom Herzog von Aiguillon, dem Statthalter von Bretagne, mit 12 Bataillonen, 6 Escadronen u. 2 Regimentern Miliz eingeholt u. verlor 1000 Mann Gefangene. Im Nov. 1758 ging von England aus eine Expedition (9 Kriegs- u. 60 Transportschiffe, mit 6 Regimentern unter Commodore Moore) nach Westindien ab, um die den Franzosen gehörigen Karaibischen Inseln anzugreifen; die Landtruppen commandirte General Hopson. Nach einem vergeblichen Angriffe auf Martinique wendete sich im Januar 1759 die Expedition gegen Guadeloupe, von welcher ein Theil, Basse-Terre, sogleich erobert wurde (24 Jan. 1759); der andere Theil der Inseln, Grand-Terre, fiel erst im Mai in die Hände des englischen Generals Barrington, welcher nach Hopsons Tode den Oberbefehl führte. Im Laufe des Mai ergaben sich noch die kleinen Inseln Desirade, Santos, Petit-Terre u. Marie Galante an die Briten, Martinique aber blieb in französischen Händen. Bes. wichtig war das Jahr 1759 für Nordamerika. Die Engländer nahmen dort Crown-Point, Niagara, die Forts an der Südseite des Sees Erie u. Quebek. General Amherst, welcher damals den Oberbefehl in Nordamerika führte, eroberte mit 12,000 Mann Ticonderoga u. Crown-Point, ging von da über den See Champlain u. drang bis zum Lorenzofluß vor, wo er sich mit dem General Wolf vereinigte, welchem die Eroberung von Quebek übertragen war, das nach mehrmonatlicher Belagerung u. nachdem die Schlacht bei Quebek am 13. Septbr. geschlagen war, in welcher der französische u. englische Befehlshaber Montcalm u. Wolf blieben, endlich am 18. Sept. capitulirte. Die Franzosen hatten 1500 Mann, die Engländer etwa 1000 eingebüßt; die geschlagene Armee zog sich, von Bougainville, welcher mit 2000 Mann einige Stunden zu spät zur Schlacht kam, befehligt, den Lorenzostrom hinauf, nach Trois Rivieres u. Montreal zurück. Die englische Flotte kehrte nach Hause zurück, mit ihr General Toveshend; General Moncton, Wolfs Nachfolger im Commando, aber begab sich nach New York, um dort seine vor Quebeck erhaltenen Wunden heilen zu lassen. Der Grund dieses Kriegsglücks der Briten war, daß die französische Armee in Amerika lange Zeit keine Verstärkung aus Europa erhalten hatte. Die Lage des Generals Murray, welcher Quebek nach der Schlacht mit 5000 Mann besetzt hatte, wurde nach dem Abgange der Flotte gefährlich, denn der französische General Levi hatte sich mit Bougainville vereinigt, u. bald sahen sich die Engländer in Quebek von 10,000 Franzosen bedroht, ohne von der Armee[54] des Lords Amherst eine bestimmte Nachricht zu haben. Die Franzosen machten indessen 1759 nur einen Versuch Quebek zu überrumpeln, bezogen nach dessen Mißlingen die Winterquartiere. Aber am 17. April 1780 erschien General Levi wieder vor Quebek u. bemächtigte sich der Abrahamshöhe, während sie sechs französische Fregatten an der Wasserseite einschlossen. Ein Versuch Murrays die Franzosen zu schlagen mißlang, u. Quebek wäre wieder in die Hände derselben gefallen, wenn der Frost dem General Levi erlaubt hätte die Stadt zu belagern, so aber konnte er erst am 11. Mai einige Batterien zu Stande bringen, u. da am 15. ein englisches Linienschiff u. eine Fregatte erschienen u. die französische Flotte zum Rückzug zwangen, hob Levi die Belagerung auf u. zog sich nach Montreal zurück. Nun endlich eröffnete Amherst seine Verbindungen mit Murray, beschied ihn zur Belagerung von Montreal, dem Hauptort des französischen Handels am Lorenzo, u. schloß den französischen Oberstatthalter Vaudreuil mit den Überresten des französischen Heeres dort ein. Unterdessen nahmen die englischen Generale Gage u. Johnson die noch übrigen französischen Forts, so daß ganz Canada in britischen Händen war, als am 8. Sept. 1760 Montreal mit freiem Abzug der Besatzung unter dem Versprechen in diesem Kriege nicht mehr gegen England dienen zu wollen, capitulirte. In Europa hatte der Seekrieg 1760 geruht u. beschränkte sich 1761 auf die Eroberung der Insel Belle-Isle an der Küste der Bretagne durch die Briten. Überhaupt erkaltete seit dem Tode Georgs II. 1760 der kriegerische Eifer in England durch den Einfluß des Lord Bute. Nur gegen die Insel Martinique wurde im Herbst 1761 eine britische Flotte ausgerüstet, welche mit 12,000 Mann Landungstruppen unter General Moncton am 7. Jan. 1762 vor Martinique ankam u. dieselben bei Cas-Navire aussetzte. Die Briten griffen zuerst den Mont-Tortueson an u. zwangen nach wenigen Tagen die Besatzung desselben u. des Mont-Garnier zum Rückzug nach Port-Royal, am 4. Februar capitulirte auch die Stadt Port-Royal. Eben sollte die Belagerung der Hauptstadt St. Pierre beginnen, als der Gouverneur La Touche einen Vergleich schloß. Nun fielen auch die übrigen Karaibischen Inseln, als Granada, St. Lucia, St. Vincent etc. in die Hände der Briten, u. Frankreich verlor bis Anfang 1762 fast seine sämmtlichen Colonien. Während der Expedition gegen Martinique waren die Unterhandlungen zwischen Frankreich u. England immer fortgegangen u. am 3. Novbr. 1761, also vor der Eroberung dieser Insel, waren die Präliminarien schon unterzeichnet. In dem Frieden zu Paris, den 10. Febr. 1763, welcher von französischer Seite durch Bussy, von englischer durch Stanley unterhandelt worden war, trat Frankreich Canada, die Inseln Tabago, Dominica, St. Vincent u. die Granadillen an England ab; Minorca gab es ebenfalls heraus u. erhielt dafür Martinique, Guadeloupe, St. Lucia, Maria Galante u. Desirade zurück. Die französischen Besitzungen am Senegal erhielt England, trat aber die Insel Goree wieder an Frankreich ab, sowie es auch die französischen Factoreien in Ostindien wieder herstellte.

IX. Ende des Kriegs. Der Separatfriede zwischen Frankreich u. England war für Preußen höchst ungünstig, denn wenn in demselben auch bestimmt war, daß Hannover, Hessen u. Braunschweig von den Franzosen sogleich geräumt u. zurückgegeben werden sollten, so hieß es dagegen in Bezug auf die preußisch-westfälischen Provinzen blos, daß sie geräumt werden sollten, ohne eine Frist zu bestimmen. Der Unwille war in England hierüber allgemein; man hielt den Frieden für eine Verletzung der Nationalehre u. für einen Treubruch gegen Preußen, aber dessenungeachtet fruchteten die Vorstellungen des preußischen Gesandten beim britischen Cabinet nichts. Die Österreicher traten mit den Franzosen in Unterhandlung u. wünschten die preußischen Provinzen, welche diese noch besetzt hielten, in ihre Hände zu bekommen, wogegen Ludwig XV. auch nichts einwendete. Die Franzosen zögerten also mit der Räumung derselben so lange, bis sich bei Roermonde einösterreichisches Corps versammelt hatte; aber Friedrich II., welchem es jetzt nicht an Truppen fehlte, schickte sogleich ein Heer nach Westfalen, vereitelte die Entwürfe der Österreicher u. nahm schon im December 1762 von seinen westfälischen Provinzen wieder Besitz. Während des Waffenstillstandes mit Österreich schickte er den General Kleist mit 10,000 Mann nach Franken, um die feindlichen Reichsstände zur Neutralität zu zwingen; dieser eroberte Bamberg, Nürnberg u. mehre andere freie Reichsstädte, erhob überall starke Contributionen u. kam bis in die Nähe von Regensburg, worüben der Reichstag sehr in Schrecken gerieth. Da aber ein österreichisches Corps in Franken einrückte u. sich mit der Reichsarmee vereinigte, auch Prinz Xaver sich von Würzburg her näherte, zog sich Kleist nach Sachsen zurück. Hierdurch wurde der Reichstag zum Frieden geneigt, der Kurfürst von Baiern erklärte sogleich seine Neutralität u. versperrte den Österreichern den Weg durch seine Staaten; die baierischen u. pfälzischen Truppen verließen aber im Januar 1763 die Reichsarmee. Friedrich II. hatte für den bevorstehenden Feldzug 1763 große Entwürfe gemacht; er preßte noch einmal Sachsen u. bes. Leipzig aus u. gedachte, mit Geld u. Truppen reich versehen (denn er nahm die von den Alliirten entlassenen Soldaten in seine Dienste), den nächsten Feldzug in Sachsen, Schlesien u. am Rhein mit 200,000 Mann zu eröffnen u. außerdem noch 25,000 Mann in den Fränkischen u. Schwäbischen Kreis zu schicken, um die dortigen Reichsstände zum Frieden zu bewegen. Aber in Österreich war die Luft zur Fortsetzung des Kriegs erloschen; die Finanzen waren zerrüttet, die Schatzkammer geleert u. auf auswärtige Hilfe nicht mehr zu zählen. Maria Theresia schlug also einen Friedenscongreß vor u. Friedrich II. nahm den Vorschlag an. Die Kaiserin schickte den Hofrath von Collenbach, der König den Legationsrath von Herzberg, der Kurfürst von Sachsen den Geheimerath von Fritzsch nach Hubertsburg, wo am 31. Dec. 1762 die Verhandlungen begannen u. der Friede am 15. Febr. 1763 geschlossen wurde. Friedrich räumte Sachsen, Österreich gab Glatz an Preußen zurück u. von jeder Seite wurde auf alle Entschädigung Verzicht geleistet. Der Breslauer u. Dresdener Frieden wurden bestätigt, in geheimen Separatartikeln versprach Preußen seine Kurstimme für den Erzherzog Joseph zur römischen Königswahl u. seine Verwendung für Österreichs Expectanz auf Modena. Der gleichzeitig geschlossene Friede zwischen Preußen u. Sachsen bedingte Wiederherstellung auf den alten Fuß; auch das Deutsche [55] Reich, welches schon den 11. Februar seine Neutralität erklärt hatte, war mit eingeschlossen.

Über diesen Krieg vgl. E. F. v. Herzberg, Recueil des déductions, manifestes, déclarations, traités et autres actes et écrits publiques, qui ont été redigés et publiés par la cour de Prusse depuis 1756–1760, Berl. 1789–95, 3 Bde.; Beiträge zur neuen Staats- u. Kriegsgeschichte, Danz. 1756–63, 190 Stücke; (H. A. Frank) Ausführliche Geschichte des 1756 entstandenen Kriegs etc., Frankf. u. Lpz. 1757–59, 3 Thle.; (Chr. Gl. Richter) Historie des Kriegs zwischen den Preußen u. Österreich, Nürnb. 1758-.- 62,6 Thle.; I. F. Seyfart, Geschichte des seit 1756 in Deutschland u. dessen angrenzenden Landern geführten Krieges etc., Frankf. u. Lpz. 1758–65, 6 Bde.; v. F***, Geschichte des dritten Schlesischen Kriegs, Frankf. u. Lpz. 1759–63, 6 Thle.; H. von Bünau, Historie des Kriegs zwischen Frankreich, England u. Deutschland, Regensb. 1763–67, 4 Thle., Fol. (französisch ebd. 1763, Fol.); G. R. Fäsch, Relations et plans des batailles et combats de la guerre en 1756–57, Dresd. 1770; de Montalembert, Correspondance pour servir à l'histoire de la dernière guerre de sept ans, Bern 1777, 2 Bde. (deutsch Bresl. 1789–95, 3 Thle.); F. W. von Zanthier, Versuch über die Märsche der Armeen etc., erläutert durch die Geschichte des Kriegs von 1756_–63, Dresd. 1779; D. E. Gadov, Beschreibung u. Abrisse der Schlachten u. Treffen des Kriegs von 1756–63 in Deutschland, ebd. 1781 (französisch ebd. 1781); von Lloyd, History of the seven year's war, Lond. 1781, 6 Bde. (deutsch von G. F. von Tempelhoff, Berl. 1794–1801, 6 Bde.); I. G. Tielke, Beiträge zur Kriegskunst u. Geschichte des Kriegs von 1756–83, Freib. 1781–87, 6 Stücke; Friedrich der Große, Histoire de la guerre de sept ans. Berl. 1788; von Bock, Histoire de la guerre de sept ans de 1756–63, Strasb. 1789, 2 Bde.; von Rußdorf, Mémoires et négociations secrètes pour servir à l'histoire de la guerre de sept ans, herausgeg. von E. W. Kuhn, Lpz. 1789, 2 Bde.; I. W. von Archenholz, Geschichte des S-n K-s in Deutschland, Hamb. 1789, 7. A. herausgeg. von Potthast, Berl. 1860; F. S. Mursinna, Geschichte des S. K., Halle 1789–90, 5 Bdchn.; I. A. von Retzow, Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des S. K., 2. Aufl. Berl. 1804, 2 Thle.; W. A. von der Osten, Feldzüge der alliirten Armee in den Jahren 1757–62, Hamb. 1804 f. 3 Bde.; F. H. von Backenberg, Geschichte der Feldzüge der österreichischen u. preußischen Armeen in den Jahren 1756–62, Lpz. 1805; I. G. A. Galletti, Geschichte des S. K., Gotha 1806; de Jomini, Kritische u. militärische Geschichte der Feldzüge Friedrichs II. etc., Tüb. 1811–12, 4 Thle.; Chr. Hildebrandt, Geschichte des S. K., Halberst. 1827; John, Geschichte des S. K., Lpz. 1844; Huschberg, Die drei Kriegsjahre 1756, 57 u. 58 in Deutschland, ebd. 1858; K. W. von Schöning, Der S. K., Potsd. 1851 f., 3 Bde.; Correspondenz des sächsischen Premierministers Grafen von Brühl mit dem sächsischen Generallieutenant von Riedesel, als Beitrag zur Geschichte des S. K-s 1760–62, herausgegeben von Elking, Lpz. 1854; F. A. von Etzel, Die Operationen gegen die Russen u. Schweden im Jahre 1758 u. die zweitägige Schlacht bei Zorndorf am 25. u. 28. Aug., Berl. 1858; Friedrich der Große von Kollin bis Roßbach u. Leuthen, nach den Cabinetsordres im königl. Staatsarchiv, herausgeg. von der historischen Abtheilung des königl preußischen Generalstabes, Berl. 1858; I. Kutzen, Friedrich der Große u. sein Heer in den Tagen der Schlacht bei Leuthen, nebst umfassender Darstellung, Bresl. 1831; La Barre Dubarcq, Histoire militaire de la Prusse avant 1756 ou l'introduction à la guerre de sept ans, Par. 1858; Bürger, Vorgänge in u. um Torgau während des S-n K-s, Torgau 1860; Nachrichten u. Betrachtungen über die Thaten u. Schicksale der Reiterei in den Feldzügen Friedrichs II., Berl. 1861.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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