- Spanischer Erbfolgekrieg
Spanischer Erbfolgekrieg (Spanischer Succesionskrieg). 1) Veranlassung zu dem Kriege. Nach dem Ruswijker Frieden (20. Sept. 1697, s.u. Frankreich S. 559) stand der Mannsstamm der spanischen Zweigs vom Hanse Habsburg auf dein Erlöschen, denn König Karl II. hatte keine männlichen Nachkommen. Da der spanische Thron nach alten Gesetzen in beiden Geschlechtern erblich wer, so machten mehre Fürsten Anspruch auf die Thronfolge. Ludwig XIV., König von Frankreich, war der Sohn von Anna Marta, ältester Tochter Philipps III., u. vermählt gewesen mit Maria Theresia, der ältesten Tochter Philipps IV. u. Schwester Karls II., der Mutter des Dauphins. Der Dauphin hatte wieder zwei Söhne, Ludwig u. Philipp, u. obgleich Ludwig XIV. u. seine Gemahlin bei ihrer Vermählung den Ansprüchen auf die spanische Krone eidlich entsagt hatten, so behauptete er doch, daß dieses nur für sich u. nicht für seine Nachkommen geschehen sei. Leopold I. von Österreich, Kaiser von Deutschland, der Sohn einer jüngern Tochter Philipps III., Maria Anna, u. mit Philipps IV. jüngerer Tochter, Margaretha Theresia, vermählt gewesen, hatte aber als einziger Nachkomme in männlicher Linie von dem Erzherzog Philipp u. der Johanna von Aragon noch ein näheres Anrecht zum Throne als Ludwig XIV. Joseph Ferdinand. Kurprinz von Baiern, Sohn des Kurfürsten Max Emanuel u. der Maria Antonia, einziger Tochter von Margaretha Theresia, der Gemahlin Leopolds, hatte nur dann Anrecht, wenn die Ansprüche Ludwigs XIV u. seiner Enkel durch seine Entsagung wirklich aufgegeben worden waren. Victor Amadeus, Herzog von Savoyen, stammte von einer Tochter Philipps III ab, wollte sich aber mit einem Theil der spanischen Besitzungen in Italien begnügen. König Karl II. war Anfangs für Österreich u. hatte den Kaiser gebeten ihm seinen zweiten Sohn, den Erzherzog Karl, nach Spanien zu schicken, um ihn dort als Thronerben anerkennen zu lassen. aber Leopold that dies nicht, u. Karl II., von Ludwig XIV. bewogen, besann sich eines Andern. England u. Holland wünschten aber weder eine Vereinigung Spaniens mit Österreich noch mit Frankreich, ungeachtet der Erklärung des Kaisers, daß ihre jüngeren Söhne od. Enkel das Land als besonderes Königreich regieren sollten Wilhelm III. von England schlug daher vor, daß der Kurprinz von Baiern Spanien u. die Colonien, der Kaiser die Niederlande, Frankreich aber Neapel u. Sicilien erhalten sollte. Hiergegen lehnte sich aber der Stolz der Spanier auf, u. Karl II machte sogleich ein Testament, in welchem er den Kurprinzen zum einzigen Erben der ganzen Spanischen Monarchie ernannte, u. lud denselben ein nach Spanien zu kommen. Der Kurprinz machte sich auf den Weg dahin, erkrankte aber auf der Reise in Brüssel u. starb daselbst 6., Febr. 1699. Dies änderte die Lage der Sachen, u. König Wilhelm entwarf ein neues Theilungsproject, wonach der Erzherzog Karl Spanien, die Colonien u. die Niederlande, der französische Dauphin aber Neapel u. Sicilien erhalten sollte. Der Kaiser verwarf auch dieses Project, Ludwig XIV. aber nahm es scheinbar am 13. März 1700 zu London an, wohl wissend, daß sich in Spanien alle Stimmen dagegen erheben würden, u. wirklich unterzeichnete Karl II. auf dem Todbette am 2. Oct. 1700 ein neues Testament, in welchem er Philipp von Anjou, den zweiten Enkel Ludwigs XIV., zum Erben seines ganzen Reichs ernannte, demselben aber, wenn er sterben sollte, den Herzog von Berry substituirte. Hierbei spielten französische Intriguen durch den französischen Gesandten Grafen d'Harcourt, welcher den sorglosen kaiserlichen Gesandten Grafen Harrach mit Hülfe des, von der österreichischen Partei beleidigten u. daher von dieser zu der französischen übergegangenen Cardinals Porto Carero u. des Beichtvaters des Königs, Pater Diaz, überlistete. Porto Carero war bereits 1700 an der Stelle des gestürzten Grafen Oropesa Minister geworden u. bewirkte den Sturz u. die Verbannung[427] der Gräfin Berlepsch, welche bisher an der Spitze der deutschen Partei stand. Die französische Partei benutzte dagegen ihren Einfluß u. ließ, als Karl II. 1700 erkrankte, den Grafen Harrach nicht einmal an das Todbett des Königs. Einige behaupten, daß Karl II. dies Testament in seinen letzten Stunden habe zurücknehmen wollen, Andere, daß dies wirklich geschehen sei. Am 1. Nov. 1700 starb Karl II., u. Ludwig XIV. legte nun das Testament dem Parlament zu Paris u. seinem Staatsrathe zur Prüfung vor, ob Philipp von Anjou berechtigt sei dem Testament zufolge den Thron anzunehmen. Die Antworten fielen bejahend aus, u. so wurde der Prinz in allen spanischen Landen als König Philipp V. ausgerufen u. hielt am 15. April 1701 seinen Einzug in Madrid. Er wurde von allen Mächten Europas (ausgenommen von Österreich) anerkannt u. keine gab Anfangs Österreich Gehör sich den Intriguen Frankreichs zu widersetzen. Ludwig XIV. ließ aber offene Briefe ergehn, in welchen er Philipp V. sein Recht auf die Krone von Frankreich vorbehielt, dann ließ er französische Truppen in die Niederlande einrücken u. erkannte für den Todesfall des Königs Jakob II. dessen Sohn als Jakob III. König von England an. Englands Parlament u. Volk wurden dadurch aufmerksam u. Wilhelm III. schloß ein Bündniß mit dem Kaiser, welchem auch Holland beitrat (Großes Bündniß) u. welches nach seinem Tode von seiner Nachfolgerin Anna aufrecht erhalten wurde. Auch Ludwig XIV. suchte sich Bundesgenossen; er hatte den Herzog von Savoyen dadurch gewonnen, daß er dessen Tochter mit Philipp V. vermählte u. ihm selbst den Oberbefehl über die spanischen u. französischen Truppen in Italien versprach, er hatte ferner mit dem Herzog von Mantua u. dem Papst ein Bündniß geschlossen, die Kurfürsten von Baiern u. Köln, die Herzöge von Braunschweig u. Gotha, den Landgrafen von Hessen u. den Bischof von Münster in sein Interesse zu ziehen gewußt, er reizte die Türken zum Kriege auf u. knüpfte in Ungarn Verbindungen mit den Malcontenten an.
II. Ausbruch des Kriegs 1701. Kaiser Leopold zog 80,000 Mann am Rhein u. in Italien zusammen, von denen der Prinz Eugen von Savoyen 30,000 Mann in Italien befehligte. Dort hatte der Marschall Catinat sich im Frühjahr 1701 mit den spanischen Truppen vereinigt, welche der Prinz Vaudemont in Mailand commandirte, worauf sie Mantua u. Mirandola besetzten u. ihre Truppen am rechten Etschuser ausbreiteten. Die Engpässe, welche aus Tyrol nach der Etsch führen, waren sorgfältig befestigt. Anfang Aprils sammelte Prinz Eugen sein Heer um Roveredo, u. indem er sich erst stellte, als wollte er sich einen Durchgang auf der Seite der Etsch bahnen, ging er über die für unübersteiglich gehaltenen Berge u. erschien ganz unerwartet mit 30,000 Mann vor Verona. Catinat besetzte nun, nachdem er ein Corps zur Beobachtung der Ausgänge aus dem Gebirge an den Gardasee entsendet hatte, Carpi u. Castagnaro u. umstellte Verona u. Legnano als diejenigen Stellungen, welche die Hauptpässe an der Etsch. u. die einzigen Wege, welche durch die Sümpfe des Thals von Verona führen, beherrschten. Aber Eugen, die Franzosen täuschend, ging bei Castel-Baldo über den Fluß u. schlug eine Brücke über den Po, wodurch Catinat sich gezwungen sah seine Truppen bis Ostiglia zurückgehn zu lassen, um beide Stromufer vertheidigen zu können. Eugen entsendete nun ein Corps ins Modenesische u. beschäftigte die französischen Posten an der Etsch durch Scheinangriffe, dann ging er bei Trecento über den Tartaro u. schlug am 7. Juli mit 11,000 Mann das feindliche Corps bei Castagnaro u. eroberte Carpi nach lebhaftem Gefechte. Eilig zog Catinat nun sein Heer über den Mincio zurück, wo der Herzog von Savoyen zu ihm stieß. Eugen ging aber bei Peschiera über den Mincio, trieb die Franzosen hinter den Oglio, zwang den venetianischen Statthalter ihm Chiari zu öffnen u. nahm unter den Mauern dieses Platzes eine Stellung. Ludwig XIV. rief nun den Marschall Catinat vom Commando ab u. schickte den Herzog von Villeroi an dessen Stelle nach Italien. Villeroi ging, durch falsche Nachrichten von dem Rückzuge der Feinde getäuscht, über den Oglio u. rückte bis Chiari vor, wo er das Heer Eugens in einem festen Lager fand. Er versuchte am 1. Sept. vergebens dasselbe zu stürmen, blieb nun beobachtend vor demselben stehn u. bezog dann hinter dem Oglio Winterquartiere. Eugen. nahm aber das ganze Herzogthum Mantua bis auf die Hauptstadt, welche er blockiren ließ, u. Mirandola u. Guastalla, dehnte seine Winterquartiere bis jenseit des Po aus u. zog so die kleinen italienischen Staaten auf Österreichs Seite. In Deutschland gewann Kaiser Leopold I. den Kurfürsten von Brandenburg durch Bewilligung des Königstitels von Preußen, den Herzog von Braunschweig-Lüneburg durch Gewährung des Titels als Kurfürst von Hannover u. viele andere protestantische Stände durch die Hoffnung, daß einige sie verletzende Artikel im Frieden von Ryswijk widerrufen würden; die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel u. Sachsen. Gotha aber nöthigte er ihre Verbindung mit Frankreich aufzugeben; auch die Kreise Franken, Schwaben, Ober- u. Niederrhein gewann er für seine Sache. Am 15. Mai 1702 erklärten Leopold I. als deutscher Kaiser, die Königin Anna von Großbritannien u. Irland u. die Niederländischen Generalstaaten zugleich den Krieg an Frankreich.
III. Feldzug von 1702. A) In Italien. Anfangs 1702 ließ Prinz Eugen Mantua enger einschließen, überrumpelte am 1. Febr. den Marschall Villeroi in Cremona, indem sich seine Truppen durch einen unterirdischen Abzugskanal in die Stadt einschlichen, u. nahm den Marschall im Bette gefangen. Die Kaiserlichen konnten aber Cremona nicht behaupten u. mußten am anderen Morgen, da bes. einige Thorwachen der Franzosen tapferen Widerstand leisteten, auch die Pobrücke behauptet u. so den Österreichern die Vereinigung ihrer Kräfte unmöglich gemacht wurde, mit den Gefangenen sich wieder zurückziehen. An die Stelle des unfähigen Villeroi trat jetzt der Herzog von Vendôme als Befehlshaber der Franzosen u. zog zahlreiche Verstärkungen an sich, aber sein Versuch Mantua zu entsetzen war vergeblich. Prinz Eugen verstärkte sein Heer auch durch 15,000 Mann, konnte aber doch nicht hindern, daß am 1. Juni die Franzosen Castiglione wieder eroberten u. am 15. Juni vor seinem Lager bei Chiari erschienen, welches sie mit glühenden Kugeln beschossen. König Philipp V., welcher im April 1702 in Neapel angelangt war, hatte sich zu seinem Heere unter Vaudemont begeben, welches bei Vendômes Armee stand[428] u. 20,000 Mann zählte, u. während diese fortwährend das Blockadecorps von Mantua beunruhigten, ging Vendôme, von Philipp V. begleitet, mit 30,000 Mann über den Po, um dem Feinde die Verbindung mir Modena u. Mirandola abzuschneiden. Drei kaiserliche Cavallerieregimenter, welche bei S. Vittoria standen, wurden überfallen u. fast ganz aufgerieben, u. nun hob Eugen am 15. Aug. die Blockade von Mantua auf, überraschte die Franzosen am folgenden Tag bei Suzzara, ohne jedoch etwas Entscheidendes gegen Vendômes Übermacht zu erzielen, u. mußte sich begnügen die Franzosen südlich vom Po in Schach zu halten. Am 16. Sept. drang eine kaiserliche Abtheilung in Mailand ein u. rief den Erzherzog Karl zum König von Spanien aus. Am 11. Sept. eroberten die Franzosen dagegen Guastalla u. am 17. Nov. Borgoforte. Als Vendôme hierauf sein Heer in Winterquartiere legte, nahmen die Kaiserlichen die ihrigen zwischen der Secchia u. dem Po u. sicherten durch die Besetzung von Ostiglia ihre Verbindung mit der Etsch. B) In den Niederlanden u. am Rhein. Nicht weniger als der Kaiser hatte währenddem die Königin Anna von England an Kriegsrüstungen gethan. Sie sendete den Herzog von Marlborough nach dem Continent, bewog den Großpensionär der Generalstaaten, Heinsius, zu ernstlicheren Rüstungen u. Beide stellten nun bei Nimwegen ein englisch-holländisches Heer auf, zu welchem 12,000 Dänen als Hülfscorps stießen, über welche Marlborough das Commando übernahm. Doch noch zuvor machten die Franzosen, vom Herzog von Burgund u. dem Marschall von Boufflers befehligt, den Versuch die niederländische Armee durch Linien zwischen St. Donat u. Isabella einzuschließen; indeß der holländische General Coehorn zerstörte dieselben, u. die niederländische Armee rückte bis in die Gegend von Brügge vor. Zugleich hatte der Prinz von Nassau-Saarbrücken mit einem österreichischpreußischen Corps das befestigte Kaiserswerth am 16. Aug. eingeschlossen u. nach vier Wochen erobert, die Werke zerstört u. die Stadt dem Kurfürsten von der Pfalz übergeben. Währenddem hatte der Herzog von Burgund einen Versuch gemacht Nimwegen zu überrumpeln u. so die Holländer u. Dänen abzuschneiden, aber der Versuch mißlang, u. zu Ende Augusts übernahm Marlborough den Oberbefehl über das starke englisch-niederländische Heer. Indem er bei Grave über die Maas ging, rückte er gegen die rechte Flanke der Franzosen vor u. nöthigte diese sich nach Brabant zurückzuziehen. Dort verließ der Herzog von Burgund das Heer u. der Marschall Boufflers übernahm den Oberbefehl. Marlborough eroberte nun am 1. Sept. Venlo, am 6. Oct. Roermonde u. gleich darauf Stevenswerdt. Von dort rückte das verbündete Heer gegen Lüttich, erstürmte die Karthause u. zwang die Citadelle zur Übergabe. Am Oberrhein hatte im Sommer Prinz Ludwig von Baden ein Heer von 40,000 Österreichern u. Reichstruppen gesammelt, mit denselben am 20. Aug. den Rhein überschritten, die Linien an der Lauter bezwungen, Lauterburg, Kronweißenburg u. andere Städte erobert u. am 20. Sept. Landau eingeschlossen. Zwar eilte der Marschall Catinat zum Entsatz dieser Festung herbei, wurde aber bei Drusenheim geschlagen u. am 9. Oct. die Citadelle von Landau erstürmt, worauf die Stadt am 10. capitulirte. Schon wollte der Prinz von Baden sich mit Marlboroughs Heer vereinigen u. Frankreich an seiner schwächsten Seite angreifen; als der Kurfürst Maximilian II. von Baiern sich plötzlich für Ludwig XIV. erklärte, Ulm überrumpelte, Memmingen nahm u. den General Arco mit 10,000 Mann entsendete, um sich mit einer französischen Armee zu verbinden, welche unter Villars gegen den Schwarzwald vordringen sollte. Arco traf jedoch in Schaffhausen auf eine schweizerische Armee u. mußte sich nach Baiern zurückziehen. Am 14. Oct. kam es zwischen dem Prinzen von Baden u. Villars bei Friedlingen, unweit Hüningen, zur Schlacht u. obgleich die Kaiserlichen den Kürzeren zogen, so ging Villars doch über den Rhein zurück, besetzte Trier u. Trarbach u. überraschte am 1. Dec. Nancy, die Hauptstadt von Lothringen. Die Kaiserlichen nahmen ihre Winterquartiere nun an der Kinzig, Villars in Elsaß. C) In Spanien, Um die starke österreichische Partei unter dem spanischen Adel zu unterstützen, landete der britische Admiral Rooke am 21. Aug 1702 mit einer englischen u. Admiral Allemond mit einer holländischen Flotte bei Cadiz; die Landungstruppen (14,000 Mann) unter dem Herzog von Ormond eroberten zwar einige Schanzen, hoben aber die Belagerung von Cadiz wieder auf, da es nicht gelang das Fort Matagorda zu bezwingen u. da die Spanier keine Luft bezeigten sich anzuschließen. Dagegen eroberte diese Flotte am 22. Oct. in dem Hafen von Vigo die spanische Silberflotte. Eine französische Escadre erschien indessen auch im Adriatischen Meer u. bombardirte den Hafen von Triest Im Innern von Frankreich entstanden bedeutende Unruhen; die Protestanten im Süden erhoben sich auf die Nachricht, daß Ludwig XIV. in Krieg mit dem Auslande begriffen sei, u. es entspann sich der hartnäckige Krieg in. den Sevennen, s.d.
IV. Ereignisse im Jahr 1703. A) In den Niederlanden hemmte die Uneinigkeit zwischen Holländern u. Engländern die Operationen; so wurden die Holländer bei Eekeren geschlagen u. ihre Commissäre hielten Marlborough ab die Linien zu stürmen, welche die Grenze der Niederlande von Antwerpen bis an die Maas deckten, dennoch eroberte er Huy u. Limburg u. sicherte dadurch den Besitz des Bisthums Lüttich, so wie durch das am 14. Mai von Coehorn eroberte Bonn den des Kurfürstenthums Köln. Geldern fiel auch in die Hände der Alliirten u. Mastricht wurde von ihnen belagert. B) In Deutschland suchte der Kaiser Baiern zu erobern u. ließ deshalb die fränkischen Kreistruppen unter General Styrum sich bei Neumark zusammenziehen, um gegen die Oberpfalz zu agiren, während Österreicher u. Sachsen unter General Schlick von dem Inn her angreifen sollten; der Markgraf von Baden nahm sein Hauptquartier in Kehl. Der französische Marschall Villars sollte aber dem Kurfürsten von Baiern um jeden Preis Luft machen u. brachte durch mehre Scheinbewegungen den Markgrafen dahin seine Truppen zu vereinzeln. Um die Pässe zwischen Kehl u. Breisach zu vertheidigen, ging er zwischen Breisach u. Hüningen über den Rhein, schlug ein bei Eltz stehendes österreichisches Corps, drängte den Markgrafen aus seinen Quartieren an der Kinzing bis Stollhofen zurück u. besetzte alle Stellungen, welche die Österreicher zwischen dem Rhein u. dem Gebirge inne gehabt hatten. Seit dem 25. Febr. belagerte er Kehl u. zwang diesen Platz am 19. März[429] zur Übergabe. Hierauf ging er über den Rhein zurück. Der Graf von Fürstenberg besetzte nun kaiserlicher Seits die Pässe des Schwarzwaldes mit einem Corps; der Markgraf stellte sich, von den langen zusammenhängenden Stollhofer Linien geschützt, auf. Villars aber ging, während der Marschall Tallard seine Bewegung deckte, bei Strasburg über den Rhein, griff die Linien von Stollhofen zum Schein an u. entsendete ein Corps in das Kinzigthal, welches die Verschanzungen wegnahm, welche die Höhen schützen sollten, u. Haslach u. Hornberg erstürmte. Schleunig zogen sich die Österreicher aus den Engpässen zurück, u. Villars erschien nach einem Marsche von 14 Tagen am 8. Mai 1703 vor Villingen, welches am Ausgange der Bergkette liegt, ging, ohne sich mit dessen Eroberung aufzuhalten, vorwärts u. vereinigte sich bei Tuttlingen am 12. Mai mit dem Kurfürsten von Baiern. Dieser hatte Neuburg am 3. Febr. genommen u. sich dann gegen Styrum u. Schlick gewendet, von denen der Erstere, nachdem er am 4. März 1703 die Linien bei Dietfurt erstürmt u. am 17. Neumark erobert hatte, Amberg belagerte, während Schlick vom Inn her in Baiern eindringen sollte. Gegen Styrum entsendete Max Emanuel 12,000 Mann, während er selbst mit 16–18,000 Mann sich gegen Schlick wendete Der Kurfürst machte Miene erst auf Passau loszugehen, wendete sich aber unvermuthet gegen Schärding, ging mit 12,000 Mann über den Inn u. überfiel am 11. März bei Scheidingberg die österreichische Reiterei, welche er nach Eisenbirn warf Hier schlug er am 12. März die Österreicher u. Sachsen, eroberte Neustadt am Inn u. wendete sich dann nach der Oberpfalz, schlug am 28. März den Markgrafen von Baireuth bei Einhofen an der Vils, zwang Styrum die Blockade von Amberg aufzuheben u. kehrte dann wieder an die Donau zurück, weil General Schlick seine Truppen neu gesammelt u. Vilshofen erobert hatte. Am 9. April nahm der Kurfürst das unbesetzte Regensburg, u. als Schlick bei der Nachricht von dem Anmarsche der Baiern sich eiligst zurückzog, vereinigte sich Max Emanuel mit Villars. Durch diese Vereinigung waren unerwartet die österreichischen Staaten gefährdet, da die österreichischen Heere in Italien u. am Rheine standen. Aber anstatt gerade auf Wien loszugehen, wie sie wollten, beschlossen die Franzosen u. Baiern, daß Villars in Baiern bleiben sollte, um die Bewegungen des Markgrafen von Baden zu beobachten, dagegen sollte Max Emanuel in Tyrol eindringen u. sich mit Vendôme in Italien in Verbindung setzen. Zuvor schickte aber der Kurfürst den General Maffei mit 3000 Mann nach Franken, um Rothenburg an der Tauber zu entsetzen, welches General Janus mit den fränkischen Kreistruppen belagerte. Dieser rückte nach Gratensee an der Pegnitz vor, um hier Verstärkungen an sich zu ziehen, aber bevor diese anlangten, überfiel Janus am 23. Mai die Baiern, schlug sie u. eroberte gleich darauf Rothenburg. Villars bezog zwischen Lauingen u. Dillingen am linken Donauufer ein Lager, welches er verschanzen ließ, u. der Kurfürst brach am 14. Juni mit 15,000 Mann von München nach Tyrol auf. Die Festung Kufstein fiel nach kurzer Berennung dadurch, daß der Commandant die Vorstädte abbrennen lassen wollte, wodurch aber auch die Stadt in Flammen gerieth, welche das Schloß ergriffen u. zwei Pulvermagazine in die Luft sprengten, wodurch ein Theil des Walles mit einstürzte. Diesen Umstand benutzten die Baiern u. erstürmten die Stadt. Am 23. Juni fiel auch Rothenberg in seine Hände u. zwei Tage darauf zog der Kurfürst in Innsbruck ein, wo er sich als Grafen von Tyrol huldigen ließ Aber ein nach Brixen vorausgesendetes Detachement wurde fast ganz von den Tyrolern vernichtet u. das Hauptcorps, mit welchem er nach dem Brenner vorrücken wollte, zum Rückzug genöthigt. Auch in seinem Rücken hatte sich Tyrol erhoben, u. als er am 23. Juli wieder in Innsbruck ankam, war seine Armee bis auf die Hälfte geschmolzen. Der Kurfürst räumte hierauf Tyrol bis auf Kufstein (Hall u. Rothenberg fielen schnell) u. eilte, nachdem er in München sein Heer verstärkt hatte, nach der Donau, um sich mit Villars zu vereinigen. Dort war das Schlicksche Corps, früher durch Entsendungen nach Ungarn geschwächt, jetzt durch 8000 Dänen verstärkt worden u. hatte unter dem Commando des dänischen Generals Reventlow Landau an der Isar u. Vilshofen erobert; Amberg wurde von Böhmen aus durch den General Herville bedroht, u. an der Donau hatte der Markgraf von Baden ein Heer von 50,000 Mann gesammelt u. Munderklingen besetzt, wo aber am 31. Aug. der kaiserliche General Latour von dem französischen General Legal geschlagen wurde. Der Markgraf von Baden ließ den General Styrum mit 20,000 Mann in einem festen Lager bei Hausheim stehen, ging bei Ehingen über die Donau, besetzte in den ersten Tagen des September Augsburg, welches von den Baiern bedroht wurde, u. brachte so den Marschall Villars zwischen sich u. Styrums Corps in eine mißliche Lage. Der Letztere brach am 18. Sept. nach Donauwörth auf, um diese Stadt durch Überraschung zu nehmen, da sein Plan aber scheiterte, so bezog er sein festes Lager wieder. Villars ging aber in der Nacht vom 19. zum 20. mit dem Gros der französisch-baierischen Armee bei Donauwörth über die Donau, während ein anderes französisches Corps von 12,000 Mann unter d'Usson diesen Fluß bei Dillingen überschritt, um Styrums Corps von allen Seiten anzugreifen. Aber d'Usson griff zu früh an u. wurde geschlagen, bevor die Hauptarmee heran war. Als darauf der Kurfürst u. Villars am 20. Sept. den General Styrum zwischen Hochstädt u. Blenheim angriffen, wurde Styrum geschlagen, verlor alles Gepäck, 37 Kanonen u. 6000 Mann, konnte sich aber doch nach Nürnberg zurückziehen, indem ihn zwei sächsische Bataillone durch Ausharren vom Untergang retteten. Da der Markgraf nicht ferner angegriffen wurde, bezog er Winterquartiere in Schwaben; die französisch-baierische Armee besetzte Memmingen, eroberte am 13. Nov. Kempten u. am 14. Dec. Augsburg, welches von dem österreichischen General Bibra mit 6000 Mann vertheidigt worden war. Villars aber, über die Unentschlossenheit des Kurfürsten erzürnt, verließ das Heer u. kehrte nach Frankreich zurück; Max Emanuel eroberte am 9. Jan. 1704 Passau u. beendigte so diesen Feldzug. Als der Markgraf von Baden, Villars folgend, nach Baiern gezogen war, hatte der Herzog von Burgund den Oberbefehl über die französische Rheinarmee erhalten, welche 30,000 Mann zählte u. bestimmt war den Kurfürsten u. Villars zu unterstützen. Anstatt aber seiner Bestimmung nachzukommen, hatte er Alt-Breisach berannt u. am 6. Sept. erobert, worauf er nach Versailles zurückkehrte u.[430] den Oberbefehl an Tallard übergab. Dieser ging bei Kehl über den Rhein zurück, eroberte die Linien von Speyer u. Neustadt an der Haardt u. erschien, am 13. Oct. 1703 vor Landau, welches der kaiserliche General Friese mit 4500 Mann besetzt hielt. Deutschland u. die Niederlande strengten alle Kräfte an diesen Platz zu entsetzen, aber auch Tallard erhielt Verstärkung, griff am 15. Nov. die Alliirten unvermuthet am Speyerbache an u. trieb sie auseinander. Landau aber capitulirte am 19. Nov., die Besatzung erhielt freien Abzug Die Franzosen u. ihre Gegner bezogen nun Winterquartiere.
C) In Italien hatte Vendôme gleich zu Anfang des Jahres Brescello in Modena einschließen u. bombardiren lassen, fand aber sechs Monate lang Widerstand. Er nahm sein Hauptquartier in S. Benedetto u. ließ dem festen Lager der Österreicher gegenüber Linien anlegen. Der Prinz Eugen war nach Wien gereist, um Verstärkung für sein Heer zu verlangen; an seiner Stelle befehligte Graf Starhemberg u. leistete mit 30,000 Mann gegen 55,000 Mann tapferen Widerstand: so schlug er am 9. Juni einen Angriff auf Monte Molino ab u. siegte bei Finale über Albergotti. Vendôme, welchen Befehle nach Tyrol riefen, um sich mit dem dort eingedrungenen Kurfürsten von Baiern zu verbinden, stand endlich davon ab Starhemberg zu bezwingen u. wendete sich gegen Brescello, welcher Platz am 26 Juni sich wegen Mangels an Lebensmitteln ergeben mußte. Darauf marschirte Vendôme mit 20,000 Mann nach Tyrol u. erschien Anfang Augusts vor Trient, wurde aber plötzlich nach Italien zurückberufen. Hier nämlich hatte Victor Amadeus von Savoyen mit den Franzosen gebrochen u. sich für den Kaiser erklärt, weil er eingesehen hatte, daß es um seine Unabhängigkeit geschehen wäre, wenn sich Frankreich jenseit der Alpen festsetzte, u. da ihm der Kaiser u. England außer einem monatlichen Hülfsgeld von 80,000 Kronen u. dem Oberbefehl über die Armee von Italien, welche sie um 20,000 Mann vermehren wollten, Montserrat, Mantua, Alessandria, Valencia etc. anboten. Als Vendôme im Lager vor S. Benedetto angekommen war, ließ er am 29 Sept. die piemontesischen Truppen entwaffnen, die Offiziere gefangen nehmen u. die Soldaten unter die französischen Regimenter stecken u. rückte nun gegen Piemont vor, während Tessé von Frankreich aus gegen Savoyen zog. Obgleich Ludwig XIV. dem Herzog Victor Amadeus 24 Stunden Bedenkzeit gab sich eines Besseren zu besinnen, so trat derselbe doch am 25. Oct. förmlich dem Bündnisse gegen Frankreich bei, ließ alle Franzosen in seinen Staaten verhaften u. bewaffnete seine Unterthanen. Tessé eroberte nun ganz Savoyen, Montmelian ausgenommen, u. Vendôme bemächtigte sich der wichtigsten Plätze in Piemont. Starhemberg ließ dagegen 1700 Reiter nach Piemont aufbrechen (von denen aber die Franzosen 700 bei S. Sebastian abschnitten), wartete dann, bis die Franzosen ihre Winterquartiere bezogen hatten, ließ darauf den General Trauttmansdorff mit 12,000 Mann in Mirandola u. Ostiglia zurück u. brach am 25. Dec. vom Ufer der Secchia mit 18,000 Mann auf, zog am Po hin u. vereinigte sich am 13. Jan. 1704 bei Canelli mit dem Herzoge von Savoyen, welcher ihm mit 20,000 Mann entgegenzog. Jetzt räumte Vendôme Asti u. Montserrat u. führte seine Truppen in die Winterquartiere.
Die 1702 mißglückte Expedition gegen Cadiz hatte die Seemächte vorsichtig gemacht; man sah ein, daß sie, wenn sie von Erfolg sein sollte, von Portugal aus geleitet werden müßte, u. so trat man mit dem König Peter II. von Portugal in Unterhandlung. Englische, niederländische u. österreichische Bevollmächtigte u. viele spanische Unzufriedene fanden sich in Lissabon ein u. durch das Zureden der Gesandten ließ sich Peter II. bewegen dem Bunde gegen Frankreich beizutreten. Am 16. Mai 1703 willigte et ein den Erzherzog Karl als König von Spanien anzuerkennen, denselben in seine Staaten aufzunehmen u. ein Heer von 28,000 Mann zu seiner Hülfe zu stellen; dagegen sollten ihm die Grenzstädte Badajoz, Albuquerque, Valencia, Alcantara in Estremadura, Vigo, La Guardia u. Tuy in Galicien u. ein Landstrich in Amerika abgetreten werden u. der neue König von Spanien die Tochter des Königs von Portugal heirathen, welchem überdies die See mächte zur Unterhaltung von 13,000 Mann Subsidien versprachen. Nun entsagten Leopold u. se in Sohn Joseph jedem persönlichen Anspruch auf die spanische Krone u. Karl wurde in Wien als Karl III. zum König von Spanien ausgerufen. Von allen gegen Frankreich verbündeten Mächten anerkannt, ging der neue König über Holland nach England u. schiffte auf der Flotte des englischen Admirals Rooke nach Lissabon über. Obgleich hier seine bestimmte Braut gestorben war, vereinigte König Peter II. von Portugal doch seine Macht mit der der Alliirten. Der Seekrieg wurde im Jahr 1703 von den Verbündeten ohne allen Erfolg geführt. Die britische Flotte unter Rooke versuchte im Juni vergebens eine Landung in Westfrankreich u. kehrte im Juli nach ihrer Station St. Helena zurück. Eine andere Flotte von 58 Schiffen führte der britische Admiral Shovel u. der holländische Admiral Allemonde zuerst nach Portugal u. von da nach Neapel, welches sie zu erobern hofften, aber auch sie kehrte im Nov. nach den englischen u. holländischen Häfen zurück. Zu Ende 1703 zerstörte ein Sturm den Briten u. Holländern gegen 20 Schiffe. Frankreichs Seemacht lag ruhig im Hafen von Brest u. begnügte sich durch kleine Geschwader u. Caper den Handel seiner Gegner zu stören.
V. Ereignisse im Jahr 1704. A) In Deutschland Trotz des Bündnisses mit Portugal hatte die Sache des Kaisers wenig Fortgang gewonnen. In Ungarn nämlich, nahe bei der Hauptstadt des Kaisers, hatten sich mit dem Kriegsglück der Franzosen 1703 auch Unruhen geregt. Rakoczy hatte sich aus seiner Gefangenschaft in Neustadt zu befreien gewußt, anderthalb Jahr in Polen gelebt u. stand jetzt an der Spitze von 20,000 Mann Ungarn u. Siebenbürgen, die bes. unter Caroly Wien bedrohten, welche Stadt, nach welcher auch die Franzosen strebten, schleunigst durch Linien befestigt wurde. Auf den Rath des Prinzen Eugen sammelte der Kaiser seine Hauptmacht in Deutschland, um den Franzosen eine Vereinigung mit den Ungarn unmöglich zu machen, u. hat auch Marlborough ihn zu unterstützen. Dieser rief nun 10.000 Mann, welche am Rhein standen, zurück, u. indem er sich stellte, als wolle er den Feldzug an der Mosel eröffnen, ging er im Mai mit 15,000 Mann, welche er bei Mastricht gesammelt hatte, zwischen Venlo u. Roermonde über die Maas u. kam am 25. Mai nach Coblenz, von wo aus er nach Mainz marschirte. Die Lage des Kaisers wurde immer gefährlicher; 15,000 Franzosen waren durch die Engpässe[431] des Schwarzwaldes in Baiern eingedrungen u. hatten sich mit dem Kurfürsten Max Emanuel vereinigt, welcher nun mit 40,000 Mann ein Lager zwischen der Iller u. Donau bezog, während Tallard mit 45,000 Mann am Rhein stand, um nach den Umständen an die Mosel gegen Marlborough od. nach Baiern zu marschiren. Der Markgraf von Baden stand mit 25,000 Mann bei Blaubeuern u. hatte ein schwaches Corps bei Stollhofen zur Beobachtung Tallards zurückgelassen, Eugen aber hatte den Oberbefehl am Rhein übernommen. Der Marsch Marlboroughs, welcher unterwegs noch 10,000 Mann u. auch Holländer an sich zog, setzte die Franzosen in Verlegenheit. Villeroi marschirte zuerst vom Oberrhein nach Lothringen u. kehrte dann dahin zurück, als jener von Mainz aus bei Philippsburg eine Brücke über den Rhein schlagen ließ u. Landau zu bedrohen schien. Auch Tallard ging bei Altenheim über den Rhein, um sich mit Villeroi zu vereinigen, wenn die Verbündeten das Elsaß od. Lothringen angreifen würden. Marlborough ging aber über den Neckar u. auf dem geradesten Wege durch Württemberg nach Lauffen, überschritt hier den Neckar noch einmal u. hatte im Juni mit Eugen eine Zusammenkunft in Mondelsheim, wo sie den Plan des Feldzuges verabredeten. Kurz darauf trafen die beiden Feldherren in Heppach mit dem Markgrafen von Baden zusammen. Man setzte fest, daß Eugen mit 23,000 Mann die Linien von Stollhofen vertheidigen u. Tallard beobachten, der Markgraf u. Marlborough aber in Baiern eindringen sollten. Am 22. Juni vereinigte sich Marlborough bei Westerstetten mit dem kaiserlichen Heere unter Eugen u. Beide kamen überein den Oberbefehl einen Tag um den anderen zu führen. Der Kurfürst hatte ein Lager bei Dillingen bezogen u. Arco abgeschickt, um mit 15,000 Mann die Höhen auf dem Schellenberge zu vertheidigen, welche die Straße von Nördlingen nach Donauwörth decken. Am 2. Juli griff Marlborough die Verschanzungen in der Front an, erstürmte dieselben u. zwang Arco nach einem Verluste von 5000 Mann u. allen Geschützes zum Rückzug über die Donau. Er ging dann am Lech hinauf, sicherte seine Communication durch die Einnahme von Neuburg, Rain, Aicha u. Friedberg u. zwang den Kurfürsten bis unter die Mauern von Augsburg zurückzugehen. Marlborough machte nun dem Kurfürsten die vortheilhaftesten Anerbietungen, wenn er von der Verbindung mit Frankreich lassen wollte; dieser ging auch auf die Vorschläge ein, aber nur um Zeit zu gewinnen, bis Tallard mit seinem Heere herankäme. Dieser hatte am 2. Juli mit etwa 30,000 Mann den Rhein zwischen Strasburg u. Fort Louis überschritten, verlor aber sechs Tage vor Villingen, welches sich tapfer vertheidigte, u. erst am 22. Juli zog er ab, um dem bedrängten Kurfürsten Hülfe zu bringen, ging am 30. Juli bei Ulm über die Donau u. vereinigte sich am 4. Aug. bei Augsburg mit dem Heere des Kurfürsten. Marlborough bezog nun ein festes Lager bei Rain; der Markgraf von Baden belagerte mit 20,000 Mann Ingolstadt. Nach seiner Vereinigung mit Tallard ergriff der Kurfürst wieder die Offensive u. ging bei Dillingen über die Donau zurück. Marlborough folgte aber der Bewegung des Kurfürsten, setzte am 10. Aug. plötzlich über den Lech u. die Donau u. vereinigte sich den 11. bei Münster an der Donau mit Eugen, welcher mit dem Gros seines Corps hier stand u. den Schellenberg durch einen Theil seines Fußvolkes hatte besetzen lassen. Um die Belagerung von Ingolstadt zu decken, beschlossen die beiden Feldherren die feste Stellung bei Höchstädt zu besetzen, aber die französisch-baierische Armee war ihnen zuvor gekommen u. hatte sich dort festgesetzt. Die Verbündeten, da es ihnen an Fourage fehlte u. Villeroi ein Corps vom Rhein her ins Württembergische vorgeschoben hatte, mußten sich zur Schlacht entschließen, ehe der Kurfürst sein Lager noch fester verschanzte. Am 15. Aug. kam es bei (Blenheim) Blindheim u. Höchstädt zur Schlacht. Die Stellung der französisch-baierischen Armee war sehr fest, aber zu weit ausgedehnt; in der Front wurde sie durch den sumpfigen Haselbach gedeckt; der rechte Flügel, welchen Tallard befehligte, lehnte sich an Blenheim, der linke, aus Franzosen u. Baiern bestehend u. von dem Kurfürsten u. dem Marschall Marsin commandirt, bis Lützingen; vor dem Centrum lag das Dorf Oberklau, welches so wie Blenheim befestigt war. Die Infanterie stand in zwei Linien, so daß die erste Blenheim u. Oberklau unterstützen, im Nothfall auch vertheidigen konnte; die Cavallerie auf einem sanften Abhang hinter beiden Dörfern u. nach Lützingen zu; 90 Kanonen vor der Front. Das österreichisch-englische Heer betrug nur 52,000 Mann u. führte blos 60 Kanonen, aber es war an Cavallerie dem französisch-baierischen überlegen. Eugen führte den rechten Flügel, Marlborough (welcher aus seinem Heer das Centrum u. den linken Flügel bildete) das Centrum, General Cutts den linken Flügel; Marlborough befehligte das Ganze. Die Schlacht begann mit einem Angriff auf die beiden verschanzten Dörfer, aber die Engländer wurden von Blenheim, worein Tallard 12,000 Mann geworfen hatte, zurückgeschlagen u. in die Sümpfe getrieben; ebenso mißglückte ein Angriff auf Oberklau. Als aber Marlborough bemerkte, daß die feindliche Linie durch die starke Besetzung der beiden Dörfer sehr geschwächt war, ließ er, um ihr Centrum zu durchbrechen, die Dörfer durch Infanterie beobachten, ging mit der Cavallerie u. dem größten Theil des Fußvolkes durch die Sümpfe u. siegte; die Trümmern der feindlichen Cavallerie flohen nach der Donau, das Fußvolk wurde mit Tallard gefangen. Marlborough schloß nun Blenheim eng ein u. wendete sich nach Oberklau, um die noch übrigen Corps in die rechte Flanke zu nehmen. Der rechte Flügel der Verbündeten, viel schwächer als der ihm entgegenstehende linke der Franzosen, war nur mit Mühe über den Sumpf gekommen u. hatte den Theil der feindlichen Linien angegriffen, welcher zwischen Oberklau u. Lützingen aufgestellt war; zweimal zurückgeworfen, hatte Prinz Eugen sein Corps zum dritten Male persönlich zum Angriff geführt; aber auch dieser Angriff führte zu keinem Resultate, u. Eugen mußte sich begnügen den Kurfürsten u. Marsin so in Schach zu halten, daß sie Tallard keine Hülfe senden konnten. Jetzt räumte der Kurfürst Oberklau u. Lützingen u. floh durch den Höchstädter Sumpf nach Dillingen, alles Geschütz u. Gepäck zurücklassend. Nun wendeten sich Marlborough u. Eugen vereinigt gegen Blenheim. Die 12,000 Mann starke französische Infanterie unter Clerambault hatte hier nicht Raum genug sich in Schlachtordnung zustellen u. mußte sich daher endlich ergeben; Clerambault u. viele Offiziere wollten sich durch Schwimmen retten, ertranken[432] aber in der Donau. Der Verlust der französisch-baierischen Armee betrug 40,000 Mann, alles Geschütz, 300 Fahnen u. Standarten; auch die Bagage u. die Kriegskasse fielen in die Hände der Sieger; der Verlust dieser betrug 4000 Todte u. 7000 Verwundete. Der Kurfürst u. Marsin wendeten sich mit dem Rest ihrer Truppen nach Ulm, wo sie die Besatzungen von Augsburg, Memmingen, Kempten, Biberach u. anderen schwäbischen Städten eilig an sich zogen u. dann nach dem Rheine zurückgingen. Die Verbündeten aber belagerten Ulm, welches sich schon am 13. Sept. dem General Thüngen ergab, die Besatzung erhielt freien Abzug. Unter Aufseß blieben auch vor Ingolstadt fünf Cavallerieregimenter zurück, der übrige Theil des Heeres zog in mehren Colonnen nach dem Rhein, überschritt diesen Fluß bei Philippsburg u. drang im Elsaß ein. Der Markgraf von Baden belagerte mit 15,000 Mann Landau, zu ihm stieß später auch das Thüngensche Corps; Marlborough u. Eugen standen bei dem vom General Laubanie mit 7000 Mann vertheidigten Weißenburg, um diese Belagerung zu decken. Vom 1. Oct. bis zum 23 Nov. währte das Feuer gegen die Werke u. alles war schon zum Sturm bereit, als Lanbaute capitulirte; die Besatzung zog am 26 Nov. nach Strasburg ab. Villeroi hatte unterdessen die Trümmern der geschlagenen französischen Armee bei Donaueschingen aufgenommen u. sich an die Motter zurückgezogen, wo er blieb, ohne einen Versuch zur Rettung Landaus zu machen. Marlborough hatte unterdessen mit 12,000 Mann Trier ohne Widerstand erobert; hierauf ließ er Trarbach durch den Erbprinzen von Hessen einschließen, übertrug den Generalen Hompesch u. Novalles den Oberbefehl im Trierschen u. kehrte nach Weißenburg zurück. Hompesch ließ Trier befestigen u. nahm durch Überfall Saarburg; Trarbach hingegen capitulirte erst nach sechswöchentlicher Vertheidigung am 9. Decbr. Ein Versuch Eugens am 10. Nov. Altbreisach zu überraschen mißlang dagegen. Nach Landaus Fall wendete sich Eugen zurück nach Baiern, um die Festungen dieses Landes vollends zu bezwingen. Die Kurfürstin, welcher gleich nach der Niederlage bei Blenheim ihr Gemahl die Regentschaft übertragen hatte, hatte mit dem Kaiser Unterhandlungen angeknüpft u. sich erboten strenge Neutralität zu beobachten u. alle reichständischen Pflichten zu erfüllen, wenn man sie im Besitz der Regierung u. der Festungen lassen wollte; aber beides wurde, so wie der spätere Vorschlag den Besatzungen freien Abzug zum Kurfürsten zu gestatten, abgeschlagen. Endlich am 7. Decbr. wurde eine Übereinkunst geschlossen, welcher zufolge Passau, Kufstein u. alle baierischen Festungen den Kaiserlichen überliefert, alles Geschütz, alle Kriegsvorräthe übergeben u. die baierischen Truppen entlassen, die Einkünfte des Landes aber den Kaiserlichen abgetreten werden, u. nur die Residenzstadt München, deren Mauern geschleift werden sollten, der Kurfürstin verblieb. Auch in Ungarn war der kaiserliche General Heister nach der Schlacht von Höchstädt verstärkt worden u. hatte die bisher siegenden ungarischen Generale Forgacz u. den zum Fürsten von Siebenbürgen ausgerufenen Rakoczy, Letztern am 26. Dec. bei Tyrnau, geschlagen u. das kaiserliche Ansehen großentheils wiederhergestellt.
B) Feldzug in den Niederlanden 1704. Am Schlusse des Jahres 1703 hatte ein englisch-holländisches Corps die französischen Linien bei Wasseige unvermuthet angegriffen, überwältigt u. zerstört, die Franzosen aber die Linien schnell wieder hergestellt. Hierauf trat wieder Waffenrothe ein, bis Marlborough seinen Zug nach Baiern antrat u. dem holländischen Feldmarschall Overkerk den Oberbefehl übergab, worauf die Franzosen aus ihren Linien hervorkamen u. die Stellung der Alliirten bedrohten. Da aber Marlborough nicht umdrehte, so folgte ihm Villeroi mit 12,000 Mann u. übergab den Oberbefehl den Generalen Lamotte u. Bedmar. Als auch die Dänen dem Zuge Marlboroughs folgten, verließen die Franzosen noch einmal ihre feste Stellung, u. nun brach auch Overkerk mit seinem Heere, welches noch 40,000 Mann zählte, aus dem Lager von Laon am 1. Juni auf, um die Linien bei Wasseige wieder zu überraschen. 4000 Reiter unter dem General Dopft hatten dieselben schon besetzt; aber der Feldmarschall rief sie daraus wieder zurück, u. als er später seinen Fehler einsah, war es zu spät. Neue Versuche am 4. u. 19. Juni die Linien zu nehmen mißlangen wieder durch Overkerks Unentschlossenheit. Hierauf belagerte er auf Befehl der Generalstaaten Namur, jedoch ohne es einnehmen zu können, die Franzosen blieben aber fortwährend in ihren Linien u. unternahmen auch dann nichts, als der Marschall von Villeroi u. der Kurfürst von Baiern bei ihnen ankamen, so sehr der Letztere auch auf einen Versuch drang sich hier für die Verluste in Deutschland zu entschädigen.
C) Um den Herzog von Savoyen für seinen Abfall zu strafen, hatte Ludwig XIV drei Heere gegen Italien aufgestellt; 13,000 Mann sollten die Kailichen aus dem Mantuanischen vertreiben, die beiden anderen unter den Herzögen von Vendôme u. Feuillade von zwei Seiten in Piemont eindringen. Das kaiserliche Heer, welches, nach Starhembergs Abzug zu dem Herzog, unter General Trautmansdorff im Mantuanischen blieb, betrug etwa 10,000 Mann; das kaiserlich-savoyische Heer etwa 23,000 Mann u. stand bei Crescentino am Po in einem festen Lager. Außerdem waren alle, Festungen gut bewehrt u. sollten die Franzose aufhatten, bis die Hülfe aus Österreich ankommen würde. Von Suza aus überfiel ein piemontesisches Corps am 27. März Chaumont u. wendete sich dann gegen Savoyen, entsetzte hier Montmelian u. befreite bis auf Chambery das ganze Land von den Franzosen. Bald aber rückte Feniliade wieder vor, drängte St. Remy zurück, schloß Montmelian wieder ein u. eroberte Suza. Anfang März war auch Vendôme von der Nordseite her in Piemont eingerückt, hatte den Herzog in sein festes Lager bei Crescentino zurückgedrängt u. dann Vercelli belagert. Diese Stadt wurde von dem General Hages vertheidigt, mußte sich aber, da der Herzog nichts zu ihrem Entsatz that, am 21. Juli 1704 ergeben. Nun suchte Vendôme Ivrea zu nehmen, um seine Communication mit Feuillade u. der Dauphine zu sichern, den Herzog von Savoyen von allen Seiten einzuschließen u. von der Schweiz abzuschneiden. Am 27. Sept. fiel Ivrea nach fünfundzwanzigtägiger Belagerung. Feuillade hatte während der Zeit Aosta erobert; er vereinigte sich nun mit Vendôme u. beide rückten gegen Cerva, der letzten Festung vor Turin, vor. Der Herzog von Savoyen stand in seinem festen Lager Cerva ganz nahe u. konnte ihr jede Hülfe bringen; dennoch eroberten die Franzosen am 5. Nov. das Fort Guerbignau[433] u. belagerten dann Cerva selbst, welches der Herzog, welcher großentheils selbst in der Festung war, tapfer hielt; dennoch hatte Vendôme die Breschbatterien schon fertig, als in der Nacht zum 27. Decbr. die Besatzung, durch einen Theil des Heers aus dem Lager von Crescentino verstärkt, einen Ausfall that, die Werke der Franzosen zerstörte, deren Geschütz vernagelte u. so die Belagerer zwang ihre Arbeiten von Neuem anzufangen Die im Herzogthume Mantua zurückgebliebene, Anfangs von Trauttmansdorff, nach dessen Erkranken aber vom Prinzen Vaudemont, u. als dieser den 12. Mai starb, vom Grafen Leiningen befehligte kaiserliche Armee hatte im Frühjahr 1704 das Modenesische geräumt u. wollte den Po mit um so größerem Nachdruck vertheidigen. Die Franzosen unter dem Großprior, jüngerm Bruder Vendômes, gingen im März über die Secchia, nahmen Concordia ein u. rückten gegen den Po vor. Anfangs hinderte zwar das Aufschwellen der Gewässer den Großprior etwas zu unternehmen, als aber die Kaiserlichen später das rechte Poufer freiwillig räumten, wollte er Ostiglia erobern u. umging noch später die österreichische Stellung durch das neutrale Päpstliche Gebiet, wodurch der Graf von Leiningen sich zum Rückzug nach Tyrol genöthigt sah.
D) Ereignisse in Spanien u. Portugal 1704 Als Portugal auf die Seite des österreichischen Prinzen Karl trat, ermahnte Ludwig XIV seinen Enkel sogleich in Portugal einzufallen, allein in Spanien fehlte es vor allem an Geld, die Festungen waren nicht bewaffnet, die wenigen Truppen nicht gerüstet u., weil sie lange keinen Sold erhalten hatten, unzufrieden, sie waren zugleich unzuverlässig u. desertirten in Haufen. Die Armee mußte daher umgeschaffen werden, was der niederländische Prinz Tilly bewirken sollte, u. der Finanzminister bot alles auf, um Geld zu schaffen, u. so erschien im Frühjahr 1704 ein spanisches Heer an Portugals Grenze, aber freilich zu schwach, um allein etwas zu unternehmen. Auf Bitten des Königs Philipp sendete Ludwig XIV. ihm den Marschall Berwick mit 20 Bataillonen Infanterie u. 9 Regimentern Cavallerie zu Hülfe, wodurch das Heer auf 33,000 Mann wuchs. Am 9. März 1704 war Philipps V. Gegenkönig, Prinz Karl von Österreich, mit einem englisch-holländischen Hülfscorps in Lissabon ans Land gestiegen, in der Hoffnung ein portugiesisches Heer zu finden u. von den Spaniern allgemein mit offenen Armen empfangen zu werden. Aber nur einzelne Spanier schaarten sich unter seine Fahnen u. das portugiesische Heer war eben so des organisirt als das spanische. Der Marschall Schomberg, welcher die englisch-holländische Armee befehligte, sah sich daher genöthigt sich auf die Defensive zu beschränken u. seine 25,000 Mann in die portugiesischen Festungen zu vertheilen. Berwick wollte mit dem Hauptcorps von 25 Bataillonen u. 40 Schwadronen längs dem rechten Tajoufer in Portugal eindringen, während Tilly mit 12 Bataillonen u. 30 Schwadronen dem linken Ufer entlang ziehen sollte; ein drittes Corps sollte von Altcastilien u. ein viertes von Andalusien aus in Portugal einrücken. Der Zug Berwicks ging glücklich bis nach Villa Velha, wo er eine Brücke über den Tajo schlagen ließ, auf welcher Tilly auf das rechte Ufer übergehen u. mit ihm zugleich vor Abrantes rücken sollte. Tilly aber erschien nicht, weil er von dem Marschall Schomberg abgeschnitten zu werden fürchtete, u. rückte erst vor, als Berwick auf das linke Ufer überging u. ihm entgegenzog Bei Portalegre vereinigten sie sich u. beschossen diesen Platz, welcher sich, wegen des Auffliegens eines Pulvermagazins, nach zwei Tagen ergab. Nun sammelte der portugiesische General Dasminas bei Almeida eilig 18 Bataillone u. eben so viel Schwadronen u. eroberte Monte Santo, das zu entsetzen Berwick zu spät kam, welcher dafür aber Castello de Vide eroberte. Die große Hitze zwang nun beide Heere zu einer Waffenruhe; die Franzosen hatten wegen des Klimas u. der schlechten Verpflegung viele Kranke, bes. litten die Pferde durch das Grünfutter. Berwick ließ daher die eroberten Festungen schleifen u. zog sich an die spanische Grenze zurück; die Verbündeten bezogen ebenfalls Erholungsquartiere; der Marschall Schomberg kehrte nach England zurück u. an seine Stelle trat Lord Galloway. Dieser wollte mit 23,000 über die Agueda in Spanien eindringen; aber Berwick vertheidigte mit 18 schwachen Bataillonen u. 37 Schwadronen die Übergänge über diesen Fluß; Tilly stand in Estremadura Am 8 Oct. versuchte Galloway bei Ciudad Rodrigo den Übergang über die Agueda zu erzwingen, aber die Poringlesen hatten keine Luft zum Schlagen, u. so unterblieb das Unternehmen. Gleich darauf wurde Berwick von der Armee abberufen, weil er dem König Philipp V. nicht gefiel, u. an seine Stelle trat Tessé; beide Heere bezogen bald die Winterquartiere. E) Seekrieg. Nach dem Admiral Rooke den König Karl u. seine Armee ans Land gesetzt hatte, eroberte er mehre spanische Gallionen u. erhielt den Befehl, obgleich er nur 2000 Mann Landtruppen unter dem Prinzen Georg von Darmstadt, dem ehemaligen Gouverneur von Barcelona, an Bord hatte, einen Handstreich gegen Barcelona zu unternehmen, zugleich aber die savoysche Festung Nizza zu entsetzen, wenn sie von den Franzosen belagert werden sollte. Am 31. Mai erschien die Flotte vor Barcelona u. drohte es zu bombardiren, wenn es sich nicht binnen vier Stunden ergeben würde. Der Gouverneur Velasco aber, schon lange auf die Umtriebe der österreichischen Partei aufmerksam, ließ die Häupter derselben festnehmen, vereitelte so die Anschläge derselben u. gab dem Admiral eine abschlägige Antwort, welcher hierauf wieder unter Segel ging. Nun kreuzte Rooke im Mittelmeere, um die Vereinigung der französischen Flotte, welche der Graf von Toulouse, Großadmiral von Frankreich, von Brest herbeiführte, mit der in Toulon zu verhindern, was aber nicht gelang. Nachdem auch Rooke Verstärkung durch Admiral Shovel zugeführt erhalten hatte, die französische Flotte aber aus dem Hafen von Toulon nicht hervorkam, so wendete er sich nach einem am 27. Juli gehaltnen Kriegsrathe gegen Gibraltar, das schlecht besetzt u. auf Vertheidigung nicht eingerichtet war, warf dort am 1. Aug. Anker, beschoß die Festung sechs Stunden lang u. brachte ihre Batterien zum Schweigen. Die englischen Seesoldaten landeten, erstürmten die verlassenen Außenwerke u. zwangen so die nur aus 100 Mann bestehende Garnison am 2. Aug. 1704 zur Capitulation, worauf Gibraltar sogleich für England in Besitz genommen wurde. Nun verließ, um die englisch-niederländische Flotte aus dem Mittelmeere zu vertreiben u. Gibraltar wieder zu gewinnen, der Graf von Toulouse mit 50 Linienschiffen, 23 Galeeren u. 8 Fregatten den Hafen von Toulon u. erschien am 21. Aug bei Malaga; [434] Rooke ging ihm mit seiner eben so starken Flotte entgegen, u. am 24. Aug. kam es zur Seeschlacht auf der Höhe von Malaga, nach welcher die Franzosen nach Toulon zurückkehrten. General Villadarias wurde mit 8000 Mann von der Armee gegen Portugal zurückgerufen, um Gibraltar zu belagern; er schloß die Festung von der Landseite ein, während ein Theil der Touloner Flotte sie zur See blockirte, was jetzt möglich war, da Rookes Flotte nach Lissabon u. England zurückgekehrt war. Am 21. Oct. wurden die Laufgräben eröffnet, aber der Prinz von Darmstadt, von Lissabon aus durch Admiral Leake fortwährend mit neuer Mannschaft, Proviant u. Kriegsmaterial versehen, widerstand rühmlichst, u. als 1705 durch den Marschall Tessé die Festung schon aufs Äußerste gebracht war, erschien Ende März 1705 Leake, durchbrach, zerstreute u. nahm die von Pointis befehligte Blockadeescadre u. versah Gibraltar aufs Neue mit allen Bedürfnissen. Da verwandelte Tessé die Belagerung in eine Blockade.
VI. Ereignisse im Jahre 1705. Ludwig XIV. ergänzte während des Winters seine Heere durch 70,000 Mann; außer den Truppen, welche unter Tessé in Spanien u. Berwick in Languedoc standen, hatte er fünf Heere im Felde; Max Emanuel u. Villeroi standen in Flandern; Marsin am Rhein; Villars an der Mosel, Vendômes Feuillade in Savoyen u. Piemont u. der Großprior Vendôme in dem Mantuanischen; auf der gegnerischen Seite ergänzte u. verstärkte England Flotte u. Heer, ebenso Holland; Preußen stellte 8000 Mann mehr; Prinz Eugen sollte mit 20,000 Mann nach Italien rücken, um dort das Verlorene wieder zu gewinnen. Der Markgraf von Baden, bei dessen Heer schon seit vorigem Jahre der König Joseph von Deutschland sich befand, sollte einen Theil seines Heeres an Marlborough abtreten, welcher von Trier aus in Frankreich eindringen wollte. Feldmarschall Heister u. dann General Herbeviller waren in Ungarn, wo Rakoczy, obgleich mehrmals geschlagen, immer wieder auftrat. Im Winter erkrankte indessen Kaiser Leopold I. so gefährlich, daß er seinem Sohn Joseph die Regierung übergeben mußte, u. starb am 6. Mai 1705. Joseph I. setzte den Krieg gleich kräftig fort. A) Marlboroughs Feldzug an der Mosel. Zuerst erschien 1705 Villars im Feld; er wollte die Verbündeten in ihren Winterquartieren überfallen, aber das Austreten der Flüsse u. die Grundlosigkeit der Wege hielten ihn auf, die Verbündeten zogen sich zurück u. auch Villars ging über die Saar zurück. Am 4. Mai verließ Marlborough den Haag, versammelte sein Heer bei Mastricht u. rückte gegen die Mosel vor, wo er aber die Truppen, welche ihm der zu Rastadt erkrankte Markgraf von Baden abgeben sollte, nicht vorfand; erst am 6. Juni sollten 16,000 Mann in Trier eintreffen; auf diese konnte er aber nicht warten, da Villars sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, sondern er ging bei Conz über die Saar u. bezog am 3. Juni zwischen Burg u. Faux ein Lager. Villars hatte bei Sierk eine feste Stellung genommen, um Thionville zu decken u. Luxemburg u. Saarlouis im Auge zu haben, u. ließ sich aus dieser Stellung durch Marlboroughs Manövres nicht herauslocken; Marlborough aber, welcher seinen Einfall in Frankreich als gewiß verkündet hatte, wollte unverrichteter Sache nicht zurückgehen u. die Franzosen in ihrem festen Lager angreifen; als indeß der Kriegsrath dieses Unternehmen verwarf u. jetzt die Lebensmittel im alliirten Lager zu mangeln begannen, ging er, bes. von den Holländern veranlaßt, nach den Niederlanden zurück. B) In den Niederlanden war unterdessen Max Emanuel gegen die Maas vorgerückt, am 27. Mai vor Huy erschienen u. hatte am 10. Juni diese Stadt erobert. Die Generalstaaten, überzeugt, daß die Franzosen alle Kräfte gegen Marlborough zusammennehmen müßten, hatten blos den Feldmarschall Overkerk mit 17,000 Mann zur Deckung ihres Landes an der Maas aufgestellt gelassen; er stand auf dem Petersberge bei Mastricht, fühlte sich aber nicht stark genug, um zur Rettung Huys etwas zu unternehmen. Der Kurfürst besetzte Lüttich u. rüstete sich die Citadelle zu belagern. Die Holländer erschraken über diese Fortschritte; sie sendeten Boten über Boten an Marlborough u. forderten ihn auf zu ihrem Schutze zurückzukehren. Am 17. Juni brach er auf; er sendete 16,000 Preußen u. Württemberger an den Oberrhein, ließ 7000 Pfälzer u. die westfälischen Truppen zum Schutze Triers zurück u. wendete sich mit 50,000 Mann gegen die Maas, nahm Lüttich u. Huy (5. Juli) wieder u. zwang den Kurfürsten zum Rückzuge über Tongern in sein verschanztes Lager bei Wasseige. Dieses eroberte aber Marlborough durch Überfall am 18. Juli, u. nun zog sich der Kurfürst über die Dyle zurück. Tirlemont fiel noch an demselben Tage u. auch Löwen würde gefallen sein, wäre die Dyle nicht plötzlich so angeschwollen, daß Marlborough erst am neunten Tage über sie gehen konnte. Unterdessen aber hatten die Franzosen ihre Stellung an der Dyle u. Yscher befestigt; ein Versuch Marlboroughs am 29. Juli das französische Lager anzugreifen mißlang, u. als er am 16. Aug. bei Alt-Genappe über den Fluß gegangen war, ein feindliches Corps bei Waterloo geschlagen hatte u. nun am 18. Aug. das unvollendete französische Lager an der Yscher angreifen wollte, verwarfen die holländischen Deputirten den Angriff als zu gefährlich u. drangen auf den Rückzug. Marlborough mußte sich nun auf die Eroberungen von Sout Leuwen u. Sandvliet am 29. Oct. beschränken. Dagegen überraschten die Franzosen am 6. Nov. Diest u. nahmen ein alliirtes Bataillon u. ein Dragonerregiment gefangen; hierauf führte Marlborough sein Heer in die Winterquartiere. C) Fernerer Feldzug am Rhein 1705. Als Marlborough von der Mosel abzog u. sich gegen die Maas wendete, ging auch Villars zum Angriffe über, er besetzte Trarbach u. alle Stödte wieder, die Marlborough im Herbst erobert hatte, ließ 10,000 Mann in jener Gegend zurück, schickte 22,000 Mann dem Kurfürsten u. Villeroi zu Hülfe u. zog sich mit dem Überreste des Heeres nach dem Elsaß, wo General Thüngen die 20,000 Mann der Reichsarmee befehligte, da der Markgraf von Baden krank war; hinter den Weißenburger Linien stand Marsin mit 13,000 Mann Franzosen in einer Stellung hinter der Motter, sie nur beobachtend; mit ihm vereinigte sich Villars am 4. Juli bei Werth u. ging nun gerade auf die Weißenburger Linien los. Thüngen aber, dessen Verstärkungen noch nicht angekommen waren, zog sich nach Lauterburg zurück u. nahm dort eine so vortheilhafte Stellung, daß Villars nach einem vergeblichen Versuche sie anzugreifen am 10. Juli sich nach Weißenburg zurückzog. Obgleich Thüngens Heer nun bis[435] auf 50,000 Mann verstärkt wurde, ging er doch aus seiner Stellung nicht hervor, sondern ließ Villars die Weißenburger Linien zerstören, das Land brandschatzen u. Homburg am 27. Juli erobern. Ende Juli übernahm der Markgraf von Baden den Befehl wieder u. rückte aus seinem festen Lager vor, um den Franzosen eine Schlacht zu liefern. Villars entging diesem durch ein Manöver, verließ aber das Lager bei Weißenburg, um mit der Infanterie bei Gansheim u. mit der Cavallerie, dem Geschütz u. Gepäck bei Kehl über den Rhein zu gehen. Der Markgraf war aber den 15. Aug. auch über den Rhein gesetzt u. verfolgte Villars; doch seine Langsamkeit u. die Furcht in eine Schlinge zu fallen ließ Letzterem Zeit den Übergang glücklich zu bewirken. Der Markgraf eroberte nun am 28. Aug. die Linien an der Motter u. bezog ein Lager bei Pfaffenhofen. Villars wollte ihm dieselben durch eine Schlacht wieder entreißen u. stand vom 6.–14. Sept. vor seinem Lager, bezog aber endlich, da der Markgraf diese nicht annahm, ein Beobachtungslager bei Mundelsheim. Während der Zeit eroberte die Reichsarmee Drusen u. am 6. Oct. Hagenau; die französische Besatzung unter General Perry schlug sich aber zur Armee Villars durch.
D) Begebenheiten in Baiern 1705. Schon im Frühjahre war in Baiern eine Verschwörung entdeckt worden, der zufolge das Volk am Himmelfahrtstage aufstehen u. die Österreicher vertreiben sollte. Sogleich wurden einige pfälzische Regimenter, welche auf dem Marsche nach Italien waren, aus Tyrol zurückgerufen u. unter dem General Gronsfeld in München, welche Stadt die Kurfürstin unter Zurücklassung ihrer Kinder verlassen u. sich nach Italien begeben hatte, als Besatzung gelegt. Herauf wurde ganz Baiern entwaffnet, das Eigenthum des Kurfürsten mit Beschlag belegt u. seine Kinder in Gewahrsam genommen. Als nun von Wien der Befehl kam 12,000 Recruten in Baiern auszuheben u. an die österreichische Armee abzuliefern, brach zuerst an der Donau der Aufstand los. Bald wuchs der Haufe der Aufständischen u. verschaffte sich Waffen, Pferde u. Kanonen, worauf sich der Aufruhr über die Dörfer an dem Inn u. der Isar verbreitete. Ein bei Landshut versammelter Haufe eroberte Vilshofen, überrumpelte am 14. Nov. Burghausen u. später Wasserburg u. Braunau. Nun errichteten die Insurgenten eine Landesdefension u. ihre Zahl wuchs schnell bis auf 30,000 Mann. Ein Waffenstillstand, welchen der kaiserliche Regierungsverwalter mit ihnen einging, u. ein Congreß zu Ampfing blieben ohne Erfolg, die Kaiserlichen wurden aus Kehlheim verjagt, andere Insurgenten wendeten sich nach München, um diese Stadt in der Christnacht zu überfallen u. den Kurprinzen zu entführen u. an ihre Spitze zu stellen; aber der Anschlag wurde dem kaiserlichen General Kriechbaum verrathen, der nun die Insurgenten sich der Isarvorstadt bemächtigen ließ, sie aber hier am 25. Dec. von allen Seiten angriff u. schlug. Sie flüchteten nach Mühldorf zu, wo sie aber den Paß, durch welchen sie mußten, von den Kaiserlichen besetzt fanden, worauf sich der Hause zerstreute; Vilshofen u. Cham gingen wieder verloren, 7000 Bauern wurden von dem General Kriechbaum bei Aidenbach geschlagen u. über 4000 niedergemacht. Im Winter fiel auch Burghausen, Wasserburg u. Scharding; alle verlassene Dörfern. Häuser wurden von den Kaiserlichen niedergebrannt, u. die Insurgenten gingen endlich auf erhaltene Amnestie auseinander; nur Braunau wollte sich vertheidigen, fiel aber durch Verrath. Ein kaiserlicher Beschluß, blos auf ein Gutachten der Kurfürsten gegründet u. dem Reichstage nicht vorgelegt, erklärte nun den Kurfürsten von Baiern u. dessen Bruder, den Kurfürsten von Köln, in die Reichsacht u. vertheilte deren Würden u. einen Theil von Max Emanuels Ländern unter andere Kurfürsten, Österreich aber sollte das reiche Innviertel erhalten. Die kurfürstlichen Kinder wurden gefangen nach Klagenfurt abgeführt.
E) In Italien hatten die schwachen Reste des kaiserlichen Heeres im Mantuanischen sich nach Tyrol zurückziehen müssen. Die ganze Lombardei, bis auf Mirandola, sowie die savoyischen Staaten waren in den Händen der Franzosen u. die Festung Cerva im Begriff zu fallen. Um der Noth abzuhelfen, wurde Prinz Eugen mit 8000 Preußen (in englischem Sold), 4000 Pfälzern u. einigen tausend Österreichern mit dem Eintritt des Frühlings 1705 durch Tyrol nach dem Gardasee geschickt, wo. er sich mit den Überresten des Leiningenschen Heeres vereinigte. Er fand aber Cerva schon in den Händen der Franzosen, welche 6000 Mann stark in der Nacht zum 2. März die Brücke, welche das Lager von Crescentino mit der Festung verband, erstürmt, die dieselbe deckenden Werke zerstört u. den Herzog von Savoyen gezwungen hatten sich mit seinem bis auf 12,000 Mann geschmolzenen Heere nach Cherasco zurückziehen u. Cerva aufzugeben. Noch vertheidigte der General Freisingen die Stadt einen Monat lang, dann aber sprengte er, da alle Lebensmittel aufgezehrt waren, die Werke u. ergab sich am 18. April 1705 mit dem Rest der Besatzung. Der Herzog von Feuillade eroberte Villafranca, Sospello u. Nizza. So war die Armee des Herzogs von Savoyen im Mai 1705 bis auf 9000 Mann geschmolzen, mit der er unter den Kanonen von Cherasco in einem festen Lager stand; aber auch Vendôme, der vor Cerva über 17,000 Mann verloren hatte, mußte seinen Truppen Erholung gönnen u. Verstärkung erwarten. Eugen versuchte nun dem aufs Äußerste gebrachten Mirandola Hülfe zu bringen, doch gelang dies nicht, u. Mirandola capitulirte am 11. Mai. Eugen wollte nun ins Mailändische einfallen u. sich jenseit des Oglio u. der Adda mit dem Herzog von Savoyen in Verbindung setzen. Daraus entstand eine Reihe von Manövern, denen zufolge Eugen am 23. Juni über den Oglio ging, das Schloß Colzo, so wie die kleinen Orte Palazzolo, Ponte d'Oglio, Soncino etc. eroberte u. bei Romanengo ein Lager bezog. Währenddem hatte Vendôme sich gegen Cherasco gewendet u. die Brücke zuerst gestürmt, welche das hager des Herzogs von Savoyen mit der Festung verband, u. war schon im Begriff in den bedeckten Weg vorzudringen, als er von dem Großprior Vendôme dringend um Hülfe gegen Eugen angegangen wurde. Er übertrug das Commando der Belagerung von Cherasco an Feuillade, brach mit 9000 Mann auf u. vereinigte sich im Lager bei Soresina mit dem Großprior. Vendôme vereitelte nun mehre Demonstrationen Eugens, bis dieser endlich am 16. Aug. das französische Fußvolk bei Cassano (Agnadello) angriff, während Vendôme mit dem andern Theil des Heeres auf dem andern Ufer der Adda[436] stand. Die Stärke der feindlichen Stellung aber u. die schnelle Ankunft Vendômes ließen den Angriff mißlingen. Eugen zog sich nach der Schlacht gegen Treviglio u. Caravaggio zurück, Vendôme blieb bei Trezzo, Cassano u. Rivalto stehen. Eugens Heer war durch Mangel u. Seuchen bis auf 14,500 Mann geschmolzen Dennoch strebte er unermüdet den Hauptzweck seiner Sendung, die Rettung Savoyens, zu erfüllen, u. da es unmöglich war diesem persönlich zu Hülfe zu kommen u. Feuillade seit dem 28 Sept. Turin blockirte, so ging er über den Po, um einen Theil von Feuillades Macht dahin zu ziehen. Wirklich entsendete dieser einen Theil seiner Truppen in die Lombardei, um Vendôme zu unterstützen. Durch diese Verstärkung wurden nun aber die Franzosen so übermächtig, daß Eugen den 22. Oct. bei Crema über den Serio, bei Ponte d'Oglio u. Urago über den Oglio (30. Oct.) u. endlich an die Chiese zurückging, wo er Winterquartiere bezog. Der Herzog Victor Amadeus hatte indessen, durch Feuillade genöthigt, der ihn von Turin abzuschneiden drohte, in den letzten Tagen des Juli die Werke von Cherasco gesprengt u. sich nach Turin zurückgezogen. Diese Hauptstadt konnten die Franzosen 1705 nicht belagern, da Feuillade durch Entsendungen in die Lombardei u. die Provence zu geschwächt war u. sich nach Casale zurückzog, wohin er die Besatzungen aus minder wichtigen Plätzen beschied. Durch ein Versehen wurde auch die aus Asti abberufen, worauf der kaiserliche General Starhemberg, welcher die Österreicher bei Victor Amadeus' Heere befehligte, diesen Platz sogleich besetzte. Dagegen ging am 7. Dec. Montmelian nach einer Blockade von zwei Jahren an die Franzosen verloren u. am 4. Jan. 1706 ergab sich auch die Citadelle von Nizza an den Marschall Berwick, welcher nach der Unterwerfung der Camisarden an Feuillades Stelle den Oberbefehl übernommen hatte.
F) Ereignisse in Portugal u. Spanien 1705. In Portugal befehligte Lord Galloway noch die Engländer u. Fagel die Holländer; aber beide konnten sich weder mit einander, noch mit dem portugiesischen General Dasminas vertragen. Man begann den Feldzug Seitens der Alliirten durch die Belagerung von Valencia de Alcantara, das erstürmt wurde; am 3. Mai kam Salvaterra durch Verrath in die Hände der Portugiesen, Albuquerque wurde nach einer dreitägigen Beschießung erobert, dann aber die Zeit durch Hin- u. Hermärsche verloren, bis die Hitze des Sommers die Verbündeten zwang ihr Heer in Erholungsquartiere zu führen. Im August erschien ein von ihnen gewonnener Valencianer, Basset, welcher das wegen der Steuern erbitterte Volk durch Verheißung von Steuerfreiheit gewann, Denia eroberte u. Karl von Österreich als König, sich selbst als Vicekönig u. Befehlshaber aller Truppen in Valencia ausrufen ließ. Unterdessen waren wieder die Admirale Shovel u. Allemond mit einer großen Flotte, welche 8000 Mann Landsoldaten unter Lord Peterborough an Bord hatte, in Lissabon angelangt, wohin sich auch Prinz Georg von Darmstadt von Gibraltar aus begeben hatte, u. beschlossen nun einen Angriff auf Barcelona. König Karl III. von Spanien erschien nun selbst mit der Flotte, welche, durch Leakes Geschwader verstärkt, 73 Linienschiffe stark war, in der Mitte Augusts vor Barcelona, wo General Velasco 5000 Mann befehligte. Da Vigo sich gegen Philipp V. empört hatte, so glaubte Karl bei seiner Landung auf Unterstützung der Catalonier rechnen zu können, aber auch hier wurden seine Hoffnungen getäuscht u. nur etwa 2000 Bergschützen erschienen im alliirten Lager. Dennoch eroberte man 13. Septbr. die Vorwerke des Forts Monjuich, aber Prinz Georg von Darmstadt erhielt hierbei eine Wunde, an der er am 14. starb. Jetzt begann auch von der Flotte aus das Bombardement des Monjuich u. am 17. Sept. mußte sich dies Fort ergeben, da eine Bombe das Pulvermagazin gesprengt hatte. Nun stellten sich mehr Catalonier bei Karls Heere ein, u. Velasco mußte, nachdem eine Mine einen Theil des Hauptwalls zerstört hatte, am 7. Oct. 1705 capituliren Karl zog in Barcelona ein u. der größte Theil der Besatzung ging zu ihm über. Gerona, Tarragona, Tortosa, ganz Catalonien erklärten sich für Karl von Österreich; ebenso Valencia, welche Stadt Basset genommen hatte u. hier den Grafen von Cardonne zum Vicekönig ernannte. Ende Septbr. kamen auch die Alliirten in Portugal wieder aus ihren Erholungsquartieren heraus u. belagerten Badajoz. Sie ließen den Marschall Tessé ruhig zwei Meilen davon bei Talavera stehen; dieser sammelte ein Heer zum Entsatz, griff am 14. October die Verbündeten an, schlug dieselben zurück u. kehrte, nachdem er die Besatzung verstärkt hatte, unangefochten nach Talavera zurück, obgleich seine Armee weit schwächer als die der Verbündeten war. Von hier marschirte er nach Catalonien, um den dortigen Aufstand zu stillen, u. obgleich jetzt die beste Gelegenheit da war, Badajoz zu erobern, so unternahmen die Portugiesen, trotz Fagels Zureden (Galloway war zu Anfang der Belagerung verwundet worden) dies doch nicht, sondern zogen in ihre Winterquartiere.
VII. Ereignisse im Jahre 1706. A) In den Niederlanden. Am 12. Mai 1706 kam Marlborough in Tongern bei seinem Heere an, diesmal mit größern Vollmachten als vorher. Ihm gegenüber standen der Kurfürst Max Emanuel u. Villeroi mit einer Armee von einigen 60,000 Mann, welche das Lager an der Yscher u. Dyle besetzt hielten. Villeroi sollte sich nicht eher in eine Schlacht einlassen, als bis eine beträchtliche Verstärkung, welche Marsin von der Rheinarmee herbeiführte, eingetroffen sei; er wollte aber den Ruhm nicht mit Marsin theilen, verließ am 19. Mai auf die von Marlborough absichtlich verbreitete Nachricht, daß er Namur überfallen u. die Abtei St. Amand plündern wolle, seine feste Stellung, ging über die Dyle u. stellte sein Heer bei Ramellies unweit Tirlemont auf. Ramellies war von mehren Bataillonen besetzt, die linke Flanke u. ein Theil des Centrums wurden von der Gheete geschützt. Marlborough griff, als er sich am 22. Mai mit der von Venlo herbeigerufenen dänischen Reiterei vereinigt hatte, am 23. Mai Mittags die Franzosen mit seinem verstärkten linken Flügel an; zweimal warfen die Franzosen die Alliirten zurück, als aber zum dritten Male Marlborough den Angriff selbst leitete, durchbrachen die Briten u. Dänen die französischen Reihen. Zugleich wurde Ramellies erobert u. die Franzosen in Unordnung nach Jodoigne zurückgetrieben. Der linke Flügel Villerois, welcher. wegen seiner Stellung hinter der Gheete weder angegriffen werden, noch selbst angreifen konnte, trat nun auch den Rückzug an, um[437] den des Centrums u. des rechten Flügels zu decken, welcher sich bei der Erscheinung einiger feindlichen Cavallerieregimenter in Flucht verwandelte. Alles, auch der linke französische Flügel, löste sich auf, u. als die Flüchtlinge in der Nacht Löwen erreichten, war kein Bataillon mehr zusammen. Verlust der Franzosen über 7000 Mann, 6000 Gefangene, 50 Kanonen, alles Gepäck, 160 Fahnen u. Standarten; der Kurfürst von Baiern, welcher das Centrum befehligte, entging blos durch die Schnelligkeit seines Pferdes der Gefangenschaft. Die Verbündeten zählten 4500 Verwundete. Am 24. Mai ergab sich Löwen, gleich darauf Brüssel, Mecheln, Alost, Lier, Antwerpen, Brügge, Gent u. Oudenaarde. Villeroi zog sich über Gent nach Courtray zurück u. mußte hier sein Heer theilen, um Mons, Tournay, Lille, Ypern, Menin etc. zu decken. Marlborough wollte nun über die Lys u. Schelde in das französische Gebiet einbrechen, aber die holländischen Commissarien widersetzten sich diesem Plan u. zwangen ihn Ostende zu belagern, welches sich nach neuntägiger Belagerung am 5. Juli ergab. Ludwig XIV. traf aber während dieser Zeit alle Anstalten, um die erlittenen Verluste so viel als möglich zu ersetzen. Von der Rheinarmee wurden Verstärkungen nach den Niederlanden geschickt u. Vendôme von Italien dahin berufen, um das Zutrauen der Armee wieder zu beleben. Aber auch Marlborough verstärkte sein Heer um 12,000 M., vereinigte sich am 11. Juli bei Courtray mit 27,000 nach Brabant entbotenen Preußen, Hannoveranern u. Pfälzern u. rückte nun vor Menin, welches der französische General Caraman mit 5000 M. vertheidigte. Die Umgegend war überschwemmt, aber dennoch eröffnete General Salisch, welcher die Belagerungsarmee befehligte, während Marlborough dieselbe bei Helchin deckte, am 5. August die Laufgräben u. zwang die Stadt sich am 22. August zu ergeben. Auch Dendermonde capitulirte am 5. September, u. nun ging das Heer auf Athlos, welches der holländische Feldmarschall Overkerk belagerte; es fiel am 3. October nach 14tägiger Belagerung. Marlborough wollte den Feldzug durch die Einnahme von Mons beendigen, aber wegen des Widerspruchs der holländischen Deputirten u. der schlechten Witterung legte er sein Heer in die Winterquartiere.
B) Vorfälle am Rhein. Die Reichsarmee, durch Entsendungen nach Italien geschwächt, war hier bis auf 29,000 M. herabgekommen, von denen 13,000 M. die Linien an der Motter besetzt hielten, so daß dem Markgrafen blos 16,000 M. zur Verfügung im freien Felde übrig blieben. Am 30. April erschien Villars mit 30,000 M. bei Wihersheim an der Zorn, während Marsin mit 12,000 M. bei Zabern anlangte, u. am 1. Mai gingen Beide auf die Motterlinien los, Villars, um dieselben von Bischweiler, Marsin, um sie von Pfaffenhofen u. Kloster Neuburg aus anzugreifen. Solcher Macht nicht gewachsen, trat der Markgraf den Rückzug nach Drusenheim an, nachdem er der Hagenauer Besatzung Befehl zugeschickt hatte ihm mit dem Geschütz seines Heeres zu folgen, welches er, des übeln Ausgangs gewiß, zum Voraus dahin gesendet hatte. Villars folgte dem Markgrafen aber so schnell, daß die Garnison von Hagenau, welcher es an Pferden zum Fortschaffen des Geschützes fehlte, ihm nicht folgen konnte, u. auch das Reichsheer mußte Drusenheim verlassen u. sich eilig über den Rhein zurückziehen. Marsin brach jetzt nach den Niederlanden auf u. Villars belagerte Hagenau, welches von 2000 Sachsen vertheidigt wurde, sich aber, als Bresche gelegt war, am 9. Mai ergab. Nun verbreiteten sich die Franzosen in der ganzen Rheinpfalz, rückten bis Speyer vor u. schnitten Landau die Zufuhr ab. Der Markgraf mußte, anstatt Verstärkung zu erhalten, Truppen nach den Niederlanden, Ungarn u. Italien schicken, aber auch Villars wurde durch die Entsendungen bis auf 18,000 M. herabgebracht. Am 20. Juli nahm Villars die Martgrafeninsel, was aber keine weiteren Folgen hatte, da er abermals Truppen nach Flandern schicken mußte u. deshalb zu jedem Unternehmen zu schwach war. Im Herbst erkrankte Markgraf Ludwig von Baden u. übergab den Oberbefehl dem kaiserlichen Feldmarschall Thüngen, welcher, nachdem sein Heer Verstärkung erhalten hatte, bei Philippsburg mit 20,000 M. über den Rhein ging u. den General Ersa mit 10,000 M. in den Stollhofener Linien zurückließ. Die Franzosen zogen sich in die Lauterburger Linien zurück, Thüngen verschanzte sich bei Hagenbach, u. dieses Jahr fiel in dieser Gegend nichts mehr vor. Der Markgraf von Baden starb aber am 4. Januar 1707. Das Heer am Oberrhein u. in Italien blieb darum ohne wesentliche Unterstützung von den österreichischen Erblanden. Der Krieg in Ungarn u. Siebenbürgen war im Wesentlichen zwar glücklich für die Kaiserlichen, aber nicht ohne Unfälle geführt worden; so wurde die Schlacht bei Raab von den Kaiserlichen gewonnen, aber Gran fiel in die Hände Rakoczys u. das Corps des kaiserlichen Generals Rabutin litt in Siebenbürgen u. Ungarn sehr, s.u. Ungarn.
C) Feldzug in Italien. Prinz Eugen hatte sich während des Winters nach Wien begeben, um persönlich die Angelegenheiten seines Heeres zu betreiben, welches während der Zeit unter dem Befehl des Generals Reventlow stand. 7000 Pfälzer u. 4000 Gothaner waren im Marsche nach Italien begriffen, aber bevor sie eintreffen konnten, hatte Vendôme seine Armee insgeheim versammelt, überraschte am 19. April Reventlow bei Calcinato u. trieb das kaiserliche Heer aus allen seinen Stellungen zwischen dem Po u. der Etsch. Reventlow zog sich ins Trientinische zurück u. Vendôme sperrte nun alle Eingänge nach Italien. Medavi besetzte mit 8000 M. die Engpässe westlich vom Gardasee; 15,000 M. besetzten eine verschanzte Linie, welche sich von diesem See bis zur Etsch erstreckte; 12,000 M. waren längs dieses Flusses bis Legnano vertheilt u. Frémont hielt mit 6000 M. die untere Etsch. Eugen traf das Heer in Gavardo u. führte dasselbe um den See herum in das Veronesische, wo er sein Hauptquartier in S. Martino nahm. Her wartete er seine Verstärkungen ab, welche außer den oben genannten noch aus 6000 Hessen bestanden. Unterdessen dauerten die Vorbereitungen der Franzosen zur Belagerung von Turin fort. Nachdem in allen umliegenden Städten ungeheuere Magazine angelegt worden waren, erschien am 13. Mai Feuillade mit mehr als 50,000 M. vor der Stadt u. begann am 3. Juni die Belagerung der Festung, in welcher der kaiserliche General Daun den Oberbefehl führte. Der Herzog von Savoyen hatte Turin verlassen, bevor die Einschließung vollendet war, u. sich mit seiner Reiterei ins Gebirge zurückgezogen; die Herzogin war mit ihren Kindern ins Genuesische gegangen. Feuillade beschoß Turin unausgesetzt,[438] aber Daun vereitelte alle Angriffe, schlug die Stürme ab u. zerstörte durch wiederholte Ausfälle die Werke der Belagerer. Anfangs Juli setzte sich auch Prinz Eugen zur Rettung Turius in Bewegung; bis auf 40,000 M. verstärkt u. von den Seestaaten mit Geld versorgt, erzwang er, die Franzosen längs der Etsch beschäftigend, bei Ruota nuova u. Castelbaldo am 5. Juli den Übergang über die Etsch, schlug den französischen General St. Fremont u. ging am 16. Juli bei Biaggio über den Po, bemächtigte sich der Städte Finale u. Biondena, vertrieb die Franzosen vom Panaro u. vom Kanal von Modena u. verfolgte sie bis zum Flusse Parma. Gerade zu dieser Zeit wurde Vendôme von der Armee in Italien abberufen, um den Oberbefehl in den Niederlanden zu übernehmen; an seine Stelle trat der Herzog von Orleans u. der Marschall Marsin. Von Feuillade mit 15,000 M. verstärkt, überließ er 10,000 M. davon dem General Medavi, um die Kaiserlichen, welche Eugen unter dem Prinzen von Hessen bei S. Martino gelassen hatte, zu beobachten, u. vereinigte den Rest mit den Corps, welche gegen den Parmafluß zurückwichen. Da aber Eugen seine Macht nicht für stark genug hielt, um die Stellung der Franzosen zu überwältigen, so zögerte er so lange, bis ein Succurs von 6000 aus Deutschland kommenden Truppen das Corps bei S. Martino bis auf 12,000 M. verstärkt u. in Stand gesetzt hatte sich dem Mincio zu nähern u. sich durch die Einnahme von Goito Bahn zu brechen. Diese Diversion nöthigte die Franzosen den Plan sich an der Parma zu setzen aufzugeben u. zwang sie vielmehr hinter den Po zu gehen, worauf Eugen rasch vorwärts marschirte. Noch vor dem Herzog von Orleans kam er in Piacenza u. Stradella an, ging oberhalb Isola über den Tanaro u. bewirkte am 1. September zu Villastellone unweit Asti seine Vereinigung mit dem Herzog von Savoyen, welcher bei Eugens Annäherung die Berge verlassen u. 3000 Reiter u. zwei Bataillone gesammelt hatte. Die Verbündeten gingen nun über den Po u. bis Chieri unweit Turin vor, an demselben Tage, da der Herzog von Orleans mit Marsin in die Linien vor dieser Stadt einrückte. Turin, seit drei Monaten belagert, konnte sich nicht länger halten; ein Außenwerk nach dem andern war genommen worden, das Pulver ging auf die Neige u. die Stadt lag fast in Trümmern. Die Besatzung, durch Arbeiten, Gefechte u. Nachtwachen erschöpft, fürchtete stündlich einen Hauptsturm. Als die Franzosen keine Schlacht im freien Felde annahmen, beschloß Eugen den Theil der französischen Linien zu stürmen, welcher die von der Dora u. Stura gebildete Halbinsel durchschnitt, so daß diese beiden Flüsse seine Flanken deckten. Am 4. Sept. ging er über den Po, fing den Franzosen eine starke Zufuhr ab, passirte die Dora, nahm das Schloß Pianeza u. breitete sich zwischen beiden Flüssen aus. Außer 10,000 Milizen, welche der Herzog versammelt hatte, um sie wo möglich in die Stadt zu werfen, zählte Eugens Heer 24,000 M. Infanterie u. 10,000 Reiter; 12,000 M. standen unter dem Prinzen von Hessen dem General Medavi gegenüber. Am 7. Sept. begann die Schlacht von Turin. Eugens Fußvolk rückte in acht Colonnen zum Sturm heran, die Reiterei folgte; auf halbe Kanonenschußweite bildete der Prinz seine Schlachtlinie. Die Infanterie stand in zwei Linien; die erste (Preußen, Pfälzer u. Gothaner) befehligte der Fürst von Anhalt-Dessau, sie griff den rechten französischen Flügel an, welcher von der Dora u. dem Schloß Lucento gedeckt war. Ein Angriff der feindlichen Reiterei brachte sie in Unordnung, aber Eugen eilte selbst herbei u. erstürmte an ihrer Spitze die Verschanzungen. Zu gleicher Zeit bemächtigte sich der Prinz von Württemberg der Werke an der Stura u. öffnete der Reiterei einen Weg, auch der Herzog von Savoyen drang in die Verschanzungen ein. Die Cavallerie der Franzosen machte Angriffe über Angriffe, aber ohne Erfolg. Den härtesten Stand hatte der rechte Flügel der Alliirten. welcher von dem pfälzischen General Rehbinder u. dem Prinzen Wilhelm von Gotha befehligt wurde. Dreimal stürmten sie die Verschanzungen, dreimal wurden sie von der französischen Cavallerie u. dem Feuer aus dem Schloß Lucento zurückgeworfen, aber endlich erstürmten auch sie die Verschanzungen u. eroberten, von den kaiserlichen Generalen Kriechbaum u. Harrach mit der zweiten Linie unterstützt, das Schloß Lucento. Die Franzosen ergriffen die Flucht; eines ihrer Corps machte erst über der Dora Halt, ein zweites wollte über den Po, wurde aber von der Turiner Garnison, welche einen Ausfall machte, abgeschnitten; ein drittes mußte den dort noch seichten Po durchwaten. Die Truppen, welche jenseit der Dora in den Laufgräben standen, feuerten fortwährend auf die Festung, ohne an der Schlacht Antheil zu nehmen. Als. diese aber verloren war, sprengten sie ihre Pulvervorräthe in die Luft u. zogen eilig nach Moncagliere ab, Marsin fiel tödtlich verwundet in Gefangenschaft u. st. am 8. Sept. in Turin; auch der Herzog von Orleans wurde verwundet. Verlust der Franzosen 2000 Todte, 7000 Gefangene u. Verwundete; der Alliirten 2500 M. Todte u. Verwundete. Die Schlacht von Turin zog für die Franzosen den Verlust von Italien nach sich, denn die vereinigte Orleans-Feuilladesche Armee, trotz des erlittenen Verlustes noch weit stärker als die Eugens, zog sich in gänzlicher Unordnung nach Pignerol zurück u. überließ so den General Medavi seinem Schicksale, welcher im Mailändischen stehen geblieben war u. den Prinzen von Hessen am 9. Sept. bei Castiglione geschlagen hatte. Der Herzog von Savoyen ließ die piemontesische Miliz, durch einige Linientruppen verstärkt, die Franzosen bis an die Grenze der Dauphiné verfolgen, sie bemächtigte sich aller Alpenpässe u. aller offenen Städte, er selbst aber wendete sich mit Eugen ins Mailändische. Am 20. Septbr. ergab sich Novara an die Vorhut der Alliirten, welche hierauf über den Ticino gingen, sich mit dem Prinzen von Hessen vereinigten u. am 25. Septbr. in Mailand einrückten, nachdem sich die Besatzung in die Citadelle zurückgezogen hatte. Gleich darauf ergab sich Pavia; der Herzog von Savoyen belagerte Pizzighetone, das am 27. Oct. fiel, u. Alessandria ergab sich dem Prinzen von Hessen-Darmstadt; Modena wurde am 3. Nov. erstürmt u. Casale capitulirte am 6. December. Medavi hatte sich ins Mantuanische zurückgezogen; seine Truppen hatten noch die Citadelle von Mailand, Mantua, Finale, Valencia, Mirandola, Sabbionetta u. Cremona besetzt. Eugens Heer bezog in Piemont, Mailand, Parma u. Modena Winterquartiere. In Piemont waren Ivrea u. Cherasco schon am 15. Sept. übergegangen; Asti, Crescentino u. Vercelli folgten schnell nach.
[439] D) Ereignisse in Spanien. Im Winter sammelte Philipp V. sein Heer, um Catalonien wieder zu unterwerfen, während der General Torres mit 8000 M. nach Valencia marschirte, um dieses Königreich wieder unter Philipps Botmäßigkeit zu bringen. Mit Anfang des Jahres erschien er vor San Mateo, dem Hauptcommunicationspunkt zwischen Catalonien u. Valencia, aber Peterborough bewog ihn durch eine Kriegslist am 9. Januar 1706 die Belagerung wieder aufzuheben. Torres bestürmte aber Villareal u. traf nun Anstalt vor Valencia zu rücken, um diese Stadt zu erobern. Peterborough empfing Befehl derselben zu Hülfe zu eilen, u. ob er gleich blos 1100 M. Cavallerie ohne Artillerie hatte, so brach er doch dahin auf, zwang Nules u. Murviedro durch Überraschung zur Übergabe u. gelangte in die bedrohte Stadt. Gleich darauf schlug er mit 1200 M. ein spanisches Corps von 3000 bei Fuentes, u. nun zog sich Torres zurück, für den Augenblick alle Pläne auf Valencia aufgebend. In Roussillon ließ Ludwig XIV. unter dem Herzog von Noailles ein Heer sammeln u. in Toulon u. Marseille große Rüstungen anstellen, um Barcelona wieder zu erobern; auch der Marschall Tessé wurde von Estremadura nach Aragonien berufen, um hierzu mitzuwirken. Gegen Ende März erschienen diese Heere vor Barcelona; der Graf von Toulouse schloß die Stadt von der Seeseite ein, die Landmacht, 20,000 M. stark, befehligte Tessé. Die Besatzung, welche General Uhlefeld befehligte, bestand nur aus 3500 M., zu denen aber noch 8000 Miquelets (Bergschützen) stießen. Am 4. April begann die Belagerung des Forts Monjuich, welches am 25., nachdem alle Außenwerke zerstört u. genommen waren, geräumt werden mußte. Jetzt begann der Angriff auf die Stadt, aber der Admiral Leake kam mit einer Flotte von Gibraltar zum Entsatze herbei. Am 7. Mai, eben als man in Barcelona einem Sturm entgegensah, lichtete der Graf von Toulouse die Anker u. am 8. Mai erschien die vereinigte Flotte vor der Stadt; Peterborough, welcher mit 2000 M. von Tarragona aus zu Leake gestoßen war, landete sogleich mit 3000 M. u. besetzte die bedrohtesten Punkte. Am 11. Mai hob nun Tessé die Belagerung auf u. zog mit seinem bis auf 14,000 M. geschmolzenen Heere, in dessen Mitte sich König Philipp V. befand, Frankreichs Grenze zu. Gegen das alliirte Heer unter Galloway u. Dasminas, welches von Portugal aus in Spanien einfallen sollte, commandirte nach Tessé's Abberufung der Marschall Berwick, welcher zwar die Portugiesen von Badajoz verjagte, dagegen nicht hindern konnte, daß Alcantara am 14. April an Galloway überging, welcher hierauf über den Tajo setzte, Plasencia nahm u. am 28. April bei Almaraz an der östlichen Grenze Estremaduras erschien u. so Madrid bedrohte. Philipp V. erfuhr dies, als er mit der Belagerungsarmee von Barcelona an der französischen Grenze angekommen war; er eilte sogleich nach Madrid zurück, wo er am 7. Juni eintraf, fast zugleich mit der Nachricht von Villerois Niederlage bei Ramellies. Galloway hatte aber die beste Zeit zur Eroberung der Hauptstadt versäumt u. konnte dieselbe, da die Portugiesen zuvor Ciudad Rodrigo einnehmen wollten, nun nicht besetzen. Nach dem Aufenthalt von einigen Tagen in Almaraz mußte Galloway, den Portugiesen nachgebend, Ciudad Rodrigo einschließen, welches nach neuntägiger Belagerung sich ergab; gleich darauf traf die Nachricht von dem Entsatze Barcelonas ein, was nun endlich auch die Portugiesen bewog in den Zug gen Madrid zu willigen. Am 3. Juni setzte sich das verbündete Heer in Marsch; Salamanca, Avila u. Segovia öffneten ohne Vertheidigung ihre Thore; Berwick zog sich mit seinem kleinen Heere zurück u. am 18. Juni flüchtete die Regierung nach Burgos; Philipp V. verließ am 20. Juni ebenfalls Madrid u. begab sich zu Berwick, welcher seine Armee bei Xadrague an der Grenze von Altcastilien aufstellte, u. am 25. Juni wurde Madrid von den Alliirten im Namen Karls III. besetzt u. dieser eingeladen sich in seine Residenz zu verfügen, wozu auch Peterborough rieth. Aber Karl III. kam nicht, sondern begab sich nach Saragossa, welches, wie ganz Aragonien, sich für ihn erklärt hatte. Peterboroughs Corps, welches von Valencia aus gegen Madrid in Marsch war, wurde ebenfalls dahin befehligt. Philipp V. benutzte indessen die Zeit, verstärkte sein Heer, zog den General Torres aus Valencia an sich u. wußte die Castilianer u. Andalusier für sich zu gewinnen. Das Volk stand in diesen Provinzen auf u. that den Alliirten großen Schaden, ein Corps von 9000 M. französische Infanterie war überdies auf dem Marsche, um Berwick zu verstärken. Als nun Karl III. sich entschloß von Saragossa nach Madrid zu gehen, mußte Galloway schon von Madrid weg nach Torrejon zu ziehen, um des Königs Reise zu decken. Galloway brach endlich am 29 Juli auf, um die Armee Philipps V. über den Ebro zu werfen, aber jetzt war es zu spät, denn Tags zuvor waren die französischen Verstärkungen dort eingetroffen u. die Verbündeten mußten sich in eine feste Stellung hinter den Henarez zurückziehen. Ihm gegenüber stellte sich am 2. August Berwick auf, ließ durch den General Legal Alcala de Henarez besetzen, wodurch er die Verbündeten von Madrid abschnitt, u. bereits am 4. August zog die Reiterei Philipps in Madrid ein u. nahm die dortige Garnison gefangen. Am 6. August kam Karl III. mit 4600 M., welche Peterborough befehligte, in Galloways Lager an, u. nun standen am Henarez beide Könige einander gegenüber, Karl am linken, Philipp am rechten Ufer. Doch beschloß der Erstere den eiligen Rückzug an den Tajo, um sich der wichtigen Stadt Toledo u. der Communication mit Portugal zu versichern. Zu dieser Zeit wurde Peterborough vom Heere ab nach Italien berufen, u. an seine Stelle trat General Windham, welcher von Valencia aus mit 3000 M. in das Lager von Chinchon zu Karl III. stieß. Noch schwankte der Letztere, ob er den weiteren Rückzug antreten sollte, als der portugiesische General Dasminas plötzlich aufbrach u. sein Corps in Eilmärschen über den Tajo u. Xucar führte. Hierdurch sahen sich Karl III. u. Galloway gezwungen ihm zu folgen u. erreichten am 24. Septbr. die Gegend von Yniesta, wo Karl III. dem Marschall Berwick eine Schlacht zu liefern beschloß. Aber Dasminas verließ auch diesmal heimlich das Lager u. zwang so Karl III. sich nach Valencia zurückzuziehen, wo sein Heer Cantonirungsquartiere bezog; er selbst ging nach Valencia u. von da nach Barcelona. Die alliirte Flotte hatte während der Zeit Alicante, Orihuela u. Cartagena, so wie auch die Inseln Iviza u. Mallorca erobert; aber Berwick zwang am 9, Oct. Cuenca, am 18. Novbr. Cartagena wieder zur Übergabe u.[440] am 20. Decbr. wurde auch Erea in Aragonien erstürmt. An den Grenzen von Portugal wurde Salamanca u. Alcantara wieder erobert, u. so waren im Ende des Jahres, bis auf Alicante u. Ciudad Rodrigo, alle Eroberungen, welche die Alliirten im Laufe desselben gemacht hatten, wieder in Philipps V. Händen.
VIII. Ereignisseim Jahre 1707. Schon nach der Schlacht bei Ramellies hatte Ludwig XIV. sich durch den Kurfürsten von Baiern an die Seemächte gewendet u. dem Erzherzog Karl Spanien u. beide Indien od. die spanischen Besitzungen in Italien anbieten lassen; zugleich bot er in den Niederlanden einige feste Plätze u. England wie Holland große Handelsvortheile an, wendete sich auch durch den Papst an den Kaiser u. ließ ihm die Inseln im Mittelmeere u. einige Länder anbieten, auf welche Spanien Rechte hatte. Der Kaiser Joseph I. wurde durch diese Unterhandlungen gegen die Seemächte mißtrauisch; dazu kam, daß er die Verwaltung der Niederlande zu leiten wünschte, während jene dieselbe im Namen Karls III. verwalten ließen. Zugleich beunruhigten den Kaiser die Gegenwart des Königs Karl XII. von Schweden (s. Nordischer Krieg S. 89) in Deutschland u. Rakoczys Fortschritte in Ungarn, u. da er fürchtete, seine Verbündeten möchten Italien aufopfern, so schloß er am 13. Februar 1707 eine Convention mit Ludwig XIV., der zufolge die französischen u. spanischen Truppen, welche in Norditalien noch einzelne Plätze besetzt hielten, diese räumten. Dieser Schritt erregte nun wieder die Aufmerksamkeit der Engländer u. Holländer, u. Marlborough u. Heinsitte vermochten kaum einen Bruch zu verhüten.
A) Ereignisse in Südfrankreich. Joseph I. wünschte nun Neapel zu erobern, aber die Seemächte u. Savoyen drangen auf einen Einfall in Frankreich von den Niederlanden u. von Italien aus; sie wollten Toulon, den Hauptkriegslasen Frankreichs, erobern u. ihre Meinung drang durch. Sie nahmen 25,000 M. deutsche Truppen in Sold u. stellten dieselben unter den Oberbefehl des Herzogs von Savoyen; Eugen sollte mit einem Corps Österreicher zu diesem Heere stoßen u. eine verbündete Flotte das Unternehmen unterstützen, Der Kaiser aber entsendete den Feldmarschall Dann mit 11,000 M. gegen Neapel, u. so behielt Eugen blos 12,000 Österreicher zur Verfügung, da andere 10,000 M. zur Beobachtung des Königs Karl XII. in Deutschland bleiben mußten. Erst Ende Juni letzte sich das verbündete Heer gegen Toulon in Bewegung. Da aber Eile hier von größter Wichtigkeit war, ließ der Herzog von Savoyen 2000 M. als Besatzung in Piemont zurück, ging mit 35,000 M. durch den Paß von Tenda. u. rückte gegen Nizza, während die vereinigte Flotte, welche außer 45 Kriegschiffen noch 57 Transportschiffe führte, vor Finale Anker warf. Am 11. Juli wurden die Verschanzungen am Var erobert u. am 26. Juli erschien das verbündete Heer vor Toulon. Ludwig XIV. hatte aber den Marschall Tessé mit 29 Bataillonen dahin beordert, welche auch am 24. Juli daselbst eingetroffen waren, u. die Festung schon vorher eiligst retablirt. Ein nach Catalonien bestimmtes, von dem Herzog von Burgund befehligtes Heer wurde ebenfalls dahin gesendet, u. als der Herzog von Savoyen vor Toulon eintraf, hatten 51 französische Bataillone drei verschanzte Lager vor der Stadt bezogen. Nachdem das Geschütz gelandet war, begann das Feuer gegen die Stadt u. am 30. Juli wurde das verschanzte Lager bei dem Katharinenberg von den Verbündeten erstürmt, ging aber den 15. August wieder verloren, wobei der Prinz Wilhelm von Sachsen-Gotha blieb. Am 21. August mußte der Herzog von Savoyen, da die Franzosen Miene machten ihn von Piemont abzuschneiden, die Belagerung aufheben; die Expedition hatte 13,000 M. gekostet u. kein Resultat gebracht Die Verbündeten beschlossen den Feldzug damit, daß sie Susa am 4. October wieder nahmen, wodurch sie sich den Weg in die Dauphiné offen hielten.
B) Zug nach Neapel. Glücklicher war der Zug der Kaiserlichen nach Neapel ausgefallen; Dann zwang den Papst ihm den Marsch durch den Kirchenstaat zu gestatten, fand das Königreich Neapel ohne Vertheidigung, besetzte Capua u. zog am 2. Juli in Neapel ein; Gaeta wurde am 30. September erstürmt u. Karl III. in Neapel proclamirt.
C) Ereignisse am Rhein. An der Stelle des verstorbenen Markgrafen von Baden hatte der Morkgraf Ernst Christian von Baireuth den Oberbefehl über die Reichstruppen erhalten. Die Linien von Stollhofen waren jetzt in einem weit besseren Vertheidigungszustand u. der Reichstag beschloß deren Vertheidigung durch 32,000 M.; da indessen die nordischen Fürsten wegen der Nähe Karls XII. von Schweden ihre Truppen zurückhielten, so waren die Stollhofener Linien nur mit 20,000 M. besetzt; immer genug zur Vertheidigung, da sie nur von dem Schwarzwalde aus angreift an waren. Am 22. Mai rückte Villara gegen die Linien vor u. eroberte sie am 23. durch Überraschung, worauf er sein Hauptquartier in Rastadt nahm; er besetzte dann Stuttgart u. Tübingen, zwang am 15. Juni Schorndorf zur Übergabe u. bedrohte Baiern mit einem Einfall. Dieses Land war von den Österreichern nur schwach besetzt, u. da der Kaiser fürchtete, daß die gedrückten Bewohner desselben sich erheben möchten, so schickte er den Feldmarschall Heister als Beistand des Markgrafen zu demselben u. ließ die Westfälischen Kreistruppen u. 5000 Sachsen, welche die Seemächte in Sold genommen hatten, eine schnelle Bewegung gegen Mainz zu machen, um den Marschall Villars dadurch u. durch Bedrohung seiner linken Flanke durch neue Bewegung gegen Heilbronn zum Rückzug an den Rhein zu nöthigen. Dieser aber hielt sich den ganzen Sommer über. Der Kaiser entfernte nun den Markgrafen vom Commando u. übertrug dieses dem Kurfürsten Georg von Hannover, welcher am 15. September im Lager bei Ettlingen ankam. Er ließ am 24. Sept. durch den General Merv den französischen General Vivan, welcher mit einem abgesonderten Corps bei Offenburg stand, überfallen u. schlagen, worauf Villars, nachdem er das von ihm besetzte Land ganz ausgesaugt hatte, sich über den Rhein zurückzog u. sein Heer dort in die Winterquartiere führte. An dem Mißlingen dieser Feldzüge in Oberdeutschland war bes. der schlechte Gang des Kriegs in Ungarn Schuld, wodurch dort eine große Macht zurückgehalten wurde. Der Reichstag hatte nämlich Rakoczy nicht nur als Fürsten von Siebenbürgen anerkannt, sondern auch den Thron von Ungarn für erledigt erklärt. Die kaiserlichen Heere unter Starhemberg u. Rabutin hatten daher nur zu thun das Land ruhig zu erhalten; Erster mußte sogar die Belagerung von Neitra aufheben.
[441] D) In den Niederlanden hatte Marlborough im Mai sein Heer bei Brüssel versammelt u. in das Lager zwischen Soignies u. Braine geführt; ihm entgegen standen die Franzosen unter dem Kurfürsten von Baiern u. Vendôme bei Charleroi: jedes Heer mochte 70–80000 M. stark sein. Vendôme wollte Marlborough verleiten Mons zu belagern, um während der Zeit die offenen Städte in Brabant zu besetzen, aber dieser ging über die Dyle u. deckte sie durch eine feste Stellung, welche er bei Bossut nahm. Vendôme mußte aber Verstärkungen nach Südfrankreich schicken, u. nun bei Marlborough alles auf, um ihn zu nöthigen unthätig zu bleiben. Im November bezogen beide Heere ihre alten Winterquartiere.
E) Ereignisse in Spanien. Durch den Vertrag vom 13. Februar 1707, welcher die Räumung in Italien durch die Franzosen bestimmte, wurde Ludwig XIV. in den Stand gesetzt den Herzog von Orleans mit 16,000 M. nach Spanien zu schicken, wodurch Philipp V. die Übermacht erhielt. Karls III. Heer war aber unter sich uneinig, u. hieran scheiterten alle Pläne der Verbündeten. Peterborough bestand in dem Kriegsrathe zu Valencia auf der Defensive u. verließ Spanien. als er nicht durchdringen konnte; Galloway, Dasminas u. Stanhepe bestanden auf dem Angriff u. derselbe wurde beschlossen. Im April vereinigten die alliirten Generale ihr Heer, 25,000 M. stark, bei Xativa u. rückten in der Hoffnung die französischen Corps einzeln schlagen zu können, gegen die Grenzen von Murcia vor. Berwick, welcher unter Orleans commandirte, zog sich zurück u. vereinigte bei Chinchilla sein Heer, während Galloway das Schloß von Villena belagerte, das sich zwar ergab, vor welchem er aber einige Tage verloren hatte. Am 25. April kam es bei Almanza, sechs Stunden von Villena, zur Schlacht, der Sieg neigte sich schon auf die Seite der Verbündeten, als die portugiesische Reiterei auf dem rechten Flügel die Flucht ergriff u. so das Fußvolk desselben bloß stellte, welches nun sogleich von der französischen Cavallerie u. Infanterie über den Haufen geworfen wurde. Der linke Flügel der Alliirten wurde nun von allen Seiten bestürmt u. zog sich eiligst zurück. Verlust der Verbündeten 5000 Todte u. Verwundete, beide Anführer (Galloway u. Dasminas) waren verwundet, 6000 M. wurden auf dem Schlachtfelde, 2000 auf der Flucht gefangen; alles Gepäck u. Geschütz fiel in die Hände der Sieger, u. als Galloway unter den Kanonen von Tortosa in Catalonien ankam, konnte er kaum 5000 M. versammeln. Zuerst rückte nun der Herzog von Orleans gegen Valencia vor, welches sich sogleich ergab; dann theilte er sein Heer, wendete sich selbst gegen Aragonien u. überließ Berwick die Bezwingung des östlichen, dem General Asfeld des westlichen Valencia. Asfeld eroberte zuerst Xativa, welches durch die Bürger u. zwei englische Bataillone auch in der inneren Befestigung tapfer vertheidigt wurde; die Wälle wurden geschleift u. die Einwohner niedergemacht od. in die Provinz Mancha versetzt; Alcira ergab sich schneller, die Besatzung, 900 Briten, erhielt hier wie dort freien Abzug nach Catalonien. Eben so fielen Gandia u. Oliva, aber Denia, von 3000 M vertheidigt, widerstand u. blieb nebst Alicante in den Händen der Alliirten. Das östliche Valencia ergab sich sogleich an Berwick, welcher sich dann an den Ebro wendete, am 12. Juni über diesen Fluß ging u. am 15 sich mit dem Herzog von Orleans vereinigte, welcher am 24. Mai Saragossa wieder besetzte u. ganz Aragonien für Pbilipp V. aufs Neue unterwarf. Wegen zu großer Hitze verlegte der Herzog von Orleans das Heer in Cantonnirungen, u. gleich darauf wurde Berwick mit einem Theile des Heeres zum Beistand von Toulon abgerufen. Ende September erschien der Herzog vor Lerida, welches von dem Prinzen Philipp von Hessen-Darmstadt tapfer vertheidigt u. erst am 11. November übergeben wurde. Die Garnison zog nach Catalonien ab. Hierauf bezog die französische Armee Winterquartiere u. Orleans reiste nach Madrid. In Portugal war König Peter II. an 9. December 1705 gestorben u. ihm sein Sohn Johann V. gefolgt, welcher ganz für die Alliirten war. Nach der Schlacht von Almanza fiel ein französisches Corps unter Marquis Bay von Andalusien aus in der Provinz Alemtejo ein, wurde aber von 7000 Portugiesen u. 4 britischen Regimentern wieder zum Rückzug genöthigt. Im Herbst belagerte der portugiesische General Frontetra Meura, Bay aber rückte vor Ciudad Rodrigo, zwang es am 4. Octbr. zur Übergabe u. entsetzte hierauf Mouro.
IX. Ereignisse von 1708. A) In den Niederlanden. Um die Uneinigkeit zwischen dem Kaiser u. den Seemächten zu heben, ging Prinz Eugen Anfangs 1708 nach dem Haag, um mit den Generalstaaten u. Marlborough den Feldzugsplan zu bereden; er schlug jedoch nur vor mit 25,000 Österreichern, Pfälzern, Hessen u. Sachsen an der Mosel zu agiren u. versprach die Absendung ansehnlicher österreichischer Verstärkungen an den Rhein u. nach Spanien, ließ aber diesen Plan absichtlich bekannt werden, um die Franzosen zu falscher Disposition zu verleiten, in der That wollte er, so bald seine Truppen an der Mosel versammelt wären, sich mit Marlborough vereinigen, um gemeinschaftlich einen entscheidenden Schlag zu führen. Der Kurfürst von Hannover sollte für diesen Feldzug nur vertheidigungsweise verfahren. Vendôme versammelte sein Heer zu Ende Mai's u. bezog bei Soignies mit 80,000 Mann ein Lager: der Kurfürst von Baiern u. Berwick gingen an den Oberrhein, Villars in die Dauphiné, der Herzog von Burgund aber begab sich zu Vendômes Heer, um dort den Oberbefehl zu übernehmen. Vendôme hatte den Plan die unvertheidigten Städte Flanderns zu überrumpeln, da Marlborough, um sein Heer bis auf 70,000 Mann zu verstärken, alle Garnisonen sehr geschwächt hatte. Durch eine Bewegung, welche Vendôme am 5. Juni gegen Nivelle u. Braine la Leud ausführte, lockte er Marlborough nach Löwen, u. während er so die Verbündeten in Schach hielt, bemächtigte sich ein von ihm entsendetes Corps der Städte Gent u. Brügge. Zugleich gingen die Franzosen bei Hal u. Tubize über die Senne. bei Ninove über die Dender u. trafen Anstalten Oudenaarde einzuschließen. Marlborough hatte nach Brüssel u. Oudenaarde Verstärkung u. ein Reitercorps zur Rettung von Gent abgeschickt, welches aber zu spät kam, u. ließ Eugen erinnern seinen Marsch zu beschleunigen. Dieser hatte Anfangs Juni sein Heer zusammenziehen wollen, aber der Kurfürst von der Pfalz hatte seine Truppen zurückgehalten, bis er mit der fünften Kur u. der Oberpfalz förmlich belehnt worden war, u. so konnte er erst zu Anfang Juli sich in Bewegung setzen. Um indessen den Franzosen nicht Zeit zur Benutzung[442] ihrer Vortheile zu lassen, brach Marlborough von Löwen auf, ging unweit Brüssel über die Senne u. bezog bei Assche ein Lager. Hier kam am 7. Juli Eugen zu ihm, aber allein, blos um der Schlacht beizuwohnen, die jener zur Wiederherstellung seines Übergewichts liefern wollte, sein Heer war noch weit zurück. Am 9. Juli gingen die Alliirten über die Dender u. am 11. über die Schelde, u. an diesem Tage kam es bei Oudenaarde Nachmittags um 4 Uhr zur Schlacht. Marlborough führte das Centrum, Eugen den rechten, Overkerk den linken Flügel; Letzter überraschte den rechten Flügel der Franzosen, durchbrach denselben u. griff die französische Infanterie zugleich im Rücken u. in der Flanke an, worauf sich die Franzosen nach einem Verluste von 15,000 Mann in Unordnung an den Kanal zurückzogen, welcher von Gent nach Brügge führt. Eugens Heer kam jetzt in Brüssel, aber zugleich auch Berwick, welcher Eugen gefolgt war, am 12. Juli an der Sambre an; diese verstärkten die Besatzungen von Lille u. Tournay u. nahmen bei Douay eine Stellung. Die Verbündeten stürmten am 13. Juli die Linien zwischen Ypern u. Warneton, gingen über die Lys, eroberten die Stellungen von Lens u. Basséle u. am 12. Aug. schloß Eugen mit 30,000 Mann Lille ein, welches von dem Marschall Boufflers mit 12,000 Mann besetzt war. Marlborough deckte die Belagerung mit der Hauptarmee. Der Herzog von Burgund u. Vendôme boten indessen alles auf, um Lille zu entsetzen, Den Grafen de la Mothe mit 8000 Mann ließen sie in Gent zurück, vereinigten sich am 29. Aug. mit Berwick, gingen am 2. Sept. bei Tournay über die Schelde u. erschienen am 4. Sept. bei Monsen Puelle, unweit des Lagers der Alliirten, in welchem auch Eugen mit 19,000 Mann eingetroffen war. Marlborough u. Eugen ließen ihr Lager schnell verschanzen. Hierdurch wurde Vendômes Plan vereitelt u. alle Anstrengungen der Franzosen liefen blos auf Vorpostengefechte u. eine unnütze Kanonade gegen das Lager hinaus. Sie gingen über die Schelde zurück u. verschanzten sich bei Oudenaarde; Eugen kehrte vor Lille zurück u. betrieb die Belagerungsarbeiten. Einen großen Pulvertransport, welcher von Ostende in das Lager der Verbündeten ging, wollte de la Mothe auffangen, aber er wurde bei Winendael am 28. Sept. von dem General Webb geschlagen u. das Pulver glücklich in das Lager gebracht. Am 18. Sept. glückte es aber dem Marschall Vendôme durch eine List 1800 Cavalleristen mit 80,000 Pfund Pulver hinter sich in den Mantelsäcken nach Lille zu schaffen. Um den Weg von Ostende zu den Alliirten ganz abzuschneiden, belagerte Vendôme Lessinhe, aber ob er es gleich nach 8 Tagen eroberte, so war es doch schon zu spät. Die Stadt Lille hatte am 22. Oct. capitulirt u. die Garnison sich nach der Citadelle zurückgezogen, die nun allein belagert wurde. Um die Verbündeten wo möglich zur Aufhebung der Belagerung u. zur Räumung der Stadt Lille zu zwingen, erschien der Kurfürst von Baiern mit 15,000 Mann am 22. Nov. ganz unerwartet vor Brüssel, welches blos durch 9 Bataillone vertheidigt war. Er stürmte mehrmals die Stadt, aber die Annäherung von Eugen u. Marlborough, welche am 26. Nov. die französischen Verschanzungen bei Oudenaarde eroberten, zwang ihn mit Verlust seines Geschützes eiligst zum Rückzuge. Eugen setzte hierauf die Belagerung der Citadelle von Lille fort, welche sich am 8. Dec. ergab, u. dann rückten die Verbündeten vor Gent, welches am 31. Dec. 1708 capitulirte. Die Franzosen bezogen die Winterquartiere an der französischen Grenze; die Alliirten, denen Brügge u. Passendael die Thore geöffnet hatten, cantonirten an der Schelde u. Maas. Vendôme aber wurde wegen des unglücklichen Feldzugs in den Niederlanden von der Armee abberufen. B) Ereignisse am Rhein. Mit Anfang des Jahres fürchtete man, Villars möchte nach Baiern vorzudringen suchen, u. General Thüngen, welcher während der Abwesenheit des Kurfürsten von Hannover befehligte, ließ die Linien bei Ettlingen vervollkommnen, aber Villars wurde abberufen u. an seine Stelle trat der Kurfürst von Baiern, welchen Berwick unterstützen sollte. Da dieser aber nur mit einem Theile seiner Truppen folgte, so war der Kurfürst zu schwach, um große Dinge zu unternehmen. Eben so unthätig blieb die Reichsarmee, da sie auch in diesem Jahre in den kläglichsten Umständen war, u. die Österreicher, noch in Ungarn beschäftigt, ihr wenig zu helfen vermochten, obgleich General Heister bei Trenczyn siegte, Neitra eroberte u. auch General Rabutin in Siebenbürgen Caroly Widerstand leistete. C) In Italien suchte das Heer des Herzogs von Savoyen, durch Entsendungen nach Spanien u. den Niederlanden geschwächt, vergebens in der Dauphiné einzudringen; Villars, welcher ihm entgegenstand, vereitelte dies. Doch eroberte der Herzog im Angesicht der französischen Armee Exilles, Fenestrelles u. Perugia, welche die Zugänge nach Piemont versperrten. Papst Clemens XI., durch Ludwig XIV. auf den Päpstlichen Stuhl erhoben, hatte durch seine Weigerung Karl III. als König von Spanien anzuerkennen den Kaiser beleidigt, u. das Mißverständniß wuchs so, daß die beiderseitigen Gesandten zurückberufen wurden. Der Papst, wenig eingeschüchtert durch das Glück der kaiserlichen Waffen in Italien, drohte dem Kaiser 1708 mit dem Bann, ließ Truppen werben u. musterte sein Heer in Person; als aber der Feldmarschall Daun von Piemont aus im Kirchenstaate einrückte, die päpstlichen Truppen zerstreute, Comacchio einnahm u. Ferrara belagerte, als zu gleicher Zeit ein kaiserliches Truppencorps von Neapel aus Rom bedrohte u. die Cardinäle auf seinen Vorschlag, den Päpstlichen Stuhl nach Avignon zu verlegen, durchaus nicht eingingen, unterwarf sich Clemens XI. im Jan. 1709, bewilligte den Kaiserlichen den Durchmarsch, erkannte Karl III. als König von Spanien an u. versprach sein Heer bis auf 5000 Mann zu verringern. D) In Spanien. Der Kaiser hatte den Feldmarschall Starhemberg mit 5500 Kaiserlichen u. Italienern nach Catalonien geschickt, wodurch Karls III. Heer wieder bis auf 16,000 Mann verstärkt wurde. Galloway u. Dasminas waren nach Portugal gegangen u. hatten 1200 Mann mit dahin genommen; Starhemberg kam im April in Barcelona an. Der Herzog von Orleans, dessen Heer auch in schlechter Verfassung war, wollte Tortosa belagern, schlug am 25. Mai ein Corps der Verbündeten bei Falset u. kam zwei Tage darauf in Guinestar, unweit Tortosa, an, wo er die Ankunft einer Flotte mit Zufuhren von Toulon aus erwarten wollte. Aber diese Flotte war schon am 22. Mai auf der Höhe von Menorca von Leake geschlagen u. größtentheils genommen worden. So verzögerte sich der Anfang der Belagerung bis zum 12. Juni, u. am 12. Juli capitulirte Tortosa.[443] Damals fiel auch der Herzog von Noailles mit 8000 Mann in Nordcatalonien ein u. drang bis an den Tar, unweit Gerona, vor; aber hier wurde er vom Prinzen von Hessen-Darmstadt aufgehalten u. zum Rückzug nach Figueras genöthigt. Da er darauf die Hälfte seiner kleinen Armee nach der Dauphiné senden mußte, so konnte er weiter an keine Operationen denken u. begnügte sich Frankreichs Grenzen zu sichern. Der Herzog von Orleans bezog nach Tortosas Eroberung ein festes Lager bei Agramont, u. Starhemberg, dessen Heer durch Verstärkungen aus Italien bis auf 23,000 Mann gewachsen war, lagerte bei Cevera u. verschanzte sich. Hier standen sich die Heere mehre Wochen unthätig einander gegenüber, bis im Herbst Orleans über die Segre zurückging, den General Asfeld nach Valencia mit 9000 Mann entsendete u. den Feldzug beendigte. Asfeld eroberte am 2. Nov. Denia u. am 2. Dec. Alicante; die Citadelle dieser Stadt aber wurde von dem britischen General Richard bis Ende April 1709 vertheidigt. Im Herbst 1708 machte Starhemberg einen Versuch Tortosa zu überrumpeln, welcher aber mißlang. An Portugals Grenze, wo der französische General Bay gegen den portugiesischen General Fronteira bei Elvas befehligte, geschah nichts von Bedeutung. E) Seekrieg. Der Admiral Leake hatte am 15. Aug. Cagliari, die Hauptstadt Sardiniens, erobert u. diese für Karl III. in Besitz genommen; dann wendete er sich gegen Menorca; die Landtruppen, welche Stanhope befehligte, eroberten am 25. Sept. Fort Philipp u. Mahon, u. die ganze Insel unterwarf sich Karl III. Außerdem hatte am 8. Juni der englische Admiral Wayer bei der Insel Varu die spanische Silberflotte angegriffen u. die Bedeckung geschlagen, die Gallionen aber kamen bis auf eine in Cadiz an.
X. Ereignisse im Jahre 1709. Die Fortschritte, welche die Verbündeten 1708 gemacht hatten, die Hungersnoth in Frankreich u. die Kriegssteuer, womit das Volk belastet werden mußte, machten Ludwig XIV. zum Frieden geneigt, doch wollte er zuvor die Verbündeten zu trennen versuchen. Er schickte den Präsidenten Rouillé nach Holland u. machte ungefähr dieselben Vorschläge wie voriges Jahr, aber wieder umsonst; eben so vergeblich waren seine Versuche den Herzog von Savoyen u. England zum Abfall zu verleiten. Die Verbündeten blieben sämmtlich fest u. forderten, Karl III. solle die ganze spanische Monarchie erhalten, u. wenn Philipp V. Spanien binnen zwei Monaten nicht geräumt habe, solle Frankreich selbst Truppen geben, um ihn dazu zu nöthigen; die Franzosen sollten keinen Handel in den spanischen Colonien treiben dürfen, alle niederländischen Plätze herausgeben, Landau, Strasburg u. Breisach abtreten u. alle Festungen von Basel bis Philippsburg schleifen, auch das Reich über das Schicksal der Kurfürsten von Baiern u. Köln allein entscheiden können. Ludwig XIV. verwarf aber diese Bedingungen u. strengte alle Kräfte an, um so gerüstet als möglich im Felde erscheinen zu können. A) In den Niederlanden befehligte 1709 Marlborough u. Eugen 110,000 Mann; ihnen gegenüber stand Villars fast eben so stark. Die Verbündeten sammelten sich Anfangs Juni bei Courtray, Villars zwischen Lens u. Basséle u. deckte so Douay u. Arras. Die Alliirten wendeten sich nun plötzlich gegen Tournay, welches sie am 29. Juni mit 30,000 Mann einschlossen, die übrigen stellten sich zur Deckung der Belagerung zwischen der Scarpe u. Schelde auf. Alle Versuche Villars die bedrohte Stadt mit Lebensmitteln u. verstärkter Besatzung zu versehen mißglückten, u. so ergab sich Tournay am 3. Juli; die Citadelle hielt sich bis zum 5. Sept. Villars hatte indessen zwischen der Lys u. Schelde festen Fuß gewonnen u. bei la Haine u. St. Ghislain eine wohl verschanzte Stellung genommen. Da Eugen u. Marlborough das Lager nicht stürmen wollten, so wendeten sie sich gegen Mons u. lockten dadurch Villars aus seinem Lager, welcher bei Valenciennes über die Schelde ging, die benachbarten Besatzungen an sich zog u. das Dorf Malplaquet zwischen den Quellen der Haine u. Sambre besetzte. In dieser durch Moräste u. Gehölze geschützten Stellung griffen Eugen u. Marlborough am 11. Sept. die Franzosen an. Da sie ein Corps vor Mons gelassen hatten, so waren sie gegen 90,000; sie eroberten zunächst St. Ghislain u. griffen dann die Linien selbst an; Eugen führte den rechten, der Prinz von Oranien u. Fagel den linken Flügel, Marlborough das Centrum. Den linken Flügel der Franzosen, welche 72,000 Mann stark waren, befehligte Villars, den rechten Boufflers. Eugen griff zuerst das Gehölz bei Sars u. Taisnieres an, aber erst beim dritten Angriff vertrieb er die Franzosen daraus u. näherte sich nun den Verschanzungen der Ebene. Da sich aber die Franzosen wieder sammelten, so mußte Eugen in dem Gehölze stehen bleiben, um den Ausgang der anderen Angriffe abzuwarten. Der linke Flügel hatte unter Oranien zwar drei Schanzen erobert, aber die mit Übermacht anrückenden Franzosen zwangen ihn bald sich vertheidigungsweise zu halten. Während dieser Angriffe hatte sich Marlborough mit dem Centrum ganz ruhig verhalten; jetzt da er sah, daß die französischen Marschälle ihr Mitteltreffen geschwächt hatten, um dem lebhaften Angriff auf die Flügel widerstehen zu können, ging er mit seinem Fußvolk vor, eroberte die ihm gegenüber liegenden Schanzen u. durchbrach nach hartem Kampfe das feindliche Mitteltreffen. Boufflers (Villars war in der Schlacht gefährlich verwundet worden) befahl nun den Rückzug nach Valenciennes, ohne von den erschöpften Verbündeten beunruhigt zu werden. Die Franzosen hatten 15,000, die Verbündeten über 20,000 Mann an Todten u. Verwundeten eingebüßt. Boufflers begnügte sich nun Maubeuge, Valenciennes u. Quesnoi zu decken, die Alliirten aber setzten die Belagerung von Mons fort, welches sich am 30. Oct. ergab, u. bezogen darauf Winterquartiere. B) Am Rhein sollte die. Reichsarmee von zwei Seiten im Elsaß, die kaiserlich-savoyische in die Dauphiné eindringen u. beide Heere in der Franche Comté zusammentreffen, wo man auf gute Aufnahme rechnete. Als nun der Marschall Harcourt, welcher die Franzosen im Elsaß befehligte, am 11. Juni in drei Colonnen bei Fort Louis, Kehl u. Drusenheim über den Rhein ging u. zwei Wochen lang den Breisgau u. Baden aussonrägîrte, sah General Gronsfeld, welcher in Abwesenheit des Kurfürsten von Hannover u. Thüngens die bei Ettlingen versammelte Reichsarmee befehligte, ruhig zu, denn er hatte Befehl sich in kein Gefecht einzulassen. Erst zu Anfang des Augusts kam der Kurfürst von Hannover beim Heere an, ging am 9. Aug bei Philippsburg über den Rhein u. schien die Lauter angreifen zu wollen, während der General Mercy[444] ein Corps von 16 Bataillonen u. 23 Schwadrone im Breisgau zusammenzog, am 21. Aug. bei Rheinfelden über den Rhein ging u. durch das neutrale schweizerische Gebiet im Elsaß eindrang. Aber Harcourt schickte ihm den General Dubourg mit einem kleinen Corps entgegen, welcher ihn am 26. Aug. bei Rumersheim schlug u. mit einem Verlust von fast 5000 Mann über den Rhein zurückjagte. Der Kurfürst führte hierauf das Reichsheer über den Rhein nach Ettlingen zurück u. reiste nach Hause. Harcourt brandschatzte nun ungestört die Pfalz u. Baden. C) In Italien waren zwischen dem He. zog von Savoyen u. dem Kaiser Mißhelligkeiten ausgebrochen, deshalb schickte der Herzog sein Contingent später als gewöhnlich ins Feld, übern ihm auch nicht den Oberbefehl über das Heer, welches durch die Dauphiné in die Franche Comté eindringen sollte, vielmehr führe Daun den Oberbefehl über die 50,000 Mann, welche deshalb bei Suza zusammengezogen wurden. Ihm gegenüber befehligte Berwick 30,000 Franzosen in einer festen Stellung bei Briançon u. Tourneaux. Erst am 10. Juli begann. Dann seine Operationen, in drei Colonen durch die Thäler von Oulx, von Aosta u. dem Mont Cemogegen die Dauphiné; da er aber bald einsah, daß er die Franzosen in ihrer festen Stellung nicht wurde bezwingen können, so versuchte er Berwick von Briançon weg zu manövriren. Es schlug am 28. Juli den General Thouy bei Conflans u. nöthigte Berwick zu einer rückgängigen Bewegung nach Frangy, wo er wiederum eine sehr wertheilhafte Stellung bezog. Hierbei wurde der kaiserliche General Rehbinder von dem französischen General Dillon bei Briançon geschlagen. Durch die Niederlage, welche die Reichsarmee bei Rumersheim Colin, ging ohne dieß die Hoffnung auf große Erfolge verloren, u. so kehrte. Dann im Anfang October wieder nach Piemont zurück. D) In Spanien war der Herzog von Orleans von dem Heere entfernt worden, da Philipp V. glaubte, daß er den Thron von Spanien für sich behalten wollte, u. an seiner Stelle befehligte General Bezons die Franzosen, Aguilar die Spanier u. Starhemberg die Kaiserlichen, während 6000 Mann unter Uhlefeld gegen Noailles standen, welcher von Roussillon ans in Catalonien eindringen sollte. Aguilar erforcht am 1. August bei Montara einen Vortheil, Noailles überrumpelte am 7. Aug. Figueras u. vertrieb am 2. Sept. die Cavallerie Uhlefelds aus ihrem Lager bei Gerona; aber Bezons, welcher sich mit Aguilar nicht vertrug, unterstützte die Spanier so wenig, daß Starhemberg Balaguer wieder eroberte u. sich an der Segre hielt; Noailles, welcher Gerona nicht belagern durfte, fouragirte Catalonien aus u. kehrte dann wieder nach Roussillon zurück. An der Grenze von Portugal rückte das verbündete Heer, 22,000 Mann stark, darunter 6 Bataillone Briten, gegen Badajoz vor, aber Bay schlag sie am 7. Mai unweit Badajoz. Hierauf belagerte er Olivença; hob aber beim Eintritt der Hitze die Belagerung auf, um sie im Herbste wieder zu beginnen. Während der Zeit landete aber der englische General Stanhope mit einem Corps bei Gibraltar u. nöthigte Bay Truppen nach Andalusien zu schicken, u. Olivença blieb unangefochten. Stanhope mußte aber ebenfalls von seinen Anschlägen abstehen. Im Laufe dieses Jahres schlossen England u. Holland mit einander den Barrie retractat (s.d.).
XI. Das Jahr 1710. In Frankreich wiederholte sich in diesem Winter das Verlangen nach Frieden u. Ludwig XIV. sah sich gezwungen in die Vorschläge der Alliirten einzugehen, er sendete den Marquis d'Uxelles u. den Abbé de Polignac zum Friedenscongreß nach Gertruydenburg. Am 10. März wurde derselbe eröffnet, aber die Verbündeten bestanden nicht nur darauf, daß Philipp V. alle spanischen Reiche ohne Entschädigung abtreten, sondern auch, daß Ludwig XIV. seinen Enkel selbst vom Throne stoßen sollte, u. deshalb löste sich der Congreß am 25. Juli auf u. der Krieg wurde fortgeführt. A) In den Niederlanden hatten Marlborough u. Eugen schon im April ihr Heer bei Tournay zusammengezogen u. am 20. April brachen sie in zwei Colonnen auf. Sie waren schon über die Deule gegangen, bevor die Franzosen Nachricht von ihrem Anmarsche erhielten zwei in der Eile bei St. Amand zusammengeradete Corps wurden bis über die Scarpe u. hin er die Morale von Lens zurückgetrieben u. die Linien, welche Villars zwischen der Deule u. Scarpe gezogen hatte, von den Verbündeten besetzt, Douay eingeschlossen u. am 4. Mai die Laufgräben eröffnet; am 26. Juni fiel Douay. Villars hatte indessen längs des Crinchon, zwischen Arras u. Miraumont, ein festes Lager bezogen, wodurch er Arras vollkommen deckte. Die Verbündeten schlossen daher am 16. Juli Bethune durch General Schulenburg mit 18,000 Mann ein, das von Dupuy-Vauban mit 9000 Mann vertheidigt wurde. Am 28. Juli begann die Belagerung u. am 29. Aug. erfolgte die Übergabe. Villars hatte auch diese Festung ihrem Schicksale überlassen u. sich zwischen den Quellen der Canche u. der Scarpe in einem festen Lager gehalten, wodurch er Arras u. Hesdin deckte. Die noch übrige Zeit verwendeten die Verbündeten auf die Belagerung von Aire sur la Los u. St. Venant; der letztere Platz ergab sich 30 Tage nach Eröffnung der Laufgräben am 29. Sept., Aire vertheidigte General Guebriant mit 7000 Mann. Der Fürst von Anhalt leitete die Belagerung u. eroberte es am 8. Nov. Hierauf bezogen die Verbündeten in der Gegend von Lille Winterquartiere. Villars übergab den Oberbefehl über das französische Heer dem Marschall Harcourt u. ging in die Bäder von Bourbonne, Eugen reiste nach Wien, Marlborough nach London. B) Am Rhein. Prinz Eugen, obschon vom Kaiser zum Reichsfeldmarschall ernannt, blieb in den Niederlanden u. überließ dem General Gronsfeld den Befehl über das Heer. Die französische Armee am Rhein war noch schwächer u. wurde in Harcourts Abwesenheit von dem unfähigen Marschall Bezons befehligt. Er bedrohte Landau, aber als Gronsfeld bei Philippsburg über den Rhein ging, zog er sich hinter die Lauterlinien zurück. Gronsfeld blieb bis zum Winter in einem Lager bei Bergzabern stehn u. bezog dann Winterquartiere in Schwaben. Von Ungarn aus erhielt die Reichsarmee noch immer keine Unterstützung, obgleich die Angelegenheiten des Kaisers sich dort immer besser gestalteten, viele Großen ihm zufielen u. Heister immer weiter nach Hinterungarn vordrang, Neuhäusel eroberte u. Raloczy auf Munkatsch beschränkte. C) In Italien dauerten die Zwistigkeiten zwischen dem Kaiser u. dem Herzog von Savoyen fort; Daun befehligte das 50,000 Manu starke Heer, welches sich im Juni auf der Ebene bei Orbassano versammelte. Daun wollte in drei Colonnen in die Dauphiné[445] eindringen, aber Berwick hatte sein schwächeres Heer so weise vertheilt, daß jeder Punkt unterstützt werden konnte, daher trat Dann seinen Rückzug, trotz der Eroberung des Schlosses Arche u. des Postens bei Castelet, nach Piemont an, zumal da die preußischen Truppen im kaiserlichen Heere, aufgebracht über das lange Ausbleiben des Soldes, den Gehorsam verweigerten. Unterdessen waren 2000 Mann Briten in Languedoc gelandet, sie sollten Agde erobern u. sich mit den Camisarden (s.d.) in Verbindung setzen, um so dem Heere Dauns in der Dauphinédie Hand zu bieten; da aber dieser nicht vordringen konnte, jagte eine Abtheilung des Noaillesschen Corps die Briten wieder auf die Schiffe. Dagegen wurde auch ein Versuch des Herzogs von Uzeda, Sardinien von Genua aus für Philipp V. wieder zu erobern, durch die englische Flotte vereitelt D) In Spanien hatte England die Subsidiengelder erhöht, Recruten u. Kriegsmaterial geschickt u. mehre kaiserliche Regimenter wurden von Italien aus nach Catalonien eingeschifft. Dadurch stieg Karls III. Macht in Catalonien bis auf 24,000 Mann, denen Philipp V. ohne das Corps unter Noailles in Roussillon 29,000 Mann unter Villadarias entgegenstellte, lauter Spanier, da die Franzosen alle abberufen waren. Im Mai begab sich Philipp V. zu seinem Heere ins Lager von Fraga, um Balaguer zu belagern, aber als das Heer über die Segre setzen wollte, nahte Starhemberg mit den Österreichern, u. das spanische Heer ging am 20. Mai eilig nach Lerida zurück. Starhemberg bezog nun ein Lager bei Balaguer, wohin Karl III. sich auch begab. Nach 20 Tagen kam Lord Stanhope mit Verstärkung aus Italien an, u. zugleich erlaubte es der Marsch des Grafen Noailles nach Languedoc, um die dort gelandeten Briten zu vertreiben, den General Wetzel herbeizurufen, welcher mit 5009 Mann Gerona gegen Noailles deckte. Im Juli brach nun Starhemberg gegen Philipp V. auf, welcher von Lerida aus gegen Aragonien sich in Bewegung gesetzt hatte, u. schlug am 27. Juli bei Almenara, eben als Philipp bei Alfaraz über die Noguera gegangen war, die Cavallerie desselben so, daß sie in wilder Flucht auch die spanische Infanterie mit fortriß u. die ganze Armee unter die Kanonen von Lerida floh. Philipp V. rief nun den General Bay, welcher gegen die Portugiesen befehligte, herbei, entsetzte Villadarias des Commandos, zog die Besatzungen von Lerida, Mequinenza u. Fraga an sich u. trat am 14. August den Marsch nach Saragossa an; Starhemberg folgte ihm, u. am 20. Aug. kam es bei Saragossa zur Schlacht, in welcher Philipp V. gänzlich geschlagen u. sein Heer zerstreut wurde. Ein Theil floh mit dem General Bay nach Tudela, Philipp V. aber suchte eiligst Madrid zu erreichen. Karl III. zog mit Jubel empfangen in Saragossa ein. Stanhope drang nun darauf eilig gegen Madrid zu ziehen, Starhemberg aber wollte Pampluna erobern, um so die Communication zwischen Frankreich u. Spanien zu unterbrechen. Erster drang durch, u. Karl III. hielt, kalt empfangen, am 28. Sept. seinen Einzug in Madrid, u. wirklich neutralisirte wiederum die Weigerung der Portugiesen ihre Grenzen zu verlassen u. nach Madrid zu kommen diese Eroberung. Philipp V. ging indessen mit den Regierungsbehörden nach Valladolid, die Königin aber u. der Kronprinz nach Vitoria; Ludwig XIV. beschwor er ihm Hülfe u. den Herzog von Vendôme als Obergeneral des Heeres zu senden u. bemühte sich überdieß seine Armee zu ergänzen. Die Besatzung von Lerida, durch die Flüchtlinge von Saragossa verstärkt u. von den Einwohnern unterstützt, schnitt die Verbindung zwischen Barcelona u. Madrid ab, u. Noailles eilte mit seinem verstärkten Corps aus Ronssillon herbei. Zugleich kam auch Vendôme mit 3000 Reitern in Valladolid an u. rückte mit dem bis auf 30,000 Mann verstärkten Heer nach Almaraz am Tajo, um dem etwaigen Vordringen der Portugiesen gegen Madrid zu begegnen. Wäbrenddem schmolz Karls III. Armee, welche an Allem Noth litt, jeden Tag mehr zusammen, u. dieser verließ daher, von Vendôme in Front u. von Noailles im Rücken bedroht, am 11. Nov. Madrid, worauf sogleich Philipps V. Vortrab einrückte Karl III. verweilte nur einige Zeit zwischen Madrid u. Toledo, ging dann mit 2000 Reitern nach Barcelona voraus u. sein Heer folgte; Stanhope bildete mit 4000 Briten die Nachhut, u. während Starhemberg in Cifuentes einzog, ließ jener seine Truppen in Brihuega am 7. Dec. am Tajo ausruhen. Als er am 8. Dec. weiter marschiren wollte, sah er sich vom Feinde eingeschlossen; vertheidigte sich zwar tapfer, immer von Starhemberg Hülfe erwartend, mußte aber endlich am 9. Dec. Abends die Waffen strecken, da selbst die Einwohner der Stadt Bribuega gegen ihn aufstanden. Wirklich nahte Starbemberg mit Hülfe, aber er kam zu spät u. fand am Morgen des 10. Dec. die spanische Armee, 18,000 Mann stark u. von Vendôme befehligt, bei Villaviciosa seiner wartend. Er nahm mit 13,000 Mann die Schlacht an, in welcher er seine Stellung behauptete u. sogar einen Theil des feindlichen Geschützes eroberte, verweilte den ganzen 11. Dec. auf dem Schlachtfelde, dann abersetzte er mit seinem, bis auf 9000 Mann geschmolzenen Heer den Rückzug fort u. erreichte am 23. Dec. Saragossa. Blos 7000 Mann führte er dahin zurück, u. da er mit diesen Aragonien nicht behaupten konnte, so ging er Anfangs Jan. 1711 bei Balaguer über die. Segre zurück u. bezog in Catalonien Winterquartiere. Noailles hatte am 15. Dec. die Belagerung von Gerona mit 20,000 Franzosen begonnen u. eroberte am 23. Jan. 1711 die Unterstadt; am 25. capitulirte auch die Oberstadt, die Besatzung zog frei nach Barcelona ab.
XII. Ereignisse des Jahres 1711. In England war im Laufe des Winters von 1710 zu 1711 d. is Ministerium verändert u. Marlborough seines Einflusses größtentheils beraubt worden (s. Marlborough). Zwar ließ man ihm noch für den nächsten Feldzug den Oberbefehl über die englische Armee, aber mit eingeschränkter Vollmacht u. ohne den Titel als Generalissimus. Englands Gesandter in Wien verwendete sich jetzt zugleich sowohl für die ungarischen Mißvergnügten, als für den Herzog von Savoyen u. drang auch auf kräftigere Unterstützung Karls III. in Spanien. Die Ungarn unterwarfen sich auf diese Vermittlung auf den Congressen zu Debreczyn u. Szathmar dem Kaiser u. erhielten Amnestie, bis auf Rakoczy, welcher sich mit Bercseny nach Polen flüchtete. Während dieser Unterhandlungen starb am 17. April 1711 Kaiser Joseph I., seinen Bruder Karl III., König von Spanien, als Erben zurücklassend, doch hatte er[446] zuvor die Ansprüche des Herzogs von Savoyen befriedigt, welcher nun wieder an die Spitze der Armee trat. Die Seemächte betrieben eifrig die Wahl Karls zum deutschen Kaiser u. auch Ludwig XIV. mochte damit wohl einverstanden sein, denn er war überzeugt, daß weder England noch Holland darauf bestehn würden dem Kaiser auch den spanischen Thron zu verschaffen. A) Krieg am Rhein. Um so viel Vortheil als möglich aus dem Interregnum in Deutschland zu ziehen, nahm Ludwig XIV. die Miene an, als wollte er die Kaiserwahl Karls mit gewaffneter Macht hintertreiben, u. ließ deshalb die Nachricht verbreiten, daß ein großes französisches Heer unter dem Kurfürsten von Baiern aus dem Elsaß in Baiern eindringen würde. Zugleich bestanden die vertriebenen Kurfürsten von Köln u. Baiern auf Zuziehung zur Kaiserwahl u. protestirten im voraus gegen jede Wahl ohne sie. Die Reichsarmee, seit Anfang des Frühjahrs im Lager bei Muckensturm, zog sich in den Schwarzwald zurück, u. wirklich gingen am 8. Juni 22 französische Regimenter unter Harcourt bei Rellingen über den Rhein u. bezogen ein Lager bei Stollhofen; zahlreiche Verstärkungen aus den Niederlanden waren dahin im Marsche, u. auch Eugen trennte sich von Marlborough, um Deutschland gegen die Franzosen zu schützen. Aber Harcourt, obgleich 50,000 Mann stark, ging über den Rhein zurück u. bezog das feste Lager an der Lauter, während Eugen am 27. Aug. mit 45,000 Maun bei Philippsburg ebenfalls über diesen Strom ging u. in einer festen Stellung bei Speyer den Wahlconvent in Frankfurt a. M. schützte, welcher am 12. Oct. Karl von Österreich als Karl VI. zum deutschen Kaiser wählte. Anfangs November bezogen beide Heere die Winterquartiere. B) In den Niederlanden hatte Marlborough schon zu Ende Aprils sein Heer bei Orchies versammelt, von wo es zwischen Douay u. Bouchain vorrückte, während Villars von Bouchain bis Arras hinter den dortigen Linien stand. Eugen traf indessen erst am 23. Mai mit seinem Heere bei Marlborough ein u. wollte sich nicht eher auf etwas von Bedeutung einlassen, bis sich Frankreichs Absichten auf Deutschland mehr enthüllt hätten, in deren Folge er in der Mitte Juni einen Theil seines Heeres nach Deutschland sendete. Am 14. Juni machten Marlborough u. Eugen eine Bewegung vorwärts; als aber Villars dessen ungeachtet ein Corps nach dem Elsaß abgehen ließ, marschirte auch Eugen mit dem größten Theile seiner Armee nach Deutschland ab. Am 6. Juli bemächtigten sich die Alliirten des Postens von Arleux, dessen Befestigung sie verstärken ließen; General Hompesch deckte die Arbeiten mit 7000 Mann, aber er wurde in der Nacht vom 11. zum 12. Juli von dem französischen General Gassion überfallen u. bis Douay zurückgetrieben; Arleux wurde am 20. vom General Montesquiou zurückerobert. Marlborough, obgleich er von London aus Befehl hatte nichts zu unternehmen, wollte doch eine kühne That ausführen, um sein gesunkenes Ansehn in England wieder herzustellen. Am Abend des 4. Aug. brach er gegen die französischen Linien auf, ging bei Vitry über die Scarpe u. drang in dieselben ein, während die Franzosen bei Avesnes le Comte aufgestellt waren, um die Verbündeten dort zu erwarten. Villars zog sich nun nach Cambrai zurück u. Marlborough belagerte Bouchain, welches am 14. Sept. durch Capitulation überging. Villars machte aber währenddem einen Versuch Douay zu überrumpeln, welcher aber mißlang. Hierauf trat auch in den Niederlanden Waffenruhe ein. C) In Italien ging der Herzog von Savoyen in zwei Colonnen zu Anfang Juli von Orbassano aus durch das Thal von Aosta u. die Ebene von Susa u. zwang Berwick, welcher nur 24,000 Mann stark war, erst zum Rückzug in das feste Lager bei Montmelian u. dann, da der General Zumjungen die Pässe bei Bauges bezwang, zum Rückzug bis Barraux, so Lyon. u. Grenoble schützend, aber weiter konnte er nicht vordringen, da die Franzosen von der Elsaßarmee bedeutende Verstärkungen erhalten hatten. Er zog sich also im Anfang des Sept. wieder in seine frühere Stellung zurück. D) In Spanien wollte Vendôme die Verbündeten aus Catalonien vertreiben u. Barcelona erobern, zu welchem Zweck Noailles Corps zu der spanischen Armee stoßen sollte. Da Karls Heer bis auf 13,000 Mann geschmolzen war, inbegriffen 8000 Catalonier, so mußte Vendômes Plan gelingen, wenn irgend Eile angewendet wurde, aber dazu war Philipp V. nicht zu bewegen. Schon zu Ende März landeten 3500 Briten in Barcelona, Ende Mais neue 7000 Mann unter Admiral Norris von Italien aus u. am 5. Juli kamen 5000 Mann in Tarragona an u. brachten Starhembergs Heer wieder auf 29,000 Mann. Der Herzog von Argyle übernahm aber an des in Brihuega gefangenen Stanhopes Stelle den Oberbefehl über die Engländer. Starhemberg erschien nun Mitte Juli wieder im Felde, zwischen Momblanch u. Igualada. Um diese Zeit setzte auch der Herzog von Vendôme sein Heer wieder in Bewegung u. war bereit sich mit einem Theil des bei Gerona stehenden Noaillesschen Corps zu vereinigen; er rückte nun gegen Starhemberg vor, da dieser aber sich zu keiner Schlacht bringen ließ, so blieb der Feldzug ganz erfolglos. Ein Versuch der Verbündeten Tortosa den 25. Oct. zu überfallen mißlang. Vendôme dagegen wollte Cardona erobern u. ließ es im Nov. durch den General Muret belagern. Schon war die Besatzung aufs Äußerste gebracht, als am 22. Dec. 1711 Starhemberg 5000 Mann zum Entsatz schickte, welche Muret zwangen mit Verlust seines Geschützes abzuziehn. Am 10. Mai eroberten die Portugiesen Miranda de Duero durch Überraschung. Karl III. hatte indessen die Regierung seiner Erbstaaten seiner Mutter übertragen u. war in Catalonien geblieben, bis der Prinz Eugen in ihn drang nach Deutschland zurückzukehren. Er errichtete daher in Catalonien eine Regentschaft, ließ seine Gemahlin an der Spitze u. schiffte sich am 27. Sept. in Barcelona nach Genua ein. In Mailand erfuhr er, daß er zum Kaiser erwählt worden sei, u. begab sich nun schnell nach Frankfurt a. M., wo er am 22. Dec. gekrönt wurde. E) Friedensunterhandlungen zwischen England u. Frankreich 1711. Das nächste Bestreben des neuen britischen Ministeriums war Unterhandlungen mit Ludwig XIV. einzuleiten. Der Hauptzweck des Kriegs, eine Universalmonarchie unter Ludwig XIV. zu vermeiden, hatte nämlich durch den unerwarteten Tod Josephs I. ein ganz anderes Ansehn bekommen, indem die Gefahr einer solchen jetzt vielmehr von Österreich zu erwarten war, wenn es mit seinen Staaten Spanien, die Niederlande, Neapel, Sardinien, Amerika u. die andern überseeischen spanischen [447] Besitzungen verband; es war daher im Interesse Großbritanniens diese Ländermassen vielmehr zu theilen. Dazu kam, daß die Subsidien auch ungeheure Summen kosteten u. daß Großbritannien Ruhe brauchte. Aber schwierig war es auch Unterhandlungen zu beginnen. Man bediente sich daher der Unterhändler u. ließ Ludwig XIV. andeuten, daß das britische Cabinet den Frieden wünsche u. auch Holland dazu vermögen werde. Auf solche Vorschläge ging Ludwig XIV. gern ein, er versprach den Engländern Sicherheit des Handels in Spanien, Indien u. dem Mittelmeere, auch Sicherheit des holländischen Handels u. Holland eine Barriere; den andern Gliedern des Bundes versprach er Genugthuung u. Beilegung des Streites mit dem König von Spanien. Dieses zweideutige Versprechen wurde dem Haager Cabinet mitgetheilt u. der englische Gesandte befürwortete es. Die Holländer sträubten sich lange darauf einzugehen, thaten es aber im Dec. 1711 doch. Der Kaiser schickte zwar den Prinzen Eugen nach London, um mit Marlborough die Friedensverhandlungen wo möglich zu hintertreiben, aber Marlborough war bei seiner Ankunft schon vom Commando entfernt u. ohne allen Einfluß. Anfangs 1712 wurde daher der Friedenscongreß zu Utrecht versammelt u. Eugen reiste am 29. Jan. unverrichteter Dinge wieder von London ab.
XIII. Ereignisse des Jahres 1712 A) Fortwährende Friedensunterhandlungen. Wenn auch von England verlassen, so beschloß der Kaiser doch den Krieg fortzusetzen, er schickte den Grafen Zinzendorf nach Utrecht, um die Verhandlungen abzubrechen, od. doch möglichst in die Länge zu ziehen. Zinzendorf forderte die Vollziehung aller Artikel des großen Bündnisses; er verlangte nicht nur die ganze spanische Monarchie, sondern auch die Herausgabe alles dessen, was in den Friedensbeschlüssen von Münster, Nymwegen u. Ryswijk an Frankreich abgetreten worden war. Frankreich u. England waren eben im Begriff den Frieden zu unterzeichnen, als am 18. Febr. 1712 der Dauphin, Enkel Ludwigs XIV., seinem 1711 verstorbenen Vater im Tode nachfolgte, nachdem seine Gemahlin sechs Tage vorher gestorben war; vier Wochen später erkrankten auch die beiden nachgelassenen Söhne des Dauphins, der älteste starb u. der Herzog von Anjou wurde nur durch schleunig gereichtes Gegengift erhalten. Dieser, ein schwaches Kind, war nun der einzige Thronerbe, welcher noch zwischen Ludwig u. Philipp V. stand; wenn auch er starb, dann wurde Frankreich u. Spanien nach Ludwigs Tode zu Einer Monarchie vereinigt. Diese Ereignisse setzten das britische Ministerium in Verlegenheit; wollte man die Vereinigung beider Kronen verhüten, so mußte Philipp V. auf die eine od. die andere verzichten. Ludwig XIV. wünschte den Frieden u. nöthigte Philipp V. eine Urkunde (Renunciationsaete) ab, worin er der französischen Krone auf jeden Fall entsagte; doch bevor dies noch geschah, war der Feldzug in den Niederlanden, am Rhein u. in Spanien wieder eröffnet worden. B) Feldzug in den Niederlanden. Der Kaiser glaubte die Unterhandlungen abbrechen zu können, wenn seine Waffen in den Niederlanden glücklich wären, u. um dieses zu erreichen, rüstete er sich mit aller Kraft zur Fortsetzung des Kriegs, an welchem die Seemächte noch Theil nahmen. Schon am 2. März erschienen ganz unerwartet 26,000 Mann Engländer u. Österreicher vor Arras, welche die Vorräthe, die für das französische Heer hier aufgehäuft lagen, in Brand schossen u. sich dann nach Douay zurückzogen. Zu derselben Zeit eroberte General Dohna Thuin, sprengte die Sambrebrücken u. machte durch Vernichtung der Schleußen den Fluß unschiffbar, um die Verproviantirung der französischen Armee zu erschweren. Diese wurde auf die Nachricht von den Unternehmungen der Alliirten eiligst zusammengezogen u. als Lord Albemarle am 13. April mit 30,000 Mann über die Schelde u. Censee gehen wollte, fand er diese Flüsse durch 40,000 Franzosen unter dem Marschall Montesquiou besetzt. Am 25. April traf Prinz Eugen in Tournay ein, um den Oberbefehl über das verbündete Heer zu übernehmen, welches zu jener Zeit 120,000 Mann zählte u. noch 25,000 Mann aus Deutschland erwartete. Zugleich kam auch der Herzog von Ormond aus den Niederlanden an, um den Oberbefehl über die Engländer u. englischen Soldtruppen zu übernehmen. Am 26. Mai ging die vereinigte Armee in acht Colonnen unweit Bouchain über die Schelde, um dem Marschall Villars eine Schlacht zu liefern, aber an dieser verweigerte Ormond seine Theilnahme, weil er von seiner Königin Befehl habe sich weder in eine Schlacht, noch auf eine Belagerung einzulassen. Jetzt rückte Eugen vor Quesnoi, um dies zu belagern, u. durch dringende Bitten brachte er den Herzog von Ormond so weit, daß dieser mit ihm über die Selle ging u. in einem Lager bei Cateau Cambresis die Belagerung deckte, welche der holländische General Fagel leitete. Während dieser Quesnor aufs Äußerste brachte, streiften holländische leichte Corps durch die Champagne u. Lothringen, brandschatzten u. plünderten u. kehrten dann wieder zum Heere zurück. Am 4. Juli ergab sich Quesnor, aber bevor dies noch geschah, schlossen England u. Frankreich einen Waffenstillstand, dem zufolge Ormond sein Heer von dem der Verbündeten trennen u. Dünkirchen besetzen sollte, welches den Engländern als Pfand überlassen wurde. Am 25. Juni eröffnete der Herzog von Ormond diese Befehle dem Prinzen Eugen u. den holländischen Abgeordneten, aber ein Theil der englischen Soldtruppen weigerte sich den Befehlen der Königin Anna zu gehorchen u. blieb bei Eugens Armee. Die deutschen Fürsten, denen sie zugehörten, überließen sie dem Kaiser u. der Republik Holland. Seit dem 16. Juli belagerte Eugens Heer unter dem Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau Landreci, während Eugen selbst zwischen Fontaine au Bois u. Thiant die Belagerung deckte. Aber Villars, für diesen Feldzug mit größeren Vollmachten als in den früheren versehen, ging am 19. Juli mit 90,000 Mann bei Cambray über die Schelde u. griff am 24. den General Albemarle an, welcher bei Denain stand, um die Zufuhren zu decken, stürmte die Verschanzungen desselben u. nahm nach blutigem Kampfe 3000 Mann, die Reste von 17 Bataillonen, gefangen, nachdem die übrigen in dem Kampfe od. auf der Flucht u. in den Fluthen der Schelde den Tod gefunden hatten. Eugen eilte nach dem Schlachtfelde, um Albemarle zu befreien; aber da die Franzosen eine Brücke zerstört hatten, so konnte er nicht über die Schelde u. mußte am anderen Ufer Zeuge der Niederlage sein. Villars ging an der Schelde bis Marque vor, besetzte Pont a Roche, Anzin u. St. Amand, zwang Marchiennes zur Übergabe u.[448] wendete sich nun gegen Douay Eugen hob am 2. Aug. die Belagerung von Landreei auf u. marschirte über Mons u. Tournay bis in die Nähe von Lille. Da aber Villars seine Stellung zu wohl befestigt hatte, so verweigerten die holländischen Deputirten ihre Einwilligung zu einer Schlacht, u. Eugen mußte Douay seinem Schicksale überlassen, welches am 7. Sept., nachdem die Laufgräben 21 Tage geöffnet gewesen waren, capitulirte. Von für wendete sich Villars gegen Quesnoi, wo das Belagerungsgeschütz u. die Hauptmagazine der verbündeten Armee sich befanden; durch ein kluges Manövre verhinderte er die Fortschaffung dieser Gegenstände u. schloß schon am 8 Sept. die Festung ein; Eugen wurde auch jetzt von den Holländern verhindert eine Schlacht zu liefern u. so lagerte er zwischen St. Ghislain u. Malplaquet u. sah aus der Ferne der Belagerung von Quesnor zu. Nach tapferer Vertheidigung fiel auch diese Stadt am 4 Oct. in französische Hände, ihr folgte am 19. Oct. Bonchain, u. so hatte Villars, als er jetzt seine Winterquartiere bezog, alles in drei Monaten wieder erobert, was die Franzosen in drei Feldzügen verloren hatten. C) Am Rhein befehligte jetzt der Herzog von Württemberg die Reichsarmee, welche, obschon sie vom Kaiser durch mehre Regimenter verstärkt worden war, doch erst zu Ende Juni 1712 im Lager bei Muckensturm sich versammelte u. in dem früheren Zustande war. Am 25. Juli ging dieselbe zwar bei Philippsburg über den Rhein u. drang bis an die französischen Linien bei Weißenburg vor, hinter welche Harcourt sein weit schwächeres Heer zurückgezogen hatte, Aber nachdem ein am 16. Aug. unternommener Überfall der Linien an der schlechten Mannszucht des Reichsheeres gescheitert war, zog der Herzog sich nach Germersheim u. im November über den Rhein zurück, ohne daß irgend etwas von Bedeutung geschehen wäre. D) In Spanien dachte Starhemberg 1712 darauf, durch Eroberung einiger Plätze die feindliche Macht zu theilen u. so das, was dem nunmehrigen Karl VI. geblieben war, um so besser zu erhalten. Obgleich der Herzog von Argyle mit einem Theile der. englischen Truppen nach Menorca abgegangen war, so begann er doch schon im März den Feldzug u. suchte vorerst. das Fort Venesque u. die Stadt Cervera durch Überraschung zu erobern, was aber beides u. das letztere dreimal mißlang. Der Marschall Vendôme starb am 10. Juni u. an seiner Stelle erhielt der Fürst Tzerklas von Tilly den Oberbefehl über das spanisch-französische Heer, welchem aber Philipp V. befahl nichts zu wagen, da er sicher war Spanien durch Unterhandlung zu erhalten. Die bourbonische Armee lagerte also ruhig dei Lerida, während Starhembergs Heer bei Momblanch stand u. sich im Juni durch 7000 Kaiserliche aus Italien bis auf 30,000 Mann verstärkte. Der österreichische General Wezel blockirte mit 11,000 Mann Gerona, während Starhemberg mit dem Hauptcorps gegen die Segre aufbrach, um Tilly eine Schlacht zu liefern; aber auf diesem Marsche erhielten die Engländer Befehl sich von den Kaiserlichen zu trennen, u. nun gab Starhemberg seinen Plan auf u. dachte nur noch an Deckung der Blockade von Gerona, weshalb er bei Cervera, welches er bei seinem Vordringen ohne Schwertstreich besetzt hatte, ein festes Lager bezog. Da Tilly nichts unternahm, um diese Festung zu entsetzen, so zog Ludwig XIV. unter Berwick ein Heer in Roussillon zusammen, mit welchem dieser im December über die Pyrenäen ging u. am 2. Jan. 1713 an dem Ter fünf Stunden vom österreichischen Lager erschien. Gerona war im Begriff zu fallen, aber jetzt mußte Starhemberg die Belagerung aufheben u. sich nach Barcelona zurückziehen; blos General Wezel blieb mit 5000 Mann bei Hostalrich stehen. An Portugals Grenzen geschah auch in diesem Jahre nichts von Bedeutung, u. da England aus dem Bunde trat, schloß König Johann im Nov. 1717 vorläufig einen Waffenstillstand mit Philipp V. auf vier Monate ab
XIV. Ereignisse des Jahres 1713 A) Fernere Unterhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten. Friede in Utrecht. Nachdem Philipp V. die Urkunde der Entsagung auf den französischen Thron unterschrieben u. England seinen Waffenstillstand mit Frankreich abgeschlossen hatte, that die Königin Anna Alles, um einen allgemeinen Frieden herbeizuführen. Der Herzog von Savoyen war der Erste, welcher sich den Vorschlägen Englands anschloß, wofür ihm Sicilien versprochen wurde. Portugal folgte Der Kaiser Karl VI. aber war unbeweglich, ob ihm gleich im Juli 1712 außer den spanischen Niederlanden die Königreiche Neapel und Sardinien, das Herzogthum Mailand u. die spanischen Plätze auf der toscanischen Küste angeboten wurden. Auch Holland fügte sich, gezwungen durch die Umstände u. da England sonst nicht den Barrièretractat galantirte. Man betrieb nun die Unterhandlungen so eifrig, daß schon am 11. April 1713 der Friede zu Utrecht zwischen Frankreich u. den kriegführenden Mächten, ausgenommen den Kaiser u. das Deutsche Reich, unterzeichnet wurde, welchem Spanien am 13. Juli beitrat. In diesem Frieden erkannte Ludwig XIV. das Recht der Thronfolge in der protestantischen Linie in England an, versprach den Prätendenten aus Frankreich fortzuschicken, die Festungswerke von Dünkirchen schleifen zu lassen, die Hudsonsbai an England zurückzugeben u. Neuschottland bis auf Cap Breton, die Inseln Terreneuve u. St. Christophe an dasselbe abzutreten. Spanien verzichtete auf Menorca u. Gibraltar u. verwilligte den Engländern das Recht dreißig Jahre lang Neger in die spanischen Colonien einzuführen. Die spanische u. französische Krone sollten nie auf einem Haupte vereinigt sein dürfen u. nach dem Erlöschen des Philippschen Mannsstammes wieder an Savoyen fallen, welches Sicilien erhalten sollte; Sardinien sollte der Kurfürst von Baiern bekommen. Die Spanischen Niederlande, Mailand u. Neapel wurden dem Kaiser zugetheilt, die Niederlande aber sollten von Holland in Besitz behalten werden, bis die Bedingungen des Barrièretractates festgesetzt wären. Dem Deutschen Reiche bot Ludwig XIV. Landau, Kehl u. Breisach an, auch versprach er Fort Louis am Rhein schleifen zu lassen; dagegen sollten der Kurfürst von Baiern, so wie die italienischen Fürsten, welche im Kriege ihre Länder verloren hätten, wieder in Besitz derselben gesetzt werden. Der Kaiser verwarf aber beharrlich alle ihm gemachten Vorschläge. Ihm blieb nur das Deutsche Reich treu, u. auch von diesem fielen Preußen, Sachsen u. Hannover fast ganz weg, da sie in den Nordischen Krieg verflochten waren. B) Feldzug am Rhein 1713. Um am Rhein mit Kraft auftreten zu können, schloß der Kaiser mit Frankreich u. England einen Neutralitätsvertrag[449] für Spanien, Italien u. die Niederlande, dem zufolge die österreichischen Truppen Catalonien, Mallorca u. Ibiza räumten u. alle am Rhein zusammengezogen u. unter des Prinzen Eugen Obercommando gestellt wurden. Am 24. Mai kam der Prinz im Lager bei Mühlberg an, wo das Reichsheer versammelt war, aber er fand es sehr schwach u. von allem Nothwendigen entblößt. Die Verstärkungen, welche aus den Niederlanden, Ungarn u. Italien heranzogen, waren noch weit entfernt, während die französische Armee auf dem linken Rheinufer sich täglich verstärkte u. Landau, Mainz, Freiburg u. die Pässe des Schwarzwaldes bedrohte. Eugen sendete diesen Festungen Verstärkung, war aber selbst so geschwächt, daß er an eine ernstliche Unternehmung nicht denken konnte. Mit Anfang Juni übernahm Villars den Oberbefehl über die französische Armee, brach aus dem Elsaß hervor u. erschien plötzlich vor Speyer, von wo aus er sich bis Worms ausdehnte. Am 12. Juni berannte Marschall Bezons Landau, u. Eugen mußte sich beschränken das rechte Rheinufer bei Manheim, Mühlberg u. Philippsburg zu besetzen, ohne irgend etwas zur Rettung Landaus thun zu können, da seine Verstärkungen noch immer nicht angelangt waren. Der französische General Dillon eroberte am 24. Juni Kaiserslautern, am 26. Albergotti die Manheimer Brückenschanze u. gegen Landau, welches der Herzog Alexander von Württemberg vertheidigte, wurden am 24. Juni die Laufgräben eröffnet u. die Festung capitulirte am 19. Aug. Am 16. Sept. ging Villars bei Kehl über den Rhein u. schien die Ettlinger Linien zu bedrohen, hinter welchen Eugen das Hauptcorps seines Heeres zurückgezogen hatte, aber plötzlich wendete er sich rechts u. erschien am 20. Sept. vor den Freiburger Linien, welche General Vaubonne mit 12,000 Mann besetzt hatte. Sie wurden im ersten Anlauf erobert u. die Kaiserlichen zogen sich, nachdem sie die Besatzung von Freiburg verstärkt hatten, nach Rottweil zurück. Eugen blieb zwar bei Ettlingen stehen, um Philippsburg gegen Bezons zu decken, doch entsendete er Verstärkung zur Deckung des Schwarzwaldes an Vaubonne u. reiste selbst nach Rottweil u. Villingen, um die Vertheidigungsanstalten zu beleben. Aber Villars, obgleich 100,000 Mann stark, wollte nicht über den Schwarzwald gehen, sondern nur Freiburg belagern, welches von dem General Harsch vertheidigt wurde. 40,000 Mann wurden zur Belagerung bestimmt u. schon am 2. Oct. die Laufgräben. gegen die Stadt eröffnet, aus welcher auch am 1. Nov. die Kaiserlichen sich auf die drei Citadellen zurückzogen; aber auch diese mußten auf Eugens Befehl am 21. Nov. der Franzosen übergeben werden, da zu dieser Zeit die Höfe von Wien u. Versailles die Friedensunterhandlungen wieder aufgenommen hatten. C) Friede zu Baden zwischen Frankreich u. dem Kaiser. Am 26. Nov. 1713 eröffneten der Prinz Eugen u. der Marschall Villars in Rastadt die Conferenzen u. am 7. März 1714 wurden die Präliminarien unterzeichnet u. Baden in der Schweiz zum Friedenscongreßort bestimmt. Der Kaiser, gegen England erbittert, weigerte sich Bevollmächtigte dieser Macht zuzulassen, wies auch die Gesandten des Papstes, des Herzogs von Lothringen u. der Kurfürsten von Köln u. Baiern zurück u. ordnete, von dem Reichstage mit Vollmachten versehen, die Bedingungen des Friedens in Baden, am 7. Sept. 1713, mit Ludwig XIV. allein. Eugen u. Villars unterzeichnete dieselben; der Kaiser erhielt von Frankreich Gewähr für das Königreich Neapel, die Niederlande, Mailand u. Mantua geleistet. wenn er den Barrièretractat bestätigen würde; er erhielt Altbreisach, Freiburg u. Kehl zurück, mußte dagegen Landau an Frankreich abtreten u. die Kurfürsten von Köln u. Baiern, so wie die italienischen Fürsten in ihre Lande wieder einsetzen. Der vierte Artikel des Ryswijker Friedens wurde aller Einreden der Protestanten ungeachtet durch den Badener Frieden nicht zurückgenommen. Barcelona war beim Abschluß des Friedens schon seit 11 Monaten eingeschlossen u. seit 60 Tagen von einer französisch-spanischen Armee belagert; es hielt sich trefflich, so daß ein Theil der Stadt bereits erobert war, bevor es am 11. Sept. capitulirte; alle Freiheiten Cataloniens wurden von Philipp V. cassirt u. die Freiheitsbriefe auf dem Markte von Barcelona durch Henkershand verbrannt. D) Fortdauer des Krieges in Spanien u. Friede im Haag. Zwischen dem Kaiser u. Spanien dauerte aber der Krieg ungeachtet des Badener Friedens noch fort; die Differenzpunkte waren, daß Karl VI. sich weigerte Philipp V. als König von Spanien anzuerkennen, so lange dieser nicht in die Abtretung der Niederlande u. der spanischen Besitzungen in Italien gewilligt hätte. Der spanische Minister Alberoni machte selbst Rüstungen, welche Karl VI. beunruhigten, u. dieser schloß deshalb mit England das Defensivbündniß von Westminster am 5. Mai 1715. Als Frankreich, England u. Holland im Haag am 4. Jan. 1717 die Tripelallianz schlossen, um die im Utrechter Frieden festgesetzte Thronfolge in Frankreich u. England zu sichern, schloß sich Karl VI. ihr unter der Bedingung an, daß Sardinien gegen Sicilien ausgetauscht werde. Diesen Planen arbeitete nun Spanien, wo die junge Königin Elisabeth, von Farnese u. Alberoni geleiten, allein das Ruder führte, u. Savoyen, welchem Spanien Sardinien für das im Frieden von Utrecht erlangte Sicilien angeboten hatte, nach Kräften entgegen. Spanien beabsichtigte die Fürstenthümer Parma u. Piacenza u. auch Toscana, welche beide auf dem Aussterben standen u. auf welches die Königin, als aus dem Hause Parma stammend, Ansprüche hatte, als Secundogenitur zu gewinnen. Alberoni unterhandelte deshalb mit den Türken u. Malcontenten in Ungarn u. suchte dadurch Karl VI. zum Frieden zu bringen, er behauptete das Recht auf die französische Krone vor dem Herzog von Orleans, wenn Ludwig XV. sterben sollte, unterstützte die Unruhen in den Sevennen u. die Partei des Herzogs von Maine am französischen Hofe, regte die Jakobiten in England auf u. suchte den König Karl XII. von Schweden zu bewegen in England mit einem Heere zu landen. Ein spanisches Corps landete im Aug. 1717 in Sardinien u. eroberte 1718 Sicilien außer Syracus. Alles dies bewog Österreich, Frankreich, England u. Holland zur Schließung der Quadrupelallianz in London den 2. Aug. 1718; in ihr wurde festgesetzt, daß Österreich Sicilien gegen Sardinien, dagegen Spanien Toscana für den Sohn der Elisabeth, Carlos, u. zugleich die eventuelle Thronfolge in Parma u. Piacenza erhalten sollte. Die englische Flotte unter Byng vernichtete nun am 11. Aug. auf der Höhe von Sicilien die spanische, ein französisches Heer unter dem Marschall von Berwick drang 1719 über die Porenäen, um Spanien[450] zur Anschließung an diesen Vertrag zu zwingen, die englische Flotte vernichtete die Reste der spanischen Schiffe bei Vigo, die Landung des Prätendenten in Schottland mißlang, der Plan der Landung Karls XII. wurde noch, bevor er reif war, durch dessen Tod zerstört u. die Österreicher landeten mit 12,000 Mann unter Graf Mettay in Sicilien u. belagerten Messina. Die Königin von Spanien ließ daher Alberoni fallen, u. sein Sturz zog am 25. Jan. 1720 den Anschluß Spaniens an die Bestimmungen der Quadrupelallianz u. am 17. Febr. d. I. den Frieden im Haag nach sich, welcher den S-n E. nun völlig endigte.
Vgl. V. Baccular y Saña de San Felipe, Comentarios de la guerra de España, desde el principio del reynado del Rey Don Felipe V. hasta la paz general. Genua 1719, 2 Bde. (deutsch Mitau 1772–73, 4 Bde.); C. Contarini, Annali delle guerre d'Europa per la monarchia delle Spagne. Vened. 1720 22, 2 Bde.: F. M. Ottieri, Istoria delle guerre avenute in Europa e particolarmente in ltalia per la successione alla monarchia delle Spagne, Rom 1728; A. Sanvitali, Memorie istoriche della guerra tra la imperiale Casa d'Austria e la real Casa di Borbone per gli stati della monarchia di Spagna, Vened. 1736; A compleat history of the war in Flandres, Italy, Spain, Portugal and on the Rhine, or the command of John Duke de Marlborough, Lord Peterborough and de Earl of Galloway, Lond. 1707; Memoires milit. relatifs à la succession d'Espagne sous Louis XIV.; Actes, mémoires et autres pièces authentiques concernant la paix d'Utrecht, Utrecht 1713–15, 6 Bde.; The history of the Treaty of Utrecht, Lond. 1713; E. Freschot, Histoire du congrès et de la paix d'Utrecht, de Rastadt et de Bade, Utrecht 1716; I. K. Fäsi, Abhandlungen über die Geschichte des Friedensschlusses zu Utrecht, Lpz. 1790.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.