Nordamerikanische Freistaaten [2]

Nordamerikanische Freistaaten [2]

Nordamerikanische Freistaaten (Gesch.). In den frühsten Zeiten bewohnte die Länder der jetzigen N. F. ein Volksstamm, der jetzt ausgestorben ist, von dem man aber noch viele Alterthümer findet, welche beweisen, daß er mehr Cultur besaß, als die jetzigen Indianer. Vielleicht waren es die Azteken, die später auswanderten od. von den jetzigen Bewohnern vertrieben wurden (vgl. Amerikanische Alterthümer). Ob die Skandinavier, welchen Grönland u. Neu-Schottland bekannt waren, auch die Länder der jetzigen Vereinigten Staaten kannten, ist noch ungewiß (vgl. Amerika, Gesch.); sicher ist, daß zuerst Seb. Cabot die Küste Nordamerikas 1497 auffand. Aber seitdem blieben diese Gegenden von den Europäern unbeachtet, bis 1584 die Königin Elisabeth von England dem Seemann Walter Raleigh durch eine Acte alles Land schenkte, welches er in Amerika entdecken würde, worauf er das Küstenland zwischen Acadien u. Florida fand u. zu Ehren der Jungfräulichkeit seiner Königin Virginien nannte. Nun gründete er u. sein Halbbruder Humphrey Gilbert dort von der Insel Roanoka aus 1585, 1587, 1590 u. 1602 Niederlassungen, welche aber alle bald wieder zu Grunde gingen, da die Colonisten [52] Leute waren, denen Talent u. Mittel dazu abgingen. Erst seit 1606 wurde die Colonisirung dort mit mehr Planmäßigkeit betrieben. König Jakob I. theilte im April d.i. den Küstenstrich vom 34. bis 46.° nördl. Br. in zwei Theile u. verlieh dieselben an zwei Handelscompagnien; den südlichen vom 34. bis 40.° erhielt die in London zusammengetretene Compagnie u. ließ dem Lande den Namen Virginien; den nördlichen Theil vom 40. bis 46.° empfing die in Plymouth gebildete Compagnie u. nannte denselben Neu-England.

Die London Compagnie erhielt 2. Nov. 1606 den königlichen Freibrief, u. darin wurden den Auswanderern dahin die Rechte freier Engländer u. das Recht zum Selbstschutz gegen die Indianer, so wie die zollfreie Ausfuhr der Bedürfnisse der Colonie aus England auf 7 Jahre ertheilt. Nach der Verfassung sollten die englischen Gesetze u. Geschwornengerichte in Virginien gelten, die Oberleitung u. Gesetzgebung sollte bei einem Großen Rath stehen, welcher in London residirte, die niedere Gerichtsbarkeit von einem Kleinen Rathe gepflegt werden, dessen Ernennung dem König vorbehalten war. Im April 1607 kam eine Colonie unter John Smith in Virginien an, welche die Niederlassung Jamestown gründete. Obgleich ihnen nun mehre Züge von Auswanderern nachfolgten, so gedieh die Colonie doch nicht; der Grund davon lag theils in den Colonisten selbst, welche über dem Suchen nach Gold den Ackerbauvernachlässigten, woraus Mangel an Lebensmitteln entstand, u. sich kaum der Judianer erwehren konnten; theils auch in der Compagnie, welche den Einwanderern kein Eigenthumsrecht an Grund u. Boden gab, sondern dieselben als ihre Knechte betrachtete, denn diese mußten den Ertrag ihrer Arbeit gegen ein Arbeitslohn in die Magazine der Compagnie abliefern. Die Folge davon waren innere Streitigkeiten u. Anarchie. Besser wurde es, nachdem durch den königlichen Freibrief von 1609 einige Veränderungen in der Verfassung vorgenommen worden waren: der Kleine Rath in der Colonie wurde aufgehoben, der Große aber aus den Mitgliedern der Compagnie gewählt; in der Colonie selbst stand ein königlicher Gouverneur, welcher neben der vollziehenden auch die oberste gesetzgebende u. richterliche Gewalt in sich vereinigte; jeder Colonist mußte den Supremateid schwören u. sich damit zur Anglicanischen Kirche bekennen. Der Gouverneur Thomas Dale, seit 1611, erhob die Colonie dadurch zur Blüthe, daß er nicht nur die Indianer im Zaume hielt u. die den britischen Interessen hinderlichen Niederlassungen der Franzosen u. Niederländer in Canada u. am Hudson zerstörte, sondern es auch dahin brachte, daß die Colonisten Striche Landes als freies Eigenthum erhielten, wodurch der Landbau ungemein gehoben wurde, so daß nicht allein Überfluß an Lebensmitteln war, sondern auch der Tabaksbau ein einträgliches Ausfuhrproduct lieferte. 1619 folgte auf Dale als Gouverneur George Yardeley. Während Dale die Colonie gewissermaßen begründet hatte, so war dieser eigentlich ihr Ordner; mit einer großen Zahl einwandernder junger Weibspersonen wurde ein Familienleben gegründet, u. diesem folgte alsbald ein geordnetes Staatsleben, welches an die Stelle der Despotie der Compagnie u. des von dem Gouverneur geübten Kriegsgesetzes trat. Bisher waren 2000 Colonisten im Lande u. diese in 11 Ortschaften vertheilt; aus diesen rief der Gouverneur mit Genehmigung der Compagnie einen Congreß nach Jamestown zusammen, welcher eine Verfassung entwarf, welche 21. Juli 1621 von dem Großen Rath in London bestätigt wurde. Darnach wurde von der Compagnie aus 19 angesehenen Pflanzern ein Staatsrath ernannt, welcher mit dem Gouverneur an der Spitze die vollziehende Gewalt erhielt u. mit den Deputirten zu dem Colonialcongreß zusammentrat, auf welchem die Gesetze berathen wurden, welche der Große Rath in London bestätigte. Die Blüthe der Colonie entwickelte sich seitdem immer mehr, bes. gedieh der Tabaksbau u. gab zu ausgedehntem Handel mit dem Mutterlande Anlaß. Freilich kamen dadurch die Colonisten auch mit den Indianern in neue Kämpfe, was bei diesen den Plan zur Ausrottung der Fremden hervorrief, u. wirklich wurden am 22. Mai 1622 bei einem plötzlichen Überfall 1300 Colonisten jeden Alters u. Geschlechts von ihnen getödtet. In London war inzwischen die Compagnie mit dem Hofe Jakobs I. in Mißverhältnisse gekommen, u. dieser beschuldigte sie, das Unglück der Colonie hervorgerufen zu haben, hob 1623 die Verfassung auf, ließ die Compagnie zur Verantwortung ziehen, nach rechtlicher Verurtheilung auflösen u. ihrer Rechte verlustig erklären, obgleich sie 150,000 Pfund Sterling auf die Colonie verwendet u. 9000 Ansiedler dahin gesendet hatte. Jakobs Nachfolger Karl I., 1625, erklärte Virginien zur königlichen Provinz, u. Großer sowie Kleiner Rath u. Gouverneur hatten nur nach königlichem Willen zu handeln; zwar wurden den Colonisten ihre Besitzungen gelassen, aber ein empfindlicher Stoß wurde dem Tabakshandel dadurch versetzt, daß der Preis willkürlich von dem König bestimmt wurde. Nach Yardeley wurde Joh. Hervey Gouverneur, welcher im absolutistischen Sinne der Stuarts die Colonie beherrschte u. viel böses Blut in derselben machte. Seit 1630 begannen auch Negersklaven in die Colonie eingeführt zu werden.

Neben Virginien wurde 1632 von Lord Cecilius Baltimore eine neue Colonie in dem, nach der Königin Marie Maryland genannten Landstriche angelegt; dieser erhielt jenen, ursprünglich zu Virginien gehörigen, jenseit des Potomac liegenden Strich von König Karl I. zum erblichen Eigenthum unter der Oberlehnsherrlichkeit der Krone u. mit der Verpflichtung ein Fünftel des sich findenden edlen Metalls an die Krone abzugeben. Ende 1633 sendete Lord Baltimore seinen Bruder Leonard Calvert mit 200 katholischen Glaubensgenossen nach Maryland ab, welches nun durch die weisen Maßregeln des Besitzers bald ein Rival von Virginien wurde. Der Lord öffnete sein Land nicht nur. Religionsgenossen jeder Confession (während Virginien nur den Hochkirchlichen zugängig war), sondern gab denselben 1635 auch gleiche Rechte u. jedem Colonisten ein freies Lehn von 50 englischen Morgen u. berief bereits 1636 den ersten Colonialcongreß. Die Religionsfreiheit zog bes. viel im Mutterland verfolgte Puritaner nach. Maryland. Um Virginien nicht ganz sinken zu lassen, wurde 1640 an Harveys Stelle Will. Berkeley als Gouverneur dahin gesendet, welcher wieder einen Colonialcongreß einsetzte, mit welchem der Gouverneur die gesetzgebende Gewalt üben sollte. Von da an stieg Virginien wieder im Wohlstande. Nach der Revolution im Mutterlande, welcheden König Karl I. das Lebenkostete, 1649, blieben die beiden Colonien Virginien u. Maryland der[53] königlichen Sache treu, u. erst nachdem Cromwell 1652 ein Geschwader unter George Ayscue abschickte, unterwarf sich Virginien der republikanischen Regierung; es behielt seine Grenzen, aber die Colonisten wurden entwaffnet u. mußten die Liturgie der Anglicanischen Kirche aufgeben. Auch Maryland ergab sich nun der Republik, weil aber hier innere Parteistreitigkeiten es zu keiner Ruhe kommen ließen, so nahm der Protector 1654 dem Lord Baltimore das Eigenthumsrecht, ließ aber den Colonisten ihre Verfassung. In Folge des Navigationsgesetzes von 1651 waren die Colonien dem Mutterlande mit ihrem Handel ganz preisgegeben u. sie wurden so gedrückt, daß sie 1659 sich gegen die republikanische Regierung empörten u. Berkeley als ihren Gouverneur annahmen. In Folge der Restauration der Stuarts im Mutterlande 1660 erhielt Baltimore sein Erbeigenthum Maryland wieder; von Virginien aber gab der König Karl II. 36. bis 34.° nördl. Br. nebst dem früher von Spaniern u. von Franzosen besetzten u. Carolina genannten südlichen Strich bis zum 31.° dem Grafen Clarendon u. sieben anderen Engländern als Eigenthum zur Gründung einer neuen Colonie. Diese Gründung geschah 1669, u. die Colonie erhielt eine große Bevölkerung von Katholiken u. Puritanern aus Virginien, Massachusetts u. Barbadoes. Die von Locke auf des Grafen Shaftesbury Aufforderung entworfene u. 1670 eingeführte ideale Verfassung wurde nach mehren Veränderungen 1693 als unpraktisch wieder aufgehoben. Den größten Schaden that der Colonie die Navigationsacte (s.d.), nach welcher alle exportirten Colonialwaaren vor der Versendung erst nach englischen Häfen geführt u. alle in die Colonien importirte Waaren aus englischen Häfen kommen mußten. Die Unzufriedenheit darüber machte sich 1675 in dem in Virginien unter Bacon ausbrechenden blutigen Aufstande Luft, zwar wurde derselbe bezwungen, aber der Widerwille gegen das Mutterland blieb.

Indessen war in Neu-England, dem District der Plymouth Compagnie, die Einführung europäischer Cultur Anfangs an Geldmangel u. an den Feindseligkeiten der Eingebornen gescheitert, u. die Compagnie hatte sich seit 1620 auf Pelzhandel u. Fischfang beschränkt. An ihrer Stelle gründete Jakob I. 3. November 1620 eine neue Compagnie (Rath für die Angelegenheiten Neu-Eugands) u. fügte zu dem alten Besitzthum noch das Land vom 46.–48.° Ende 1620 kam eine Colonie Puritaner, welche 1610 aus England nach den Niederlanden ausgewandert waren u. nun nach Amerika übersiedeln wollten, nach dem jetzigen Massachusetts, gründete dort New Plymouth u. erhielt von der Compagnie ihre Besitzungen bestätigt. Eine andere Colonie von Puritanern gründete 1626 Salem u. erhielt 1628 von dem König einen Freibrief mit Gewährung derselben Rechte, ausgenommen die Religionsfreiheit. In Folge der Politischen Zerwürfnisse im Mutterlande kamen zahlreiche Puritaner u. politisch Unzufriedne in die Colonie u. damals wurde Boston gegründet. Nachdem die Colonie ihr Abhängigkeitsverhältniß zu der Compagnie gelöst hatte, trat 1634 der erste Colonialcongreß zusammen, welcher mit dem königlichen Gouverneur die gesetzgebende Gewalt hatte u. Steuern ausschrieb. Die Compagnie selbst gab 1635 den königlichen Freibrief zurück u. veräußerte ihren Privatbesitz; dieser Privatbesitz von Mitgliedern der Compagnie zeichnete sich dadurch aus, daß er in keinem Lehnsverhältniß stand, sondern ganz frei war. Von der Colonie Massachusetts aus gingen, meist in Folge theologischer Streitigkeiten, mehre andre Ansiedelungen, so wurde 1635 unter dem Prediger Roger Williams die Colonie Providence, 1636 unter dem Prediger Hooker die Städte Hartfield, Springfield u. Weatherfield am Connecticut, 1638 unter der Schwärmerin Hutchinson die Colonie auf Rhode Island gegründet, welche 1644 mit Providence vereinigt wurde u. 1647 eine gemeinschaftliche Constitution bekam. Obgleich Karl I. die Auswanderung nach Amerika seit 1637 verbot, so gingen doch 1638 wieder an 3000 Puritaner dahin u. legten die Colonie New Haven an, welche sich 1665 mit Connecticut vereinigte. Damals bildeten sich auch die Districte Maine u. New Hampshire durch Länderverkäufe der Compagnie, u. ihre Besitzer, Ferdinand Georges u. John Mason, erhielten Freibriefe, aber 1641 u. 1652 verloren beide Gebiete ihre Selbständigkeit. Da im Mutterlande durch den Sieg der Revolution die Puritaner obenaufkamen, wanderten deshalb viele Royalisten von dort nach den südlichen Colonien Nordamerikas aus; dagegen blieben die Puritaner nun in England, u. die 21,000 Ew. zählenden nördlichen Colonien Massachusetts, New Plymouth, New Haven u. Connecticut blieben nun auf sich beschränkt, schlossen aber ein Bündniß unter dem Namen Vereinigte Colonien von Neu-England; zum Schutz gegen die Niederländer am Hudson, die Franzosen in Canada u. die Indianer hielten sie eine Miliz u. prägten seit 1652 sogar Münzen, mußten aber einen Gouverneur vom Mutterlande annehmen. Die Navigationsacke betraf diese Colonien weniger, da sie vorzugsweise Ackerbau trieben. Nach der Restauration der Stuarts im Mutterlande, 1660, unterwarfen sich Rhode Island, Maine u. New Hampshire sogleich der königlichen Auctorität, Massachusetts erstnach längerem Zögern; 1667 trat Maine unter den Schutz von Massachusetts, der mächtigsten Colonie, deren Einwohnerzahl sich 1672 auf 30,000 Seelen belief. In diesen Colonien entfaltete sich eine gedeihliche Blüthe, es herrschte ein ernster, sittlicher Geist, ein thätiges u. ordentliches Leben u. das Unterrichtswesen, selbst in den höhern Wissenschaften, wurde bestens gepflegt. Das englische Ministerium Cabal suchte das immer mächtiger werdende Massachusetts durch Trennung der Colonien Maine u. New Hampshire zu schwächen, allein 1677 brachte Massachusetts erstere durch Kauf von ihren Erbeigenthümern an sich, letztere aber erklärte Karl II. 1679 zu einer königlichen Provinz, u. selbst Massachusetts wurde durch den Gouverneur Gandolph so zur Unzufriedenheit gereizt, daß es 1684 seinen Freibrief verlor u. in große Mißordnung verfiel.

Außer den Briten hatten sich auch andere europäische Nationen in Nordamerika angesiedelt; so hatte Henry Hudson 1609 für die Regierung der Niederlandeden Hudson untersucht u. das anstoßende Land von den Indianern gekauft; die niederländische Regierung nannte das Gebiet Neu-Niederland, legte 1614 auf der Insel Manhattan den Grund zu dem nachmaligen New York u. errichtete auch an der Küste mehre Niederlassungen für Pelzhandel. Ferner 1628 kaufte eine schwedische Handelsgesellschaft das Land an der Küste vom Delaware bis zur Insel Long [54] Island u. nannte es Neu-Schweden. Deren Besitzungen rissen aber 1655 die Niederländer an sich. In Folge des Krieges zwischen England u. den Niederlanden, 1664, traf die Holländer gleiches Loos, indem ihnen die Engländer ihre dortigen Besitzungen nahmen, welche auch im Frieden zu Breda 1667 den Engländern verblieben. Der König Karl II. schenkte nun jenes Land seinem Bruder, dem Herzog von York, welcher es nach sich New York nannte u. dann den Küstenstrich zwischen dem Delaware u. Hudson, mit Vorbehalt der Oberlehnsherrlichkeit, an die Engländer Berkeley u. Carteret verkaufte, welche diesem ihrem Eigenthum den Namen New Jersey u. alsbald eine Verfassung gaben. Anfangs zog die schöne Lage, die günstige Handelsgelegenheit mit den Franzosen in Canada u. mit den Indianern, so wie die geringen Steuern viele Auswanderer nach New York; aber bald wurden die Verhältnisse drückender, namentlich seit 1674, wo New York nach kurzer Besatzung durch die Niederländer wieder an die Engländer gekommen u. dem Herzog von York der Besitztitel des Landes vom König bestätigt worden war. Der herzogliche Gouverneur, Edmund Androß, legte schwere Steuern auf u. führte ein strenges Regiment; aber unter dessen Nachfolger, Dongan, erhielt New York 1683 eine Verfassung, worin der Colonie das Recht der Selbstverwaltung in republikanischer Form unter einem Gouverneur, der Steuerbewilligung u. Religionsfreiheit verstattet war. Um die Colonie im Rücken gegen die Franzosen zu decken, schloß Dongan 1684 den Irokesenbund, ein Bündniß mit den fünf Indianernationen zwischen den Quellen des Ohio u. dem Erie- u. Champlainsee. 1682 gründete der Quäker William Penn in dem Lande zwischen Maryland u. New York die Colonie Pennsylvanien u. führte eine auf religiöse u. bürgerliche Freiheit gegründete Verfassung ein. Die Colonie erkannte die Oberlehnsherrlichkeit des Königs an u. lieferte jährlich als Zins zwei Bären. Als Colonialstadt wurde Philadelphia gegründet, u. die Colonie wuchs so rasch, daß sie schon im dritten Jahre der Gründung 20 Ortschaften zählte. Da der Herzog von York als Jakob II. 1685 König wurde, drohte den Colonien ein schweres Geschick; er schickte den Gouverneur Androß unliebsamen Andenkens wieder nach Amerika, erklärte Massachusetts u. New York als königliche Provinzen, nöthigte die Ländereibesitzer ihr Eigenthum um hohen Preis nochmals zu kaufen, legte hohe Steuern auf u. nahm den Gebieten Connecticut u. Rhode Island ihre Verfassungen. Daher war auch alle Sympathie für Jakob II. in den Colonien geschwunden, als derselbe 1689 entthront wurde, u. die Colonien erkannten alsbald den König Wilhelm III. an, welcher die Beschränkungen wieder aufhob, die unter Karl II. u. Jakob II. über sie verhängt worden waren. Sie kamen dadurch bald wieder zur Blüthe u. konnten leicht den Kampf aufnehmen, welchen sie mit den Franzosen in Amerika, Jakobs Freunden, zu bestehen hatten, freilich wurden ihre Finanzkräfte auch so erschöpft, daß Massachusetts Papiergeld ausgeben mußte. Da New York sehr gelitten hatte, so schloß es in dem nun folgenden Spanischen Erbfolgekrieg 1702 mit Frankreich einen Neutralitätsvertrag, dem sich New Jersey anschloß, weshalb die ganze Kriegslast auf Massachusetts fiel. Im Jahre 1701 hatte sich in dem nördlichen Theile Delaware von Pennsylvanien getrennt u. war als selbständige Colonie eingetreten.

Auch in den südlichen Colonien wüthete der Krieg zwischen Carolina u. den Spaniern von Florida, welchem aber der Utrechter Friede 1713 ein Ende machte. Carolina hatte in diesem Kriege so gelitten, daß die Erbeigenthümer 1715 ihre Rechte an den König abtraten, welcher die Colonie nun zu einer königlichen Provinz erklärte, worauf dieselbe 1729 in Nord Carolina u. Süd Carolina getheilt wurde. Südlich von Carolina gründete 1732 Oglethorpe zwischen den Flüssen Savannah u. Altamaha die Colonie Georgien, Anfangs mit armen Irländern u. Engländern, dann aber wanderten auch vertriebene Protestanten aus Salzburg, Schweizer u. schottische Hochländer ein, wodurch die Colonie bald zur Blüthe kam, so daß Oglethorpe in dem Kriege zwischen England u. Spanien, 1742, die in Georgien eindringenden Spanier zurückschlagen konnte. Auch die nördlichen Colonien geriethen 1744 in Krieg mit den Franzosen; Connecticut, Massachusetts u. New Hampshire entsendete ein Heer unter Pepperell, welches die französische Veste Louisburg wegnahm u. die Forts an der canadischen Grenze bedrohte; zwar schickte Frankreich 1747 eine Kriegsflotte unter dem Herzog d' Anville, dieselbe wurde aber von Stürmen zerstreut. Im Frieden von Aachen 1748 mußte Louisburg an die Franzosen zurückgegeben werden, aber die Bestimmung der Grenzenach Canada hin blieb schwebend 1749 wurde das Gebiet von Ohio, welches die Franzosen beanspruchten, von den Engländern in Besitz genommen u. an eine Handelscompagnie gegeben. Um die Colonien für die Anstrengungen zuentschädigen, welche sie im Interesse des Mutterlandes gemacht hatten, erhielten sie vom Parlament Unterstützungen, wovon Massachusetts die Einziehung seines über 2 Mill. Pf. St. belaufenden, aber im Werth ungeheuer gefallenen Papiergeldes begann; da die südlichen Colonien dies nicht thaten, so stürzten sie sich in große Finanzverlegenheiten. 1752 wurde Georgien zur königlichen Provinz erklärt, um die südlichen Grenzen besser zu schützen. Beim Wiederausbrechen des Krieges gegen die Franzosen an der Grenze von Canada traten die Colonien, mit Ausnahme der drei südlichsten, 1754 zu einem Generalcongreß zusammen, auf welchem als Mittel zum Schutz der Interessen der Colonien gegen Frankreich beschlossen wurde, der Krone gegenüber den Wunsch auszusprechen, daß die amerikanischen Provinzen Abgeordnete in das Parlament nach London schicken dürften, od. daß eine Zusammenkunft der Provinzialdeputirten unter dem Präsidium eines von der Krone ernannten außerordentlichen Generalstatthalters gestattet würde. Doch lehnte das Ministerium dies ab, schickte aber 1755 ein Hülfsheer unter General Braddock, mit welchem vereinigt die Colonien einen Zug gegen die canadischen Grenzfestungen unternahmen; dieser aber mißlang, u. auch die Anstrengungen, welche Massachusetts u. New York 1756 machten, führten, bei der Unentschlossenheit der englischen Führer Abercrombie u. London, zu keinen Resultaten. Erst 1758 nahm der Krieg eine günstige Wendung; Pitt hatte Hülfe zu Land u. zur See geschickt, u. nun begann sofort die Belagerung von Louisbourg, welches sich am 26. Juli ergeben mußte; nachdem noch die Forts u. Plätze Frontenac u. 1759 Ticonderoga, Crownpoint[55] u. Niagara genommen waren, war die französische Macht in Amerika gebrochen; Wolf, Amhorst u. Murray drangen nun sogar in Canada selbst ein u. vollendeten die Eroberung des Landes 1760 mit der Einnahme von Quebec u. Montreal s.u. Canada (Gesch.). Im Pariser Frieden 10. Febr. 1763 erhielt England von Frankreich Acadien, Canada u. Cap Breton abgetreten; als Grenze zwischen den den Franzosen bleibenden u. englischen Besitzungen wurde der Thalweg des Mississippi festgestellt, u. von Spanien erhielt England Florida u. die bisher spanischen Besitzungen im Osten des Mississippi.

Die Colonien hatten von diesen Vortheilen des Mutterlandes auch großen Gewinn, denn nicht allein waren ihre Grenzen gegen die Angriffe der europäischen Nachbarn gesichert u. ihnen ein großes Handelsgebiet zu Wasser u. zu Lande geöffnet, sondern auch der Möglichkeit der Vergrößerung ihrer Gebiete nach Westen stand kein Hnderniß mehr im Wege. Die Colonien zählten jetzt an 1,300,000 Seelen, von denen eine halbe Million auf Neu-England kamen, von der Bevölkerung der südlichen Colonien aber waren die Zahl der Sklaven der der freien fast gleich; die Industrie anlangend, so beschränkte sich dieselbe auf die gewöhnlichen Gewerbe u. wurde durch hemmende Bestimmungen des Mutterlandes niedergehalten; es durften nur Rohproducteaus den Colonien geliefert, aber keine Wollen-, Eisen- u. Stahlwaaren fabricirt werden; der Handel war sehr beschränkt, Tabak, Reis, Getreide durften nicht direct nach Holland, sondern mußten erst nach englischen Häfen geschickt werden, nichtenglische Kaufleute durften in den Colonien keine Geschäfte machen, selbst die Colonien unter einander konnten nur durch englische Zwischenhändler Handel treiben. Die Absicht Englands war dabei, die Colonien sollten möglicher Weise alle ihre Producte an englische Handelsleute verkaufen u. ihre Bedürfnisse von England beziehen. Wie der Binnenhandel war auch die Schifffahrt gehemmt, wozu das Parlament in den Jahren 1688–1775 29 Acte erließ. In den Familien herrschte Fleiß u. Wohlstand; in politischer Beziehung waren die Colonisten demokratisch gesinnt, u. das Bewußtsein, daß sie in dem Kriege gegen den Feind hatten siegen helfen, hatte ihr Selbstgefühl gestärkt. Als daher das Gerücht erscholl, daß das Ministerium in London mit dem Plane umgehe, zur Erleichterung der Schuldenlast des Mutterlandes, die Colonien mit einer Steuerbelegung zu bedenken, u. dies Gerücht sich durch die Parlamentserklärung im März 1764 bewahrheitete, so kamen die Colonisten in große Aufregung. Nicht daß sie zu den Steuern beitragen sollten, verletzte sie so sehr, als der ausgesprochene Grundsatz, daß das Parlament das Recht dieser Auflage habe, auch ohne die Colonialcongresse zu hören.

Als nun die Grenville-Acte 1764 die Einführung von fremdem Zucker, Kasse, Indigo, Wein u. ostindischen Seidenstoffen in die Colonien mit einem Einfuhrzoll belegte u. durch die Stempelacte vom 22. März 1765 das Stempelpapier eingeführt u. zugleich den Colonien die Verpflichtung aufgelegt wurde, den königlichen Soldaten Quartier u. Naturallieferung zu gewähren: widersetzten sich die Amerikaner, weil sie beim Votiren dieser Bills nicht vertreten gewesen u. nicht gehört u. dadurch ihrer Rechte als freie Engländer beraubt worden wären, u. im October 1765 traten die Colonialcongresse von Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, New Jersey, Pennsylvanien, Maryland u. Süd Carolina zusammen, erklärten die beiden Acte für rechtswidrig u. beschlossen eine Beschwerde an das Parlament. Zugleich bildeten sich Vereine aller Art: gegen den Ankauf englischer Waaren u. zur Schlichtung ihrer Händel vor Schiedsrichtern, um die Taxe für das Stempelpapier zu umgehen; auch solche politischer Natur (Söhne der Freiheit) tauchten damals schon auf. Die Stempelacte wurde 1766 von dem Parlament zwar wieder aufgehoben, aber die andere Bill blieb gültig, u. zugleich beharrte das Parlament bei der Behauptung, daß es das Recht habe, den Colonien Steuern aufzulegen. Dazu kam 1767 Townshends Zollacte, welche Glas, Malerfarbe, Papier u. Thee mit Zoll belegte. Die Aufregung darüber wurde durch Dickingssons Volksschriften unterhalten. Überall fand die Zollacte Widerspruch, u. der Schleichhandel hemmte ihre Wirksamkeit; welche Mittel auch das Ministerium ergriff, um den Widerstand der Colonien zu brechen, wie gering auch die Steuertaxe auf den Thee war, es war Alles vergebens, da es sich für die Colonie um das Princip handelte. Nachdem Benjamin Franklin den Briefwechsel des Statthalters Hutchinsons mit dem Obersten Olivier bekannt gemacht u. dadurch die Absicht des Parlaments, die Verfassung von Massachusetts zu ändern, offenbart hatte, kam in dieser Provinz der Unwille des Volks zum Ausbruch. Eine Ladung von 342 Kisten Thee, welche nach der Theeacte Lord Norths vom Febr. 1770 verzollt werden sollte, wurde den 18. Dec. 1773 zu Boston ins Meer geworfen. Zur Bestrafung dieses Aufstands sperrte England den 1. Juli 1774 den Hafen zu Boston u. erklärte die Rechte der Colonie für aufgehoben. Abgeordnete von zwölf Provinzen (Massachusetts, New York, Rhode Island, New Hampshire, Pennsylvanien, Maryland, Virginien, Nord Carolina, Connecticut, Georgien, New Jersey u. Delaware) eröffneten den 1. Sept. 1774 zu Philadelphia einen Nationalcongreß, um Maßregeln gegen die Willkür des Mutterlandes zu ergreifen. 1775 trat auch Süd Carolina dem Congreß bei. Eine Adresse an den König zur Betheuerung der Anhänglichkeit an ihn u. eine Bittschrift an das Parlament wegen der Aufrechthaltung der Rechte der Colonien wurde abgesendet, zugleich aber auch bestimmt, daß mit dem 1. Dec. 1774 die Einfuhr von Industrieerzeugnissen aus englischen u. englisch-westindischen Häfen, so wie mit 10. Sept. 1775 die Ausfuhr aus den Colonien nach England aufhören sollte. Der General Gage, welcher mit 4 Regimentern die Maßregeln gegen Boston vollzog, hatte auch den Auftrag, eine neue Regierungsform in Massachusetts einzuführen. Jetzt rüstete man sich in den Colonien zum Kriege, es wurden Pulvermühlen angelegt, Waffen angeschafft, in Massachusetts ein Sicherheitsausschuß eingesetzt, ein Heer von 12,000 Mann aufgestellt u. in Concord Kriegsvorräthe angesammelt. Nach solchen Vorgängen erhielt Gage zu Anfang 1775 vom Mutterlande aus den Befehl die Waffen gegen die Colonien zu gebrauchen. Gegen das Verbot des General Gage hatte sich am 24. März 1775 der Provinzialcongreß von Neu-England in Concord versammelt. Um diesen Congreß aufzuheben u. die dortigen Magazine zu zerstören, entsandte Gage am 18. April 1800 Mann von Boston aus. Der Congreß[56] war auseinander gegangen, die Vorräthe wurden vernichtet u. mehre von den Milizen getödtet, aber plötzlich sahen sich die Briten in Concord von den Milizen angegriffen u. zum Rückzug genöthigt. Zwischen Concord u. Boston kam es bei dem Dorfe Lexington zu einem Gefecht, u. nur durch die Hülfe einer Brigade unter Lord Percy gelang es den Briten, nach großem Verluste, Boston zu erreichen.

Mit diesem Gefecht begann der Nordamerikanische Freiheitskrieg. Allenthalben rüstete man, u. bald wurde Boston von 20,000 M. blockirt. Im Mai nahm der amerikanische Oberst Arnold die Forts Ticonderoga u. Crownpoint an der canadischen Grenze, wodurch die Amerikaner den Schlüssel zu Canada in die Hände bekamen. Der seit 10. Mai in Philadelphia versammelte Congreß creirte 3 Millionen Dollars Papiergeld zu Ausrüstung eines Heeres u. wählte am 15. Juni Washington zum Oberfeldherrn der nordamerikanischen Kriegsmacht u. gab ihm als Untergenerale Putnam, Ward u. Schuyler bei. Noch einmal hatte auch der Congreß eine Adresse an den König gerichtet u. um Gewährung ihrer Rechte gebeten, war aber abfällig beschieden worden. Die. Amerikaner besetzten nun 16. Juni die auf der Halbinsel Charlestown gelegene Anhöhe Bunkerhill, von welcher aus Boston bestrichen werden konnte. Die Briten, welchen schon im Mai Verstärkungen unter den Generalen Bourgoyne, Clinton u. Howe zugeführt worden waren, steckten den 17. Juni die Stadt Charlestown in Brand u. lieferten den Amerikanern das Gefecht von Bunkerhill, um dieselben von dort zu vertreiben. Anfangs wurde General Howe, welcher mit 2000 Mann den ersten Angriff machte, zurückgeschlagen, aber da frische Truppen anrückten, wurden die Amerikaner genöthigt, die Höhen zu verlassen, ohne deshalb die Belagerung von Boston aufzuheben. Alle streitbare Männern. Jünglinge wurden nun zur Vertheidigung aufgerufen; die königlichen Statthalter von Virginien, Nord u. Süd Carolina wurden verjagt; in anderen Provinzen entwaffnete man die königlich Gesinnten; die Küsten der Carolinas wurden durch aufgeworfene Schanzen gegen die Angriffe der Briten geschützt u. die Miliz dieser Staaten durch den General Lee, der aus englischen Diensten in amerikanische übergetreten war, geführt. Seitdem Washington die Leitung der Kriegsangelegenheiten übernommen hatte, wurden die Briten in Boston härter bedrängt. Gage hatte daselbst am 10. Oct. den Oberbefehl an Howe abgetreten, u. dieser am 17. März 1776 die Stadt mit allen Vorräthen den Amerikanern überlassen u. sich nach Halifax zurückgezogen. Unterdessen war ein anderes Corps der Amerikaner unter Montgomery von New York aus in Canada eingedrungen u. hatte mehre Forts an der Grenze u. 12. Nov. Montreal erobert. Eine andere Schaar, unter Arnold aus New Hampshire kommend, vereinigte sich mit ihm, u. nun griff er Quebek an, fiel aber beim Sturm auf diese Stadt den 31. Dec. 1775, u. die Amerikaner mußten Canada im Frühjahre 1776 wieder räumen u. zogen sich auf Fort Crownpoint zurück.

In England waren indessen die Rüstungen vollendet worden, u. 1776 wurden 55,000 Mann, unter denen sich 16,000 Deutsche (Hessen, Braunschweiger, Waldecker, Anhaltiner etc.) befanden, nach Amerika eingeschifft. Die englische Flotte commandirte Admiral Howe. Die Briten, welche erst im Frühling u. Sommer ankamen, griffen die Amerikaner, welche inzwischen Zeit gehabt hatten sich zu rüsten, an drei Punkten an, u. zwar sollte General Clinton die südlichen Colonien erobern u. Bourgoyne Canada reinigen, während General Howe mit der 30,000 Mann starken Hauptarmee, bei der 12,000 Hessen waren, New York besetzen u. von dort aus Bourgoyne in Canada unterstützen od. sich in Pennsylvanien ausbreiten sollte. Im Congreß dagegen erklärten am 4. Juli 1776 die sieben Staaten (Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island, Connecticut, Pennsylvanien, Virginien u. Süd Carolina) ihre Unabhängigkeit von England; in Kurzem traten die 6 andern Staaten dieser Erklärung bei, u. am 4. Oct. 1776 erfolgte die eigentliche Stiftung des Staatenbundes. Inzwischen setzten sich schon Anfangs Juni die Briten Clinton u. Cornwallis gegen Charleston in Marsch, während eine britische Flotille sie zu Wasser unterstützen sollte, aber die Amerikaner unter General Lee leistete den Engländern einen so geschickten Widerstand, daß dieselben, überall zurückgeschlagen, unverrichteter Dinge nach New York zurückkehren mußten. Bessern Erfolg hatte die Expedition des General Bourgoyne nach Canada; das Corps des amerikanischen General Gates wich überall vor den Briten bis an den See Champlain zurück, auf welchem die Amerikaner eine bewaffnete Flotille hatten, welche die Communication zwischen dem Lorenz- u. Hudsonsflusse unterhielt. Um Albany zu erreichen u. sich, wie der Plan war, mit dem General Howe wieder zu vereinigen, mußte Bourgoyne die Flotille zerstören u. die Forts Ticonderoga u. Crownpoint erobern, u. um ersteres zu bemöglichen, eine Flotte bauen. Im Oct. war diese vollendet, die Flotille der Amerikaner wurde zerstört u. auch das Fort Crownpoint erobert, da jedoch das Fort Ticonderoga im Besitz der Amerikaner blieb, so konnte Bourgoyne nicht nach Albany vordringen, sondern mußte Winterquartiere beziehen. Die Hauptarmee unter Howe verließ am 10. Juni Halifax u. besetzte die Staateninsel, von wo aus Howe mit Washington vergebens zu unterhandeln versuchte. Am 22. Aug. landete er auf Long Island u. schlug am 26. ein amerikanisches Corps unter Sullivan bei Brookland (Flatbush). Die Folge dieses Siegs war die Besetzung von New York durch die Engländer, u. bald darauf sah sich Washington genöthigt seine feste Stellung bei White Plains aufzugeben u. sich in die nördlichen Gebirge zurückzuziehen. Bis im Nov. 1776 hielt sich Washington, jedes größere Gefecht vermeidend, in seiner neuen Stellung, aber als die Dienstzeit des größten Theils der Milizen zu Ende ging u. diese ihn verließen, sah er sich genöthigt, über den Delaware zurückzugehen. Dieses Unglück hatte zum Theil seinen Grund in dem Mangel an Autorität des Obergenerals, daher wurde von dem Congreß, welcher seit December zeitweilig nach Baltimore verlegt worden war, Washington die Dictatur übertragen mit der Macht die Kriegsbedürfnisse als Contribution aufzubringen. Die Briten besetzten hierauf ganz Rhode Island u. eroberten am 18. Dec. New Port, wodurch ihre Flotte einen trefflichen Hafen zum Überwintern erhielt. Während Howe hier unthätig stehen blieb, konnte Washington sein aufgelöstes Heer wieder sammeln u. war, durch Freiwillige aus Pennsylvanien u. New Jersey verstärkt,[57] bald in den Stand gesetzt wieder vorzurücken. Am 25. Dec. 1776 durchbrach er bei Trenton die englischen Linien, nahm 1000 Mann Hessen gefangen u. schlug am 3. Jan. 1777 Cornwallis bei Princeton. Der englische General Prescoc wurde von dem. Obristlieutenant Barton aufgehoben, u. so war schon zu Anfang des Jahres 1777 die britische Armee aus den meisten Posten von New Jersey wieder vertrieben u. das Vertrauen der Nordamerikaner wieder hergestellt. Dieses wuchs noch, als im Frühjahr 1777 mehre Europäer von Auszeichnung, als Lafayette, Kosciuszko, Duplessis, Pulawski u. And., nach Amerika kamen, um als Freiwillige für die Vereinigten Staaten zu fechten. Howe wollte im Juni 1777 Philadelphia zur See angreifen, konnte aber in den Delawarestrom, welchen die Amerikaner gesperrt hatten, nicht einlaufen u. segelte deshalb südwärts, landete in der Chesapeakbai u. wendete sich von dort nordwärts nach Philadelphia. Am 11. Sept. traf er bei dem Brandywinefluß auf Washington, dessen Armee, obgleich zahlreich verstärkt, geschlagen wurde, worauf die Briten am 26. Septbr. Philadelphia besetzten, von wo sich der Congreß am 25. nach Lancaster geflüchtet hatte. Am 4. Octbr. 1777 siegte Howe abermals über Washington bei Germantown u. eroberte dann im November einige zur Beschützung des Hafens der Chesapeakbai von den Amerikanern angelegten Forts, verfiel aber hierauf wieder in die alte Unthätigkeit. Entschiedenes Unglück hatte dagegen während der Zeit die englische Armee in Canada gehabt, mit welcher General Bourgoyne bis Albany vordringen sollte, um sich mit den Briten in New York zu vereinigen. Am 20. Juni 1777 brach sie; etwa 7200 Mann stark, von Crownpoint auf u. wendete sich gegen Ticonderoga. Die Amerikaner zogen sich von dort an den Hudsonsfluß zurück, wo sich die Milizen von Vermont, New Hampshire u. Connecticut unter den Generalen Gates, Arnold u. Putnam vereinigten. Bourgoyne folgte ihnen bis Fort Edward, 7 deutsche Meilen von Albany, wo ihn Mangel an Lebensmitteln aufhielt; 500 Mann, welche er abschickte, um ein amerikanisches Magazin in Bennigton wegzunehmen, wurden gefangen; ein anderes, diesem zu Hülfe rückendes Detachement ebenfalls. Als Bourgoyne Lebensmittel erhalten hatte, brach er nach Albany auf, aber am 13. Oct. 1777 wurde er an den Brämushöhen bei Saratoga, 5 Meilen von Albany, geschlagen u. wollte sich gegen Fort Edward zurückziehen, aber der Hudsonsfluß, über welchen er gehen mußte, war von den Amerikanern besetzt; bald sah er sich eingeschlossen u. mußte sich am 17. Octbr. mit seinem, bis auf 3500 Mann geschmolzenen Corps an Gates ergeben. Howe trat hierauf im Mai 1778 den Oberbefehl an General Clinton ab.

Der Sieg bei Saratoga brachte den Nordamerikanern wichtige Bundesgenossen. Frankreich betrachtete nämlich den Aufstand Nordamerikas als eine günstige Gelegenheit, Großbritannien zu schwächen, u. schloß am 6. Febr. 1778 in Versailles mit Franklin im Namen der Staaten ein Handels- u. Vertheidigungsbündniß, in welchem sich die Staaten verpflichteten, ohne Frankreichs Vorwissen u. ohne Anerkennung ihrer Unabhängigkeit keinen Frieden mit England zu schließen. Darauf kündigte Frankreich den Krieg an England an u. rüstete zwei Flotten aus, eine kleinere in Toulon, welche am 13. April 1778 unter dem Grafen d'Estaing nach Amerika abging, u. eine größere in Brest unter Graf d' Orbilliers, welche am 6. Juni 1778 eine Seeschlacht auf der Höhe von Ouessant mit dem Admiral Keppel lieferte u. dann zur Ausbesserung nach Brest zurückkehrte. Durch Frankreich wurden mehre Mächte gegen Großbritannien gewaffnet, als: Spanien, Hyder Ali, die Maharatten u. endlich die Niederlande, welche letztere an Großbritannien am 30. Decbr. 1780 den Krieg erklärten. Gleich nach dem Abschluß des Bündnisses zwischen Amerika u. Frankreich machte das englische Ministerium dem Congreß Friedensvorschläge u. schickte Commissarien nach Philadelphia, welche am 8. Juni 1778 dort landeten. Bereits früher hatte General Clinton auf Waffenstillstand angetragen, aber am 22. April 1778, noch bevor die Nachricht von dem Bündniß mit Frankreich in Nordamerika anlangte, hatte der Congreß diese Vorschläge verworfen, u. die britischen Friedenscommissäre erhielten nun, als sie im Juni die Anträge erneuerten u. Unterhandlungen anfangen wollten, ebenfalls eine abschlägige Antwort. Clinton hatte nach der Kriegserklärung einen Theil seiner Truppen nach Westindien schicken müssen u. räumte, sich zu schwach fühlend, am 18. Juni 1778 Philadelphia (wohin der Congreß zurückkehrte) u. ging über den Delaware nach New York zurück. Vergebens suchte Washington, welcher den Winter in einer Wildniß bei Valley-Forge zugebracht hatte u. nun wieder auf dem Kampfplatze erschienen war, den Engländern den Weg zu verlegen, indem dieselben in der Nacht zum 29. Juni, nach einem blutigen Gefecht bei Monmouth, sich ihm durch einen geschickten Rückzug entzogen u. Sandy-Hook glücklich erreichten. Zu derselben Zeit war die französische Flotte bei Sandy-Hook erschienen u. hatte dort die britische Flotte unter Admiral Howe blockirt, sich aber von dort, auf Washingtons Betrieb, nach New Haven begeben u. einen Versuch auf Rhode Island gemacht, welches seit 1776 in britischen Händen war. Admiral Howe folgte ihr dahin nach, aber ein Sturm zwang die Briten zur Rückkehr nach New York, die Franzosen nach Boston. Zugleich war der amerikanische General Sullivan zur Eroberung von Rhode Island aufgebrochen, mußte sich aber Ende Augusts wieder zurückziehen. Der britische General Campbell ging inzwischen nach Georgien, eroberte Savannah u. drang nach Süd Carolina vor; der gegen ihn gesandte General Lincoln konnte nur Charleston retten.

Darauf erweiterte sich der Kriegsschauplatz, denn schon im November 1778 segelte d'Estaing mit der französischen Flotte nach Westindien, wo der französische General Bouillic am 7. Sept. Dominique erobert hatte. Der britische Commodore Hotham aber folgte u. bemächtigte sich am 30. Dec. St. Lucie's. 1779 eroberte d'Estaing nach Byrons Entfernung am 16. Juni die Insel St. Vincent, am 3. u. 4. Juli Grenada. Byron, welcher diese Inseln zurückerobern wollte, verlor am 6. Juli eine Seeschlacht. Die französische Flotte erschien hierauf am 1. Septbr. an der Küste von Georgien, nahm einige britische Schiffe u. suchte mit dem amerikanischen General Lincoln am 9. Octbr. Savannah wiederzuerobern, aber vergeblich; d'Estaing segelte hierauf nach Europa zurück. Auf dem Festlande von Amerika fiel der britische General Mathews 1779 in Virginien ein, siegte den 9. Mai bei Oriars[58] Creek u. 20. Juni bei Johns Island u. besetzte Portsmouth, zerstörte die Niederlage u. Schiffe in Suffolk u. kehrte dann nach New York zurück. Hierauf machten die Generale Garth u. Tryon im Juli einen Streifzug nach Connecticut, zerstörten New Port, Eastporte u. Norfolk u. kehrten ebenfalls nach New York zurück. Washington blieb während des ganzen Jahres 1779 wegen Mangels an Streitkräften unthätig bei Westpoint stehen. Dagegen eroberte der amerikanische General Wayne im Juli Stony Point am Hudson River, zerstörte es u. zog wieder ab, worauf es die Briten wieder besetzten. Aber ein Versuch der Amerikaner, den britischen General Macleane am Penobscotflusse, wo er ein Fort anlegte, zu vertreiben, mißlang gänzlich, u. die ganze Flotte der Amerikaner in diesen Gegenden wurde hierbei am 3. August von den Briten vernichtet. Da der größte Theil der britischen Seemacht in Amerika, Afrika u. Asien beschäftigt war, so hielt Spanien die Gelegenheit für günstig, Gibraltar, Minorca u. die Floridas wieder zu erobern, erklärte deshalb am 26. Juni 1779 an England den Krieg u. schloß Gibraltar zu Wasser u. zu Lande ein. Sogleich nach der spanischen Kriegserklärung griff der spanische Statthalter von Louisiana, Don Galvez, die britischen Besitzungen in Westflorida an, eroberte alle englischen Forts am Mississippi u. bemächtigte sich der Hauptstadt Pensacola. Die Briten dagegen eroberten das Fort S. Fernando in der Hondurasbai. 1780 befanden sich die Amerikaner in gefährlicher Lage; Mangel an Geld u. Kriegsbedürfnissen erhielten Washington immer noch in. Unthätigkeit; die Armee war unbezahlt, muthlos u. widerwillig, u. General Arnold, einer ihrer geschicktesten Feldherren, zu den Briten übergegangen. Clinton, dessen Muth durch diese Verhältnisse wuchs, ließ nun 6000 Mann unter dem hessischen General v. Kniphausen zum Schutze von New York zurück, landete mit seinem übrigen Heere im Februar 1780 in Süd Carolina, besetzte Johns Island, Stony Ferry u. James Island, belagerte, nachdem er noch aus Savannah u. New York Verstärkung erhalten hatte, Charleston, zwang hier am 12. Mai den amerikanischen General Lincoln mit 6000 Mann zur Capitulation u. unterwarf die ganze Provinz. Alle Freunde der amerikanischen Freiheit flüchteten sich nach Virginien u. Nord Carolina. Clinton, von der völligen Unterwerfung der Carolinas überzeugt, ließ den Lord Cornwallis mit 4000 Mann dort u. kehrte mit den Übrigen nach New York zurück. Unterdessen hatte der Congreß einen Theil der Washingtonschen Armee gegen den Süden aufbrechen lassen, alle Milizen Virginiens u. Nord Carolinas aufgeboten u. das dadurch zusammengebrachte Heer unter die Befehle des General Gates gestellt; Cornwallis zog ihm mit einem Theile seines Corps entgegen u. erfocht am 16. Aug. 1780 bei Camden einen Sieg über Gates, zerstreute dessen Corps u. eroberte sein Geschütz. Aber auch Cornwallis konnte seinen Sieg nicht benutzen, da ihn üble Witterung u. Krankheiten aufhielten; erst im October brach er gegen Nord Carolina auf, während er ein Streifcorps unter dem Major Ferguson westlich schickte. Dieses wurde aber am 9. Octbr. auf dem Königsgebirge von den Bergbewohnern vernichtet, worauf Cornwallis nach Süd Carolina zurückging. Noch einige kleine Vortheile, welche die Amerikaner in Süd Carolina im November d.i. über die britischen Detachements erfochten, richteten ihren Muth wieder auf. Im Norden Amerikas geschah 1780 nichts von Bedeutung, doch war hier die Ankunft des General Rochambeau, welcher mit 6000 Franzosen landete u. Rhode Island besetzte, für die Union ein glückliches Ereigniß. Ein Angriff der Engländer unter Admiral Rodney auf die französische Flotte bei Rhode Island mißlang; dagegen fiel eine bedeutende britische Flotte von Ost- u. Westindienfahrern den Franzosen u. Spaniern in die Hände. Der Krieg in Asien u. Europa wurde indessen fortgeführt.

Zu Anfang 1781 war die amerikanische Armee wieder in der traurigsten Lage. Es fehlte ihr an Lebensmitteln u. Kleidung u. dem Congreß an Geld diesem Mangel abzuhelfen; doch unterstützte ihn Frankreich durch eine Anleihe von 16 Mill. Livres, u. seitdem konnte Washington wieder thätig sein. Die Ankunft einer französischen Armee in den Antillen unter Admiral Grasse im September 1781 trug bes. dazu bei, den Angelegenheiten der Nordamerikaner eine günstigere Wendung zu geben. Diese Flotte setzte nämlich 3200 Mann in Virginien ans Land, welche zu Lafayette stießen, u. besetzte die Chesapeakbai, wodurch sie alle Verbindung zwischen Clinton u. Cornwallis abschnitt, Cornwallis hatte zwar im Frühjahr 1781, obgleich sein Untergeneral Tarliton am 6. Jan. von dem amerikanischen Parteigänger Morgan bei Cowpens geschlagen worden war, ganz Nord Carolina in Gehorsam gehalten u. am 15. März 1781 den amerikanischen General Greene bei Guilford u. am 6. Juli General Lafayette bei Jamestown besiegt, ja er war sogar nach Virginien aufgebrochen, um sich mit den Generalen Arnold u. Philips zu vereinigen, hatte sich aber, da die Operationen der französischen Flotte ihm Besorgnisse einflößten, im Sept. theils nach Yorktown, theils nach Gloucester zurückgezogen. Washington, welcher durch ausgesprengte Gerüchte, als wolle er New York erobern, den General Clinton dort festgehalten hatte, brach im Sept. von New Windsor nach Virginien auf, vereinigte sich am 14. d. M. mit Rochambeau u. Lafayette bei Williamsbury, rückte gegen Yorktown u. zwang Cornwallis dort sich am 19. Oct. mit 6000 Mann zu ergeben. Dadurch wurden die Briten so geschwächt, daß sie auf dem festen Lande von Nordamerika nichts mehr unternehmen konnten. Clinton behielt New York u. Lord Ramdon, welcher dem General Green am 16. April bei Hobkirk's Hill u. am 7. Sept. bei Culan eine Schlappe beigebracht hatte, Charleston besetzt. In Westindien nahmen die Briten währenddem am 3. Febr. 1781 die Insel St. Eustaz, bald darauf die Inseln St. Martin u. Saba u. die Colonien Essequebo u. Demerary; die Franzosen dagegen eroberten am 21. Mai Tabago, am 26. Nov. St. Eustaz wieder u. später St. Christoph, Newis u. Montserrat; die Spanier eroberten am 9. Mai Pensacola u. darauf ganz Westflorida. Ein Seesieg bei Guadeloupe über Grasse nutzte den Engländern wenig, die Spanier nahmen dagegen die Bahamainseln u. die Franzosen die Factoreien an der Hondurasbai. Nachdem in England das Ministerium North abgetreten war, wünschte das neue Ministerium Frieden, nach welchem sich alle Parteien sehnten. Der Versuch, mit den Vereinigten Staaten einen Separatfrieden zu schließen, scheiterte zwar, aber die Unterhandlungen zu Versailles (amerikanischer[59] Seits von Adams u. Franklin geführt) brachten endlich am 30. Nov. 1782 provisorisch u. am 3. Sept. 1783 definitiv den Frieden zu Versailles zu Stande, welcher für Amerika Folgendes feststellte: Die 13 Provinzen von Nordamerika erhalten ihre Unabhängigkeit, u. eine erweiterte Grenze nach Canada zu, einen kleinen Theil von Neuschottland u. die sechs alten indianischen Nationen; England behielt Canada, den größeren Theil von Neu Schottland u. das ganze Westgebiet; Frankreich bekommt freie Fischerei bei Terreneuve, behält St. Pierre, Michelon u. Tabago u. bekommt St. Lucie zurück; die übrigen eroberten Inseln gibt es wieder heraus. Spanien behält die Floridas, gibt aber Providence u. die Bahamainseln wieder heraus.

Washington war, nachdem er am 4. Decbr. sein Heer entlassen hatte, ins Privatleben zurückgekehrt. Der Zustand der Union war nach dem Frieden keineswegs erfreulich; der Krieg hatte die Staaten 135 Mill. Dollars u. 70,000 streitbare Männer gekostet; die Staatsschuld betrug 43 Mill. Dollars. Die Verfassung war ungeordnet, es fehlte an Geld u. Credit, u. der Congreß sah sich außer Stande, seine dringendsten Verpflichtungen zu erfüllen. Es entstanden nun zwei Parteien, die Föderalisten od. Whigs, welche eine feste Vereinigung aller Staaten u. den Congreß mit hinreichender Macht ausgestattet wünschten, um kraftvoll wirken zu können; u. die Demokraten, welche die größtmögliche Unabhängigkeit der einzelnen Staaten verlangten. Beide wirkten einander entgegen, u. lange scheiterten alle Versuche, eine Vereinigung zu bewirken, so daß der Bund seiner Auflösung nahe kam. Endlich berief der Congreß im März 1787 eine Generalversammlung von Deputirten aller Staaten nach Philadelphia, welche eine Bundesacte entwarf u. sie am 17. Septbr. 1787 bekannt machte, aber erst nach einigen Ergänzungen am 6. April 1789 ins Leben treten ließ. George Washington wurde 1. Febr. 1789 zum Präsidenten u. John Adams zum Vicepräsidenten erwählt. Der Präsident berief alsbald einen Congreß, welcher unter vielen Debatten die Verfassung, Rechtspflege u. das Milizwesen ordnete, die Staatsschuld durch Einführung von Zöllen regulirte u. fundirte, eine Erwerbs- u. Vermögenssteuer votirte u. eine Nationalbank gründete. 1791 wurde Vermont, früher ein Theil von New York, u. 1792 Kentucky, ein Theil Virginiens, als 14. u. 15. Staat in die Union aufgenommen. 1793 wurde Washington durch den Einfluß der Föderalisten zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt. Der Parteienstreit dauerte fort, Washington verhinderte aber den Ausbruch offener Feindseligkeiten. Eine Empörung in Pennsylvanien 1794 wurde schnell u. ohne Blutvergießen unterdrückt, u. das Verlangen des Volks, die Franzosen in ihrer Revolution zu unterstützen, von Washington mit Festigkeit zurückgewiesen u. an der Neutralitätspolitik gegen Europa festgehalten. Wie bereits 1778 mit Frankreich, 1782 mit Holland, 1783 mit Schweden u. 1785 mit Preußen, wurden 1794 mit England u. 1795 mit Spanien Freundschafts- u. Handelsverträge geschlossen. Aber den Vertrag mit England erklärte Frankreich als eine Verletzung des Vertrags mit ihm (weil der Grundsatz: frei Schiff, frei Gut aufgegeben u. den englischen Schiffen die Erlaubniß ertheilt war, die Untersuchung der amerikanischen Schiffe nach feindlichem Eigenthum verstattete, s. Neutralität) u. ließ in den Staaten gegen die Regierung von französischen Agenten intriguiren. 1796 wurde Tennessee als 16. Staat in die Union aufgenommen. 1797 folgte auf Washington John Adams in der Präsidentenwürde. Dieser endigte die Zwistigkeiten mit Frankreich, welches schon im Oct. 1796 die Unterhandlung mit der Union abgebrochen hatte, durch den Vertrag vom 30. September 1800, in welchem die Maxime: frei Schiff, frei Gut anerkannt wurde. Im Jahr 1800 wurde Washington zur Hauptstadt der Union erhoben. Am 17. Februar 1801 wurde der bisherige Vicepräsident Thomas Jefferson durch den gestiegenen Einfluß der Demokraten zum Präsidenten gewählt u. 1805 seine Wahl erneuert. In das neue Jahrhundert trat die Union mit einer Bevölkerung von mehr als 5,300,000 Seelen. Der Präsident führte die strengste Sparsamkeit in allen Verwaltungszweigen ein. 1802 wurde Ohio als 17. Staat in die Union aufgenommen. Durch den Pariser Cessionstractat vom 30. April 1803 trat Frankreich für die Summe von 60 Mill. Franken Louisiana an die Union ab, welche hierdurch eine feste Grenze, das ganze Stromgebiet des Mississippi u. des Missouri u. den freien Handel auf dem Ohio gewann. 1806 hatte Aaron Burr einen Plan gemacht, die westlichen Staaten von der Union abzutrennen u. dieselben zu einer besonderen Union zu constituiren; doch wurde der Plan entdeckt u. vereitelt. England, eifersüchtig auf den wachsenden Handel der Union, beging gegen deren Schiffe Gewaltthätigkeiten, worauf der Congreß den 18. u. 23. April 1806 die Einfuhr der britischen Fabrikate beschränkte, u. als England mit seinen Vexationen fortfuhr, die Häfen der Union für englische Schiffe sperren ließ. Durch Napoleons Decrete von Berlin, Mailand u. Paris 1806, 1807 u. 1808 (s. Continentalsperre) u. Englands Geheimerathsverordnungen vom 7. Jan. u. 11. Nov. 1807 wurde der neutrale Handel Nordamerikas gestört, durch den gewaltsamen Angriff der Briten auf die amerikanische Fregatte Chesapeake den 23. Juni 1807 auch die Nationalehre der Nordamerikaner verletzt; in Folge davon wurden den britischen Schiffen sogleich die Häfen der Union gesperrt, u. durch die Embargoacte vom 22. Decbr. 1807 den Schiffen der Union die Fahrt nach fremden Ländern untersagt (welche Maßregel zwar dem Handel der Staaten schadete, aber die Schiffe vor der Wegnahme sicherte) u. bei der Fortdauer der englischen u. französischen Seepolitik durch die Nonintercourseacte vom 1. März 1809 den französischen u. englischen Schiffen die Unionshäfen verschlossen, dagegen die Fahrt ihrer Schiffe nach andern als französischen u. englischen Häfen gestattet. Am 4. März 1809 wurde James Madison Präsident u. nach Ablauf der vier Jahre seiner Präsidentschaft 1813 nochmals gewählt. Er fand eine Volksmenge von nahe 7,240,000 Seelen vor; trat in die Fußtapfen seines Vorgängers, war sparsam in Ausgaben für Heer u. Marine, begünstigte die Provinzialbanken gegen die Nationalbank, förderte durch Kanalbauten die Verbindung der östlichen u. südlichen Staaten u. ließ 1810 einen Theil von West-Florida, als zu Louisiana gehörig, besetzen, worauf 1811 Louisiana als 18. Staat in die Union eintrat.

Der Präsident wollte auch Ost-Florida als Unterpfand für die Forderungen Nord-Amerikas an Spanien unterwerfen, u. verschaffte dadurch der[60] demokratisch-französischen Partei über die föderalistisch-englische den Sieg. England nahm vergebens seine scharfen Verfügungen gegen die nordamerikanischen Schiffe zurück u. versuchte Ausgleichung; im Widerspruch damit fuhr es aber fort, Matrosen von nordamerikanischen Schiffen zu pressen, u. 18. Juni 1812 wurde der Krieg an England erklärt, worauf der Admiral Hope mit einem englischen Geschwader zur Blockade der Küsten der Staaten kam. Die Kauffahrteischiffe in der Union wurden zum Seedienst ausgerüstet, u. der Commodore Rodgers nahm bis zu Ende 1813 England 218 Schiffe mit 574 Kanonen u. 5100 M. Zu Lande waren die Nord-Amerikaner weniger glücklich. Schon 1812 war General Hull, der im. Juli mit 2500 M. in Ober-Canada eindrang, zum Rückzuge nach dem Fort Detroit genöthigt worden u. mußte sich mit seiner gesammten Mannschaft ergeben. Gleichzeitig ergab sich General Wadsworth mit 600 M. am Niagara. 1813 drang Harrison mit 42,000 Unionstruppen in Canada ein; u. obgleich talentlose Unterfeldherrn u. Mangelan Mannszucht im Heere die Unternehmungen dieser Kriegsmacht hemmten, wurde doch York, die Hauptstadt Canadas, mit beträchtlichen Magazinen, am 26. April u. außerdem einige Forts erobert, von Perry den 10. Sept. die englische Flotte auf dem Erie genommen, wodurch die Union in den Besitz von Ober-Canada kam, u. gleich darauf die Indianer am Thomasflusse von Harrison geschlagen. Aber diese Vortheile verschwanden davor, daß Ende 1813 die Engländer das Fort Niagara, den Schlüssel zu den Freistaaten, eroberten. Um den Unmuth des Volkes über den Verfall des Handels zu lindern, erfolgte den 31. März 1814 die Aufhebung der Embargo- u. Nonintercourseacte, doch half dies wenig, weil den 25. April der britische Admiral Cochrane die Küste der Unionsstaaten in Blockadezustand erklärte. Die Engländer landeten darauf an mehren Punkten, zerstörten das mit Vorräthen angefüllte Fort Oswego u. gewannen, durch 12,000 Veteranen von Wellingtons Heer verstärkt, am 25. Juli bei Chippewa am Niagara ein Treffen. Darauf segelten Cochrane u. General Roß den Potomac hinauf, als wenn sie Baltimore angreifen wollten; ein Theil der Flotte unter Gordon aber griff die Forts Warburton u. Alexandrien an, während Roß mit 6000 M. gegen die Bundesstadt Washington vordrang, die Milizen am 24. August bei Bladensburg schlug u. noch denselben Tag in Washington einzog. Er zerstörte das Capitol, den Präsidentenpalast, die Marineanstalten, die Schiffswerfte u. alles öffentliche Eigenthum, nahm alle Kauffahrteischiffe in Beschlag u. zog in der Nacht vom 25. zum 26. August wieder ab. Darauf marschirten die Briten unter Brooke in gleicher Absicht gen Baltimore, schlugen in der Nähe der Stadt 6000 Amerikaner u. belagerten vom 13. Sept. an Baltimore, mußten aber die Belagerung aufheben, da Cochrane durch versenkte Schiffe gehindert wurde, ihm auf dem Fluß Patapsco beizustehen. Gleichzeitig hatten sich die Briten eines Theils von Maine bemächtigt, u. Prevost, der Gouverneur von Canada, drang mit 14,000 M. in den Staat New York ein. Da seine Flotte aber auf dem Champlainsee durch den Commodore M'Donough den 11. Sept. zerstört wurde, mußte er sich zurückziehen. Unterdeß hatte General Jackson im Süden die von den Engländern bewaffneten Indianer in mehren Gefechten besiegt u. zur Niederlegung der Waffen gezwungen, dann die indianischen Stämme in West-Florida mit gleichem Glücke bekämpft u. Pensacola erobert. Von da eilte er nach New Orleans, in dessen Nähe im Dec. 1814 ein englisches Heer gelandet war. 15,000 Engländer unter General Pakenham griffen am 8. Januar 1815 das von 6000 Freiwilligen u. Milizen vertheidigte New Orleans an, wurden aber von Jackson zurückgeworfen, geschlagen u. mußten, nachdem sie ihren General u. 3000 M. verloren hatten, abziehen. Mit diesem Gefecht endigte der Krieg, denn den 24. Dec. 1814 war der Friede zu Gent geschlossen worden u. wurde den 22. Febr. 1815 in Amerika proclamirt. Ihm zu Folge wurden alle Eroberungen u. Gefangenen zurückgegeben u. die Grenzen näher bestimmt. Die Engländer ließen die beiden Hauptgegenstände des Streits: frei Schiff, frei Gut u. das Matrosenpressen auf amerikanischen Schiffen fallen; die Nordamerikaner versprachen den Negerhandel aufzugeben u. zu dessen Unterdrückung beizutragen. Nach hergestelltem Frieden strebte die nordamerikanische Regierung so schnell als möglich die Wunden zu heilen, welche der Krieg geschlagen hatte, bes. wurde an der Herstellung einer Marine gearbeitet u. durch Kanalanlagen die Verbindung der Staaten zu befördern gesucht. Ein Handelsvertrag mit England vom 3. Juli 1815 sicherte beiden Völkern gleiche Handelsrechte; ein Schifffahrtsgesetz vom 1. März d.i. begünstigte den Handel der Amerikaner u. zwang die. Briten, ihren Anmaßungen Schranken zu setzen. Algier wurde 1816 durch den Commodore Decatur gezwungen, die Flagge der Union zu achten. Unter Madison trat auch Indiana 1816 als 19. Staat zur Union.

Am 4. März 1817 wurde James Monroe Präsident u. 1821 wiedergewählt. Der Handel hatte sich bereits so gehoben, daß die öffentlichen Ausgaben von den Zoll- u. Posteinkünften u. von dem Ertrag von verkauften Ländereien bestritten u. den 31. Dec. 1817 alle directe innere Abgaben u. Taxen aufgehoben werden konnten. Einfälle der Indianer aus dem spanischen Gebiete im August 1817 hatten deren Züchtigung zur Folge. Jackson zog gegen sie aus, bemächtigte sich aber auch ohne Befehl der spanischen Stadt Pensacola. Dies verursachte Streitigkeiten mit Spanien, welche am 22. Febr. 1819 durch die Abtretung der beiden Floridas gegen 5 Millionen Dollars an die Union geendigt wurden. Die Handelsstockung 1817–1821 brachte allen Gewerben Nachtheil u. rief viele Bankerotte u. Verlegenheiten aller Art hervor, doch ging diese traurige Zeit bald vorüber. Die Einverleibung Floridas in das Gebiet der Union erfolgte am 31. März 1822. Unter Monroe's Präsidentschaft wurden 1817 Mississippi, 1818 Illinois, 1819 Alabama, 1820 Maine u. 1821 Missouri selbständige Staaten der Union, so daß dieselben nun die Zahl 24 erreicht hatten u. 1820 9,638,000 Seelen, darunter 1,538,000 Sklaven, zählten. Durch die Besitznahme der Marquesasinseln, des nordwestlichen Missourigebietes u. des Landes am Rothen Flusse, so wie durch Besetzung des zu Louisiana gerechneten Districtes Columbia 1822 wurden die Grenzen der N-n F. beträchtlich erweitert u. sicherer. 1823 erfolgte von Nordamerika aus die Gründung der freien Negercolonien Liberia auf der Westküste Afrikas. 1824 proclamirte Monroe[61] den europäischen Staaten gegenüber, daß die Union die Interventionspolitik der Heiligen Allianz nicht anerkenne, ebenso daß sie keiner europäischen Macht die Befugniß zugestehe, ferner Colonien in Amerika zu gründen od. auch nur die Grenzen der dort ihnen gehörigen auszudehnen (Monroe-Doctrin). Ein Handelsvertrag mit Frankreich ward 1822 abgeschlossen; einer vom 17. April 1824 mit Rußland in Petersburg geschlossen, endigte die Grenzstreitigkeiten auf der Nordwestküste von Nordamerika. Durch Unterhandlungen mit den unabhängigen Indianern erwarb die Union große fruchtbare Landgebiete, u. durch die Verbindung des Stillen Oceans mit dem Atlantischen, vermittelst Kanälen u. Kunststraßen, wozu der Congreß 20 Millionen Dollars bewilligte, wurden dem Handel der Union neue Wege geöffnet.

Am 4. März 1825 wurde John Quincy Adams Präsident, mit welchem die Föderalisten wieder ans Ruder kamen. Jetzt begann der Handel der Vereinigten Staaten in ausnehmende Blüthe zu treten; Handelsverträge, denen allen das Princip der Freiheit u. Gegenseitigkeit zu Grunde lag, schlossen die Staaten seit 1825 mit Schweden, Dänemark, den Hansestädten, Preußen, Sardinien, Oldenburg, Türkei, Rußland u. Südamerika. 1828, wo die Verträge mit England abliefen, führte Adams mit dem 1. Sept. einen neuen Zolltarif ein, u. die Folgen davon waren neue Mißverhältnisse mit England, welche jedoch bis 1830 ausgeglichen wurden. Am 4. März 1829 trat General Andr. Jackson, der demokratische Candidat, als Präsident an. Damals war eine große Gährung in der Union, u. schon standen sich die südlichen u. nördlichen Staaten einander feindlich gegenüber. Die südlichen Staaten sahen in den 1828 von Q. Adams erhöhten Einfuhrzöllen nur eine Begünstigung der Industrie in den nördlichen Staaten, wogegen die Landbauerzeugnisse der südlichen Provinzen herabgedrückt wurden, u. die Aufregung ging so weit, daß eine Partei in den südlichen Staaten mit Austritt aus der Union drohte (Seceders), wenn diese Einfuhrzölle nicht aufgehoben würden. Eine andere Ursache der Differenz beider Staatengruppen war die Aufhebung der Sklaverei, welche seit 1827 in der nördlichen beantragt u. zum großen Theil ausgeführt, in der südlichen, deren Production in Plantagen- u. Ackerbau sich bes. auf das Halten von Sklaven gründete, verworfen wurde. Am 14. Juli 1832 verglichen sich zwar die streitigen Ansichten über ein Zollgesetz, welches eine Verminderung der Sätze gewährte, aber die südlichen Staaten, welche Handelsfreiheit wollten, waren lange nicht befriedigt. In Süd Carolina erklärte der Gouverneur sogar im Nov. 1832 das Zollgesetz für nicht gültig, u. der Staat begann sich zu rüsten; dagegen berieth der Congreß seit Decbr. 1832 ein neues Zollgesetz, welches am 26. Febr. 1833 zu Staude kam; es erklärte viele Waaren für ganz frei vom Eingangszoll u. ordnete ein allmäliges Sinken der Zollscala an, bis 1840 die Sätze um 20 Procent gemindert sein würden. Damit beruhigte sich auch Süd Carolina. Im Mai 1830 ging die Indianerbill durch, welche den Präsidenten ermächtigte, so viel Unionsland westlich vom Mississippi, als noch nicht von Unionsbürgern bewohnt wäre, denjenigen Indianerstämmen als Erbeigenthum anzuweisen, welche sich zur Auswanderung dahin entschließen wollten. Einige Stämme ließen sich zu Vergleichen bewegen, andere widersetzten sich, u. als die Staaten Georgia, Illinois u. Alabama gegen dieselben Gewalt anwendeten, entbrannte 1832 ein blutiger Krieg, u. erst nach großen Anstrengungen siegte die Union. Seit 1834 erhoben sich auch die Seminolen, ein Stamm der Creeks in Florida. Zu einem allgemeinen Parteikampfe zwischen dem Präsidenten u. seinen Gegnern führte die Angelegenheit der Nationalbank. Dieselbe war 1791 in Philadelphia gegründet worden u. ihre, wegen ihrer Bedrückung des Geldverkehrs 1811 verfügte Aufhebung, hatte eine große Verwirrung im Geldverkehr zur Folge. 1816 errichtete man also eine neue Bank der Union, privilegirte sie auf 20 Jahre, u. die Regierung war in ihr mit 7 Millionen Dollars (1/3 des Fonds) betheiligt. Durch Zweigbanken stieg der Einfluß dieser Nationalbank bedeutend u. sie besaß binnen Kurzem fast ein Monopol des Geldhandels. Wenn diese Bank nun auch die Finanzverwaltung der Union sehr erleichterte, da durch ihre Vermittelung ohne Unkosten für die Regierung alle Einnahmen der Union besorgt wurden, so verfügte sie dafür, da die Regierung die Noten jeder Zweigbahn zu dem vollen Normalwerthe annahm, über den Nationalcredit zu dem ganzen Betrage der Einnahme des Staatsschatzes. Sie benutzte dies auch, u. bald überstieg der Werth der von Zweigbanken sowohl als von der Nationalbank ausgegebenen Noten das Bankvermögen ungeheuer. 1832 wurde im Congreß über die Erneuerung des Privilegiums der Bank verhandelt, u. der große Einfluß der Anstalt erwirkte eine günstige Entscheidung für dieselbe, aber Jackson setzte dem Beschluß des Congresses sein Veto entgegen, erklärte das Vorrecht der Bank für Monopol u. sprach Zweifel an der Sicherheit der Bank aus u. blieb bei seinem Veto, obgleich sich seine Zweifel an der Sicherheit der Bank als ungegründet erwiesen. 1833 wurde Jackson nach einem heftigen Kampfe zum zweiten Male zum Präsidenten gewählt; der Streit mit der Bank dauerte fort Jackson entzog ihr die Capitale der Regierung u., vom Hause der Repräsentanten unterstützt, erneuerte er beim Ablauf ihr Privilegium 1836 nicht, doch erhielt sie durch Senatsbeschluß ein neues als Bank des Staates Pennsylvanien. Aber die Aufhebung der Bank brachte eine Handelskrisis hervor, denn da die meisten Zweigbanken u. eine große Menge Privatbanken ihre Zahlungen einstellten, sanken deren Banknoten ungemein, zugleich fehlte das Tauschmittel, eine ungeheuere Menge Bankerotte erfolgte u. fast die ganze Union war dem Auslande gegenüber creditlos. 1835 bekam die Union durch britische Vermittelung, nach einem Vertrag vom 4. Juli 1831 25 Millionen Francs Entschädigung von Frankreich für den Schaden ausgezahlt, welchen ihr. Napoleons Gewaltmaßregeln verursacht hatten. 1836 wurden Arkansas u. Michigan als der 25. u. 26. Staat in die Union aufgenommen.

Den 4. März 1837 bestieg Martin van Buren, ein Parteigenoß seines Vorgängers, den Präsidentenstuhl. Buren folgte Jacksons innerer, wie äußerer Politik, er legte die Streitigkeiten mit England bei, welche über Verbrennung des Dampfbootes Karoline in Buffalo entstanden waren, u. leitete eine Unterhandlung wegen der Differenzen über die Grenzen gegen Canada u. über das Durchsuchungsrecht der Schiffe wegen des Sklavenhandels mit England ein. Ohne Schulden hatte er[62] die Regierung übernommen (1835 waren sogar Überschüsse der Staatseinnahmen an die einzelnen Staaten vertheilt worden), aber die große Bank- u. Handelskrisis u. der Krieg mit den Seminolen in Florida, welche durch einen Vertrag mit der Union schon 1833 ihr Land abgetreten hatten u. nun, als die Zeit dazu erschien, nicht weichen wollten, sondern ihr Oberhaupt Charles, welcher den Vertrag geschlossen hatte, tödteten, sich in die Wälder zurückzogen u. die Plantagen verwüsteten, zwangen 1841 den Congreß, eine Anleihe von 12 Millionen Dollars zu bewilligen.

Am 4. März 1841 folgte General Henry Harrison als Präsident; ein eifriger Föderalist, hätte dieser vielleicht gern das alte Bankwesen erneuert, allein er starb schon am 4. April desselben Jahres. Nun wurde der Constitution gemäß der Vicepräsident John Tyler Präsident, ein Demokrat, welcher sogleich der Nationalbankbill sein Veto entgegensetzte, dahin wirkte, daß durch Freisprechung desbei Verbrennung des nordamerikanischen Dampfschiffes Karoline betheiligten Briten Mac Leod die von van Buren mit England angeknüpften Unterhandlungen befördert wurden u. endlich am 9. Aug. 1842 mit Lord Ashburton durch den Staatssecretär Daniel Webster in Washington einen Vertrag zur Regulirung der Grenzen, zur Unterdrückung des Sklavenhandels u. über die Auslieferung von Verbrechern schließen ließ. Im Dec. 1842 wurde im Senate beantragt, daß das Oregongebiet, wo bisher vertragsmäßig Nordamerikaner u. Briten gleiche Rechte zur Ansiedelung hatten, für Erstere allein vorbehalten sein solle, u. mehre Jahre schwebte diese Frage, die, wenn sie bejaht worden wäre, leicht zu einem Kriege mit England hätte Anlaß geben können. Der achte Artikel des Vertrages vom 9. Aug. 1842 ward gegen die Erklärung Lord Aberdeens vertheidigt, welcher verlangte, amerikanische Schiffe sollten sich an der Küste Afrikas wegen des Sklavenhandels der Durchsuchung durch britische Kriegsschiffe unterwerfen. 1844 wurde ein Vertrag der Union mit dem Deutschen Zollverein abgeschlossen. Eine andere Frage schwebte noch wegen Texas (s.d.), welches sich, von einzelnen Nordamerikanern unterstützt, 1835 von Mexico losgerissen hatte u. zuerst von der Union 1838 anerkannt wurde. Im Decbr. 1843 sprach sich der Präsident im Congreß dahin aus, daß die Union die Anerkennung Texas' von Mexico vermitteln möge. Nachdem die Frage über die Nationalbank nach dem zweimaligen Veto des Präsidenten 1844 durch die Abstimmung im Repräsentantenhause selbst verneinend entschieden war u. nun wohl als für immer beseitigt betrachtet werden mußte, traten schon vom Jahr 1844 an die Texas- u. Oregonfrage um so entschiedener in den Vordergrund u. die erstere begann bereits die später so bedeutungsvoll werdende Umgestaltung der alten Parteien vorzubereiten. Zunächst äußerte sich dieselbe von wesentlichem Einfluß auf die neue Präsidentenwahl. War die im Norden überwiegend starke Whigpartei dem Anschluß von Texas wenig geneigt, schon weil sie durch denselben ein Übergewicht des Südens u. somit auch der Sklavenstaaten fürchteten, so war dagegen die demokratische Partei, die Grundbesitzer des Südens, eben wegen des erhofften Übergewichtes, um so eifriger für die Einverleibung. Eben darum hatte sich die Anfangs hinsichtlich der Präsidentenwahl hoffnungslos zersplitterte demokratische Partei endlich auch auf einer großen Zusammenkunft in Baltimore, Mai 1844, über I. Polk als Präsidentschaftscandidaten geeinigt, weil dieser sich bestimmt für den Anschluß ausgesprochen. Inzwischen war es am 25. Jan. 1845 nach heftigen Debatten zur Resolution des Repräsentantenhauses in Washington wegen der Einverleibung von Texas gekommen, u. zwar nicht nur mit dem Zugeständnisse der Sklaverei, sondern auch des Rechtes für Texas, später bei hinlänglicher Bevölkerung drei neue Staaten aus seinem Gebiete bilden zu lassen. Dagegen hatte der Beschluß des Repräsentantenhauses vom 31. Jan. hinsichtlich der Ausdehnung der Regierung u. Gesetze der Union auf das Oregongebiet Seitens des Staates vorläufig keine Zustimmung gefunden; aber die Aufnahme der bisherigen Territorien Jowa u. Florida als 27. u. 28. Staat in die Union, letzteres als Sklavenstaat, wurde auf Antrag der Repräsentanten am 1. März vom Senat angenommen.

Nach gewaltigem Wahlkampf wurde James Polk zum Präsidenten ernannt, welcher sich in seiner Antrittsbotschaft am 4. März 1845 nicht allein entschieden günstig für den Anschluß von Texas, sondern auch für die Besetzung des Oregongebietes erklärte; in Bezug auf den Tarif sprach er sich dahin aus, daß ihm die Staatsrevenuen als erste, der Zollschutz für einzelne Interessen aber nur als secundäre Rücksicht gelten würden (also im Sinne des Südens Begünstigung der Handelsfreiheit). Er trat die Regierung in einer für die Staaten kritischen Lage an; England u. Frankreich hatten schon früher gegen die Einverleibung von Texas protestirt, u. Englands Stimmung wurde durch die Erklärung des Präsidenten wegen Oregon, daß die Staaten keine weiteren europäischen Niederlassungen od. Gebietsansprüche in Nordamerika dulden dürften, noch gereizter. Der mexicanische Gesandte protestirte am 8. März gegen die Einverleibung von Texas u. verließ am 3. April die Bundesstadt; eine diplomatische Note der mexicanischen Regierung vom 28. März schloß mit einer Kriegsdrohung. Gleichwohl nahm am 23. Juni die Regierung von Texas den Vertrag mit den Vereinigten Staaten an, u. bis zum 2. Juli war die völlige Ratification erfolgt; Texas trat als 29. Staat zur Union. Unmittelbar hierauf besetzten die Unionstruppen unter General Taylor am 26. Juli den Landstrich zwischen Nueces u. Rio Grande, dessen Besitz zwischen Texas u. Mexico noch streitig war. Indessen versuchte der Präsident Polkden Streit noch durch Verhandlungen beizulegen, da aber in Mexico mit dem Präsidenten Paredes die Kriegspartei ans Ruder gekommen war, so wurde der Gesandte der Union, Slidell, nicht angenommen, u. der Krieg mit Mexico begann, über dessen für die Union günstigen Verfolg s.u. Mexico S. 219 ff. Da in den nördlichen Staaten eine ziemlich verbreitete Abneigung gegen diesen Krieg herrschte, weil man darin nur das Streben des Südens, mehr Territorium zu erwerben, erkennen wollte, so suchte der Präsident denselben dadurch populär zu machen, daß er die Ursache dazu zugleich in den langjährigen Beleidigungen, Beeinträchtigungen u. Verletzungen amerikanischer Bürger Seitens Mexico, in der steten Weigerung der mexicanischen Regierung, einen Schadenersatz hierfür zu leisten, u. in der Treulosigkeit angab, mit welcher dieselbe, nachdem endlich mehre Verträge über die zu gewährenden Entschädigungen[63] zu Stande gekommen waren, sich der Erfüllung derselben beständig entzogen hatte. Deshalb ging im Congreß am 13. Mai 1846 die Resolution durch, wonach Mexico der Krieg erklärt u. der Präsident ermächtigt wurde, 50,000 Freiwillige unter die Waffen zu rufen. Taylor hatte inzwischen den Krieg fortgeführt; nach dem Eintreffen von Verstärkungen griff er den Feind in dessen eigenem Gebiet an, überschritt den Rio Grande u. nahm Matamoras. Hierauf trat eine längere Pause in der Kriegsführung ein, u. es wurde wieder die Absicht auf eine friedliche Ausgleichung eröffnet. Der Präsident Polk machte am 4. Ang. dem Senat Mittheilung von Vorschlägen, welche der mexicanischen Regierung zu einem für beide Theile ehrenvollen Frieden zugegangen seien, u. verlangte zugleich einen Credit von 2 Mill. Doll. als Geldentschädigung für etwaige Gebietsabtretungen von Seiten Mexicos. Letzteres lehnte jedoch Mitte September alle friedlichen Anträge ab, wie auch um dieselbe Zeit die Vereinigten Staaten die angebotene Vermittelung Englands zurückwiesen. Daher begann der Krieg von Neuem, Taylor siegte am 21. Sept. bei Monterey, u. es trat nun wieder ein Waffenstillstand ein. Unterdessen war die Oregonfrage durch einen Vertrag zwischen der Union u. England vom 15. Juni, zu einer befriedigenden Erledigung gebracht. In seinen Hauptzügen kam der Oregonvertrag auf Folgendes hinaus: Als Grenze gilt der 49° nördl. Breite; England behält die freie Schifffahrt auf dem Columbia, so lange die Concession der Hudsonsbaicompagnie dauert (1863), behält ferner die Vancouversinsel ganz, während die Vereinigten Staaten die Buchten u. Baien derselben frei beschissen können; die Fucastraße ist gemeinschaftlich. Die Aufnahme des Vertrages im Volke war im Allgemeinen eine günstige, zumal in den Handelsstädten. Wisconsin wurde 1846 als 30. Staat in die Union aufgenommen.

Im Jahre 1847 wurde der Krieg gegen Mexico mit erneuetem Nachdruck fortgeführt u. die Waffen der Union siegten am 22. u. 23. Febr. bei Buena Vista, bei Sierra Gordo am 17. u. 18. April, bei Contrera am 18. Aug., bei Churubusco am 20. Aug. etc. u. am 14. Sept. wurde sogar die Hauptstadt Mexico eingenommen; s.d. ausführlich unter Mexico (Gesch.) S. 220. Die nun aufgenommenen Friedensverhandlungen zwischen den kriegführenden Theilen führten endlich zu einem Friedensvertrag, demzufolge die Territorien New Mexico u. Obercalifornien an die Vereinigten Staaten abgetreten werden sollten, Mexico alle Ansprüche auf Texas u. das Land zwischen Nueces u. Rio Grande aufgab, die Union dagegen für die abgetretenen Territorien 15 Mill. Doll. an Mexico bezahlte, auch die Zahlung der Schuldforderungen ihrer Bürger an Mexico übernahm, so daß sie im Ganzen etwa 20 Mill. zu zahlen hatte. Im Juni 1848 verließen die amerikanischen Truppen die Hauptstadt Mexico, worauf die amtliche Bekanntmachung des Friedens mit Mexico erfolgte. Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten, vor dem Kriege aus 171/2 Mill. Doll. bestehend, war jetzt auf 653/4 Mill. angewachsen. Eine der in politischer Hinsicht bedeutendsten Folgen der neuen Gebietserwerbungen war nun aber eine durchaus veränderte Parteistellung. Aus den beiden Parteien der Whigs u. Demokraten hatte sich allmälig schon vor dem Mexicanischen Kriege eine dritte, die Abolitionspartei gebildet, welche für Abschaffung der Sklaverei in allen Staaten wirkte. Seit 1847 kam jedoch in Folge des Mexicanischen Krieges ein neues Element hinzu, welches auf einmal die alten Grenzlinien zwischen Whigs u. Demokraten bedeutend veränderte. Ein großer Theil des Nordens, die Whigs u. Demokraten, bes. in New York, Neu-England u. Ohio, war nämlich gegen die Einführung der Sklaverei in den neu erworbenen Territorien; der Kern der Frage lag in dem Verlangen nach Übergewicht im Congreß. Wilmot, Abgeordneter von Pennsylvanien, stellte 1847 im Repräsentantenhause den Antrag, daß die Sklaverei in jenen Gebieten für immer verboten werden solle. Dies Wilmot Proviso wurde zwar abgelehnt, blieb aber von da an das Parteimerkmal für Nord u. Süd. Die Vorversammlung der Demokraten zur Präsidentenwahl stellte General Caß als Candidaten auf; die der Whigs entschied für Taylor. Beide Aufstellungen befriedigten jedoch einen großen Theil der betreffenden Parteien nicht, u. so kam es, daß die Demokraten des Nordens u. Westens wie von Ohio, welche für das Wilmot Proviso u. gegen ihre Parteicandidaten waren, sich zu einer allgemeinen Versammlung vereinigten, welche im Aug. zu Buffalo abgehalten wurde. Demokraten, Whigs u. Abolitionisten einigten sich daselbst zu einer Freibodenpartei (Free-Soilers), welche, alle ihre früheren politischen Streitigkeiten aufgebend, sich gegen die Angriffe der Sklavenmacht verbinden wollte, um freien Boden für freie Leute zu sichern. Als ihren Candidaten stellte sie den früheren demokratischen Präsidenten van Buren auf; aber die Parteizersplitterung verschaffte dem Wahlcandidaten den Sieg; Ende 1848 wurde General Taylor zum Präsidenten gewählt; Vicepräsident wurde Millard Fillmore.

Am 4. März 1849 trat Zachary Taylor sein Amt an. Er hatte sich, obgleich mit einem Whigcabinet umgeben, die schwierige Aufgabe gestellt, unabhängig von irgend einer Partei zu handeln. Im Senate waren kurz vor dem Antritt des Präsidenten die im Repräsentantenhause angenommenen beiden Gesetze über die Aufnahme Californiens u. New Mexicos in das Zollgebiet der Vereinigten Staaten u. über die Errichtung eines Departements des Innern (Home Department) durchgegangen. Im Dec. 1849 trat der Congreß zusammen, in welchem sich die Parteien feindselig gegenüber standen u. ein Demokrat Sprecher wurde. Hauptgegenstand der Verhandlungen war die Sklavenfrage. Der Norden, u. bes. die Freesoilers, hielt an dem Wilmot Proviso fest, behauptete, daß Sklaven, von ihren Herren in die neuen Territorien eingebracht, sofort frei sein müßten, wollte die Sklaverei im District Columbia, als worüber der Congreß ausschließliche Gewalt habe, abgeschafft wissen u. forderte endlich ein Verbot des inländischen Sklavenhandels, da dem Congreß das Recht zustehe, Handel u. Gewerbe zwischen den einzelnen Staaten zu reguliren. Der Süden dagegen drohete, eine separate südliche Union bilden zu wollen, vindicirte sich das Recht, sich mit seinen Sklaven als seinem Eigenthum allenthalben in den neuen Territorien niederzulassen, u. wollte jedem neuconstituirten Staate das Recht der Selbstbestimmung gewahrt wissen, ob er Sklaverei eingeführt haben wolle od. nicht. Außerdem forderte der Süden ein neues Gesetz in Betreff der Auslieferung[64] der entlaufenen Sklaven (Fugitive Slave Bill). Hierzu waren die Freistaaten schon nach der Constitution verpflichtet; doch hatten mehre derselben durch Gesetze ihren Beamten verboten, sich irgendwie mit solcher Auslieferung zu befassen. Die Freesoilers gaben zu, daß die Constitution dem Süden die Auslieferung der entlaufenen Sklaven garantire, bestanden aber darauf, daß bei den gerichtlichen Maßregeln zur Ausführung dieses Rechtes ein Geschwornengericht nicht fehlen dürfe. Die neuen Territorien waren nun in Folge dieses heftigen Streites ein ganzes Jahr lang ohne gesetzlich geordnete Obrigkeit gewesen. Nach einem langen Streite über die Aufnahme Californiens als selbständiger Staat in die Union, welcher sich der Süden bis zur Erfüllung ihrer Forderungen widersetzte, wurden endlich auf den Vorschlag Henry Clay's am 7. Sept. 1850 vom Senat folgende Maßregeln u. Gesetze als Compromisse angenommen (Clay's Compromiß-Bill): Californien wird mit seiner Constitution als freier Staat in den Bund aufgenommen; im District Columbia wird, wenn auch nicht die Sklaverei, so doch der Sklavenhandel verboten; Bestimmung der West- u. Nordgrenze von Texas, welches für Abtretung eines Theiles seines Gebietes die Summe von 10 Mill. Doll. erhält; ein Gesetz über Auslieferung der entflohenen Sklaven wird gegeben, wonach ein Sklav auf Kosten der Regierung reclamirt u. zurückgebracht werden kann; die übrigen Territorien erhalten ein Gouvernement, ohne daß die Sklavenfrage damit verbunden wird, indem man es der Zukunft überläßt, ob sich die Bevölkerung selbst späterhin für od. gegen Sklaverei entscheiden werde. So wurde Californien als der 31. Staat in die Union aufgenommen u. New Mexico u. Utah als Territorien zugelassen. Die Sklavenstaaten im Süden begannen nun in verschiedenen angrenzenden nördlichen Staaten die entlaufenen Sklaven zurückzufordern, wobei es jedoch nicht ohne, oft blutige Gewaltthätigkeiten von Seiten des widerstrebenden Volkes abging, u. setzten den vielen Versammlungen im Norden gegen die Sklavenbill bes. die Nashvilleconvention entgegen. Die anfänglichen Beschlüsse der Versammlung von Nashville schienen allerdings ein gefährliches Resultat für den Fortbestand der Union herbeiführen zu wollen; als jedoch die Erklärung des Präsidenten eingetroffen war, daß er für die kräftigste Aufrechthaltung des Sklavengesetzes einstehen werde, trennte man sich mit einer Anhänglichkeitserklärung an die Union, u. gegen Ende des Jahres 1850 legte sich die Aufregung über die Sklavenbill allmälig von selbst.

Übrigens hatte es im Jahre 1850 auch an anderweiten Verwickelungen nicht gefehlt. Hierher gehörte zunächst die Spannung mit England wegen der Nicaraguafrage; die eifersüchtigen Bemühungen beider Staaten, sich in Centralamerika festzusetzen, liefen zuletzt in die Besetzung der, für den Fall des Zustandekommens des Nicaraguakanals wichtigen Insel Tigre im Busen von Fonseca an der Hondurasküste durch die Engländer hinaus, worauf eine längere Zeit gereizte diplomatische Verhandlungen stattfanden, bis endlich ein Vertrag abgeschlossen wurde (s.u. Nicaragua, Gesch.), wonach die behufs des Kanalbaues zusammengetretene amerikanische Gesellschaft im Bauen geschützt werden sollte, beide Mächte die Neutralität des Landstrichs, durch welchen der Kanal zu legen sei, verbürgten u. sich außerdem gegenseitig verpflichteten, über keinen Theil von Centralamerika die Oberhoheit beanspruchen, ihn besetzen, befestigen od. colonisiren lassen zu wollen. Die Cubaexpeditionen (s.u. Cuba, Gesch.), bei denen die südlichen Staaten wegen der Sklavenfrage insgeheim betheiligt zu sein schienen, bereiteten gleichfalls der Regierung mancherlei Verlegenheiten u. Verwickelungen mit Spanien wegen der auf Cuba gefangen genommenen Amerikaner; erst der zweiten Ausrüstung trat die Unionsregierung mit einem energischen. Verbot entgegen. Wegen Entschädigungsforderungen an Portugal, bes. wegen früherer Beeinträchtigungen amerikanischer Bürger, wurden zwei amerikanische Kriegsschiffe in den Tajo gesandt; dennoch war die portugiesische Regierung für jetzt nur zu theilweiser Anerkennung der gestellten Forderungen zu bewegen.

Am 9. August starb Präsident Taylor, u. der bisherige Vicepräsident Fillmore trat als Präsident ein, jedoch ohne die Politik seines Vorgängers wesentlich zu ändern, obschon er sich mit einem neuen Cabinet umgab. Mit Texas entstanden ernste Verwickelungen wegen des durch den Vertrag von Queretaro in die Union aufgenommenen New Mexico, hinsichtlich dessen die nordamerikanische Regierung beschlossen hatte, daß Texas die von New Mexico eroberten Gebietstheile an dasselbe zurückgeben solle. Endlich nahm gegen Ende des Jahres die Legislatur von Texas die Grenzregulirungsbill u. die von der Union als Entschädigung für die abgetretenen Landstriche angebotenen 10 Mill. Doll. an. In der Botschaft an die zweite Session des 31. Congresses erklärte sich der Präsident u.a. auch für niedrige Schutzzölle. Dies war um so mehr von Bedeutung, als dadurch die Tariffrage wieder in den Vordergrund gestellt wurde, welche hauptsächlich den Zwiespalt zwischen Süden u. Norden groß gezogen hatte. Einfluß auf die Haltung des Congresses ließ sich von einer neuen Parteibildung aus Whigs u. Demokraten, der Unionspartei (Unionisten), erwarten, welche im Angesichte der dem Fortbestand der Union immer noch drohenden Gefahr nur für deren Erhaltung wirken wollte u. darum auch für Beibehaltung des Sklavengesetzes war, während die Schutzzöllner des Nordens ein Auftreten gegen dasselbe erwarten ließen. Im Jahr 1850 traten die Vereinigten Staaten auch zuerst mit der päpstlichen Regierung in directen diplomatischen Verkehr. Im Jahre 1851 führte der Umstand, daß die Engländer thatsächlich eine Herrschaft über Nicaragua ausübten, zu neuen diplomatischen Verhandlungen zwischen beiden Regierungen über die Auslegung des Tractates von. 1850; gegen Ende des Jahres veranlaßte bes. die englischer Seits an der Moskitoküste geschehene Beschießung eines amerikanischen Schiffes, welches die Bezahlung der Hafengebühren von Greytown verweigert hatte, ein ernstes Zerwürfniß mit England, bis dasselbe durch die befriedigenden Erklärungen der englischen Regierung ausgeglichen wurde. Die im Februar zu Boston erfolgte gewaltsame Befreiung eines reclamirten Sklaven, welche den Präsidenten zu einer energischen Proclamation u. Anordnung der strengsten Untersuchung u. Bestrafung gegen die Schuldigen veranlaßte, regte den alten Zwiespalt von Neuem auf. Die Agitationen im Congreß gegen die Compromißbill hatten zwar zu keinem Resultat geführt; um so nachdrücklicher wirkten[65] aber die Parteien außerhalb desselben. Gegenüber den Conventionen einzelner Sklavenstaaten bildeten sich in den meisten Staaten Unionsvereine für Aufrechthaltung der Union. Am leidenschaftlichsten betrieb Süd Carolina die Trennung von der Union. Jedoch die ernste Haltung, welche die Regierung gegen Carolina einnahm, verhinderte die Ausführung seiner weitaussehenden Pläne. Nachdem der neue Versuch des General Lopez gegen Cuba abermals gescheitert, eine Anzahl Amerikaner dabei erschossen u. Lopez selbst (1. Septbr.) hingerichtet worden war, bemächtigte sich die Ultrademokratie dieser Thatsachen wieder; die Regierung beharrte jedoch bei ihrer Erklärung gegen diesen, wie gegen jeden neuen Angriff auf. Cuba u. traf hiernach durchgreifende Maßregeln. Ihrer Vermittelung hatte jedoch eine Anzahl nach Spanien transportirter gefangener Amerikaner ihre endliche Freilassung im März 1852 zu danken. Die Erwerbung Cubas bildete seitdem aber einen neuen Punkt in dem Programm der Demokratie. Die Differenz mit Portugal wurde jetzt endlich so weit ausgeglichen, daß Portugal sich zu Zahlung einer bestimmten Summe bereit erklärte, während zur Untersuchung über die bestrittenen Forderungen ein Schiedsgericht niedergesetzt wurde. Am 5. Dec. langte Kossuth in den Vereinigten Staaten an, um hier für die Unabhängigkeit Ungarns u. die Freiheit des europäischen Continents zu wirken. Am 31. Dec. hatte er eine, für seine Pläne jedoch wenig ermuthigende Audienz bei dem Präsidenten, denn die Regierung wollte auch in diesem Falle nicht von ihrem Neutralitätsprincipe abgehen. Sein Empfang im Senat u. dem Repräsentantenhause war wohl sehr ehrenvoll, doch jede politische Discussion abweisend. Der ihm Seitens des Volkes gewordene enthusiastische Empfang rief einen vorübergehenden Conflict mit dem österreichischen Geschäftsträger von Hülfemann hervor, der jedoch keine weiteren Folgen hatte.

Der 32. Congreß war am 1. Dec. 1851 zusammen getreten; in seiner Botschaft empfahl der Präsident Fillmore in Bezug auf innere Politik eine Veränderung im Tarif durch Umwandlung der ad valorem in specifische Zölle u. Geldbewilligungen für innere Verbesserungen. Die wichtigste Maßregel im Laufe dieser Sitzungsperiode war die Passirung des sogenannten Dampfbootgesetzes od. der Acte zur Fürsorge für bessere Sicherung des Lebens von Passagieren auf Fahrzeugen, die ganz od. zum Theil durch Dampf getrieben werden. Am 24. Dec. 1851 brach im Capitol zu Washington Feuer aus, u. die Congreßbibliothek wurde fast ganz ein Raub der Flammen. Im Laufe des Jahres 1852 wurden sieben Kriegsfahrzeuge in New York ausgerüstet, um zu dem ostindischen Geschwader zu stoßen, mit dem besonderen Auftrage, eine Verbindung mit Japan zu bezwecken. Die im Nov. 1852 stattfindende Präsidentenwahl brachte im Laufe des ganzen Jahres eine außerordentliche Regsamkeit unter den Parteien hervor. Die Demokraten ernannten den General Franklin Pierce von New Hampshire; die Whigs den General Winfield Scott; die Freesoiler u. Abolitionisten John P. Hale von New Hampshire zu Präsidentschaftscandidaten. In Texas, New Mexico u. Californien kamen bedeutende Unruhen mit den Indianern u. in letzterem Staate auch mit den Mexicanern vor. Die Indianer zeigten sich sehr feindselig, u. die Truppen konnten verhältnißmäßig nur wenig zur Verhinderung der Gewaltthätigkeiten ausrichten. 1852 tauchte auch die langbestrittene Frage über die respectiven Rechte der Briten u. Amerikaner auf die Neufundlandfischerei auf. Der britische Colonialminister Sir John Pakington hatte ein Umlaufschreiben an die verschiedenen Gouverneurs der nordamerikanischen Colonien gerichtet, worin derselbe die Absicht seiner Regierung verkündigte, eine kleine Seemacht abzusenden, um die Beobachtung des Vertrags von 1818 gegen amerikanische Fischer zu erzwingen. Der Vertrag von 1818 enthält einen Paragraph, worin von Seiten der Vereinigten Staaten jedes Recht auf die Fischerei in nordamerikanisch-britischen Gewässern innerhalb dreier Seemeilen von den Küsten der Baien an aufgegeben wurde. England behauptete nun, daß jede Bai demnach den Amerikanern verschlossen sei, u. daß dieselben erst 3 Meilen von einer Linie, die von den äußersten Endpunkten einer Bai über die Mündung desselben gezogen würde, also thatsächlich auf hoher See, fischen dürften; während die Amerikaner behaupteten, daß ihnen das Recht der Fischerei in jeder Bai von mehr als 6 Meilen Breite zustehe, wenn sie nicht innerhalb dreier Meilen von jedem Ufer kämen. Dazu wurde bekannt, daß amerikanische Fischerfahrzeuge durch britische Kriegsfahrzeuge weggenommen u. von dem britischen Ministerium, ohne eine Notiz zu geben, eine Kriegsflotte nach den Fischereigebieten entsandt worden wäre. Die Administration der Union schickte ebenfalls ein Kriegsdampfschiff nach den britischen Provinzen zum Schutz amerikanischer Fischer, aber die Angelegenheit wurde von der Administration u. der britischen Gesandtschaft zum Gegenstande diplomatischer Verhandlungen gemacht. Eine andere, Aufsehen erregende Frage. war die sogenannte Guanofrage. Diese Frage bezog sich auf das Recht fremder Nationen, Guano auf den Lobosinseln, unweit der Küste von Peru, kostenfrei zu laden. Obgleich die Regierung der Union behauptete, daß die Inseln unbewohnt u. nie unter den Besitzungen od. Colonien eines südamerikanischen Staates aufgezählt worden seien, u. daß Bürger der Vereinigten Staaten beschützt werden würden, wenn sie Guano von denselben abholten, so erwies sich doch im Verfolg darüber gepflogener diplomatischer Verhandlungen, daß Peru rechtmäßige Besitzerin jener Insel sei, u. die Regierung der Union erkannte ihren Irrthum an, u. so wurde die Sache in freundschaftlicher Weise erledigt. Durch die auf Cuba sich kundgegebenen Zeichen einer bevorstehenden Empörung. war der dortige Generalcapitän so mißtrauisch auf alle, welche von den Vereinigten Staaten kamen, daß er dem Staaten-Postdampfschiff Crescent City in Havanna anzulegen verbot, weil der Zahlmeister des Schiffes, Smith, Berichte über cubanische Angelegenheiten an New Yorker Blätter geschrieben habe. Da Smith aber eidlich versicherte, keine Berichte an amerikanische Zeitungen über cubanische Angelegenheiten geliefert zu haben, so erklärte sich der. Generalcapitän von Cuba damit zufrieden, u. die Sache wurde beigelegt, vgl. Cuba (Gesch.). Am 2. Nov. 1852 fand die neue Präsidentenwahl statt, sie endete mit der Erwählung des demokratischen Candidaten, Franklin Pierce von New Hampshire, zum Präsidenten u. William R. King von Alabama zum Vicepräsidenten, u. zwar mit einer Majorität; wie sie seit den Tagen Monroes u. Jacksons nicht stattgefunden[66] hatte. Am 6. Dec. 1852 begann die zweite Sitzungsperiode des 32. Congresses, u. in seiner Botschaft an dieselbe erklärte sich der Präsident gegen die Einverleibung Cubas u. gegen jede Abweichung von der Non-Interventionspolitik. Von Seiten Englands u. Frankreichs war der Union eine Tripelalliance vorgeschlagen worden, wodurch Cuba für ewige Zeiten der spanischen Herrschaft garantirt, u. genannte drei Mächte jeder Absicht auf den Besitz jener Insel für immer entsagen u. sich verpflichten sollten, allen Versuchen zur Besitzergreifung Cubas durch irgend eine Macht od. irgend ein Individuum entgegenzutreten. Der Staatssecretär der Union hatte auf den Antrag in einer Note vom 1. Dec. 1852 erwidert, daß sie das Übergehen Cubas an irgend eine andere europäische Macht als entschieden gegen die Interessen der Vereinigten Staaten u. die Cubafrage überhaupt als eine rein amerikanische betrachte. Der Präsident verwarf die beantragte Tripelallianz, u. der Congreß beruhigte sich bei dem, was Seitens der Regierung in dieser Beziehung geschehen war. Eine andere Debatte wurde durch die sogenannte Hondurasfrage hervorgerufen. Es waren von den Briten einige Maßregeln in Honduras u. überhaupt in Centralamerika ergriffen worden, woraus man schließen zu können glaubte, daß England in jenen Gegenden eine größere Entwickelung seiner Macht, als die bisherige, bezwecke. Nach gehöriger Instruction aus dem 1850 abgeschlossenen Clayton-Bulwerschen Vertrag kam man zu dem Schlusse, daß während der Nicaraguavertrag jede künftige neue Colonisirung in Honduras durch Großbritannien ausschließe, die vor Abschluß des Vertrags bestehenden Ansprüche Englands (die sich lediglich auf das Recht, Farbehölzerin Honduras schlagen zu dürfen, beschränkten) unverändert bleiben sollen. Ferner bewilligte der Congreß die Mittel zur Erforschung u. Vermessung der angemessensten Straße zu einer Eisenbahn vom Mississippi bis zum Stillen Ocean. Ferner wurde eine Acte angenommen, welche ein neues Territory unter dem Namen Washington-Territory aus allen Theilen des Oregongebietes creirte.

Die Sitzungsperiode schloß am 4. März 1853, an welchem Tage Franklin Pierce sein Amt als Präsident antrat. Um diese Zeit wurde die Aufmerksamkeit der Union wieder durch einige außerordentliche Vorfälle auf Mexico gelenkt. Ein Landstrich, an der Grenze von New Mexico, unter dem Namen Mesillathal bekannt, welcher westlich von Rio Grande liegt u. sich 8 Meilen westlich u. ungefähr 40 Meilen nördlich von El Paso an gerechnet bis zum Gilaflusse ausdehnt, war nach den Vertragsbestimmungen von Guadelupe Hidalgo sowohl von den Vereinigten Staaten als von Mexico beansprucht worden, u. die gemeinschaftliche Grenzcommission wies ihn Mexico zu. Gleichwohl erließ der Gouverneur Lane von New Mexico am 13. März 1850 eine Proclamation, wodurch er Besitz von dem streitigen Gebiet ergriff, um es provisorisch für die Vereinigten Staaten zu behaupten, bis die Grenzfrage von der Regierung entschieden sein würde. Der mexicanische Gouverneur von Chihuahua erließ eine Gegenproclamation, in welcher er die Rechte Mexicos auf das streitige Gebiet wahrte u. das Thal von Mesilla durch Truppen besetzen ließ. Die Vereinigte-Staaten-Regierung setzte kurz nachher den Gouverneur Lane ab, während der amerikanische Gesandte in Mexico die Versicherung gab, daß seine Regierung keine feindseligen Absichten hege. Es wurden indessen im Laufe des Sommers sowohl von Mexico als von Seiten der Vereinigten Staaten starke Truppencorps an den Ufern des Rio Grande concentrirt. Am 18. April 1853 starb der Vicepräsident William R. King; sein Nachfolger wurde der Präsident des Senates, Atchison. Während des Frühsommers wurde eine wichtige Expedition von der Regierung ausgerüstet, um zufolge einer Congreßacte eine Vermessung u. Recognoscirung zu Marine- u. Handelszwecken von solchen Theilen der Behringsstraße, des nördlichen Stillen Oceans u. der Chinesischen Meere aufzunehmen, welche von amerikanischen Wallfischfahrern u. von Handelsfahrzeugen auf ihren Fahrten zwischen den Vereinigten Staaten u. China häufig besucht werden. Im Juni ward eine Convention aus den südlichen Staaten in Memphis in Tennessee gehalten, deren Hauptzweck die Annahme von Maßregeln zur Förderung der Handels- u. Pflanzerinteressen des Südens war. Am 14. Juli 1853 wurde die Industrieausstellung aller Nationen in New York eröffnet, sie war von einer Privatgesellschaft unternommen u. erhielt zahlreiche Beiträge von Kunst- u. Industriewerken, sowohl aus den Vereinigten Staaten als aus fremden Ländern (s.u. Industrieausstellungen). Der Sommer 1853 gelangte zu einer fürchterlichen Berühmtheit durch die gräßlichen Verheerungen des Gelben Fiebers in New Orleans, sowie später in Mobile u. in den Ortschaften am Mississippistrome unweit New Orleans. Ende Juni 1853 kam die Union in einen Conflict mit Österreich. Koßta, ein ungarischer Flüchtling, welcher aus der Türkei zur Zeit von Kossuths Befreiung nach Amerika gekommen war u. in New York seine Absicht erklärt hatte, Bürger der Vereinigten Staaten werden zu wollen, ging nach fast zweijährigem Aufenthalt nach der Türkei u. Kleinasien u. hielt sich eine Zeit lang in Smyrna auf. Der dortige österreichische Generalconsul forderte von dem türkischen Gouverneur von Smyrna die Auslieferung Koßtas, welche aber verweigert wurde, worauf der österreichische Consul am 21. Juni Koßta verhaften u. auf ein österreichisches Schiff bringen ließ. Der amerikanische Consul ging sofort thätig zu Werke, ihn zu befreien. Da erschien plötzlich die amerikanische Kriegscorvette St. Louis vor Smyrna u. drohte mit Beschießung des österreichischen Fahrzeuges. Doch wurde ein feindlicher Conflict vermieden, indem Koßta freigelassen u. nach gegenseitigem Einverständniß des amerikan. u. österreich. Consuls, bis zur Entscheidung in die Obhut des französischen Consulats gegeben wurde. Darnach entspann sich eine diplomatische Correspondenz zwischen den respectiven Gesandtschaften in Constantinopel einer- u. den Cabineten zu Wien u. Washington andererseits. Das Wiener Cabinet beschuldigte den amerikanischen Capitän einer völkerrechtswidrigen Handlung, indem er in einem neutralen Hafen mit seinen Kanonen ein österreichisches Schiff bedroht habe, u. machte ferner auf die gefährliche Einmischung der Vereinigten Staaten in europäische Angelegenheiten aufmerksam, als deren ersten Schritt es diese Koßta-Affaire betrachtete. Die österreichische Gesandtschaft legte Protest beim Präsidenten Pierce ein, u. Rußlands, Preußens, Frankreichs u. Englands Gesandten schlossen sich diesem Proteste an. Die Unionsregierung unternahm es dagegen in einer Note an die österreichische Regierung deren[67] Behauptungen zu widerlegen u. legte darin die Grundsätze des völkerrechtlichen Verkehrs nieder, so weit sie sich auf die Beschützung amerikanischer Bürger u. solcher Personen beziehen, welche ihre Absicht erklärt haben, amerikanische Bürger werden zu wollen.

Das am 28. Nov. 1852 unter Commodore Perry nach Japan abgegangene Geschwader (ein neuer Beweis von der Thätigkeit der Union auf dem großen Meere zwischen Asien u. Amerika nach den Südseeinseln, nach China u. nach Ostindien seit der Eroberung Californiens) war am 8. Juli 1853 bei der Stadt Uraga in den japanischen Gewässern vor Anker gegangen u. nach stattgehabter Verhandlung mit dem kaiserlich japanischen Gesandten in der Stadt Gori Lama fuhr es am 17. aus der Bai von Yeddo heim. Aus der amtlichen Weisung von Seiten der Unionsregierung an den Commodore ging hervor, daß es sich um Errichtung einer regelmäßigen Dampfschiffverbindung zwischen Californien u. China handelte. Die Union hatte in Asien bereits Verträge mit China, Siam, Mascat abgeschlossen, u. Perry hatte den Auftrag erhalten, mit dem japanischen Kaiser einen ähnlichen zu vereinbaren, um den amerikanischen Schiffen in ein od. zwei japanischen Häfen freien Eintritt zu erwirken. Die erste Fahrt hatte nur den Zweck, der japanesischen Regierung die Vorschläge der Union zu überreichen u. anzukündigen, daß die Antwort darauf im nächsten Jahre abgeholt werden würde. Ein für den Völkerverkehr wichtiger Vertrag, der Tehuantepecvertrag (s. Tehuantepec), kam am 21. März 1853 zwischen der Union u. Mexico zu Stande, wonach sich diese versprachen, der Tehuantepecstraße Schutz u. Neutralität nebst Gewähr des zur Ausführung nothwendigen Capitals zu leisten. Indessen führte der Ausbreitungstrieb des Jungen Amerika, welches sein Augenmerk auf die Erwerbung von Cuba, Haiti, St. Thomas, Centralamerika, Owaihi etc. gerichtet hat, neue Verwickelungen mit Mexico herbei. Am 17. Oct. 1853 segelte eine kleine Schaar Freibeuter unter dem Obersten Walker zur Eroberung Sonoras von S. Franciscoin Californien ab, nahm im November La Paz u. erklärte Untercalifornien nach einem glücklichen Gefecht mit mexicanischen Truppen für einen Freistaat unter Oberhoheit der Union; sie wurden aber schließlich gefangen genommen u. nach S. Francisco zurückgeführt, wo man sie gegen Bürgschaft frei ließ. Alles dies geschah, während beide Regierungen über Feststellung der Grenzen der beiderseitigen Gebiete in Unterhandlungen begriffen waren, welche endlich zum Abschluß des sogenannten Gadsdenvertrages (von dem Unionsgesandten Gadsden in Mexico benennt) führten. Vorläufig vom Präsidenten Pierce am 30. Dec. 1853 bestätigt, wurde er nach verschiedenen Abänderungen im Juni 1854 von beiden Regierungen ratificirt. Danach trat Mexico einen bedeutenden Theil der Staaten Chihuahua u. Sonora nebst dem streitigen Thale Mesilla an die Union gegen eine Entschädigung von 10 Mill. Dollars ab; dagegen willigte die Union in die Aufhebung aller bisher an Bürger der Union ertheilter Freibriefe zum Bau der Tehuantepecstraße u. behielt sich nur das Recht der freien Benutzung derselben vor für den Verkehr mit Posten u. Waaren.

Das neue Nebraskaterritorium sachte nicht nur von Neuem den Streit wegen der Sklavenfrage an in Bezug auf die neuen Territorien (Utah, Oregon, Washington, Kansas u. Nebraska), sondern veranlaßte auch, an neue Maßregeln in Betreff der eingebornen Indianer zu denken, denen man bisher im westlichen Gebiete noch einen unangefochtenen Aufenthalt übrig gelassen hatte. Allein die Eroberung von Californien u. die Begründung einer großartigen Schifffahrt im Stillen Meere machte die Ausführung einer Eisenbahn von den östlichen nach den westlichen Küsten der Union durch bisher nur von Indianern durchstreifte Gebiete unerläßlich, deren Ausführung durch die Civilisation der Indianer bedingt zu sein schien. Im Widerspruch mit einem früheren Gesetze von 1819, wonach die Sklaverei in einem Staate od. Gebiete nördlich über 36°30' nördl. Br. liegend niemals eingeführt werden sollte, wurde 1854 ein Gesetz votirt, wonach das Gesetz von 1850 im Betreff der flüchtigen Sklaven auf das Nebraskagebiet u. die übrigen neuen Territorien ausgedehnt u. ihnen, wie früher dem Staate Californien u. dem Gebiete New Mexico, das Recht eingeräumt werden sollte, selbst darüber zu entscheiden, ob da die Sklaverei eingeführt werden solle od. nicht (s.u. Nebraska, Gesch.). Die Folge davon waren Unruhen u. Gewaltthaten, namentlich im Kansasgebiet (s. unten). Commodore Perry schloß auf seiner zweiten Fahrt nach Japan, welche er im Februar 1854 antrat, am 31. März einen Handelsvertrag mit Japan ab, wonach zwei japanische Häfen den amerikanischen Schiffen geöffnet werden sollten, u. zwar Simoda u. Chacodade, um sich daselbst, unter Vermittlung japanischer Commissare, mit Holz, Kohlen, Wasser, Mundvorräthen u. anderen japanischen Waaren zu versehen, auch fremde Waaren einzuführen; vgl. Japan (Gesch.), Auch in China waren die Nordamerikaner thätig, indem sie die chinesischen Aufrührer in der Meinung unterstützten, daß dadurch das evangelische Christenthum Eingang finden u. China der europäischen Civilisation zugänglich werde gemacht werden. So bemächtigten sich zum Schutze der in Schanghai siegreich eingedrungenen Aufständischen großbritannische u. nordamerikanische Truppen des kaiserlichen chinesischen Lagers vor Schanghai am 4. April 1854. Im Übrigen zeigte sich auch in diesem Jahre wieder das Bestreben im Allgemeinen die Union zur Großmacht zu erheben u. bes. in den amerikanischen Angelegenheiten, in Mexico, in Centralamerika, auf dem Isthmus von Panama, in Neugranada, in Ecuador, selbst in Brasilien u. Paraguay eine entscheidende Stimme abzugeben. Es bestanden Mißhelligkeiten mit fast allen Mächten, mit England, Frankreich, Österreich, Spanien, u. selbst Dänemark wurde wegen des Sundzolls angegriffen. Unter diesen Umständen war für diese neue Unionspolitik der Orientalische Krieg ein willkommener Bundesgenosse, u. man wünschte nichts sehnlicher, als einen kräftigen Widerstand Rußlands, um den Krieg theils zur Beschäftigung, theils zur Schwächung der beiden großen Seemächte, welche überall hindernd in den Weg traten, möglichst in die Länge zu ziehen. In Beziehung auf Cuba verhinderte zwar die Bundesregierung nachdrücklich jeden Versuch, Freischaaren zur Besitzergreifung jener Insel zu bilden; stellte dabei aber keineswegs in Abrede, daß sie den Wnusch u. die Absicht hege, dieselbe zu erwerben. Im October 1854 kamen sogar die amerikanischen Gesandten für Spanien, Frankreich u. England zu einer Conferenz in Ostende zusammen,[68] um zu entscheiden, ob der Augenblick für die Union gekommen sei, sich Cubas zu bemächtigen. Mit der Argentinischen Conföderation u. den Republiken Uruguay u. Paraguay wurden Verträge über die freie Schifffahrt auf dem La Plata abgeschlossen u. mit Brasilien Verhandlungen angeknüpft, um die gleiche Freiheit auf dem Amazonenstrome zu erlangen. In Bezug auf Centralamerika, wegen der Verbindungswege über seine Landenge von großer Wichtigkeit für die Union, waren neue Mißverhältnisse zwischen ihr u. Großbritannien eingetreten, da man sich über die eigentliche Bedeutung einiger Stellen des Vertrages vom 19. April 1850 in Betreff Centralamerikas nicht einigen konnte. Damit hing auch das Bombardement von San Juan del Norte (Greytown) zusammen, s.u. Nicaragua. Die seit langer Zeit zwischen der Union u. Großbritannien schwebende Frage wegen der Neufundlandfischerei wurde durch einen am 6. Juni 1854 abgeschlossenen u. am 2. Aug. zu Washington ratificirten Vertrag geregelt, welcher zugleich den Handelsverkehr zwischen der Union u. den englischen Colonien in Nordamerika erleichtert. Danach sollten den Bürgern beider Staaten in den betreffenden Gewässern gegenseitig gleiche Rechte u. Vortheile eingeräumt werden. Der Ausbruch des Orientalischen Krieges machte erforderlich, Vereinbarungen über die. Rechte der Neutralen zur See zu treffen. Die Union konnte bei dieser Gelegenheit sich darauf berufen, daß sie zu den ersten Staaten gehört habe, welche den Grundsatz anerkennt u. in völkerrechtlichen Verträgen durchgeführt haben, daß Waaren, welche unter neutraler Flagge segeln, sicher u. unantastbar sind, mit Ausnahme jedoch der Kriegscontrebande. Als daher England u. Frankreich bei Anfang dieses Krieges verkündeten, daß sie denselben Grundsatz, zwar nicht als ein anerkanntes Völkerrecht, sondern nur als einfache Begünstigung für diesen Fall, anerkennen u. aufrecht halten wollten, trat die Union dieser Erklärung nicht nur bei, sondern verlangte die Anerkennung desselben für immer u. machte allen übrigen Regierungen den Vorschlag, hinzuzufügen, daß Waaren von Neutralen auch dann nicht sollten weggenommen werden dürfen, wenn sie auf einem feindlichen Schiffe gefunden würden. Rußland schloß auf dieser Grundlage eine Convention mit der Unionsregierung ab, u. beide Regierungen luden die übrigen Mächte zum Beitritt ein. Als Preußen noch die Aufhebung der Ausrüstung von Kaperschiffen hinzugefügt haben wollte, erklärte sich die Unionsregierung bereit, wenn die europäischen Großmächte als völkerrechtlichen Grundsatz aufstellen würden, daß Privateigenthum auf der See weder von Kaperschiffen, noch von Regierungskriegsschiffen mit Beschlag belegt werden dürfe, auf dieser Grundlage hin mit ohnen eine Vereinbarung abzuschließen; s.u. Neuralität. Die Aufhebung des Sundzolles verlangte die Unionsregierung von Dänemark als ein Recht, da die Erhebung desselben auf Grund eines zwischen den beiden Regierungen im Jahre 1826 abgeschlossenen Vertrages erfolge, dessen Kündigung vorbehalten sei, u. da ein Jahr nach der Kündigung derselbe außer Kraft trete. Die Absicht der Regierung der Union auf Haiti u. den Sandwichinseln Häfen u. feste Niederlassungsorte zu erwerben, wurde von Frankreich u. England vereitelt. Im Innern hatte die Union verderbliche Seuchen, zu Land u. zu Wasser entsetzliche Unglücksfälle u. eine mittelmäßige Ernte zu beklagen, welche die Ausfuhr sehr beschränkte; dagegen entwickelte sich der blühende Zustand der Finanzen immer mehr. Außer 22 Mill. Dollars, welche sich im Staatsschatze befanden, hatten die Jahreseinnahmen 73,549,705 Doll. ergeben, obwohl 241/2 Mill. Doll. auf Schuldentilgung verwandt worden waren. Die Jahresausgaben betrugen nur 51,018,249 Doll. Im Jahre 1854 zeigte sich auch zum ersten Male bei den Beamtenwahlen in den einzelnen Staaten, zu welch bedeutender Macht eine politische Partei gelangt war, welche schon seit längerer Zeit im Stillen gewirkt hatte, die Partei der sogenannten Know-nothings (s.d.). In Zweigvereinen über die ganze Union verbreitet, hielten ihre Abgeordneten eine allgemeine Versammlung in Philadelphia ab u. sprachen offen ihre Grundsätze aus. Sie gelobten, nichts wissen zu wollen (to know nothing) von den bisherigen politischen Parteien, von südlichen u. nördlichen, östlichen u. westlichen Staaten, nichts von deutschen, irländischen, englischen Einwohnern, von Katholiken u. Mormonen, überhaupt für nichts als für Amerika zu wirken; also in allgemeinstaatlichen Angelegenheiten unbeschränkte Rechte der Amerikaner auf Amerika, Beseitigung jeder spaltenden od. sich absondernden Richtung u. in kirchlichen der Protestantismus, waren die drei Hauptpunkte ihres Glaubensbekenntnisses. Sie verlangten dazu beschränkende Gesetze in Bezug auf die Einwanderung, um Bestandtheile von Amerika fernzuhalten, welche nie ganz mit dem eigentlich amerikanischen Wesen verwachsen werden. In New Orleans kam es bald zwischen dieser Partei u. den Irländern zu einem mehrtägigen Kampfe. Ähnliche Auftritte hatten in Missouri, in Ohio u. in Neu-Jersey statt.

Am 12. Mai 1855 erfolgte von Seiten der Union die Kündigung des Sundzollvertrages vom 26. Mai 1826, es wurde aber im Juli 1856 die Verabredung getroffen, daß die Union den Sundzoll in der bisherigen Weise bis zum Juni 1857 fortzahlen wolle, wenn nicht vorher die Angelegenheit auf andere Weise geregelt würde. Mit der Schweiz schloß die Union einen Freundschafts- u. Handelsvertrag, der am 8. Nov. ratificirt wurde. Mit England kam es 1855 zu neuen Differenzen; nämlich der englische Gesandte in Washington, Crampton, u. drei englische Consuln in New York. Cincinnati u. Philadelphia hatten sich bei ungesetzlicher Anwerbung von Truppen für die englische Regierung auf dem Gebiete der Union betheiligt, u. die englische Regierung die deshalb geforderte Genugthuung noch nicht gegeben. Als die englische Regierung dabei beharrte, daß sie keine Ungesetzlichkeit in dem Benehmen ihrer Vertreter in Amerika erblicken könne, aber bemerkte, daß sie nie die Absicht gehegt habe, die Gesetze der Union zu verletzen, antwortete die Unionsregierung am 27. Mai 1856, sie fasse bei der letztern Äußerung zwar Beruhigung, habe aber Crampton seinen Paß übersandt u. den betreffenden drei englischen Consuln die Fortführung ihrer Amtsthätigkeit untersagt, da allerdings Ungesetzlichkeiten vorgekommen seien. Der diplomatische Verkehr zwischen beiden Regierungen erlitt jedoch keine Unterbrechung, da England sich bei dieser Gelegenheit ganz ungewöhnlich nachgiebig zeigte. Der Streit wegen Centralamerika schien sich noch mehr zu verwickeln, nachdem der Präsident am 15. Mai 1856 dem Congreß[69] mitgetheilt hatte, daß die Unionsregierung die neue Regierung des Obersten Walker in Nicaragua nach dem Grundsatze anerkannt hätte, daß jede thatsächlich bestehende Regierung eines Landes anzuerkennen sei, um sich nicht in fremde innere Angelegenheiten zu mischen. Am 26. Juni 1856 erklärte sich die englische Regierung bereit, die Entscheidung der Frage wegen Centralamerika einem Schiedsgerichte anheim zu geben, wenn die eingeleiteten Verhandlungen zu keinem Resultate führen sollten; beseitigte aber den eigentlichen streitigen Punkt, nämlich Englands Verhältnisse zum Staate Honduras u. in der Hondurasbai, dadurch, daß es mit der Regierung von Honduras darüber einen besonderen zufrieden stellenden Vertrag abschloß. Einem in den Pariser Conferenzen am. 16. April 1856 gefaßten Beschlusse zufolge wurden die daselbst festgestellten Bestimmungen über das Recht der Neutralen zur See, über das Capereiwesen u. über das Blockaderecht auch der Unionsregierung zum Beitritt mitgetheilt; die Antwort erfolgte nach den bereits im Frühjahr 1854 von der Unionsregierung ausgesprochenen Grundsätzen. Die inneren Unruhen in den westlichen Staaten wegen der Sklavenfrage dauerten fort. Im Kansasgebiete theilte sich die Bevölkerung von 35,000 Seelen in 30,000, welche gegen, u. 5000, welche für die Sklaverei waren. Trotzdem hatte der gewaltthätig aus Sklavereifreunden zusammengesetzte Gesetzgebende Körper die Einführung der Sklaverei beschlossen, wogegen sich die Mehrheit der Bevölkerung auflehnte. In Folge dessen fielen wiederholt bewaffnete Banden aus Missouri in Kansas ein, zerstörten die Städte Lawrence u. Kansas u. suchten die Sklavereigegner zu unterdrücken, so daß die Unionsregierung sich endlich genöthigt sah, einzuschreiten u. Bundescommissäre zur Erörterung der Verhältnisse hin zu senden. In Californien entwickelten sich aufrührerische Bewegungen, um Californien von der Union zu trennen u. zum selbständigen Staate zu erheben. Es hatte sich unter dem Vorwande, daß die gesetzlichen Behörden nicht im Stande seien, die öffentliche Sicherheit aufrecht zu halten, ein revolutionärer Sicherheitsausschuß gebildet, welcher sich jedoch, als die Bundesregierung Miene machte einzuschreiten, freiwillig auflöste, so daß die Sache keine weiteren Folgen hatte. Im August 1856 beschloß der Congreß eine Bewilligung von 1,100,000 Dollars zur Herstellung u. Unterhaltung der Befestigungen an der Seeküste u. an der Nordgrenze u. eine andere von 11 Mill. Doll. für die Kriegsflotte, wovon 870,000 Doll. zum Bau von schwimmenden Batterien zur Vertheidigung von New York bestimmt wurden.

Am 4. März 1857 trat der neue, durch das Übergewicht der demokratischen Partei gewählte Präsident, James Buchanan (s.d.), seine Functionen an. Er stellte als die Hauptpunkte seines Programms auf: Herabsetzung der Zölle, wodurch der Staatsschatz wohl verliere, aber das Gemeinwohl gewinne, Abstellung der Verschleuderung der öffentlichen Ländereien an Speculanten, Verstärkung der Landesvertheidigung durch Vermehrung der Seemacht u. Herstellung einer Militärstraße nach dem Stillen Meere. Als Erbschaft seines Vorgängers waren ihm, abgesehen von den inneren Wirren, die Differenz mit Neugranada (s.d.) wegen der dort gegen die Verträge erlassenen Schiffstonnen- u. Preßgesetze, die noch schwebenden Verhandlungen wegen des Sundzolls mit Dänemark (welche jedoch bald darauf erledigt wurden, s. Sundzoll), die unklaren Verhältnisse zu Nicaragua u. die Schwierigkeiten mit Spanien wegen Cuba geblieben. Dagegen hatte sich das Verhältniß zu England bezüglich der centralamerikanischen Frage freundlicher gestaltet. Buchanans Politik galt als eine nach innen wie nach außen friedliche, was sich freilich nur in beschränktem Maße bestätigte. Unter den auswärtigen Verwickelungen nahm im Jahre 1857 das Zerwürfniß mit Neugranada die erste Stelle ein, da nach Verwerfung des Ultimatum der Unionsregierung durch die Regierung von Neugranada ein Krieg fast unvermeidlich schien, wie denn auch schon ein bedeutendes amerikanisches Geschwader an den dortigen Küsten erschienen war; doch gelang endlich auch hier eine friedliche Beilegung. Die Verhandlungen mit China wegen des im vorigen Jahre abgelaufenen Handelsvertrages wurden fortgeführt. Im Innern währten die früheren Wirren fort u. wurden durch neue vermehrt. Kansas blieb bei dem erbitterten Kampfe zwischen den Freibodenmännern u. der Sklavenhalterpartei, welche bes. vom Missouri aus unterstützt wurde, der Herd beständiger Unruhen u. Gewaltthätigkeiten, so viel auch sein energischer Gouverneur Walker zu deren Verhinderung that. In den endlich dort stattfindenden Wahlen zur ersten Legislative errangen die Freibodenmänner einen entscheidenden Sieg, wodurch jedoch die Erbitterung der Gegenpartei nur neu genährt wurde. Auch in Ohio fand eine gewaltsame Auflehnung gegen das Gesetz wegen Auslieferung flüchtiger Sklaven statt, welche das bewaffnete Einschreiten der Union erforderte. In New York kamen wegen des neuen Polizeigesetzes fortwährend bedeutende Unruhen vor, indem sich die Stadt- u. die neue Staatspolizei, verstärkt durch allerlei Gesindel, fast täglich Scharmützel lieferten, wozu, ebenso wie in Philadelphia, noch stürmische Arbeiterdemonstrationen in Folge des durch die Geldkrisis herbeigeführten Arbeitsmangels kamen. Abgesehen von dem mit neuer Heftigkeit entbrannten Kriege gegen die Indianer im Westen, der eine Verstärkung der dortigen Truppenmacht nothwendig machte, wurden der Regierung aber die größten Verlegenheiten durch die Zustände im Marmonenstaate (s.d.) bereitet, wo die Heiligen sich der Anstellung von nicht zu ihrer Secte gehörigen Beamten so beharrlich u. gewaltsam widersetzten, daß ein bewaffnetes Einschreiten nicht länger zu umgehen war, was freilich bei der Entlegenheit u. Unzugänglichkeit des Landes u. der hierdurch erforderten Beschaffung einer außerordentlichen Anzahl von Transportmitteln sehr umfassende, zeitraubende u. kostspielige Vorbereitungen forderte; erst gegen Ende des Jahres standen 2000 Mann zum Abmarsch gerüstet bereit. Besonderes Aufsehen machte das Verhalten der Regierung gegen den Freibeuter Walker, welcher, nachdem ihn bei seiner neuen Expedition nach Centralamerika der amerikanische Commodore Paulding am 12. Dec. zur Umkehr gezwungen hatte (s. Nicaragua), nach seiner Ankunft in New York von der Regierung zu Washington bedeutet wurde, daß sie ihn nicht als Gefangenen betrachte, obgleich sie selbst seine Verfolgung angeordnet hatte; allerdings wurde noch nachträglich in New Orleans ein Proceß gegen denselben eröffnet, welcher jedoch mit seiner Freisprechung endigte. Der neue Zolltariff war am 1. [70] Juli in Kraft getreten. Die Wahlen zum Repräsentantenhause thaten das für jetzt noch fortbestehende Übergewicht der demokratischen, dagegen den raschen Verfall der Knownothingspartei dar. Die Präsidentenbotschaft, mit welcher am 7. Decbr. der 35. Congreß zu Washington eröffnet wurde, empfahl die Aufhebung des. Clayton-Bulwer'schen Vertrages in Bezug auf Honduras, jedoch unter Fortbestand des guten Einvernehmens zu England, erwähnte, daß der amerikanische Gesandte in Canton Anweisung zu streng neutralem Verhalten bei den dort ausgebrochenen Feindseligkeiten habe, sprach die höchste Mißbilligung der die Interessen der Nation in Centralamerika gefährdenden Walker'sche Expedition aus, verhieß die Forderung von Genugthuung von der Republik Paraguay wegen mehrfacher Beleidigungen, gedachte der Kansasfrage, jedoch ganz im Sklavenhaltersinne unter Vertheidigung der Gesetzlichkeit der Lecompton-Convention u. kündigte die Ergreifung der strengsten Maßregeln gegen den Mormonenaufstand an, wodurch freilich bei dem ohnehin gedrückten Stande der Staatseinkünfte der Etat des Kriegsdepartements noch mehr belastet werden müsse.

Im Congreß blieb auch i. J. 1858 die Sklavenfrage die brennendste u. veranlaßte die leidenschaftlichsten Debatten, wie es denn selbst ein Beispiel der, in den Einzellegislativen nicht mehr seltenen Schlägereien im Repräsentantenhause gab. Bes. trat die Frage bei den Verhandlungen über die Aufnahme von Kansas als selbständiger Staat in die Union in den Vordergrund. Während in Kansas, wo die Gewaltthätigkeiten fortdauerten u. bes. im Mai zu neuem Blutvergießen führten, die Legislative jede Berufung auf die Lecompton- (Prosklaverei-) Convention als strafbar decretirt hatte, ging im Senat zu Washington die Bill wegen Aufnahme von Kansas, jedoch nur mit der Lecomptonverfassung, durch. Gleiches geschah auch im Repräsentantenhause, hier aber wieder mit der Bedingung, daß die Bewohnerschaft von Kansas selbst über die Annahme dieser Verfassung abstimme, was so viel als diese Verfassung verwerfen hieß; wogegen wieder der Senat den Antrag annahm, daß, wenn dieselbe dort verworfen würde, Kansas bis zur Erlangung der gesetzlichen Einwohnerzahl Territoriumbleiben solle. Unter diesen Wirren wurde die Stellung des Präsidenten eine immer mißlichere; selbst bei seiner eigenen Partei war sein Ansehen tief gesunken. In fast allen wichtigen Fragen blieb sein Cabinet in der Minorität, so auch wegen der Vermehrung der stehenden Armee; sogar die Zustimmung zu den vermehrten Ausgaben wegen des Mormonenkrieges (Deficitbill) wurde im Repräsentantenhause versagt, u. nur nachträglich als eine Nothwendigkeit, aber nicht als Vertrauensvotum für den Präsidenten ertheilt. Dazu wuchsen die Finanzverlegenheiten, so daß der Congreß sich zur Verwilligung von 20 Mill. Dollars fürs Finanzdepartement genöthigt sah, u. die Wiedererhöhung der Einfuhrzölle bereits als dringende Nothwendigkeit bezeichnet wurde. Seit dem Antritt des Präsidenten war die Staatsschuld von 31 Mill. auf 65 Mill. Dollars gewachsen. Unter den in beiden Häusern genehmigten Anträgen befand sich als bemerkenswerth auch der, daß der Regierung von Hannover der Stader Zoll gekündigt werden möge. Minnesota wurde als 32. Staat in die Union aufgenommen. Der Mormonenkrieg fand ein fast unblutiges Ende. Auf die Zusicherung einer allgemeinen Amnestie verstanden sich die Häupter der Mormonen dazu, die Truppen General Johnstons ohne Widerstand in ihre Stadt einziehen zu lassen, die Bundesbeamten in der Ausübung ihrer Befugnisse nicht weiter zu hindern u. den Landesgesetzen Folge zu leisten. Herauf zogen die Truppen am 24. Juni unbelästigt in Neu-Zion ein. Diese vorläufige friedliche Beilegung erschien um so erwünschter, als die Indianer im Westen aufs neue sehr drohend aufgetreten waren u. den Oberst Stepton mit großem Verluste in die Flucht geschlagen hatten, weshalb neue Verstärkungen nach dem Washingtongebiet abgingen u. nach dem Stillen Ocean eingeschifft wurden. Schon am 5. Septbr. endigte hiernach der Krieg mit völliger Niederlage u. Unterwerfung der Indianer. Eine neue Differenz mit England entstand wegen der Durchsuchung amerikanischer Schiffe durch englische Kreuzer vor Cuba nach Sklavenfracht, wurde aber bald gütlichbeigelegt. In der Clayton-Bulwerfrage erklärte eine englisch-französische Note, daß auf den Bestimmungen des Vertrages bestanden werden müssen daß beide Regierungen die von Belly gegründete Gesellschaft (s. Neugranada) behufs der Zwischenmeerpost beschützen würden. Übrigens wurde auch im Senate am Schlusse des Jahres ein Antrag auf Beseitigung des genannten Vertrages verworfen u. damit der Politik des Präsidenten eine neue Niederlage bereitet. Mit Nicaragua (s.d.) trat eine neue, jedenfalls durch französisch-englischen Einfluß genährte Spannung ein, da dessen Regierung die Ratification des Yrissarivertrages bezüglich des Truppentransports über den Isthmus u. der Landung von Truppen auf demselben verweigerte. Noch ernstlicher waren die Zerwürfnisse mit Mexico wegen der von Zuloaga auch von Fremden geforderten Zwangssteuer; in Folge hiervon trat ein förmlicher Bruch der diplomatischen Beziehungen ein, u. der amerikanische Gesandte verließ am 15. Octbr. Mexico. Schon zu förmlichen kriegerischen Rüstungen führten endlich die Streitigkeiten mit Paraguay, von dessen Regierung die Union Abbitte wegen der Beschießung eines amerikanischen Schiffes vom paraguayischen Ufer aus, Entschädigung für die von der South American Navigationcompany erlittenen Verluste (s. Paraguay) u. Ratification des vor sechs Jahren abgeschlossenen Vertrages forderte. Bereits wurden von amerikanischer Seite 13 Dampfer mit einer Landungsarmee ausgerüstet. Als das Ereigniß des Jahres wurde im August die Vollendung des unterseeischen Telegraphen zwischen Nordamerika u. England gefeiert, dessen Wirksamkeit ein Gruß der Königin Victoria an den Präsidenten eröffnete; nur zu bald aber stellte sich das Mißlingen des Unternehmens heraus. Im October brach unter der Leitung eines entlassenen Sklaven, Brown, in Harper's Ferry (Grafschaft Jefferson, Virginien) eine Insurrection der Neger aus, wobei diese das Arsenal überrumpelten u. plünderten. Der Aufstand wurde zwar sehr bald kräftig unterdrückt, rief aber doch in der Union eine bedeutende Aufregung hervor; Brown wurde vor die Geschwornen gestellt, zum Tode verurtheilt u. durch den Strang hingerichtet.

Die Präsidentenbotschaft bei der Neueröffnung des Congresses am 6. Decbr. schilderte die Beziehungen zu Costarica, Nicaragua, Neugranada u. Paraguay als ungünstig u. erklärte bezüglich der Finanzlage, daß die Regierung sich nicht bewogen[71] fühle, die etwa erforderlichen Geldmittel durch eine Anleihe herbeizuschaffen, vielmehr einen neuen (erhöhten) Tarif mit specifischen Zöllen einzuführen wünsche. Als Berathungsgegenstände lagen vor die Stellung zu Mexico u. Centralamerika, nochmals der Clayton-Bulwer-Vertrag, Sklavenhandel u. Durchsuchungsrechte, Erörterung von Entschädigungsansprüchen amerikanischer Bürger an auswärtige Regierungen u. deren Angehörige, im Gesammtbetrag von 50 Mill. Dollars, die Organisirung neuer Territorien (Nevada, Arizona, Dacotah u. Laramie), die große Eisenbahn vom Mississippi nach Californien etc. Doch waren die Congreßverhandlungen von geringerer Bedeutung, obschon der Kampf zwischen Norden u. Süden in gleicher Heftigkeit fortwährte. In beiden Häusern kam der Ankauf von Cuba wieder zur Sprache, u. dem Präsidenten wurden dazu 30 Mill. zur Verfügung gestellt; doch glaubte man hierin nur ein Parteimanöver erblicken zu müssen, indem die demokratische Partei durch dies populäre Schlagwort ihren fort u. fort sinkenden Einfluß neu zu heben suchen wolle. Gegenüber den europäischen Kriegsereignissen, die sehr lähmend auf alle amerikanischen Handelsverhältnisse einwirkten, nahmen die beiden großen politischen Parteien des Landes nicht minder eine entgegengesetzte Stellung ein, die Republikaner, worunter die meisten Deutschen, auf Seiten Österreichs, die Demokraten für Frankreich u. Sardinien. Die Regierung erklärte dabei wiederholt ihre Neutralität gegenüber den kriegführenden Mächten unter Definition der von ihr deshalb beanspruchten Rechte. In Kansas brachen neue Unruhen aus, indem Banden von beiden Parteien das Land plündernd durchzogen, während die Legistative die Sklaverei für immer aufgehoben erklärte. Im Mormonenland fanden beständige, selbst mörderische Angriffe auf die dorthin gesandten Beamten statt, u. die zurückgebliebene militärische Besatzung war dem gegenüber fast gänzlich ohnmächtig. Walker, der am Schlusse des vorigen Jahres auf Befehl des Präsidenten von einer neu vorbereiteten Expedition mit Gewalt zu Mobile zurückgehalten worden war (obschon ein Schiff mit seinen Anhängern entkommen war, dann aber Schiffbruch litt), hatte nichts desto weniger auch gegen Ende dieses Jahres eine abermalige Expedition von Mobile abgehen lassen, die jedoch unterwegs von Seiten der amerikanischen Behörden angehalten u. danach aufgelöst wurde. Die Streitigkeiten mit Paraguay wurden, nachdem das amerikanische Geschwaderbereits in den La Platastrom eingelaufen war u. der Präsident Lopez trotzdem den amerikanischen Forderungen gegenüber große Festigkeit bewiesen hatte, doch endlich friedlich geschlichtet u. dies durch Abschluß eines neuen Handelsvertrages besiegelt. Der Vertrag mit China wurde, nachdem der amerikanische Gesandte sich in Peking eine ziemlich demüthigende Behandlung hatte gefallen lassen müssen, endlich von beiden Seiten ratificirt. Mit England entstand eine neue Differenz wegen der Besetzung der an der Mündung des Frazerflusses an der Grenze von Washington Territory gelegenen Insel San Juan (s.d. 5) durch den amerikanischen General Harney, obschon die Engländer dieselbe stets als ihr Eigenthum erklärt hatten. Die amerikanische Regierung bewies dabei dolle Mäßigung, ließ Harney wegen seines eigenmächtigen Schrittes seines Commandos entsetzen u. zeigte sich bereit, die Streitfrage auf diplomatischem Wege ordnen zu lassen. Bei den Neuwahlen zum Congreß stellte sich zum ersten Male wieder das entschiedene Übergewicht der republikanischen Partei heraus. Überhaupt war neuerdings die Bildung der Parteien wieder eine andere geworden, was bei der herannahenden Wahl eines neuen Präsidenten von großer Bedeutung erschien. Die stärkste Partei war jetzt im Repräsentantenhause die republikanische; außerdem gab es zunächst Demokraten, ferner die antidemokratischen südlichen Knownothings, welche vielfach mit den Republikanern gingen, die demokratischen nördlichen Knownothings u. endlich die sogen. Anti-Lecompton-Demokraten, die wenigstens hinsichtlich der Sklavenfrage mit den Republikanern stimmten. Je mehr aber der Süden somit an Einfluß verloren hatte, um so lauter erhob sich von dort her wieder der Ruf nach Trennung vom Norden, den mau jedoch im Norden als leere Drohung betrachtete. Der Congreß wurde am 5. December eröffnet; alsbald gerieth aber auch das Repräsentantenhaus über die Sprecherwahl in die heftigsten Kämpfe, u. erst am 1. Februar konnte die republikanische Partei ihren Candidaten durchbringen. Die Botschaft des Präsidenten beutete die Ereignisse von Harper's Ferry u. den denselben folgenden Richterspruch wieder ganz im Sinne der Sklavenhalterpartei aus, betonte die Klugheit der gegen China beobachteten Politik, bezeichnete die Beziehung zu allen auswärtigen Mächten, mit Ausnahme von Spanien u. Mexico, als freundschaftlich u. bemerkte hinsichtlich des letzten Staates, daß es kaum eine Form der Unbill gäbe, welche amerikanische Bürger dort nicht erlitten hätten, weshalb der Congreß ein Gesetz votiren möge, welches dem Präsidenten die Vollmacht ertheile, zum Schadenersatz für die Vergangenheit u. zur Sicherung für die Zukunft mit Waffengewalt gegen Mexico vorzugehen.

Besonderes Aufsehen in der Sitzungsperiode von 1860 machte der im Repräsentantenhause gestellte Antrag auf eine gegen den Präsidenten darüber einzuleitende Untersuchung, ob dieser u. seine Beamten nicht durch unredliche Mittel auf die Durchbringung von Gesetzen hingewirkt hätten, wogegen der Präsident feierlich protestirte. Vor seiner Vertagung verwilligte der Congreß noch eine Anleihe von 21 Millionen Dollars, dagegen wurde der neue schutzzöllnerische Tarif, welchen das Repräsentantenhaus genehmigt hatte, vom Senat verworfen. Mit England wurde ein befriedigendes vorläufiges Abkommen dahin getroffen, daß die Insel bis zur definitiven Entscheidung der San Juan-Frage durch eine Grenzregulirungscommission von beiderseitigen Truppen besetzt bleiben solle. Von Bedeutung war ein mit dem mexicanischen Gegenpräsidenten Juarez, welchen die Union als allein berechtigt anerkannte, abgeschlossener Vertrag, wonach die Vereinigten Staaten das Transitorecht über den Isthmus von Rio Grande bis Magellan am Stillen Meere u. von Guyamas bis Arizona unter der Befugniß erwarben, diese Straße mit amerikanischen Truppen zu besetzen, wofür Juarez 40,000 Pfund Sterling u. den Erlaß einer gleichgroßen Schuldsumme erhalten sollte. Der Stellung zu demselben entsprechend war dann die Wegnahme zweier mexicanischer Schiffe durch amerikanische, da dieselben von Cuba kommend, zur Unterstützung des eigentlichen Präsidenten Miramon bestimmt waren. Miramon decretirte hierauf die Confiscation alles amerikanischen Eigenthums in [72] Mexico u. die Ausweisung aller amerikanischen Bürger. Mit Neu-Granada tam endlich der nach seiner Revision nun sogen. Caß-Herran-Vertrag zu Stande. Eine neue Erscheinung war die Ankunft einer japanesischen Gesandtschaft in Washington, um den Besuch u. die Geschenke zu erwidern, die Seitens der Union dem Seogun gemacht worden waren, u. zugleich den nun ratificirten Tractat zwischen beiden Staaten zu überbringen. Inzwischen bewegte die Sklavenfrage noch immer das Land. Während in mehrern Sklavenstaaten, zuletzt in Missouri, Gesetze decretirt wurden, wonach sich kein freier Neger in ihnen aufhalten durfte, u. in Kentucky die Abolitionisten gewaltsam vertrieben wurden, votirten die Legislativen von Kansas u. Nebraska die völlige Aufhebung der Sklaverei, u. Süd Carolina u. Virginien traten wiederum in förmliche Berathung, wie ihre Trennung vom Norden durchzuführen sei. Die hauptsächlichste Bewegung aber verursachte die bevorstehende Präsidentenwahl, für welche allenthalben Conventionen unter den verschiedenen Parteien versucht wurden, wobei sich das Zerfallen der demokratischen Partei u. das bedeutende Übergewicht der republikanischen immer mehr heraus stellte. Als Programm der letzteren wurden folgende Grundsätze aufgestellt: Die Bundesverfassung stellt die Freiheit als Regel auf; wo die Sklaverei besteht, besteht sie nur als Ausnahme kraft particularer Gesetzgebung souveräner Einzelstaaten; von den Territorien ist sie ganz ausgeschlossen; die unter amerikanischer Flagge stattgehabte Wiedereröffnung des Sklavenhandels ist ein Verbrechen, wogegen der Congreß die energischsten Maßregeln ergreifen muß; so lange die erforderlichen Staatsmittel durch Einfuhrzölle aufgebracht werden, ist eine, die Industrie des ganzen Landes fördernde Normirung dieser Zölle erforderlich; eine Beschränkung der Rechte naturalisirter Bürger darf nicht stattfinden; Fluß- u. Hafenbauten, sowie Bau einer Eisenbahn nach dem Stillen Meere durch den Bund. In der darauf folgenden Präsidentenwahl wurde am 6. Nov. der Candidat der republikanischen Partei, Abraham Lincoln (aus Illinois), mit großer Majorität für 1861–65 gewählt. Nach dieser Niederlage der Demokraten begann im Süden wieder die Agitation für die Trennung vom Norden. So drohend sich aber auch die Stimmen für die Losreißung u. für die Selbstconstituirung erhoben, so wird die wirkliche Ausführung in Amerika selbst noch vielfach bezweifelt. Denn zunächst sind von den 15 Sklavenstaaten eigentlich nur in vieren die Separatisten in der Majorität, nämlich in Süd Carolina, Alabama, Florida u. Mississippi, während in den übrigen 11 die Unionsfreunde das Übergewicht haben. Sollte sodann gleichwohl von diesen Staaten die Lostrennung decretirt werden, so ist eine Frage, ob sie dazu berechtigt sind, da die Bundesverfassung so lange im Betreff aller dem Bunde zugewiesenen Functionen oberstes Landesgesetz ist, bis sie in dem von ihr selbst bezeichneten Wege abgeändert wird. Würde der Süden trotzdem sich loslösen, so würde der Norden kaum dazu schweigen, u. ein Bürgerkrieg unvermeidlich sein. Beim Ausbruch eines solchen würden aber diese Staaten nicht allein einen neuen Feind in ihren alten Bundesgenossen nach außen, sondern einen alten, viel mehr zu fürchtenden Feind im Innern, nämlich ihre Sklaven, zu bekämpfen haben, so daß der Ausgang kaum zweifelhaft sein könnte Zwar denken die Separatisten an eine Hülfe von Europa, namentlich von Frankreich, aber es ist die Frage, ob dieses Land bei der jetzigen Lage der Dinge seine Flotte u. Heere nach Amerika schicken wird u. falls es geschieht, ob es gegen die Union, bei deren fester Begründung durch ihre Seemacht auch ohne die südlichen Staaten, einen leichten Stand bekommen u. sichere Aussicht auf einen Sieg haben dürfte. Sollte aber schließlich wirklich die Lostrennung jener Staaten auf irgend eine Weise gelingen, so wird an der Realisirung ihrer Erwartungen gezweifelt; diese sind nämlich Unabhängigkeit von den Nordstaaten u. directer Verkehr mit dem Ausland, namentlich dem Continent. Indeß die südlichen, mehr den Plantagenban treibenden Staaten würden abhängig bleiben von dem mehr mit Ackerbau u. Industrie sich beschäftigenden Norden; u. könnten sie auch direct ihre Producte vortheilhafter nach dem Continent verkaufen u. ihre Bedürfnisse wohlfeiler von dem Continente als über New York beziehen, so würde immer noch die Frage sein, ob eben so schnell, als etwa eine Losreißung, auch ein neuer Handelsweg von ihnen decretirt werden könnte, namentlich hier, wo die Capitalmacht u. der Credit in New York ein alt u. wohlbegründeter ist, was sich von keinem Platze des Südens, selbst nicht von New Orleans, sagen läßt. Wollte man an eine Aufhebung der Eingangszölle denken, so müßte man directe Steuern einführen, welche aber im Süden so unpopulär sind, daß sie sich kaum realisiren lassen od. wenigstens nicht gehalten werden könnten. Das sind die Gründe, weshalb Viele glauben, daß bei alter Lebhaftigkeit der Agitation für die Trennung des Süden vom Norden, dieselbe doch in Überlegung der Folgen unterbleiben, wenigstens so nahe noch nicht bevorstehen wird. Als ein Zeichen dafür gilt auch der Umstand, daß die Zeichnungen zu der letzten von dem Congreß bewilligten Anleihe in der Union selbst die besten Fortschritte nimmt.

Vgl. I. Graham, History of the United States of North-America from the plantation of the British colonies to their independence in 1776, Lond. 1836, 4 Bde.; W. Th. Raynal, Tableau et révolutions des colonies anglaises dans l'Amérique septentrionale, Par. 1787, 2 Bde. (deutsch mit Thom. Payne's Anmerkungen, Berl. 1786); N. C. Sprengel, Geschichte der Revolution in Nordamerika, Heidelb. 1786; F. Soulés, Histoire de troubles de l'Amérique anglaise, Par. 1787–88, 4 Bde.; D. Ramsay, History of the revolution in (North-) America, Lond. 1790, 2 Bde., 3. A. Philad. 1818 (deutsch Berl. 1794 f., 4 Bde.); Marshall, History of the colonies and life of Washington, Philad. 1804, 5 Bde., n.A. 1832; Sanderson, Lives of the signers of the declaration of independence, Philad. 1823–27, 12 Bde.; I. Pitkin, Civil and political history of the United States to 1797, Newhaven 1828; Holmes, Annals of America, Cambr. 1829, 2 Bde.; K. L. Kufahl, Geschichte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berl. 1832 f., 3 Bde.; W. Hinton, History and topography of the United States, Lond. 1832, 2 Bde.; Diplomatic correspondence of the United States from 1783 to 1789 (officiell herausgegeben), Washington 1833, 7 Bde.; Bancroft, History of the United States, Boston 1834–39, 3 Bde., 9. A. 1845[73] (deutsch von Kretzschmar, Lpz. 1845, 3 Bde.), u. Aufl. 1858 ff., 8 Bde.; Wheeler, History of Congress, New York 1848 ff.; Talvj, Die Colonisation von Neu England, Lpz. 1847; Löher, Geschichte u. Zustände der Deutschen in Nordamerika, Cincinnati 1847, 2. A. Göttingen 1854; Frost, Remarkable events in American history, Philadelphia 1848; Derselbe, Geschichte der Vereinigten Staaten, ebd. 1857; Kapp, Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten, Hamburg 1860; K. Stettmann, Geschichte des Ursprungs, Fortgangs u. der Beendigung des Amerikanischen Kriegs, Berlin 1795, 2 Bde.; W. Gordon, History of the American War, Lond. 1788, 4 Bde.; C. Botta, Storia della guerra dell' indipendanza degli stati uniti d'America, neueste Aufl. Tur. 1833, 5 Bde. (französisch mit Vorrede von L. de Sevelinges, Par. 1812 f., 4 Bde.); Allen, History of the American Revolution, Boston 1821; The diplomatic correspondence of the American Revolution, herausgegeben von Sparks, Boston 1829, 12 Bde.; Leboucher, Histoire de la guerre de l'indépendance des Etats-Unis, Par. 1830, 2 Bde.; Bancroft, History of the American Revolution, New York 1850 ff. deutsch von Kretzschmar, Lpz. 1852, u. von Drugulin, Lpz. 1853).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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