Sardinische Monarchie [2]

Sardinische Monarchie [2]

Sardinische Monarchie (Gesch.). Die S. M. od. das Königreich Sardinien besteht als solches erst seit dem Vertrage vom 24. August 1720, wo die Insel Sardinien u. das frühere Herzogthum Savoyen (seit 1713 Königreich) unter König Victor Amadeus I. zu einem Reiche vereinigt wurden, die frühere Geschichte s. daher unter Sardinien (Gesch.) u. Savoyen (Gesch.). Victor Amadeus I. legte die Regierung 1730 zu Gunsten seines Sohnes Karl Emanuel I. (III.) nieder, wollte aber bereits nach Jahresfrist, verleitet durch die Marquise S. Sebastian (s.u. Depigno), mit welcher er insgeheim vermählt war, sich der Regierung wieder bemächtigen; indeß er wurde verhaftet u. bis an seinen Tod 1732 gefangen gehalten. Mit Frankreich schloß Karl Emanuel 1733 ein Bündniß gegen Österreich, übernahm den Oberbefehl des vereinigten französischen u. sardinischen Heeres, besiegte im Polnischen Thronfolgekriege (s.d.) die Österreicher am 29. Juni 1734 bei Parma u. am 19. September bei Guastalla, eroberte ganz Mailand u. erhielt im Wiener Frieden von 1735 die mailändischen Provinzen Novara u. Tortona u. die [904] Herrschaften San Fidele, Torre di Torti, Graveto u. Campo maggiore. In dem Österreichischen Erbfolgekrieg war er abermals mit Frankreich verbündet, weil er das Herzogthum Mailand zu erhalten hoffte; da er aber sah, daß Frankreich dieses Land Spanien zuwenden wollte, so schloß er durch den Wormser Vertrag vom 17. September 1743 ein Offensivbündniß mit England u. Österreich u. machte sich zu Stellung eines Heeres von 45,000 M. verbindlich, wofür er von England jährlich 200,000 Pfd. Sterl. Subsidien, von Österreich aber die Grafschaft Anghiera mit Vige Vanasco, einen Theil des Fürstenthums Pavia, die Herrschaft Bobio u. Piacenza abgetreten erhielt. Der Infant Don Philipp brach mit einem spanischen Heer in Savoyen ein u. eroberte Chambery; Karl Emanuel aber trieb einen Theil des feindlichen Heeres über die französischen Grenzen, den andern bis Mirandola, welches er eroberte, u. als die Spanier aufs Neue vordrangen, besiegte er sie am 5. März 1744 in der Schlacht bei Campo Santo. Abermals drangen von zwei Seiten neue Heere ein, trieben den König aus seinen Verschanzungen bei Villafranca u. belagerten Coni, eroberten 1745 Tortona, Piacenza, Alessandria u. Valenza u. schlugen am 27. September das österreichisch-sardinische Heer bei Basiguana. Seit der Einnahme von Asti am 8. März 1746 wendete sich das Glück den sardinischen Waffen zu, der König schlug am 16. Juni die Feinde bei S. Antonio, unweit Piacenza, in einer Hauptschlacht, vertrieb die Spanier u. Franzosen aus Savoyen u. fiel in die Dauphiné u. in die Provence ein; in dem Frieden zu Aachen 1748 wurde ihm Alles bewilligt, was Österreich ihm versprochen, für seinen Theil von Piacenza erhielt er aber eine Summe Geldes. Von nun an regierte Victor Amadeus in Frieden fort. 1752 schloß er einen vortheilhaften Grenz- u. Handelsvertrag mit Mailand; 1754 traten ihm die Genfer ein Gebiet ab, um den Streit wegen der Landeshoheit über Genf mit ihm zu endigen. Er ließ eine Heerstraße von Nizza nach Coni bauen, einen schiffbaren Kanal graben u. erklärte Nizza u. Villafranca für Freihäfen. Ein neues Gesetzbuch, das Corpus Carolinum, ließ er 1770 bekannt machen, die Güter der Geistlichen unterwarf er der Besteuerung, die geistlichen Stellen in seinem Lande besetzte er selbst u. unterwarf die im Lande zu publicirenden päpstlichen Bullen seiner Genehmigung u. das Heer hielt er stets in einem musterhaften Zustande. Er st. 20. Febr. 1773. Unter seinem Sohne Victor Amadeus II. (III.), welcher mit weniger Herrschertugenden ausgerüstet war, verlor das Heer seine moralische Stärke u. die Finanzen verfielen. Da Victor Amadeus als der Schwiegervater der Brüder des Königs Ludwig XVI. von Frankreich, sobald die Jacobiner während der Französischen Revolution in Frankreich das Übergewicht erhielten, den französischen Gesandten aus dem Lande verwies, brach gleich darauf im October 1792 ein französisches Heer unter Montesquiou in Savoyen u. Nizza ein. Die sardinischen Truppen leisteten keinen Widerstand, u. Savoyen u. Nizza wurden als zwei neue Departements der Französischen Republik einverleibt. Der König schloß nun am 25. April 1793 einen Vertrag mit England, welches ihm jährlich 200,000 Pfd. Sterl. Subsidien zahlte, wofür er ein Heer von 50,000 Mann unterhalten sollte. Ungeachtet dieser Hülfsgelder u. obgleich der Papst die Einziehung einiger Klöster gestattete, wurde doch das Volk mit schweren Abgaben belastet u. daher die Unzufriedenheit allgemein. Bald wichen die Franzosen aus Savoyen, aber 1794 drangen wieder sechs französische Heeresabtheilungen über die Gebirgspässe in Savoyen ein, ohne jedoch große Fortschritte zu machen, u. 1795 wurden sie mit Hülfe Österreichs zurückgetrieben. Aber bald erschienen zwei neue französische Heere unter Scherer u. Kellermann; vom 23._– 25. November schlugen sie zwei österreichisch-sardinische Heere u. bezogen 1795 bei Finale u. Savona Winterquartiere. 1796 übernahm Bonaparte den Befehl des französischen Heeres, erfocht am 12. u. 14. April die Siege bei Montenotte u. Millesimo, worauf Amadeus am 28. April einen Waffenstillstand schließen mußte, welchem am 18. Mai der Friede zu Turin folgte, in dem er Savoyen, Nizza, Tenda u. Breglio an Frankreich abtrat. Aus Kummer hierüber st. der König 16. Oct. 1796. Sein Sohn Karl Emanuel II. (IV.) bot alle Kräfte auf, um dem zerrütteten Staate wieder aufzuhelfen u. die Gewalthaber in Frankreich sich günstig zu erhalten; u. wirklich verhießen ihm, als die Ligurische Republik ihm im Frühjahre 1798 den Krieg erklärte, die Franzosen ihren Schutz, ließen sich aber dafür am 28. Juni die Citadelle von Turin einräumen u. erklärten selbst ihm am 6. December den Krieg unter dem Vorwande, daß er feindliche Pläne gegen sie hege, u. zwangen ihn am 9. December zur Entsagung aller seiner Besitzungen auf dem Festlande von Italien. Der König, welcher bereits am 9. December Turin verließ, zog zuerst nach Livorno u. darauf nach Sardinien, wo er im März 1799 eintraf u. noch vor der Landung eine Protestation gegen seine erzwungene Verzichtleistung auf Savoyen u. Piemont erließ.

In Piemont wurde nun Alles nach französischem Fuße umgeformt. Viele, denen die neue Regierung nicht anstand, wanderten aus; Andere, als alte Anhänger der vorigen Regierung bekannt, erlitten von der neuen mancherlei Bedrückungen u. Verfolgungen; das Land wurde durch Parteiungen zerrüttet, u. da Handel u. Gewerbe völlig darnieder lagen, trat Elend u. Hungersnoth ein, welche noch wuchs, als im Mai u. Juni 1799 ein russisch-österreichisches Heer eindrang u. Savoyen den Franzosen wieder entriß. Die frühere Regierung wurde nun wieder hergestellt u. von Österreich verwaltet, doch wurden die Franzosen nach der siegreichen Schlacht von Marengo, am 14. Juni 1800, wieder Herren im Lande. Karl Emanuel II. lebte unterdessen in Sardinien, lehnte aber beharrlich das Anerbieten Bonapartes ihm Piemont zurückzugeben, wenn er Savoyen u. Nizza förmlich abtrete, ab u. überließ am 4. Juni 1802 die Krone seinem Bruder Victor Emanuel. Am 11. September 1802 erfolgte die Vereinigung Piemonts mit Frankreich, es wurde in sechs Departements getheilt u. die Stellen mit Männern von gemäßigten Grundsätzen besetzt. Nach Napoleons Sturz wurden die ehemals sardinischen Besitzungen auf dem Festlande von Frankreichs Herrschaft frei u. kamen wieder unter die Herrschaft ihrer alten Fürsten. Zwar blieb noch ein Theil von Savoyen bei Frankreich, doch wurde auch dieser in dem zweiten Pariser Vertrage am 20. November 1815 zurückgegeben. Auch erhielt Sardinien die Souveränetät über Monaco, trat aber dafür Carouge u. Chesne an Genf ab, dagegen wurde es[905] durch den Wiener Congreß mit dem Gebiet des Freistaates Genua vergrößert u. solches ihm unter dem Titel eines Herzogthums eingeräumt.

Der König Victor Emanuel I. kehrte schon am 20. Mai 1814 nach Turin zurück; seine Günstlinge, der Graf Robogent, Abbé Botta u. die Königin ließen möglichst Alles wieder auf den alten Fuß herstellen, stifteten neue Klöster, vermehrten die Einkünfte der Geistlichkeit, beriefen Jesuiten wieder ins Land, erließen strenge Verfügungen, stellten in der Rechtspflege mehre veraltete Formen her u. beschwerten den Handel durch hohe Zölle. Unzufriedenheit war hiervon die Folge. Zwar nahm der König auf Rath des Ministers des Innern, Grafen Balbi, manche verletzende Maßregel zurück, so 1818 die bereits verfügte Einziehung der unter der französischen Regierung verkauften Kron- u. Kirchengüter; doch beruhigte dies die Gemüther keineswegs, dagegen fanden die Grundsätze der Carbonari schnellen Eingang in die sardinischen Provinzen; es entstanden geheime Verbindungen, welche durch spanische Emissäre genährt wurden u. die Annahme der spanischen Constitution projectirten u. sich als Endziel die Vertreibung des fremden Einflusses, bes. der Österreicher, aus Italien setzten. In solche Verbindungen ließ sich auch ein Theil des Adels u. der Armee ein u. bereitete die Piemontesische Revolution vor. Auf das Gerücht, daß die Österreicher die Truppen entwaffnen u. das Land besetzen wollten, brachen am 9. März Abends die Militäraufstände zu Alessandria, wo die spanische Constitution ausgerufen u. eine Junta errichtet wurde, u. am 10. März zu Fossano u. Tortona aus. Der König eilte sogleich von Villa Moncalieri nach Turin u. ermahnte zur Ruhe; doch schon am 11. März brach der Aufstand auch in Turin aus, 200 Studenten sammelten sich, verleiteten die Truppen zum Abfall, bemächtigten sich am 23. März der Citadelle u. pflanzten die sardinischen Farben (blau, weiß u. schwarz) auf. Vergebens suchte der Prinz Karl Albert von Savoyen-Carignan, welcher der Verschwörung wahrscheinlich nicht fremd war, in der Citadelle den Sturm durch seine Gegenwart zu beschwören u. den Aufstand durch Waffengewalt zu erdrücken Diese Vorgänge bestimmten den alten König in der Nacht auf den 13. März die Krone zu Gunsten seines Bruders Karl Felix niederzulegen u. eiligst nach Nizza abzureisen. Da aber Karl Felix abwesend war, so strömte das Volk am 14. März Morgens zu dem Palast des Prinzen Karl Albert von Savoyen-Carignan u. bewog diesen zur Übernahme der Regierung. Der Prinz erkannte die proclamirte Constitution u. die provisorische Junta zur Versammlung des Nationalparlaments an, worauf ein anderes Ministerium, an dessen Spitze Ferdinand del Pozzo als Minister des Innern stand, eingesetzt, die vorgegangene Regierungsveränderung den Provinzen mitgetheilt u. die Errichtung einer Nationalgarde befohlen wurde. Indeß der König Karl Felix gab von Modena unter dem 16. April eine Erklärung, wodurch er zwar die Regierung übernahm, vorausgesetzt, daß sein Bruder völlig frei der Krone entsagt habe, zugleich aber alle Theilnehmer an der Bewegung für Aufrührer erklärte u. die angenommene Constitution gänzlich mißbilligte u. die Unterthanen aufforderte sich ihr zu widersetzen. Diese Erklärung u. die des zum Mitgliede der neuen Junta ernannten Cardinals Marozzo, welcher diese Stelle nicht annahm, sondern sich zu Karl Felix begab, um zwischen ihm u. dem Prinzen von Carignan als Vermitler aufzutreten, öffnete dem Prinzen die Augen; dieser selbst fiel von der constitutionellen Sache ab, sendete seine Familie nach Nizza u. reiste in der Nacht auf den 22. März plötzlich, ohne es der Junta anzuzeigen, nach Novara ab, wo der Graf Saliero della Torre die Truppen treu zu erhalten gewußt hatte. Mit dem Prinzen verließen zwei Chevauxlegersregimenter u. eine Division Artillerie die Sache der Revolution. Karl Felix hatte währenddem drei provisorische Militärgouverneurs in Savoyen, Genua u. dem übrigen Festlande ernannt u. ihnen unumschränkte Macht ertheilt; die Geistlichkeit wurde aufgefordert zur Unterdrückung der Revolution beizutragen, der Graf della Torre erließ von Novara aus Proclamationen u. der Prinz von Carignan andere in gleichem Sinne, worin er sein Benehmen entschuldigte. Dagegen zeigte sich bei den Insurgenten die größte Verwirrung; der Abfall des Prinzen von Carignan u. die Fortschritte der Österreicher gegen Neapel erschreckten Alle, ausgenommen die kühne Jugend, welche noch an der Revolution hing, die übrigen dachten nur auf die eigene Rettung. Die Turiner Junta erklärte nur so lange ihre Functionen fortsetzen zu wollen, bis ihr andere Befehle vom König od. dem Prinzen von Carignan zukämen, u. nur der Form wegen wurden in allen Provinzen politische Chefs mit großer Gewalt ernannt; die Junta zu Alessandria suchte dagegen die Revolutionärs bei gutem Muthe zu erhalten, aber bereits gingen ganze Truppentheile zu den Königlichen über, u. in Turin geriethen die Soldaten von beiden Parteien zu offenem Handgemenge. Als nun die österreichische Armee, 20,000 M. unter Bubna bei Pavia u. 22 Regimenter uuter Klebersberg u. Wittgenstein, in der Lombardei immer drohender wurde u. das königliche Heer unter della Torre bei Novara schon auf 6000 M. gewachsen war, wagten 4000 Insurgenten unter den Obrist Regis am 6. April einen Zug gegen Novara um diesen Platz zu überfallen u. durch die Überraschung einen Theil der Armee zu bewegen ihre Sache zu ergreifen. Della Torre hielt indessen Regis den 7. April Abends vor dem Thore Novaras mit Unterhandlungen hin u. entbot indessen den General Bubna zu seiner Hülfe. Dieser erschien auch den 8. April gegen Morgen, u. sogleich eröffneten die Königlichen das Artilleriefeuer von den Wällen Novaras, worauf sich die Insurgenten, verfolgt von den Königlichen u. den Österreichern, in Verwirrung über Turin nach Alessandria zurückzogen. Am 10. April wurde Turin, wo die Citadelle nur von unkriegerischer Nationalgarde bezogen worden war, welche sogleich die Waffen ablegte, von den Königlichen besetzt. Gleichzeitig hatte Bubna die Stellung von Casale besetzt u. erschien am 11. April vor Alessandria, u. auch von hier enteilten die Trümmer des Insurgentenhaufens, unter Generl Arsaldi nach Genua. In Genua war die Nachricht von der Revolution ziemlich kühl aufgenommen worden, u. nur als matt vernahm, daß der König die Constitution nicht an- u. der Prinz von Carignan nicht weiter an der Revolution Theik nehme, kam es zu einigen unruhigen Auftritten zu Gunsten derselben. Eine Verwaltungscommission wurde nun ernannt u. Militär u. Nationalgarde vereinigt, als jedoch die Kunde von der Niederlage der Insurgenten einlief, bat man den Gouverneur[906] de Geneys die Regierung wieder zu übernehmen. Noch weniger hatte die Revolution auf Savoyen eingewirkt, wo der Gouverneur Salmour d'Andezeno die Ordnung erhielt. Der Aufstand war nun gedämpft, eine Menge der Insurgenten wurde verbannt, andere verließen freiwillig das Land. Unter dem Schutze des österreichischen Heeres, welches bis zum Herbst 1823 zur Aufrechthaltung der Ruhe im Land verblieb, fand nun eine consequent durchgeführte Reaction Statt; 1826 erging eine Verfolgung über die Protestanten, welche sich in Turin u. in u. um Pinerolo niedergelassen hatten, die alle bis zum Ablauf des Jahres 1827 ihre Grundstücke verkaufen u. sich entfernen mußten; auch die Waldenser erfuhren neue Bedrückungen, welche erst auf die Vorstellungen Preußens u. Englands eingestellt wurden. 1828 kam es wieder zu unruhigen Bewegungen in Piemont u. Savoyen, mehre Personen wurden verhaftet, die Festungen Piemonts in den Vertheidigungszustand gesetzt u. ein Truppencorps gegen die französische Grenze zusammengezogen. Karl Felix st. den 27. April 1831 u. mit ihm erlosch die ältere Linie des Hauses Savoyen.

Ihm folgte Karl Albert, bisher Prinz von Savoyen-Carignan (s. Sardinische Monarchie, Genealogie), welcher nach Beschwichtigung der Revolution bis 1824 in Paris gelebt hatte u. erst 1824 nach Turin zurückgekehrt war. Er fand die sardinische Armee gegen Frankreich in Bereitschaft, wo die Julirevolution 9 Monate zuvor ausgebrochen war, den Staat in Finanzverlegenheit u. die Unterthanen in ziemlicher Aufregung über das herrschende. Regiment, in Genua zudem deshalb, daß es eine Provinz des Landes geworden war. Karl Albert änderte in der bisherigen Regierungsweise nichts, bes. da der Adel u. die Geistlichkeit einen großen Einfluß in der Armee u. Regierung hatten. Mit Frankreich stand seine Regierung in sehr gereizten Verhältnissen, wie sie denn 1832 die Flucht der Herzogin von Berry aus Schottland nach Italien u. auf einem sardinischen Dampfschiff nach Marseille, um von hier aus nach der Vendée zu gehen, im Stillen begünstigte. Im Nov. 1833 wurde eine Verschwörung in Turin eutdeckt u. von den in dieselbe Verwickelten 14 junge Leute, meist Subalternoffiziere u. Unteroffiziere, hingerichtet, andere zu harten Strafen verurtheilt. Bald darauf explodirte der Savoyerzug, welcher, von der Schweiz ausgehend, den Zündstoff in Savoyen u. Piemont zur Flamme anfachen wollte. Die Anstifter dieses Aufstandes, geflüchtete Polen u. vertriebene Italiener, Deutsche u. Schweizer, hielten einen Kriegsrath, an welchem die ehemaligen Generale, der polnische Roman Soltyk, der französische Damas u. der spanische Vigo, auch Mazzini Theil nahmen, wo der Einfall in Savoyen beschlossen u. der ehemalige General Ramorino (s.d.) zum Anführer bestimmt wurde. Man hoffte nämlich in Piemont das Volk zum Aufstand aufreizen, später Unterstützung in Frankreich finden u. von da aus die Revolution weiter verbreiten zu können. Ende Jan. 1834 sammelten sich die Unzufriedenen in Carouge u. am nördlichen Ufer des Genfersees, wurden hier bewaffnet u. in zwei Colonnen getheilt, von denen die eine in Savoyen eindringen, Fort St. Julien u. Annecy nehmen u. sich mit der anderen, über les Echelles nach Chambery vordringenden vereinigen u. dann gemeinschaftlich nach Piemont marschiren sollte. Der Einschiffung von 160 Polen, 33 Deutschen u. 15 Italienern unter Rauschenplatt, später unter dem Polen Grapski, u. der von 113 Polen unter Stolzmann widersetzten sich aber am 31. Jan. u. 1. Febr. die genfer u. waadtländer Cantonsbehörden u. hinderten dieselben an der Überfahrt. Am 1. Febr. brachen auch 400 Mann Italiener, Polen u. Franzosen in drei Colonnen unter Ramorino von Carouge nach der savoyschen Grenze auf, überschritten dieselbe, besetzten einige Dörfer u. hoben einige Posten Gendarmen auf, fanden aber nur wenig Zulauf u. zogen am Abend, als sich das Gerücht von dem Anmarsch der Regierungstruppen verbreitete, auf das Genfer Gebiet zurück. Am 3. Febr. Nachmittags drangen auch etwa 200 Italiener u. Franzosen, welche von den Vorgängen nicht unterrichtet waren, aus dem französischen Departement Isère bei les Echelles über die savoysche Grenze u. nahmen eine Carabinierskaserne, aber der Commandirende von Pont de Beauvoisin überfiel sie in der Nacht mit 50 Mann u. jagte sie auf französisches Gebiet zurück. So endetediese abenteuerliche Unternehmung. Die Überreste der Colonnen verliefen sich u. wurden endlich auf Antrag der auswärtigen Gesandten aus der Schweiz verwiesen.

Die herrschende Partei in der Sardinischen Monarchie fand durch diesen Sieg ihrer Sache um so mehr Anlaß auf ihrem System zu beharren, die strengsten Maßregeln fanden an der Grenze statt u. die Universität in Turin wurde den 18. Ang. 1834 geschlossen u. in sieben kleinere Städte als Hülfsuniversitäten vertheilt. Dennoch wurde 1836 wieder eine neue Verschwörung von etwa 30 jungen Leuten entdeckt, welche sogleich zur Hast gebracht wurden. 1835 u. 1836 herrschte die Cholera in Genua, Coni, Villafranca u. Turin. Mit Frankreich traten 1835 bessere Verhältnisse ein, indem die sardinische Regierung die Ausweisung einiger geflüchteten Anhänger der älteren Bourbons aus seinen Staaten vollführte. Wegen eines gescheiterten Heirathsprojectes der Königin Marja da Gloria von Portugal mit dem Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan, brachen 1835 ernste Differenzen mit Portugal aus; Karl Albert befahl dem portugiesischen Gesandten Sardinien unverzüglich zu verlassen, u. Portugal brach alle Handelsverbindungen mit Sardinien freilich zum großen Nachtheil Genuas, ab; doch wurden diese Differenzen durch die Großmächte 1836 gehoben, aber der diplomatische Verkehr erst 1842 wieder hergestellt. Nachdem in Spanien Ferdinand VII. 1833 gestorben u. ihm seine Tochter Isabella laut Testament ihres Vaters unter Vormundschaft ihrer Mutter gefolgt war, hatte sich der König Karl Albert, im Einverständniß mit einigen anderen italienischen Herrscherfamilien, geweigert Isabella anzuerkennen u. durch Aufnahme der Prinzessin von Beira, welche mit den Kindern des Don Carlos nach Savoyen geflüchtet war, für dieselben sein lebhaftes Interesse an der Carlistischen Sache bethätigt. Dies führte zu Differenzen mit der spanischen Regierung; 1836 wurde den beiderseitigen Consuln das Exequatur von ihren Regierungen entzogen u. die Häfen den Schiffen der anderen Macht geschlossen; erst Nov. 1839 wurde die Handelsverbindung mit Spanien wieder hergestellt u. der Hafen von Genua spanischen Schiffen wieder geöffnet. Die Revolutionen in den Cantonen Tessin u. Wallis 1839 u. 40 erschwerten den Grenzverkehr mit der Schweiz eine[907] kurze Zeit lang. 1842 wurde eine Amnestie für die Theilnehmer an der Revolution von 1821 erlassen. Für das materielle Wohl des Innern hatte die sardinische Regierung schon längere Zeit gesorgt u. noch höhere Sorgfalt entwickelte sie jetzt für dieselbe. Ein Postvertrag mit Frankreich wurde 1839 geschlossen, eben so ein Handelsvertrag mit Frankreich, ferner 1840 über besonderen Verkehr, 1839 trat die sardinische Regierung dem Englisch-Türkischen Handelsvertrag bei, gleiche wurden geschlossen 1842 mit den Niederlanden, 1843 mit Uruguay u. Frankreich, 1844 mit Dänemark, Österreich u. den Hansestädten; Landstraßen wurden angelegt u. deshalb für Sardinien eine Anleihe von 4 Mill. Francs gemacht, die neue Karl Albertsstraße 1843 angelegt, bei Lacaille in Savoyen eine Drahtbrücke gebaut u. ein Kanal zur Fahrt für die Lyoner Dampfschiffe aus der Rhône nach dem Bourgetsee gegraben; das Decimalsystem 1844 auch auf Maße u. Gewichte ausgedehnt u. eine Depositen- u. Escomptebank 1845 gegründet. Das Land war ruhig bis auf eine vorübergehende Unordnung 1843 in Rumilly, auch die auswärtigen Angelegenheiten ordneten sich gut; die Differenz mit Frankreich Anfangs 1845, theils wegen des Anschlusses Sardiniens an Österreich, theils wegen des größeren Einflusses, welchen Frankreich an den Küsten des Mittelmeeres prätendirle, wurden leicht gelöst; als Österreich 1846 die Eingangszölle auf piemontesische Weine erhöhte, wurden die Zölle auf Sardiniens Reclamation 1847 wieder aufgehoben, wogegen Sardinien, als sich nach der Inthronisation des Papstes Pius IX. allerwärts in Italien Stimmen für nationale Freiheit erhoben, auf Österreichs Wunsch sowohl die Censur verschärfte, als auch die liberalen toscanischen Journale verbot. Indeß die Nachbarschaft Toscanas, wo der Großherzog freisinnige Institutionen eingeführt hatte, wirkte immer aufregender in Sardinien, bes. wurde bereits die Stimmung in Genua von Tag zu Tag schwieriger (hier wurde am 8. Sept. bei Gelegenheit der Feier der päpstlichen Amnestie das sogenannte Balillafest [s. Balilla] in excentrischer Begeisterung begangen) u. im ganzen Lande gegen Österreich, welches man als den Vertreter der illiberalen Regierung ansah u. dessen Einfluß in Italien man brechen wollte, von Tag zu Tag gereizter. Indeß hielt sich die Regierung von Sardinien in ihrem Verhältniß zu Österreich noch passiv; den ersten Schritt zum Bruche mit Österreich that sie durch den Anschluß an die päpstliche Protestation gegen die 15. Aug. 1847 erfolgte Besetzung Ferraras durch österreichische Truppen. Darauf betrat der König, auf der einen Seite gedrängt durch die Demonstrationen für den Papst u. gegen Österreich, auf der anderen Seite gereizt von der Hoffnung, das bisher von Österreich behauptete Primat über Italien für Sardinien zu gewinnen, seit Ende October ebenfalls den Weg der Reform in seinen Staaten u. erließ unter dem 30. Oct. 1847 ein Decret, in welchem er dem auf Öffentlichkeit u. Mündlichkeit gegründeten Strafproceßverfahren seine Zustimmung ertheilte, die Grundlagen einer neuen Communal- u. Provinzialverwaltung genehmigte, wichtige Veränderungen im Polizeiwesen anordnete, der Presse wesentliche Erleichterungen zugestand u. die zeither durch ein besonderes Ministerium verwaltete Insel Sardinien förmlich mit dem Reiche verschmolz, Obgleich die Freude im Lande hierüber groß war u. sich noch mehr steigerte, als Piemont, Rom u. Toscana am 3. Novbr. einen Vertrag zur Gründung eines italienischen Zollvereins gemacht hatten, so genügte dies der Fortschrittspartei noch nicht, u. es zeigte sich bes. gegen die Jesuiten, von denen man glaubte, daß sie den König in seinen Reformbestrebungen hinderten, eine sehr gereizte Stimmung; in Genua kam es gegen dieselben im Jan. 1848 nicht nur zu lebhaften Demonstrationen, sondern es ging von hier auch eine Petition an den König nach Turin, worin um Entfernung derselben aus den Sardinischen Staaten nachgesucht wurde. Da der König die Deputation abwies, so brach, nachdem die Jesuiten bereits 16. Febr. 1848 aus Cagliari vertrieben worden waren, 1. März auch in Genua der offene Sturm gegen sie los. Während sie die Flucht ergriffen, brach das Volk in ihre Häuser u. verwüstete dieselben. Zur Verhütung ähnlicher Unordnungen wurde eine Bürgergarde errichtet, u. am 3. März erschien ein königliches Decret, welches den Jesuitenorden mit allen seinen Affiliationen im ganzen Königreiche Sardinien aufhob.

Am 4. März wurde die schon unter dem 8. Febr. bekannt gemachte Constitution eingeführt (s. oben S. 898). Daneben waren die Kriegsrüstungen in großem Maßstabe fortgegangen, u. nachdem der österreichische Gesandte auf mehre Anfragen nach dem Zweck derselben keine Antwort erhalten hatte, verließ er am 10. März Turin. Hiermit war der Sieg der radicalen Partei entschieden. Schon Tags darauf erhielt das bisherige Ministerium seine Entlassung, an dessen Stelle am 16. März das Ministerium Balbo trat, welches vor Allem den Krieg mit Österreich auf sein Programm schrieb. Nachdem der König noch am 21. März eine vollständige Amnestie für alle politischen Vergehen seit 1821 erlassen hatte, erfolgte die Eröffnung des Krieges am 23. März, an welchem Tage nicht nur das sardinische Heer ohne vorhergegangene Kriegserklärung in die Lombardei einrückte, sondern der König Karl Albert auch an die Bevölkerung des Lombardisch-Venetianischen Königreichs eine Proclamation erließ, worin er derselben Schutz gegen Österreich verhieß. Die Stärke der sardinischen Armee betrug gegen 40,000 M. u. theilte sich in zwei Corps unter den Generalen Bava u. Sonnaz; den Oberbefehl übernahm König Karl Albert selbst, während er dem Prinzen Eugen als Generalstatthalter die interimistische Regentschaft übertrug. Nachdem bereits am 25. März 5000 Piemontesen ihren Einzug in Mailand gehalten hatten, traf der König am 27. März in Alessandria ein, während seine Vorhut in Pavia, Treviglio u. Caravaggio stand, die Österreicher dagegen sich von Crema gegen Soncino u. Orzi Novi u. von hier dann weiter nach Mantua zurückzogen. Ungehindert drang Karl Albert bis zum Mincio, wo es bei Goito am 8. April zum ersten Gefecht kam, in welchem die Sardinier siegten, u. ging dann über den Mincio. Wie glücklich aber der Krieg für den König begonnen hatte u. wie günstigen Fortgang er durch die Verstärkung durch Toscaner, Neapolitaner u. Römer nehmen zu wollen schien, so unglücklich für Sardinien endigte er. In seiner Stellung müssig verharrend grollte der König auf Venedig, welches sich unterdessen als Republik constituirt hatte, u. auf Mailand, wo sich die lombardische Regierung geweigert hatte die Nationalversammlung vor Beendigung des Krieges einzuberufen. Dann siegten zwar seine Truppen am[908] 30. April bei Pastrengo u. S. Giustina, schlugen sich auch gut bei S. Lucia, mußten aber schon hier weichen, u. durch die Zurückberufung der päpstlichen u. neapolitanischen Truppen seitens ihrer Regierungen erhielt die Sache Karl Alberts eine schlimme Wendung. Und als nun Radetzky Verstärkungen an sich gezogen hatte, ergriff er am 27. Mai die Offensive u. schlug den König am 29. bei Curtatone (s.u. Lombardisch-Venetianisches Königreich S. 482). Gab auch der Sieg bei Goito u. die Übergabe von Peschiera (am 30. Mai) den Sardiniern einige neue Hoffnung, so verschwand doch diese wieder, da Karl Albert gar nichts that, um seinen Sieg zu benutzen, u. die Österreicher am 11. Juni Vicenza, am 14. Treviso u. am 15. Padua einnahmen (s. ebd.). Diese Verluste wirkten auf Karl Albert u. dessen ganzes Heer sehr niederschlagend, u. wenn nun auch den 11. Juni dem König eine Deputation aus Mailand die Nachricht von dem Anschluß der ganzen Lombardei an Sardinien brachte u. Venedig am 4. Juli den Gedanken an Republik aufgab, um sich ebenfalls an Sardinien anzuschließen, so kehrte doch das Kriegsglück nicht auf seine Seite zurück. Durch den Sieg der Österreicher bei Custozza den 25. Juli wurde Karl Albert nicht nur aus, allen seinen Positionen am Minciouser herausgedrängt, sondern auch so in die Enge getrieben, daß er nach Cremona u. von da mit seiner sehr zusammengeschmolzenen Armee in die Nähe von Mailand zog (s. ebd.). Inzwischen war am 8. Mai in Turin das erste Parlament durch den Generalstatthalter eröffnet u. dabei von der Regierung als Ziel aller Bestrebungen die Einheit Italiens ausgesprochen worden. Durch einen Beschluß des sicilianischen Parlaments vom 11. Juli wurde der Herzog von Genua, zweiter Sohn des Königs Karl Albert, auf den sicilianischen Thron berufen u. dieser Beschluß am 15. Juli durch einen außerordentlichen sicilianischen Botschafter nach Genua gemeldet, wogegen an demselben Tage König Ferdinand von Neapel, von welchem sich Sicilien durch jenen Beschluß getrennt hatte, Protest einlegte. In dieselbe Zeit fielen die Verhandlungen über den Anschluß der Lombardei u. Venedigs an Sardinien. Nachdem die venetianische Versammlung, dem Beispiele der Lombardei folgend, am 4. Juli den Anschluß an Piemont beschlossen hatte (s. ebd. S. 484), erließ die sardinische Regierung unter dem 16. Juli über diese Vereinigung ein besonderes Decret, wogegen dann am 27. Juli der Beschluß des Senates u. der Deputirtenkammer in Turin erschien, in welchem die Annahme der Vereinigung der Stadt u. Provinz Venedig mit Sardinien zu Einem Königreiche proclamirt wurde. Zur Vervollständigung dieser Maßnahmen erfolgte dann am 7. Aug. in Venedig selbst noch die Übergabe sämmtlicher Staatsgewalten an die königlich sardinischen Bevollmächtigten Colli u. Cilvario. Indeß wurde sowohl von den Lombarden als von den Piemontesen Alles aufgeboten, um die Niederlage bei Custozza wieder gut zu machen; während am 28. Juli die lombardische Regierung in Mailand einen Vertheidigungsausschuß ernannte, welcher nach dem Verlangen der Republikaner einen Volkskrieg gegen Österreich organisiren sollte; beschloß die piemontesische Deputirtenkammer am 29. Juli, während des Krieges die königliche Regierung mit allen gesetzgebenden u. ausübenden Gewalten zu bekleiden, damit dieselbe alle Handlungen vollziehen könne, welche zur Vertheidigung des Vaterlandes u. der piemontesischen Einrichtungen nöthig seien. Zugleich übertrug am 2. Aug. der König von Sardinien dem Generalstatthalter Prinzen Eugen den Oberbefehl über alle Truppen diesseits des Ticino u. am rechten Poufer. Aber alles dies konnte die Sache des Königs u. der von ihm beschützten Revolution der Lombarden keinen besseren Stand geben. Die Österreicher marschirten unter Radetzky gegen Mailand, vertrieben die auf dem Weg dahin entgegengestellten Piemontesen u. nahmen nach kurzem Kampfe am 6. Aug. Mailand durch Capitulation, u. während Radetzky in Mailand einzog, verließ Karl Albert diese Stadt ohne den Dank u. die erstrebte Krone der Lombardei (s.u. Lombardisch-Venetianisches Königreich S. 483). Am 9. Aug. wurde zwischen der österreichischen u. sardinischen Armee in Mailand eine sechswöchentliche Waffenstillstandsconvention abgeschlossen, kraft welcher die Festungen Peschiera, Rocca d'Anfo u. Osoppo von den sardinischen Truppen an die österreichischen übergeben; Modena u. Parma, sowie die Stadt Piacenza mit ihrem Festungsgebiete u. Stadt u. Hafen Venedig nebst der venetianischen Terra ferma von den sardinischen Truppen geräumt wurden u. nach deren Verlauf der Waffenstillstand entweder verlängert od. acht Tage zuvor aufgekündigt werden sollte. Nun wurde König Karl Albert, bisher der Held der radicalen Partei, der Gegenstand von deren Beschuldigungen als Verräther der nationalen Sache an Österreich. Am drohendsten gestalteten sich auf die Nachricht von dem Falle Mailands u. dem Abschluß des Waffenstillstandes die Verhältnisse in Sardinien selbst, es kam nicht nur in mehren Städten, bes. in Genua, zu bedenklichen Unruhen, sondern auch das seit dem 8. Juli mehrfach veränderte Ministerium legte in demselben Momente, als der englische Gesandte Abercromby u. der französische Gesandte de Reiset von Turin nach dem Kriegsschauplatze abreisten, um dem König Karl Albert u. Radetzky die Vermittelung Englands u. Frankreichs anzubieten, gegen den Waffenstillstand, als einen ohne Autorisation abgeschlossenen, Protest ein u. nahm gleich darauf seine Entlassung, worauf am 19. Aug. ein neues aus Gemäßigten gebildetes Ministerium unter dem Marquis Cesar Alfieri di Sostengo als Präsident zusammentrat. Dieses Cabinet erlitt indeß bereits im Monat October mehrfache Veränderungen, so daß, nachdem di Sostengo schon Anfangs October ausgetreten u. 11. Oct. Perrone di San Martino (bisheriger Minister der auswärtigen Angelegenheiten) zum Präsidenten des Ministerraths ernannt worden war, auch am 27. Oct. unter Verbleibung des Präsidenten eine fernere Änderung eintrat. Dies Ministerium verhandelte nun unter französischer u. englischer Vermittelung mit Österreich zum Behuf einer Neugestaltung Italiens u. eines definitiven Friedensabschlusses. Während dabei Österreich gleich Anfangs die Anerkennung des factischen u. rechtlichen Besitzes seiner italienischen Provinzen beanspruchte (worauf weder England noch Frankreich eingehen wollten, von denen ersteres schon früher eine Abtretung der Lombardei bis Etsch od. Mincio beantragt hatte, letzteres aber auch jetzt noch auf einer Befreiung Italiens zu bestehen den Schein gab), stellte das besiegte Sardinien kein geringeres Verlangen an Österreich, als die Herausgabe des ganzen Lombardisch-Venetianischen Königsreichs u.[909] der beiden Herzogthümer, welche Gesammtländermasse ihm durch den Ausspruch u. ausdrücklichen Willen der Völker theils noch vor, theils während dem Kriege zuerkannt worden sei. Daher lud auch gleich bei Beginn der Verhandlungen das sardinische Ministerium (am 24. Aug.) unter Hinweisung auf sein Programm, wornach es den Waffenstillstand zwar als militärische Thatsache, nicht aber als einen Act politischer Transaction, welche vollendete Thatsachen aufheben könne, betrachtete, die Mitglieder der lombardischen Consulta ein, sich während der Dauer der österreichischen Occupation der Lombardei in Turin zu versammeln, damit das Ministertum sich in den von dem Gesetz über die Vereinigung der Lombardei mit Piemont vorgeschriebenen Fällen mit ihnen vereinbaren könne. Dabei nahmen die Kriegsrüstungen ihren ungehinderten Fortgang u. wurde das Drängen der radicalen Partei in der Deputirtenkammer zur Fortsetzung des Krieges immer entschiedener, so daß endlich, nachdem der Waffenstillstand von einer Frist zur anderen verlängert worden war, dem König nichts übrig blieb als den Kampf noch einmal zu wagen. Das Ministerium sah sich dadurch Anfangs Dec. 1848 veranlaßt seine Entlassung einzureichen, worauf am 15. Dec. das demokratische Ministerium Gioberti eintrat, dessen Programm die Unabhängigkeit u. Einigung von Italien u. die Wiederaufnahme des Krieges gegen Österreich voranstellte. Ehe aber der Wunsch der Kriegspartei in Erfüllung ging, führten die mit großer Leidenschaftlichkeit geführten Debatten in der Deputirtenkammer erst zu einer Vertagung, dann am 30. Dec. 1848 zu einer Auflösung derselben. Den neuen Kammern gab der König bei deren Eröffnung am 1. Febr. 1849 nochmals die Erklärung, daß, wofern die noch schwebenden Friedensvermittelungsversuche zu keinem günstigen Resultate führen würden, er den Krieg wieder aufnehmen würde. Ehe man aber noch zur Aufkündigung des Waffenstillstandes schritt, kam es abermals zu Wechseln im Ministerium; an Gioberti's Stelle, welcher vergebensdie Intervention Sardiniens für den vertriebenen Großherzog von Toscana erstrebt u. deshalb im Febr. seine Entlassung gegeben hatte, wurde am 21. Febr. General Chiodo mit der Präsidentschaft u. endlich 8. März Deferrari mit dem Portefeuille des Auswärtigen betraut. Die Kündigung des Waffenstillstandes erfolgte am 12. März 1849 u. wurde in dem am 13. März veröffentlichten sardinischen Kriegsmanifeste an die Völker Europas dadurch motivirt, daß sich die Österreicher durch die Weigerung der Herausgabe des Geschützbelagerungsparkes von Peschiera, durch Besetzung der Herzogthümer, der Blockade Venedigs u. der Vexation der Einwohner des von den Sardiniern geräumten Gebietes Verletzungen des Waffenstillstandes hätten zu Schulden kommen lassen, wogegen Radetzky in seinem Manifeste an die Armee den König geradezu der Treulosigkeit beschuldigte u. es unumwunden aussprach, wenn er es hätte ahnen können, daß die königliche Würde in der Person Karl Alberts so weit herabsinken könne, er demselben die Schmach einer Gefangenschaft in Mailand nicht erspart hätte. Der neue Krieg Sardiniens gegen Österreich dauerte nur drei Tage; am 20. März gingen die Österreicher über den Ticino, schlugen die Sardinier am 21. März bei Vigevano, nahmen Mortara u. beendigten den Krieg durch den entscheidenden Sieg bei Novara am 23. (s. Lombardisch-Venetianisches Königreich S. 484 f.). König Karl Albert, welcher in dem Kampfe selbst vergebens den Tod gesucht hatte, legte nun die Krone nieder, flüchtete nach Frankreich u. von da nach Spanien, bestätigte unter dem 3. April 1849 von Tolosa aus seine Abdankung u. starb bereits am 28. Juli in Oporto. Victor Emanuel II., Karl Alberts ältester Sohn u. Nachfolger, schloß schon am 26. März mit Radetzky einen Waffenstillstand mit bestimmter Zusicherung eines baldigen Friedensschlusses u. hielt am 27. März seinen Einzug in Turin, am 28. trat an die Stelle des am 26. März zurückgetretenen Ministeriums ein neues unter General Gabriel de Launay als Präsident u. Minister des Auswärtigen, worauf am 30. März die Auflösung der Kammer der Abgeordneten erfolgte. Das war das Ende des ersten italienischen Unabhängigkeitskrieges, welcher Sardinien 350 Millionen Gulden kostete.

Ein kurzes aber blutiges Nachspiel zu dem Kriege bildete der Aufstand in Genua Ende März, welcher die Lostrennung der ehemaligen Republik Genua zum Zweck hatte. Schon am 28. u. 29. März herrschte dort die größte Verwirrung, der Commandant Arezzana überließ der Nationalgarde die Besetzung der zwei wichtigen Forts, welche die Stadt beherrschen, u. proclamirte die Desavouirung jedes Waffenstillstandes u. jedes Friedens, wofern derselbe die ganze Nation brandmarke. Am 1. April brach ein blutiger Kampf aus; in der Nacht wurde das Arsenal erstürmt, worauf der General de Azarta, Befehlshaber der Militärdivision von Genua, am 2. April eine Convention mit den Aufständischen schloß, in deren Folge er binnen 24 Stunden die Stadt unter Zurücklassung der Geschütze verließ, Forts, Thore u. andere Posten wurden von der Nationalgarde besetzt. Zugleich wurde auch eine provisorische Regierung unter General Arezzana Morchio u. Reta eingesetzt, welche während der Prorogation der Deputirtenkammer als Mittelpunkt u. im Fall einer Auflösung (welche freilich unterdessen bereits erfolgt war) als Centralcomité für die Wahlen fungiren sollten. Indeß bereits am 4. April Morgens langte General della Marmora mit einem großen Heere vor Genua an, worauf zunächst alle Verbindungen der Stadt von der Laudseite abgeschnitten u. dann die Stadt selbst auf 3 Punkten angegriffen wurde. Die Forts Belvedere, Crocetta, Taneglia u. S. Benigno fielen in die Hände der Truppen, aber erst nach zweitägigem hartnäckigem Kampfe hatte sich della Marmora der innern Enceinte mit Ausnahme der Hafenseite bemächtigt u. die Verluste auf beiden Seiten waren sehr bedeutend. Endlich kam durch Vermittlung der auswärtigen Consuln am 6. April früh ein Waffenstillstand bis zum 9. April unter den Bedingungen zu Stande, daß General della Marmora mit seinen Truppen die Stadt u. die Forts besetzte, daß die Geiseln u. Gefangenen auf beiden Seiten herausgegeben, eine vollständige Amnestie erlassen, das Eigenthum gewährleistet u. die Nationalgarde auf ihren gesetzmäßigen Stand beschränkt würde. Da jedoch della Marmora nicht zur Ertheilung einer Amnestie ermächtigt war, begab sich eine Deputa, tion der Municipalität nach Turin, worauf am 10. April die Übergabe Genua's u. die Regulirung der Angelegenheit erfolgte; von der Amnestie waren 12 Anführer der Insurgenten u. die übergegangenen Soldaten, sowie Alle, welche Verbrechen gegen Eigenthum u. Personen begangen hatten, ausgenommen,[910] Nach dieser Zeit war die öffentliche Aufmerksamkeit bes. dem Verhältniß Sardiniens zu Österreich zugewendet, welches Letztere sich einestheils beeilte die Bedingungen des Waffenstillstandes von Novara in Ausführung zu bringen, anderntheils nicht eben geneigt schien den Frieden mit Sardinien auf billige Bedingungen hin abzuschließen. Die wichtigste der Waffenstillstandsbedingungen war diejenige, welche die Besetzung Alessandrias betraf. Auf Grund derselben rückten am 24. April die Österreicher in den Platz ein. Obgleich der Eindruck dieser Maßregel auf die Bevölkerung Sardiniens ein der Regierung nicht günstiger war, so wußte dieselbe in ihrem ganzen Benehmen gegen das Volk einen so richtigen Takt zu bewahren u. Milde u. Strenge so mit einander zu verbinden, daß in Kurzem nicht nur ihre Autorität, sondern auch Vertrauen zu ihr wieder hergestellt war. Die nächste Folge von der durch den unglücklichen Krieg herbeigeführten veränderten Stellung Sardiniens zum Auslande, bes. zu Österreich, war ein Anfangs Mai eintretender Wechsel im Ministerium, wobei Massimo d'Azeglio das Präsidium u. das Portefeuille des Auswärtigen erhielt. Die Regierung war nun bemüht, die traurigen Spuren des Krieges zu verwischen; mit der ganzen Armee wurde eine durchgreifende Reorganisation vorgenommen; zur Hebung u. Wiederbelebung des materiellen Wohles des Landes in Folge königlichen Decrets vom 16. Juni im Ausland eine Anleihe von 50 Mill. aufgenommen. Am 17. Juni zogen die Österreicher aus Alessandria u. am 6. Aug. erfolgte in Mailand der definitive Friedensabschluß mit Österreich, welcher sich so lange verzögert hatte, weil man sich nicht über die Höhe der von Sardinien zu zahlenden Entschädigungssumme (schließlich auf 75 Mill. Lire bestimmt) einigen konnte. Kurz vorher, am 30. Juli, waren die Kammern eröffnet worden, welche zum Theil sehr radicale Beschlüsse faßten; dadurch wurde die Stellung des Ministeriums immer schwieriger, so daß dasselbe auch während dieser Zeit mehrfache Veränderungen erlitt. Außerdem brachten die Kammerverhandlungen, bes. die über den Friedensvertrag mit Österreich u. über die Naturalisation Fremder (am 16. Oct. war beschlossen worden die Berathung über den Friedensvertrag mit Österreich so lange auszusetzen, bis ein Gesetzentwurf zu Gunsten der lombardisch-venetianischen Emigranten eingebracht sein würde), die Regierung in eine so schiefe Stellung, daß dieselbe am 17. Nov. erst zu einer Vertagung, am 20. Nov. aber zu einer Auflösung der Kammern schritt, bei welcher Gelegenheit der König als Grund auf das verderbliche Parteitreiben der Kammer hinwies. Die am 20. Dec. eröffneten neuen Kammern waren auch aus andern Elementen zusammengesetzt, so daß nach der Votirung des Friedensvertrags in beiden Kammern im Jan. 1850 derselbe von der Regierung ratificirt werden konnte. Daneben wurde noch die Einführung des Decimalsystems u. die Emission von 4 Mill. neuer Rente bewilligt. Das wichtigste aber auf der Tagesordnung war der nach dem neuen Justiz- u. Cultusminister Graf Gius. Siccardi genannte Siccardi'sche Gesetzvorschlag über die Abschaffung der geistlichen Gerichtsbarkeit, die Einführung der Civilehe u. die Toleranz gegen Akatholiken, namentlich die Protestanten. Gegen dieses Gesetz als einen Eingriff in die Rechte des Heiligen Stuhles legte der Papst einen förmlichen Protest ein u. sämmtliche Bischöfe Sardiniens, von dem Erzbischof von Turin, Fransoni, durch eine besondere Schrift aufgefordert, erklärten, daß sie sich unter allen Umständen der Einführung dieses Gesetzes widersetzen würden. Aber die Kammern votirten das Gesetz u. der König bestätigte dasselbe, worauf es am 9. April publicirt ward. Nach demselben werden alle Rechtssachen zwischen Laien u. Geistlichen, wie unter den Geistlichen der bürgerlichen Gesetzgebung zugewiesen, die Geistlichen den weltlichen Criminalgerichten zur Untersuchung u. Strafe unterworfen, wobei aber geistliche Strafen der kirchlichen Behörde verbleiben; ferner wird der Kirchenschutz der in Kirchen geflüchteten Verbrecher aufgehoben u. ein Gesetzentwurf über die Regelung der Eheverträge in ihrer Beziehung zum bürgerlichen Gesetz verheißen. Als der Erzbischof Fransoni nun unter dem 18. April einen Hirtenbrief mit Vorschriften über das Verhalten der Geistlichkeit gegenüber dem Siccardischen Gesetz erließ, wurde er processirt, 4. Mai in die Citadelle von Turin abgeführt u. am 23. durch das Geschwornengericht zu einmonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt; ebenso wurde der Erzbischof von Sassari, welcher nach Fransoni an die Spitze des Clerus trat u. sich fortwährend gegen das Siccardische Gesetz erklärte, gefangen gesetzt u. bestraft, wodurch aber die Opposition der Bischöfe nur noch größer wurde, bes. als die Kammern ein weiteres Gesetz annahmen, wonach allen Gesellschaften u. juristischen Personen, gleichviel ob weltlichen od. geistlichen, der Erwerb unbeweglicher Güter ohne erwirkte Zustimmung der Regierung untersagt wurde, u. bei den Verhandlungen über die Finanzlage des Landes (wo es sich ergab, daß der Krieg gegen Österreich über 350 Mill. Lire gekostet hatte u. die laufenden Einnahmen kaum 80 Mill., die Ausgaben dagegen 110 Mill. betrugen) auf den Gedanken kamen die Klostergüter flüssig zu machen. Es kam nun auch am 6. Aug. zu thatsächlichen Demonstrationen gegen den Clerus in Turin, da derselbige dem am Tode liegenden Handelsminister Santa Rosa die Sterbesacramente verweigerte. Nach solchen Vorgängen mußte der Bruch Sardiniens mit Rom um so entschiedener werden, zumal da die Regierung, trotz des bereits drohenden päpstlichen Bannes, ihren Weg weiter verfolgen zu wollen erklärte u. gleichzeitig zwei Decrete veröffentlichte, nach welchen sie von dem Kloster der Serviten u. den dazu gehörigen Gütern Besitz nahm u. allen Pächtern befahl von Klostergütern die Pachtgelder nur an die Regierung zu entrichten. Als die königlichen Commissare Anfang Septembers nach der Insel Sardinien kamen, um die Güter des Clerus u. dessen Einkünfte aufzunehmen u. abzuschätzen u. deshalb Auskunft verlangten, bedrohte der Erzbischof von Cagliari alle diese mit Excommunication. Die Regierung blieb jedoch auch bei dieser Gelegenheit bei ihrer Consequenz, u. wie am 26. Sept. der bis dahin gefangen gehaltene Erzbischof Fransoni zu ewiger Landesverweisung verurtheilt u. nach Lyon transportirt wurde, so geschah auch ein Gleiches dem Erzbischof Marongin Nurra von Cagliari, welchen man nach Civita-Vecchia brachte. Ohne daß der. Streit mit dem Päpstlichen Stuhl zu einer Ausgleichung gebracht werden konnte, wurden am 19. Nov. die Kammern für 1850 geschlossen. Als bei der Eröffnung der neuen Kammern 23. Nov. der Finanzminister Nigra das Budget für 1851 vorlegte, stand einer zu erwartenden[911] Einnahme von 88,522,206 Fr. eine Ausgabe von 181,936,453 Fr. entgegen, u. zur Deckung des Deficits von 93,414,247 Fr. schlug der Minister der Deputirtenkammer ein neues Steuergesetz vor, als Stempeltaxe, Erb-, Patent-, Professions-, Grund-, Hypotheken-, Meubles- u. Personensteuer. Im weiteren Verlaufe der Zeit kamen zu dem Streite mit dem Papst noch Differenzen mit Österreich, welches ziemlich kategorisch Ausweisung aller lombardischen Flüchtlinge aus Sardinien verlangte, u. da dieser Forderung nicht entsprochen, im Gegentheil von der sardinischen Regierung diesen Leuten nicht nur Schutz, sondern auch Unterstützungen gewährt wurden, an den Grenzen immer größere Truppenmassen concentrirte. Unter solchen Umständen war es erklärlich, daß sich der König versöhnlichen Concessionen gegen Rom geneigt zeigte, zu welchen bes. die Entlassung des Ministers Siccardi am 18. Febr. 1851 gehörte. Dieß hinderte jedoch die Regierung nicht bei ihrem toleranten Princip zu beharren uz.B. in Turin eine protestantische Kirche bauen u. in Genua ein weibliches Erziehungshaus errichten zu lassen (früher waren Mädchen nur in Klöstern gebildet worden). Am 18. u. am 24. Febr. erschienen königliche Decrete, wodurch Lehen, Fideicommisse, Primogenituren u. Majorate abgeschafft u. alle Banalitäten Einzelner od. von Gemeinden über den Privatgebrauch von Backhäusern, Mühlen etc. für aufgehoben erklärt wurden; außerdem wurden Handelsverträge abgeschlossen mit Belgien (vom 24. Jan. 1851), mit Frankreich (am 5. Nov. 1850 auf 4 Jahre abgeschlossen, am 6. Febr. 1851 ratificirt u. dazu eine Additionalübereinkunft vom 20. Mai 1851), mit England (vom 27. Febr. 1851, welcher an die Stelle des Additionalvertrags vom 23. Jan. 1850 trat), mit der Schweiz (vom 7. Juni 1851), mit Preußen u. dem Deutschen Zollverein (Additionalartikel zum Vertrag vom 23. Juni 1845, unterzeichnet am 20. Mai 1851), mit Griechenland (vom 31. März 1851), mit Portugal (vom 17. Dec. 1850), mit den Hansestädten (vom 29. April 1851). Doch traten die Neuerungen, mit denen übrigensnicht unwesentliche, dem freihändlerischen System huldigende Veränderungen in den Tarifsätzen des Landes Hand in Hand gingen, nicht ohne Widerspruch, zum Theil selbst nicht ohne hartnäckigen Widerstand der Unterthanen ins Leben. Dies war namentlich der Fall in Nizza; als nämlich am 14. April der Handelsminister der Volkskammer einen Gesetzentwurf über die Tarifreform vorlegte, dabei aber auch den Freihafen von Nizza diesem Tarif unterworfen wissen wollte, erließ die Nizzaer Kaufmannschaft, welche von irgend einer Beeinträchtigung ihres Freihafens nichts wissen wollte, unter Berufung auf die Gewährleistung ihrer commerciellen Freiheiten von 1388, einen drohenden Protest dagegen, welcher am 16. Mai unter einer großen Demonstration dem Municipalrathe zur Beförderung an die Regierung überreicht ward; dabei kam es auch zu Insultationen u. Mißhandlungen von Personen, welche sich darüber mißbilligend äußerten. Ähnliches kam in der Stadt Limone vor. Die Regierung ihrerseits verfügte dagegen die Aufhebung des Freihafens von Nizza, ließ die Chefs der Berathung, namentlich die Urheber des aufrührerischen, republikanische Gelüste verrathenden Protestes verhaften, das Handelsgremium auflösen u. schritt, als man selbst weiteren Widerstand derjuchte, mit Militärgewalt ein. Darauf führte die Regierung die Steuerreformen u. Steuererhöhungen, welche bes. Häuser, Erbschaften, Künste u. Gewerbe betrafen, ins Leben, schloß die Anleihe zu 91 Mill. für Eisenbahnbauten mit dem Hause Ambro in London ab; es erfolgten ferner Postreformen u. Regulirung der Schifffahrt, bes. der Dampfschifffahrt u. die Ausführung der neuangeknüpften, auf liberalen Grundsätzen fußenden Handelsverbindungen, daher sich endlich selbst Österreich zum Abschluß eines Schifffahrts- u. Handelsvertrages mit Sardinien am 18. Oct. 1851 veranlaßt sah. Dagegen mußte unter dem Einfluß der Römischen Curie das Gesetz über Besteuerung der Güter der Todten Hand zurückgenommen u. ein neues eingebracht werden, so wie der Clerus gegen das Ende des Jahres wieder alle Mittel in Bewegung setzte, um wieder in seinen vorigen Rechts- u. Machtstand zu gelangen. Die vom 16. Juli bis 18. Nov. vertagten Kammern erfuhren nach ihrem Wiederzusammentritt bei der Vorlage des Budgets auf 1852 bei einer Einnahme von 101,564,236 Fr. u. einer Ausgabe von 144,870,995 Fr., daß sich wieder ein Deficit von 43,306,759 Fr. ergebe, zu dessen Deckung zum Theil ein höherer Ertrag aus den immer steigenden Zolleinkünften erwartet, zum Theil neue Steuergesetze vorgelegt wurden. Die Regierung hatte inzwischen mit Rothschild in Paris eine neue Anleihe von 40 Mill. Lire contrahirt, deren Verwendung keinen bestimmten u. dringenden Zweck in der Gegenwart hatte, sondern für etwaige Eventualitäten bleiben sollte, doch lehnte die Deputirtenkammer am 13. Jan. diesen Antrag ab. Dagegen erhielt ein neuer, die Presse beschränkender, namentlich die Preßprocesse den Geschwornengerichten entziehender Gesetzentwurf schließlich im Febr. 1852 die Genehmigung beider Kammern; ebenso wurde am 18. Febr. die Herstellung der telegraphischen Verbindung zwischen Turin, Mailand u. Frankreich genehmigt u. am 27. Febr. 1852 die Session für 1851 geschlossen. Einen neuen Beweis von ihrer Absicht, die Beaufsichtigung kirchlicher Institute nicht aus der Hand zu lassen, hatte die Regierung in einem Beschlusse gegen die Compagnia S. Paolo (s.d.) zu Turin gegeben; sie hatte nämlich die Compagnie aufgefordert bei der Administration der öffentlichen Wohlthätigkeitsfonds, wobei es nicht immer nach den Regeln der gemeinen Rechenkunst hergegangen sein sollte, einige Mitglieder des Turiner Senats zuzuziehen, u. da sich die Compagnie dessen weigerte, eine neue Verwaltungsbehörde eingesetzt, welche auch durch königliches Decret vom 30. Oct. bestätigt wurde.

Unmittelbar nach dem Schluß Per Kammern brach am 28. Febr. 1852 ein Aufstand auf der Insel Sardinien bes. zu Sassari wegen des Maskenverbotes aus; die Nationalgarde u. die Truppen feuerten auf einander u. auf beiden Seiten gab es Todte u. Verwundete. Sogleich wurden von Turin königliche Truppen u. der General Durando mit Specialvoll macht nach Sassari entsendet, welcher die ganze Provinz in Belagerungszustand erklärte, die Nationalgarde auflösen u. entwaffnen, die Rädelsführer einziehen, die Universität schließen, die Fremden ausweisen u. umfängliche Untersuchungen anstellen ließ, wobei sich Irritationen des Volkes dmrch den Clerus herausstellten. Die neue Kammersession wurde am. 4. März 1852 eröffnet; man genehmigte, wiewohl unter ziemlichem Widerspruch, die Befestigung von Casale; man[912] beschloß den Bau zweier wichtiger Eisenbahnen, von Turin nach Susa u. von Turin nach Novara; ein Postvertrag mit Toscana erleichterte den Postverkehr; die Verpflichtungen des Staates u. der Gemeinden in Bezug auf die Wasserbauten in Hafenplätzen wurden durch Gesetz geregelt. Außerdem kam ein Gesetz über Begründung einer Nationalbank mit einem Capitale von 32 Mill. Franken zu Stande, mit der Verpflichtung, der Regierung gegen Staatspapiere u. dreiprocentigen Zinsen Vorschüsse bis zu 15 Mill. zu gewähren. Wegen des neuen Handelsvertrages mit Frankreich vom 14. Febr. 1852, welcher bes. dem Princip des Freihandels huldigte u. dem französischen Handel noch mehr Freiheiten einräumte, war eine große Bewegung im Lande entstanden; doch wurde derselbe schließlich im April in beiden Kammern angenommen. Mit lauten Klagen traten die Inseldeputirten gegen die Regierung wegen der Verfügung des Belagerungszustandes auf, doch wurden nach der Darstellung des Benehmens der Insulaner gegen die Regierungstruppen die Maßregeln der Regierung gutgeheißen; ja am 9. April ging Durando von Cagliari nach Tempio, um auch dort den Belagerungszustand über Stadt u. Provinz zu verhängen. Als nach dem Tode des Präsidenten der Deputirtenkammer, Dionigidi Pinelli, am 23. April, die Kammer den Advocaten Ratazzi wählte, welcher im Jahre 1848 Minister des Innern u. seit zwei Jahren der einflußreichste Führer des linken Centrums war u. darum dem Ministerium die Befürchtung brachte, durch sein Auftreten Veranlassung zu einer Irrung mit der auswärtigen Politik, bes. Österreichs, zu geben, reichten am 16. Mai sämmtliche Minister ihre Entlassung ein; das neue Ministerium vom 21. Mai unter der Präsidentschaft d'Azeglio's (zugleich Minister des Auswärtigen) verhieß vor der Kammer feste Bewahrung der constitutionellen Verhältnisse u. Fortsetzung der begonnenen Reformen, treue Beobachtung der beschwornen inneren u. auswärtigen Verträge, innere Unabhängigkeit auf immer u. um jeden Preis. So wurde die Spaltung zwischen Kammer u. Cabinet ausgeglichen, u. es erfolgte am 13. Juni in der Abgeordnetenkammer die Vorlage des, schon 1850 bei Gelegenheit der Siccardischen Gesetze verheißenen Civilehegesetzes. Die Verhandlungen über dieses Gesetz waren sehr lebhaft, u. wenn man in der letztverflossenen Zeit einige Aussicht gehabt hatte den immer noch ungeendeten Streit mit dem Papste bald geschlichtet zusehen, so verschwand diese Aussicht durch das Vorbringen dieses Gesetzes mit einem Male wieder gänzlich, ja es kam sogar dahin, daß sich die Unterhandlung mit Rom über die Bestätigung mehrer neuen sardinischen Bischöfe wieder zerschlug, da der Papst von Neuem als Vorbedingung Abschaffung der Siccardischen Gesetze verlangte. Indeß wurde das Gesetz am 5. Juli in der Deputirtenkammer angenommen, aber vor der Abstimmung im Senat die Kammern bis 18. Nov. vertagt. Mit dem Papst stand ein neuer Conflict bevor, da Anfang October in den Städten Piemonts der Ruf nach Einziehung der geistlichen Güter, Beschränkung der Zahl u. Einkünfte der Bisthümer u. Aufhebung der Klöster sich erhob u. durch ministerielle Belehrungen darüber sich nicht beschwichtigen ließ. Der Kampf der Clericalen mit den Liberalen nahm mit jedem Tage an Leidenschaftlichkeit zu, um so mehr, da das Ministerium aus Rücksicht auf die auswärtige Diplomatie überall Bereitwilligkeit zeigte den Forderungen derselben nachzugeben, um den Nachbarfrieden zu erhalten. In Folge davon gaben am 30. Oct. sämmtliche Minister ihre Entlassung, u. der König ernannte am 2. Nov. den Grafen Cavour zum Ministerpräsidenten, welcher zugleich die Finanzen (u. die Verpflichtung den Weg der Versöhnung mit Rom zu betreten) übernahm. Am 20. Nov. wurden die Kammern wieder eröffnet. Der Hauptpunkt in der neuen Kammersession war die am 2. Dec. erfolgte Finanzvorlage; einem Ausgabebedarf von 145 Mill. Lire stellte sich blos eine Einnahme von 112 Mill. gegenüber; das Deficit sollte gedeckt werden u.a. durch eine Erhöhung der Besteuerung um 14 Mill., die Erhöhung sollte mehre schon bestehende Abgaben betreffen u. dazu eine Wagensteuer kommen. Die Kammern genehmigten die Einsetzung eines neuen Oberrechnungshofes u. den Bau einer weiteren Eisenbahn von Genua nach Voltri. Von besonderer Wichtigkeit waren von den zur Discussion vor die Kammern kommenden Gegenständen das Ehegesetz u. die Frage wegen Aufhebung der geistlichen Güter. Die Commission des Senats für Berathung über das Ehegesetz hatte einen ganz neuen Entwurf abgefaßt, in welchem der von der Deputirtenkammer angenommene nur mit sehr bedeutenden Modisica, tionen Aufnahme gefunden hatte. So wurde schon das Civilehegesetz als ein solches erklärt, welches die Ehe nur in ihrer Civilbeziehung betrachte, dagegen die von der Religion hierüber aufgelegten Pflichten ganz ungeschmtälert lasse, ja der religiöse Abschluß der Ehe wurde als Bedingung für alle, welche sich zur Staatsreligion bekennen, festgesetzt. Aber auch so erhielt es den Beifall des Senates in seinem Plenum nicht, u. das Ministerium zog vor der Endabstimmung, am 24. Dec. das ganze Gesetz zurück. Bei dem Bericht über die Petitionen wegen Einziehung der Kirchengewalt etc. am 31. Dec. bezeichnete die Commission alle jene von Municipalitäten ausgehenden Anträge als ungehörig, u. wenn auch der Regierung ein Hoheitsrecht über die Kirchengüter zustehen sollte, so wäre doch die Einziehung dieser Güter unpolitisch u. unmoralisch u. die Salarirung des Clerus aus der Staatskasse unzweckmäßig; die Frage über die Militärpflichtigkeit der Geistlichen solle dem Kriegsministerium zugewiesen werden; rücksichtlich der Reduction der Zahl der Bisthümer stehe weder der Kammer noch der Regierung ein competentes Urtheil zu, die Petitionen wegen Einziehung der Kirchengüter sollten dem Ministerrath übergeben werden. Endlich wurde auch auf der Insel Sardinien, nachdem wegen der gesetzmäßigen Haltung der Bewohner denselben schon Anfang Oct. die Waffen zurückgegeben u. eine neue Organisation der Nationalgarde verheißen worden war, im Decbr. der Belagerungszustand aufgehoben. In Folge eines am 8. Febr. 1853 von italienischen Flüchtlingen in Mailand versuchten Aufstandes wurde das Verhältniß zwischen S. u. Österreich wieder ein gespanntes; zwar internirte od. entfernte die Regierung die auf sardinisches Gebiet übergetretenen compromittirten Lombarden, allein das genügte der österreichischen Regierung nicht, vielmehr wurden Ende Febr. die Güter aller, seit der letzten Revolution in S. lebenden emigrirten Lombarden mit Sequestration belegt. S., welches diese Leute zu großem Verdruß Österreichs mit besonderer Vorliebe gehegt hatte, empfand jetzt diese[913] Maßregel der österreichischen Regierung sehr drückend, indem es diese nun mittellos gewordenen Emigrirten sustentiren mußten. Als die österreichische Regierung, trotz der Gegenvorstellungen der sardinischen, bei ihrer Maßregel stehen blieb, verließ der sardinische Gesandte Wien. Im Innern beschäftigten sich die Kammern im Jahre 1853 mit der Erweiterung des Eisenbahnnetzes durch zwei neue Bahnen: von Turin nach Pinerolo u. die Victor-Emanuel-Bahn durch Savoyen nach Frankreich; eine Dampfschifffahrtsgesellschaft zur Herstellung regelmäßiger Fahrten zwischen Genua u. nord- u. südamerikanischen Häfen erhielt eine Unterstützung aus der Staatskasse; die Mittel zur Vollendung der hauptsächlichsten Telegraphenlinien wurden bewilligt u. Vorbereitungen zur Herstellung einer unterseeischen Telegraphenverbindung zwischen Spezia u. Tunis über die Insel Sardinien getroffen. Die Regierung hatte den Kammern ein neues Civilproceßgesetzbuch vorgelegt, eine Vereinigung des französischen Proceßrechtes mit dem alten Landrecht, welches aber erst im J. 1854 Annahme fand, vorläufig auf vier Jahre, um im Jahre 1858 mit Benutzung der unterdeß gemachten Erfahrungen einer neuen Berathung unterworfen zu werden. Durch ein besonderes Gesetz schloß sich S. den Bemühungen Frankreichs u. Englands in Bezug auf Unterdrückung des Sklavenhandels an. Die Geistlichkeit wurde mit 2,111,000 Fr. für die aufgehobenen. Zehnten entschädigt. Im Ganzen trugen die Verhandlungen der Kammern, im Gegensatz zu den früheren Jahren, den Charakter der Ruhe u. Mäßigung mit möglich ster Vermeidung politischer Principienkämpfe. Nicht so ruhig ging die zweite Hälfte des Jahres vorüber, wo die Theuerung u. die durch die Orientalische Frage veranlaßte Aufregung sich fühlbar machten. Den Versuch eines Haufens von Flüchtlingen in Toscana einzufallen verhinderte Waffengewalt. Ein Auflauf am 18. Oct. in Turin selbst, angeblich wegen Kornwuchers gegen Cavour gerichtet, wurde schnell unterdrückt. Ernster faßte die Regierung den wiederholten Widerstand auf, welchen ihr die erste Kammer durch mehre Beschlüsse entgegengesetzt hatte, der König löste die Kammern auf, u. die neugewählten Senatoren waren der Regierung willfähriger. In der Thronrede bei der Eröffnung der neuen Kammern am 19. Dec. 1853 forderte der König zum Vertrauen gegen die Krone auf, um eng vereinigt das große Werk zu vollenden, welches Karl Albert ins Leben gerufen habe u. welches er selbst vertheidigen u. erhalten werde. Die Beziehungen zu der päpstlichen Regierung schienen sich auf kurze Zeit durch Vertagung des Gesetzes über die Civilehe zu verbessern, der Papst gewährte die Bitte die Zahl der Kirchenfeste zu vermindern u. setzte sie auf jährlich elf herunter. Dagegen blieben die diplomatischen Verbindungen mit Österreich fortwährend beiderseits sehr gespannt. Das Budget für 1854 zeigte eine Einnahme von 125,061,061 Lire, u. eine Ausgabe von 149,314,294 Lire. Die Arbeiten der neuen Kammern bestanden in einem neuen Kataster als Grundlage für eine gleichmäßige Vertheilung der Grundsteuer u. mehren Gesetzen in Betreff der Befestigung von Casale, der Anlegung von Telegraphenlinien auf Sardinien, des Stempels, eines Hafenreglements, der Patentirung industrieller Erfindungen, des Verbotes der Lotterien, eines Tarifs der Gerichtsgebühren, der Einrichtung des neuen Gerichtswesens, der Gründung von Hypothekenbanken, sowie in der Prüfung u. Genehmigung mehrer neuer Handelsverträge mit Toscana, der Türkei, Peru, England u. eines Postvertrages mit Parma u. Modena. Im Budget für 1855 waren die Einnahme auf 128,182,561 Fr. erhöht u. die Ausgabe auf 137,668,242 Fr. herabgesetzt worden. Die wichtigsten Gegenstände des parlamentarischen Lebens bildeten aber ein Gesetzentwurf über Aufhebung der religiösen Körperschaften u. das Bündniß S-s mit England u. Frankreich zur Fortsetzung des Krieges gegen Rußland. Die Regierung schlug vor die Güter der religiösen Körperschaften zum Besten der Staatskasse zu veräußern u. dagegen die Verpflichtung zu übernehmen die Mönche zu erhalten u. die armen Pfarrer zu besolden. Der Überschuß sollte für Schulen, zu milden Zwecken u. zur Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte benutzt, die Einkünfte der reichen Geistlichkeit aber einer Besteuerung unterworfen werden; solche geistliche Orden dagegen, deren Wirksamkeit sich beim Volksunterricht u. der Armen- u. Krankenpflege nützlich erwiesen hätte, sollten entweder eine neue Verfassung erhalten, od. unverändert fortbestehn. Die zweite Kammer nahm das Gesetz am 2. März 1855 an; die erste beschränkte die Aufhebung auf eine gewisse Zahl von Klöstern u. gestattete die Bildung religiöser Vereine an der Stelle der Körperschaften, u. mit diesen Abänderungen erhielt der Entwurf im Mai 1855 Gesetzeskraft u. wurde sofort zur Ausführung gebracht. Das Bündniß mit England u. Frankreich zur Theilnahme am Kriege gegen Rußland kam, in Folge einer Einladung dieser Mächte dazu, gegen Ende Oct. 1854 zu Stande u. der König verpflichtete sich unter dem 26. Jan. 1855 ein sardinisches Hülfscorps von 15,000 Mann (Infanterie, Artillerie u. Cavallerie) unter einem sardinischen General zu stellen, zu besolden, zu verpflegen u. in dieser Stärke zu erhalten; die englische Regierung gewährte dagegen für das Jahr 1855 der sardinischen ein mit vier Procent zu verzinsendes Darlehn von einer Mill. Pfd. Sterl. u. versprach im Jahre 1856 eine gleiche Summe vorzustrecken, wenn dann der Krieg noch nicht beendigt wäre. Diese Verträge erhielten auch die Zustimmung der Kammern, u. in der zweiten Woche Aprils 1855 wurden die sardinischen Truppen auf Kosten Englands nach der Krim hinübergeführt, wo sie in der ersten Hälfte Mai's anlangten u. in einer Stärke von 17,000 bis 18,000 Mann fortwährend bis zum Frühjahr 1856 erhalten wurden (s.u. Russisch-Türkischer Krieg S. 615). Die Einnahmen waren im Budget für 1856 mit 130,542,008 Fr. veranschlagt, die Ausgaben um 8,605,326 Fr. mehr, ohne die außerordentlichen Ausgaben für das Heer in der Krim. Die Regierung sah sich daher genöthigt, die Einnahmen des Schuldentilgungsfonds im Betrage von 5,700,000 Fr. zur Deckung des Ausfalls zu benutzen, wie dies schon jährlich seit 1848 geschehen war.

Durch das Bündniß mit England u. Frankreich gestalteten sich übrigens die Verhältnisse zu Österreich u. dem Papst nicht freundlicher, der Letztere sprach auch am 26. Juli 1855 die Excommunication gegen Alle aus, welche das Gesetz in Betreff der Aufhebung der religiösen Körperschaften vorgeschlagen, gebilligt u. sanctionirt hätten,[914] sowie gegen die Anhänger u. Vollzieher desselben (jedoch wurde diese Maßregel weder der sardinischen Geistlichkeit amtlich von der päpstlichen Regierung mitgetheilt, noch in den Kirchen veröffentlicht). Im Nov. 1855 machte der König, vom Grafen Cavour begleitet, eine Reise nach Paris u. London gerade zu Per Zeit, als zwischen England, Frankreich u. Österreich die Verhandlungen über die letzten Friedensbedingungen schwebten, welche Österreich der russischen Regierung überreichen sollte, welche man aber der sardinischen Regierung erst nach ihrer Feststellung mittheilte. Erwünscht konnte die Fortsetzung des Krieges S. nur sein, wenn Österreich für Rußland sich erklärte, in welchem Falle Erwerbungen in Italien auf Österreichs Kosten nicht außer dem Bereich der Möglichkeit gelegen hätten; aber der enge Anschluß Österreichs an die Westmächte mußte jede Hoffnung der Art vernichten. Es wurde sogar nicht einmal ein sardinischer Bevollmächtigter zugezogen, als die Vertreter Rußlands, Österreichs, Englands, Frankreichs u. der Türkei am 1. Febr. 1856 das Protokoll über Annahme der Friedensbedingungen von Seiten Rußlands in Wien unterzeichneten. Auf den Pariser Friedensconferenzen (vom 25. Febr. bis 16. April 1856) war jedoch S. durch den Ministerpräsidenten Grafen Cavour u. durch den sardinischen Gesandten in Paris, Marquis von Villamarina, vertreten, u. diese überreichten, um die Thätigkeit der Versammlung auf Italien zu lenken, der französischen u. englischen Regierung eine Note über die politischen Zustände Italiens, bes. des Kirchenstaates, u. über geeignete Heilmittel. Es wurde Beschwerde geführt, daß die österreichischen Truppen seit 1849 die römischen Legationen besetzt hielten u. den Kriegszustand dort verewigten, so daß die päpstliche Regierung nur zum Schein vorhanden u. eine Änderung nicht zu hoffen wäre. Man möge die Legationen von dem übrigen Kirchenstaate unter dem Titel eines abgesonderten päpstlichen Fürstenthumes trennen u. denselben die Verfassung, Gesetzgebung u. Einrichtung zurückgeben, welche sie unter Napoleon I. gehabt hätten. Die französische Regierung brachte die Angelegenheit, ohne Erwähnung der sardinischen Vorschläge, in der Conferenzsitzung vom 8. April zur Sprache, die Nothwendigkeit von Reformen anerkennend, welche sich aber nicht blos über den Kirchenstaat, sondern auch auf Neapel u. Sicilien erstrecken müßten. Der Vertreter Englands sprach in demselben Sinne, während der österreichische Bevollmächtigte erklärte, daß er sich nicht aussprechen könne über die inneren Verhältnisse unabhängiger Staaten, welche keine Vertreter inmitten der Conferenz hätten. Die Wünsche, mit welchen die Conferenz in Folge dessen sich begnügte, befriedigten die sardinische Regierung nicht, welche sich deshalb zu einer neuen Note vom 16. April veranlaßt fand. Darin wurde über die Gefahr geklagt, worein S. durch den überwiegenden Einfluß Österreichs in Italien versetzt werde, S. als der einzig italienische Staat bezeichnet, welcher sowohl der österreichischen Übermacht, als dem revolutionären Geiste Schranken setzen könnte, u. daran die Hoffnung geknüpft, daß England u. Frankreich die üble Lage Italiens in ernste Erwägung ziehen u. mit S. über die Anwendung von Heilmitteln sich verständigen würden. Am 26. Mai in der Zweiten Kammer in Turin über seine Politik zur Rede gestellt, antwortete der Ministerpräsident, erreicht sei dadurch, daß S., obwohl zweiten Ranges, mit den Staaten ersten Ranges gemeinschaftlich über europäische Fragen verhandelt habe, daß die italienische Frage hinfüro auf der Tagesordnung europäischer Verhandlungen stehen würde u. daß Wünsche so mächtiger Staaten, wie Frankreich u. England, nicht blos fromme Wünsche bleiben könnten. Die österreichischen u. sardinischen Bevollmächtigten wären jedoch aus der Conferenz mit der festen Überzeugung von einander geschieden, daß die Politik beider Länder mehr als je von einer Annäherung entfernt sei. Das Ziel der Politik der sardinischen Regierung werde stets die möglich größeste Wohlfahrt Italiens bleiben. Die österreichische Regierung glaubte solche Äußerungen nicht ungerügt lassen zu dürfen; in einem Rundschreiben an die italienischen Regierungen war unter Anderem gesagt, daß die sardinische Regierung kein Recht habe im Namen ganz Italiens zu sprechen. Obgleich die von England u. Frankreich auf die Note vom 18. April ertheilten Antworten nicht zur Fortsetzung eines Streites mit Österreich ermuthigen konnten, so wies doch ein königliches Decret vom 12. Juli einen Credit von einer Mill. Franken zur Befestigung Alessandria's an, um gegen die von Österreich bewirkte Befestigung Piacenza's Front zu machen, während dieses auf die Verstärkung von Piacenza u. des linken Poufers sich beschränkte. Der Kaiser von Österreich beseitigte die Veranlassung dieses Zerwürfnisses, indem er auf einer Reise nach Venedig am 2. Dec. 1856 die Sequestration aller Güter politischer italienischer Flüchtlinge ohne Ausnahme aufhob. König Victor Emanuel hatte vorher einen Adjutanten nach Venedig geschickt, um ihn zu begrüßen. Das sardinische Budget für 1857 veranschlagte die Einnahmen zu 135,867,321 Lire u. die Ausgaben um 9,163,430 Lire mehr. Dieser Ausfall sollte durch Einnahmen aus bereits abgeschlossenen Anleihen gedeckt werden. Die Zinsen von 54 Mill. Lire, welche der Zug in die Krim gekostet hatte, waren unter den Ausgaben.

Bei Beginn des Landtages von 1857 (7. Jan.) hob der König in der Thronrede wieder hervor, wie zum ersten Male die Interessen von einer italienischen Macht auf einem europäischen Congresse vertreten worden seien, um aufs klarste die Nothwendigkeit einer Verbesserung der politischen Lage Italiens darzuthun, u. die in den Beziehungen zwischen S. u. Österreich obwaltende Spannung trat immer mehr hervor. Die Kammern bewilligten wieder fünf Millionen Fr. zur Befestigung Alessandrias; in der Frage über die Regelung der Angelegenheiten der Donaufürstenthümer ging S. mit Frankreich u. Rußland gegen Österreich u. England; den Flüchtlingen u. den Herausgebern öffentlicher Blätter wurde in ihren Kundgebungen für die Freiheit Italiens u. gegen Österreich freieste Hand gelassen. Nach einer Rede des Ministerpräsidenten Cavour in den Kammern über die Befestigung Alessandrias erhielt die österreichische Gesandtschaft von ihrer Regierung den Befehl S. zu verlassen u. die preußische Gesandtschaft zu Turin übernahm die Leitung ihrer laufenden Geschäfte (23. März). In Übereinstimmung mit den Kammern schuf die Regierung eine Art Landwehr u. vermehrte die Reserve, weil die Umstände eine Erhöhung der Wehrkraft des Landes erheischten. Neue Handelsverträge wurden mit der Argentinischen [915] Conföderation (15. Jan. 1857) u. mit Persien (28. April 1857) abgeschlossen. In der Gesetzgebung herrschte reges Leben; die Kammern beschlossen die Durchstechung des Mont Cenis auf Kosten des Staates, den Bau von Gefängnissen der Beschuldigten u. Angeklagten nach dem Zellensystem u. die Aufhebung der Wuchergesetze u. Feststellung von Zinsen auf Darlehen auf Grund freien Übereinkommens. Die Regierung rühmte sich Einnahmen u. Ausgaben ins Gleichgewicht gebracht zu haben, obwohl der Feldzug in die Krim 54,182,433 Lire gekostet hatte. Die Stimmung der katholischen Geistlichkeit gegen die Regierung war fortwährend gereizt; in Folge des Klostergesetzes waren schon in der ersten Hälfte des Jahres 1857 330 Mönchs- u. 78 Nonnenklöster mit 4063 Mönchen u. 1426 Nonnen aufgehoben worden, welche 925,604 Fr. Einkünfte u. 10,790 Hectaren Grund u. Boden besaßen; außerdem hatte die Regierung 1700 Beneficien eingezogen u. 66 Collegiatkirchen mit 650 Canonikern aufgehoben. Aber auf der anderen Seite mehrten sich die Processe wegen angeblicher protestantischer Propaganda, so daß Mehre mit Gefängniß u. hoher Geldbuße bestraft wurden u. die Kammern bei Berathung eines neuen Unterrichtsgesetzes beschlossen, daß in öffentlichen Schulen die Katholische Religion als Grundlage des religiösen Unterrichtes zu gelten habe. In Genua herrschte Aufregung, weil die Regierung u. Kammern die Verlegung des Kriegshafens von Genua nach Spezia beschlossen hatten. Unter solchen Verhältnissen brach in der Nacht vom 29. zum 30. Juni in Genua ein von Mazzini geleiteter, mit einem Angriff auf das Diamantfort beginnender u. angestifteter Aufstand aus, welcher zwar nach zweitägigem Kampf bewältigt wurde, aber in Folge gleichzeitiger Unternehmungen in Livorno u. gegen das Königreich Neapel, wozu sich die Verschworenen eines sardinischen Dampfers bemächtigt hatten, u. der Auffindung sehr großer Kriegsvorräthe u. weiter Verzweigungen als ein Versuch sehr ernster Art aufgefaßt wurde.

Die Wegnahme des von den Verschworenen im Hafen von Genua angeblich gewaltsam requirirten Dampfers Cagliari durch eine neapolitanische Fregatte u. die Gefangenhaltung der auf demselben befindlichen Passagiere verursachte zwischen S. u. dem Königreich Neapel einen diplomatischen Notenwechsel, welcher durch Freilassung dieser Passagiere nur einstweilen beigelegt wurde, wogegen die sardinische Regierung zustimmte, eine Anzahl sicilischer Flüchtlinge nach Amerika bringen zu lassen. Die Kammer, am 16. Juli geschlossen, wurde durch königliches Decret vom 25. Octbr. unter Anerkennung ihrer verdienstvollen Thätigkeit aufgelöst u. die sofort neu zu wählende Kammer auf den 14. Dec. einberufen. Die Thronrede berührte die Unterbrechung der diplomatischen Beziehungen zu Osterreich, bezeichnete die Verhältnisse zu den übrigen fremden Mächten als regelmäßig u. befriedigend u. kündigte die Vorlegung von Gesetzentwürfen über wichtige Zweige der inneren Administration u. das Consularwesen u. von Handels- u. Schifffahrtsverträgen mit Spanien, Dänemark u. Persien an. Der mit Belgien 1851 abgeschlossene Handelsvertrag war kurz vorher erneuert worden. Auf öffentliche Bauten wurden bedeutende Summen verwendet; die Eisenbahnstrecken von Novara nach Buffalora u. von Alessandria nach Voghera wurden eröffnet; bei Culoz in Anwesenheit des Königs u. dez Prinzen Napoleon der Grundstein zur Rhonebrücke gelegt, welche die französischen u. italienischen Eisenbahnen verbinden soll. Über Cagliari (Insel Sardinien) u. Malta wurde eine unterseeische Telegraphenverbindung zwischen dem italienischen Festland u. Afrika hergestellt. Bald nach Zusammentritt der Kammern nahm Ratazzi, der Minister des Innern, seine Entlassung u. Graf Cavour übernahm zur Präsidentschaft des Conseils u. dem Portefeuille des Auswärtigen interimistisch noch das Ministerium des Innern, während er das der Finanzen an Lanza abgab; der Grund zum Rücktritte Ratazzis war der Wunsch den gemäßigteren Kammermitgliedern von der Rechten jeden Vorwand zur Fortsetzung ihrer Opposition gegen das Ministerium zu nehmen u. so die Bildung einer großen gouvernementalen Partei zu erleichtern. Ein Circular Cavours bei Übernahme des Ministeriums des Innern erklärte, daß das Cabinet seinen liberalen Grundsätzen in der innern wie äußern Politik treu bleiben u. auf dem Wege des gemäßigten Fortschritts die Grundsätze weiter entwickeln werde, welche das Gebäude der nationalen Monarchie vollenden sollen. Sofort nach Eröffnung der Kammer gab bei Gelegenheit der Wahlprüfungen die von vielen Mitgliedern des oppositionellen Clerus geübte mißbräuchliche Beeinflussung der Wahlen Anlaß zu heftigen Debatten; es wurde eine Untersuchungscommission ernannt, welche sofort ihre Thätigkeit begann, u. mehre Deputirte mußten provisorisch aus der Kammer ausscheiden. Im Zusammenhang hiermit stand der Beschluß auf Ausschluß der Canoniker von der Kammer, deren fünf erwählt worden waren. Während die Kammer sich weiter mit Gegenständen von mehr praktischem Interesse, namentlich über die Gründung u. Unterstützung von Schulen, beschäftigte, fanden in Genua Anfang Februars die Verhandlungen wegen der Unruhen vom 29. Juni 1857 Statt, 41 Angeklagte, fast sämmtlich Arbeiter, waren anwesend, gegen 22 wurde in contumaciam verhandelt, nur über sechs der Flüchtigen, unter ihnen Mazzini, wurden Todesurtheile gefällt, die übrigen wurden zu 20 bis 7 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt, 25 ganz freigesprochen. Von der sicilianischen Regierung verlangte Sardinien, weil das Dampfschiff der Cagliari nicht in den neapolitanischen Gewässern, sondern auf offenem Meere weggenommen worden wäre, die unmittelbare Zurückgabe des Schiffes u. die Freilassung der gefangenen Mannschaft; ein Memorandum an die fremden Mächte vom 30. März begründete diese von Neapel abgewiesene Forderung aus den Satzungen des Völkerrechts, u. nach einer diplomatischen Correspondenz wurde der Cagliari mit seiner Mannschaft dem mit seiner Rückforderung beauftragten englischen Agenten übergeben u. von diesem an Piemont zurückgestellt. Eine in Folge des Attentats vom 14. Jan, 1858 auf den Kaiser Napoleon erlassene Note Frankreichs bestimmte den Grafen Cavour den Kammern einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher Strafen für Verschwörungen gegen das Leben fremder Souveräne festsetzte, eine genauere Definition der Vertheidigung des politischen Mordes gab u. das Minimum der Strafe hierfür festsetzte, u. im April u. Juni 1858 von den Kammern angenommen wurde. Eine hauptsächlich für Durchbohrung des Mont Cenis u. Anlegung eines Kriegshafens in Spezia bestimmte[916] Anleihe von 40 Mill. wurde gleichfalls verwilligt. Auf den Bericht der Untersuchungscommission über die Wahlen annullirte die Kammer alle die Wahlen, bei denen der clerikale Einfluß maßgebend gewesen zu sein schien; bei den Neuwahlen fielen die Stimmen meistens auf Liberale. Das Budget wurde mit einigen Reductionen verwilligt. Als die Kammer sich am 14. Juli trennte, hatten 47 Vorlagen der Regierung Genehmigung erhalten u. 28 waren in den Bureaux noch unerledigt geblieben. Wie sich Sardinien hinsichtlich des Verschwörungsgesetzes den Forderungen Frankreichs gefügt hatte, so schloß es sich auch in der auswärtigen Politik dem mächtigen Nachbar an u. namentlich in der Frage der Donaufürstenthümer sprach sich Graf Cavour in einer Note an den piemontesischen Gesandten in London zu Gunsten der Union derselben u. gegen Österreich aus. Enger noch wurden die Verbindung Piemonts mit Frankreich durch eine Reise des Grafen Cavour nach Plombieres geschlossen, wo er eine lange Unterredung mit dem Kaiser Napoleon hatte u. wo wahrscheinlich die Ereignisse des Jahres 1859 vorbereitet wurden. Auf seiner Rückreise berührte Cavour auch Baden-Baden u. hatte dort mit dem Prinzen von Preußen eine Unterredung. Die Darsena von Villafranca wurde der Russischen Dampfschifffahrtsgesellschaft als Hafenstation eingeräumt (September 1858) u. ihr zugleich zu Kohlenniederlagen u. maritimen Etablissements ein Terrain überlassen, welches bald darauf in Besitz genommen wurde. Der Eintritt des bisherigen Kammerpräsidenten Cadorna als Minister des öffentlichen Unterrichts (November 1858) verstärkte das Cabinet im Sinne des linken Centrums des Abgeordnetenhauses.

Noch vor dem Schluß des Jahres 1858 hatte die sogenannte Italienische Frage ein bedeutungsvolles Gewicht gewonnen; die österreichische Herrschaft in der Lombardei u. Venetien u. die illiberalen Regierungen in den kleineren Staaten Mittelitaliens wurden seit dem Pariser Congreß zum Gegenstand fortdauernder Klagen genommen. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich u. Sardinien u. die heftige Sprache der Presse beider Länder vermehrten das Kritische der Lage, u. eine laut ausgesprochene Agitation erklärte offen, daß die sardinische Regierung nicht eher ruhen werde, als bis Österreich keinen Fuß breit Landes mehr in Italien besitzen werde. Die bedeutungsvollen Worte, welche der Kaiser Napoleon am Neujahrstag 1859 an den österreichischen Gesandten gerichtet hatte, fanden in der Thronrede, mit welcher der König Victor Emanuel am 10. Januar die Kammern eröffnete, einen Widerhall; der Passus: die Lage unseres Landes ist nicht frei von Gefahren, denn indem wir die Verträge achten, sind wir andererseits nicht unempfindlich gegen den Schmerzensschrei, welcher aus so vielen Theilen Italiens sich erhebt, erregte das lebhafteste Aufsehen. Die Kammer beschäftigte sich sofort mit dem Gesetzentwurf über die Nationalgarde, welche in eine Art Landwehr mit Dienstverpflichtung bis zum 35. Lebensjahre u. militärischer Disciplin umgewandelt wurde. Während Österreich auf diese Provocationen durch eine Verstärkung seiner Truppen in Italien um 30,000 Mann antwortete u. auch die sardinische Regierung bereits aus den entfernteren Garnisonen Truppen heranzog, knüpfte die rasche Verlobung u. Vermählung (30. Jan.) des Prinzen Napoleon mit der Prinzessin Clotilde, Tochter des Königs, u. ein bei dieser Gelegenheit unterzeichneter Defensivvertrag die Bande der Freundschaft zwischen Frankreich u. Sardinien immer enger. Ein ausführliches Circular des Grafen Cavour vom 4. Febr. an alle Vertreter Sardiniens im Ausland setzte den Stand der Dinge u. die Beschwerden Sardiniens gegen Österreich auseinander, u. bereits am 9. bewilligte die Kammer der Regierung einen Credit von 50 Mill., bestimmt, den Forderungen etwaiger Ereignisse in Italien zu begegnen. Eine weitere Denkschrift der piemontesischen Regierung an das englische Cabinet vom 1. März stellte als Bedingungen der Beruhigung Italiens die freiwillige Einsetzung einer nationalen Regierung durch Österreich in der Lombardei u. Venetien, die Beseitigung der Obermacht Österreichs über die Staaten Mittelitaliens u. demgemäß die Zerstörung der Außenwerke von Piacenza, Aufhebung der Separatverträge, Einstellung der Besetzung der Romagna u. Anerkennung des Princips der Nichtintervention, Reformen in Modena u. Parma, Wiederherstellung der Verfassung von 1848 in Toscana, administrative Trennung der Legationen von den übrigen Provinzen des Kirchenstaats auf. Inmittelst gingen auf beiden Seiten die Vorbereitungen zum Kriege vorwärts; längs der Grenze wurden Truppen aufgestellt u. eine österreichische Patrouille hatte bereits am 19. März das sardinische Gebiet betreten. Während nun im Laufe der weiteren diplomatischen Verhandlungen die Großmächte auf Vorschlag Rußlands sich über den Zusammentritt eines Congresses zur Regelung der italienischen Angelegenheiten geeinigt hatten, an welchem anfänglich Piemont überhaupt nicht, später aber nur im Verein mit den übrigen italienischen Staaten u. unter der Bedingung einer allgemeinen Entwaffnung Theil nehmen sollte, überbrachte am 23. April Baron Kellersperg dem Grafen Cavour ein österreichisches Ultimatum, in welchem die sardinische Regierung aufgefordert wurde, ohne Zögern die Armee auf den Friedensfuß zu setzen u. die italienischen Freiwilligen zu entlassen, widrigenfalls der Kaiser sich genöthigt sehen würde zur Gewalt der Waffen zu schreiten. Baron Kellersperg, welcher drei Tage auf Antwort warten sollte, erhielt am 26. von Cavour eine vollständig ablehnende Antwort. Gleichzeitig ertheilte die Kammer dem König volle Gewalt zur Verfügung der erforderlichen Vertheidigungsmaßregeln, namentlich das Recht die Freiheit der Presse u. der Person vorübergehend zu suspendiren. Cavour übernahm interimistisch das Portefeuille des Kriegs u. der König stellte sich selbst an die Spitze der Armee deren Oberleitung der General della Marmora übernahm; Prinz Eugen von Savoyen-Carignan wurde für die Abwesenheit des Königs zum Generalstatthalter des Königreichs ernannt. Die Armee bestand aus 5 Divisionen Infanterie u. 1 Div. Cavallerie, im Ganzen 80,000 Mann; außerdem bildeten sich zwei Corps freiwillige Alpen- u. Apenninenjäger unter dem Commando der Generale Garibaldi u. Ulloa, später unter dem Garibaldi's vereint.

Während nun die sardinische Regierung alle durch die Umstände gebotenen militärischen Maßregeln ergriff, rückten bereits die ersten französischen Hülfstruppen unter den Befehlen der Generale Renault u. Bourbaki über den Mont Genêvre u. Mont Cenis gegen Susa u. Turin vor; andere Regimenter unter General Mac Mahon landeten von Marseille[917] in Genua; der piemontesische General Menabrea aber befestigte eilends die nur 5 Lieues von Turin entfernte Linie der Dora-Baltea, indem man vorläufig den ganzen Landstrich zwischen diesem Flusse u. dem Tessin dem Feinde Preis gab. Am 29. April überschritten die österreichischen Truppen in drei Corps den Tessin u. besetzten die von der piemontesischen Armee verlassenen Ländereien zwischen dem Tessin u. der Sesia. Aber bereits nahm die von Tag zu Tag an Zahl wachsende französische Armee eine feste Stellung im Thale der Serivia ein; unaufhörliche Regengüsse machten die Straßen unwegsam u. verhinderten das Vorrücken der Österreicher. Überdies hatten die Piemontesen die Dämme u. Schleusen zerstört u. hierdurch das Land unter Wasser gesetzt, Daher beschränkte sich der Krieg bis zur Ankunft des Kaisers Napoleon, welcher am 12. Mai in Genua landete u. zwei Tage später sein Hauptquartier nach Alessandria verlegte, nur auf wenig erhebliche Scharmützel. Erst am 20. Mai versuchten 15,000 Österreicher unter General Stadion auch das von piemontesischer Reiterei besetzte Dorf Montebello unweit Voghera zu nehmen. Nach sechsstündigem hartnäckigem Kampfe mit der zur Hülfe vorgerückten französischen Division Forey mußten sich die Österreicher in ihre früheren Stellungen zurückziehen. Gleichzeitig theilte General Cialdini, um sich des Brückenkopfs von Vercelli auf dem linken Ufer der Sesia zu bemächtigen, seine Truppen in zwei Colonnen, ließ sie diesen Fluß auf zwei verschiedenen Punkten überschreiten, zwang die Österreicher zum Rückzug u. bemächtigte sich der Ortschaft Borgo-Vercelli. Der österreichische Oberbefehlshaber, General Gyulai, hatte in der Erwartung am Po angegriffen zu werden die Ufer des Lago Maggiore von Truppen entblößt. Dies benutzte Garibaldi, welcher sich bisher nur mit Organisirung der ihm untergebenen Freiwilligen beschäftigt hatte, er überschritt mit nur 3500 Mann u. 4 Geschützen, zuerst von allen alliirten Truppen, im Süden des Lago Maggiore die österreichische Grenze, besetzte am 23. Mai die kleine Stadt Varese u. am 27. Como u. befand sich so in einer vorzüglichen Stellung im Rücken der Österreicher nur 7 Stunden von Mailand. Während er die Nationalgarde organisirte, der feindlichen Dampfboote, welche den Comersee beherrschten, sich bemächtigte, die Österreicher auf dem Wege nach Monza verfolgte u. Lecco besetzte, um die Verbindung mit dem Veltlin abzuschneiden, hatte zwar (31. Mai) der österreichische General Urban Varese wieder genommen, Garibaldi aber befreite es wieder u. brachte unter dem Beifall der Bevölkerung den Aufstand gegen die österreichische Herrschaft zu immer weiterer Ausbreitung.

Inmittelst hatte der Krieg auch bei den Hauptcorps begonnen. Am 30. Mai überschritten die Piemontesen die Sesia u. griffen die bei Palestro, Casalino u. Vinzaglio verschanzten Österreicher an. Der König commandirte in Person; unter ihm die Generale Cialdini, Fanti u. Durando, während General Castelborgo in Reserve blieb. Die österreichischen Verschanzungen wurden mit dem Bayonnet genommen u. die Piemontesen behaupteten das Schlachtfeld. Tags darauf kehrten zwar die Österreicher in einer Stärke von 25,000 Mann zurück, aber die Franzosen kamen den bedrängten Piemontesen zu Hülfe u. die Österreicher erlitten empfindliche Verluste; mehr als 1009 Gefangene u. 8 Kanonen fielen in die Hände der Sieger. Dieser Angriff der Piemontesen bei Palestro hatte jedoch nur den Zweck eine Flankenbewegung der französischen Armee in der Richtung von Novara zu verdecken, welche die Österreicher zum Rückzug aus ihrer Stellung in dem durch den Zusammenfluß des Tessin mit dem Po gebildeten Winkel u. zur vollständigen Räumung des sardinischen Gebietes zwang. Am 1. Juni rückte der französische General Niel in Novara ein; am 2. überschritten die ersten französischen Truppen bei Turbigo den Tessin u. am 3. folgte ihnen ein sardinisches Corps. Gleichzeitig setzte bei Buffalora eine andere französische Abtheilung über den Fluß. Am 4. wurde die blutige Schlacht bei Magenta geliefert, deren Sieg für die Verbündeten wesentlich durch ein geschicktes Manöver des Generals Mac Mahon entschieden wurde. Die Division des sardinischen Generals Fanti kam um 11 Uhr auf dem Schlachtfeld an u. verhinderte den österreichischen General Urban die Franzosen in der Flanke anzugreifen. Die Österreicher ließen 4 Kanonen, 2 Fahnen u. 7000 Gefangene in den Händen der Sieger; aber auch die Franzosen verloren 2 Generale, Espinasse u. Clerc, 246 Offiziere u. 3463 Unteroffiziere u. Soldaten. Der Sieg von Magenta öffnete den Verbündeten die Straße nach Mailand, welches schon seit dem 6. in vollem Aufstand war, seitdem die Ankunft zahlreicher Verwundeter Kenntniß von der verlorenen Schlacht gebracht hatte. Die österreichischen Behörden verließen die Stadt, nur die Municipalität blieb mit Ausnahme des Podesta Sabongondi fest auf ihrem Posten. Noch bevor die Stadt ganz von den Österreichern geräumt war, proclamirten die 6 Adjuncten den Anschluß an das Königreich Sardinien u. schickten eine Deputation an Victor Emanuel. Gleichzeitig wurde die Nationalgarde organisirt u. zur Abwehr einer etwaigen Rückkehr der Österreicher Barrikaden errichtet. Nachdem die Letzteren am 7. Juni Pavia u. Piacenza geräumt, zogen am 8. der Kaiser Napoleon u. der König Victor Emanuel in Mailand ein. Vigliani, bisher Generaladvocat in Genua, wurde zum Gouverneur der Lombardei, Louis Belgiojoso zum Podesta von Mailand ernannt. Alle nichtitalienischen Beamten wurden entfernt, die österreichischen Polizeibureaus aufgehoben. Eine vom 8. Juni aus Mailand datirte Proclamation des Kaisers an die Italiener versicherte, daß er keine Eroberungen beabsichtige, u. forderte sie auf sich in dem einen Ziele, der Befreiung ihres Landes, zu vereinigen, sich militärisch zu organisiren u. unter den Fahnen Victor Emanuels zu schaaren. Ein theuer erkaufter Sieg der Franzosen bei Melegnano vervollständigte den Erfolg von Magenta u. beschleunigte den Rückzug der Österreicher, welche der Reihe nach Reggio, Pizzighetone, Modena, Forli, Faenza u. Imola räumten, die Linien der Adda u. Chiese überschritten u. sich bis zum Mincio unter den Schutz des von den Festungen Peschiera, Mantua, Verona u. Legnago gebildeten Vierecks zurückzogen. Während dieser Zeit besetzte Garibaldi (8. Juni) Bergamo u. brachte das ganze Land auf seinem Wege zum Aufstand. Im Süden aber begann ein unter dem Befehl des Prinzen Napoleon gebildetes fünftes französisches Armeecorps seine Bewegung u. rückte durch die Herzogthümer vor, um seine Verbindung mit der Hauptarmee in der Richtung von Mantua zu bewerkstelligen. Während die französische Armee den Österreichern bis an den [918] Mincio nachrückte, bewegten sich die Piemontesen in gleicher Linie vorwärts. Am 17. Juni zog der König in Brescia ein; bis zum 23. waren die Piemontesen bis nach San Martino unweit Peschiera vorgerückt. In der mörderischen u. wiederum für die Verbündeten siegreichen Schlacht von Solferino (24. Juni) bildete die sardinische Armee, in vier Divisionen getheilt, den linken Flügel; ste traf den Feind zwischen San Martino u. Puzzolengo; mehre Male zurückgeschlagen, bemächtigte sie sich endlich dieser Ortschaften u. trieb die Österreicher nach Peschiera zurück, aber nicht ohne sehr schwere Verluste, welche man allein für die sardinische Armee auf 6–8000 Mann schätzte.

Inmittelst waren auch die Staaten Mittelitaliens von der nationalen Einheitsbewegung ergriffen worden. Aus Parma strömten noch vor Beginn des Krieges zahlreiche Freiwillige unter die sardinischen Fahnen. Das Nationalcomité, welches, nachdem die Regentin in Folge des Verlangens der Offiziere gemeinschaftliche Sache mit Piemont zu machen (30. April), mit ihrem Sohne das Land verlassen hatte, sich im Namen des Königs Victor Emanuel als provisorische Regierung constituirte, konnte zwar nicht in Thätigkeit treten, denn bereits am 4. Mai rief ein Theil der Offiziere die Regentin zurück, während die übrigen sich mit Waffen u. Bagage auf das sardinische Gebiet zurückzogen. Aber vergeblich versuchte die Regentin neutral zu bleiben, u. während die Österreicher Piacenza noch besetzt hielten, brachen in einem Theil der Provinz Lunigiana Unruhen aus; man rief Victor Emanuel als König aus u. General Ribotti rückte Ende Mai an der Spitze einer Abtheilung des toscanischen Heeres in der Provinz ein. Als auf die Nachricht von der Räumung Piacenzas durch die Österreicher die Regentin zum zweiten Male ihr Land verließ, wurde in Parma von Neuem eine Regierungscommission, bestehend aus dem Grafen Cantelli, Bruni u. Armani, eingesetzt, welche erklärte, daß das Herzogthum frei sei u. sich der dreifarbigen Fahne mit dem savoyischen Kreuze anschließe. Eine an Victor Emanuel geschickte Deputation bat ihn die Regierung zu übernehmen; am 16. Juni kam der von der sardinischen Regierung ernannte Gouverneur des Herzogthums Parma, Pallieri, in Parma an u. ergriff Besitz von der Regierungsgewalt. Eben so rasch vollzog sich die Umwälzung im Herzogthum Modena. Die Provinzen Massa u. Carrara erhoben sich zuerst (Ende April); Victor Emanuel wurde zum König-Dictator ausgerufen, die Beamten verließen ihre Posten u. die Truppen zogen sich nach Modena zurück. Am 17. Mai erklärte Ponza de San Martino, außerordentlicher Commissar der sardinischen Regierung in Genua, daß seine Befugnisse sich auch auf die genannten Provinzen des Herzogthums Modena erstreckten; am 20. verkündete die sardinische Regierung deren Annexation u. übernahm die Verwaltung u. Vertheidigung derselben. Sie erließ eine Art Kriegserklärung gegen den Herzog, weil derselbe eine Allianz mit Österreich abgeschlossen u. österreichischen Truppen den Durchzug durch sein Gebiet gestattet hatte. Nach der Schlacht von Magenta verließ dieser (11. Juni) mit dem größten Theil seiner Truppen die Hauptstadt, u. nachdem am 12. auch die Österreicher die Städte Reggio u. Modena geräumt hatten, wurde in beiden Victor Emanuel als Herrscher ausgerufen, eine vom Herzog zurückgelassene Regentschaft entsetzt u. an deren Stelle eine provisorische Regierung unter Zini eingesetzt, welche sofort eine Deputation an den König von Sardinien schickte. Am 19. Juni übernahm der Deputirte Farini als piemontesischer Commissar mit dictatorischer Gewalt vorläufig die Regierung in Modena. In Toscana zeigten sich schon Ende Januar 1859 während einer Reise des Großherzogs nach Rom u. Neapel offene Spuren der Aufregung; strenge Maßregeln, welche nach Rückkehr des Großherzogs ergriffen wurden, konnten die Bewegung nicht aufhalten. Zahlreiche Freiwillige schifften sich in Livorno nach Sardinien ein, u. eine öffentliche Subscription ergab zu ihrer Unterstützung 100,000 Lire. Die Aufregung stieg auf den höchsten Gipfel, als der Großherzog ablehnend auf eine von dem sardinischen Bevollmächtigten Buoncompagni am 24. April übergebenen Note antwortete, durch welche Toscana eingeladen wurde, sich mit Frankreich u. Sardinien zu verbinden. Auf die Nachricht von der Ausschiffung französischer Regimenter in Genua entfaltete man in Florenz auf mehren Punkten die dreifarbige Fahne u. die Truppen verweigerten den Gehorsam. Zu spät entschloß sich der Großherzog nachzugeben, sich mit Piemont zu verbinden u. ein neues Ministerium zu berufen; er sah sich genöthigt das Land zu verlassen, von einer Ehrengarde bis an die Grenze begleitet. Die Municipalität erwählte sofort eine provisorische Regierung, bestehend aus dem früheren Gonfaloniere Peruzzi, Malenchini u. Danzini; ihr erster Act wardas Gesuch an den König Victor Emanuel die Dictatur über Toscana zu übernehmen. Am 4. Maiverkündete die provisorische Regierung dem Lande, daß der König es zwar ablehne die Dictatur anzunehmen, aber darein willige während der Dauer des Krieges Protector des Großherzogthums zu bleiben, u. daß er seinen bisherigen diplomatischen Vertreter Buoncompagni zum königlichen Commissar mit dem Auftrage in seinem Namen zu regieren u. den General Ulloa zum Oberbefehlshaber der Truppen ernenne. Buoncompagni übernahm am 8. Mai die Zügel der Regierung mit der Erklärung, daß die Verwaltung Toscana's gänzlich unabhängig von der Piemonts bleiben werde, bildete ein Ministerium, berief einen provisorischen Staatsrath, trat durch ein Decret vom 25. Mai dem Kriege bei u. verfügte am 10. Juni, daß alle toscanischen Beamten dem König Victor Emanuel als Protector der nationalen Regierung von Toscana den Eid der Treue leisten sollten. Gleichzeitig endlich kam auch in den zum Kirchenstaat gehörigen Legationen dieselbe Bewegung zum Ausbruch. Am Abend des 11. Juni verließen die Österreicher Bologna u. am 12. Ancona. Nachdem auch der Cardinallegat Milesi sich nach Ferrara zurückgezogen hatte, beriefen die städtischen Behörden von Bologna den Grafen Malvezzi, die Marquis Pepoli u. Tanari, Montanari u. Casarini, um eine Regierungsjunta zu bilden. Auch diese proclamirte sofort die Dictatur Victor Emanuels; bald folgten Imola, Forli, Faenza, Ferrara u. Ravenna dem Beispiele Bologna's. Der Deputation aber, welche im Hauptquartier der Verbündeten erschien, um dem König die Dictatur über die Romagna anzubieten, mußte Victor Emanuel, um diplomatische Verwickelungen zu vermeiden, eine ablehnende Antwort ertheilen; doch ernannte er den Marquis d'Azeglio zum außerordentlichen Commissar in diesen Provinzen. Während dessen Ankunft in Bologna sich jedoch[919] bis zum 11. Juli verzögerte, hatte inmittelst General Mezzacapo, welcher zum Oberbefehlshaber der Truppen ernannt worden war, ein Corps freiwilliger Romagnolen gebildet, welches allmälig durch piemontesische Truppen verstärkt wurde. Eine Abtheilung unter General Roselli rückte bis an die Grenze der Katholica in die Nähe von Rimini vor, um ein etwaiges Vordringen päpstlicher Truppen abzuwehren. Diese Politik der Annexation wurde von dem Grafen Cavour in zwei Circularen vom 14. u. 16. Juni gerechtfertigt u. als ungefährlich für das europäische Gleichgewicht dargestellt. Die Zollschranken zwischen Piemont u. den mittelitalienischen Staaten wurden aufgehoben u. das sardinische Gouvernement beeilte sich die Besitzergreifung zu einer vollendeten Thatsache zu machen.

Auf dem Kriegsschauplatz folgten der Schlacht von Solferino einige für beide Theile gleich nothwendige Ruhetage Am 29. Juni erst begann die französische Armee während die Sarden Peschiera einschlossen, den Übergang über den Mincio; ein Beobachtungscorps wurde vor Mantua zurückgelassen, ein anderes sollte von Brescia aus die tyroler Pässe überwachen. Das Gros der französischen Armee richtete seine Operationen auf Verona, wo sich die österreichische Armee vereinigt hatte, u. man erwartete nur die Ankunft des Belagerungsparkes, um die Operationen wieder zu beginnen. Vollständig unerwartet aber erfolgte eine Einstellung der Feindseligkeiten. Nach Verhandlungen zwischen den beiden kaiserlichen Hauptquartieren, welche, soviel bekannt, nur die Auswechselung von Gefangenen zum Gegenstand hatten, sandte der Kaiser Napoleon seinen Adjutanten General Fleury am 7. Juli mit dem Anerbieten eines Waffenstillstandes nach Verona. Am 8. Juli wurde die Einstellung der Feindseligkeiten von dem Marschall Vaillant u. General Heß in Villafranca unterzeichnet. Am 11. Juli hatten die beiden Kaiser eine Zusammenkunft zu Villafranca, in welcher die Präliminarien des Friedens vereinbart u. die künftige Organisation Italiens in folgender Weise festgestellt wurde: Beide Souveräne werden die Gründung einer italienischen Conföderation unter dem Ehrenvorsitz des Heiligen Vaters begünstigen; der Kaiser von Österreich tritt seine Rechte auf die Lombardei, mit Ausnahme der Festungen Mantua u. Peschiera, an den Kaiser der Franzosen ab, welcher sie dem König von Sardinien überträgt; Venetien bleibt unter der Herrschaft des Kaisers von Österreich u. wird einen Theil des Italienischen Bundes bilden; der Großherzog von Toscana u. der Herzog von Modena kehren in ihre Staaten zurück (Parma blieb unerwähnt) u. beide Kaiser werden den Heiligen Vater ersuchen die unabweisbaren Reformen in seinen Staaten einzuführen; endlich volle u. allgemeine Amnestie auf beiden Seiten. Schon unterm 23. Juni hatte der Moniteur eine Note veröffentlicht, in welcher es als unbegründet bezeichnet wurde, daß Piemont, ohne die Wünsche der Bevölkerungen u. die Großmächte zu befragen, darauf rechne unter dem Schutz der französischen Waffen ganz Italien zu einem einzigen Staat zu vereinigen; die Dictatur sei eine nur zeitweilige Gewalt, welche die gemeinschaftlichen Kräfte in eine Hand vereinige u. doch den Combinationen der Zukunft nicht vorgreife. Als die Bedingungen des Friedens bekannt wurden, war die Erregung allgemein in Italien; alle Journale erklärten einen Italienischen Bund, an welchem Österreich Theil nehme, für unmöglich. Das Ministerium Cavour hielt sich für verpflichtet bei so veränderter politischer Lage seine Entlassung anzubieten. In dem am 19. Juli constituirten neuen Ministerium war Ratazzi die Seele, obwohl er nur das erst vor wenigen Monaten niedergelegte Portefeuille des Innern übernahm, während dem General della Marmora zu dem Ministerium des Krieges u. der Marine der Vorsitz im Ministerrath übertragen wurde; der Deputirte Oytana übernahm die Finanzen, der Deputirte Migliatti die Justiz, General Dabormida das Auswärtige, der Deputirte Monticelli die öffentlichen Arbeiten, der Lombarde Casati den öffentlichen Unterricht. Das Ministerium beeilte sich die Verschmelzung der neuen Provinz mit dem alten Königreich so schleunig als möglich ins Werk zu setzen. Zum Bevollmächtigten für die Friedensconferenzen in Zürich wurde der Vicepräsident des Senates Desambrois ernannt, welchem als zweiter Commissar der bevollmächtigte Minister in Bern Jocteau beigeordnet wurde.

Besonders schwierig gestalteten sich die Verhältnisse in Mittelitalien. In Toscana war unter General Ulloa ein Truppencorps gebildet worden, welches sich mit dem fünften französischen Armeecorps vereinigte; am 6. Juli trat in Florenz eine Staatsconsulta zusammen. Während sie sich mit Gesetzentwürfen über Bildung einer Nationalgarde, über die Gemeindeverfassung u. eine Reform des Strafgesetzbuches beschäftigten, traf die Nachricht des Friedens von Villafranca ein; nicht ohne Mühe konnte Buoncompagni die Aufregung der Bevölkerung beruhigen. Die Consulta beschloß die Absetzung des Hauses Lothringen, u. die Municipalbehörden von Florenz u. vielen anderen Städten u. die meisten der von der Regierung zusammengerufenen Gemeinden des Landes folgten ihr nach. Diesem Votum folgte die Einberufung einer Landesversammlung; damit es den Schein hätte, als wären die Wahlen vollständig frei, wurde Buoncompagni von der sardinischen Regierung zurückgerufen u. die oberste Gewalt dem Ministerrath übertragen, zu dessen Präsident Baron Ricasoli ernannt wurde. Die letzte Regierungshandlung Buoncompagni's war der Befehl zur Zerstörung des gegen Florenz errichteten Forts St. Georg. Am 11. Aug. trat die Landesversammlung zusammen u. beschloß auch ihrerseits die Entthronung des Großherzoglichen Hauses u. den Anschluß an das Königreich Sardinien. In Modena übergab der von Victor Emanuel zurückgerufene Farini seine Gewalt der Municipalität; aber man bot ihm (28. Juli) die Dictatur an, welche er annahm mit dem Versprechen sofort eine Landesversammlung einzuberufen. Die am 16. Aug. zusammengetretene Landesversammlung sprach die Absetzung des Hauses Este u. den Anschluß an Sardinien aus; auch genehmigte sie ein Anlehen von 5 Millionen u. die einstweilige Fortführung der Dictatur Farini's, welcher am 2. Septbr. das sardinische Statut ve rkündigte, indem er sich die legislative u. Executivgewalt bis zum Tage der wirklichen Annexation vorbehielt; am 9. Septbr. ordnete er die Einführung des Siccardischen Gesetzes an, am 21. wurde verfügt, daß alle öffentliche Acte künftig im Namen des Königs Victor Emanuel geschehen sollten; die Zolllinien u. Paßvorschriften gegenüber den sardinischen Staaten wurden aufgehoben; für die Priester, welche vor dem bürgerlichen Eheschluß eine kirchliche [920] Trauung vornehmen würden, Strafen festgesetzt, alle vor den kirchlichen Gerichten schwebende Rechtssachen den ordentlichen bürgerlichen Gerichten überwiesen. Aus Parma, welches im Friedensvertrag von Villafranca nicht erwähnt war, rief das sardinische Gouvernement erst am 8. Aug. den außerordentlichen Commissar Pallieri ab, u. Manfredi u. Armelonghi führten die Regierungsgewalt, bis die Municipalität dem Dictator von Modena, Farini, auch die Dictatur in Parma anbot, welche derselbe auch annahm. Nun wurde auch hier die allgemeine Abstimmung beliebt, welche sich auch richtig für die Vereinigung mit Sardinien aussprach, worauf Gleiches eine am 7. Septbr. zusammengetretene Landesversammlung erklärte, u. es wurden hierauf auch in Parma alle öffentliche Acte im Namen des Königs Victor Emanuel ausgefertigt. Die Ermordung des Obersten Arviti, eines Anhängers der gestürzten Dynastie, durch eine wüthende Volksmenge (5. Oct.), veranlaßte auch Farini endlich am 11. Oct. in Parma zu erscheinen, um die gestörte Ruhe wieder herzustellen u. die Bestrafung der Schuldigen anzuordnen. In der Romagna endlich übernahm, nachdem d'Azeglio bereits am 18. Juli nach Turin zurückgekehrt war, Oberst Falicon die oberste Gewalt bis zum 1. Aug., worauf Cipriani zum Generalgouverneur ernannt wurde, welcher die Gleichstellung der Religionsbekenntnisse, der bürgerlichen u. politischen Rechte verfügte u. die Wahl einer Nationalversammlung anordnete. Diese trat am 1. Septbr. zusammen, nahm die im Namen der vier Provinzen Bologna, Ferrara, Ravenna u. Forli vorgeschlagene Resolution an, daß die Völker der Romagna die weltliche Herrschaft des Papstes nicht mehr wollten, u. beschloß gleichermaßen die Vereinigung mit Sardinien u. die einstweilige Fortdauer der Gewalt Cipriani's. Unterdessen organisirte General Fanti die Truppen der verbundenen Provinzen, welche in zwei Linien längs der römischen Grenze aufgestellt wurden. Deputationen der vier mittelitalienischen Staaten begaben sich zu dem König, um demselben die Beschlüsse der Landesversammlungen vorzutragen; am 3. Septbr. hatte die von Toscana, am 15. die von Parma u. Modena, am 24. die der Romagna Audienz, u. obgleich ihnen der König unter Hinweis auf die noch schwebenden Verhandlungen eine nicht direct zusagende Antwort zu geben vermochte, so fuhr man doch inmittelst in der Verschmelzung der materiellen Interessen eifrig fort. Es wurde verfügt, daß die Gerichte sich in Verbindung setzen u. ihre Urtheile gegenseitig als vollstreckbar anerkennen, daß die Diplome der verschiedenen Universitäten durch alle Staaten gleiche Gültigkeit haben, daß Gleichheit des Maßes u. Gewichtes, des Münz- u. Zollwesens eingeführt werde. Gleichzeitig theilte die sardinische Regierung in einem Memorandum vom 28. Septbr. den Großmächten die Wünsche der Bevölkerungen Mittelitaliens mit. Nicht geringe Schwierigkeiten erhoben sich hinsichtlich der Verschmelzung der neuerworbenen Lombardei mit dem Königreich. Um die Lombarden zufriedenzustellen, deren Enthusiasmus bereits durch die Furcht vor der piemontesischen Centralisation abgekühlt wurde, ließ man Mailand die Münze u. gab ihm die Tabaksmanufactur u. den obersten Cassationshof. Weitere Gesetze organisirten die Eintheilung des Königreichs u. die Verfassung der Gemeinden, u. in wenigen Tagen wurden nicht weniger als 72 Decrete u. Gesetze für diesen Zweck publicirt; sie betrafen die Aufhebung der Rechnungskammer, der Stelle des Generalprocurators, des Generalcontroleamtes der Finanzen u. deren Ersatz durch den Staatsrath u. einen Rechnungshof, ferner die Organisation der richterlichen Behörden, die Ausdehnung der Competenz der Friedensrichter, die Einführung gewählter Handelsgerichte, die Verminderung der Zahl der Gerichte, die Einschränkung der Anwendbarkeit der Todesstrafe, die neue Abgrenzung der Provinzen, die Verwaltung der milden Stiftungen, die Reorganisation der Verwaltung etc.

Endlich war man nun auch bei den Friedensverhandlungen in Zürich zu dem Abschluß der Verträge gekommen; es waren deren drei, der eine zwischen Frankreich u. Österreich, der andere zwischen Frankreich u. Sardinien, der dritte zwischen Frankreich, Österreich u. Sardinien, welche sämmtlich am 10. Nov. unterzeichnet wurden. Österreich trat seine Rechte an die Lombardei mit Ausschluß von Mantua u. Peschiera an Frankreich ab, welches dieselben auf Sardinien übertrug. Die neue Grenzlinie läuft von der Südgrenze Tyrols mitten durch den Gardasee bis zu dem Durchschnittspunkt der Vertheidigungszone von Peschiera u. des Gardasees, folgt der Peripherie dieser Zone in einer Rayonweite von 3500 Mèters bis zum Mincio u. von da dem Thalweg dieses Flusses bis Le Grazie, von wo sie in gerader Linie nach Scarzaroto u. von da dem Thalwege des Po entlang bis Luzzara läuft. Sardinien übernahm drei Fünftheile der Schuld des Lombardisch-Venetianischen Monte u. 40 Millionen Gulden der Nationalanleihe von 1854, welche Frankreich auf Rechnung Sardiniens an Österreich zahlte. Die beiden Verträge, welche von den sardinischen Bevollmächtigten unterzeichnet wurden, enthielten nichts von dem Italienischen Bunde, dessen Bildung zwischen Frankreich u. Österreich in Aussicht genommen, noch von den Herrschern der drei Staaten Mittelitaliens, deren Rechte in dem Französisch-Österreichischen Specialvertrag ausdrücklich reservirt waren. In der That hatte aber der Gang der Ereignisse diesen Vorbehalt bereits wieder um einen Schritt überholt. Auf einen von Farini ausgegangenen Vorschlag hatten die vier Landesversammlungen der Staaten Mittelitaliens den Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan zum Regenten erwählt u. so einen Schritt weiter zur Vereinigung mit Sardinien gethan, welcher nur von einer Minderheit in Toscana als der Weg zur Bildung eines selbständigen mittelitalienischen Königreichs betrachtet wurde. Frankreich widersprach bestimmt diesem Plane, u. die sardinische Regierung sah sich genöthigt den Prinzen zur Ablehnung der Regentschaft zu veranlassen. Man traf das Auskunftsmittel, da derselbe an seiner Stelle Buoncompagni beauftragte, nicht ohne daß Frankreich die Versicherung erhielt, daß die Provinzen im Statu quo verbleiben u. die Gewalt Buoncompagni's nur eine nominelle sein werde. Buoncompagni wurde zwar als Generalgouverneur der vereinigten Provinzen Mittelitaliens anerkannt, aber Ricasoli u. Farini fuhren fort Toscana u. resp. die drei anderen Provinzen (denn auch die Romagna hatte dem Letztern die oberste Gewalt übertragen) mit einem besondern Ministerium zu verwalten, u. der Generalgouverneur beschränkte sich darauf die guten Beziehungen zwischen Mittelitalien u. Piemont aufrecht zu erhalten. Farini[921] verkündete auch in der Romagna das sardinische Statut, entfernte Alles, was an das alte Regime erinnerte, namentlich das Inquisitionstribunal, u. concentrirte die Regierung der drei Provinzen, denen er vom 1. Jan. 1860 an den Namen Emilia beilegte, in Modena unter einem einzigen Ministerium. Am 21. Decbr. kam Buoncompagni in Livorno an u. residirte seitdem in Florenz. Die geschilderte Lösung der Regentschaftsfrage befriedigte aber weder Frankreich, noch die Italiener; auch beunruhigte die auswärtigen Mächte die Gegenwart des mit dem Commando der toscanischen Truppen betrauten Generals Garibaldi an der römischen Grenze; er wurde nach Turin berufen, gab nach einer Unterredung mit dem König, zu dessen Adjutanten er ernannt wurde, seine Entlassung u. zog sich nach Nizza zurück. Das Ministerium benutzte die kurze Frist, welche ihm vor dem mit Ratification des Friedens eintretenden Erlöschen der für die Dauer des Kriegs ertheilten unumschränkten Vollmacht noch blieb, um zahlreiche u. wichtige Gesetze, na mentlich über die Einberufung der Deputirten, über die Finanzverwaltung, die Polizei, die öffentlichen Arbeiten, das bürgerliche Proceß- u. Strafverfahren, den öffentlichen Unterricht, den Schutz von Erfindungen etc. zu publiciren. In einem eigenthümlichen Gegensatze zu der unitarischen Bewegung im übrigen Italien stand eine separatistische, welche namentlich seit dem Frieden von Villafranca in Savoyen laut wurde u. den Anschluß an Frankreich verlangte. Diese Provinz, welche schon seit Jahren laut darüber klagte von der sardinischen Regierung vernachlässigt zu werden, stand wesentlich unter dem Einfluß der Geistlichkeit, welche mit offener Feindseligkeit gegen das Gouvernement auftrat u. namentlich die vom Ministerium Ratazzi vorbereiteten Gesetzentwürfe über die Civilehe u. die Versetzbarkeit der Richter zur Handhabe der Erregung benutzte. Die Bestrebungen der Separatisten wurden von der französischen Regierung vorher geheim, seit den letzten Tagen des Jahres 1859 offen ermuthigt u. unterstützt. Je mehr es sich herausstellte, daß die Annexation Mittelitaliens an Piemont nicht abzuwenden sei, um so lauter wurde es ausgesprochen, daß die Abtretung von Savoyen u. Nizza an Frankreich der Preis sein werde, um welchen das letztere dieser neuen Vergrößerung Sardiniens sich nicht länger widersetzen werde. In der That fing um dieselbe Zeit Frankreich an sich der Annexation Mittelitaliens geneigter zu zeigen; ein Brief des Kaisers Napoleon an den Papst vom 31. Decbr. 1859 empfahl diesem die revoltirten Provinzen zu opfern, u. seit den ersten Tagen des Jahres 1860 erschien der zur Regelung der italienischen Angelegenheiten vorgeschlagene Congreß der Großmächte als definitiv aufgegeben. Diese neue Wendung der Dinge, durch welche ein wesentlicher Theil der Stipulationen von Villafranca beseitigt wurde, führte in Turin eine Ministerkrisis herbei; das Ministerium Ratazzi trat ab u. Graf Cavour, mit Bildung eines neuen beauftragt (20. Jan. 1860), übernahm in demselben die Präsidentschaft, das Auswärtige u. interimistisch das Innere, Cassinis wurde Justiz-, Vegezzi Finanz-, General Fanti Kriegsminister, Corsi (Toscaner) Minister ohne Portefeuille, Jacini (Lombarde) übernahm das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten. Die ersten Handlungen des neuen Ministeriums waren die Auflösung der bisherigen Kammer u. die Einberfung der Municipalversammlungen, um sofort die Wählerlisten aufzustellen. Sein Hauptbestreben aber war, die Annexation Mittelitaliens zu betreiben. Ein Circular Cavours vom 27. Jan. erklärte jede Restauration für unmöglich u. Sardinien für verpflichtet den Wünschen der Bevölkerung zu entsprechen. Um Frankreich zufrieden zu stellen, wurde für Toscana u. die Emilia eine nochmalige allgemeine Abstimmung über die Annexation beschlossen. Doch zogen sich die diplomatischen Verhandlungen noch immer in die Länge, namentlich wegen der wiederholten formellen Weigerung des Papstes auf irgend welche Verhandlungen od. Zugeständnisse einzugehen u. wegen des nun offenkundig gewordenen französisch-sardinischen Übereinkommens, daß die Abtretung von Savoyen u. der Grafschaft Nizza an Frankreich der Preis der Annexation Mittelitaliens sei. Vorschläge, welche darauf zielten, beide Annexationsfragen der Entscheidung der Großmächte zu unterbreiten, Toscana seine Selbständigkeit unter einem Prinzen des Hauses Savoyen zu lassen, in der Romagna ein übrigens auch vom Papste verworfenes Vicariat des Königs Victor Emanuel im Auftrage des Papstes einzuführen, scheiterten sämmtlich, u. für den 11. u. 12. März wurden endlich sämmtliche Bürger Toscanas u. der Emilia, welche mindestens 21 Jahre alt u. im Besitz der bürgerlichen Rechte waren, berufen sich für eine der beiden Propositionen, Annexation an Sardinien od. Umgestaltung des Landes zu einem besonderen Königreich, auszusprechen. In beiden Staaten sprachen sich die Versammlungen bei dieser Art der Abstimmung für Anschluß an Sardinien aus u. nachdem dem Könige von Sardinien die Resultate dieser Abstimmung, am 18. März von Farini u. am 22. März von Ricasoli, überbracht worden waren, säumte derselbe nicht zu erklären, daß er das Votum der Bevölkerungen annehme u. die Provinzen Mittelitaliens mit dem Königreich vereinige, doch solle Toscana auch ferner eine administrative Selbständigkeit behalten. Durch Decrete von denselben Tagen wurden die Annexationen officiell ausgesprochen, die Wähler der neuen Provinzen aber, wie schon vorher mit denen der alten geschehen war, auf den 25. März zur Wahl der Abgeordneten zusammengerufen. Bereits am 20. März hatte die Nationalversammlung für Toscana sich aufgelöst; Farini kehrte nach Turin zurück u. übernahm das Ministerium des Innern. Ein Decret vom 26. März regelte provisorisch die administrative Selbständigkeit Toscanas; Prinz Carignan wurde zum Statthalter u. Befehlshaber der Land- u. Seemacht, welche jedoch der sardinischen einverleibt wurde, Ricasoli zum Generalgouverneur ernannt; im Übrigen ließ man aber Toscana kaum mehr Selbständigkeit, als auch die Lombardei noch besaß. Die entsetzten Fürsten erhoben, wie schon früher, nochmals lebhaften Protest gegen die Annexation, der Kaiser Napoleon aber verlangte auf die Nachricht von Vollziehung derselben die Abtretung von Nizza u. Savoyen von dem sardinischen Cabinet, während andererseits der schweizerische Bundesrath in einer Note vom 21. März Sardinien das Recht bestritt ohne Zustimmung der Schweiz über diese zwei, theilweis neutralisirten Provinzen zu verfügen. Sardinien mußte das schon lange beschlossene Opfer bringen; ein am 24. März unterzeichneter Vertrag regelte die Abtretung; die neutralisirten Theile Savoyens übergab[922] der König unter den nämlichen Bedingungen, unter denen er sie besaß; der Kaiser versprach sich mit den Großmächten u. der Schweiz zu verständigen, eine gemeinschaftliche Commission sollte die Grenze festsetzen, den sardinischen Unterthanen der annectirten Länder ein Jahr lang freistehen, ihre Nationalität zu wählen. Auch hier beschloß die Regierung das allgemeine Stimmrecht wegen der Geneigtheit in Frankreich incorporirt zu werden, zu befragen, es wurde hierfür der 15. April in Nizza, der 22. in Savoyen festgesetzt. Um dieselbe Zeit singen die französischen Truppen an, das noch besetzte Norditalien zu verlassen u. rückten in Savoyen u. Nizza ein. Die sardinischen Beamten wurden von der Turiner Regierung abberufen u. provisorisch andere an deren Stelle eingesetzt.

Nachdem bereits am 3. März 34 neue Senatoren ernannt, am 25. März aber die Deputirten in allen Provinzen gewählt worden waren, erfolgte am 2. April in Turin die Eröffnung des ersten Italienischen Parlaments. Zum Präsidenten der Kammer wurde der frühere Finanzminister Lanza ernannt, Vicepräsidenten u. Secretäre gleichmäßig den verschiedenen Provinzen entnommen. Über eine Interpellation Garibaldi's gegen die Abtretung von Nizza ging die Kammer zur Tagesordnung über; die Annexation der Emilia genehmigte die Deputirtenkammer einstimmig, die von Toscana gegen nur eine Stimme; auch im Senat stimmten nur zehn der clericalen Partei angehörigen Mitglieder gegen die Annexation der Emilia. Nachdem das Parlament prorogirt worden war, vollendete eine Reise des Königs in die neuen Provinzen das Werk der Annexation. Da mehre Bischöfe die Betheiligung an der Feier des sardinischen Verfassungsfestes verweigerten, schritt die Regierung mit Verhaftung u. Untersuchung gegen sie ein. Inmittelst war in Nizza u. Savoyen die Abstimmung erfolgt, u. es hatten sich bei den, von Frankreich aus dort getroffenen Einleitungen u. Vorbereitungen die Abstimmenden mit geringer Ausnahme für die Vereinigung mit Frankreich ausgesprochen. Nachdem das Parlament in Folge der inzwischen stattgehabten Ergänzungswahlen wesentlich verstärkt, wieder zusammengetreten war, legte Cavour ihm den Vertrag vom 24. März über die Abtretung vor, u. nach einer langen Debatte billigten am 29. Mai 229 Stimmen gegen 33 den Vertrag, während 23, unter ihnen Rattazzi, sich der Abstimmung enthielten; im Senat wurde er mit 92 gegen 10 Stimmen genehmigt u. hiermit die Abtretung definitiv besiegelt. Am 14. Juni ergriff Frankreich, dessen Truppen bereits am 8. vollständig die Lombardei geräumt hatten, Besitz von den abgetretenen Provinzen. Weitere Beschlüsse des Parlaments erhöhten die königliche Civilliste auf 101 Millionen u. genehmigten eine neue namentlich für Militärzwecke bestimmte Anleihe von 150 Millionen.

Ereignisse von nicht minderer Wichtigkeit für Sardinien lenkten seit April 1860 die allgemeine Aufmerksamkeit auf Süditalien. Im Königreich Neapel u. namentlich auf der Insel Sicilien kamen vereinzelte Unruhen zum Ausbruch, welche jedoch unterdrückt wurden. Garibaldi aber, welcher seine Entlassung als Deputirter u. General der piemontesischen Armee eingereicht hatte, bereitete von Genua aus eine bewaffnete Expedition vor, zu welcher die sardinische Regierung die Augen schloß, u. verließ in der Nacht vom 5. zum 6. Mai mit etwa 2000 Freiwilligen auf zwei Schiffen Genua, nicht ohne gleichzeitig den König von seinem Vorhaben in Kenntniß zu setzen u. durch einen Brief an Bertani, den eifrigen Förderer der Expedition, die Italiener zu weiterer Hülfe aufzufordern. Zwei Dampfer, welche die Regierung der Expedition nachschickte, hatten sie angeblich nicht erreicht. Die namhaftesten Führer der Expedition waren außer Garibaldi noch Bixio, La Masa, Carini, Stocco, Oberst Türr, Major Sirtori u. And. Offen u. heimlich wurde die Expedition in ganz Nord- u. Mittelitalien vielfach unterstützt u. unausgesetzt Waffen u. Mannschaften von Genua aus nachgeschickt. Am 11. Mai landete Garibaldi unter dem versteckten Schutz von zwei englischen Fregatten bei Marsala auf Sicilien an, übernahm am 14. durch eine von Salemi datirte Proclamation die Dictatur über die Insel im Namen Victor Emanuels, drängte am 16. bei Calatafimi die königlichen Truppen unter Landi zurück u. nahm am 27. durch einen kühnen Handstreich die Hauptstadt Palermo ein. General Lanza, zum außerordentlichen Commissar u. Stellvertreter des Königs auf Sicilien ernannt, ließ von der Flotte u. Citadelle aus die Stadt vergebens bombardiren. In Folge der Intervention der fremden Consuln kam ein bis zum 6. Juni verlängerter Waffenstillstand u. schließlich eine Capitulation zu Stande, nach welcher die Neapolitaner Palermo räumten u. sich nach Neapel u. Messina zurückzogen. Bald hatten die Königlichen nur noch die vier festen Plätze Augusta, Syracus, Melazzo u. Messina inne, welche von fast allen Einwohnern verlassen waren. Garibaldi hatte inmittelst ein Ministerium gebildet (Orsini für den Krieg, Guarneri für die Justiz, Ugdulena für Cultus u. öffentlichen Unterricht, Pisani für das Auswärtige u. den Handel, Crispi für das Innere u. die Finanzen), welches im Namen Victor Emanuels regierte u. sofort für Raub, Mord etc. schwere Strafen festsetzte; ferner ernannte er Gouverneure für die Provinzen, ordnete eine Aushebung von 300,000 Mann an u. suchte die Verwaltung zu organisiren. Aber schon begann auch in Palermo der Widerstreit der politischen Parteien; Crispi wurde sehr unpopulär, die Zerstörung des dritten Theils der Stadt durch das Bombardement u. die Schwierigkeit Lebensmittel zu schaffen, verursachten viele Klagen; der heftigste Streit entbrannte aber darüber, ob die sofortige Annexation an das Königreich Italien zu verkünden, od., wie Garibaldi wünschte, noch zu verschieben sei. Die sofortige Annexation wurde namentlich von Lafarina betrieben, welcher sich im Auftrage des Grafen Cavour auf der Insel befand; aber Garibaldi blieb sowohl gegen das Drängen der Bevölkerung, als gegen das seiner Minister, in deren Personen mehrfach Wechsel eintraten, fest u. ließ sogar Lafarina ausweisen. Da andererseits die sardinische Regierung sich weigerte eine Anleihe zu garantiren, mußte Garibaldi schwere Abgaben auflegen u. schickte gleichzeitig La Masa nach Turin, um die Sendung eines Prodictators zur Verwaltung der Insel zu erbitten. Cavour schickte Depretis, welcher sich sofort damit beschäftigte die Annexation vorzubereiten, das Sardinische Statut zu verkünden, welches jedoch erst später in Kraft treten sollte, u. die Beamten auf dasselbe zu vereidigen. Inmittelst hatte Garibaldi am 20. Juli Milazzo erstürmt, am 21. war die Citadelle von den Königlichen geräumt[923] worden, am 26. rückten die Garibaldianer in der Stadt Messina ein; mit dem General Clary, welcher die Citadelle besetzt hielt, schloß Garibaldi einen Waffenstillstand ab, durch welchen die Stadt Messina vor einem Bombardement geschützt u. die Räumung von Syracus u. Augusta zugestanden wurde. Sofort bereitete Garibaldi nun seinen Übergang auf das Festland vor, wo unterdessen (s.u. Neapel) die größte Verwirrung u. Rathlosigkeit geherrscht hatte, mehre Ministerien neu gebildet u. wieder entlassen worden waren u. liberale Zugeständnisse mit reactionären Rückfällen abgewechselt hatten. Schon am 7. August landeten die ersten Freischaaren unter Missori unweit del Cavallo u. warfen sich von den königlichen Truppen verfolgt in die Berge. Weitere Abtheilungen folgten, u. bald war in den Provinzen Capitanata, Basilicata, Terra di Bari der Aufstand organisirt. Am 19. Aug. landete Garibaldi selbst mit dem Hauptcorps unweit Melito, besetzte am 20. die Stadt, am 21. das Fort von Reggio, am 25. Palma, am 26. Monteleone u. am 30. Cosenza. In anderen Städten, so namentlich in Potenza, bildeten sich in Folge des Aufstands provisorische Regierungen, in Neapel selbst war Alles in voller Auflösung, u. zwei Schiffe mit sardinischen Bersaglieri erschienen auf der Rhede. Der Plan die königlichen Truppen bei Salerno zu concentriren mußte aufgegeben werden, u. sie zogen sich in der Richtung von Capua u. Gaeta zurück. Am 5. Sept. landete Garibaldi in Salerno, am 6. verließ König Franz II. Neapel, um sich nach Gaeta zurückzuziehen; die Kriegsmarine weigerte sich ihm dahin zu folgen. Tags darauf folgten der päpstliche Nuntius, die Gesandten von Österreich, Rußland u. Preußen dem König Franz II. nach Gaeta, während der englische, französische u. nordamerikanische Gesandte in Neapel blieben; piemontesische Truppen mit der Nationalgarde besetzten die Stadt u. Garibaldi zog an der Spitze weniger Offiziere in Neapel ein u. übernahm die Dictatur im Namen Victor Emanuels, den er für sich u. seine Nachkommen zum König von Italien proclamirte. Liborio Romano, Minister des Innern, wurde als solcher bestätigt, Cosenz zum Kriegs-, Pisanelli zum Justiz-, Scialoja zum Finanzminister ernannt; General Sirtori wurde Oberbefehlshaber der Armee in Abwesenheit des Dictators, Persano Viceadmiral, Bertani Generalsecretär des Dictators.

Inmittelst hatte auch im Kirchenstaate die Bewegung immer weiter um sich gegriffen. Schon handelte es sich nicht mehr darum, daß die bereits annectirte Romagna zu dem neuen Königreich Italien gehören solle, sondern auch die Marken u. Umbrien sollten der weltlichen Herrschaft des Papstes entzogen u. diesem nichts als Rom mit seinem Bezirke, d.h. das sogenannte Patrimonium Petri, gelassen werden. Vergebens versuchte Frankreich den Papst zu einer friedlichen Lösung zu bestimmen, während Österreich ihn in seinem Festhalten an der weltlichen Macht bestärkte. Die Unzufriedenheit mit der päpstlichen Regierung sprach sich in Umbrien u. den Marken offen aus. Die Unzufriedenen sammelten sich in Florenz, u. fast in allen größeren Städten kam es zu Demonstrationen zu Gunsten der nationalen Sache, welche theilweise von den sardinischen Agenten angeregt worden waren. Am 30. März wurde in Rom die Bulle angeschlagen, durch welche Pius IX. die Excommunication über alle diejenigen aussprach, welche an der Usurpation eines Theils des Kirchenstaats handelnd, fördernd, helfend, rathend od. beistimmend sich betheiligt hatten; in Sardinien wie in Frankreich wurde die Veröffentlichung dieser Bulle untersagt. Am 7. April wurde der General Lamoricière zum Oberbefehlshaber der päpstlichen Truppen ernannt, welcher sich bemühte in das päpstliche Heerwesen einige Ordnung zu bringen u. namentlich eine große Anzahl fremder Soldaten anwarb, während man zugleich versuchte in Brüssel ein Anlehen aufzunehmen. Auf die Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes auf Sicilien beschloß General Lamoricière, um ähnliche Bewegungen in den päpstlichen Staaten zu verhindern, seine Truppen auf einer Linie von Corneto in der Provinz Civitavecchia durch Orvieto, Perugia, Gubbio, Cingoli bis Ancona aufzustellen, während mobile Colonnen sich etwaigen Einfällen von Freischaaren widersetzen sollten. Ein solcher von Toscana aus versuchter Einfall unter Ziambianchi ward auch (19. Mai) durch Pimodan glücklich zerstreut. In Pesaro aber brach ein Aufstand aus, Montefano, Urbino, Pergola, Sinigaglia, Fossomtbrone folgten. Man rief Victor Emanuel als Herrscher aus, pflanzte die dreifarbige Fahne auf u. schickte eine Deputation nach Turin, um den Schutz Piemonts zu erbitten. Sie wurde freundlich empfangen; am Tage des Einzugs Garibaldis in Neapel (7. September) richtete Graf Cavour ein Ultimatum an den Päpstlichen Stuhl, in welchem er die sofortige Entlassung der fremden Soldtruppen, deren Anwesenheit eine fortwährende Drohung für die Ruhe Italiens sei, mit dem Bemerken forderte, daß die königlichen Truppen beauftragt seien, die freien Meinungsäußerungen der Bevölkerungen Umbriens u. der Marken zu schützen. Noch bevor Cardinal Antonelli (11. Sept.) diese Forderung durchaus zurückgewiesen hatte, zeigte der sardinische General Fanti dem General Lamoricière an, daß die sardinischen Truppen einrücken würden, wenn des Letzteren Truppen Schritte zur Unterdrückung der nationalen Manifestationen thun od. nicht sogleich aus den Städten entfernt werden würden, in welchen diese bereits unterdrückt seien. Als Lamoricière ausweichend antwortete, überschritten die sardinischen Truppen am 11. Septbr. die Grenze. Zwei Armeecorps in der Stärke von 40–45,000 M. unter den Befehlen der Generale della Rocca u. Cialdini, über welche Fanti den Oberbefehl führte, rückten, das eine im Thale der Tiber, das andere längs des Adriatischen Meeres, vor u. besetzten Urbino am 11., Pesaro am 12. u. Sinigaglia am 13. Sept.; ein von der sardinischen Regierung unterm 12. Sept. an die Mächte erlassenes Memorandum setzte die Gründe für die Invasion auseinander. Am 14. Sept. nahm Fanti Perugia ein, am 18. übergab sich die Citadelle von Spoleto; bei Castelfidardo kam es an demselben Tag zwischen Lamoricière u. Cialdini zu einem heftigen Kampfe, welcher wieder unglücklich für die Päpstlichen endete; die päpstliche Armee löste sich auf u. Lamoricière schlug sich mit nur wenigen Truppen nach Ancona durch. Dort war gleichzeitig Viceadmiral Persano mit der neapolitanisch-sardinischen Flotte angekommen u. hatte das Bombardement eröffnet. Das Landheer, von der Flotte unterstützt, begann sofort die Belagerung u. nach heftiger Gegenwehr ergab sich die Festung am 29. Sept., wobei mehr als 700 Gefangene,[924] darunter General Lamoricière, in die Hände der Piemontesen fielen. Inmittelst war auch das ganze übrige Terrain Umbriens u. der Marken von den Piemontesen besetzt worden; der König ernannte Valerio u. Pepoli zu königlichen Commissarien in Umbrien u. den Marken. Doch wurde dem weiteren Vordringen durch das französische Besatzungscorps in Rom ein Ziel gesetzt. Während die päpstliche Armee sich bei Tivoli wieder sammelte u. die Straße nach Gaeta sicherte, besetzten die Franzosen aus militärischen Rücksichten Corneto, Viterbo, von wo sich die Piemontesen zurückzogen, u. Civita-Vecchia. So wurde das Königreich Italien von der römischen Campagna durch eine Linie getrennt, welche zwischen Corneto u. der alten Grenze Toscanas an der Mündung der Fiora beginnt, am linken Ufer dieses Flusses aufwärts läuft, dem Papste Musignano, Arlena nahe bei Toscanella, den Kamm der Hügel zwischen dem See Bolsena u. Montefiascone, Guardiola u. Civita-Castellana läßt, u. dann dem Laufe der Tiber bis zur alten Grenze der Districte Tivoli u. Subiaco folgt. Die strategische Verbindung zwischen Oberitalien u. Beiden Sicilien wurde hierdurch nicht gestört.

Die inneren Zustände in Beiden Sicilien waren jedoch noch keineswegs beruhigt; auf der Insel Sicilien verlangte man lebhafter denn je den sofortigen Anschluß, u. der Prodictator Depretis lag mit Crispi, welcher Garibaldis Widerstreben hiergegen vertrat, in offenem Streit. Depretis trat von seinem Posten zurück u. Garibaldi ernannte Mordini an seine Stelle. Noch schwieriger wurde die Lage dadurch, daß Garibaldi offen seine unversöhnliche Feindschaft gegen Cavour bekannte, welchem er nicht verzeihen konnte eine italienische Provinz an Frankreich abgetreten zu haben. Er schrieb an den König, daß er Cavour u. Farini entlassen möge, dieser aber erwiderte, daß die beiden Minister so lange bleiben würden, als sie von dem Vertrauen der Volksvertreter getragen würden, u. Cavour antwortete auf das Ansinnen durch Einberufung des Parlaments für den 2. October. Zu der Verwirrung in Neapel, welche namentlich auch durch Mazzini, welcher dort 17. Septbr. angekommen war, genährt wurde, kam hinzu, daß die Königlichen in ihrer festen Stellung von Capua u. Gaeta sich als nicht zu verachtende Feinde erwiesen u. die Reaction bereits an mehren Orten des Königreichs ihr Haupt erhob. Im ersten Angriff auf die Stellung der Königlichen am Volturno gelang es den Garibaldianern zwar Cajazzo zu besetzen (19. September); aber ein Angriff auf die Außenwerke Capuas wurde mit Verlust zurückgeschlagen u. wenige Tage später Cajazzo unter großem Verlust der Garibaldianer wieder genommen. Allgemein richtete man die Blicke auf die Piemontesen, welche in Ascoli an der Grenze des Königreichs standen. Garibaldi selbst mußte erkennen, daß seine Kräfte nicht ausreichend waren, um den Kämpfen mit den Königlichen ein Ende zu machen, u. forderte selbst den Einmarsch sardinischer Truppen, welcher nothwendig zugleich die sofortige Annexation bedeutete. Die Zwistigkeiten in Neapel u. die daraus erwachsenden Schwierigkeiten wuchsen ohnedies immer mehr; Conforti bildete ein neues Ministerium, Bertani verließ Neapel, um nicht zurückzukehren; während Mordini u. Crispi mit dem Plane umgingen, für Sicilien u. Neapel Parlamente zusammenzurufen, übernahm Pallavicino die Prodictatur. Am 6. October zeigte die sardinische Regierung dem neapolitanischen Gesandten die bevorstehende Besetzung des Königreichs Beider Sicilien, in Folge der thatsächlichen Abdankung des Königs Franz II., an, worauf der Gesandte Protest erhob u. Turin verließ. Schon in Gefechten, welche am 1. u. 2. Oct. am Volturno stattfanden, hatten sardinische Truppen von Neapel aus Theil am Kampfe genommen. Am 9. Oct. rückten die weiteren sardinischen Truppen an u. wurden sofort zur Verstärkung der Garibaldianer vor Capua verwendet. Dagegen willigte der Dictator darein, daß die Wähler zur Abstimmung über die Frage: Wollt Ihr das einige u. untheilbare Italien mit Victor Emanuel als constitutionellen König? zusammengerufen würden. Eine Intrigue Crispis gegen diese Verfügung scheiterte u. Pallavicino betrieb nun mit allen Mitteln die Ausführung des Decrets über die Volksabstimmung. Ein vom 15. Oct. datirtes Decret Garibaldis dahin lautend, daß das Königreich Beider Sicilien künftig einen Bestandtheil des einen u. untheilbaren Italiens unter Victor Emanuel u. seinen Nachkommen bilden werde, sollte nach einer dasselbe begleitenden Note des Ministeriums die Sachlage nicht ändern. Am 21. Oct. begann die Abstimmung u. hatte sowohl auf dem Festlande als auch auf Sicilien den gewünschten Erfolg für Victor Emanuel, die Bekanntmachung in Neapel geschah am 3. Nov. Gleichzeitig hatte in Umbrien u. den Marken die Abstimmung stattgefunden u. war gleiches Resultat erzielt worden. In raschem Zuge drängten nun die sardinischen Truppen die neapolitanischen bis nach Gaeta zurück; bei Isernia, auf der Straße von Teano nach Sessa, am Garigliano wurde am 26. October siegreich von den Sardiniern gegen die Königlichen gekämpft; am 2. November wurde Capua übergeben, nachdem Tags vorher das Bombardement begonnen hatte; am 3. fanden neue Kämpfe jenseits des Garigliano statt, Mola de Gaeta ward besetzt u. die Festung Gaeta, wohin sich der König Franz mit seiner Familie begeben hatte, von der Landseite eingeschlossen. Ein großer Theil der Königlichen (20,000 M.) trat am 5. Nov. auf römisches Gebiet über u. wurde da entwaffnet. Diese Kämpfe würden für die Sarden noch weit erfolgreicher gewesen sein, wenn nicht die Weigerung des französischen Admiral Barbier le Tinan (29. Oct.) die Blockade der Küste durch die sardinische Flotte anzuerkennen, deren Mitwirkung verhindert u. namentlich auch die Beschießung Gaetas von der Seeseite unmöglich gemacht hätte. Trotz lebhafter Gegenvorstellungen der Diplomatie begab sich der König Victor Emanuel nach Süditalien; am 28. Oct. traf er im Lager vor Capua Garibaldi, welcher ihn mit dem Titel eines Königs von Italien begrüßte, u. zog am 7. Nov. an der Seite Garibaldis u. der beiden Prodictatoren Pallavicino u. Mordini in Neapel ein. Der Gang der italienischen Angelegenheiten hatte von Seiten der entthronten Fürsten eine große Anzahl Proteste, von Seiten der auswärtigen Mächte vielfache Gegenvorstellungen veranlaßt; Frankreich u. Rußland hatten ihre Gesandten von Turin abberufen. Im Übrigen aber widersetzte sich Niemand ernstlich dem Vollzug der Annexationen.

Während dieser Vorgänge in Mittel- u. Süditalien war in Turin, dem Sitze der Centralregierung, wenig Bemerkenswerthes vorgefallen. Dem für den 2. Oct. einberufenen Parlament legte die [925] Regierung, um den Zwist zwischen Garibald in dem Ministerium zur Entscheidung zu bringen, einen Gesetzentwurf vor, welcher die Regierung ermächtigte, durch königliche Decrete die Annexation der Provinzen Mittel- u. Süditaliens anzunehmen u. festzustellen, in deren Mitte sich frei u. durch das allgemeine Stimmrecht der Wille der Bevölkerung kundgeben werde einen Theil der constitutionellen Monarchie zu bilden. Nach Annahme einer Tagesordnung zu Ehren Garibaldis genehmigten die Kammern den Gesetzentwurf (11. u. 16. Octbr.). Außerdem ward in dieser kurzen Session noch die Abschaffung des Concordats in der Lombardei beschlossen. Die gegen Ende Octobers erfolgte Ernennung der Generalstellvertreter des Königs, Farinis für Neapel u. Montezemolis, dem Cordova u. La Farina beigeordnet wurden, für Sicilien, entsprach weder den Wünschen des Dictators, noch denen der Bevölkerung. An Stelle Farinis übernahm Minghetti das Ministerium des Innern. Dauernde Schwierigkeiten ergaben sich aus der finanziellen Lage; die Armee, die Marine, welche in drei Departements mit den Hauptorten Genua, Neapel u. Ancona eingetheilt wurde, u. die Staatsschuld verschlangen fast alle Staatseinnahmen.

In Neapel erwarteten den König ernste Schwierigkeiten; Garibaldi, durch die Ernennung Farinis tief verletzt, lehnte alle ihm angebotene Belohnungen u. Ehrenbezeugungen ab u. zog sich auf die Insel Caprera zurück; doch ernannte man ihn gleichzeitig aber auch Fanti, Cialdini u. della Rocca zu Generälen der Armee. Große Verlegenheiten bereiteten die Freischaaren, welche in Neapel blieben u. durch ihre Ansprüche ernstliche Unruhen verursachten. Ein Decret vom 11. Nov. verfügte, daß sie nicht in die Armee einverleibt, diejenigen aber, welche fortdienen wollten, ein bes. Corps bilden sollten. Aber die beschlossene Bildung der süditalienischen Armee ging sehr wenig vorwärts, die Decrete Farinis kamen nicht zur Ausführung u. ein fortdauernder Wechsel in den Personen seiner Minister erhöhte die Unsicherheit der Zustände. Farini trat zurück u. an seiner Statt wurde (Ende December) der Prinz von Carignan mit Nigra als verantwortlichem Minister nach Neapel geschickt. Auf der Insel Sicilien waren die Zustände kaum befriedigender. Zwar wurde der König, als er am 2. Dec. Palermo besuchte, mit großem Enthusiasmus empfangen, aber es fiel unangenehm auf, daß der Prodictator Mordini nicht die geringste Belohnung erhielt u. daß der König schon nach drei Tagen plötzlich wieder abreiste. Am 27. Dec. verließ der König Neapel u. traf am 29. in Turin wieder ein. Am 28. Dec. wurde die bisherige Kammer der Deputirten aufgelöst u. der Tag der Neuwahlen auf den 27. Januar, der Zusammentritt des neuen Parlaments auf den 18. Febr. 1861 festgesetzt; auf je 40,000 Einwohner sollte ein Deputirter gewählt werden, deren im Ganzen 443 wurden. Schon am 26. waren die königlichen Decrete amtlich veröffentlicht worden, durch welche die Provinzen von Neapel u. Sicilien, sowie Umbrien u. die Marken für untrennbare Bestandtheile des Italienischen Reiches erklärt wurden. Inmittelst schlossen die piemontesischen Truppen die Festung Gaeta immer enger ein; schon im November hatten die Königin Mutter u. die fremden Gesandten die Festung verlassen; mehre neapolitanische Generale traten über; andererseits erhoben sich aber auch an vielen Orten des Königreichs, namentlich in den Abruzzen, die Anhänger des vertriebenen Königs u. bekämpften unterstützt von den neapolitanischen Flüchtlingen in Rom die Piemontesen. In den letzten Tagen des Decembers eröffneten die Piemontesen von der Landseite ein heftiges Feuer auf Gaeta, welches mit einzelnen Unterbrechungen bis zum 9. Jan. 1861 fortdauerte. Ein an diesem Tage unter Vermittelung Frankreichs abgeschlossener zehntägiger Waffenstillstand verstrich, ohne daß man sich über die Bedingungen der Übergabe verständigen konnte. Am 19. Jan. verließ die französische Flotte die Rhede, u. das nun gleichzeitig auch von der Flotte aus eröffnete Bombardement erzwang, nachdem die Festung fürchterlich verwüstet u. mehre Pulvermagazine in die Luft gesprengt worden waren, am 13. Febr. die Übergabe. Der König u. die Königin begaben sich an Bord des französischen Dampfers la Mouette u. gingen nach Rom. Der Besatzung wurde verstattet mit Kriegsehren abzumarschiren, doch blieb sie bis zur Capitulation der übrigen Festungen noch kriegsgefangen; die Verwundeten u. Krüppel sollten in den piemontesischen Invalidenhäusern untergebracht werden. Nunmehr befanden sich nur noch die Citadelle von Messina u. die kleine Bergfeste Civitella del Tronto in den Händen der Königlichen; die erstere ergab sich am 13. März dem General Cialdini, die letztere, welche schon seit December belagert wurde u. einen Mittelpunkt der politischen Räuberei bildete, am 20. März dem General Mezzacapo. Hierdurch hatten die Königlichen zwar den letzten festen Platz im Neapolitanischen verloren; aber um so bedenklicher waren die Unruhen, welche nun an verschiedenen Orten des Königreichs, genährt einerseits von den Geistlichen, nicht selten wohl auch andererseits von den Mazzinisten, im Namen der vertriebenen Regierung ausbrachen. Bewaffnete Banden durchzogen das Land, raubend u. plündernd u. den Gesetzen Hohn sprechend. An einem Orte von den Piemontesen unterdrückt, brachen sie an einem andern wieder aus, Greuel aller Art wurden auf beiden Seiten verübt, massenhafte Verhaftungen u. Erschießungen vermehrten nur die Erbitterung. Die geschlagenen Banden sammelten sich immer von Neuem wieder u. fanden in den Abruzzen, wie in den Bergen Calabriens eine sichere Zufluchtsstätte. Nicht blos auf fast alle Provinzen sowohl des neapolitanischen Festlandes, als Siciliens, selbst bis in die Marken u. Umbrien erstreckten sich diese Unruhen, welche nur mit Aufbietung zahlreicher Truppen u. eines Theils der Nationalgarde erstickt, aber nicht ganz unterdrückt werden konnten; sogar in den beiden Hauptstädten Neapel u. Palermo kamen wiederholt Aufläufe vor, welche zwar keine ernstlichen Folgen hatten, aber die Machtlosigkeit der Regierung zeigten. Unter solchen Verhältnissen hatte die Verwaltung in Neapel mit außerordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Prinz von Carignan langte am 12. Jan. in Neapel zur Übernahme der Generalstatthalterschaft an; der Statthaltereirath, dessen Abtheilung für auswärtige Angelegenheiten ein königliches Decret aufhob, wurde aus Liborio Romano, d'Aossa, Spaventa, La Terza, Mancini, Oborly, Imbrani gebildet. Decrete vom 17. Febr. sicherten den Nichtkatholiken gleiche bürgerliche u. politische Rechte zu u. hoben die Ausnahmegesetze, die Privilegien der Klöster etc. auf.[926] Am 18. Februar wurde in Turin das erste italienische Parlament eröffnet; bereits am 26. nahm der Senat einen Gesetzentwurf an, welcher Victor Emanuel u. seinen Descendenten den Titel eines Königs von Italien u. des Königs erstgeborenem Sohne den eines Prinzen von Piemont beilegte, u. nachdem dasselbe am 14. März in der Deputirtenkammer geschehen war, veröffentlichte die amtliche Zeitung am 17. März das Decret. Die officielle Formel soll nach einem Beschluß der Kammer vom 17. April Victor Emanuel II. von Gottes Gnaden u. dem Willen der Nation König von Italien etc. lauten. Das Ministerium hielt sich hierauf verbunden dem König am 20. März seine Entlassung mit der Anheimgabe anzubieten ein neues aus Vertretern der sämmtlichen nun zum Königreich Italien vereinigten Provinzen zu bilden. Dieses wurde zusammengesetzt aus: Graf Cavour (Piemont) Präsidentschaft, Auswärtiges u. Marine, Gen. Fanti (Modena) Krieg; Minghetti (Bologna) Inneres; Cassinis (Piemont) Justiz u. Cultus; Desanctis (Neapel) öffentlicher Unterricht; Natoli (Sicilien) Ackerbau; Bastogi (Toscana) Finanzen; Peruzzi (Toscana), öffentliche Arbeiten; Niotta (Neapel), ohne Portefeuille Die erste europäische Großmacht, welche den neuen König von Italien anerkannte, war England (1. April). Die Annahme des Titels König von Italien veranlaßte von Seiten der entthronten Fürsten neue Proteste; der Großherzog von Toscana that dies unterm 26. März, der Herzog von Modena unterm 30. März, der König Franz II. unterm 5. April, die Herzogin-Regentin von Parma unterm 10. April, Pius IX. unterm 15. April. Gleichen Protest erhob Österreich unterm 2. März, während andererseits auch Prinz Murat (s.d. 5), weil sein Vater in der napoleonischen Zeit einmal auf dem Throne Neapel gesessen hatte, in einer brieflichen Kundgebung vom 97. März als Prätendent der Krone Neapel auftrat. Am 27. März erklärte Cavour in der Deputirtenkammer die Nothwendigkeit, daß Rom sofort zur Hauptstadt des Königreichs Italien erklärt u. die Übersiedelung dahin mittelst Gesetzes erklärt werde; um die clericalische Partei zu beschwichtigen, wurde versichert, daß trotz der Erhebung Roms zur Capitale Italiens der Unabhängigkeit des Papstes u. der Freiheit der Kirche kein Abbruch geschehen sollte. Aber wenn auch dies von der päpstlichen Partei geglaubt worden wäre, so waren doch einmal die Piemontesen mit dieser Verlegung des Sitzes der Hauptstadt, wodurch Turin zur Provinzialstadt herabgesunken wäre, nicht einverstanden, sodann war Rom fortwährend von französischen Truppen, zum Schutz des Papstes, wie es hieß, besetzt, u. die französische Regierung erklärte auf das Bestimmteste, daß sie Rom nicht verlassen würden, um den Piemontesen den Einzug daselbst zu verstatten. Diese römische Frage u. die Klagen aus den südlichen Provinzen über das neue Regiment riefen stürmische Debatten im Parlament hervor; doch sprach die Kammer in beiden Fällen dem Ministerium durch Übergang zur motivirten Tagesordnung ihr Vertrauen aus. Andere Verhandlungen betrafen finanzielle Maßregeln, Aufhebung der Lehen in der Lombardei, die Organisation der Armee, Herabsetzung der Eingangszölle. Ein Gesetz setzte die Feier eines allgemeinen Nationalfestes auf den ersten Sonntag im Monat Juni fest. Schon im Februar war die bisher bestandene administrative Selbständigkeit Toscanas aufgehoben worden; gleiches geschah am 5. Mai mit der gesonderten Verwaltung Neapels, welche von nun an ebenfalls der Centralregierung in Turin untergeordnet wurde, u. an Stelle des Prinzen Carignan übernahm Graf Ponza di San Martino den Posten des Generalstatthalters (20. Mai); auf Sicilien war bereits am 14. April General della Rovere als Statthalter eingetreten. Die eigenthümliche Art, wie das Departement des Auswärtigen das neue Königreich Italien als solches bei einigen deutschen Mittelstaaten (Baiern, Württemberg u. Mecklenburg) einführen wollte, von denen es nicht anerkannt worden war u. welche es nicht anerkennen wollten, hatte einen Conflict mit diesen Staaten zur Folge, worauf Ende Mai den Consuln dieser Staaten das Exequatur entzogen wurde. Am 6. Juni starb Graf Cavour, u. selbst seine politischen Feinde erkannten den Tod des durch Talent, Patriotismus u. Festigkeit ausgezeichneten Staatsmannes als ein Nationalunglück an. Baron Ricasoli übernahm an seiner Stelle am 12. Juni die Präsidentschaft des Ministeriums, Auswärtiges u. interimistisch für den noch auf Sicilien zurückgehaltenen General della Rovere den Krieg; Miglietti erhielt das Portefeuille der Justiz u. des Cultus, Menabrea das der Marine, Cordova das des Handels u. Ackerbaues; die übrigen Minister blieben. Ricasoli erklärte in den Kammern, die Politik des neuen Ministeriums werde die Fortsetzung der des vorhergegangenen sein, sein Grundprincip werde die Achtung der Verfassung u. die Aufrechthaltung der Ordnung, seine erste Sorge die Durchführung der Volksbewaffnung, die Entwicklung der finanziellen Kräfte des Landes u. die Herstellung des Gleichgewichtes zwischen Einnahmen u. Ausgaben sein; rücksichtlich der Eroberung Roms u. Venedigs wurde, bei den verschiedenen Ansichten der auswärtigen Mächte, auf die Abwartung günstiger Zeiten hingewiesen. Am 25. Juni wurde Victor Emanuel von Frankreich als König von Italien anerkannt, u. der Ministerpräsident versicherte bei der Mittheilung hiervon in der Kammer ausdrücklich, daß keine neue Gebietsabtretung (schon früher verbreitete Gerüchte sprachen von Neuem von einer Cession der Insel Sardinien) der Preis dieser Anerkennung sei. Theils schon vorher, theils bald darauf erfolgte die gleiche Anerkennung von Seiten der Schweiz, Griechenlands, der Türkei, Portugals, Schwedens, Dänemarks, der Niederlande, der Vereinigten Staaten von Nordamerika u. einiger mittel- u. südamerikanischen Staaten. Auch alle diejenigen Staaten, welche mit der Anerkennung bis jetzt noch zögerten, unterhalten eine diplomatische u. consulare Vertretung, mit Ausnahme von Österreich, Baiern, Württemberg u. Mecklenburg. Im weiteren Verlauf ihrer Sitzungen genehmigten die Kammern die Verschmelzung der Schulden der einzelnen italienischen Staaten zu einer einzigen großen Nationalschuld (am 19. Mai), gleichzeitig aber auch die Aufnahme einer neuen Anleihe von 500 Mill. Frcs., welche nicht ohne Schwierigkeit zu dem Curs von 701/2 pro Hundert emittirt wurde; die Einführung einer allgemeinen Volksbewaffnung (Mobilgarde), die Beibehaltung des bisherigen Budgets bis Ende 1861, den Bau mehrer Eisenbahnlinien, namentlich im Neapolitanischen u. auf Sicilien, sowie eines großen Marinearsenals bei Spezia u. viele andere Vorlagen. Bis zu dem Schluß der Sitzung am 13. Juli wurden in 109 [927] Sitzungen im Ganzen 83 Gesetzentwürfe angenommen, während 24 unerledigt blieben.

In die neapolitanischen Zustände brachte auch die zweite Hälfte des Jahres 1861 keine Besserung; weder dem General Cialdini, welcher schon im Juli die Generalstatthalterschaft erhielt, noch dem General della Marmora, welcher im October Oberbefehlshaber der Truppen in Süditalien u. Präfect von Neapel wurde, gelang es, der Briganten Herr zu werden. Immer von Neuem bildeten sich Banden, welche das Land verwüsteten u. gegen die Piemontesen einen erbitterten Guerillakrieg führten, welcher ungeheuere Opfer kostete u. immer neue Truppensendungen von Piemont nach dem Lande nöthig machte. Zu den politischen Motiven des Aufstandes im Interesse des vertriebenen Könighauses gesellte sich die Unzufriedenheit über eine von der Regierung angeordnete Militäraushebung, die durch eine schwere Theuerung aller Lebensbedürfnisse u. die Stockung jedes Erwerbs hervorgerufene Noth, die Lust am müßigen Abenteurer- u. Räuberleben. Unter Führern, namentlich den Generalen Bosco u. van Mecheln, Lagrange, Chiavone, Cipriani, Borjes, lieferten die Banden den Truppen u. Nationalgarden förmliche Schlachten, in denen auf beiden Seiten mit äußerster Erbitterung gekämpft wurde. Alle Provinzen Süditaliens u. nicht minder die früher päpstlichen Besitzungen waren Schauplatz dieses Bürgerkriegs, welcher namentlich im August aufs Hartnäckigste entbrannt war. Wo die Piemontesen Sieger blieben, hielten sie fürchterlich Gericht, bis zum August sollten innerhalb 9 Monaten 1841 Personen ohne Urtheil auf der Stelle, 7127 wenige Stunden nach der Gefangennahme erschossen, 10,604 getödtet, 6112 eingekerkert, 118 Häuser niedergebrannt, 5 Ortschaften durch die Flammen zerstört, 12 Kirchen geplündert, 13,629 Personen verhaftet sein, u. doch war eine Abnahme des Aufstandes nicht zu bemerken. Von zerstörten Ortschaften sind namentlich Auletta, Casalduní, Ponte Landolfo, Palma, Cottorici, Barilo, Campachiaro zu nennen. Selbst in Neapel folgte sich Verschwörung auf Verschwörung, deren Entdeckung zu zahlreichen Verhaftungen Anlaß gab. Dazu verheerte ein Erdbeben die Stadt Potenza mit ihrer Umgebung u. ein fürchterlicher Ausbruch des Vesuv verwandelte (Anfang December) Torre del Greco zu einem Trümmerhaufen. In Norditalien herrschte zwar verhältnißmäßig Ruhe, doch bereitete die Partei der Action, welche auf einen Angriff bald auf Rom, bald auf Venetien drang u. wiederholt Expeditionen zu Einfällen im österreichischen Küstenland auszurüsten schien, der Regierung vielfache Schwierigkeiten. Zu Anfang Septembers trat der Minister des Innern, Minghetti, zurück u. Ricasoli übernahm sein Portefeuille, während General della Rovere, von Sicilien zurückgekehrt, dessen Statthalterschaft Pettinengo erhielt, nun mehr als Kriegsminister eintrat. Am 15. September eröffnete der König in Florenz eine große italienische Industrieausstellung, bald darauf wurde die Eisenbahn Bologna-Ancona eröffnet. Inmittelst blieben die Verhältnisse zu den fremden Mächten im Wesentlichen ungeändert; mit Spanien drohte wegen Verweigerung der Herausgabe der Archive der neapolitanischen Consuln ein ernstlicher Conflict auszubrechen, welcher jedoch noch gütlich beigelegt wurde. Die Beziehungen zu Frankreich, dessen zweideutige Stellung in Rom unausgesetzt Anlaß zu den verschiedenartigsten Gerüchten war, schienen zu erkalten. Zur Lösung der Römischen Frage endlich schwebten Verhandlungen der verschiedensten Art, welche sämtlich daran scheiterten, daß der Päpstliche Stuhl jedes Ansinnen irgend eines Zugeständ nisses ablehnte. Dem Reichsparlament, welches am 20. Nov. wieder zusammentrat, theilte die Regierung die von ihr dem Papste gewissermaßen als Ultimatum gemachten Vorschläge mit, nach denen derselbe zwar seine geistliche Gewalt in vollem Umfange behalten, seine weltliche Gewalt aber aufgeben u. von der Regierung eine Dotation erhalten sollte. Nach einer elftägigen Verhandlung über die römische u. neapolitanische Frage ertheilte die Kammer der Regierung ein Vertrauensvotum. Andere Vorlagen betrafen die Veräußerung der Domänengüter, die Ausdehnung der Kriegssteuer auf das ganze Reich, die Einregistrirungssteuer, die Errichtung eines obersten Rechnungshofes zu Turin.

Die ersten Monate des Jahres 1862 brachten keine Ereignisse von hervorragender Wichtigkeit; das Brigantenwesen in Süditalien dauerte fort u. griff namentlich auf der Insel Sicilien, wo es zu mehrern förmlichen Aufständen kam, immer mehr um sich. Das Ministerium Ricasoli, in sich selbst uneinig u. zerfallen, erlag der Last der namentlich gegen die Verwaltung des Innern u. der Finanzen erhobenen Anschuldigungen, ohne daß eigentlich ein directes Mißtrauensvotum gegen dasselbe abgegeben wurde. Ratazzi, der bisherige Präsident des Abgeordnetenhauses, übernahm 4. März 1862 die Präsidentschaft im neuen Ministerium, zugleich das Äußere u. interimistisch das Innere, Sello die Finanzen, Petitti den Krieg, Persano die Marine, Mancini den Unterricht, Cordova die Justiz, Pepoli Ackerbau u. Handel. Ratazzi bezeichnete in der Deputirtenkammer als Ziel des neuen Ministeriums die bisher getheilten Provinzen zu organisiren u. zu einigen, sowie diejenigen italienischen Provinzen, welche noch nicht einen Theil des Königreichs bilden (Rom u. Venedig), zu befreien; doch wolle man in letzter Beziehung den Weltfrieden nicht stören u. nur moralische u. diplomatische Mittel anwenden. Im Innern versprach er Ausführung des Nationalbewaffnungsgesetzes u. Ersparungen in allen Zweigen der Verwaltung. Schon nach wenigen Wochen aber reichten die Minister Mancini u. Cordova wieder ihre Entlassung ein; General Durando wurde zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Mateucci zum Minister des öffentlichen Unterrichts ernannt, Ratazzi übernahm interimistisch das Portefeuille der Justiz. Ob das so constituirte Ministerium im Stande sein wird, die nach Innen u. Außen vielfach schwierige u. bedrängte Lage des Staates zu verbessern, ist zur Zeit noch nicht abzusehen. Das Brigantenwesen in den südlichen Provinzen ist noch immer nicht unterdrückt; die Anwesenheit des Königs Franz II. in Rom (dessen freiwillige Entfernung von da, als zur günstigen Lösung der Italienischen Frage ihm der Kaiser von Frankreich durch seinen Gesandten, aber vergebens, an das Herz legen ließ), die Unterstützungen der clericalen u. royalistischen Partei geben den Unruhen immer neue Nahrung. Die Lage Süditaliens ist eine viel traurigere, als zur Zeit der verrufenen Herrschaft der Bourbonen, nach den Aufzeichnungen eines höheren piemontesischen Gendarmerieoffiziers sollten sich am 27. Februar[928] 1862 in den Gefängnissen od. den Forts von Neapel 13,000 politische Gefangene, darunter ungefähr 4000 Weiber u. Kinder, befinden, in den Provinzen die Zahl der politischen Gefangenen sich auf 47,700 belaufen. Die Zahl der Scharmützel u. größeren Gefechte zwischen den Truppen u. Mobilgarden einerseits u. den Reactionären od. Briganten andererseits soll während des Jahres 1861 574 gewesen, 13,665 Personen sollen während derselben Zeit wegen Brigandage erschossen, 19 Städte od. Marktflecken der Plünderung überliefert u. dann in Brand gesteckt worden sein. Im April unternahm Garibaldi auf eignen Antrieb nach den annectirten Theilen Norditaliens, wo namentlich in der Lombardei sich mehrfache Abneigung gegen die neue Regierung kundgegeben hatte, einen Ausflug, um dort Schützengesellschaften ins Leben zu rufen, wie sie bereits in Piemont sich gebildet, welche sich dann bei dem von ihm in naher Aussicht gestellten Ausbruch des Kampfes gegen Österreich zur Eroberung Venetiens als Freischaaren betheiligen sollten. Ende April machte auch Victor Emanuel eine Reise nach Neapel, von welcher man sich für Beruhigung der Provinz viel versprach.

Vgl. Mimant, Histoire de Sardaigne, Par. 1825; Manno, Storia di Sardegna, Tur. 1825, 3 Bde.; Brofferio, Storia di Piemonte; Cibraria, Storia della Monarchia di Savoia, Turin 1840; Ders., Tavole cronologice della monarchia di Savoia, ebd. 1844; Sclopis, Degli stati generali e d'altre istituzione politiche del Piemonte, ebd. 1851; Trente jours de révolution en Piémont, Lyon 1821; Précis historique sur les révolutions de Naples et de Piémont en 1820 et 1821, Par. 1821; Beauchamp, Histoire de la révolution en Piémont, ebd. 1821; Santa Rosa, De la révolution Piémontaise, ebd. 1821; Memorie e osservazioni sulla guerra dell' independenza d'Italia, Tur. 1849; Bericht des österreichischen Generalstabs über den Feldzug von 1848, Wien 1850, 2 Bde.; Schönhals, Feldzug der Österreicher in den Jahren 1848 u. 1849, Stuttg. 1850, 2 Thle.; Rüstow, Der italienische Krieg von 1859, Zürich 1859, 3. Aufl. 1860; Bazancourt, La campagne d'Italie de 1859, Paris 1859, 2 Bde., 2. A. ebd. 1860 (deutsch von Seybt, Lpz. 1860); Der italienische Feldzug des Jahres 1859, herausgeg. vom preuß. Generalstab, Berl. 1862.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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