- England [2]
England (Gesch.). I. Älteste Zeit bis zur Ankunft der Römer 55 v. Chr. Die ältesten Nachrichten über die Bewohner E-s stammen von Pytheas (320–330 v. Chr.) her, dessen Landsleute, die Massilier, auf dem Landwege eine Handelsverbindung mit Ictis (Wight) u. den britischen Küsten unterhielten, vorzugsweise, um, wie schon früher die Phönicier, welche auf dem Seewege zu den sogen. Zinninseln (bei Herodot Kassiterides) gelangten, Zinn, Blei u. Häute gegen Töpfer- u. Erzwaaren einzutauschen. Er gibt von den Bewohnern eine Schilderung, nach welcher dieselben große Ähnlichkeit mit den Iberiern haben, doch ist es ungewiß, ob jene Küstenbewohner iberische Ansiedler, welche dort Bergbau trieben, od. ein einheimisches Volk waren. Die Sage, welche den Namen Britannien von Brutus, einem Urenkel des Äneas, herleitet, ist späteren Ursprungs u. grundlos. Die ältesten Sprachdenkmäler, welche von den Bewohnern E-s erhalten sind, lassen deren Charakter unzweifelhaft als Zweig des celtischen Volksstammes[705] hervortreten. Von wem vor der celtischen Einwanderung das Land bewohnt war, ist ungewiß. Die Sage erzählt: unter Hu Cadarn (Hu dem Starken) kamen die Cimri (ein Name, welchen sich noch jetzt die Bewohner von Wales geben) von der Gegend des Schwarzen Meeres über das Deutsche Meer u. ließen sich theils in E., früher Clas Merddin (d.i. Land der Seeklippen), theils in Bretagne (Llydaw) nieder. Das nun angebaute u. von wilden Thieren gereinigte Land erhielt den Namen Fel Theis (d.i. Land des Honigs); Prydain, der Sohn von Add dem Großen, ward Herrscher des Landes u. nach ihm wurde es Britannia genannt. Zu diesen Briten sollen nachher auch aus Bretagne u. Gascogne Stammgenossen eingewandert sein u. sich in den Südostgegenden der Insel niedergelassen haben. Vielleicht ist diese Wanderung dieselbe mit der der Belgen, die auch den Römern bekannt war, aber lange vor deren Zeit Statt gefunden hatte; vor diesen Belgen zogen sich die Briten in das nördliche Hochland u. nach Westen zurück.
II. England unter den Römern 55 v. Chr. bis 446 n.Chr. Als Cäsar in Gallien Krieg führte, hatten die Briten ihren Stammgenossen daselbst Hülfe geleistet, u. dieses gab Cäsarn Veranlassung, auch nach E. zu gehen; er schickte 55 v. Chr. seinen Legaten C. Volusenus dahin, um das Land in Augenschein zu nehmen. Die Briten schickten Gesandte nach Gallien u. versprachen Unterwerfung. Auf Cäsars Antrieb ging nun der Airebaierkönig Commius nach E., um die Einwohner für Cäsar zu gewinnen, den aber nahmen sie gefangen; als jedoch Cäsar selbst kam u. die Landung durch Gewalt erzwang, unterwarfen sie sich ihm. Die Eroberung war unsicher, u. Cäsar ging daher bald nach Gallien zurück. Im Jahr 54 landete er wieder; die Briten hatten ihre Unterwerfung vergessen, aber uneinig unter einander, konnten sie den Römern keinen Widerstand leisten, u. selbst als sich Carvilius, Cingetorix, Taximagulus u. andere Häuptlinge unter dem Cassierfürsten Cassivellaunus endlich alle vereinigten, mußten sie doch den vordringenden Römern über die Themse weichen. Die Briten gaben Geißeln u. versprachen jährlichen Tribut, worauf die Römer abzogen. Den Tribut zahlten sie aber nicht, u. in fast 100 Jahren kam auch kein römisches Heer wieder nach E., um die alte Eroberung geltend zu machen. Erst die fortdauernden Entzweiungen unter den Häuptlingen der einzelnen Stämme wurde für die Römer Veranlassung, von Neuem nach E. zu gehen u. das Land ihrer Botmäßigkeit zu unterwerfen. Ein Unruhstifter Berik war, Anderer Beispiele folgend, nach Rom geflohen; da die Briten seine Auslieferung verlangten, so schickte dagegen Kaiser Claudius 43 n.Chr. eine Armee unter A. Plautius. Die Kämpfe dauerten 9 Jahre, in welcher Zeit Vespasianus, Titus, Galba u. Claudius selbst das Heer dort befehligten. Nach der Eroberung der Hauptstadt Camalodunum wurde E. zur römischen Provinz gemacht u. zwar war sie eine kaiserliche, welcher A. Plautius, 47 aber P. Ostorius Scapula als Statthalter vorgesetzt wurden. Damals war Cynobellinus der mächtigste Häuptling im südlichen E., dem alle Länder im Norden der Themse u. die südlichen von Kent etc. unterthan waren. Er starb während der römischen Eroberung, u. sein Sohn Caractacus (Caradoc) blieb, während sich einzelne Häuptlinge, wie Cogidunus, mit bden Römern in Freundschaft begaben, Feind derselben, er wurde aber endlich besiegt u., da er bei den Briganten Schutz suchte, von deren Königin Cartismandua im Jahr 51 an die Römer ausgeliefert. Dennoch blieben die Gebirgsvölker ununterworfen, u. als nach Ostorius Tode A. Didius Gallus (bis 58) in E. befehligte, brachen die Briten unter Venusius, dem Gemahl der Cartismandua, los, wurden aber durch Cäsius Nasica beruhigt. Suetonius Paulinus benutzte die Ruhe seiner zweijährigen Verwaltung (im Jahr 59 u. 60) den Druidenhain auf Mona zu zerstören. Frevel u. Bedrückung der römischen Beamten erbitterten die Gemüther der Briten von Neuem, u. unter der Bundicea, der Gemahlin des Prasutagus, Königs der Icener (welcher, um Ruhe vor den Römern zu haben, denselben sein Reich übergeben hatte), standen im Jahr 62 die Briten in Masse auf, schlugen die Römer u. zerstörten die Castelle; aber Suetonius Paulinus erfocht nach hartnäckigem Kampfe den Sieg, worauf sich Bundicea vergiftete. Die mildere Herrschaft, welche darauf von den Römern ausgeübt wurde, hatte nur zu Folge, daß die Briten wieder kühner wurden; die Briganter erhoben sich unter Venusius, wurden aber von Cerealis unterworfen. 70–75 hielt Frontinus die Briten im Zaum; Jul. Agricola, von 75–78 kaiserlicher Befehlshaber, vollendete mit Klugheit die Romanisirung E-s u. gab der Provinz die politische Einrichtung, welche mehrere Jahrhunderte hindurch in Geltung blieb. Die Herrschaft der Römer reichte bis an die Grenzen von Schottland u. selbst noch ein Stück in letzteres Land hinein. Das eroberte Land nannten die Römer Britannia inferior (wogegen Schottland Britannia barbara hieß, s. Schottland [Gesch.]). Die Verwaltung in dem römischen E. versah Anfangs in Militär- u. Civilsachen ein Statthalter (Legatus, Consularis), in Steuersachen ein Procurator; die Abgaben bestanden in Naturallieferungen, einer Grund- u. Kopfsteuer; Kaiser Severus theilte die Statthalterschaft in zwei Theile; unter Constantin fiel E. dem Praefectus praetorio Galliarum zu. Daß auch die einzelnen Völkerschaften unter der römischen Regierung ihre Häuptlinge halten, kann nicht zweifelhaft sein, wenngleich keiner derselben namentlich genannt wird. Da die römische Besitzung von den Bewohnern des Barbarischen Britannien von Zeit zu Zeit beunruhigt wurde, hielt man es für rathsam, die Grenzlinie zwischen den beiden Britannien südlicher zu ziehen u. sie durch Wälle (Römerwälle) zu sichern. So legte Hadrian 120 n.Chr. einen hohen Wall (Pictenmauer, Pictenwall) zwischen Tyne u. Solway Frith an, von dem man jetzt noch Überbleibsel sieht; einen zweiten gegen 6 deutsche Meilen langen Wall ließ etwa 50 Jahre später Antoninus Pius (Antoninuswall) zwischen Caerriden u. Alchuid an der Clyde aufwerfen. Dennoch durchbrachen die nördlichen Völker unter Commodus diese Wälle. Daher ließ Kaiser Severus den Antoninuswall in eine steinerne Mauer verwandeln (Severuswall), die an manchen Orten etwas südlich abwich; jetzt ist diese Mauer zum großen Theil verfallen. Um 288 ließ sich M. Aurel. Valerius Carausius, Feldherr des Kaisers Maximian, in E. als Cäsar huldigen u. behauptete sich mit Unterstützung der zur See mächtigen Bewohner der deutschen Nordseeküste, welche an den[706] britischen Küsten festen Fuß zu fassen begannen, 6–7 Jahre glücklich, indem er sogar den Kaiser zu einem Vergleich zwang, dem zufolge er in ungestörtem Besitze E-s blieb. Carausius, selbst germanischer Abkunft, beförderte die Ansiedelung der Sachsen an der Ostküste, welche davon den Namen Litus saxonicum erhielt. Er wurde (um 295) von seinem Feldherrn Allectus ermordet, der sich nun zum Herrscher E-s aufwarf u. den von Carausius begonnenen Krieg mit Kaiser Constantius Chlorus fortsetzte. Als dieser 297 landete, sah sich Allectus zum Landkriege genöthigt, fiel aber gleich in dem ersten Treffen gegen Asclepiodotus, den Feldherrn des Constantius, worauf der Rest seines Heeres von Constantius gefangen genommen wurde. Constantius starb in E. unter den Anstalten zu einem Feldzug gegen die Scoten (306), u. sein Sohn, Constantin der Große, wurde dort zum Augustus ausgerufen. Das Land, in welchem die Römer während ihrer Herrschaft 33 Städte gegründet u. Ackerbau eingeführt hatten, war aber nicht blos den Angriffen der zurückgedrängten Scoten u. Picten, sondern auch den Plünderungen der Sachsen u. anderen seeräuberischen Küstenbewohnern der Nordsee an den östlichen Küsten ausgesetzt. Diocletian u. Maximinian setzten deshalb einen Befehlshaber zum Schutz der Ostküste, der unter Constantin dem Großen den Titel Comes litoris saxonici erhielt. Inzwischen lockerten sich die Bande zwischen Britannien u. dem Römischen Reiche immer mehr. Die isolirte Lage des Landes u. das Selbstvertrauen, welches bei den durch fortdauernde Kriege mit den zu Lande u. zur See andringenden Barbaren geschulten Statthaltern erweckt wurde, zumal da die Macht der römischen Kaiser seit Constantin einen schnellen Rückgang nahm, machte E. mehr als einmal zur Wiege von Empörungen, welche nicht nur auf Unabhängigkeit, sondern selbst auf Erlangung des Kaiserthrones gerichtet waren. Nur mit Mühe unterdrückte Valentinians I. Feldherr Theodosius einen derartigen Aufstand des nach Britannien verbannten Pannoniers Valentinus u. schlug 367 die bis nach London vorgedrungenen Picten u. Scoten. Auf sein durch Kriegsruhm gewonnenes Ansehen gestützt, machte später 381 Maximus einen, jedoch vergeblichen Versuch, das Abendland vom Römischen Reiche loszureißen. Unter ihm fand die Ansiedelung einer britischen Militärcolonie in der Bretagne (Armorica) statt, welche diesem Lande seinen Namen gab u. seine Geschicke mit denen E-s verknüpfte. Als unter Honorius der Einbruch der nordischen Völker ins Weströmische Reich erfolgte, wurde Britannien von dem Römischen Reiche abgeschnitten u. bildete nun ein selbständiges Reich unter eigenen Herrschern, von denen einige sich den Kaisertitel beilegten. Indeß wandten sich die Briten, als die nordischen Völker von Neuem in das Land einfielen, wieder an den Kaiser um Hülfe, die Oberhoheit desselben anerkennend. Die Hülfe wurde gewährt, aber sehr schnell wieder zurückgezogen, da die gesendete Kriegsmacht zur Vertheidigung wichtigerer Länderstrecken abberufen werden mußte. Alle Gesandtschaften der Briten um neue Unterstützung blieben erfolglos. Sich selbst überlassen vermochte das Volk weder im Inneren die staatliche Ordnung aufrecht zu erhalten, noch die äußeren Feinde von seinen Grenzen abzuhren. Damals war das Christenthum schon sehr weit in E. verbreitet. Den Anfang dieser Ausbreitung setzt man, obgleich schon Pomponia Gräcina, die Gemahlin des A. Plautius (s. oben), Christin gewesen sein soll, in das Ende des 2. Jahrh., u. zwar geschah die Bekehrung höchst wahrscheinlich vom Morgenlande aus. Die Verfolgung unter Diocletian (s.u. Christenthum) erstreckte sich auch auf E., wo bes. St. Alban v. Verulam den Märtyrertod erlitt. Unter Constantin dem Großen waren schon 3 englische Bischöfe, die von York, London u. Lincoln, auf dem Concil von Arles. Man hatte auch schon früh die Bibel in die Landessprache übersetzt. Die gemeinsamen Religionen verlängerten den Zusammenhang zwischen E. u. dem Römischen Reiche noch eine Zeit lang, u. die Erhaltung des christlichen Glaubens in Britannien war der Beweggrund, welcher Germanus, Bischof von Auxerre, um 430 hinüberführte, um das Volk zum Kampf gegen die Heiden zu ermuthigen u. selbst die Kriegführung zu übernehmen. Die Picten u. Scoten wurden zwar geschlagen, fielen aber nach der Rückkehr des Germanus von Neuem verwüstend in E. ein. Noch einmal, 446, besuchte Germanus E., um das dort ausgebrochene Schisma zu bekämpfen u. die Verbannung der Pelagianer zu bewirken.
III. England nach Abzug der Römer 446 n.Chr. bis zur Heptarchie 457. Beim Abzug der Römer aus E. war Vortigern v. Dumnonia (Devon u. Cornwall) der im Süden E-s mächtigste Fürst; als dieser sich gegen die Scoten u. Picten, vielleicht auch gegen andere einheimische Fürsten, nicht halten konnte, rief er die Sachsen aus Deutschland zu Hülfe, welche auch 449 od. 450 unter Hengist u. Horsa auf 3 Schiffen kamen u. auf der Insel Thanet am Ausflusse der Themse landeten. Nachdem die Sachsen die Picten u. Scoten bei Stamford geschlagen hatten, setzten sie sich auf der Insel fest, zogen noch andere Schwärme von Sachsen, Angeln u. Jüten zu ihrer Verstärkung heran u. ließen sich unter dem Vorwande, die Pictenmauer vertheidigen zuwollen, an verschiedenen Gegenden, die Jüten in Kent, die Sachsen in Wessex u. Essex, die Angeln im Norden, nieder. Inzwischen erregte die Überschwemmung des Landes mitimmerneuen Nachzüglern der Sachsen die Befürchtung der Briten, von denselben verdrängt u. unterjocht zu werden. Vortigern, mit einer Tochter (od. Schwester) Hengist's, Augila od. Rowenna, verheirathet, kam in den Verdacht des Landesverraths, wurde deshalb gestürzt u. sein Sohn Vortimer zum Fürsten erhoben. Dieser begann den Krieg mit den Sachsen, welche er in drei Schlachten besiegte. Nach den sagenhaften Überlieferungen, welche die geschichtlichen Vorgänge dieses Zeitraums verdunkeln, wurde darauf Hengist, da Horsa gefallen war, vertrieben, kehrte aber auf Vortigerns Ansuchen zurück, als dieser sich nach seines Sohnes Tode, der von Rowenna durch (Gift herbeigeführt sein sollte), wieder zum Herrscher aufgeworfen hatte. Als Vortigern abermals seine Würde niederlegen mußte, übernahmen seine Söhne Gortimer u. Catigern die Fortsetzung des Kampfes gegen die Sachsen. Zuerst bei Derwent geschlagen, gewannen sie später (455) einen Sieg über die Sachsen bei Agelessord (Ashfort), wo Catigern blieb. Entscheidend war erst die Schlacht bei Crayford 457, in welcher Hengist den Briten eine schwere Niederlage beibrachte. Seitdem kamen die Briten nicht wieder nach Kent, u. Hengist u. Erich führten[707] fortan in Kent den Königstitel. Die Briten wurden nach einem Kampf von 130 Jahren zur Auswanderung nach der gallischen Küste (Bretagne) gezwungen, od. westlich nach Cumberland u. Cornwallis od. in die Gebirge von Wales gedrängt. In diese Zeitfällt auch der König Arthur (s.d.), welcher als Vertheidiger des Christenthums u. des letzten Restes celtischer Unabhängigkeit in Wales 537 in Cornwallis gegen die Sachsen fiel.
IV. England unter den Angelsachsen. Durch die bewaffnete Niederlassung der deutschen Ankömmlinge entstanden nach der Unterdrückung der britischen Nation nach u. nach 7 (eigentlich 8) kleine Königreiche, später die Heptarchie (Heptarchia Anglo-Saxonica) genannt. A) Bildung der Staaten. Das erste jener Reiche war a) Kent, von Hengist 457 nach dem Siege bei Crayford (s. oben III.) gestiftet. Hengist fuhr mit siegreicher Bekämpfung der Eingebornen u. mit Eroberungen fort, u. bes. durch den Sieg bei Wyppedessleth, wo sein Held Wypped blieb (465), befestigte er sich in der Herrschaft. Um 488 starb Hengist u. überließ die Herrschaft seinem Sohne Erich (Äsc), dem Stammvater der Dynastie der Äscinger; Hauptstadt war Canterbury (s. unten). b) Das Reich Sussex stiftete 491 Ella (Älla), ein Sachse, der seit 477 mit den Briten gekämpft u. Anderida (Andredesceaster) erobert hatte; er starb zwischen 514 u. 519 u. ihm folgte sein Sohn Cissa, angeblich bis 590. Seit dem Regierungsantritte Eissas hört man in einem Zeitraume von fast 11/2 Jahrh. nichts von diesem Reiche, man hat deshalb geglaubt, daß es nach Eissas Tode eine Provinz von Wessex geworden sei; gewiß aber konnte es sich nicht weit ausdehnen, da es zwischen 2 neuen germanischen Staaten innelag, u. sein Einfluß mußte mit der Ausdehnung anderer germanischer Reiche sinken (s. unten). c) In Wessex (Reich der Gewissi, Hauptstadt Winchester), um welches Cerdic u. sein Sohn Cynric seit 491 gekämpft hatten, nahm Cerdic 519 nach der siegreichen Schlacht bei Cerdicsford (Chersord in Hamptonshire) den Königstitel an, wurde Oberbefehlshaber der Heptarchie u. nahm 528 die Insel Wight, die er jedoch seinen Vettern Stuff u. Whitgar überließ, weil sie ihm 514 neue Verstärkung aus Deutschland zugeführt hatten. Er ist in der Sage von Arthur dessen Gegner. Auf Cerdic (st. um 534) folgte sein Sohn Cynric (Chenric), welcher seinen Vettern die Insel Wight als ein von Wessex abhängiges Reich abtrat u. dann sein Reich allmälig weiter ausdehnte u. welchem um 560 sein Sohn Ceawlin folgte (s. unten). d) Die Gründung des Reichs Essex durch Äscwin (Erkewin), Offas Sohn, wird um 527 angesetzt, es kam aber ganz unbemerkt in der Sachsen Gewalt, u. als sein erster König wird Sleda, seit 587, genannt (s. unten). Nördlich von den Ostsachsen bildete sich e) das Reich der Ostangeln, bei denen ein nördliches u. südliches Volk (Norfolk u. Suffolk) unterschieden wurde; schon in den letzten Römerzeiten scheinen sich dort Germanen niedergelassen zu haben, denn schon Prokopius erwähnt einen König der Angeln in Britannien. Über den eigentlichen Gründer gibt es keine Nachrichten; als erster König wird indessen oft Gueca od. dessen Sohn Uffa (Wussa) genannt, welcher Stammvater der Dynastie der Uffinger wurde. f) Das benachbarte Reich Mercia ging von den Marschländern der alten Herren von Lincoln (Lindum) aus, mit ihm waren die Mittelangeln vereinigt; es war durch den Trent auch in eine südliche u. nördliche Hälfte getheilt u. dehnte sich allmälig bis Wales aus; als erster König wird 585 Creoda (Crida) genannt (s. unten). g) Northumberland (s. unten), das schon früh in zwei Reiche aa) Deira (vom Humber bis zur Tyne) u. bb) Bernicia (von der Tyne bis zum Clyde) zerfiel, scheint auch vor der eigentlich angelsächsischen Eroberung E-s von germanischen Colonisten bewohnt gewesen zu sein, u. vielleicht waren um 44 od. 46 (welches Jahr von einigen Chronisten als die Landungszeit der Sachsen angegeben ist) Sachsen dahin gekommen. Schon Hengist soll seinem Sohne Octa u. Horsas Sohne Ebusa in jenem, von den Picten u. Scoten oft beunruhigten Lande Sitze angewiesen haben. Die Gründung des Reiches Northumbrien 547 würde dann richtiger von einer Abreißung der sächsischen Häuptlinge von der Kenter Oberherrschaft zu verstehen sein. Ida, Eoppas Sohn, wird 547 als Stifter des sächsischen Reiches Bernicia angegeben. Er blieb 559 in einem Treffen gegen Urien von Cumberland u. Raged, u. ihm folgten seine Söhne Adda, Ethelrich u. Theoderich; zugleich nahm Ella (Alla, 559–388) den größeren Theil des Reiches Deira, welches jedoch sein Schwiegersohn Ethelfrid (388–616) mit seinem Erblande Bernicia wieder vereinigte. Daneben gab es noch mehrere kleinere, aber bald in jenen größeren untergegangene angelsächsische Staaten in E., wie Middlesex (Mittelsachsen), welches durch Cuthraulf wessexisch, dann mercisch wurde, Suthrige (Surrey), Hecana (Hereford), Magesetania (das Land der Hwiceas), die Lindiswaren, Anfangs von Unterkönigen, dann von Herzögen u. Aldermännern beherrscht, das Reich der Jüten auf Wight etc. Außer diesen germanischen Reichen bestanden noch im Südwesten E-s einige Staaten einheimischer Fürsten, so Dumnonia (Westwales), Cumbrien (das jetzige Wales) war in mehrere kleinere Staaten getheilt, von denen die bedeutendsten Gwynedd (Nordwales) u. Demetia (Südwales u. Westwales, wo man dann unter Südwales das jetzige Cormvales versteht); östlich von Gwynedd lag Mathrasal (Powis) u.a.
B) Fortgang der angelsächsischen Reiche u. Einführung des Christenthums in denselben. Bei gemeinschaftlichen Kriegen, bes. gegen die Briten in Wales u. Schottland wurden von allen od. den meisten angelsächsischen Staaten die oberste Leitung Einem anvertraut, welcher den Namen Bretwalda (angelsächsisch bryten wealda, der weitherrschende, mächtige König, nach Anderen der Britenbeherrscher) führte. Die übrigen Fürsten des Angelsächsischen Reiches führten den Namen König (Kyning, Kyng). Die nächsten Anverwandten des Königs bildeten den Adel u. hießen Athelinge. Die Gattin des Königs (Kwen) stand in hohem Ansehen u. spielte oft eine einflußreiche Rolle. Außer den Athelingen gehörten zu der nächsten Umgebung des Königs die Dienstmannschaft (Geferescipe), aus welchen der Dienst- u. Lehnhadel hervorging. Die vornehmste Klasse dieses Gefolges waren die Ealdermanen (später Earl nach. dem dänischen Jarl genannt), welche die höchsten Ämter bei Hofe bekleideten u. an der Spitze der größeren Districte standen, in welche das Land getheilt war. Die niedere Klasse, das eigentliche Lehnsgefolge, bildeten die Thann od. Thegen, auch Gesinde (Gisith)[708] genannt, welche als Eigenthümer von größerem Grundbesitz zum Kriegsdienst verpflichtet waren. Die übrige Bevölkerung des Landes zerfiel in Freie (Keorle). unter denen wieder die Abkommen der Briten (Wealhas) einen niederen Rang einnahmen, u. Unfreie (Theov), deren Anzahl aber nicht groß war. Alle diese Stände hatten besondere Rechte, welche sie von einander unterschieden, namentlich in Bezug auf das Wehrgeld. Die Gliederung des Volkes in Gemeinden u. Gemeindeverbände geschah in derselben Weise wie bei anderen germanischen Völkern, nur daß sich in E. das germanische Wesen in dieser Beziehung reiner erhielt u. schärfer ausprägte. Gewöhnlich stand an der Spitze eines aus mehreren Familien gebildeten Verbandes ein Hlaford (Lord, d.i. Brotherr). Zehn freie Familienväter bildeten ein Zehend (Teothung), von denen einer für den anderen vor Gericht haftete, zehn Teolhungs machten ein Hundred, welches ein höheres Gericht darstellte. Über diesem stand noch das Grafschaftsgericht des Ealderman. Der District eines solchen hieß Scira (Shire). Bei wichtigen Angelegenheiten traten die vornehmsten Bewohner desselben auf Berufung des Ealdermans zu einer Versammlung (Gemote), Anfangs halbjährlich, zusammen, um über die fraglichen Punkte zu entscheiden. Ähnliche Versammlungen für das ganze Land berief der König (Witenagemote. Versammlung der Weisesten). Die Bretwaldawürde war Anfangs im Reich Mercia, dann in Wessex. Über diese Würde kamen die Reiche oft in Streit, doch ist keine Kunde über die Namen u. Reihefolge ihrer Besitzer erhalten, bis Ceawlin von Wessex Bretwalda war. Dieser erweiterte durch Besiegung mehrerer britischen Fürsten seine Macht u. drängte die Briten durch den Sieg bei Fethanleag (Frithem) bis in die Gebirge zurück. Die Eifersucht anderer Könige, namentlich Ethelberts von Kent, wurde dadurch wachgerufen, vielleicht auch die Befürchtung vor dem Verlust ihrer Selbständigkeit. Aus diesem Grunde riefen sie die Briten u. Scoten zu Hülfe, u. Ceawlin unterlag in der Schlacht bei Wodnesbeorg in Berkshire 591; er mußte dem Throne entsagen u. stgrb 593 in der Verbannung. Ihm folgte als Bretwalda sein Neffe Ceolric, der 597 starb; diesem aber Ethelbert von Kent. Bis um diese Zeit war die römisch-christliche Cultur immer mehr mehr von germanisch-heidnischen Elementen verdrängt worden, u. vergeblich waren neue Versuche gemacht, dem Christenthume wieder Eingang in E. zu verschaffen. Als Ethelbert Bertha, Tochter des Frankenkönigs Charibert, heirathete, wurde die Einführung des Christenthums, weil St. Augustin seit 596 hier predigte, um Vieles erleichtert. Doch entstanden aus der Annahme des Christenthums wieder neue Kämpfe, indem die Söhne gemeiniglich die von den Vätern eingeführte neue Religion wieder mit dem alten Heidenthum vertauschten, obwohl der Verbreitung des christlichen Glaubens von Seiten des Volkes wenig Widerstand entgegengesetzt wurde. Ein solcher Feind des Christenthums war Ethelfrid von Northumberland, welcher seinen Schwager Eadwin, Ällas Sohn, um sein Reich Deira brachte. Eadwin floh zum Bretwalda Redwald v. Ostangeln, welcher 616 Ethelfrid bei Idla schlug u. selbst erlegte. Eadwin nahm darauf Besitz von Northumbrien u. wurde von den Nordangeln zum Bretwalda gemacht. Er ist der Gründer von Edinburg. Eine glückliche Schlacht gegen die Westsachsen, deren König Kwichelm ihn hatte wollen ermorden lassen, bestimmte ihn (627) zur Annahme des Christenthums, für dessen Verbreitung er mit großem Erfolge thätig war. So bewog er auch Eorpwald, seit 617 Redwalds Nachfolger in Ostangeln, zur Annahme des christlichen Glaubens, desgleichen dessen Bruder Sigebert, als dieser 630, da Eorpwald von einem Heiden ermordet worden war, zur Herrschaft kam. Eadwin fiel 633 in der Schlacht bei Heathfield gegen den Empörer Penda, welcher das Reich Mercia an sich riß. Sigebert ging 634 in das Kloster u. übergab das Reich seinem Vetter Egrice. Als dieser 635 von Penda in der Schlacht getödtet wurde, folgte Anna, ein Sohn Redwalds u. ein eifriger Beförderer des Christenthums. Eadwins Nachfolger waren seine Söhne Eanfried in Bernicia u. Osric in Deira; beide wurden von Ceadwalla 634 ermordet, u. die Briten fielen verwüstend in das Land. Ihr Bruder Oswald ergriff aber die Waffen gegen den Mörder Ceadwalla u. erschlug in diesem den letzten von der Sage gefeierten Helden des alten britischen Volksstammes Darauf erhielt er Bernicia u., da seine Mutter Acha, Schwester Eadwins, von Älla abstammte, auch Deira. Er führte das Christenthum in seinen Staaten ein, wurde Bretwalda u. regierte mit Kraft, bis er 642 in einer von Penda angefangenen Fehde bei Maserfield u. Cocboy umkam. Darauf zerfiel sein Reich wieder in Bernicia, das mit der Bretwaldawürde sein Bruder Oswiu, u. in Deira, welches 644 Oswiu, Osrics Sohn, bekam, aber nach 7 Jahren ließ Oswiu von Bernicia diesen ermorden u. theilte sich mit Oswalds Sohn, Ethelwald, in Deira.
C) Blüthe der Angelsächsischen Reiche. a) Wessex hatte seit Ceawlin fortwährende Kämpfe mit britischen u. sächsischen Nachbarn geführt; auf Ceolric war 597 sein Bruder Ceolwulf gefolgt; dieser schlug 607 die von Sussex u. 610 den König Theoderich von Gwent. Ihm folgte 611 in gemeinschaftlicher Regierung sein Bruder (od. Sohn) Kwichelm (st. 638) u. sein Neffe Cynegils, Ceolrics Sohn, welche beide das Christenthum annahmen. Letzter behauptete gegen Penda das Schlachtfeld bei Cirencester, doch verlor er einen Theil des Lgndes an Eadwin von Northumbrien; ihm folgte 643 Cenowalch; dieser, von Penda, dessen Schwester er geheirathet u. dann wieder verstoßen hatte, aus Wessex vertrieben, fand bei Annas von Ostanglien ein dreijähriges Asyl u. wurde durch Hülfe Cuthreds, des Sohnes von Kwichelm, in das Reich zurückgeführt. Deshalb überzog Penda den Annas mit Krieg u. erschlug ihn 654. Annas Bruder Etheler folgte ihm über Ostanglien. Da Penda nun auch gegen Oswiu von Bernicia ziehen wollte, wurde er 655 von demselben am Broad Are auf Winwidseld bei Leeds besiegt u. fiel selbst; er war der letzte heidnische König der Sachsen. Auch Etheler fiel in dieser Schlacht Oswiu beherrschte nun auch Mercia u. die südlichen Länder, wurde aber nach 2 Jahren durch eine Empörung dreier Ealdermanen des mercischen Volkes aus diesem Lande vertrieben, u. Pendas Sohn Wulfhere kehrte auf den Thron zurück (s. unten). Oswiu vergrößerte seine Staaten durch Siege über die Picten u. starb 670, nachdem er auch noch auf einer Synode 664 von den beiden Religionsansich[709] ten, der römisch-katholischen u. schottischen, die erstere zur herrschenden erhoben hatte. Da sein ältester Sohn Alchfrid, der am Broad Are gekämpft hatte u. längere Zeit sein Mitregent od. Unterkönig gewesen war, schon vor ihm gestorben war, kam das große Reich an dessen Söhne Egfrid u. Elfwin. Ihre Jugend mißachtend, wollte Wulfhere mit den südlichen Staaten gegen Northumbrien fechten, wurde aber besiegt, vertrieben u. seine Staaten b) mit Northumbrien vereinigt (66744); er starb das Jahr darauf. Egfrid vertrieb Wilfrid, Bischof von York, aus seinem Sitz, weil derselbe, mächtig geworden, des Königs Befehlen sich nicht fügen wollte. Damals versuchte auch der Papst seinen Einfluß in E. geltend zu machen, doch vergebens. Egfrid führte noch einen Krieg gegen Irland u. eroberte Cumberland, wurde aber kurz darauf bei einem Einfall in das Land der Picten 685 bei Nechtansmere erschlagen, nachdem Elfwin schon 679 gestorben war. Ihm folgte sein gelehrter Bruder Aldfrid, ein unehelicher Sohn Oswius; er hatte in Irland studirt u. war eigentlich für den geistlichen Stand bestimmt. Mit seinem Tode (705) fing der Glanz Northumbriens an zu verlöschen. Er hinterließ einen achtjährigen Sohn Osred, den Anfangs Eadwulf, von unbebekannter Herkunft, unterstützt von Wilfrid, vom Throne abhielt; doch wurde dieser nach 2 Monaten vertrieben, u. der rechtmäßige Erbe durch den Alderman Berchtfrid erhoben; die Vormundschaft führte seine Mutter Cuthberge, Tochter des Königs Ina von Wessex. Unter dieser kraftlosen Regierung brach die größte Zügellosigkeit unter dem Adel u. Streit mit der Geistlichkeit aus; der König, der selbst zur Befriedigung seiner Wollust die Klöster nicht verschonte, wurde 716 erschlagen. Die Regierung erhielt nun Ceonred, Nachkomme von einem Sohne des Ida, des Stifters der northumbrischen Linie u. folglich ein northumberländischer Fürst; nach ihm (718) dessen Bruder Osric (nach Andern Osreds Bruder) u. nach dessen Tode 729 dessen Bruder Ceolwulf, ein frommer u. gelehrter Mann, der wohl an den Grenzen, nicht aber im Innern die Ruhe erhielt. Gleich Anfangs hatten ihn seine Gegner ins Kloster gesteckt, nach achtjähriger unruhiger Regierung ward er 737 freiwillig Mönch u. übertrug den Thron seinem Neffen Eadbert, Sohn Eatas, der dem Reiche die alte Achtung wieder verschaffte, so daß der Franke Pipin seine Freundschaft suchte; er strafte 740 Ethelbald, König von Mercia (s. unter), der sein Land während seinem Kriege mit den Picten engegriffen hatte, nahm 750 dem Fürsten von Strathclyde Cyil in Airshire u. die angrenzenden Länder, unterwarf sich 756 die Briten um Alcluyd u. legte 757 die Regierung nieder, die sein Sohn Oswulf übernahm. Als dieser 758 von den Seinen verrätherisch erschlagen worden war, wurde Ethelwald Moll, ein Mann von ungewisser Herkunft, auf den Thron gehoben. Fortan wechselte die Regierung oft unter Usurpatoren; mit dem Sturz der Idaschen Familie hörten die Verwandtschaftsverhältnisse Northumbriens mit anderen Staaten auf, u. dadurch verlor Northumberland die so nöthige Hülfe gegen die Picten. 765 kam Ethelwald durch die Schlacht bei Winchenhale um die Krone, die nun Alchred erhielt; 774 folgte diesem Ethelred, der vertrieben zu den Picten floh; Eadberts Enkel Alfwald, welcher an seiner Stelle 779 König wurde, sicherten seine Frömmigkeit u. Gerechtigkeit nicht vor Verschwörung u. Meuchelmord (789); Osred, Alchreds Sohn, folgte ihm, der jedoch dem zurückkehrenden Ethelred 790 weichen u. ins Kloster gehen mußte; durch Grausamkeit Furcht u. Schrecken verbreitend, befestigte sich dieser auf dem Throne. Unter seiner Regierung landeten 793 die ersten Normannen in E. bei Lindisfarne, plünderten u. mordeten u. kamen 794 wieder. 799 wurde Ethelred von dem Alderman Aldred ermordet, u. Herzog Osbald, jedoch nur auf wenige Wochen, König, ihm folgte bald Herzog Eardulf (Ardulf). Mit ihm schien eine bessere Zeit für das Reich einzutreten, die unzufriedenen Großen wurden unschädlich gemacht u. ein Krieg gegen Mercia geführt, wo meist die Verwandten der vertriebenen Usurpatoren Asyl u. Hülfe fanden. 806 wurde Eardulf auch vertrieben, aber durch fränkische u. päpstliche Vermittelung 808 wieder zurückgeführt. Während dieser Zeit hatte Alfwald, ein Bruder Ethelreds, geherrscht. Als Eardulf 809 starb, behauptete sein Sohn Eanred (Anred) unter inneren Zerrüttungen 33 Jahre das Reich. Unter ihm geschah die Vereinigung der angelsächsischen Reiche durch Egbert. c) In Mercia war 675 auf Wulfhere sein Bruder Ethelred gefolgt; er war (wie überhaupt Mercia durch Penda eine Schule tüchtiger Krieger geworden war, wogegen die Wissenschaften durch Gelehrte u. Geistliche vorzugsweise in Northumbrien am Hofe Aldfrids, an welchem der Geschichtsschreiber Beda Venerabilis lebte, gepflegt wurden) ein tapferer Fürst, welcher Lothar von Kent u. Egfrid von Northumbrien besiegte. 704 überließ er Ceonred, seines Bruders Wulfhere Sohn, die Herrschaft, da seine eigenen Söhne unmündig waren. Darnach scheint in Mercia die Succession stets an einen Mündigen u. zwar unter diesen an den Nächstberechtigten gekommen zu sein. Als Econred 709 in ein Kloster ging (wo er 716 starb), folgte Ethelreds Sohn Ceolred (Celred), der zwar 715 von den Wessex geschlagen wurde, aber doch viel zur Vergrößerung seines Reiches beitrug. Er war übrigens ein Feind der Kirche u. ein Schlemmer, von dem die Volkssage erzählt, daß ihn über einem Gelag 717 der Teufel geholt habe. Sein Nachfolger war Ethelbald, Enkel Coppas, des Bruders von Penda, der vor Ceolreds Nachstellungen geflohen in einem Kloster gelebt hatte; er war ein Wollüstling, der durch sein Beispiel die Thane von Mercia zu gleicher Verderbtheit hinriß; doch war seine Regierung kraftvoll, u. er wußte die höchste Herrschaft von E. zu behaupten, dennoch konnte er sich Northumbriens nicht bemächtigen, u. sein Nebenbuhler in der Oberherrschaft, Cuthred v. Wessex, den er durch Überfälle u. gegen denselben erregte Aufstände zu schwächen suchte, lieferte ihm 752 bei Burford in Oxfordshire eine entscheidende Schlacht; er verlor die Obergewalt an Wessex, u. als er sich 757 an Cuthred rächen wollte, wurde er bei Sickington von seiner Leibwache ermordet. Beornred, der sich an die Spitze des Heeres u. Staates gestellt, mußte 758 dem Offa (eigentlich Pinefred). einem Jüngling von königlicher Abkunft, weichen, von dem die Volkssage berichtet, daß er bis dahin lahm, stumm u. blind gewesen sei. Er entwickelte rasch große Thatkraft u. errang hohes Ansehen; doch wurde er erst durch Beornreds Tod (769) auf dem Throne sicher. 774 lieferte er den widerspenstigen Kentern bei Otford eine blutige[710] aber unentschiedene Schlacht; 775 besiegte er Cynewulf von Wessex bei Bensington, kämpfte glücklich gegen die Briten, nahm dem König von Powis eine Strecke Land ab u. bevölkerte das Flachland am öftlichen Abhang der walliser Gebirge mit Angelsachsen, die er gegen die Überfälle der Gebirgsbewohner durch einen von der Mündung des Dee bis zu der des Wye gezogenen Wall u. Graben (Offas dyke, Clawdd Offa [Offas Wall]), von dem noch Spuren an der Grenzezwischen Wales u. E. übrig sind, schützte. Außerdem war Ossa ein Freund der Gelehrsamkeit, machte sich sehr verdient um die Sachsenschulen u. sorgte für die bessere Verwaltung des Reichs durch eine Abfassung (Sammlung) der mercischen Volksrechte (Mercens Leaga). Er zahlte zuerst den Peterspfennig (Romescot) an den Papst. Geschändet hat er seinen Ruhm durch die Ermordung des ostanglischen Königs Ethelbert (s. unten), worauf er Ostangeln zu seinem Reiche schlug; seine Gemahlin Eynedrithe, die Veranlassung zu dem Morde, wurde von Räubern in einen Brunnen geworfen, Offa selbst starb 796, u. nach kurzer bedeutungsloser Regierung seines Sohnes Egfrid, erhielt Ceonwulf (Cenulf), ein Vetter Offas, durch Tapferkeit, Gerechtigkeit u. Milde ausgezeichnet, die Regierung; auch Künste blühten jetzt in Mercia. 796 vereinigte er Kent mit Mercia (s. unten); Ceonwulf blieb 819 auf einem Zuge gegen die Ostangeln; sein 77jähriger Sohn Cenelm wurde auf Geheiß seiner Schwester Cynedrithe ermordet, u. das Reich kam an Ceonwulfs Bruder Ceolwulf; 2 Jahre darauf wurde er durch den Usurpator Beornwulf erschlagen, u. das noch vor Kurzem so mächtige Mercia näherte sich immer mehr dem Untergange (s. unten). d) Das schwache Ostanglien war in steter Abhängigkeit von Mercia gewesen, denn, wenngleich die ersten Könige einen ungeheueren Wall u. Graben (Reckendeich) gegen Mercia aufgeführt hatten, so schützte er das Land doch nichtgegen Penda (s. unten); dieser erschlug die Könige Sigebert, der 634 resignirt hatte, u. dessen Vetter Egric 635, u. dessen Nachfolger Annas, Redwalds Sohn, hatte 654 dasselbe Schicksal; sein Bruder u. Nachfolger Etheler unterwarf sich dem Penda u. wurde 655 von Oswiu von Bernicia besiegt u. getödtet. Wer ihm folgte, ist ungewiß; dann regierte Aldulf bis 713, von da bis 749 sein Bruder Alfwald; der letzte König war Ethelbert, Sohn Ethelreds. Diesen hatte Offa von Mercia mit dem Versprechen, ihm seine Tochter Etheldrithe zu vermählen, zu sich gelockt u. gastlich aufgenommen, ihn aber dann heimlich ermordet u. das herrenlose Ostanglien zu seinem Reich geschlagen (s. oben). e) Essex, Anfangs Kent unterthan, fiel später an die Könige von Mercia u. mit denselben an Northumbrien; um 617 kämpften ihre Könige Seaxred u. Seaward mit Wessex, kamen aber um. Wahrscheinlich unterwarf das Reichschon Penda; seit 665 war Sebba König, der 694 in das Kloster ging. Sonst ist über dieses Reich nichts bekannt. f) Kent, Anfangs durch Tapferkeit seiner Herrscher u. Verbindungen mit Franken vor den anderen Reichen hervorragend, kam bald zurück. So schon unter Ethelberts (starb 616) Sohne Eadbald; diesem folgte 640 sein Sohn Ercombert, dem es erst gelang, die Götzenbilder zu zerstören u. der auch für die Einführung des christlichen Glaubens u. der Civilisation thätig war. 664 673 regierte sein Sohn Egbert, dann dessen Sohn Eadric u. sein Oheim Lothar gemeinschaftlich. Unter ihnen machte Ethelbert von Mercia einen Einfall in das Land; 685 besiegte Eadric mit Hülfe derer von Sussex seinen Oheim u. regierte allein bis 686, wo er ermordet wurde; unter innerem Zwist u. Empörungen u. Kämpfen gegen Wessex regierte Anfangs Eadrics Bruder Vithred unter mercischer Oberherrschaft bis 725, dann seine Söhne Eadbert (bis 748), Ethelbert II. (starb 760) u. Alric (bis 794); mit Letzterem starb das Haus der Äscingen aus; Eadbert, von einer Seitenlinie der Äscingen u. verwandt mit Egbert von Wessex, setzte sich auf den Thron, wurde aber von Econwuls 796 gefangen u. Kent mit Mercia vereinigt. Die folgende Geschichte ist dunkel, das Land war gewöhnlich unter mehrere Könige getheilt u. diente als Apanage bald wessexischer, bald mercischer Prinzen; einer derselben scheint Baldred (805–822) gewesen zu sein. Von den kenter Königen seit Ethelbert stammen die ältesten vorhandenen angelsächsischen Gesetze. g) Sussex, das zuerst die Bretwaldawürde hatte (s. oben), verscholl bei seiner Kleinheit bald nach des Stifters Alla (s. oben) Tode, doch waren die rohen Sussex ungemein tapfer. Namen von Königen kennt man fast gar nicht, sie waren bald Wessex, bald Mercia unterthan; der erste christliche König war Ethelwald (Ethelwalk); er erhielt von Wulfhere von Mercia die Insel Wight zum Lohn u. leistete dem Könige Eadric von Kent Hülfe gegen seinen Oheim (s. oben). Mit ihm regierte eine Zeitlang Ceadwalla (s. unten), als dieser König vor Ethelwald starb, folgte dessen Sohn Eadric, der 684 gegen Ceadwalla blieb u. Sussex wurde nun getheilt (s. unten). 771 unterwarf Offa von Mercia Sussex u. setzte einen Statthalter ein. Selbständig ist darnach Sussex nicht wieder geworden.
D) Wessex Übermacht. Anfang zur Vereinigung der angelsächsischen Reiche zu Einem Staate. In Wessex regierte 648 wieder zurück geführt Cenwalch; er bestand viele siegreiche Kämpfe mit den Briten, bes. an der Ostgrenze seines Reiches, auch mit Wulfhere von Mercia lag er in Fehde. Als er 672 starb, übergab er die Regierung seiner zweiten Gemahlin Seaxburge, einer tapfern u. einsichtsvollen Frau; aber diese starb schon 673, vielfach angefochten von den Unterkönigen Escwin, Urenkel Ceolwulfs, u. Centwin, ihrem Schwager, die auch nach ihrem Tode nach einander regierten. Ersterer starb bald nach dem Siege über Wulfhere bei Bedwin in Wiltshire 676. Unter Centwin machten auch die einst nach Armorica in Gallien ausgewanderten Briten den Versuch, ihr altes Vaterland wieder zu erobern, aber Centwin bewog sie zu einem friedlichen Vergleich u. nahm sie in sein Land auf; darauf machte er Eroberungen im Norden des Reichs. Als Centwin 685 abdankte, folgte Ceadwalla (Cedwal), aus Cynrics Stamme, bisher Mitregent in Sussex, aber von dort vertrieben; Ceadwalla eroberte nun Sussex, welches in mehrere kleinere Staaten getheilt wurde, dessen Häuptlinge unter Wessex standen, ferner Wight, wo Arwald regierte. Dort erschlug er die Einwohner, die noch alle Heiden waren, u. verpflanzte Westsachsen dahin; dann machte er einen Rachezug nach Kent. 688 legte Ceadwalla die Herrschaft nieder u. starb, nachdem er angeblich nach Rom gegangen war u. sich vom Papst Sergius[711] 689 hatte taufen lassen. Sein Vetter Ina folgte ihm; er hatte bes. Kämpfe mit den Briten, die er 710 besiegte; 715 lieferte er den Merciern eine mörderische, aber unentschiedene Schlacht bei Wanborough in Wiltshire; er ließ eine Gesetzsammlung anfertigen, erkannte die Gültigkeit der Ehen zwischen Briten u. Angeln an, beförderte den Verkehr mit den armoricanischen Briten, nahm sich der kirchlichen Angelegenheiten an, war ein guter Dichter, verstand Lateinisch u. Griechisch u. erwarb sich auch Verdienste um seine Muttersprache; er war ein Freund des trefflichen Bischofs Alshelm, u. der, nachher in Deutschland als Bonifacius berühmt gewordene Winfrid, lebte an seinem Hofe. In Folge einer gegen ihn gerichteten Verschwörung resignirte er 725, ging in ein Kloster u. übergab die Regierung dem Ethelheard, dem Bruder seiner Gemahlin Ethelburge, der jedoch mehrere Jahrre mit Oswald, einem Verwandten Inas, dem derselbe einen Theil des Reichs bestimmt hatte, um die Oberherrschaft stritt, bis der Letztere 730 starb. Die Kämpfe, welche Ethelheard mit Ethelbald von Mercia angefangen hatte, setzte sein Nachfolger Cuthred (seit 739) fort. Später vereinigten sich beide zu einem gemeinschaftlichen Zug gegen die, durch ihre Zwistigkeiten mächtig gewordenen Walliser. Indeß brach bald nach der Besiegung der Walliser wieder Feindschaft zwischen Wessex u. Mercia aus, u. Mercia behielt die Oberhand. Bis 752 lebten die Wessex in gedrückter Lage; da aber warfen sie das Joch in einer siegreichen Schlacht bei Burford ab. Cuthreds Nachfolger, Sigebert (seit 754), ein Sohn des Unterkönigs Sigeric, wurde wegen seiner Grausamkeit durch einen Volksbeschluß vertrieben. Sein Nachfolger Ceonwulf bekämpfte die Waliser in mehreren Schlachten, verlor aber in einer Schlacht gegen Offa v. Mercia an diesen Bensington. 784 wurde er von Empörern in dem Schlosse Merton erschlagen; sein Mörder Ceonheard, welcher Besitz vom Throne nehmen wollte, fiel im Kampfe mit der Gegenpartei, von welcher Beorthric (Birthric), aus Cerdies Stamme, auf den Thron gehoben wurde. Dieser stellte die Ruhe im Lande wieder her u. sicherte das Reich gegen die Angriffe der Briten u. Angelsachsen, bes. durch seine Vermählung mit Offas Tochter Eadburge (787). In diesem Jahre landeten auch Normannen bei Dorchester in Wessex. 800 starb Beorthric an Gift. Sein Nachiolger war Egbert, ein Sohn des kenter Unterkönigs Ealmund, der vor Beorthric geflohen war u. 13 Jahre am Hofe Karls des Großen gelebt hatte. Schon sein Vater hatte Ansprüche auf den Thron von Wessex; jetzt erneuerte Egbert dieselben u. erfocht sich die Krone. Seine erste That soll gewesen sein, daß er auf einer Landesversammlung in Winchester, mit Zustimmung des ganzen Volkes, der Insel Britannien den Namen England gab. Die ersten Jahre seiner Regierung verflossen in Ruhe; seit 809 entspannen sich eine Reihe Kämpfe mit den Altbriten, in welchen er Cornwales mit Wessex vereinigte u. die Südbriten sich zinsbar machte. Seit 823 begann der Krieg mit Mercia, welches bisher die Breatwaldawürde besessen hatte; der König von Sussex, der gegen Mercias Übermuth bei Egbert Hülfe suchte, soll Veranlassung zu dem Kriege gegeben haben; durch die siegreiche Schlacht bei Ellendune gewann Egbert Sussex, Essex u. Kent. Als König Beornwulf 825 in einer Schlacht gegen die Ostangeln gefallen war, riefen die Mercier Wiglaf auf den Thron, aber diesen schlug Egbert in die Flucht u. nahm Mercia ein; darauf drang er nach Northumberland vor, dessen König Eanred (s. oben) ihm entgegenging, Unterwerfung versprach u. Geißeln gab, worauf sie friedlich von einander schieden. Wiglaf erkannte Egberts Oberherrschaft an u. wurde wieder auf den Thron gesetzt; der widerspenstige Swithred von Essex wurde vertrieben u. Essex zur Krone geschlagen, welches für immer aufhörte, ein selbständiges Reich zu sein. Nun zog Egbert gegen die Waliser u. nahm die Insel Mona weg.
V. Vereinigung der angelsächsischen Reiche zu Einem. In dem von Egbert begründeten Reiche trat das Erbrecht der Könige entschieden gegen das, freilich stets mit Berücksichtigung der Erbfolge von den Großen des Landes geübte Wahlrecht in den Vordergrund. Adel u. Volk blieben in ihren Rechten u. Nationalverfassungen. Das Staatswesen selbst gewann durch das höhere Ansehen der Herrscherwürde, welches die Erblichkeit derselben verlieh, an Kraft nach Innen u. Außen, u. dieser bedurfte es um so mehr, als die räuberischen Einfälle der Normannen, denen E. schon seit vielen Jahren ausgesetzt war, den Charakter von Eroberungszügen annahmen. Bei ihrer erneuten Landung in Dorsetshire 832 wurde Egbert von ihnen geschlagen, besiegte sie aber 835 bei Hengestdune; die mit ihnen verbündeten Waliser mußten binnen 6 Monaten seine Staaten räumen; Egbert starb 836. Inzwischen wuchs die Gefahr, mit welcher die nordischen Völker, Normannen u. Dänen, E. bedrohten. So segensreich das Christenthum auf die Milderung der Sitten eingewirkt hatte, so sehr schwächte es auch die rohe Naturkraft der Angelsachsen, denen von Osten dasselbe Geschick drohte, welches sie selbst einst der britischen Bevölkerung bereitet hatten. Unter Ethelwolf, Egberts Sohn, seit 837, setzten die Normannen ihre Angriffe fort, wurden jedoch, da sie nie in großer Anzahl erschienen, von den Ealdermanen u. von Egbert selbst mit Verlust auf ihre Schiffe getrieben u. von den Engländern selbst zu Schiffe mit Erfolg bekämpft. In größerer Masse erschienen die Dänen 851 auf 350 Schiffen u. ließen sich auf den Inseln Thanet u. Shepey, an der Themse, nieder, verbrannten London u. Canterbury, wurden aber von Ethelwolf bei Ockley in Surrey völlig geschlagen u. zurückgeworfen. Ethelwolf war übrigens in Folge seiner klösterlichen Erziehung dem Frieden u. der Ruhe geneigt u. von vorherrschend religiöser Sinnesart. Er führte die unter dem Namen Peterspfennig bekannte Steuer an den Papst in seinem ganzen Reiche ein u. hielt sich 855–856 in Rom auf. Bei seiner Rückkehr widersetzte sich seiner Landung sein ältester Sohn Ethelbald, aufgebracht über das Verfahren des Vaters, welcher seinen jüngsten Sohn Alfred zum Könige von E. bestimmt u. vom Papste hatte salben lassen, sich selbst aber, nachdem er von seiner ersten Frau Osburge geschieden war, mit Judith, Tochter Karls des Kahlen von Frankreich, auf seiner Reise vermählt hatte. Indeß war Ethelwolfs Anhang groß genug, um den Widerstand des Sohnes zu beseitigen, welchen der Vater mit der Abtretung des westlichen Theils seiner Lande zufriedenstellte. Als Ethelwolf 858 starb, wurde Ethelbald Beherrscher des ganzen Reichs, welches er mit Tapferkeit u. Umsicht gegen äußere Feinde vertheidigte. Großen[712] Anstoß erregte seine Heirath mit der Wittwe seines Vaters, Judith, von der er auf geistliche Ermahnung sich wieder scheiden ließ. Da er 860 kinderlos starb, so folgte ihm sein Bruder Ethelbert; dieser behauptete sich gegen die von Neuem das Reich beunruhigenden Dänen, starb aber schon 866. Unter seinem Bruder u. Nachfolger Ethelred I. ließen sich die Dänen in Northumberland nieder (867), eroberten von dort 868 Nottingham in Mercia u. Ostangeln u. nur in Wessex wurden sie aufgehalten u. mußten sich zurückziehen. Damals soll unter den Dänen Regnar Lodbrog mit nach E. gekommen, aber von dem northumbrischen Könige Ella, der sich mit Osbert von Ostanglien verbunden hatte, gefangen, in einen Thurm geworfen u. von Schlangen gefressen worden sein. Ethelred wußte Wessex vor den andringenden Dänen zu vertheidigen u. brachte denselben mit Hülfe seines tapferen Bruders Alfred bei Äscesdun 870 eine empfindliche Niederlage bei. Später focht er unglücklich u. fiel in der Schlacht bei Melton im Mai 871.
Nun folgte der jüngste der Söhne Egberts, Alfred der Große. Seine Jugend war unter dem Studium der Wissenschaften u. unter Zügen gegen die Dänen u. Normannen verflossen; jetzt, nach Ethelreds Tode, wurde er, schon lange die Liebe des Volkes besitzend, mit Übergehung der Söhne seines Bruders, 22 Jahr alt, zum König ernannt. Er erhielt das Land in traurigem Zustande; Northumberland war von den Dänen besetzt u. Mercia von denselben bedroht, die gleich nach der Schlacht bei Merton durch neue Schaaren von Normannen verstärkt worden waren. Gegen ihre überlegene Macht wandte sich Alfred u. erzwang nach einer blutigen Schlacht den Abzug der Dänen aus Wessex. Diese wandten sich nun nach Mercia, wo sie Burhed, Alfreds Schwager, 878 vertrieben u. Ceowulf, der ihnen Tribut zahlen mußte, zum Könige erhoben hatten, bis sie auch diesen wieder absetzten. Nach u. nach nahmen die umherschweifenden räuberischen Horden in Northumbrien feste Wohnsitze u. begannen das Land zu bebauen, da die Verödung der Felder Mangel an Lebensmitteln befürchten ließ. Doch erschienen noch alle Jahre neue Schwärme, u. so viele Siege Alfred auch erfocht, vermochte er dennoch der immer wachsenden Überzahl nicht zu widerstehen. Er verließ daher den noch kleinen Rest seines Heeres in der Kleidung eines Bauern u. verbarg sich in der Hütte eines Hirten in Somersetshire, hier mit Musik u. Entwürfen zur Befreiung seines Vaterlandes sich beschäftigend. Nach u. nach sammelten sich in den Wäldern u. Morästen dieser Gegend immer mehrere seiner Anhänger u. machten von hier aus Ausfälle gegen die Dänen. Unterdessen hatte sich der tapfere Oddune, Graf v. Devonshire, einer der treuesten Anhänger Alfreds, in das Schloß Kenwith zurückgezogen, wurde aber hier von den Dänen belagert, machte mit seiner Besatzung einen Ausfall u. schlug die Dänen. Dieser Sieg erweckte bei den Sachsen neuen Muth; Alfred sammelte in der Stille ein Heer um sich. Unter der Maske eines Harfenspielers kundschaftete er das dänische. Lager aus, überfiel die Dänen u. schlug sie bei Äcglea (Ilay) gänzlich 878, überwand sie auch zur See unter ihrem Anführer Hastings, eroberte London, das er befestigen ließ, u. schloß mit dem Dänenfürsten Gothrun od. Gormud einen Vertrag. Demzufolge wurde Gothrun, welcher sich taufen ließ u. den Namen Ältestan annahm, mit den Dänen auf Northumbrien u. Ostangeln angewiesen u. das Reich Mercia zwischen Sachsen u. Dänen getheilt, so daß die Watlingsstraße die Grenze bildete. Zum Schutze des Landes, dessen zerstörte Städte sich im Frieden wieder rasch erhoben, traf Alfred nun die umfassendsten Maßregeln. Er errichtete eine stehende Miliz u. legte durch Ausrüstung einer starken Flotte den Grund zur englischen Seemacht; für die Verwaltung im Inneren veranstaltete er eine Gesetzsammlung (jetzt verloren, doch wahrscheinlich die Quelle des Common Law), organisirte den Staat, indem er den hergebrachten politischen Einrichtungen eine legale Sanction ertheilte, wies den übermächtig gewordenen Adel in die gesetzlichen Schranken zurück, erwirkte vom Papste die Abschaffung des Peterspfennigs, unterhielt jedoch eine lebhafte Verbindung mit Rom u. dem Auslande überhaupt u. beförderte durch herbeigerufene Gelehrte u. Mechaniker, durch Errichtung von Schulen (u.a. der hohen Schule in Oxford), Bibliotheken, Sammlungen etc. die Liebe zu den Wissenschaften u. Künsten. Kriegsgefahr bedrohte Alfreds Reich 894 abermals von Seiten einer starken Normannenflotte, welche unter dem Commando des an den Küsten Europas damals gefürchteten Haeften (Hasting) von zwei Seiten auf der Themse u. Swale in das Innere des Landes eindrang. Außerdem war den Nachfolgern Gothruns in Ostangeln u. Northumbrien nicht zu trauen, u. als diese wirklich gemeinsame Sache mit Haesten machten, gerieth Alfred in eine schwierige Lage. Doch hinderte er eine Concentration der feindlichen Streitkräfte, warf, von seinem Sohne Eduard unterstützt, die einzelnen Heerhaufen zurück u. stellte die Ordnung 896 wieder her. Seine neuen Siege u. sein edler Charakter bestimmten die meisten der noch unabhängigen Fürsten der Briten in Wales ihn als Oberlehnsherrn anzuerkennen. Zur Residenz erwählte sich der König die Stadt London, welche er durch prächtige Bauten vergrößerte u. verschönerte, u. trug zugleich für die Hebung des Handels u. der Schifffahrt Sorge. Als er 901 stark, hinterließ er das Reich in einem blühenden Zustande u. in einer politischen Ordnung, welche die Keime einer kräftigen Entwickelung des Staatswesens in sich trug.
Sein Sohn Eduard I. der Ältere folgte ihm. Doch erhob Ethelwald, Sohn Ethelreds, des ältern Bruders Alfreds, Anspruch auf den Thron, ging nach Northumbrien u. vermochte die Dänen, ihn als Oberkönig anzuerkennen u. gegen Eduard die Waffen zu ergreifen. Nach mehrmaligen Einfällen zu Lande u. zur See, drangen sie 905 in Mercia vor, wurden aber trotz ihres Bündnisses mit den Ostangeln total geschlagen u. zu dem Frieden von Ytingasord genöthigt, worin sie die früher bestandenen Rechtsverhältnisse anerkannten. Eduard vereinigte mit der Krone die Insel Wight, deren Bewohner bis jetzt einen eigenen König gehabt hatten u. jütischer Abkunft waren. Auch die Jüten in Kent, welche hier einen kleinen Freistaat bildeten, unterwarfen sich dem Könige von Wesser. Inzwischen brachen die Dänen den Frieden, erlitten aber 911 durch Eduards Schwester Ethelflede, welche Mercia zu Lehn erhalten hatte, eine gänzliche Niederlage bei Tettenhall. Gefährlicher für Eduard[713] wurden die Dänen, als deren Ansiedelungen an der Nordküste von Frankreich, die ihnen durch den Vertrag von St. Clair gestattet wurde, mächtiger u. ausgedehnter wurden. Von dort aus unternahmen sie wiederholt Angriffe auf die Küstenorte, welche Eduard deshalb stärker befestigte. Doch waren diese Angriffe Anfangs mehr räuberischer als kriegerischer Art u. wurden leicht abgewehrt. Ebenso unterdrückte Eduard 917 ohne große Mühe einen Aufstand des britischen Königs von Gwent u. vereinigte 919 nach dem Tode seiner Schwester Mercia wieder mit der Krone. Er starb 924 zu Farndon in Mercia u. ihm folgte durch die Wahl des Volkes sein natürlicher Sohn Adelstan, durch Weisheit, Milde u. Kraft ausgezeichnet. Dieser drängte Anlaf, König der Dänen in Northumberland, welcher ihm das Reich streitig machte, zurück u. schlug bei Bromfeld Constantin, König der Schotten, welcher die Partei der Dänen ergriffen hatte. Er begünstigte den Seehandel u. erhob viele kühne Seefahrer in den Adelstand. Er starb 940 nach einer segensreichen Regierung. Der Thron kam darauf an Edmund I., den legitimen, noch jugendlichen Sohn Eduards I.; die Angelsachsen leisteten ihm willig den Eid der Treue, aber Anlaf, die Jugend Edmunds verachtend, begann wieder Krieg u. erzwang sich 943 die Abtretung des nördlichen Theils von E. Glücklicher war Edmund im folgenden Jahre, wo er den jüngeren Anlaf vertrieb u. Cumberland lehnspflichtig machte. 946 wurde Edmund von einem Geächteten, Namens Leof, ermordet. Da seine Söhne noch minderjährig waren, so wurde sein Bruder Edred gewählt. Ihm huldigten außer den Stammlanden auch die Fürsten von Wales, Cumberland, Malcolm u. der König der Schotten. Auch die Großen von Northumbrien erkannten Edred als Herrn an, fielen aber von ihm ab, als der dänische Prinz Erich, Sohn Harald Blauzahns, mit zur Eroberung dieser Provinz nach E. kam. Nach einem zweijährigen Kriege wurde Northumbrien wieder unterworfen u. die beiden, diese Provinz bildenden Theile als eine Grafschaft an Osulf, einen Treuen des Königs, verliehen. Als Edred 955 starb, wurde Edmunds Sohn, Edwin der Schöne, König. Dieser wurde durch Habsucht, die ihn zu Gewaltthätigkeiten, u.a. zur Einziehung der Benedictinerklöster, veranlaßte, seinem Volke so verhaßt, daß sich ein Aufstand in Mercia u. Northumbrien gegen ihn erhob, in Folge dessen er abgesetzt u. 957 sein jüngerer Bruder Edgar zum König gewählt wurde. Nach Edwins Tode (959) wurde Edgar auch in Wessex u. dessen verbündeten Staaten als König anerkannt. Die Regierung überließ er ganz dem Erzbischof Dunstan, der auf dem Brandanforder Concil 959 Edwins Decrete vernichten ließ u. der Kirche ihre verlorenen Güter wieder verschaffte. Der König hing unterdessen jugendlichen Ausschweifungen nach. Er hielt eine große Flotte (man sagt 3600 Schiffe), wodurch er alle Kriege während seiner Regierung von E-s Grenzen abhielt; er machte Züge nach Irland, wo er die dort ansässigen Dänen unterwarf u. Dublin einnahm; auch die Waliser bekriegte er u. verlangte von ihnen jährlich 300 Wolfsköpfe als Zins, wodurch die Wölfe in E. fast gänzlich ausgerottet, dagegen der Vieh-, bes. Schafzucht, großer Vorschub geleistet wurde. Dagegen mißfiel es den Engländern, daß Edgar den Dänen in E. allzu willige Aufnahme gestattete. Nach seinem Tode 975 folgte sein Sohn Eduard II. der Jüngere od. der Märtyrer, wieder unter Dunstans Einflusse; seine Stiefmutter hatte die Krone ihrem Sohne Ethelred verschaffen wollen, als ihr dies nicht gelang, ließ sie Eduard 978 ermorden u. nun wurde Ethelred II. König. So lange Dunstan lebte, wagten die Dänen keine Angriffe auf E.; als dieser aber 988 gestorben war, begannen sie ihre verheerenden Einfälle von Neuem. 994 kamen die Norweger unter Olaf u. Dänen unter Sven, u. der schwache König wußte kein anderes Mittel, als den Abzug der Feinde mit Geld (Danegelt) zu erkaufen, wozu fast ganz E. beisteuerte. Den Dänen wurde im Jahr 1000 eine noch größere Summe gezahlt, u. um sich einen Verbündeten gegen sie für die Zukunft zu erwerben, heirathete Ethelred Emma, die Tochter des normannischen Herzogs Richard in Frankreich. Die Dänen in E. fürchteten, fortan nicht mehr den Einfluß auf das Land üben zu können, daher machten sie ein Complot, den König u. die Ersten des Reiches zu tödten. Aber dies wurde verrathen, u. es ging an alle englischen Provinzen, wo Dänen waren, der Befehl, dieselben an einem Tage (13. November 1002) zu ermorden. Alle Dänen wurden erschlagen; zur Rache machte Sven 1003–1006 verheerende Züge nach E., bis in letzterem Jahre der hülflose König den Frieden mit 36,000 Pfund Silber erkaufte. Aber bald brachen die Dänen den Frieden wieder, u. Ethelred floh nach der Normandie, von woher er nach Svens Tode zurückkehrte. Er starb 1016 in London u. ihm folgte sein Sohn Edmund II. Ironside (Eisenseite). Dieser kriegte tapfer mit dem Dänenkönig Knut II., welcher die Ermordung der Dänen u. den Tod des Vaters Svens, der gegen die Engländer gefallen war, rächen wollte u. schloß bei Ashdown, von Knut geschlagen, einen Vertrag mit demselben, dem gemäß Knut Mercia, Ostangeln u. Northumberland erhielt, während ihm die Lande südlich der Watlingsstraße u. der Titel König von England verblieben. Einen Monat später wurde Edmund ermordet (l016). Die Mörder waren gedungen von Eadric Streona, einem durch die Gunst Ethelreds u. Edmunds mächtig gewordenen Edlen, dessen verrätherische Handlungsweise auch der Verlust der Schlacht bei Ashdown zugeschrieben wird. Edmunds Söhne folgten ihrem Vater nicht in der Regierung, vielmehr bekam Knut der Große von Dänemark, der sich von den Bischöfen vor den Ständen bezeugen ließ, daß Edmund bei der Theilung bestimmt habe, daß nach seinem Tode ihm Knut in seinem Reiche folgen sollte, den Rest seines Reichs u. verband E. mit Dänemark.
VI. England unter dänischen Königen 1016–1042. Knut theilte E. in 4 Theile: Wessex behielt er sich selbst vor; Mercia erhielt der Verräther Eadric (s. oben, st. 1017); Ostanglien der Jarl Thurchill, welcher Knut in der Eroberung E-s unterstützt hatte; Northumbrien erhielt Eric, Jarl von Norwegen. Um sich auf dem Throne zu sichern, ließ Knut mehrere einflußreiche Edle hinrichten u. schickte Eduards kaum zweijährige Söhne, Edmund u. Eduard, an seinen Halbbruder König Olaf den Heiligen von Schweden, damit dieser sie bei Gelegenheit tödten lasse; Olaf aber nahm sie nicht auf, sondern schickte sie weiter, u. endlich blieben sie am Hofe des Königs Stephan[714] des Heiligen von Ungarn. Edmund heirathete dort später Stephans 2. Tochter, starb aber ohne Nachkommen; Eduard wurde mit Agathe, einer Verwandten des deutschen Kaiserhauses, vermählt, er hatte Nachkommen, doch kamen sie nicht auf den englischen Thron, s. unten. Knut regierte Anfangs grausam, später gewann er durch Milde u. Gerechtigkeit gegen Engländer u. Dänen die Liebe des Volks u. befestigte die Zuneigung der Engländer noch durch seine Heirath mit Emma, der Witwe Ethelreds II., wodurch er den Krieg mit dem Herzog der Normandie, ihrem Bruder, im Entstehn erstickte. Nachdem er 1019 glücklich gegen Schweden u. 1028 gegen Norwegen gekämpft hatte, kehrte er 1030 nach E. zurück. In seinem Alter suchte er die Sünden u. Grausamkeiten seiner Jugend durch fromme Werke wieder gut zu machen, baute Klöster u. Kirchen u. wallfahrtete endlich selbst nach Rom. Er unternahm zuletzt noch einen Kriegszug gegen Schottland, zwang dessen König, die an Cumberland grenzenden Provinzen von ihm in Lehn zu nehmen, u. st. 1036 in Shaftesbury. Nach einer Übereinkunft Knuts mit seiner Gemahlin Emma kam deren Sohne Hardiknut der Thron von E. zu; dennoch hatte Knut diesen dessen älterm Stiefbruder Harald I. vermacht u. Hardiknut Dänemark hinterlassen. Hardiknut eilte, sobald er seines Vaters Tod u. den Inhalt von dessen Testamente erfuhr, nach E., wo die Stände ihm Süd-E., Harald Nord-E. einräumten. Hardiknut nahm aber diesen Vergleich nicht an. Mitten in dem Kriege über die Erbfolge st. Harald 1039, u. 1040 kam Hardiknut nach London, wo er als König des ganzen Landes anerkannt wurde; er ließ den Leichnam seines Bruders ausgraben, ihm den Kopf abschneiden u. den Rumpf in die Themse werfen; bald machte er sich auch durch andre Grausamkeiten verhaßt, st. jedoch schon 1042 am Schlage. Mit ihm erlosch die dänische Regentenlinie der Könige von E.
VII. England unter den letzten angelsäschsischen Königen 1042–1066. Durch den mächtigen Godwin unterstützt kamen nach Hardiknuts Tode die beiden Söhne Ethelreds II., Alfred u. Eduard, die sich bisher in der Normandie aufgehalten hatten, mit 50 Schiffen nach E.; Alfred fiel bald darauf durch Meuchelmord, u. sein Bruder Eduard III. der Bekenner od. der Heilige wurde von den Engländern gewählt u. auch von den Dänen anerkannt; weil er jedoch die Normannen allzusehr begünstigte, so empörten sich die Engländer. Da Eduard nicht verheirathet war, so bestimmte er seinen Vetter Wilhelm, Herzog von der Normandie, zu seinem Nachfolger; aber Herzog Harald von Wessex wußte die Engländer zu gewinnen, daß sie ihn bei Eduards Tode (1066) zum Könige wählten. Eduard machte sich um das Land dadurch verdient, daß er die sächsischen Gesetze u. Gewohnheiten in einen Codex (Common Law), sammelte, der noch jetzt die Quelle des englichen Rechts ist. Papst Alexander III. canonisirte ihn. Kaum hatte sich nach Eduards Tode Harald II. auf den Thron gesetzt, so schiffte Wilhelm I. der Eroberer, Herzog der Normandie, mit 60,000 Mann nach E. über, schlug Harald am 14. Oct. 1066 bei Hastings, wo dieser Krone u. Leben verlor, u. ließ sich gleich auf dem Schlachtfelde zum König von E. ausrufen, als welcher er später auch von den Großen des Reichs anerkannt wurde. Mit Harald ging der Stamm der angelsächsischen Könige in E. unter u. mit Wilhelm kam die Anglo-normännische Dynastie auf den Thron.
VIII. England unter normännischen Königen 1066–1154. Wilhelm I. behauptete sich durch Klugheit u. Strenge gewann die Stände durch Ertheilung von Privilegien, baute den Tower u. verband sich den normännischen Adel durch Belehnung mit großen Gütern in E., so wie er überhaupt das Lehnwesen in E. einführte u. das Land in Baronien theilte. Diese Einrichtung mißfiel aber den Sachsen, u. da er auf die Ausrottung der anglo-sächsischen Sprache sowie anderer nationaler Elemente bedacht war, so verbreitete sich im Volke eine allgemeine Mißstimmung, welche bisweilen in offene Empörung ausbrach. 1076 empörte sich auch sein ältester Sohn, Robert der Kurzschenkel, welchem Wilhelm die Normandie bei seiner Abfahrt überlassen hatte, wurde jedoch zum Gehorsam zurückgebracht. 1087 überzog Wilhelm Frankreich mit Krieg u. drang bis Paris vor, aber ein Sturz vom Pferde zwang ihn, sich nach Rouen bringen zu lassen, wo er st. Von seinen 3 Söhnen folgte ihm der 2., Wilhelm II. der Rothe, in E. Kurz nach Antritt seiner Regierung brach ein Aufstand in E. zu seines Bruders Robert Vortheil aus, denn die Barone wollten nicht, daß E. von der Normandie getrennt würde; doch wurde die Ruhe bald wieder hergestellt. Mit dem Erzbischof Lanfranc von Canterbury hatte Wilhelm II. wegen des Investiturrechts heftige Streitigkeiten u. verbannte denselben vom Hofe; auch mit Anselm, dessen Nachfolger, gerieth er in Händel u. zwang denselben 1097 E. zu verlassen. Er bekriegte dann den König Malcolm von Schottland u. ließ denselben u. dessen Sohn Eduard, die in seine Hände fielen, ermorden. Hierauf begab sich Wilhelm nach Frankreich, um Mans zu entsetzen, das von dem Grafen La Fleche belagert wurde, u. nahm diesen gefangen, aber kurz darauf wurde er (1100) bei einer Jagd in der Normandie von einem Edelmann Tyrrel unvorsichtigerweise erschossen. Da Wilhelm II. ohne Kinder st., so nahm sein jüngster Bruder Heinrich I. Beauclerc (der schöne Scholar od. Clericus genannt), gegen das Recht seines ältern Bruders Robert, welcher damals auf der Rückkehr von Palästina war, das Reich an sich. Um die Liebe der Engländer zu gewinnen, setzte er den Bischof von Dourlens, den verhaßten Minister seines Vorgängers, gefangen u. ertheilte die Charta libertatum, die Grundlage der Magna charta, worin er die Eduardschen Gesetze mit den darin enthaltnen Rechten wieder herstellte. Um noch eine Stütze zu haben, heirathete er Mathilde von Schottland, die aus dem angelsächsischen Hause stammte. Robert suchte die Krone durch Waffengewalt wieder zu gewinnen; durch Vermittlung des Erzbischofs Anselm von Canterbury kam indeß ein Vergleich zu Stande, nach welchem Robert die Normandie als Herzog u. einen Jahrgehalt von 300 Mark erhalten sollte. Heinrich brach diesen Vergleich 1105, als mißvergnügte Barone in der Normandie ihm Unterstützung versprachen, bekriegte Robert, schlug u. fing ihn nebst seinem Sohn bei Tenchebral (27. Sept. 1106), brachte ihn nach E., ließ ihn blenden u. 30 Jahre bis zu seinem Tode in Cardiff im Gefängniß halten. Heinrich behauptete nun die Normandie gegen König Lud[715] wig VI. von Frankreich, welcher Roberts Sohn, den Grafen Wilhelm von Flandern, in deren Besitz schützen wollte, durch Vermittlung des Papstes u. verglich sich mit ihm 1119. Mit dem Papste hatte er einen langwierigen Streit wegen der Investitur. Als sein einziger Sohn, Wilhelm, durch einen Schiffbruch 1120 umgekommen war, ließ er seine Tochter Mathilde, die Wittwe Kaiser Heinrichs V., zum 2. Mal mit Gottfried Plantagenet, Grafen von Anjou, vermählen u. zur Kronerbin erklären. Unterdessen erwarb Stephan von Blois, von seinem Oheim Heinrich I. nach E. berufen u. mit Mathilde, Erbtochter des Grafen von Boulogne, vermählt (wodurch er entfernte Aussichten auf die schottische Krone erhielt), durch mancherlei Kunstgriffe die Gunst der Briten u. bemächtigte sich 1135, als Heinrich I. st., der Krone. London öffnete ihm die Thore, er gewann den Bischof von Winchester u. den von Salisbury, u. der Erzbischof von Canterbury krönte ihn. Die Königin Mathilde floh nach Schottland. Stephan, welcher Anfangs viele Gegner hatte, gewann Geistlichkeit, Adel u. Volk durch eine Charte u. ertheilte noch dem Adel das Recht, die Schlösser zu befestigen. Auch mit dem Auslande versöhnte er sich u. nahm die Normandie von Ludwig von Frankreich in Lehn, mit dessen Tochter er seinen Sohn verlobte. Als Usurpator sah sich Stephan genöthigt, die Gunst der Großen durch Nachgiebigkeit zu erhalten. In Folge dessen wuchs der Übermuth der Feudalherren u. die Bande der Gesetzlichkeit wurden gelockert. Schwerer als je lastete die Feudalherrschaft auf den Bauern, die Miethstruppen plünderten, der Graf von Glocester, natürlicher Sohn von Heinrich I., kündigte Stephan den Gehorsam auf, u. König David von Schottland fiel in E. ein, wurde aber besiegt. Zuletzt erklärte sich selbst Stephans Bruder, der Bischof von Winchester, gegen ihn, Mathilde u. der Graf von Glocester landeten 1139 in E. u. schlugen ihre Residenz in dem Schlosse Arundel auf; nach mehrern vergeblichen Versuchen, sich zu versöhnen, wurde Stephan bei Lincoln geschlagen u. gefangen. Mathilde zog nun in London ein, bewirkte aber durch stolzes, abstoßendes Betragen, daß ihre Anhänger von ihr wieder abfielen u. sich der Gemahlin Stephans zuwandten. Die Kaiserin floh, aus London vertrieben, nach Winchester, wo sie der Bischof, der sich mit seinem Bruder ausgesöhnt hatte, belagerte. Heimlich rettete sie sich von da, der Graf von Glocester fiel aber in die Hände der Anhänger Stephans. Stephan, gegen den Grafen ausgewechselt, nahm Oxford, wurde aber bei Wilton von Robert von Glocester 1143 geschlagen. Diese Schlacht brachte indeß keine Entscheidung, u. die Kämpfe des Königs mit den für die Kaiserin thätigen Großen dauerten fort, bis endlich 1146 der mächtigste unter ihnen, Ranulf von Chester, welcher fast den dritten Theil von England erobert hatte, sich dem Könige 1146 unterwarf. Mathilde, durch den langen Kampf ermüdet, ging 1147 nach der Normandie u. überließ ihrem Sohne Heinrich ihre Ansprüche in E. zu vertheidigen. Dieser begab sich 1149 zu seinem Oheim, dem Könige David von Schottland, an dessen Hofe sich auch mehrere der englischen Großen, welche Stephan feindlich gesinnt waren, einfanden, kehrte aber unverrichteter Sache nach der Normandie zurück, wo er die reiche Erbin Eleonore von Guyenne, geschiedne Gemahlin König Ludwigs VI. von Frankreich, heirathete. Inzwischen hatte sich Stephan mit dem Papste Eugen III. durch Verweigerung der von diesem für die Kirche geforderten Zugeständnisse verfeindet. Die Folge davon war, daß sich der Erzbischof von Canterbury förmlich weigerte, Stephans Sohn, Eustach, zum Thronfolger zu weihen, u. aus E. entfloh. 1153 landete Heinrich an der englischen Küste, nahm Malmesbury, schlug die Truppen Stephans, drang in E. vor u. nöthigte den König am 7. Nov. zu einem Vergleich, nach welchem Stephan die Krone bis zu seinem Tode behalten, dann aber, da Eustach inzwischen gestorben war, E. an Heinrich fallen u. Wilhelm, 2. Sohn Stephans, die Normandie erhalten sollte. Nach diesem Vertrage folgte nun nach Stephans Tode 1154 Heinrich als Heinrich II. (genannt Henry Fitz-Emprefs u. Henry Court-Mantel, weil er die Mode der kurzen Mäntel zuerst nach E. brachte); mit ihm bestieg das Haus Anjou (Plantagenet) den englischen Thron.
IX. England unter Königen aus dem Hause Anjou od. Plantagenet. A) 1154 bis 1400. Heinrich II schuf durch Zerstörung der während der 13jährigen Unruhen entstandnen Burgen einen Landfrieden, demüthigte den normännischen Adel in E. durch strenge Reduction der Krondomänen, setzte durch das Scutagium die Lehndienste der Vasallen außerhalb des Reiches auf Geld u. wurde so von ihnen weniger abhängig, da er nun Miethstruppen (60,000 Mann Fußvolk, 20,000 Reiter) dafür nehmen konnte, u. gab den Städten Freiheiten u. Privilegien. Glücklich besiegte er Gottfried, seinen Bruder, welcher Anspruch auf Anjou u. Maine machte, vereinte die Bretagne (s.d. Gesch.) mit seinen Staaten, suchte auch die Grafschaft Toulouse zu erobern, wurde aber hieran von Ludwig VII. von Frankreich gehindert u. lag von nun an mit diesem Fürsten ununterbrochen in Fehde, wozu die von Ludwig VII. geforderte, von Heinrich verweigerte Lehnsbarkeit der englischen Provinzen in Frankreich der Grund war. Der König Malcolm von Schottland erkannte die Lehnshoheit der englischen Könige über sein Land an u. gab mehrere Orte in Northumberland, deren er sich unter Stephan bemächtigt hatte, wieder heraus u. unterstützte Heinrich auch bei dessen Zuge nach Frankreich. Inzwischen wurde auch E. in den großen Streit verwickelt, welcher damals zwischen der kirchlichen u. weltlichen Macht entbrannte. Heinrich trat mit Frankreich auf die Seite des Papstes Alexander III., obwohl ihn der Kaiser zur Anerkennung Victors IV. zu bewegen suchte. Wenige Jahre darauf aber änderte sich seine Stellung zum Papste, nachdem Thomas Becket, sein bisheriger Kanzler, auf seinen eignen Antrieb zum Erzbischof von Canterbury u. Metropolitan von England erwählt worden war. Der ehemals treue Rathgeber des Königs verwandelte sich, der päpstlichen Politik zur Erweiterung der geistlichen Macht folgend, in einen hartnäckigen Gegner; Heinrich wandte deshalb alle Mittel an, sich des verhaßten Erzbischofs zu entledigen, u. dieser entwich heimlich nach Frankreich zum Papst Alexander III. Da Heinrichs Vorstellungen gegen Becket beim Papste nichts fruchteten, so begab er sich 1166 nach der Normandie, um einem im päpstlichen Interesse vom Könige von Frankreich etwa unternommenen Handstreich gegen seine festländischen Besitzungen sofort entgegentreten zu kön[716] nen. Seine Befürchtung war nicht ungegründet. Ludwig VI. nahm einen Vorwand zur Eröffnung des Krieges, von dem Adel von Poitou in seiner Unternehmung unterstützt. Doch erwehrte sich Heinrich einer Feinde u. schloß 6. Jan. 1169 zu Montmirail einen Frieden, u. Ludwig ernannte den ältesten Sohn Heinrichs, Heinrich, der mit seiner Tochter vermählt war, zum Seneschall von Frankreich. Von Neuem entbrannte der Streit mit Thomas Becket, als Heinrich darauf 1170 seinen Sohn in London vom Bischof Roger von York krönen ließ, da der Erzbischof das Vorrecht der Krönung für sich beanspruchte. Nach langen Verhandlungen kam es zwischen dem Könige u. dem Erzbischof endlich zu einer Aussöhnung. Der letztere kehrte nach England zurück, wurde aber am 29. Dec. 1170 in Canterbury ermordet. Der an dem Morde unschuldige Heinrich ließ die Mörder verfolgen, um sich von dem Verdachte der Urheberschaft des Mordes zu reinigen. 1171 zog Heinrich II. mit bewaffneter Macht nach Irland, dessen celtische Bewohner mehrfach die englischen Küsten beunruhigt hatten, u. empfing von den meisten der dort herrschenden Fürsten den Lehnseid. Heinrich stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht, die er durch Verlobung seines jüngsten Sohnes Johann mit Alice, Erbtochter des reichbegüterten Grafen Humbert von Maurienne in Savoyen, noch zu vergrößern trachtete. Da empörte sich sein von ihm mit Wohlthaten überhäufter ältester Sohn, Heinrich, der bereits sein Mitregent war, angestachelt durch seine Mutter Eleonorem von Guyenne, welche ihrem Gatten seiner Liebschaften wegen grollte, u. durch Ludwig VII., seinen Schwiegervater, der ihn veranlaßte, von seinem Vater entweder die Normandie od. England zu derlangen. Der Aufstand, an welchem auch Richard, der 2. Sohn Heinrichs, theilnahm, verbreitete sich rasch über die Normandie u. die Bretagne, aber Heinrich warf ihn eben so rasch nieder u. verzieh seinem Sohne zu Gisors 25. Sept. 1173, wohilk Ludwig VII., um eine Versöhnung herbeizuführen, gekommen war. Doch kam es nicht zum Abschluß eines förmlichen Friedens. Unterdessen war Wilhelm der Löwe, König von Schottland, im Einverständnisse mit Ludwig VII. in Northumberland eingefallen u. der Graf von Leicester mit flämischen Söldnern in Suffolk gelandet, wo dieser jedoch am 16. Oct. von den Königlichen bei Farnham geschlagen u. gefangen wurde. 1174 ging Heinrich nach England zurück, um Wilhelm von Schottland zu bekämpfen; dieser wurde 13. Juli von Ranulf de Glanville bei Alnwick geschlagen u. gefangen genommen, worauf sich Heinrich wieder nach der Normandie begab, da Rouen von Ludwig VII. bedroht wurde. Vor Rouen zurückgeworfen machten die Franzosen Frieden, u. Heinrich verzieh seinen Söhnen am 30. Sept. zwischen Tours u. Amboise. Die folgende friedliche Zeit benutzte Heinrich, um sein Ansehn u. die königliche Macht im Reiche fester zu begründen; denn um vor treulosen Vasallen sicher zu sein, ließ er sich 1177 auf einer Versammlung zu Windsor die Burgen sämmtlicher Barone übergeben. Von Neuem brach ein Streit Heinrichs mit seinen Söhnen aus, als Richard, sein 2. Sohn, sich weigerte, seinem ältesten Bruder den Lehnseid für das ihm zugetheilte Aquitanien zu leisten. Die aquitanische Ritterschaft, welche gegen Richard feindlich gesinnt war, erhob sich zu Gunsten Heinrichs, u. da der Vater seinen dritten Sohn, Gottfried, absandte, um den Streit zu schlichten, schloß sich dieser den aufständischen Baronen an. Als Heinrich der Jüngere während der Fehde 1183 starb, setzten Johann u. Gottfried den Kampf mit Richard fort, 1185 kam es zu einer Ausgleichung, u. 1186 st. Gottfried. Der Tod desselben verwickelte Heinrich II. abermals in einen Krieg mit Frankreich, dessen König Philipp II. die Vormundschaft über Gottfrieds Kinder u. auch die Herrschaft Berri in Anspruch nahm. Die päpstliche Ermahnung zum Frieden u. zur Unterstützung des 1188 gepredigten Kreuzzugs bewirkte nur einen Aufschub des Kampfes. Als dieser ausbrach, rief Richard, welcher den Kampf begonnen hatte, seines Vaters Hülfe an, verständigte sich aber später mit Philipp II., dessen Schwester Alice ihm verlobt war, u. wandte sich mit diesem gegen seinen Vater, der jene Verbindung zu hindern suchte. Im Verlaufe des Krieges, der 1189 für Heinrich eine unglückliche Wendung nahm, ging auch Johann zur französischen Partei über. Tief gebeugt von der Treulosigkeit seiner Söhne mußte Heinrich den schimpflichen Frieden von Azai 28. Juni unterzeichnen u. st. in Chinon wenige Tage darauf, am 6. Juli 1189. E. verdankt ihm die Befestigung der inneren Ordnung des Staates, die Einführung der Geschwornengerichte (Assises) u. der fahrenden Richter, welche im Lande umherzogen u. Recht sprachen, sowie überhaupt eine strengere Handhabung des Rechts gegenüber der Willkür einzelner hochgestellter Beamten u. Barone. Unter seiner langen Regierung bildete sich der normannische Lehnsstaat auf Kosten des angelsächsischen Volksstaats immer mehr aus Den Hof des Königs umgaben die Barone, deren Dienst- od. Lehnsadel ihnen das Recht zur Theilnahme an der Reichsversammlung verlieh. Die hohen Regierungsbeamten bildeten ein besonderes Collegium, aus dem sich später das Ministerium entwickelte, u. hatten Sitz u. Stimme im Schatzkammergericht, welches namentlich für die Eintreibung der Staatseinkünfte auf Grund genau ausgeführter Kataster Sorge trug. Das höchste Gericht war der Court of kings bench, welcher sich auch der fahrenden Richter bediente, um an entfernten Orten einen Spruch zu vollziehen. An der Spitze desselben stand der Großrichter, der höchste weltliche Würdenträger des Reichs u. als solcher Stellvertreter des Königs. Ihm zunächst stand der Kanzler. Ein Mangel der Rechtspflege war ihre Kostspieligkeit, da sie oft mit größerer Rücksicht auf Füllung des königlichen Schatzes, als auf die Sache selbst ausgeübt wurde. E. war zu diesem Zwecke in 4 Bezirke getheilt.
Ihm folgte sein 2. Sohn Richard I. Löwenherz. Sobald dieser 3. Sept. 1189 gekrönt war, unternahm er mit Philipp August einen Kreuzzug (s. Richard u. Kreuzzüge). In Palästina kämpfte er tapfer gegen die Ungläubigen, entzweite sich aber mit König Philipp August von Frankreich u. Herzog Leopold von Österreich. Daher jener nach seiner Rückkehr Richards Besitzungen in Frankreich bedrohte u. Leopold, als Richard nach E. zurückkehren wollte, ihn in Trifels am Rhein gefangen setzte. Unterdessen hatte Richards Bruder, Johann, Graf von Mortagne, den von Richard gesetzten Reichsverweser, Wilhelm von Ely, der sich im Lande mißliebig gemacht hatte, in E. befehdet, sich mit König Philipp August verbunden u. suchte sich der Regierung zu[717] bemächtigen. Vergebens waren die Bemühungen der Königin Eleonore, Johann, welchem Philipp II. seine Schwester Alice, die Braut Richards, zugesagt hatte, von seinem Vorhaben abzuhalten. Dieser floh jedoch sofort nach der Normandie, als Richard 1193 durch Vermittelung des Kaisers Heinrich VI., dem er den Lehnseid leisten mußte, sich mit 100,000 Mark gelöst hatte. Richard wurde mit Jubel in E. aufgenommen, verließ aber sein Stammland bald darauf, um Philipp von Frankreich zu bekriegen, kümmerte sich auch in der Folgezeit wenig um E., obgleich er von dort große Summen zur Führung seiner Kriege bezog. Bei seiner Landung in der Normandie unterwarf sich ihm Johann. Der Krieg mit Philipp II. dauerte jedoch, einige Waffenstillstände abgerechnet, ununterbrochen bis 1197, wo sein Verbündeter, der Graf Balduin von Flandern, den König von Frankreich gefangen nahm u. ihn nur auf das Versprechen hin, Frieden zu schließen, freiließ. Doch erst im folgenden Jahre, in welchem Richard die Franzosen 28. Sept. bei Gisors schlug, machte Philipp August Friede. 1199 wurde er bei der Belagerung von Chaluz, der Burg des Vicomte von Limoges, der ihm feindlich gesinnt war, verwundet u. st. am 6. April.
Richards Bestimmung gemäß erhielt nun sein Bruder Johann ohne Land, mit Hintansetzung Arthurs, eines Sohnes von Gottfried, dem 3. Sohne Heinrichs II., der die Bretagne von seinem Bruder Heinrich erhalten u. seinem damals noch ungebornen Sohne Arthur hinterlassen hatte, den Thron. Aber Arthur, unterstützt von Philipp II. von Frankreich, nahm die französischen Provinzen seines Erbtheils in Besitz u. ließ Johann nur E. u. die Normandie. In E. fand Johann, dem sein Vater erst den Beinamen ohne Land gegeben hatte, keinen Widerstand, ordnete die von seinem Vorgänger vernachlässigten Regierungsgeschäfte in E. u. eilte dann nach Dieppe, zu dem gegen Arthur u. Philipp II. aufgebotenen Heere. Durch Verrath fiel Arthur in seine Hände, entkam aber wieder, u. Johann schloß mit Philipp 1200 im Schlosse Andel einen Vertrag, demzufolge dieser die Nichte Johanns, Blanca von Castilien, zur Frau u. als Mitgift mehrere Herrschaften in der Normandie erhielt, dagegen Johann, der ihm außerdem den Lehnseid als Herzog der Normandie leisten mußte, als König von E. anerkannte. Kurz darauf ließ sich Johann von seiner Gemahlin Hedrise von Glocester, angeblich wegen zu naher Verwandtschaft, scheiden, um Isabella, Erbtochter des Grafen von Angoulème, zu heirathen, obwohl diese dem Grafen von La Marche, Hugo le Brun, verlobt war. Als er 1201, um einen in Poitou unter der Führung des durch ihn gekränkten Grafen von La Marche ausgebrochenen Aufstand zu dämpfen, von den Baronen die Heeresfolge verlangte, wurde ihm diese verweigert, indem die Großen vorher förmliche Anerkennung der ihnen von den Vorgängern Johanns eingeräumten Rechte verlangten. Trotzdem ging er nach Frankreich, wurde Anfangs von Philipp freundlich aufgenommen, aber 1202 von diesem vor den Pairshof nach Paris geladen, um sich wegen der gegen ihn von den Baronen in Poitou erhobenen Anklagen zu rechtfertigen. Philipp, der nur eine Gelegenheit haben wollte, um den Krieg von Neuem zu beginnen, sah voraus, daß Johann diese Aufforderung zurückweisen würde, u. fiel, als dies geschah, mit seinem Heere in der Normandie ein. Dort zurückgedrängt, erfocht Johann mit Brabanter Söldnern bei Mirabeau am 1. Aug. 1202 einen Sieg, in Folge dessen Arthur, welcher in diesem Orte seine Großmutter, die Königin Eleonore, belagerte, u. der Graf Hugo gefangen genommen wurden. Zu Gunsten ihres Herzogs Arthur erhoben sich nun die Bretagner, u. bald stand auch Aquitanien u. Anjou in vollem Aufruhr, welchen Philipp von Frankreich sich zu Nutze machte, während Johann in Rouen ein sorgenloses, heiteres Leben führte. Das Treiben des Königs erregte den Abscheu der Großen der Normandie, u. viele englische Barone verließen den Hof, um nach E. zurückzukehren. Johann, sich in Rouen nicht mehr sicher glaubend, folgte ihnen 1203 bald nach, räumte aber vorher, wie die Sage erzählt, mit eigner Hand seinen Neffen Arthur aus dem Wege. Die Kunde von dem geheimnißvollen Verschwinden des Herzogs der Bretagne leistete den Plänen Philipps II. neuen Vorschub. Von Johann verlassen, ergaben sich ihm die Städte u. festen Plätze der Normandie im Sommer 1204, u. zu Anfang des Jahres 1206 konnte Johann nur noch drei Städte auf dem Festlande sein Eigen nennen. Vergebens versuchte dieser von Rochelle aus eine Wiedereroberung, er sah sich vielmehr genöthigt, 1206 im Oct. in einem zweijährigen Frieden seine Ansprüche auf die festländischen Besitzungen aufzugeben. Nach England zurückgekehrt gerieth Johann mit dem Papste Innocenz III. in offnen Streit, nachdem sich beide schon lange Zeit feindselig gegenüber gestanden hatten. Johann war den hierarchischen Bestrebungen des Papstes mehrfachentgegengetreten. Jetzt verweigerte Innocenz dem unter dem Einfluß des Königs gewählten u. von diesem bestätigtet, Erzbischof von Canterbury die Anerkennung u. lieg von den Mönchen des Klosters jener Stadt, denen er ihr altes Recht der Erzbischofswahl zuerkannte. den Cardinal Langton auf den erzbischöflichen Stuhl erheben. Der König, hierüber höchst erzürnt, verjagte zuerst die Mönche von Canterbury aus E. u. drohte die, wegen mehrerer vom Könige gegen einzelne Bischöfe verübte Gewaltthätigkeiten gegen ihn aufgebrachte Geistlichkeit ebenfalls zu verbannen. Diese Drohung wurde wirklich ausgeführt, doch widersetzten sich die Bischöfe u. Mönche, u. es kam zwischen der weltlichen u. geistlichen Macht zu einem allgemeinen Kampfe, dem der König endlich, über die Folgen seines Schrittes entsetzt, ein Ziel zu setzen suchte. Nun belegte der Papst ganz E. mit dem Interdict, erklärte den König für entsetzt u. entband alle Unterthanen ihres Eides. Dennoch vermochte sich Johann durch Erregung von Furcht u. durch reiche Belohnung derer, welche ihm anhingen, in seiner Stellung als König dem Papste gegenüber zu behaupten, ja es gelang ihm sogar, den König von Schottland, welcher Ansprüche auf die nördlichen Grafschaften erhob, 1212 zu demüthigen u. zur Leistung des Lehnseides zu nöthigen. Nicht minder glücklich war er in Irland, dessen engere Verbindung mit dem Englischen Reiche sich von ihm herschreibt. Er errang sich die völlige Anerkennung als Oberherr des Landes, führte englisches Recht ein u. theilte das Land nach englischem Muster in Grafschaften. Nach England zurückgekehrt, wandte er sich 1212 nach Wales, wo ein nationaler Aufstand des celtischen Stammes ihm gefährlich zu werden drohte; zornentbrannt ließ er die ihm im Jahre[718] vorher von einem walisischen Fürsten gestellten 28 Geißeln hinrichten. Johann, schon wegen eigenmächtigen, grausamen Verfahrens, bes. weil er sich, um bei einem allgemeinen Aufstande sicher zu sein, die Söhne der mächtigsten Barone als Geißeln hatte ausliefern lassen u. mit den von Kirchen, Klöstern u. mißliebigen Großen eingezogenen Gütern seine Creaturen beschenkt hatte, allgemein verhaßt u. verachtet, erbitterte die Gemüther durch diese neue Schandthat noch mehr. Im Norden seines Reichs erhob sich, gestützt auf das päpstliche Interdict, der Adel, doch gelang es dem Könige, den Aufruhr zu unterdrücken. Da that Innocenz III. einen neuen entscheidenden Schlag, indem er Philipp von Frankreich 1213 die Vollstreckung des Jnterdicts auftrug u. das Land ihm zum Geschenk machte. Philipp rüstete mit aller Macht, um E. anzugreifen, u. Johann, des Beistandes seines Volkes nicht sicher, demüthigte sich am 15. Mai 1213 in Dover vor der päpstlichen Macht. Er nahm das Anerbieten des Cardinals Pandolfo an, der ihm Verzeihung des Papstes verhieß, wenn er sein Land von demselben zur Lehn nähme, u. versprach auch einen jährlichen Tribut von 1000 Mark zu zahlen. Der Papst nahm 1214 das Interdict zurück u. verbot auch dem König von Frankreich, Johann anzugreifen. Im besten Einverständnisse mit dem Papste, dem er jetzt zur Bekämpfung der Prätensionen behülflich war, welche die englischen Prälaten, Stephan Langton an der Spitze, zur Wahrung ihrer, ihnen von Heinrich I. verliehenen Rechte erhoben, scheute sich der König indeß nicht, mit dem gebannten Grafen Raimund von Toulouse u. dem Kaiser Otto IV., der ebenfalls mit dem Banne belegt war, ein Bündniß zur Bekriegung Philipps von Frankreich zu schließen. Er fiel darauf in der Bretagne ein, drang gegen Anjou vor, zog sich aber beim Anrücken des Prinzen Ludwig nach Rochelle zurück. Ein anderes englisches Heer stand noch von früher her in Flandern u. vereinigte sich hier mit den deutschen u. niederländischen Truppen Ottos IV., wurde aber in der großen Schlacht bei Bouvines 27. Juli 1214 von Philipp gänzlich geschlagen u. zersprengt. Durch diese Niederlage zur Rückkehr nach England gezwungen, wurde er um Weihnachten 1214 in London von den Reichsbaronen u. Bischöfen bestürmt, die Rechte, welche er ihnen vorenthalten hatte, ausdrücklich zu bestätigen. Noch einmal wich er mit Versprechungen aus u. hielt die Unzufriedenen bis Ostern 1215 hin. Der Erzbischof von Canterbury erschien endlich im Auftrage der Barone vor dem Könige, um ihn zu bewegen, die schriftlich abgefaßten Rechte durch seine Namensunterschrift zu bestätigen; als er sich dessen mit rauhen Worten weigerte, sammelten die Barone ein Heer, welchem London die Thore öffnete. Nun erst bot Johann zu Unterhandlungen die Hand u. fand sich am 15. Juni 1215 zu Rummende, einer Wiese bei Staives, ein, wo die Barone mit ihrem Heere sich versammelt hatten; hier unterzeichnete u. beschwor der König die Magna Charta, welche die Rechte der Barone zusammenfaßte, in ganz England gleiches Maß, Gewicht u. gleiche Münze einführte, eine strengere u. billigere Handhabung der bürgerlichen Gesetze bedingte, dem Könige die Entlassung fremder Söldlinge zur Pflicht machte u. endlich einen Ausschuß von 25 Baronen einsetzte, welche nöthigenfalls mit Waffengewalt für die Aufrechterhaltung der in der Urkunde verliehenen Rechte zu sorgen hätte. Diesen 25 Baronen mußte das ganze Land den Eid der Treue leisten, so daß sie in der That die höchste Regierungsgewalt in sich vereinigten, während von der Souveränetät des Königs nur ein Schatten übrig blieb. Aber Johann dachte seinen Schwur nicht zu halten, vielmehr bewog er den Papst Innocenz III., als seinen obersten Lehnsherrn, unter dem Versprechen, das Kreuz zu nehmen, die ganze Acte für ungültig u. ihn des Eides ledig zu erklären. Dann verstärkte er das Heer der fremden Söldner u. zog von Dover aus gegen Rochester, welches er einnahm u. zerstörte, während die Barone Frankreichs Hülfe in Anspruch nahmen. Als nun auch Alexander II., der junge König von Schottland, mit dem aufständischen Adel gemeinsame Sache machte, wandte sich Johann, durch neue Soldtruppen verstärkt, nach Norden. Seine Truppen durchzogen plündernd, mordend u. sengend das Land. Überall siegreich unterwarf sich Johann, nachdem der Papst über die Aufständischen den Bann ausgesprochen hatte, eine Stadt nach der andern, u. nur London hielt, von seinen Bürgern vertheidigt, Stand. Philipp August von Frankreich hielt inzwischen, trotz des Papstes Abmahnungen, an seinem Plane, E. zu erobern, fest, u. sandte seinen Sohn Ludwig mit einem Heere den Baronen zu Hülfe; dasselbe landete am 21. Mai 1216 zu Stonar auf der Insel Thanet. Ludwig, vom Papste in den Bann gethan, zog in London ein u. ließ sich als König von England huldigen. Während man sich auf einen Hauptschlag vorbereitete, starb Innocenz III., Johanns mächtigster Bundesgenosse, 16. Juli 1216; gleich darauf fiel Alexander II. von Schottland in E. ein u. vereinigte sich mit Ludwig, dem er den Lehnseid leistete. Nach einem letzten glücklichen Zuge gegen Lincoln erkrankte Johann u. starb 19. Oct. 1216 in Newark.
Ihm folgte sein neunjähriger Sohn Heinrich III., unter der Vormundschaft seines Schwagers, des Grafen Wilhelm von Pembroke, welcher den Titel Protector des Reiches annahm. Der erste Schritt desselben war die Bestätigung der Magna Charta bis auf einige Punkte, welche insbesondere gegen Johann gerichtet gewesen waren. Viele der abtrünnigen Barone gingen darauf zum Könige über, die übrigen schlug Pembroke am 19. Mai 1217 bei Lincoln (Jahrmarkt von Lincoln) u. schloß am 11. Septbr., nachdem am 24. Aug. die Franzosen auch bei Dover zur See geschlagen waren, mit Frankreich den Frieden von Lambeth, in dessen Folge die Franzosen E. verließen; bald darauf unterwarf sich auch der König von Schottland u. leistete den Lehnseid. Papst Honorius III. behauptete indeß seine Lehnsherrlichkeit über E., u. Heinrich III., unter kirchlichem Einflusse erzogen, erkannte dieselbe an. Nach dem Tode Philipp Augusts, 14. Juli 1223, erneute Heinrich III. seine Ansprüche auf die Normandie u. Anjou, aber Ludwig VIII. wies dieselben zurück, verweigerte die Erneuerung des Friedens u. fiel 1224 in Poitou ein, während Heinrich noch mit der Unterdrückung einzelner Vasallenaufstände, worunter der des Faukes de Breaute der hartnäckigste war, zu thun hatte. Zur Wiedereroberung der französischen Besitzungen ging 1226 Richard, der Bruder des Königs, mit einem Heere nach Bordeaux ab, ihm folgte 1230 Heinrich mit einem Heere, welches am 3. Mai bei St. Malo in der Bretagne landete, kehrte aber, das Heer unter[719] dem Befehle der Grafen von Chester vor Nantes lassend, 1231 nach E. zurück. Inzwischen wurden die Stände bei immer neuen Geldforderungen des Königs zu Kriegsbedürfnissen schwierig, auch gerieth der König mehrfach mit dem Großrichter Hubert de Burgh, welcher seit Pembroks Tode (1219) bis zu seiner Mündigkeit 1227, sein Vormund gewesen war, in Streit. Endlich entsetzte er den Letzteren 1233 seines Amtes, indem er sich ganz dem Einfluß des Bischofs von Winchester, Peter des Roches, hingab, u. ließ ihn in den Tower werfen; auch zu anderen ungerechten Maßregeln gegen einzelne Barone ließ er sich hinreißen. Die Unzufriedenen mehrten sich von Tage zu Tage, Hubert wurde mit Gewalt befreit u. Graf Pembroke trat an die Spitze der ausgebrochenen Bewegung. Nachdem der Letztere durch Verrath gefallen war, stellte der König auf gütlichem Wege den Frieden wieder her u. setzte Hubert in seine Besitzungen wieder ein. Peter des Roches floh nach Rom. Des schwachen Königs Gunst errang 1237 Wilhelm von Valence, der Oheim der Königin Eleonore, einer Tochter des Grafen Berengar von der Provence; als dieser 1239 starb, drängten sich andere Verwandte der Königin in Heinrichs Gunst, welche eine große Anzahl ihrer Landsleute an den Hof zogen, so daß darüber allgemeiner Unwille ausbrach, zumal der verschwenderische König von den Baronen immer neue Geldbewilligungen forderte. Als Heinrich 1241 wieder den Plan zur Eroberung Poitous u. der Normandie aufnahm, verweigerte der Adel die verlangte Kriegssteuer; trotzdem schiffte der König sich nach der Gascogne ein. Am 22. Juli 1242 wurde er aber bei Taillebourg von Ludwig dem Heiligen geschlagen u. gezwungen, im Frieden zu Bordeaux, 7. April 1243, auf seine Rechte auf die Staaten diesseit der Garonne zu verzichten. Die folgenden Regierungsjahre Heinrichs waren für E. ebenso unersprießlich in ökonomischer wie in politischer Hinsicht; der päpstliche Einfluß u. die Macht, welche die fremden Emporkömmlinge am Hofe erlangt hatten, übte auf das Land einen schweren Druck, u. mehrfach trat die Reichsversammlung der Barone, welche in dieser Zeit den Namen Parlament annahm, dem Könige gegenüber, um der Aussaugung des Landes ein Ende zu machen u. eine Änderung des Regierungssystems in nationalem Sinne herbeizuführen. Neue große Ausgaben verlangte die Dämpfung eines Aufstandes in der Gascogne, wohin sich Heinrich 1254 selbst begab; um dieselben zu decken u. seinen prunkenden Hofhalt zu bestreiten, stürzte sich der König in immer größere Schulden, da vom Parlament keine Bewilligungen zu erlangen waren. In noch heftigeren Widerspruch mit dem Parlamente gerieth der König, als er sich 1256 verleiten ließ, die Krone Sicilien als Geschenk vom Papste für seinen Sohn Edmund unter der Bedingung anzunehmen, daß er zur Eroberung der Insel Hülfstruppen sende u. 135,541 Mark Sterling Subsidien zahle. Außerdem machte er dem Papste ungeheuere Bewilligungen (1/20 aller geistlichen Besitzungen, den Genuß des Einkommens aller vacanten geistlichen Stellen u. 1/3 der Einkünfte von denen, die für ihre Besitzer Sinecuren waren), so daß jährlich über 1/2 Mill. Thlr. nach Rom ging. Dieses Abkommen trieb auch die Geistlichkeit in die immer mehr erstarkende Opposition der Barone. Die üble Stimmung des Landes mehrte sich noch durch die 1258 ausgebrochene Theuerung. Unter solchen Umständen trat 14 Tage nach Ostern die Reichsversammlung in Westminster zusammen; diese, das sogenannte verrückte Parlament, nöthigte den rathlosen König in Oxford, am 11. Juni, die fremden Günstlinge an seinem Hofe zu entlassen u. ein geordnetes Regierungssystem unter dem Beirathe von 24 Baronen einzuführen. Den Provisionen von Oxford, wie die darüber aufgesetzte Urkunde genannt wurde, gemäß, wurden die fremden Lehnsträger aus ihren Burgen u. auch aus dem Lande vertrieben. Führer der siegreichen Partei war Graf Simon von Monfort, Graf von Leicester, Schwager des Königs, u. dieser schloß 20. Mai 1259 einen definitiven Frieden mit Ludwig IX. von Frankreich ab, in welchem Heinrich III. allen Ansprüchen auf die Normandie, auf Anjou, Maine, Touraine u. Poitou entsagte u. die Gascogne, Bordeaux, Bayonne u. einige andere Besitzungen von Frankreich zu Lehen nahm. Indeß sann der König darauf, das ihm von den Baronen aufgelegte Joch abzuschütteln, u. ließ sich 1261 vom Papste, welchem die zugesagte Hülfe wegen des Widerspruches der Reichsregierung nicht gewährt wurde, seines Eides entbinden, versetzte, um zu Gelde zu kommen, die Reichskleinodien u. entsetzte die höchsten Regierungsbeamten ihrer Würden. Während er nun eine Macht um sich zu sammeln suchte, war die Gegenpartei nicht unthätig, u. die Anhänger der Charte fanden sich am 20. Mai 1263 unter der Leitung des Grafen von Leicester, in Oxford ein. Von diesen ermuthigt, zwangen die Bürger von London am 9. Sept. den sich im Tower aufhaltenden König u. seinen ältesten Sohn Eduard, dit Oxforder Statuten von Neuem anzuerkennen. Aber kaum der Gefahr entronnen, machte der König von Dover aus wieder Einwendungen gegen die ihm abgezwungene Erklärung, u. endlich kamen beide Parteien überein, den König von Frankreich über ihren Streit entscheiden zu lassen. Dieser erklärte die Oxforder Statuten für null u. nichtig, die Ausweisung der ausländischen Lehn- u. Würdenträger für ungerecht u. erkannte dem Könige das Recht zu, sich seine Rathgeber nach Gutdünken zu wählen. Die Barone mit dem Ausspruch (um welchen, wie man vermuthete, Heinrich seine Ansprüche auf Sicilien an Karl von Anjou, Bruder Ludwigs IX., abtrat), nicht zufrieden, beharrten bei ihrem Widerstande. Es kam zum offenen Bürgerkriege; zuerst siegten die Königlichen bei Northampton, 5. April 1264, wurden aber am 14. Mai bei Lewes von den Gegnern, welche durch einen Zuzug Londoner Bürger verstärkt waren, gänzlich geschlagen u. zersprengt. Der gefangene König unterzeichnete den ihm vorgelegten Vertrag, die sogenannte Misa von Lewes, worin die Provisionen von Oxford bestätigt wurden, u. stellte den Prinzen Eduard als Geißel. Zur völligen Beilegung des Zwistes berief der Graf von Leicester, in dessen Händen sich die höchste Gewalt befand, im Namen des Königs ein Parlament auf den 20. Jan. 1265 nach London. Außer den Baronen u. geistlichen Würdenträgern entbot er dazu auch Abgeordnete des niederen Adels u. der städtischen Gemeinden u. legte dadurch den Grund zu dem später sich entwickelnden englischen Verfassungswesen. Auf diesem Parlamente beschwor der König nochmals die Magna Charta u. verhieß allen, die gegen ihn die Waffen geführt hatten, völlige Amnestie; dagegen wurde die Freiheit des Prinzen Eduard davon abhängig gemacht, daß dieser gleichfalls die[720] selben Versprechungen leiste u. daß die noch für ihn henden Barone die Waffen niederlegten. Diese aber waren keineswegs dazu geneigt, zumal da Graf Leicester sich mit Gilbert von Clare, Grafen von Glocester, veruneinigte, wodurch der Letztere mit seinem weitreichenden Einfluß ihrer Partei zugeführt wurde. Bald darauf landeten mehrere der vertriebenen Ausländer bei Pembroke, u. Prinz Eduard entkam seinen Wächtern. Dieser sammelte rasch seine Anhänger um sich u. schlug am 4. Aug. bei Evesham die Truppen der Barone, bei welcher Gelegenheit der Führer derselben, Graf Leicester, seinen Tod fand. Die Folge dieses Sieges war eine stürmische Reaction, nachdem sich auch London ergeben hatte. Die Sieger bereicherten sich mit den Gütern der Besiegten; indeß hielten noch viele Ritterburgen u. Städte, so die fünf Häfen, gegen die Königlichen Stand, u. um den Frieden herbeizuführen, berief der König endlich am 27. Oct. ein Parlament, auf welchem er die Magna Charta von Neuem anerkannte. Heinrich III. starb 1272.
Eduard I. (der erste dieses Namens, aus der Familie Plantagenet), von einem Kreuzzuge zurückkehrend, folgte seinem Vater u. landete 2. Aug. 1274 in England; kraftvoll ergriff er die Zügel der Regierung u. ordnete die durch den Bürgerkrieg zerrütteten Rechtsverhältnisse. Der Adel u. die Geistlichkeit mußten im ganzen Lande die Rechtmäßigkeit ihres Grundbesitzes nachweisen, u. der fernere Anfall desselben an die Todte Hand wurde nicht mehr geduldet. Dem Fürsten Llewellyn von Wales, welcher ihm die Huldigung versagte, weil der König ihm seine Braut, die Tochter des Grafen von Leicester, Simon von Montfort, vorenthielt, zwang er 1277 zur Anerkennung der englischen Oberhoheit u. gab ihm die Braut zurück. Als 1282 in Wales eine neue Empörung ausbrach, bekriegte er die Waliser Fürsten u. vereinigte, als Llewellyn 1283 in einer Schlacht gefallen war, Wales mit der Krone von E. In der inneren Verwaltung des Reiches wirkte er segensreich durch Verbesserung der Münzverhältnisse; dem Unfug der Falschmünzerei, welcher den Juden schuldgegeben wurde, glaubte er durch Vertreibung derselben am besten zu steuern; über 16,000 Juden mußen das Land verlassen, u. der, wie sein Vater, stets geldbedürftige König zog die liegenden Güter derselben für die Krone ein. Die folgenden Jahre benutzte Eduard, um seine außerenglischen Länder zu besuchen, welche durch Erbschaft um Ponthieu u. Montreuil vermehrt worden waren, sowie auch zur Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen zu den Niederlanden. Nach dem Aussterben der schottischen Königsfamilie 1291 entschied er zwischen den beiden Kronprätendenten, Robert Bruce u. Johann Baliol, zu Gunsten des Letzteren. Privathändel zwischen französischen u. englischen Schiffern, wobei die Letzeren in einer förmlichen Seeschlacht 1293 die Oberhand behaupteten, führten zu einem Bruche mit Philipp IV. von Frankreich, welcher schon lange nach dem Besitz der Gascogne trachtete. Als die Franzosen dort einrückten, verband sich Eduard mit dem Deutschen Kaiser Adolf von Nassau u. nahm, nachdem er einen Aufstand in Wales gedämpft hatte, 1295 den Krieg in der Gascogne auf. Inzwischen verband sich der nach Unabhängigkeit trachtende König von Schottland, Johann Baliol, mit Frankreich u. nöthigte Eduard, sich 1296 gegen Schottland zu wenden. Nachdem er Berwick erobert u. die Schotten bei Dunbar am 27. April geschlagen hatte, setzte er den König Johann ab u. ließ sich selbst von den schottischen Baronen huldigen. Da der Clerus die Subsidien verweigerte u. der Adel sich der Heeresfolge ins Ausland widersetzte, vermochte Eduard nicht, die in der Gascogne schwer bedrängten Engländer zu unterstützen; dennoch ging er, nachdem er vom Clerus gewaltsam die Steuer erhoben hatte, mit einem Heere nach Flandern. Unterdeß erhoben sich die Schotten unter William Wallace, schlugen die Engländer am 11. Sept. 1297 bei Hisling u. rückten in E. ein. Unter solchen mißlichen Umständen mußte Eduard dem Parlament am 10. Oct. das Recht der Steuerbewilligung für Geistliche u. Laien zugestehen u. am 9. Oct. mit Philipp IV. in Flandern den Waffenstillstand von St. Baasvyfe schließen; dann wandte er sich gegen die Schotten u. schlug sie 1298 bei Falkirk. Den Krieg mit Frankreich endete 1299 der Frieden zu Chartres, demgemäß Eduard die Schwester Philipps, Margarethe, u. sein Sohn dessen Tochter, Isabella, heirathen sollte. Erst 1305 gelang die völlige Unterwerfung der aufständischen schottischen Bergvölker mit der Gefangennahme u. Hinrichtung ihres Führers Wilhelm Wallace. Statt seiner erhob indeß schon 1306 Robert Bruce wieder die Fahne des Aufstandes u. erhielt sich auf dem schottischen Throne, obwohl am 26. Juni bei Methven geschlagen u. zur Flucht genöthigt, indem er 1307 zurückkehrte u. den Krieg mit E. von Neuem aufnahm. In diesem Jahre starb auch Eduard I. mitten unter den Kriegsrüstungen gegen Schottland am 7. Juli in Carlisle.
Eduard II., der erste, der als Kronprinz den Titel Fürst von Wales führte, genannt nach seinem Geburtsort von Caernarvon, bestieg den Thron seines Vaters, dem er an Charakter völlig unähnlich war; schwankend u. launenhaft, dem Wohlleben geneigt, brachte er gleich in den ersten Tagen seiner Regierung die Stimmung der Großen durch Berufung eines, unter Eduard I. verbannten baskischen Ritters, Gaveston, an den Hof gegen sich auf. Unbekümmert um die Dinge in Schottland, lebte er dem Vergnügen u. überhäufte Gaveston mit Gunstbezeugungen, während dieser seinen Hochmuth an den englischen Baronen ausließ. Der mißvergnügte Adel verband sich 1310 in Folge dessen zu gemeinsamem Handeln u. zwang den König, dessen Verschwendungssucht die Finanzen zerrüttete, Gaveston zu verbannen u. einer Commission von 21 Mitgliedern des Parlaments die Regierung zu überlassen. Nach einem vergeblichen Zuge gegen Schottland rief der König Gaveston 1312 zurück, in der Absicht, mit Gewalt das die königliche Souveränetät fast ganz vernichtende Joch der Barone abzuschütteln. An die Spitze des Adels trat des Königs Schwager, Thomas Graf von Lancaster, u. diesem gelang es, Gaveston in Scarborough einzuschließen u. gefangen zu nehmen, worauf ein Grafengericht denselben zum Tode verurtheilte u. hinrichten ließ. Der machtlose König mußte die That ungestraft hingehen lassen. Inzwischen machten die Schotten weitere Fortschritte, u. Eduard rüstete 1314, nachdem der Adel die nöthigen Steuern bewilligt hatte, ein großes Heer, mit welchem er dem König Robert von Schottland entgegenrückte; dieser aber schlug die Engländer am 24. Juni 1314 bei Bannockburn vollständig u. setzte sich, da Eduard sich weigerte, ihn als[721] König von Schottland anzuerkennen, mit den Walisern u. Irländern in Verbindung, welche ebenfalls Luft zeigten, das englische Joch abzuschütteln, u. landete 1316 mit einem Heere in Irland. Dort waren die Engländer, geführt von Roger Mortimer von Wigmore, glücklicher, schlugen Eduard Bruce, den Bruder Roberts, nahmen ihn 14. Oct. 1318 gefangen u. ließen ihn hinrichten. Während dieses Krieges haderte der König fortwährend mit den Ständen; außerdem hinderte die Feindschaft desselben mit dem mächtigen Grafen Thomas von Lancaster jede kräftige Handhabung der Regierung u. Fortführung des schottischen Krieges, so daß Eduard 1319 mit Robert Bruce, nachdem dieser 1318 Berwick erobert hatte, einen zweijährigen Waffenstillstand schließen mußte. Von Neuem trat der Adel 1320 gegen den König unter Waffen, als dieser sich ganz in die Hände seines verhaßten Günstlings Hugo Spenser begab. Doch gelang es Eduard, Lancaster u. andere Verschworene 1323 gefangen zu nehmen u. den Aufstand mit deren Hinrichtung zu dämpfen. Nach einem abermaligen unglücklichen Zuge gegen Schottland mußte er 1323 einen dreizehnjährigen Waffenstillstand mit dem Könige Robert eingehen. Die Unsicherheit der Regierung Eduards, der sich unter der Leitung Spensers durch maßlose Verfolgung der Anhänger Lancasters neue Feinde bereitete, benutzte Karl IV. von Frankreich, Bruder der Königin Isabella, zu einem Einfall in die Gascogne. Um den Frieden zu vermitteln, ließ Eduard 1325 die Königin nach Paris ziehen; diese aber blieb auch, nachdem der Friede unter ungünstigen Bedingungen zu Stande gekommen war, in Frankreich u. trat in nahe Beziehung zu Roger Mortimer, der, mit Lancaster gefangen, aus dem Tower entflohen war; zur Rückkehr aufgefordert, verlangte sie zuvor die Entfernung Spensers aus der Umgebung des Königs; da dies nicht geschah, trat Isabella mit den Häuptern des englischen Adels in Verbindung gegen den König u. seinen Günstling u. landete 24. Sept. 1326 in Oxwell mit einem geworbenen Heere, welches sich rasch durch Zuzüge des Adels verstärkte. Bald fiel das ganze Land der Königin zu, der Pöbel ermordete die Creaturen Spensers, der König wurde am 16. Nov. in der Burg Lletvessan gefangen genommen, Spenser als Landesverräther hingerichtet u. Eduard III., unter Vormundschaft seiner Mutter, am 7. Jan. 1327 vom Parlament zum König erhoben. In demselben Jahre starb Eduard II., wenn nicht auf Befehl, so doch auf geheimen Wunsch seiner ehebrecherischen Gemahlin durch Mörderhand in seinem Gefängniß zu Berkeley.
Isabella trat mit ihrem Günstling Mortimer für ihren Sohn Eduard III. an die Spitze der Regierung, deren Gewaltmaßregeln in Verschwendung der Staatseinkünfte zu Parteizwecken bald den Unwillen des Landes erregte. Den wieder aus gebrochenen Krieg endigte Eduard III. durch einen schimpflichen Frieden, am 1. März 1328, indem er allen Ansprüchen auf Schottland entsagte u. Robert als unabhängigen König anerkannte. Mortimers Gewaltherrschaft, welcher Edmund von Kent, Bruder Eduards II., der Verschwörung angeklagt, 1330 zum Opfer fiel, rief indessen eine immer stärker werdende Bewegung im Lande wach. Endlich war auch der junge König der Bevormundung müde, zumal da er die Schandthaten Mortimers nicht gutheißen wollte; er trat insgeheim in Verbindung mit einigen Baronen u. überfiel mit diesen seine Mutter u. Mortimer auf dem Schlosse zu Nottingham; der Letztere wurde gefangen, des Hochverraths angeklagt u. von den Peers, welche bei dieser Gelegenheit zum ersten Male als eine besondere Corporation im Parlamente erschienen, zum Tode verurtheilt u. 1330 hingerichtet, Isabella aber mußte ihre noch übrige Lebenszeit auf dem Gute Rising verbringen. Zur Wiedererlangung Schottlandskam Eduard 1332 der Aufstand zu Hülfe, welchen der Kronprätendent, Eduard Baliol, gegen David Bruce, den Sohn Roberts, erregte; er unterstützte denselben, schlug mit ihm vereint die Schotten am 18. Juli 1333 am Tweed bei Halidon Hill u. empfing von ihm 1334 den Lehnseid. David Bruce wandte sich nun um Hülfe an Philipp VI. von Frankreich, welcher ihn schon vorher mit Subsidien unterstützt hatte u. sich auch ferner seiner Sache annahm. Eduard, darin einen Friedensbruch erkennend, erhob nun als directer Descendent der Capets (während Philipp VI. von Valois nach dem in Frankreich geltenden Salischen Gesetze als nächster männlicher Verwandter auf Karl IV. gefolgt war) Anspruch auf die französische Krone, verband sich, während Philipp 1337 in die Gascogne einfiel, mit dem Kaiser Ludwig, mit mehreren niederrheinischen, holländischen u. flandrischen Großen u. mit den zu England in enge Handelsbeziehungen getretenen flandrischen u. niederländischen Städten, von denen zahlreiche Fabrikanten, Weber, Färber u. Kaufleute auf des Königs Betrieb nach E. übergesiedelt waren, u. rückte 1339 von Flandern aus in Frankreich ein, mußte aber ohne Erfolg wieder zurückgehen. Unterstützt vom Parlament, betrieb er 1340, den Titel König von Frankreich annehmend, großartige Rüstungen u. erfocht bei Sluys am 24. Juni einen Seesieg über die Franzosen, konnte aber zu Lande nichts Wesentliches ausrichten. Ein Streit mit den Ständen, wegen Eingriffe in deren Rechte, rief Eduard 1341 nach E.; seine Geldverlegenheit zwang ihn zum Nachgeben, worauf das Parlament neue Summen zur Fortführung des Krieges bewilligte. Den Einfall David Bruce's in Schottland, 1342, vermochte Eduard nicht mit der nöthigen Macht zu begegnen, so daß dieser sich dort von Neuem festsetzte. Glücklicher waren die englischen Truppen 1345 in der Gascogne, welches Land sie ganz zurückeroberten. Eduard selbst landete 1346 mit einem großen Heere in der Normandie, schlug die Franzosen am 26. Aug. bei Crecy u. belagerte Calais, während Graf Derby Poitou eroberte u. David Bruce bei Nevilcroß geschlagen u. gefangen wurde. Nachdem sich am 4. Aug. 1347 das ausgehungerte Calais den Engländern ergeben hatte, kam es zu einem mehrjährigen Waffenstillstande. Auch gegen die Spanier, deren Schiffe mit englischen Händel angefangen hatten, war Eduard glücklich; er schlug die spanische Flotte 1350 bei Sandwich, worauf die Spanier auf 20 Jahre Waffenstillstand schlossen. Da Johann, König von Frankreich, 1354 die Schotten zur Empörung gegen England unterstützte, brach der Krieg 1355 wieder aus; der König drang von Calais aus gegen Frankreich vor, während der Prinz Eduard (der Schwarze Prinz) siegreich Languedoc durchzog u. an den Anhängern des Königs von Navarra, der sich in französischer Gefangenschaft befand, eine kräftige Unterstützung gewann;[722] dann rückte der Prinz 1356 durch Berri über die Loire, schlug den König Johann am 4. Sept. bei Poitiers u. nahm denselben gefangen. Der Dauphin Karl schloß am 8. Mai 1360 den sogenannten Großen Frieden von Bretigny, in welchem E. den größten Theil seiner früheren Besitzungen, mit Ausnahme der Bretagne u. Normandie, u. zwar als freies Eigenthum zurückerhielt, Frankreich die Städte Calais u. Guines abtrat u. 3 Millionen Goldstücke für die Lösung Johanns aus der Gefangenschaft zahlte. Einen abermaligen Bruch mit Frankreich führte der Kampf Don Pedros von Castilien mit dem Usurpator Heinrich von Trastamare 1364 herbei, indem Frankreich den Letzteren unterstützte, während der Schwarze Prinz Don Pedro in sein Land zurückführte u. nach der Schlacht bei Navarrete, 1367, ganz Castilien dem vertriebenen Fürsten unterwarf. Bedrückungen mit Steuern brachten den Adel, Poitou u. Aquitanien gegen den Prinzen auf; Karl V. von Frankreich leistete dem Aufruhr Vorschub u. erklärte 1369 an E. den Krieg. Erkrankt mußte der Prinz von Wales den Franzosen das Feld räumen, u. fast alle im Frieden von Bretigny errungenen Vortheile gingen E. verloren, da der Prinz bald darauf in E. starb u. der alte König, der sich nach Ruhe sehnte, 1375 den mehrfach verlängerten Waffenstillstand in Brügge schloß. Eduard III. starb 1377. Unter seiner Regierung griff im Innern des Landes die Bewegung gegen die päpstlichen Provisionen u. die Besteuerungen des Landes zu Gunsten des römischen Stuhles immer mehr um sich, zumal die Politik der letzten Päpste stets gegen E-s Machterweiterung gerichtet war. Diese Bewegung steigerte Johann Wicliffe durch seine Predigten gegen die Simonie u.a. im geistlichen Stande eingerissenen Mißbräuche u. fand dabei kräftige Unterstützung von Seiten des seine Brüder überlebenden Prinzen Johann von Gent, Herzog von Lancaster, welcher in den letzten Regierungsjahren Eduards III. an der Spitze der öffentlichen Angelegenheiten stand u. den Reformator vor dem geistlichen Gerichte schützte. Bedeutungsvoll war Eduards III. Regierung für die Entwickelung des materiellen Wohlstandes E-s; die eigene Betriebsamkeit der Städte, zusammenwirkend mit den Verbindungen, welche der König mit den Hansestädten, flandrischen u. lombardischen Kaufleuten anknüpfte, die Ausbeute der Bodenschätze an Zinn u. Kohlen, die Verbesserung der Münze, die Förderung der Schifffahrt legte den Grund zu der mächtigen Entfaltung des Handels u. der Seemacht E-s in späteren Jahrhunderten. In gleicher Weise entwickelte sich ein reges Verfassungsleben, indem die Krone aufrichtiger als früher, den Ständen die Hand bot u. nicht mehr durch Willkür die Schranken ihrer Macht niederzuwerfen od. zu umgehen strebte; das Princip der Selbstverwaltung faßte immer festere Wurzel in den städtischen Gemeinden, doch bedurften deren selbstgewählte Sheriffs u. andere Beamte der königlichen Bestätigung. Unter Eduard III. fand die völlige Scheidung des Parlaments in ein Ober- u. Unterhaus Haus der (Gemeinen) statt u. begründete den überwiegenden Einfluß, welchen das letzterespäter auf die Regierung ausübte. Die Elemente des Hauses der Gemeinen existirten zum Theil schon unter Eduard I. Der niedere Adel u. der niedere Clerus, dann die freien Grundeigenthümer der Grafschaften, endlich die Bewohner der größeren Städte erhielten im Laufe der Zeit besondere Vertretungen durch selbstgewählte Abgeordnete, die zu gewissen Zwecken jede besonders od. auch gemeinsam od. endlich zugleich mit dem Hause der Lords, der Inhaber großer Kronlehen (Grafen u. große Barone), vom Könige berufen wurden; 1347 konnte das Oberhaus, welches eben falls erst unter Eduard III. zu einem Gesammtkörper aus den weltlichen u. geistlichen Lehnsträgern zusammenschmolz, noch einseitig trotz des Widerspruchs der Gemeinen, die von der Regierung geforderte Steuer bewilligen. Bemerkenswerth ist unter Eduards III. Regierung noch der Sieg der angelsächsischen Sprache über die französische, welche vorher nicht nur in öffentlichen Verhandlungen u. Bekanntmachungen, sondern auch in der Conversation der gebildeten Stände üblich gewesen war, sowie die Vermischung der von Briten, Normannen, Dänen, Franzosen u. Sachsen stammenden Culturelemente zu einer homogenen Substanz von vorwiegend angelsächsischem Charakter.
Nach Eduards III. Tode erhielt der Sohn des Schwarzen Prinzen, Richard II., damals 9 Jahr alt, den Thron E-s; eine Regentschaft führte die Regierung während seiner Minderjährigkeit. Die Leitung des Staates suchte der Herzog von Lancaster in Händen zu behalten; doch wurde bald eine ungünstige Stimmung des Landes gegen ihn bemerkbar, als er nach einem verfehlten Unternehmen gegen Frankreich 1380 nicht einmal die räuberischen Einfälle von schottischen Abenteurern zur See u. zu Land abzuwehren vermochte. Die Geldverlegenheit der Regierung zwang dieselbe, dem Hause der Gemeinen immer größeren Einfluß einzuräumen u. demselben über den Staatshaushalt Rechnung zu legen. Um die Schulden des Staates (160,000 Pfd. St.) zu decken, beschloß das Parlament 1380 die Umlage einer Kopfsteuer, zu welcher auch die Unfreien, mit Ausnahme der Bettler, herangezogen werden sollten. Dieser Beschluß brachte unter dem Stande der Leibeigenen 1381 die Gährung zum Ausbruch, welche längst durch Bedrückungen aller Art hervorgerufen war. Ein Heer Unzufriedener, das bis auf 100,000 Mann anwuchs, zog sich unter Wat Tyler in Essex u. Kent zusammen. Plündernd u. mordend zogen diese zügellosen Volksmassen über Canterbury nach London, angestachelt durch die communistischen Reden des John Ball. Kein Edelmann war seines Lebens u. Gutes mehr sicher, da die Bewegung sich reißend schnell über England verbreitete. In London, welches die Besatzung des Towers nicht zu schützen vermochte, erschlugen sie die Minister, verbrannten die Paläste u. Häuser der Großen, tödteten die Richter u. niederländischen Kaufleute u. verbrannten die Schriften u. Gerichtsacten, die ihnen in die Hände fielen. Vergebens versuchte der König, indem er unerschrocken mit einzelnen Führern der Banden verhandelte, den Aufruhr zu dämpfen. Wat Tyler verharrte mit 20,000 Mann bei seinem Aufruhr. An der Spitze seines Heeres stieß dieser auf den nach London zurückkehrenden König, ritt dreist an Richard heran, trug demselben in frecher Sprache seine Anforderungen vor, wurde aber, da er sich unziemlich benahm, von des Königs Begleitern vom Pferde gerissen u. niedergemacht. Schon richteten sich viele Pfeile nach dem König, als dieser mitten unterdie Aufrührer sprengte u. sich zu ihrem Hauptmann anbot. Des Königs Muth u. der Tod [723] Tylers reichten hin, den Haufen aus einander zu sprengen, während ein anderer zu Islington, wohin eine bewaffnete Schaar Londoner Bürger ausgerückt war, die Waffen wegwarf u. um Gnade bat. Bald war auch der Aufstand in den übrigen Landestheilen von dem Adel selbst niedergeworfen u. endigte mit der Hinrichtung von fast 1500 Rädelsführern. Die darauf von Richard II. beabsichtigte Abschaffung der Leibeigenschaft scheiterte am Widerspruche des Parlaments. Unglückliche Kriegsunternehmungen (1382) in Portugal gegen Castilien, dessen Krone Johann von Gent an sich bringen wollte, dann in Flandern gegen die Franzosen, machten das Parlament schwieriger als je in Bewilligung neuer Steuern, u. schon war der Credit der Krone soweit gesunken, daß kein Capitalist derselben ohne Garantie des Parlaments größere Summen vorstrecken wollte. In demselben Jahre begannen die Verfolgungen der Anhänger Wicliffs (Lollarden), wurden jedoch bald eingestellt, da das Unterhaus dieselben nicht zuließ. Inzwischen trachtete Richard II., sich der Bevormundung durch seinen Oheim Johann von Gent zu entziehen u. selbständig zu herrschen. 1385 zog er gegen die noch immer im Aufstande befindlichen Schotten, denen Frankreich Hülfe gewährte; jedoch mit schlechtem Erfolge. Zurückgekehrt, erhob er seine Oheime Edmund u. Thomas zu Herzögen von York u. von Glocester. Den Herzog von Lancaster, dem er mißtraute, ließ er gern eine neue Unternehmung gegen Don Juan II. von Castilien ausführen, welche 1389 mit der Vermählung der Tochter des Herzogs mit dem Sohne Juans, friedlich beendet wurde. Unterdessen überwarf sich Richard II. mit dem Parlament, welches, erbittert über die zu einer resultatlosen Kriegführung in Schottland u. Frankreich verausgabten Summen, von denen ein großer Theil in die Taschen der Günstlinge des Königs geflossen war, die Bewilligung neuer Auflagen verweigerte. Vorzugsweise wandte sich der Mißmuth des Parlaments gegen den einflußreichsten Günstling des Königs, den von diesem zum Herzog von Irland erhobenen Grafen von Oxford, u. gegen den Kanzler Mich. de la Pole. Richard reiste zornerfüllt von London ab, kehrte aber, den Vorstellungen des Herzogs von Glocester nachgebend, baldzurück, entließ die mißliebigen Minister u. nahm den ihm aufgezwungenen Reichsrath an, dessen Seele der Herzog Thomas von Glocester war. Kaum war jedoch das Parlament entlassen, als die Günstlinge Richards mit diesem zur Beseitigung des Reichsraths u. der Rechte des Parlaments conspirirten u. am 10. Nov. 1387 in London einzogen. Als aber der Herzog Thomas mit einem Heere sich der Stadt nahete, entflohen die Anhänger des Königs, u. dieser gab scheinbar seinen Gegnern nach, um den Herzog von Irland zur Vernichtung derselben mit Streitkräften herbei zu rufen. Diesen aber schlug Glocester an der Brücke von Radcot am 20. Decbr. u. nahm die meisten der Conspirirten gefangen. Um König zu bleiben, mußte Richard nachgeben u. in die Vollstreckung der Todesurtheile willigen, welche das Parlament über seine Günstlinge verhängte. Von nun an befand sich der König ganz in der Gewalt seines Oheims, des Herzogs von Glocester, bis er, 1389 für volljährig erklärt, das Land durch die Wahl allgemein geachteter Rathgeber versöhnte. Während der nun folgenden Jahre der Ruhe beseitigte das Parlament das vom Papste beanspruchte Recht der Besetzung erledigter Pfründen. 1394 unterwarf Richard die irischen Fürsten, welche sich von der englischen Oberhoheit zu befreien trachteten, u. empfing in Dublin ihre Huldigung. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin heirathete Richard II. Isabellen, Tochter Karls VI. von Frankreich, u. schloß 1396 mit diesem Könige einen 25jährigen Waffenstillstand. Jetzt glaubte sich Richard stark genug, um den fortwährend genährten Rachegedanken gegen seine ehemaligen Widersacher, namentlich den Herzog von Glocester, zur Ausführung bringen zu können. Nachdem er seine beiden anderen Oheime auf seine Seite gebracht u. das Ministerium mit seinen Günstlingen besetzt hatte, ließ er den Herzog von Glocester nach Calais bringen, wo derselbe im Gefängnisse, wahrscheinlich durch Meuchelmord, starb. Dessen beide Vertraute, die Grafen von Arundel u. von Warwick u. mehrere Parteigenossen derselben, ließ der König verhaften, u. ein ihm willfähriges, von seiner starken Leibwache in Furcht gehaltenes Parlament verurtheilte dieselben als Hochverräther zum Tode. Dem absolutistischen Streben Richards leistete die Unterwürfigkeit des Hauses der Gemeinen 1398 neuen Vorschub, u. als er den Sohn Lancasters, Heinrich Graf von Hereford, in zehnjährige Verbannung geschickt hatte, sah er sich in der Ausführung von Willkürmaßregeln auf keiner Seite mehr gehemmt. Durch Zwangsanleihen verschaffte er sich die Mittel zu einem üppigen Hofhalt u. die Corruption des Richterstandes, welcher sich ganz der Willkür des Königs hingab, nahm immer mehr überhand. Als 1399 der Herzog von Lancaster starb, zog Richard dessen Güter ein. Während Richard, unbekümmert um die Anzeichen einer drohenden Revolution, mit Hülfe erpreßter Steuern einen Kriegszug gegen einige aufrührerische Fürsten Irlands unternahm, landete der Herzog von Hereford, welchen die Einziehung seiner Güter u. der Versuch Richards, seine Vermählung mit der Nichte des Königs von Frankreich zu hintertreiben, zu einer Conspiration mit anderen Gegnern Richards II. getrieben hatte, mit 60 Anhängern in Yorkshire u. vereinigte sich mit den Grafen von Northumberland u. Westmoreland u. selbst dem Herzog von York, dem von Richard eingesetzten Regenten des Königreichs. Hereford, von dem größten Theile des englischen Volks als Befreier begrüßt, fand nirgends nennenswerthen Widerstand, u. als die Nachricht von seinen Erfolgen nach Irland gelangte, löste sich dort das Heer Richards auf, Verrath lieferte den König in die Hände seines Vetters, der ihn in Flint-Castle gefangen nahm u. nach London führte. Am 29. Septbr. zwang Heinrich von Lancaster den König zur Abdankung. Die förmliche Absetzung fügte das Parlament hinzu u. bestätigte den Herzog von Hereford als König von E., obwohl Edmund Mortimer, der Sohn Lionels, Oheims des Herzogs von Hereford, nähere Ansprüche auf die Thronfolge hatte. Richard II., von den Peers zu lebenslänglicher Haft verurtheilt, st. 1400 in seinem Gefängnisse zu Pontefract, nach einer unverbürgten Nachricht durch Verhungern.
B) Unter Königen aus dem Hause Lancaster. Das Haus Lancaster bestiegt mit Heinrich IV. den englischen Thron. Seine von den Anhängern Richards bedrohte u. wegen der Illegitimität der Thronfolge unsichere Stellung suchte Heinrich durch strenges Beobachten der parlamentarischen [724] Rechte zu sichern. Eine gegen ihn von den Günstlingen seines Vorgängers angezettelte Verschwörung wurde früh genug verrathen, u. die Verschwörer wurden dem Gerichte überliefert, welches das Todesurtheil über sie aussprach. Als der König von Schottland den Lehenseid verweigerte, zog Heinrich 1400 gegen ihn zu Felde, mußte sich aber, ohne seinen Zweck erreicht zu haben, noch in demselben Jahre nach Wales wenden, wo Owen Glendower das Volk zur Empörung gegen die englische Herrschaft aufgeboten hatte. Auch hier vermochte er ebenso wenig auszurichten, als in Schottland, während er im eigenen Lande eine weitverzweigte Verschwörung zu bekämpfen hatte, deren Mitglieder den Glauben, Richard II. lebe noch, im Lande verbreiteten. Den Kampf gegen Wales übertrug Heinrich seinem Sohne, dem Prinzen Heinrich, während der Graf von Northumberland, dessen Sohn Percy u. der Graf von March E. gegen die Einfälle der Schotten schützten. Der Letztere schlug die Schotten am 22. Juni 1402 bei Nesbit Moor, u. Percy gewann einen großen Sieg über Douglas, der mit 12,000 Schotten gegen den oberen Tyne einbrach, bei Hamildonhillam 14. Septbr. desselben Jahres. Bald darauf traten der Graf von Northumberland u. Percy (genannt Heißsporn) auf die Seite der Gegner Heinrichs, verbanden sich mit dem Grafen von March, Oheim des rechtmäßigen Thronerben, welcher, von den Schotten gefangen, plötzlich in Freiheit gesetzt wurde u. eine Tochter Glendowers heirathete. Percy, mit Douglas vereint, erhob im Juli 1403 die Fahne des Aufruhrs, wurde aber von Heinrich IV. bei Shrewsbury den 21. Juli geschlagen u. verlor in der Schlacht das Leben. Sein Vater unterwarf sich dem Könige. Inzwischen betrieben französische Emissäre die Agitation für den falschen Richard II., u. Karl VI. schloß 1404 mit Glendower ein Bündniß gegen Heinrich IV. u. sandte demselben Hülfstruppen. Da er eben im Begriff stand, 1405 gegen Glendower zu rücken, rief ihn eine neue Verschwörung des Grafen von Northumberland u. des Erzbischofs von York, Richard Scrope, nach Rorden. Der Letztere fiel in die Hände des Königs u. wurde, nachdem sich ein Richter gefunden, der, ohne nach den Gesetzen berechtigt zu sein, über den Erzbischof zu Gericht saß, in York hingerichtet. Rorthumberland floh vor dem heranziehenden Könige zu den Schotten u. von diesen 1406 zu den Aufständischen in Wales. Nachdem in demselben Jahre der schottische Thronfolger Jakov auf einer Rahrt nach Frankreich von englischen Schiffen aufgebracht u. der König Robert III. gestorben war, erhielt Heinrich den Schotten gegenüber eine festere Stellung, während der Tod Ludwigs von Orleans, welcher die Regierung an sich gerissen hatte, Frankreichs Verhältniß zu E. freundlicher gestaltete. Einen nochmaligen Versuch des alten Grafen von Northutuberland, den König zu stürzen, vereitelte dieser 1408 durch das Gefecht bei Berham, in welchem der Graf getödtet wurde. Mit der orleanistischen Partei Frankreichs schloß Heinrich IV. 1412 einen Vertrag, wonach ihm die Führer derselben gegen eine Unterstützung durch Truppen das ganze Herzogthum Guienne zusagten. Aus Politik unterstützte Heinrich den Clerus gegen die Wicliffiten, weil er in der Kirche eine Stütze seines schwankenden Thrones erblickte u. die durch die Hinrichtung des Erzbischofs von Vorl u. anderer Geistlichen geweckte Mißstimmung auf diese Weise niederzuschlagen hoffte. Die Verbrennung Irrgläubiger wurde durch einen Act der Gemeinen sanctionirt. Die Stellung der Gemeinden in der Verfassung gewann unter Heinrich IV. größere Bedeutung, indem ausdrücklich anerkannt wurde, daß ihre Zustimmung zu Steuerbewilligungen erforderlich sei; dagegen hielt die Krone den Brauch fest, wonach die Petitionen der Gemeinen erst gehört wurden, wenn die übrigen Geschäfte, namentlich die Steuerbewilligung, erledigt war. Auf Verlangen der Gemeinen sah sich der König genöthigt, seinen Hofhalt zu beschränken, mißliebige Personen aus seiner Nähe zu entfernen u. endlich die 31 Artikel gut zu heißen, worin die Pflichten der Minister, Räthe, Richter u. Hofbeamten aufgestellt waren u. welche alle Staatsbeamten sofort beschwören mußten. Ein Gesetz regelte ferner das Verfahren bei der Wahl der Mitglieder des Unterhauses u. belegte die Wahlumtriebe der Sheriffs mit hohen Geldstrafen. Nachdem seinem Sohne, welcher den Aufstand der Waliser auf einen kleinen District der nördlichen Gebirge eingeschränkt hatte, das Erbrecht auf die englische Krone vom Parlamente gesichert war, starb Heinrich IV. am 20. März 1413.
Heinrich V., als Prinz von Wales von seinem Vater aus Argwohn zurückgesetzt, hatte sich großen Ausschweifungen ergeben; als er den Thron bestieg, änderte er jedoch seine Lebensweise, umgab sich statt der lustigen Genossen seiner Jugend mit erfahrenen Räthen, entließ aber die einflußreichsten Rathgeber seines Vaters. Großmüthig gab er dem jungen Grafen Edmund von March, welcher als rechtmäßiger Thronerbe von Heinrich IV. in Haft gehalten war, seine Freiheit u. seine Stammgüter zurück u. setzte den Sohn Percys wieder in die Grafschaft Northumberland ein. Als König entwickelte Heinrich seine großen Gaben im Cabinet u. Felde, dagegen förderte er den Geist der Unduldsamkeit im Lande u. ließ dem Fanatismus der orthodoxen Geistlichkeit freien Lauf, so daß die Ketzer mit Feuer u. Schwert verfolgt wurden. Die Zerrüttungen Frankreichs unter Karl VI. dachte Heinrich V. zu benutzen, indem er, die alten Ansprüche seiner Vorfahren auf die französische Krone wieder hervorsuchend, nach erfolglosen Verhandlungen ein großes Heer zum Einfall in Frankreich rüstete. Nachdem er eine Verschwörung des Herzogs von Cambridge, Bruder des Herzogs von York, entdeckt hatte u. die Verschwörer hingerichtet waren, landete er mit 30,000 Mann den 17. Aug. 1415 in der Normandie, beschoß mit Kanonen, deren Gebrauch von dieser Zeit an erst in der Kriegskunst Bedeutung gewann, die Stadt Harfleur, konnte dieselbe jedoch erst nach 38 Tagen erobern. Mit seinem, durch Seuchen decimirten Heere gedachte Heinrich, durch Feindesland marschirend, Calais zu erreichen. Auf dem Wege dahin wurde er von den Franzosen angegriffen, erfocht aber über den viermal überlegenen Feind am 25. Octbr. 1415 den berühmten Sieg bei Agincourt. 1416 schlug Johann, Herzog von Bedford, Bruder des Königs, die feindliche Flotte, welche Harfleur wiederzunehmen suchte. Die kriegerische Stimmung des Parlaments kam den Plänen des Königs zu Hülfe u. der Trotz des damaligen Machthabers in Frankreich, des Herzogs von Armagnac, vereitelte alle Bemühungen des deutschen Kaisers Sigismund, den Frieden zu ver[725] mitteln. Endlich schloß dieser bei seiner Anwesenheit in E. mit Heinrich sogar ein Schutz- u. Trutzbündniß gegen Frankreich. Einen weiteren Bundesgenossen fand Heinrich an dem Herzog Johann von Burgund, welcher 1417 gegen Armagnac bis vor Paris rückte. Im Juli desselben Jahres landete der König abermals bei Harfleur u. eroberte 1418 fast die ganze Normandie. Als Johann von Burgund, der inzwischen die Partei der Armagnacs gestürzt u. sich mit dem Dauphin ausgesöhnt hatte, 1419 plötzlich ermordet wurde, drang Heinrich ungehindert bis ins Herz von Frankreich vor. Da schloß Philipp von Burgund im Namen Karls VI. am 24. Decbr. 1419 den Waffenstillstand zu Rouen, welchem am 9. April 1420 der Friede von Troyes folgte. Heinrich erhielt dem Vertrage gemäß die Prinzessin Katharina, Tochter Karls VI., zur Gemahlin u. wurde zum Erben der französischen Krone erklärt. Nach seinem Einzuge in Paris kehrte der König im Februar 1421 nach England zurück, ging aber bald darauf von Neuem nach Frankreich, um den Fortschritten der Partei des Dauphin Einhalt zu thun. Sein Bruder, der Herzog von Clarence, wurde von den der Partei des Dauphin zu Hülfe gezogenen Schotten 1421 bei Bougé geschlagen u. getödtet. Diesen Verlust glichen Heinrichs neue Erfolge u. die Eroberung von Meaux im März 1422 wieder aus, noch mehr schien ihm die Geburt eines Sohnes die Krone Frankreichs zu sichern: als er an der Ruhr erkrankte u. 1422 in Vincennes starb.
Als Heinrich V. starb, war sein Sohn, Heinrich VI., 9 Monate alt. Die Regentschaft von Frankreich verwaltete sein Oheim, Herzog von Bedford, u. die von E. dessen Bruder Humfrid, Herzog von Glocester. Erster sah sich nach Karls VI. Tode, welcher kurz nach dem Heinrichs V. erfolgte, durch Karl VII., der mit Hülfe der Armagnacs sein Thronrecht zu behaupten trachtete u. die nationale Partei auf seiner Seite hatte, in seiner Stellung gefährdet, besiegte ihn jedoch überall u. trieb die Franzosen, bes. durch den Sieg bei Crevaut an der Yonne (1423) u. Verneuil (1424), bis an die Loire. Inzwischen entließ Bedford den König von Schottland, Jakob I., seiner 18jährigen Haft gegen hohes Lösegeld u. Geißelstellung u. eilte 1426 nach E., um den zwischen dem Bischof Beaufort, einem Sohne Johanns von Gent, seit 1424 Kanzler von E., u. dem Herzog von Glocester ausgebrochenen Streit um die Regentschaft beizulegen. Glocester gab äußerlich nach u. erkannte auch den Staatsrath als die höchste Autorität des Staates an, ohne indeß im Innern seine herrschsüchtigen Bestrebungen aufzugeben. Inzwischen hatte sich die Lage der Engländer in Frankreich durch den Abfall des Herzogs von Burgund sehr verschlimmert. Bedford, nach Frankreich zurückgekehrt, dämpfte den Aufstand in der Bretagne, versöhnte Philipp von Burgund, drang gegen Orleans vor u. schritt zur Belagerung der Stadt. Nachdem die Belagerer durch neue Truppen, welche unterwegs die Franzosen bei Rouvray St. Denis 1429 besiegten, verstärkt waren, schien die Eroberung der Stadt gewiß: als Jeanne d'Arc, genannt die Jungfrau von Orleans, die nationale Partei zum Kampfe gegen die Engländer trieb. Unter ihrer Leitung entsetzten die Franzosen Orleans u. schlugen die Engländer bei Jargeau u. Patay. Obwohl Johanna 1430 von den Engländern gefangen u. verbrannt u. Heinrich VI. 1431 in Paris gekrönt wurde, vermochte Bedford nicht, die erlittenen Verluste wieder auszugleichen. Als nach Bedfords Tode 1435 noch dazu der alte Streit zwischen dem durch seine Unsittlichkeit verrufenen Herzog von Glocester u. dem Erzieher des Königs, dem herrschsüchtigen Cardinal von Beaufort, heftiger als je entbrannte, erlahmte die Macht der Engländer in Frankreich von Tage zu Tage, zumal da Burgund mit Karl VII. 1437 Friede machte u. der zum Gouverneur von Frankreich berufene Graf von Warwick 1439 in Rouen st. Verzweifelnd an der Wiedererlangung der gemachten Eroberungen, schloß der Graf von Suffolk im Auftrage Beauforts, nachdem 1442 auch der Verlust der Gascogne drohte, 1444 einen Waffenstillstand u. vermittelte das 1445 vollzogene Ehebündniß Heinrichs VI. mit der aus königlich französischem Geblüte stammenden Margarethe von Anjou. Die junge Königin begriff, als sie nach E. kam, die Nullität ihres Gemahls u. stürzte in Verbindung mit des Königs Liebling, dem zum Herzog erhobenen Grafen von Suffolk, 1447 den alternden Glocester. Des Hochverraths angeklagt, starb dieser plötzlich, nach der Meinung Vieler eines gewaltsamen Todes. Bald darauf starb auch Beaufort; Suffolk, welchem die Zügel der Regierung in die Hände fielen, war wegen des von ihm abgeschlossenen Waffenstillstandes, der die Räumung von Maine u. Anjou bedingte, heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Da die englischen Befehlshaber die Räumung verzögerten, brach 1448 der Krieg wieder aus, u. 1450 war Karl VII. Herr der Normandie u. der Gascogne. Die wachsende Erbitterung gegen Suffolk, welcher die hohen Staatsämter mit fügsamen Creaturen besetzte, benutzte Richard, Herzog von York, welchen Suffolk, um seiner los zu sein, zum Statthalter von Irland ernannt hatte, um sich an die Spitze der unzufriedenen Partei zu drängen. Als Sohn von Anna Mortimer, einer Schwester des rechtmäßigen Thronerbens Edmund von March, welcher kinderlos gestorben war, stammte er direct von dem ältesten Sohne Eduards III. Seinen Anspruch auf die Krone festhaltend, wartete er einen günstigen Zeitpunkt ab, um den Tod seines Vaters, des Grafen von Cambridge, welcher 1415 als Hochverräther hingerichtet war, an dem Hause Lancaster zu rächen. Der Volksstimmung nachgebend, verbannte der König im Februar 1450 den Herzog von Suffolk, welcher indeß auf der Überfahrt nach Calais von den Matrosen ermordet wurde. Inzwischen brach in Kent die Mißstimmung des Volkes in offene Empörung aus. Ein bewaffneter Haufen Volk unter John Cade, der sich für einen natürlichen Sohn des Grafen von March ausgab, drang, die königlichen Truppen zurückwerfend, bis London vor, welches den Aufrührern die Thore öffnete. Später aber, als deren Treiben immer zügelloser wurde, warfen die Londoner Bürger selbst den Aufstand nieder. Doch währte auch nach der Hinrichtung Cades die Gährung im Lande fort, u. der Haß gegen die Königin u. ihre Minister war im Wachsen: als der Herzog von York plötzlich u. ohne Urlaub in Wales erschien, dort 4000 seiner Vasallen um sich sammelte u. nach London zog. Doch stand er vorerst von Gewaltthätigkeiten ab, drang aber im Parlamente auf Entfernung des Herzogs von Somerset, der an Suffolks Stelle getreten war, von der Regierung.
Da sein Verlangen vom Könige abgewiesen wurde,[726] bereitete sich der Herzog zum offenen Kampfe vor, u. 1452 begann der Dreißigjährige Kampf zwischen der Rothen (Haus Lancaster) u. der Weißen Rose (Haus York [von der rothen u. weißen Rose in ihren Wappen so genannt]). Ein verunglückter Versuch, die (Gascogne zurückzuerobern), zog 1453 den Sturz des Herzogs von Somerset nach sich. Um dieselbe Zeit wurde Heinrich VI. geisteskrank. Die große Rathsversammlung, um die Ruhe des Landes besorgt, berief im Januar 1454 den Herzog von York nach Westminster, als gerade die Geburt eines Thronfolgers des Herzogs Aussichten auf die Krone zu nichte machte. Das Haus der Lords erklärte ihn zum Protector u. Defensor des Reichs, Somersetwurde verhaftet u. die Regierungsämter mit Yorks Günstlingen besetzt. Aber Yorks Macht währte nur ein Jahr. Der König, wiederhergestellt, nahm ihm sein Amt, u. Somerset trat von Neuem an die Spitze der Regierung (1455). Sofort sammelte York seine Anhänger, zog mit diesen gegen London heran u. vernichtete das Heer des Königs bei St. Albans am 21. Mai 1455, wo auch Somerset fiel. Zum zweiten Male Protector, wurde York abermals 1456 vom Könige seines Amtes entsetzt; doch nahm York diesmal seine Zuflucht nicht zur Gewalt, u. es mag ein friedliches Abkommen stattgefunden haben, über welches die spärlichen Geschichtsquellen dieses Zeitraumes keine Auskunft geben. 1458 fand äußerlich eine Versöhnung der beiden großen Parteien des Landes statt, deren Häupter, auf der Seite der Rothen Rose Somerset, Exeter, Northumberland, Clifford, auf der Seite der Weißen Rose York, Warwick, Salisbury, Nevil, auf die Einladung des Königs in London zusammentrafen. Indeß schon 1459 brach die Feindschaft wieder aus, als Warwick, Befehlshaber in Calais, wegen Überfall einer hanseatischen Handelsflotte zur Verantwortung gezogen werden sollte. Beide Parteien rüsteten, Salisbury schlug die Königlichen am 23. Septbr. bei Bloreheath; aber York, von Heinrich VI. am 12. Oct. bei Ludlow geschlagen, mußte nach Irland entfliehen. Von dort aus unterhielt er eine Verbindung mit Warwick, in dessen Gewalt sich Calais noch immer befand. Dieser landete 1460 mit 1500 Mann in Kent, führte sein rasch anwachsendes Insurgentenheer ungehindert nach London u. schlug die Regierungstruppen am 10. Juli bei Nottingham. York, nach London eilend, wurde vom Oberhause zum Thronerben erklärt, nachdem sein Antrag auf Absetzung Heinrichs VI. abgelehnt war. Inzwischen hatte die Partei Lancaster u. die Königin im Norden ein zahlreiches Heer zusammengebracht. York zog demselben entgegen, wurde aber am 30. Decbr. bei Wakefield geschlagen u. nebst anderen Häuptern seiner Partei gefangen genommen u. hingerichtet. Bei der Nachricht von seines Vaters Niederlage, warf Eduard, Yorks Sohn, sich von Wales aus dem Grafen Pembroke, welcher mit königlichen Truppen anrückte, entgegen u. schlug denselben 2. Febr. 1461 bei Mortimers Croß. Dagegen wurden Warwick u. Norfolk, welche, den König mit sich führend, London vor den von Norden heranziehenden Truppen der Königin schützen wollten, bei St. Albans geschlagen. Warwick vereinigte sich indeß mit dem Prinzen Eduard, u. dieser wurde in London, welches ihn am 25. Febr. freudig aufnahm, von den Bürgern zum Könige ausgerufen. Beide Parteien rüsteten sich nun zu einem fürchterlichen Kampfe, in welchem der Süden E-s dem Norden gegenüber stand. Die Entscheidungsschlacht fand am 28. März 1461 zwischen den Dörfern Saxton u. Townton statt; der Sieg blieb nach hartnäckigem Kampfe der Weißen Rose. Heinrich VI. u. Margarethe mußten nach Schottland fliehen, u. Eduard empfing als Eduard IV. die Krone aus den Händen des Parlaments, in welchem der Adel indeß nur spärlich vertreten war.
C) Unter Königen aus dem Hause York 1461–1485. Eduard IV., jung u. thatkräftig, verfolgte mit rastloser Energie die Unterdrückung seiner Gegner. Margarethe, von Schottland nach Frankreich entkommen, sammelte dort mit Hülfe Ludwigs XI., dem sie Calais versprach, ein Heer, landete dasselbe glücklich im Octbr. 1462 an der Nordostküste E-s, eroberte auch, durch schottische Truppen verstärkt, einige Grenzfesten, sah sich aber beim Anrücken Warwicks 1463 genöthigt, mit ihrem Sohne nach Frankreich zu entfliehen. Einen neuen Versuch der Rothen Rose, Heinrich VI. wieder auf den Thron zu setzen, vereitelte Lord Montague, welcher am 25. April 1464 die Percys bei Hadgley-Moor u. am 8. Mai den Herzog von Somerset bei Hexham schlug u. hinrichten ließ. Endlich wurde Heinrich VI. selbst 1465 gefangen genommen u. in den Tower gesperrt. Nun befand sich Eduard im Vollbesitze der königlichen Gewalt, welche an dem dritten Stande ihre vorzüglichste Stütze fand. Einen Umschwung erhielten die Dinge jedoch, als Eduard sich 1465 mit der Wittwe Sir John Greys, Elisabeth Wydeville, vermählte, deren Angehörige u. Verwandte einst auf Seiten der Rothen Rose gegen ihn gekämpft hatten. Die plötzliche Bevorzugung derselben u. die Erhebung der meist dem niederen Adel angehörigen Anverwandten der Königin zu einträglichen Ämtern u. neuen Würden erregte den Unwillen der Parteigenossen des Königs, namentlich der Nevils, u. diese sagten sich völlig von dem König los, als derselbe 1467 dem Bruder des Grafen Warwick das Amt des Kanzlers von E. nahm u. die Unterhandlungen Warwicks, der wieder als Commandant von Calais fungirte, mit Ludwig XI. desavouirte. Statt sich Ludwig XI. zu nähern, gab Eduard dem Gegner desselben, Karl dem Kühnen von Burgund, seine Schwester in die Ehe. Graf Warwick, anscheinend noch Freund des Königs, trat 1468 in nahe Beziehung zu des Königs Bruder, dem Herzog von Clarence, dem er seine Tochter vermählte. Der Widerspruch des Königs gegen diese Verbindung trieb den Herzog u. den Grafen auf die Seite der Rothen Rose, welche 1469 im Norden einen Aufstand erregte. Die Popularität Warwicks bewirkte ein rasches Umsichgreifen der Rebellion, das königliche Heer wurde bei Edgecote zersprengt, die gefangenen Häupter der Familie Wydeville hingerichtet u. der König selbst mußte sich in die Gewalt seiner Gegner begeben. Scheinbar fand eine Aussöhnung statt; als indeß 1470 in Lincoln abermals ein Aufstand zu Gunsten Heinrichs VI. losbrach, trat Warwick offen auf die Seite seiner ehemaligen Gegner. Eduard überraschte indeß die Rebellen, ehe sie sich mit Warwick vereinigen konnten, bei Empingham, schlug sie u. trieb nun Warwick vor sich her, der mit dem Herzog von Clarence sich nach dem Festlande zu retten für gerathen hielt. Von Ludwig XI. gastlich aufgenommen, versöhnte[727] sich Warwick mit Margarethe von Anjou, verlobte seine Tochter dem Prinzen von Wales u. überraschte, von Ludwig XI. unterstützt, den sorglosen König mit einer Landung in Plymouth. Da Eduards Regierung durch den Übermuth seiner Günstlinge längst ihre Popularität eingebüßt hatte, mehrte sich rasch der Anhang Warwicks, u. kaum gelang es Eduard, sich durch die Flucht nach Holland zu retten. Fast ohne Schwertstreich hatte die Rothe Rose gesiegt. Heinrich VI., in Freiheit gesetzt, erhielt, obwohl blödsinnig, Thron u. Reich zurück; das Parlament erklärte Eduard IV. für einen Usurpator u. annullirte alle von ihm ausgegangenen Acte. Dieser aber brachte mit Hülfe Karls von Burgund ein kleines Heer zusammen, landete mit demselben 1471 im März bei Ravenspur, drang, ohne Anhang zu finden, bis York vor, u. nun erst lockte der Erfolg seines kühnen Wagstücks einzelne Anhänger der Weißen Rose herbei. Entscheidend war der Übergang des Herzogs von Clarence zu der Partei seines Bruders u. die Stimmung Londons, wo Eduard in gutem Andenken stand u. viele Gläubiger hatte. Am 11. April zog Eduard in die Hauptstadt ein u. am 14. schlug er Warwicks Heer bei Barnet; Warwick selbst fiel in der Schlacht. Wenige Tage darauf landete die Königin Margarethe mit Hülfstruppen in Dorset u. sammelte ihren Anhang, wurde aber am 3. Mai bei der Abtei Tewksbury geschlagen. In der Schlacht fand Eduard, der Prinz von Wales, seinen Tod; unter den gefangenen Anhängern der Rothen Rose ließ der König ein furchtbares Blutbad anrichten. Der letzte Sproß des Hauses Nevil, Thomas Falconbridge, griff unterdeß mit einer Flotte London an; die Stadt vertheidigte sich jedoch tapfer, u. beim Anrücken des Königs mußten die Angreifer fliehen. In der Nacht nach dem Einzuge Eduards IV. in London, 21. Mai 1471, starb Heinrich VI. im Tower, nach einem unverbürgten Gerüchte von Richard von Glocester, dem Bruder Eduards IV., ermordet; bald darauf endete auch Falconbridge, obwohl er gegen völlige Amnestie die Flotte ausgeliefert hatte, unter dem Beile, u. Margarethe von Anjou wurde in den Tower gesperrt. Der letzte Sproß aus dem Hause Lancaster, welcher Eduards Thron noch gefährden konnte, Heinrich Tudor (nachmals Heinrich VII.), ein Sohn von Edmund Tudor u. Margarethe, Tochter des Grafen Johann von Somerset, rettete sich in Begleitung seines Oheims, des Grafen von Pembroke, nach der Bretagne. Während im Lande Friede herrschte, wurde ein Zwist der Brüder des Königs, der Herzöge Clarence u. Glocester, eine Quelle neuer Unruhen. Clarence, habsüchtig, trachtete, das reiche Erbe Warwicks, dessen Tochter er geheirathet hatte, an sich zu bringen, während Glocester durch Vermählung mit der jüngeren Tochter Warwicks, Anna (früher mit dem Prinzen von Wales verlobt), die Hälfte in Anspruch nahm. Eduard IV., auf dem Throne gesichert, dachte nun den Krieg mit Frankreich wieder aufzunehmen. Die Stände waren dem Kriege geneigt u. bewilligten einen Zehnten; außerdem brachte der König durch die sogenannten Benevolenzen (d.i. die Sammlung vorgeblich freiwilliger Beiträge von Rittern, Bürgern u. Kaufleuten), große Summen zusammen, die aber ebensowohl dem verschwenderischen Hofhalt, als den Kriegsrüstungen zu Gute kamen. Um sich noch mehr zu bereichern, ließ Eduard 1473 den letzten Nevil, den Erzbischof von York, verhaften u. seine Reichthümer für die Krone mit Beschlag belegen. Nachdem er 1474 mit den Hanseaten zu Utrecht einen Frieden geschlossen u. das Schutz- u. Trutzbündniß mit Burgund u. den Frieden mit Schottland erneuert hatte, rückte er 1475 von Calais aus mit einem Heere in Frankreich ein, machte aber, von Karl von Burgund im Stich gelassen, mit Ludwig XI. Frieden. Der Dauphin wurde mit der Tochter Eduards, Elisabeth, verlobt, Ludwig versprach an Eduard eine Jahresrente von 50,000 Kronen zu zahlen u. erlangte dagegen die Freilassung der Königin Margarethe. Nach E. zurückgekehrt, sann Eduard nur noch auf Verbesserung der Kronfinanzen, ohne zu außerordentlichen Steuern seine Zuflucht zu nehmen, indem er die Gefälle der Krone streng eintreiben ließ u. mit Wolle, Tuch u. Zinn überseeischen Handel trieb. Sein Bruder Clarence nahm indessen zum Hofe eine immer mehr zurückhaltende Stellung ein; sein Treiben erregte oft den Zorn des Königs, u. als Clarence endlich gegen die Verurtheilung zweier seiner Diener öffentlich Protest erhob, ließ ihm Eduard den Proceß machen. Von den Peers auf falsche Anklagen hin zum Hochverräther erklärt, wanderte Clarence 1478 in den Tower, wo er bald darauf starb. Das Gerücht nannte Richard von Glocester als den Mörder seines Bruders. Um Schottland wieder an sich zu bringen, schloß Eduard 1482 einen Vertrag mit dem vertriebenen Bruder des Königs Jakob III., Alexander von Albany. Dieser huldigte als König von Schottland, Richard von Glocester rückte gegen Edinburg vor, erreichte aber nichts, als die Abtretung der Stadt Berwick, da Albany sich mit Jakob III. aussöhnte. Eduard IV. st. 1483 an den Folgen seiner Ausschweifungen.
Da Eduard V., der älteste Sohn Eduards IV., minderjährig war, so erhob sich ein Streit über die Vormundschaft zwischen den Verwandten der Königin u. mehreren angesehenen Peers, welche die Erhebung der Wydevilles stets mit mißgünstigen Augen betrachtet hatten. Letztere wandten sich an den Herzog von Glocester, der noch an der schottischen Grenze stand. Dieser eilte herbei, bemächtigte sich in Verbindung mit dem Herzog von Buckingham, aus dem Hause Lancaster, der Verwandten des Königs mütterlicher Seits u. ließ sich von dem willfährigen Parlament als Vormund u. Protector des Königs bestätigen. Alsbald suchte Richard von Glocester den alten Adel des Reichs für sich zu gewinnen, was ihm auch zum großen Theile gelang. Die ihm Widerstrebenden, an deren Spitze Lord Hastings, einer der einflußreichsten Rathgeber Eduards IV., stand, ließ er verhaften u. Hastings ohne Recht u. Urtheil hinrichten. Nun begann der Protector systematisch das Andenken des verstorbenen Königs zu beflecken, indem er zunächst eine von dessen Maitressen, Jane Shore, öffentlich Buße thun ließ. Dann ließ er aussprengen, die Königin u. ihre Partei trachteten ihm nach dem Leben, u. nöthigte Elisabeth, ihm auch den jüngeren Sohn Richard, Herzog von York, zur Erziehung zu übergeben. Beide Prinzen wurden darauf im Tower unter strenger Bewachung gehalten. Dann ließ er den Bruder der Königin, den Grafen Rivers, u. die gefangenen Verwandten derselben ohne rechtmäßiges Verfahren von fügsamen Richtern verurtheilen u. hinrichten. Diese Execution verbreitete [728] Furcht u. Schrecken, während Richard immer mehr Truppen in London zusammenzog. Um sowohl die Kinder Eduards IV., als auch die Kinder seines ältesten Bruders, des Herzogs von Clarence, von der Thronfolge auszuschließen, schändete er die Ehre seiner eigenen Mutter, indem er sogar von einem berühmten Kanzelredner das Gerücht verbreiten ließ, sie habe Eduard IV. u. den Herzog von Clarence mit Anderen erzeugt, u. nur er, Richard, sei der Sprößling ihrer rechtmäßigen Ehe. Dann ließ er die Legitimität der Ehe Eduards IV. anzweifeln, u. seine feilen Werkzeuge brachten lügnerische Beweise gegen das Erbrecht der Söhne Eduards vor. Als der zur Krönung Eduards V. angesetzte Tag herankam, gab sich Buckingham dazu her, die Erhebung Richards zum Könige zu unterstützen. Er hielt in der Gildhalle vor dem versammelten Stadtrathe u. vielen Bürgern Londons eine Rede zu Gunsten Richards u. lud, als einige bezahlte Schreier: König Richard hoch! riefen, die Versammlung ein, am folgenden Tage vor der Wohnung des Protectors zu erscheinen. Dort übergab Buckingham dem Protector eine Bittschrift der erst zusammengetretenen Stände, worin demselben die Krone angetragen wurde.
Anscheinend zögernd, nahm Richard dieselbe an u. begab sich am 26. Juni 1483 als König in die Westminsterhalle, um vom obersten Richteramt Besitz zu ergreifen. Um die Adelspartei, welche ihm gegenübergestanden, durch Großmuth zu versöhnen, gab er die noch eingekerkerten Häupter derselben frei, ertheilte sogar einigen hohe Ämter u. Würden u. ließ sich am 6. Juli als Richard III. krönen. Während er darauf die vorzüglichsten Städte seines Reichs besuchte u. in York die Krönung wiederholte, begann in London eine geheime Agitation zu Gunsten Eduards V. Die Kunde von dem Tode der beiden Söhne Eduards IV., welche ohne Zweifel auf Richards Geheiß ermordet wurden, vermehrte den Haß des Volkes gegen den Thronräuber. Die üble Stimmung des Landes benutzte der Herzog von Buckingham, um den zu stürzen, welcher erst mit seiner Hülfe zur Krone gelangt war. Als Abkömmling Eduards III. von dessen jüngstem Sohne, Thomas von Glocester, mütterlicher Seits von Johann von Lancaster stammend, lag ihm der Gedanke nahe, sich selbst auf den Thron zu schwingen. Doch ließ er denselben, vielleicht zum Scheine, fallen, um mit den Anhängern der Königin Elisabeth die Erhebung Heinrichs Tudor, des Herzogs von Richmond, ins Werk zu setzen. Dieser sollte eine Tochter der Elisabeth heirathen, damit auf diese Weise der Streit zwischen dem Hause York u. Lancaster ausgeglichen würde. Schon waren Boten an Heinrich Tudor nach der Bretagne unterwegs, als der König von dem Verrath Buckinghams erfuhr. Er traf sofort Gegenmaßregeln. Am 18. Octbr. brach der Aufstand in Kent, Surrey, Berkshire etc. aus; in Exeter rief der Marquis von Dorset Heinrich Tudor zum Könige aus, u. Buckingham rückte ihm mit Truppen von Wales zu Hülfe. Indeß hatte Richard sich auch gerüstet u. hinderte die Vereinigung Buckinghams mit den Verschworenen. Zurückgedrängt u. von den Walisern verlassen, mußte der Herzog fliehen, wurde aber von den Verfolgern ergriffen u. am 2. Novbr. in Salisbury enthauptet. Das energische Auftreten des Königs hatte ein rasches Ende des Aufstandes zur Folge. Viele der Verschworenen retteten sich nach Frankreich, die übrigen, welche in Richards Hände fielen, wurden hingerichtet. Auch Heinrich Tudor lehrte, als er den Ausgang Buckinghams erfuhr, mit seinen Schiffen, ohne gelandet zu sein, nach der Bretagne zurück. Am 23. Jan. 1484 berief der König ein Parlament, welches sich durch u. durch gefügig zeigte. Von Furcht beherrscht, bewilligten die Stände die Steuern, welche der prunkliebende König verlangte, u. erklärten ihn für den einzig berechtigten Thronfolger. Der verwittweten Königin wurden Titel u. Einkünfte entzogen, u. die eingezogenen Lehen der hingerichteten od. entflohenen Barone u. Grafen verlieh der König den willigen Werkzeugen seiner Gewalt. Darauf begann Richard in größerem Maßstabe zu rüsten u. suchte, um die Verbindung Tudors mit Elisabeth zu lösen, sich mit dieser auf einen freundschaftlichen Fuß zu setzen. Sie erhielt die Freiheit, aber nicht Rang u. Einkünfte zurück, erschien mit ihren Töchtern bei Hofe, wo sie mit großer Zuvorkommenheit behandelt wurde, u. Richard bestimmte ihre älteste Tochter zur Braut seines einzigen Sohnes; da starb dieser plötzlich 9. April 1484. Inzwischen versäumte Richard nicht, den Herzog von Bretagne für sich zu gewinnen, um dadurch Heinrich Tudor in seine Gewalt zu bringen. Rechtzeitig gewarnt, stoh der Letztere an den Hof Karls VIII. von Frankreich; dieser nahm ihn freundlich auf u. gewährte auch die zum Angriff auf E. erbetene Hülfe. Als Richards Gemahlin Anfangs 1485 ernstlich erkrankte u. am 9. März starb, dachte der König daran, seine Nichte Elisabeth selbst zu heirathen, um dadurch seinem Throne eine neue Stütze zu geben; Elisabeth war auch einem solchen Plane gewogen, doch ließen die Bedenklichkeiten seiner nächsten Rathgeber ihn davon zurücktreten. Am 1. Aug. 1485 landete Heinrich Tudor mit 3000 Bretonen u. Normannen in Milford, rückte ungehindert durch Wales, verband sich, der Verabredung gemäß, in Shropshire mit seinen Anhängern, die sich rasch mehrten. Lord Stanley, Tudors Stiefvater, welchem Richard ein bedeutendes Commando anvertraut hatte, war mit dem Stiefsohn im Bunde u. schlug sich mit 5000 Mann zu ihm. Die Heere trafen am 22. August bei Bosworth zusammen. Richard wurde geschlagen u. verlor Krone u. Leben. Er war der Letzte aus dem Hause York u. dem Stamme der Plantagenets. Mit seinem Tode endeteder Krieg der Rothen u. Weißen Rose. So eigenmächtig auch Richards III. Regierung überall war, wo es die Sicherung des Thrones galt, so hielt er doch in allen übrigen Fällen auf strenge Beobachtung der bestehenden Gesetze u. verbesserte u.a. das Institut der Geschworenen, indem er die Theilnahme daran nur denen gestattete, welche ein Freigut von 40 Schilling Werth besaßen. Die Benevolenzen schaffte Richard ab, mußte aber zuletzt doch wieder seine Zuflucht zu dieser Bettelei nehmen, die nun den Namen Malevolenzen erhielt. Er gründete ein heraldisches Collegium, welches über die Titel, Rechte u. Wappen des Adels eine Controle führte u. später für die Geschichte des englischen Adels von großer Wichtigkeit wurde. Auch für die Hebung des Handels u. der Industrie war er thätig u. ein Freund u. Förderer der Musik, namentlich des kirchlichen Gesanges.
[729] X. Egland unter dem Hause Tudor 1485–1603. Das Haus Tudor, altbritischen Stammes, bestieg mit Heinrich von Richmond, als König Heinrich VII., den englischen Thron. Heinrich versicherte sich, nachdem er bei Bosworth den Titel eines Königs von E. angenommen hatte, sogleich des letzten Plantagenet, der ihm etwa den Thron gefährden konnte, indem er den jungen Grafen Eduard von Warwick, Richards III. Bruders Sohn, in den Tower setzen ließ. Dann zog er in London ein, ließ sich am 30. Aug. krönen, u. das am 7. Nov. berufene Parlament erklärte ihn u. seine Nachkommen zu alleinigen Thronerben, nachdem die von Richard III. geächteten Familien des Landes wieder in ihre Rechte u. Besitzthümer eingesetzt waren; dann ertheilte Heinrich eine allgemeine Amnestie, von der nur wenige Anhänger Yorks ausgeschlossen waren, u. vermählte sich hierauf 1486 mit Elisabeth, der ältesten Tochter Eduards IV. u. dem letzten Sproß aus dem Hause York, wodurch die Rothe u. Weiße Rose vereinigt wurde. Dennoch erhoben sich gegen Heinrich noch mehrere Verschwörungen, aber nur eine von nennenswerthem Erfolge. Es trat nämlich Ende 1486 ein falscher Eduard von Warwick auf. Dieser (eigentlich Lambert Simmel), eines Bäckers Sohn, durch einen Priester zu Oxford, Simon, verleitet, gab in Irland, wo das Haus York bes. beliebt war, vor, er sei der Sohn des Herzogs von Clarence, einziger Erbe des Hauses York, u. sei aus dem Tower, wo ihn Heinrich VII. hatte einsperren lassen, entwischt (s. oben). Sogleich fiel ihm Dublin zu, u. der Lordkanzler, im Einverständniß mit den Leitern der Intrigue, den nächsten Angehörigen des Hauses York, proclamirte ihn dort als Eduard VI. Zwar ließ Heinrich den wahren Grafen von Warwick aus dem Tower holen u. in Procession durch London führen, allein dies Mittel hatte nur in E. Erfolg, in Irland hielt man diesen für untergeschoben. Auch Margaretha von Burgund, Schwester Eduards von Warwick, die erbittertste Gegnerin des Hauses Lancaster, erkannte ihn an u. schickte ihm Hülfstruppen, mit denen die Irländer unter Führung des Grafen Lincoln in Lancashire landeten. Heinrich schlug die Rebellen bei Stoke 16. Juni 1487; die meisten Häupter der Verschwörung kamen dabei ums Leben, der falsche Warwick aber wurde gefangen u. als Küchenjunge in die Küche geschickt. Um die neue Ordnung des Staates fester zu begründen, gingen von Heinrich verschiedene Gesetze aus, von denen das wichtigste die Ausdehnung der Gerichtsbarkeit des Geheimen Rathes auf alle Verbrechen gegen die Autorität des Staates war, so daß nicht nur der Adel, sondern auch der bewaffnete Anhang desselben vor das Forum des Geheimen Rathes gezogen werden konnte. Aus diesem Gesetze entwickelte sich die Macht der Sternkammer, wie der Gerichtshof von dem Sitzungslocale in Westminster genannt wurde. Die großen Städte, wie London, Bristol, York u. Calais, machte sich Heinrich durch Begünstigungen u. Steuernachlasse gewogen. 1489 verband sich Heinrich mit dem Kaiser Maximilian zum Schutze der Herzogin Anna von Bretagne gegen Frankreich. Als diese sich 1491 mit Karl VIII. vermählte, blieb er dem Bündniß mit Maximilian treu, ließ von Neuem vom Parlament Steuern bewilligen u. landete am 20. Nov. 1492 in Calais, schloß aber, ohne einen Kampf einzugehen, am 4. Nov. den schon vor der Expedition verabredeten Frieden zu Estaples, in welchem Frankreich sich zur Zahlung von 149,000 Pfd. Sterl. verpflichtete. Die ganze Unternehmung war von Seiten des Königs nur ein Scheinmanöver gewesen, mit dem er bezweckte, die leeren Kassen des Staatsschatzes zu füllen. Inzwischen hatte Margaretha von Burgund wieder einen Gegenkönig aufgestellt in Peter Osbeck (von den Engländern Perkin Warbeck genannt). Wahrscheinlich von Gesicht Eduards V. Bruder, Richard, ähnlich, trat er als Richard IV. auf, kam von Portugal, wohin ihn Margaretha geschickt hatte, im Mai 1492 nach York u. wurde hier von den Iren als rechtmäßiger König von E. ausgerufen. Anfangs von Karl VIII. von Frankreich anerkannt, als dieser noch mit Heinrich VII. im Kriege war, begab er sich nach Paris, wo sich die vertriebenen Anhänger der Yorks um ihn sammelten. Nach dem Frieden von Estaples ließ ihn Karl VIII. fallen, u. Perkin floh aus Frankreich nach Flandern zu seiner Schützerin, welche dem Betruge auf so schlaue Weise den Schein von Wahrheit zu geben wußte, daß der Glaube, Osbeck sei Richard IV. viele Anhänger fand. Die Verbindungen Margarethas zu Gunsten ihres Schützlings reichten übrigens bis in die unmittelbare Nähe des Königs, wurden aber verrathen, u. mehrere der Compromittirten, darunter der Graf Stanley, Sieger vor Bosworth, büßten ihre Schuld mit dem Leben. Dennoch landete der Prätendent 1495 in Kent, begab sich, als er hier nichts ausrichtete, nach Irland, u. da er hier von dem Statthalter Sir Edward Poynings, dem eigentlichen Begründer der englischen Macht in Irland, auf seine Schiffe zurückgeworfen wurde, nach Schottland, wo er vom König Jakob IV. anerkannt u. ihm sogar eine Verwandte des Königs, Katharine Gordon, zur Gemahlin gegeben wurde. Unterdessen hatte Heinrich ein Abkommen mit Philipp von Burgund getroffen, demzufolge beide Staaten sich verpflichteten, Rebellen u. Exilirte des anderen Staates nicht im Lande zu dulden, wodurch dem Prätendenten der flandrische Succurs abgeschnitten wurde. Nach einem erfolglosen Einfall in E. 1497 verzweifelte Jakob IV. an dem Glücke seines Schützlings u. schloß mit E. 1498 Frieden. Perkin floh nach Irland u. unternahm von da 1498 eine Landung in Cornwallis, wo wegen einer Steuerauflage eine Empörung unter den Bewohnern ausgebrochen war. Als er mit dem zusammengerafften Rebellenhaufen Exeter belagerte, zerstreuten sich seine Truppen beim Anrücken der königlichen Macht, u. er selbst floh in das Kloster Beaulieu, wo er sich später seinem Feinde auslieferte. Er wurde seiner Freiheit nicht völlig beraubt, sondern durfte unter der Hut einiger Wächter frei am Hofe verkehren. In Folge eines Fluchtversuchs aber in den Tower gesteckt, machte er einen Anschlag, um mit dem halb blödsinnigen Prinzen Eduard Warwick zu entkommen. Der Anschlug wurde verrathen u. Beide wegen Hochverraths hingerichtet. Damit erreichten die Bestrebungen der Yorks ein Ende, dem Hause Tudor den englischen Thron streitig zu machen. Heinrich wandte nun sein ganzes Bestreben der inneren Verwaltung seines Reiches zu, während er auf diplomatischem Wege alle Differenzen auszugleichen od. neue zu vermeiden bemüht war, welche fremden Mächten Anlaß zur Störung des Friedens hätten geben können. Die Vortheile der isolirten Lage E-s würdigend, bestrebte er sich, ein mächtiges. Inselreich[730] zu schaffen, dagegen die kriegerische Politik seiner Vorgänger bezüglich der festländischen Besitzungen E-s fallen zu lassen. Mit Jakob IV. bahnte er ein freundschaftliches Verhältniß an u. gab demselben 1502 seine Tochter Margarethe, ebenso unterhielt er eine enge Verbindung mit Ferdinand u. Isabelle von Spanien, deren Tochter, Katharina, dem ältesten Prinzen Arthur vermählt u., als dieser starb, dem Prinzen Heinrich 1505 verlobt wurde. Der größte Vorwurf, welcher die innere Regierung Heinrichs trifft, ist die rücksichtslose Habsucht, mit welcher der König aus Processen, Vormundschaften etc. Gewinn zu ziehen suchte. Auch nahm er oft durch Benevolenzen die reichen Unterthanen in Anspruch, u. konnte als sparsamer Haushalter, als er 1509 starb, einen Schatz von 1,800,000 Pfd. Sterl. hinterlassen. Das Verfassungsleben machte unter Heinrich VII. nur geringe Fortschritte; die Vernichtung des alten Adels durch Krieg u. Blutgericht u. der Erwerb freien Landbesitzes von Seiten reich gewordener Bürger gab dem bürgerlichen Elemente eine höhere Geltung im Staatswesen; daher auch das Haus der Gemeinen an Bedeutung vor dem Oberhause gewann. Die Controle des Staatshaushaltes, das Recht der freien Rede wurde auch von Heinrich den Gemeinen gewährleistet, doch berief er dieselben seltener als seine Vorgänger, da er neuer Steuern nur selten bedurfte. Der Grundsatz, daß ein Abgeordneter während der Session nicht gerichtlich belangt werden dürfe, kam, früher oft bestritten, unter den Tudors zur gesetzlichen Geltung. Für das Wiederaufblühen des durch die Unruhen u. Kriege heruntergekommenen Handels trug Heinrich durch Handelsverträge mit der Hansa, den Niederlanden, den Preußen etc. Sorge, doch that der Unternehmungsgeist der Merchant adventurers dabei das Beste. Den Entdecker des Festlandes von Amerika, Johann Cabot, unterstützte der König bei seinem Unternehmen, nachdem er die früheren Anträge des Columbus abgewiesen hatte.
Sein Sohn Heinrich VIII. folgte ihm. Zunächst vollzog dieser seine Ehe mit Katharine von Aragonien. Die Gelderpressungen seines Vaters mußten dessen beim Volke verhaßter Finanzminister Dudley u. der Sachwalter am Schatzkammergericht, Empson, der vorzugsweise auf Grund alter Urkunden Geldstrafen bei den geringfügigsten Vergehen verhängte, mit dem Tode büßen. 1511 verband er sich mit seinem Schwiegervater, Ferdinand von Spanien, zur Bekriegung Ludwigs XII. von Frankreich, von dem er die Normandie, Guienne, Anjou u. Maine als englisches Lehn zurückforderte; doch brachte das Unternehmen nur den Spaniern Vortheil, welche dadurch in Besitz von Navarra amen. 1512 ging er persönlich nach dem Continent u. eroberte Terouanne u. Tournay, zugleich verlor Jakob IV. von Schottland, der eine Diversion zu Gunsten Frankreichs versuchte, bei Flodden Schlacht u. Leben. Der Friede kam 1514 zu Stande, da Heinrichs Bundesgenossen den Krieg aufgaben. Der hauptsächlichste Leiter der Politik Heinrichs VIII. war der Almosenier Thomas Wolsey, welcher den König, indem er den Launen u. Neigungen desselben in unterwürfiger Weise entgegenkam, fast ganz beherrschte u. im Geheimen Rathe den Ton angab. Er veranlaßte Heinrich sich um die erledigte Kaiserkronein Deutschland zu bewerben, u. da ihm dieselbe entging, sich mit Karl V. gegen Franz I. von Frankreich zu verbinden. Bei der Verschwendung des Königs, welcher in der Genußsucht mit seinem, zum Cardinal erhobenen Günstling Wolsey rivalisirte, wurde, da der Staatsschatz aufgezehrt u. die Benevolenzen abgenutzt waren, zum ersten Male nach 8 Jahren ein Parlament berufen. Die Gemeinen zeigten sich indeß äußerst schwierig u. waren nicht zur Bewilligung der ganzen Summen, welche gefordert wurden, zu bewegen. Als die beiden Einfälle in die Picardie (1522 u. 1523) mißlungen waren, versuchte Heinrich auch ohne Bewilligung der Gemeinen eine Steuer aufzulegen, stieß aber auf so hartnäckigen Widerstand, daß er am 30. Aug. 1525 das Gebot des französischen Königs von 50,000 Kronen Jahrgehalt für Zusicherung des Friedens annahm. Was außerdem Heinrich VIII. zu einer Annäherung an Frankreich bestimmte, war die Scheidungssache zwischen ihm u. seiner Gemahlin Katharine von Aragonien, der Tante des Kaisers Karl V. Der Papst Clemens VII. stand Anfangs auf gutem Fuße mit Heinrich VIII., welchem Leo X., für die Abfassung des gegen Luther u. die Reformation gerichteten Buches De septem sacramentis, den Titel Beschützer des Glaubens gegeben hatte, u. war geneigt, die Dispensation zu ertheilen, zumal da Heinrich sich bereitwillig zum Kriege gegen den Kaiser bewies, welcher damals den Papst hart bedrängte. Als es aber 1529 zur Scheidung kommen sollte, erhoben die päpstlichen Legaten Schwierigkeiten. Der König aufs Höchste erzürnt, entließ den Cardinal Wolsey, welcher die Angelegenheit bisher betrieben hatte, u. brach aufden Rath Sir Thomas Cornwalls völlig mit dem Papste. Er zwang nun die Geistlichkeit, indem er für ihre Überschreitung des Statuts gegen die Provisionen mit Strafe drohte, ihn als obersten Lehnsherrn u. Oberhaupt der Kirche anzuerkennen. Das Parlament sanctionirte diesen Act der Gewalt, indem es die Appellation der Königin an den Papst für ungesetzlich erklärte; das geistliche Gericht war von Heinrich VIII. nur der Form wegen berufen, um seine Verheirathung mit seiner Geliebten, Anna Boleyn, durchzusetzen. Der Erzbischof von Canterbury Cranmer, welcher der Reformation geneigt u. ein Gegner des Cölibats war, betrieb mit Thomas More, dem Kanzler des Reichs, die Trennung der Englischen Kirche von Rom aufs eifrigste. Aber mit der Unabhängigkeit von Rom trachtete Heinrich auch sich der weltlichen Schranken seiner königlichen Macht zu entledigen. Der Kanzler, sich den absolutistischen Neigungen des Königs entgegenstemmend, büßte 1535 dafür mit dem Tode. Cromwell, als Generalvicar an die Spitze der geistlichen Angelegenheiten gestellt, leitete die päpstlichen Annaten in die Kasse des Königs, hob 1536 den größten Theil u. in den folgenden Jahren den Rest der Klöster auf u. bereicherte mit deren Einkünften den König, welchem diese Art gewaltsamer Reform sehr behagte. Diese Maßregeln brachten unter der Geistlichkeit großes Mißvergnügen hervor, so daß unter ihrem Einflusse 1536 eine Empörung ausbrach. Der Führer derselben, Robert Aske, sammelte einen Insurgentenhaufen von 40,000 Mann; dieser verlief sich aber theils in Folge innerer Zwistigkeiten, theils weil die meisten die von dem Könige gebotene Amnestie dem Kampfe vorzogen. Einen abermaligen Versuch zum Aufruhr büßte Aske 1537 mit dem Leben. Eine neue Neigung bestimmte Heinrich, auch seine Ehe mit Anna Boleyn vom Erzbischof Cranmer für null u. nichtig erklären zu lassen; ein[731] corruptes Gericht vollzog den Willen des Königs, indem es die Königin als Ehebrecherin zum Todeverurtheilte. Am Tage nach der Enthauptung heirathete Heinrich die Johanna Seymour, welche jedoch, nachdem sie den nachmaligen König Eduard VI. geboren, noch in demselben Jahre starb. Dem Streben des Königs nach völliger Selbstherrschaft leistete einestheils die Verderbniß der Sitren, für welche er selbst ein gefährliches Beispiel gab, anderntheils die Rivalität der protestantischen u. katholischen Partei im Parlamente großen Vorschub. Beide Parteien suchten sich Duldung u. Gunst vom Könige zu erringen, indem sie sich in Unterwürfigkeit überboten; beide mußten zu List u. geheimen Schlichen ihre Zuflucht nehmen, da der Widerspruch gegen die 1539 vom Könige erlassenen 6 im Geiste der katholischen Lehre abgefaßten Glaubensartikel mit dem Tode bedroht war. So geschah es, daß die Gemeinen 1539 den in Gemeinschaft mit dem Geheimen Rathe erlassenen königlichen Proclamationen Gesetzeskraft beilegten u. sich der Macht begaben, welche sie ehedem der Krone gegenüber besaßen. Fortan schaltete u. waltete der König wie ein unumschränkter Fürst. Seine Willkür kannte keine Grenzen, u. als er die durch die Einziehung der Klostergüter erworbenen Reichthümer vergeudet hatte, erhob er Steuern u. Gefälle nach Belieben, ließ sich Zwangsgeschenke machen u. verschlechterte endlich die Münze bis auf 1/3 ihres ehemaligen Werthes. Nach dem Tode der Johanna Seymour heirathete er 1540 Anna von Cleve, die er aber, weil er sie häßlich fand, nach 5 Monaten durch Scheidung wieder verstieß. Desto lebhafter entbrannte er nun für die schöne Katharine Howard u. heirathete dieselbe 3 Wochen nach der Scheidung, aber auch diese ließ er wegen überwiesenen unzüchtigen Umganges mit einem Edelmann vor seiner Vermählung mit ihr 1542 enthaupten. Nach diesem Mord führte Heinrich einen kurzen Krieg mir Schottland, der zwar bald mit einem Frieden endete, aber einen neuen Krieg mit Frankreich zur Folge hatte. Franz I., vorher bemüht, den König von E. im Kriege gegen Karl V. auf seine Seite zu ziehen, während der Kaiser dasselbe Ziel verfolgte, mischte sich in die schottischen Händel. In Folge dessen verband sich Heinrich mit Karl V., welcher der Aufforderung des Papstes, die Bannbulle gegen den König von E. zu publiciren, nicht nachzukommen für gut fand u. von Heinrich nur verlangte, daß er die ehemals für unrechtmäßig erklärte Ehe mit Katharine von Aragonien wieder für rechtmäßig gelten lasse; dies geschah 1543 durch Parlamentsbeschluß. Ehe Heinrich seinen Feldzug gegen Frankreich begann, heirathete er seine 6. Gemahlin, Katharine Parr, die Wittwe des Lords Latimer. Heinrich landete um 1544 mit 30,000 Mann in Frankreich, statt aber nach der Verabredung mit Kaiser Karl V. vereint nach Paris loszugehen, belagerte er Boulogne u. Montreuil. Karl V., hierüber erzürnt, schloß den Frieden von Crespy, worauf Heinrich mit Frankreich u. Schottland ebenfalls 1546 einen Frieden schloß, der ihm nichts eintrug als den achtjährigen Besitz von Boulogne. Inzwischen dauerten die Ketzerverfolgungen fort, u. Viele, welche die Oberherrlichkeit des Königs nicht anerkennen wollten, wurden dem Feuertode preisgegeben. Zu diesen gehörte auch Anna Askew, in deren Proceß die Königin verwickelt wurde; nur durch eine List entging diese der ihr gelegten Schlinge, dahingegen wurde der Herzog von Norfolk, das Haupt der Partei, welche auf ihren Sturz hinarbeitete, verhaftet u. sein Sohn hingerichtet; er selbst sollte eben den Tod leiden, als am Tag vor der festgesetzten Hinrichtung Heinrich 28. Jan. 1547 starb.
Das gesunkene Ansehen der Gesetze hob sich wieder, als Eduard VI., Sohn der Johanna Seymour, unter der Vormundschaft seines Oheims Eduard Seymour, Graf von Hertford, der sich selbst zum Herzog von Somerset erhob, König wurde. Dieser beseitigte viele despotische Verfügungen der vorigen Regierung u. führte mit Hülfe Cranmers die Reformation ein, indem er an die Stelle der 6 Artikel Heinrichs 42 Artikel im Sinne der Lutherischen Kirchenverbesserung setzte. Das Parlament ertheilte seine Zustimmung. Inzwischen suchte der Bruder des Protectors, Thomas, nachdem er die verwittwete Königin geheirathet hatte, nach dem Tode derselben bei Eduard VI. Einfluß zu gewinnen, indem er zugleich mit der Prinzessin Elisabeth ein vertrautes Verhältniß anknüpfte. Wiederholt versuchte er seinen Bruder zu stürzen, wurde aber des Hochverraths angeklagt u. hingerichtet. Die gewaltsame Einführung der Reformation verbunden mit der Zerrüttung der wirthschaftlichen Zustände des Landes, an welcher theils die Münzverschlechterung, theils die Vernachlässigung des Ackerbaues zu Gunsten der Schafzucht Schuld trug, hielten indeß das Land in fortwährender Gährung, welche an Umfang gewann, als Somerset die Schotten mit Krieg überzog, um sie zu zwingen, ihre Königin Maria dem König Eduard VI. zur Gemahlin zu geben. Statt sein Ziel u. damit die Vereinigung E-s mit Schottland zu erreichen, erhielt der Dauphin von Frankreich die Hand der schottischen Königin, u. E. sah sich abermals von einer französischen Invasion bedroht. Die Folge davon war der Sturz Somersets, an dessen Stelle der Graf Warwick, später Herzog von Northumberland, trat. Dieser ließ seinen Vorgänger 1552, als derselbe seine Wiederherstellung auf dem Wege der Verschwörung versuchte, hinrichten, unterdrückte mit Energie die revolutionären Regungen, betrieb die Durchführung der Reformation u. bestimmte den kränklichen König, durch ein Testament die Lady Johanna Grey, Großnichte Heinrichs VIII., die Schwiegertochter Northumberlands, zur Thronerbin einzusetzen, seine ältere Halbschwester Maria aber vom Throne auszuschließen, da sie katholisch sei.
Nach dem Tode des Königs 6. Aug. 1553 mißlang dem Herzog der Plan, sich Marias zu bemächtigen, Johanna nahm die Krone nur ungern an u. wurde auch nur in London als Königin anerkannt, während das übrige Land Marien zufiel. Vergebens führte Northumberland ein Heer gegen Marias Truppen, welche vom Schloß Keningshall eine Proclamation erlassend, die Regierung angetreten hatte. Ihre Truppen waren siegreich, u. als der, bis dahin im Tower eingeschlossene Geheimrath zur Schaffung eines neuen Heeres vom Herzoge freigelassen worden war, erkannte derselbe Maria als Königin an, welchem Beispiel auch London folgte. Erschreckt proclamirte sie Northumberland nach einigem Widerstreben selbst, wurde nun aber auf Marias Befehl hingerichtet. Maria war eine eifrige Katholikin u. begann sofort an der Gegenreformation zu arbeiten, dabei unterstützt von ihrem Kanzler, dem Bischof Gardiner, welchen die vorige Regierung in den Tower gesperrt hatte; sie setzte 5 katholische [732] Bischöfe an die Stelle der protestantischen u. ließ sich ganz nach katholischem Ritus krönen. Am 10. Oct. eröffnete sie das neue Parlament. Von Furcht bewältigt u. um den Bürgerkrieg zu vermeiden, erklärte dasselbe die Ehescheidung, also auch die folgenden Ehen Heinrichs VIII. für null u. nichtig (wodurch Elisabeth, die Tochter der Anna Boleyn, ihr Erb- u. Thronrecht verlor), widerrief zwar nicht alle von Eduard VI. gemachten Änderungen in Religionssachen, da der Eingriff des Papstthums in die weltliche Regierung u. die Restituirung der Kirchengüter dem unabhängigen Sinne der Bevölkerung zuwider war, führte aber den Cölibat u. das Abendmahl nach römisch-katholischer Lehre wieder ein. Noch während des Parlaments wurde Johanna Grey, die man bei Marias Thronbesteigung verhaftet hatte, u. der Erzbischof Cranmer zum Tode verurtheilt, doch die Hinrichtung Beider aufgeschoben. Als sich Maria mit Philipp, Sohn Kaiser Karls V., nachmals als Philipp II. König von Spanien, 1553 verlobte, versetzte dieser Schritt die der Reformation ergebene Partei des Landes in noch größere Furcht vor einer kirchlichen Reaction. Suffolk, der Vater Johanna Greys, benutzte die Mißstimmung, um seinen mißlungenen Plan wieder aufzunehmen. An verschiedenen Orten entstanden Unruhen, u. ein kühner Führer der Rebellen, Thomas Wyat, drang sogar bis in die Straßen Londons ein. Dies Ereigniß beschleunigte die Hinrichtung Johannas u. ihres Gemahls; Marias Schwester, Elisabeth, aber, welche ebenfalls compromittirt war, wurde gefangen gesetzt u. erst auf Philipps Fürbitten wieder befreit. Dieser vermählte sich nun am 24. Juli 1554 mit Zustimmung des Parlaments, welches ihm jedoch das Thronfolgerecht absprach, mit Maria, welche von da mit Entschiedenheit gegen den Protestantismusauftrat. Auf ihr Verlangen kam der Cardinal Pole als päpstlicher Legat nach E.; dieser nahm den Bannfluch, welcher über E. ausgesprochen war, zurück, u. auf Antrag des Parlaments wurde E., nachdem der Papst den Anspruch auf Zurückgabe der Kirchen- u. Klostergüter ausdrücklich hatte fallen lassen, in den Schooß der Kirche wieder aufgenommen. Unterdessen hatte sich das eheliche Verhältniß Marias nicht zum Besten gestaltet; das Kind, welches sie zu bekommen erwartete, blieb aus, u. Philipp reiste nach 14monatlicher Anwesenheit in E. wieder ab, um den spanischen Thron nach der Abdankung seines Vaters zu besteigen. Eine tiefe Melancholie bemächtigte sich Marias, ihre Verfolgungssucht gegen die Ketzer nahm von Tage zu Tage zu, Cranmer u. viele protestantische Geistliche wurden hingerichtet, u. obwohl nur 5 Bischöfe die Ketzergerichte in ihren Sprengeln duldeten, starb doch eine große Anzahl von Protestanten den Feuert od. Philipp ließ indessen nichts von sich hören; nur einmal, als er 1557 ein Hülfscorps gegen Frankreich brauchte, gab er Nachricht. Doch auch diese Hülfe gereichte E. zum Nachtheil; denn die Franzosen nahmen, obgleich sie bei St. Quintin im Juli 1557 geschlagen worden waren, in wenigen Tagen unter Guise Calais, welches die Engländer 210 Jahre lang besessen hatten. Damit ging E-s letzte Besitzung in Frankreich verloren. Maria grämte sich über diesen Verlust, wie über eine mißlungene Unternehmung gegen Brest, bis an ihren Tod, der 1558 am 18. Nov. erfolgte.
Ihr folgte Elisabeth, Heinrichs VIII. u. der Anna Boleyn Tochter, erst 25 Jahre alt, aber begabt mit großem Selbstvertrauen u. einer umfassenden Bildung. Sie nahm Nic. Bacon u. Robert Cecil zu Ministern an u. bekundete ihren protestantischen Sinn durch mehrere Verordnungen zu Gunsten der protestantischen Lehre u. durch Aufnahme von niederländischen u. französischen Flüchtlingen, welche, um den Religionsverfolgungen zu entgehen, in E. eine Freistatt suchten u. theils durch ihre Geldmittel, theils durch ihre industrielle Thätigkeit auf das wirthschaftliche Gedeihen des Staates den wohlthätigsten Einfluß übten. Zwar erklärte der Papst Maria von Schottland, als von der ältesten Schwester Heinrichs VIII. stammend, für die wahre Königin; indeß Elisabeth berief ihren Gesandten von Rom zurück, ließ sich von dem einzigen Bischof, der sich dazu bereit erklärte, krönen u. berief ein Parlament, welches sich so willfährig zeigte wie das vorhergegangene, indem es die Beschlüsse desselben umstieß, Elisabeth als rechtmäßige Königin erklärte u. den Supremateid verordnete. Dies Parlament war indeß mit nicht besseren Mitteln zusammengebracht als viele der früheren; statt erwählter Repräsentanten saßen im Unterhause fast nur von den Sheriffs ernannte Vertreter der Grafschaften, u. die protestantische Partei war im Oberhause durch Ernennung neuer Peers verstärkt worden. Es war also kein Wunder, wenn die Beschlüsse dieser Versammlungen dem Lande keine besondere Achtung abnöthigten; desto größer war indeß die Zuneigung des Landes zur Königin, welche jede Gewaltthat vermied, die dem Gewissen der Unterthanen Zwang anzuthun schienen, u. in der mildesten Weise die Geistlichen, welche den Supremateid verweigerten, ihres Amtes entsetzte. Durch den Frieden zu Chateau Cambresis endigte Elisabeth 1559 den Krieg mit Frankreich, ohne Calais zurück zu erhalten. Um der Nachfolge der katholischen Maria von Schottland, die das nächste Recht auf den Thron hatte, zu entgehen, baten Deputationen des Parlaments Elisabeth, sich zu verheirathen. Sie wies aber alle Vorstellungen der Art zurück u. schlug alle Anträge fremder Herrscher mit Standhaftigkeit aus; ihre Neigung gehörte dem Lord Robert Dudley, welchen sie zum Grafen Leicester erhob, ohne an eine eheliche Verbindung zu denken, von der sie eine Einschränkung ihrer Herrschermacht befürchtete. Inzwischen hatte Maria, Königin von Frankreich, nach ihres Gemahls, Franz II., Tode (1560) die Ratification eines früher abgeschlossenen Vertrages, welcher dieser die von ihr angenommenen Titel Königin von E. u. Irland aberkannte, verweigert u. war nach Schottland zurückgekehrt. Äußerlich bestand indeß das beste Einvernehmen zwischen beiden Königinnen, u. Maria nahm keinen Anstand, als sie von dem empörten schottischen Adel zur Thronentsagung u. 1568 zur Flucht genöthigt wurde, bei der Königin von England ein Asyl zu suchen. Aber Elisabeth hielt es aus politischen Gründen für besser, die vertriebene Königin, die Mutter des muthmaßlichen Thronerben von E. u. Schottland, gefangen zu setzen, unter dem Vorwande, daß diese sich erst von dem Verdacht, um den Mord ihres 2. Gemahls Darnley (dieser wurde auf Veranlassung des Grafen Bothwell, den Maria nachher heirathete, ermordet) gewußt zu haben, reinigen müsse. Von nun an wurde Maria Stuart als die Märtyrerin des katholischen Glaubens angesehen; denn Elisabeth trat[733] immer entschiedener zu Gunsten der Protestanten in den Niederlanden u. Frankreich auf, unterstützte dieselben mit Kriegsmaterial u. wagte es sogar spanische Schiffe angreifen u. aufbringen zu lassen. Indessen war Elisabeth weit entfernt, von der Reformation ihre kirchliche Oberhoheit antasten zu lassen, u. verfuhr mit Strenge gegen die sogenannten Puritaner u. andere Nonconformisten, welche die 1571 vom Parlament aufgestellten 39 Artikel (Act of uniformity) nicht anerkannten. Im Parlament bildeten sich 2 Parteien, von denen die eine auf Erweiterung der Freiheit des Glaubens drang, die andere an dem bisher Erreichten festhielt. Nur in Fragen, welche den Katholicismus betrafen, war das Parlament einstimmig u. veranlaßte 1572 die Hinrichtung des Herzogs von Norfolk, welcher einen Anschlag zur Befreiung der schottischen Königin machte, um sich mit ihr zu vermählen. Auch der Graf Northumberland büßte sein mit schottischer Hülfe gegen Elisabeth gerichtetes revolutionäres Unternehmen mit dem Tode. Im Sommer 1581 verband sich Elisabeth mit Frankreich gegen Spanien u. war schon nahe daran, dem Herzog Franz von Anjou, Bruder des Königs Heinrich III., die Hand zu reichen, als die öffentliche Meinung in E. laut gegen die Verbindung mit dem Hause Valois Einspruch erhob. Die Königin besann sich daher eines Besseren. Den bedrängten Niederländern sandte sie 1585 Hülfstruppen gegen Spanien, ohne indeß Vortheile für ihr Reich dadurch zu gewinnen. Indessen wurde die Stellung E-s zum Papstthum u. zu den demselben Unterstützung bietenden Mächten immer schroffer, zumal da Elisabeth sich weigerte, der alternden Maria Stuart die Freiheit zurückzugeben. Noch einmal versuchte die katholische Partei 1586 einen Handstreich zur Befreiung u. Erhebung Marias. Zunächst war die zu diesem Zweck von Babington angezettelte Verschwörung gegen das Leben Elisabeths gerichtet. Als das Vorhaben an den Tag gekommen war, beschloß die Königin den Tod der Maria, welche der Mitwissenschaft an der Verschwörung angeklagt, 1587 hingerichtet wurde. Mit dieser That, deren Verantwortung Elisabeth sich vergeblich bemühte auf die Schultern ihrer Minister zu wälzen, war das Maß der Feindseligkeiten u. Kränkungen voll, welche Philipp II. von Spanien seit Jahren von Elisabeth gelitten hatte. Nicht nur daß sie ihn als Gemahl verschmäht u. seine rebellirenden Unterthanen unterstützt hatte, sie duldete auch das Caperunwesen, welches der Weltumsegler Francis Drake gegen spanische Handelsschiffe trieb, in seiner Kühnheit so weit gehend, daß er im Hafen von Cadix selbst spanische Kriegsschiffe zerstörte (19. April 1587). Vom Papst aufgestachelt, begann Philipp II. eine furchtbare Flotte, die Armada, gegen E. auszurüsten, um einen Versuch zu E-s Eroberung zu machen. Dagegen bot Elisabeth ihr ganzes Volk auf, u. ohne Unterschied des Glaubens leistete die Bevölkerung dem Aufgebot der Königin Folge, denn das Vertrauen des Landes gehörte ihrer trefflichen Regierung, unter welcher langjährige Ruhe herrschte u. Handel, Industrie u. die Dichtkunst sich zu herrlicher Blüthe entfalteten. Einen mächtigeren Verbündeten als ihr Volk fand die Königin jedoch in den Naturgewalten, der Sturm zerstreute die spanische Flotte, welche erst 1588 im Kanal erschienen war, ein Theil derselben wurde nach Grevelingen getrieben, wo sie von Drake angegriffen, am 30. Juli eine große Niederlage erlitt, der Rest rettete sich mühsam u. ging nach Spanien zurück. Dieser Seesieg hob das stolze Nationalgefühl der Engländer u. den Ruhm der Königin noch höher; er gab den Anstoß zur Erweiterung der englischen Seemacht u. zur Anlage geschützter Colonien in den asiatischen u. amerikanischen Gewässern. Bald nach ihrem größten Triumphe verlor Elisabeth ihren Günstling Rob. Dudley durch den Tod; an seine Stelle trat der Graf Essex. In den folgenden Jahren der Regierung Elisabeths machte sich die religiöse Intoleranz mehr als früher bemerkbar. Die sogenannten Recusanten (Personen, welche sich weigerten, die Kirchen der Staatsreligion zu besuchen), mußten zu Gunsten der königlichen Kasse schwere Geldbußen zahlen, auch wurden noch viele katholische Priester u. Laien um ihres Glaubens willen hingerichtet. 1589 starb ihr treuester Rathgeber u. Minister Cecil, Lord Burleigh; ihren Günstling Essex erhob sie zum Statthalter von Irland. Als sich derselbe aber überhob, ließ ihn die Königin empfinden, daß er ihr Diener sei. Sie faßte seitdem den Verdacht, Essex strebe Irland an sich zu bringen, da er, anstatt die aufrührerischen Fürsten des Landes zu bekämpfen, Frieden schloß u. Duldung der Katholischen Religion versprach. Vor Gericht geladen, wurde Essex seiner Ämter u. Würden verlustig erklärt. Zur Rache gereizt, versuchte er in London einen Aufstand zu erregen, fand aber so wenig Anhang, daß er sofort die Flucht ergriff; gefangen genommen wurde er 25. Febr. 1600 hingerichtet. Sein Nachfolger in Irland, Lord Mounthy, schlug 1602 die an der Küste gelandeten Spanier. Elisabeth st. 1603; mit ihr erlosch das Haus Tudor.
XI. England unter den Stuarts 1603 bis 1688. A) Bis zur Hinrichtung Karls J. 1649. Das Haus Stuart bestieg 1603 mit Jakob I., seither, als Sohn der Königin Maria, König von Schottland, den englischen Thron. Elisabeth selbst hatte ihn auf ihrem Sterbebette zum Nachfolger berufen. Mit Freude in E. aufgenommen, that Jakob Alles, um sich bei den neuen Unterthanen beliebt zu machen. Als Rathgeber stand ihm der jüngere Cecil zur Seite, welcher seinem Vater im Amte gefolgt war. Die Energie des Ministers ersetzte die dem Könige mangelnde Willens- u. Thatkraft. Rasch wurde eine Verschwörung der Katholiken u. anderer Unzufriedenen zu Gunsten der Arabelle Stuart, welche in demselben Grade wie Jakob I. mit Heinrich VIII. verwandt war, unterdrückt. Der Führer der Verschworenen, Walter Raleigh, wurde zum Tode verurtheilt u. später hingerichtet. Von jeher hatte der König die theologischen Streitigkeiten geliebt; jetzt versammelte er in diesem Sinne zu Hampton-Court eine Synode, wo er die Katholiken, Puritaner u. Episkopalen anhörte, sich jedoch entschieden auf die Seite der Letzteren wendete. Am meisten waren ihm die Puritaner verhaßt, weniger die Katholiken, doch wandte er gegen beide die Strafe der Recusanten zum Vortheile seiner Kasse an u. erregte dadurch das Mißvergnügen beider Religionsparteien. Seine augenfällige Begünstigung eingewanderter Schotten raubte ihm außerdem das Zutrauen der nationalen Partei. Alle diese Ursachen des Mißvergnügens gaben neuen Stoff zu hochverrätherischen Anschlägen. Einer derselben sollte 1605 bei dem Zusammentritt des Parlaments zur Ausführung[734] kommen. Nach der Eröffnung des Parlaments 1605 vereinte er E. u. Schottland zu einem Reiche (Großbritannien) u. nahm zuerst den Titel König von Großbritannien u. Irland an, konnte jedoch auf keine Weise die Zustimmung des Parlaments zu dieser Vereinigung erhalten. 10 Tage vor Eröffnung desselben erhielt Lord Mounteagle einen anonymen Brief, worin. derselbe gewarnt wurde, an der Eröffnung des Parlaments Theil zu nehmen. Der Brief kam zur Kenntniß der Regierung u. des Königs u. leitete in seinen geheimnißvollen Andeutungen auf die Vermuthung, daß eine Pulverexplosion beabsichtigt sei. Die Nacht vor der Eröffnung des Parlaments, den 5. Novbr. 1605, wurden daher die Souterrains unter dem Oberhaus untersucht, u. man fand wirklich einen Stollen von einem Kohlenmagazin aus unter das Haus vorgetrieben u. dort 36 Pulverfässer unter Reisholz versteckt. Ein verabschiedeter Offizier, Guy Fawkes, wurde bei der Mine angetroffen, bereit, das Pulver auf das erste Signal in Brand zu stecken. Auf der Folter um Mitschuldige befragt, gab er 2 Edelleute, Catesby u. Percy, als Anstifter der Verschwörung an. Diese flohen nach der Grafschaft Warwick, fanden hier einen 3. Verschwornen, Digby, trafen Anstalten zum Aufruhr, wurden aber von königlichen Truppen überrascht, zum Theil im Kampfe niedergemacht, zum Theil gefangen u. hingerichtet. Gleiches Schicksal hatten 2 Jesuiten, Garnet u. Hall, welche den Verschworenen Absolution für diese That im Voraus ertheilt hatten. Zweck dieser sogenannten Pulververschwörung war die Ermordung des Königs u. seiner Rathgeber u. die Erhebung seines unmündigen Sohnes Karl unter einer von Katholiken geleiteten Regentschaft. Eine Folge der Pulververschwörung war die Verbannung der Jesuiten aus dem Reiche u. das jedem Katholiken geltende Verbot, sich dem Ort, wo sich der Hof aufhält, auf mehr als 10 Meilen zu nähern. Seitdem werden jährlich, vor Eröffnung des Parlaments, die Keller des Parlamentshauses von dem Stabträger des Hauses u. einigen Polizeileuten untersucht. Des Königs verschwenderischer Hofhalt, seine Unmäßigkeit, die sich bis zur Trunksucht steigerte, sein Widerwille gegen Regierungsgeschäfte, dabei seine maßlose Eitelkeit, für einen weisen Fürsten gelten zu wollen, entfremdete ihm sowohl die englische wie die schottische Nation mehr u. mehr. Seine innere u. äußere Politik war nur darauf gerichtet, sich die Mittel zu einem maßlosen Luxus zu verschaffen. In beiden Beziehungen war er unglücklich. 1613 vermählte er seine Tochter Elisabeth an den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, für den er aber, als derselbe sich zum König von Böhmen erklärt hatte u. besiegt worden war, nichts thun konnte. Auch eine von ihm gewünschte Heirath seines Sohnes mit einer spanischen Prinzessin, wodurch er seinem Schwiegersohne Spaniens Hülfe zuwenden wollte, kam nicht zu Stande. Obwohl das Parlament unter den Tudors ein sehr gefügiger Körper geworden war, u. Elisabeth demselben nur eine berathende, keine beschließende Stimme zugestand, so trat es doch nunmehr in entschiedene Opposition gegen den König, als dieser der Krone das Recht, Auflagen auszuschreiben, beilegen wollte. Die Politik Elisabeths war, in Übereinstimmung mit dem Parlament zu regieren, ohne die Nothwendigkeit dieser Übereinstimmung als in den Gesetzen begründet anzuerkennen. Jakob ging weiter auf dem Wege des Absolutismus, steckte 1614 mehrere heftige Redner in den Tower, gab aber wieder nach, da seine Furcht vor üblen Folgen noch größer war, als seine Habgier. Da er indeß, um zu Gelde zu gelangen, Adelstitel verkaufte, so war dadurch der alte Adel in Gefahr, seine ganze politische Bedeutung zu verlieren, u. hatte deshalb nicht geringeren Grund zur Unzufriedenheit, als das Haus der Gemeinen. Dazu kam, daß nach Robert Cecils Tode, 1612, unwürdige Günstlinge, zuerst Robert Caer, zum Herzog von Somerset erhoben, dann George Villiers, welchen Jakob zum Marquis von Buckingham ernannte, den König beherrschten. Nicht weniger verletzte die auswärtige Politik Jakobs den Nationalstolz. Mit Spanien schloß er 1604 Frieden u. trat die Plätze Vließingen, Briel u. Ronnekens, welche Elisabeth pfandweise von den Holländern erhalten hatte, diesen gegen 250,000 Pfd. Sterling ab. Gegen die Anmaßung des Königs, jeden Parlamentsredner für sein Mißverhalten der Krone gegenüber strafen zu dürfen, erhob das Haus der Gemeinen 1621 förmlichen Protest. In Folge dessen löste der König das Parlament auf u. schickte die vorzüglichsten Mitglieder der Opposition in den Tower. Nur einmal befand sich Jakobs auswärtige Politik in völliger Übereinstimmung mit dem Nationalwillen, als er 1624, nach dem Scheitern seines spanischen Heirathsprojects, den Protestanten in Deutschland 12,000 M. Hülfstruppen sandte. Im folgenden Jahre (1625) starb er.
Sein Sohn u. Nachfolger Karl I. vermählte sich kurz nach seiner Thronbesteigung mit Henriette, Tochter Heinrichs IV. von Frankreich, zum größten Mißvergnügen des Volkes, welches keine Katholikin auf E-s Thron sehen wollte. Aus Furcht vor einer Rückkehr zum Katholicismus od. Papismus, wie man ihn nannte, wollte das erste Parlament den Herzog von Buckingham, dessen Werk jene Heirath war, zur Verantwortung ziehen, bewilligte überdies dem König die seinen Vorfahren auf Lebenszeit gewährten Pfund- u. Tonnengelder nur auf 1 Jahr u. gab ihm, obwohl er von seinem Vorgänger 700,000 Pfund Schulden übernommen hatte, statt der, zur Fortsetzung des Kriegs gegen Spanien nöthigen Summe, nur einen weit geringeren Geldbetrag. Karl löste deshalb das Parlament auf, sah sich aber, als seine Flotte unglücklich war, 1626 genöthigt, ein neues Parlament zu berufen. Dieses zeigte sich jedoch noch schwieriger, als das vorhergegangene; es setzte den Herzog von Buckingham förmlich in Anklagestand u. nöthigte den König, diejenigen Mitglieder, welche wegen angeblich hochverrätherischer Äußerungen verhaftet waren, darunter den Grafen Arundel, freizulassen. Da es trotzdem zu keiner Ausgleichung in Betreff der Geldforderungen des Königs kam, löste dieser das Unterhaus auf, verbannte den Grafen Arundel auf seine Güter, ließ den Graf Bristol, der bes. die Anklage Buckinghams veranlaßt hatte, in den Tower sperren u. erhob Buckingham zum Generalbefehlshaber der Armee. Gewaltmaßregeln mußten nun den erschöpften Schatz des Königs füllen, er erlaubte sich willkührliche Taxen, erhob das Pfund- u. Tonnengeld ohne Bewilligung der Gemeinen u. ließ die, welche sich denselben widersetzten (so Thomas Wentworth, später Graf Strafford, u. Hampdon), gefangen setzen. Zudem vermehrte eine gezwungene[735] Anleihe noch die allgemeine Unzufriedenheit. In dieser Verlegenheit erklärte Karl an Frankreich den Krieg, in der Hoffnung, durch den, den Protestanten zu Rochelle geleisteten Beistand an Popularität zu gewinnen. Das Unternehmen des Herzogs auf die Insel Rémißlang jedoch, u. Karl gerieth dadurch in eine noch viel mißlichere Lage dem Parlament gegenüber, welches er 1628 unter Drohungen zur Bewilligung der verlangten Abgaben aufforderte. Beide Häuser antworteten, daß sie die Gewährung der geforderten Gelder von der Abstellung eingerissener Mißbräuche der königlichen Gewalt abhängig machen müßten, u. traten, als die Rückantwort der Krone ausblieb, in einen Ausschuß zusammen, dessen Ergebniß die Bill of rights war. Beantragt durch den Rechtsgelehrten Edw. Coke sollte durch diese Bill, den Grundsätzen der Magna Charta gemäß, der Grundvertrag zwischen Volk u. König erneuert werden. Der König bewilligte nach einigem Zögern die Untersuchung u. Abstellung der Nationalbeschwerden wegen der eigenmächtigen Erhebung des Pfund- u. Tonnenzolls, der willkürlichen Taxen, des Schiffgelds, der erzwungenen Anleihen, der Begünstigung der katholischen Religion, der willkürlichen Verhaftungen u. der Gewaltthätigkeiten der Sternkammer, welche nach u. nach die Gerichtsbarkeit über Majestätsverbrecher an sich gerissen hatte. Bald darauf wurde der allgemein verhaßte Buckingham von einem politischen Fanatiker, John Felton, ermordet. Das 1629 wieder zusammenberufene Parlament war noch immer von Mißtrauen gegen den König der Religion wegen erfüllt, da die Königin in Verbindung mit Sir Thomas Wentworth, welcher aus der Opposition im Unterhause in den Geh. Rath übergetreten war, einen immer größeren Einfluß auf den König auszuüben begann. Um eine Waffe in der Hand zu behalten, verweigerten die Gemeinen abermals die Erhebung des Pfund- u. Tonnengeldes auf Lebenszeit. Darüber aufgebracht vertagte der König das Parlament. Als aber der Sprecher der Versammlung den königlichen Willen ankündigte, erhob sich ein Tumult, u. mit Gewalt zwang man ihn, seinen Sitz wieder einzunehmen, dann schloß man die Thüren u. faßte den Beschluß, jeden für einen Verräther des Vaterlandes zu erklären, welcher das Tonnengeld erheben od. bezahlen werde. Der König löste nun das Parlament auf, zog die Aufrührer zur Verantwortung u. erklärte in einem Manifest, künftig ohne Minister u. ohne Parlament regieren zu wollen. Karl eilte nun, 1629 mit Frankreich u. 1630 mit Spanien Frieden zu schließen, ohne irgend einen Vortheil für sich u. seinen Schwager, den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, zu erlangen, u. regierte 11 Jahre ohne ein Parlament zusammen zu rufen, blos in Verbindung mit seinen Ministern, Wentworth u. dem Erzbischof von Canterbury, Wilhelm Land, u. half seinen u. seines verschwenderischen Hofes Bedürfnissen durch eigenmächtige Taxen ab. Alte, längst durch die Veränderung der politischen u. socialen Zustände in Nichts zusammengefallene od. ohne Zustimmung des Parlaments von früheren Regierungen geforderte Rechte wurden hervorgesucht u. bei deren Geltendmachung so tief in private Interessen eingegriffen, daß Mancher Hab u. Gut einbüßte.
Obwohl oft kühne Stimmen gegen die unumschränkte Herrschaft des Königs u. seiner Rathgeber laut wurden, so schien doch das Selbstgefühl aus dem Volke gewichen u. in dem Wohlleben, welches die Blüthe des Handels u. der Industrie hervorrief, erstickt zu sein. Im Geheimen aber wuchs die Bedeutung einer großen Partei des Landes, welcher die politische Despotie aus religiösen Gründen ein Gräuel war. Die Lehre der Puritaner, welche dem Könige die Oberhoheit in religiösen Dingen absprach u. in sofern mit der schottischen Kirchenlehre harmonirte, fand immer größere Verbreitung. Gegen das sinnliche Treiben u. den materiellen Genuß des Lebens, dessen Umsichgreifen das lustige Treiben am Hofe großen Vorschub leistete, war die puritanische Lehre mit ihren strengen sittlichen Anforderungen eine natürliche Reaction. Von dieser Seite wurde den despotischen Gelüsten des Königs u. seiner Günstlinge zuerst wieder Einhalt geboten. Doch ging die Bewegung nicht von England, sondern von Schottland aus, wo Karl die Presbyterianische Kirche nach dem Muster der Episcopatskirche E-s umwandeln wollte. Die äußere Verfassung der Kirche war in diesem Sinne auch bereits der englischen Kirchenverfassung genähert, dagegen wurde der Gottesdienst in herkömmlicher Weise geübt. Karl verordnete nun 1637, unter Widerspruch des schottischen Parlaments, die Einführung der Englischen Liturgie. Darüber entstand in der Kathedrale zu Edinburgh ein Aufstand, welcher jedoch von einigen angesehenen Schotten gestillt wurde. Man bat nun den König, die neue Liturgie zurück zu nehmen. Da aber Karl nur Aufschub verstattete, griff der Aufruhr weiter um sich, die Empörer schlossen 1638 ein Bündniß (Convenant), nach welchem sich die Verbündeten (Convenanters) verbindlich machten, dem Glaubensbekenntniß von 1580 zu folgen u. die Abschaffung des aufgedrungenen Episcopats durchzusetzen. Der König nahm nun, nachdem erversucht hatte, den Convenant der Schotten durch einen ähnlichen Convenant des Königs zu entkräftigen, die Liturgie zurück u. berief 1638 eine Versammlung der schottischen Presbyterianer nach Glasgow. Da aber diese damit begann, die schottischen Bischöfe anzuklagen u. in contumaciam zu verdammen, befahl Karl der Versammlung aus einander zu gehen. Diese gehorchte jedoch nicht, setzte vielmehr ihre Berathungen fort. Von Frankreich insgeheim unterstützt, gewann der Aufruhr immer größere Dimensionen. Darüber gerieth der König in Furcht u. trat mit den Insurgenten in Unterhandlung; man versprach 1639 gegenseitig, die Truppen aus einander gehen zu lassen. Da aber der König die Entfernung der Bischöfe aus dem Parlamente nicht zugestehen wollte, rüsteten sich die Schotten von Neuem zum Kriege. Der Lordstatthalter von Schottland, Marquis von Hamilton, u. der zum Statthalter von Irland u. Grafen von Strafford erhobene Wentworth drängten den König, zur Gewalt der Waffen seine Zuflucht zu nehmen. Dazu aber war ein Rückhalt an dem englischen Volke u. dem englischen Parlamente nöthig.
Nach 11 Jahren berief Karl I. am 13. April 1640 zum ersten Male wieder die Stände. Unterdessen eilte Wentworth nach Irland, um von dort Geld u. Kriegshülfe zu holen. Aber das Haus der Gemeinen, anstatt die vom König geforderten Hülfsgelder zu bewilligen, drang zunächst auf Abstellung der gewaltthätigen Maßregeln der Regierung. Vergebens suchten die Lords zu vermitteln. Er[736] zürnt faßte Karl den Entschluß, das Parlament aufzulösen, grade als die Schotten den Tweed überschritten. Alsbald, kam es zu unruhigen Auftritten, u. die Schotten drangen bis an die Grenze von Yorkshire vor. In seiner Verlegenheit berief der König das Oberhaus nach York. Die Peers aber wollten die Verantwortung der Kriegführung nicht übernehmen. Erst auf die Zusage des Königs, das Parlament von Neuem zu berufen, gelang es ihm, von der Stadt London eine Anleihe von 200,000 Pfund zu erhalten, welche bis dahin zum Unterhalt der Armee dienen sollten. Dann schloß Karl mit den Schotten einen Präliminarfrieden am 16. Octbr. 1640, nach welchem bis zum Zusammentritt des Parlaments Alles in dem bisherigen Stande bleiben sollte. Die rastlose Agitation der Puritaner, als deren Leiter Hampdon, Pym u. Varen sich bes. hervorthaten, machte alle Bemühungen der Minister scheitern, die Majorität in dem neuen Unterhause zu erhalten. Der König verlangte die Bewilligung der Hülfsgelder zur Unterdrückung der schottischen Rebellion, die Gemeinen antworteten mit einer langen Reihe von Beschwerden. Karl versprach Abhülfe, erweckte aber, indem er den, von den Puritanern gehaßten Grafen Strafford nach London berief, solches Mißtrauen, daß an ein Zustandekommen der Einigung zwischen Krone u. Parlament nicht mehr zu denken war. Sofort brach der Haß gegen des Königs Rathgeber in lautem Unwillen aus, u. Strafford wurde auf Pyms Antrag am 11. Nov. vor die Schranken des Unterhauses geladen, des Hochverraths angeklagt u. nebst dem Erzbischof Laud in den Tower gesperrt. Nach diesem Schritte konnte der König weiteren Zugeständnissen nicht mehr ausweichen u. willigte im Januar 1641 in die Bill, welche die Berufung des Parlaments in Zwischenräumen von höchstens 3 Jahren dem Könige zur Pflicht machte. Schon dachte der König daran, an die Stelle seiner ehemaligen theils eingekerkerten, theils entflohenen Minister, die frühere Opposition zu erheben: als der Rath der Königin ihn bestimmte, das englische Heer zum Schutze seiner Krone gegen das Parlament zu verwenden. Kaum war etwas von diesen Plane verrathen, als das Parlament sich der schottischen Truppen versicherte u. zu deren Unterhalt eine bedeutende Summe votirte. Am 22. März begann der Proceß Straffords. Da nach den bestehenden Gesetzen die Anklage auf Hochverrath unhaltbar war, so genehmigte das Unterhaus eine Bill (Bill of attainder) des Inhalts, daß Strafford überwiesen sei, den Versuch zur Vernichtung der Freiheiten des Landes gemacht zu haben. Das Oberhaus, welchem damit sein altes Recht über Peers zu Gericht zu sitzen, entzogen wurde, wagte gleichwohl nicht, Einspruch zu erheben, u. der König unterzeichnete das Todesurtheil. Strafford starb 11. Mai 1641 auf dem Schaffot.
Nun dachte Karl I. daran, in Schottland wieder zu gewinnen, was er in England verloren hatte. Während das Unterhaus sich vertagte, einen Ausschuß zur Überwachung der Regierung zurücklassend, reiste Karl nach Schottland, versprach dem Parlament dreijährige Berufung u. Beibehaltung der Presbyterianischen Kirche u. verlieh Würden u. Gnaden an einflußreiche Männer. Als es aber zu Tage kam, daß er zugleich der Correspondenz zwischen den schottischen Convenanters u. den Häuptern der puritanischen Opposition auf die Spur zu kommen suche, um damit gegen beide einen Streich zu führen, begann auf Pyms Betrieb eine neue puritanische Agitation, welcher ein Aufstand der katholischen Irländer gegen das protestantische Regiment in so fern zu Hülfe kam, als dem Könige od. mindestens der Königin die Anstiftung der Unruhen, welche mit der Ermordung einer großen Anzahl von Protestanten begann, zur Last gelegt wurde. Der völlige Bruch zwischen Parlament u. Krone bereitete sich vor. Die nächste Veranlassung, welche zu einem Kampfe führte, dessen Ausgang nur der Sieg od. die Niederlage der einen od. andern Staatsgewalt sein konnte, war die Aufforderung, welche der König am 3. Jan. 1642 vom Lord Oberrichter an das Unterhaus richten ließ, Hampden, Pym u. drei andere Mitglieder desselben. als des Hochverraths verdächtig, den Gerichten auszuliefern. Dieser Aufforderung, welche der König persönlich wiederholte, entsprach das Haus nicht, vielmehr zogen zum Schutze der Beklagten bewaffnete Trupps nach London. Der Sieg der Rundköpfe, wie man die Puritaner ihres rund geschnittenen Haares wegen nannte, war entschieden, als der König verzweifelnd die Hauptstadt verließ, um in Windsor das Weitere abzuwarten. Die Königin begab sich inzwischen nach Holland, um Unterstützung zu dem Kampfe zu suchen, welchen die Cavaliere, wie die Partei des Königs genannt wurde, vorbereiteten. Unterdeß ging das Unterhaus auf der abschüssigen Bahn weiter, welche es betreten hatte u. deren Ende erst mit der völligen Vernichtung der königlichen Autorität erreicht werden konnte. In einer heftigen Beschwerdeschrift, der sogenannten Staatsdemonstration, griff das Unterhaus 1642 die ganze Regierung u. den Charakter des Königs an. Die Bischöfe wurden aus dem Oberhause gestoßen, die wichtigsten Rechte, so das Recht, das Parlament aufzulösen od. nur zu vertagen, wurde dem König genommen u. die Sternkammer aufgelöst. Endlich wollte das Parlament auch die Executive an sich reißen, indem es verlangte, daß ihm Heer u. Festungen auf einige Jahre zur Verfügung gestellt würden. Dessen weigerte sich aber der König standhaft u. zog, sich in der Nähe Londons nicht sicher wähnend, nach York. Hier sammelte er seine Anhänger um sich; diese mehrten sich von Tage zu Tage, denn allmählig gingen vielen ehemaligen Freunden des Parlaments die Augen auf. An die Stelle der monarchischen Regierung war eine puritanische Despotie getreten, welche von der königlichen Gewalt nur einen Schatten übrig lassen wollte. Jetzt war der König der in seinen althergebrachten Vorrechten gekränkte Theil, u. seine trefflichen Minister Edward Hyde u. Lord Falkland versäumten nicht, in Flugschriften diesen Punkt bes. zu betonen u. das gewaltthätige Verfahren der das Parlament beherrschenden puritanischen Fraction in das rechte Licht zu stellen.
Zum offenen Kampf zwischen König u. Parlament kam es jedoch erst, als das Letztere am 17. Juni die Ausübung aller militärischen, bürgerlichen u. kirchlichen Autorität von der Zustimmung der beiden Häuser abhängig machen wollte. Als der König seine Zustimmung versagte, brach der Bürgerkrieg aus. Das Parlament setzte einen Sicherheitsausschuß, aus 5 Peers u. 10 Gemeinen bestehend, als Executivbehörde ein u. stellte unter dem Befehl des Grafen Essex ein Heer von 25,000 M. auf[737] der König konnte nur 12,000 M., aber besser geübte u. befehligte Truppen, unter seinem Neffen Ruprecht von der Pfalz aufbringen. Mit diesem drang Karl nach dem ersten unentschiedenen Treffen bei Edgehill od. Keinton 23. Oct. 1642 über Oxford nach Brentford vor, wo 12. Nov. eine Abtheilung des Parlamentsheeres überrumpelt wurde. Während sich beide Heere beobachtend gegenüberstanden u. keinen entscheidenden Schritt wagten, tauchte im Parlamentsheer ein ganz neues Element auf. Eine Abtheilung religiöser Fanatiker sammelte sich unter Oliver Cromwell, um nach Gottes Willen, wie sie sagten, Gut u. Blut für die Sache des Parlaments einzusetzen. Trotz dieser Verstärkung konnte das Parlamentsheer keinen Vortheil gewinnen, war vielmehr von einzelnen kleinen Unfällen betroffen u. verlor dabei eine seiner hervorragendsten Persönlichkeiten, John Hampden, am 19. Juni 1643. Inzwischen wurde dem Oberhause die Gemeinschaft mit dem Unterhause, welches immer stürmischer auf kriegerische Entscheidung drang, von Tage zu Tage unheimlicher, zumal da die Puritaner der Lehre von der Gleichheit aller Menschen vor Gott eine gefährliche weltliche Deutung zu geben anfingen. Doch wagten es die Lords nicht, sich von ihm loszusagen. Da berief der König, auf Antrieb Falklands, ein neues Parlament nach Oxford, u. am 12. Jan. 1644 versammelten sich dort 45 Lords, aber nur 118 Gemeine, während das Lange Parlament (Long Parliament), so von der dreijährigen Dauer genannt, zwar nur 22 Lords, aber gegen 400 Gemeine zählte. Die Maßregel verfehlte ihre Wirkung. Während das Parlamentsheer seine Verbindung mit den Schotten zu Stande brachte, vertagte der König 16. April das Parlament. Durch den Verlust der Hauptschlacht bei Marstonmoor, den 2. Juli 1644, in welcher Cromwells Schwadronen den Ausschlag gaben, ging die Sache des Königs schon halb verloren. Doch traf eine Abtheilung des Parlamentsheeres unter Essex kurze Zeit darauf in Cornwall ein empfindlicher Schlag. Die Folge davon war, daß Cromwell u. seine Independentenschaaren in der Kriegführung das Übergewicht erhielten. Indessen neigten sich die Presbyterianer im Parlament mehr zum Frieden, u. im Winter 1644–1645 kam es zu neuen Unterhandlungen zwischen den von beiden Parteien ernannten 40 Mitgliedern der Commission zu Uxbridge, die aber fruchtlos waren, weil der König das Episcopat nicht aufheben u. das Majestätsrecht des Friedens u. Kriegs nicht mit dem Parlament theilen wollte. Um dieselbe Zeit wurde der vom Unterhause des Hochverraths angeklagte Erzbischof Land hingerichtet.
Am 15. Juni 1645 wurde der König bei Naseby von Fairfax u. Cromwell aufs Haupt geschlagen, u. durch die um Kriegshülfe mit auswärtigen Mächten geführte Correspondenz, welche den Siegern in die Hände fiel, compromittirt, hielt er seine Sache auf dem Wege der Gewalt für verloren. Deßhalb ließ er seinen Sohn, den Prinzen von Wales, mit dem Parlamente in Unterhandlung treten. Aber da es an den Tag gekommen war, daß Karl die irischen Katholiken zu Hülfe gerufen hatte, kannte das Parlament keine Schonung mehr u. wies den Prinzen ab. Es begann eine blutdürstige Verfolgung aller königlich Gesinnten, u. gefangene Irländer büßten ihre Theilnahme an dem Kriege mit dem Tode. Als der König keinen Ausweg mehr sah, den Truppen des Parlaments zu entrinnen, verließ er Oxford heimlich, um sich der schottischen Armee freiwillig in die Hände zu geben. Diese u. das schottische Parlament empfingen ihn ehrerbietig; da er sich aber weigerte, die schon früher gestellten Anforderungen der beiden Parlamente, die sich in Einvernehmen setzten, gut zuheißen, so wurden die Schotten dahin bestimmt, daß sie den König gegen Empfang von 400,000 Pfd. restirender Subsidiengelder an das englische Parlament den 30. Jan. 1647 auslieferten. Karl wurde nun als Verhafteter des Parlaments nach Holmby gebracht. Als der König in seiner Gewalt war, hielt es das Lange Parlament für gerathen, die Armee aufzulösen, vermochte aber nicht, die Soldrückstände sogleich auszuzahlen, weshalb die Truppen einstweilen zusammenblieben. Diese, meist aus puritanischen Elementen zusammengesetzt, betrachteten sich indeß keineswegs als blos willenlose Werkzeuge des Parlaments, sondern begannen als eine selbständige Macht aufzutreten, in der Weise, daß die Offiziere in einen Körper nach Art des Oberhauses zusammentraten u. die gemeinen Soldaten in ähnlicher Weise ein Unterhaus bildeten. Darüber beunruhigt, sandte das Parlament die Generale Ireton u. Cromwell in das Lager, um die Armee zur Ordnung zurückzuführen. Weiter hatte Cromwell nichts gewünscht, denn in seinem Plane lag es, an die Spitze der Armee zu treten u. den König selbst in seine Gewalt zu bringen. Zu diesem Zwecke schickte er den Cornet Yoyce, einen ehemaligen Schneider, mit einem Commando ab. Dieser entführte den König aus der Gewalt des Parlaments u. brachte denselben in die Mitte des Heeres, unter dessen Schutz er zu Hamptoncourt in ehrenvolle Hast gebracht wurde. Cromwell, im Unterhause für diese That verantwortlich gemacht, verschwor sich hoch u. theuer, daß er von dem ganzen Anschlage nichts gewußt habe. Man glaubte seinen Reden. Kaum der Gefahr einer schweren Anklage entronnen, erschien der General, an der Spitze des Heeres, dessen Oberbefehlshaber Fairfax sich den Maßnahmen Cromwells fügen mußte. Dieser verlangte vom Parlament die Ausstoßung von 11 Mitgliedern. Die Ausstoßung geschah in der milden Form einer Urlaubsertheilung auf 6 Monate, 26. Juni 1647. Nun begann Cromwell im Geheimen mit Karl zu unterhandeln, Karl wies aber alle Vorschläge zurück. Zu seinen Gunsten war bereits ein Aufstand der City vorbereitet. Wirklich gelang der Anschlag auf das Parlament; mehr als sechzig Mitglieder flohen in das Lager Cromwells. Aber das Einrücken des Heeres unter Fairfax, die Unterwerfung der City u. die Rückkehr der geflüchteten Deputirten schnitt dem Könige alle Aussicht auf Erfolg ab. Nun machte Karl dem mächtigen General lockende Versprechungen. Cromwell schwankte, was er thun sollte: als ihm ein aufgefangener Brief des Königs an die Königin von dem falschen Spiele Kunde gab, welches Karl mit ihm zu treiben beabsichtigte. Sofort brach er allen Verkehr mit dem Könige ab. Dieser entkam bald darauf, wurde aber vom Gouverneur der Insel Wight wieder aufgehalten u. kam nochmals in Cromwells Gewalt. Als nun aber Cromwell im Parlament unzweideutig darauf hinwies, es sei Zeit, sich des treulosen Königs zu entledigen (3. Jan. 1648), u. das Parlament die Regierung des Landes in Folge eines Beschlusses förmlich an sich riß, trat das schottische Parlament[738] diesem Gewaltschritt entgegen u. bedenkliche Gährungen im Lande, namentlich in Wales u. in Irland machten das Unterhaus stutzig. Ein schottisches Heer überschritt die Grenze, wurde aber von Cromwell in drei Treffen im Aug. 1648 besiegt. Unterdessen fing das Parlament mit Karl zu Newport Conferenzen an, da die Furcht vor einer Militärdespotie nahe lag, aber der als Sieger zurückkommende Cromwell unterbrach die Unterhandlungen u. ließ. das Parlament durch den Oberst Pride mit zwei Regimentern besetzen, welche am 6. Decbr. 1648 einundvierzig Mitglieder, die Tags zuvor für den Frieden gestimmt hatten, gefangen nahmen u. vielen andern den Eintritt in das Haus verweigerten. Heuchlerisch betheuerte Cromwell in dem Rumpfparlamente (Rump-parliament), wie man den Rest des Unterhauses nannte (das Oberhaus wurde gar nicht versammelt), Pride habe aus eigenem Antriebe gehandelt, u. bezog in Whitehall die königlichen Zimmer, wies aber mit frömmelnder Bescheidenheit alle Huldigungen zurück, die man ihm als nunmehrigen Dictator darbrachte. Auf seine Veranlassung führte Oberst Harrison den König nach Hurst, Windsor u. endlich nach London. Dort wurde Karl I. des Hochverraths angeklagt. Die noch übrigen 12 Peers verwarfen diese Anklage, dennoch wurde er am 20. Jan. 1649 vor ein Gericht gezogen, bei welchem Bradshaw präsidirte u. 63 Richter (so viel waren von den noch übrigen 153 Gemeinen erschienen) assistirten. Der König protestirte gegen die Competenz des Gerichtshofes u. wiederholte diese Erklärung in 3 nachfolgenden Verhören. Vergebens verwendeten sich die Königin, der Prinz von Wales, der König von Frankreich u. die Republik Holland für Karln, um ihn zu retten, vergebens erklärten 4 seiner ehemaligen Minister, Richmond, Herforth, Lindsay u. Southampton vor dem Gericht, daß einem alten Grundsatze gemäß die Person des Königs heilig u. unantastbar sei u. daß nur die Minister verantwortlich wären, daßman also ihre Häupter statt des Königs nehmen solle; alles half nichts. Am 25. Januar wurde das Todesurtheil über den König als Tyrannen, Verräther u. Mörder ausgesprochen, u. am 30. Jan. 1649 die Enthauptung des Königs Karl I. in London vor dem Palast Whitehall vollzogen.
B) England als Republik unter Cromwell 1649–1660. Karls Tod erregte in E. wie in ganz Europa großes Aufsehen. Ein so schnelles Ende hatte Niemand erwartet, aber Cromwell wußte, daß jede Verzögerung ihm u. seinen aus kaum 80 Mitgliedern bestehenden Parlament Verderben bringen mußte, denn die Achtung vor der Majestät des Königs war noch zu festgewurzelt im Volke u. die würdige Haltung des Herrschers im Unglück hatte demselben Sympathien erweckt, die nach seinem Tode sich laut zu äußern begannen. Inzwischen ließ das Rumpfparlament sich von jedem Engländer über 17 Jahre Treue schwören, setzte einen Regierungsausschuß von 41 Mitgliedern, von denen drei Viertheile im Parlamente saßen, nieder, ernannte Bradshaw zum Präsidenten desselben u. Fairfax zum Lordgeneral der Armee. Cromwell begnügte sich mit der Würde des Lordstatthalters von Irland, wohin er sich begab, um den zu Gunsten Karls II. ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen. Er stürmte Droghita, drang, blos durch seinen Ruf schreckend, tief in das Land ein u. besiegte die königliche Partei wiederholt, bis dieselbe 1650 vor Dublin ganz erlag, worauf Irland von den Republikanern erobert wurde. Was mit dem Leben davon kam, büßte die Theilnahme an dem Aufstande mit schweren Geldstrafen. Cromwell tränkte das Land mit Blutströmen, machte Tausende seiner Bewohner zu Bettlern u. sandte andere Tausende nach Westindien. Dann übernahm er auf Bitten des Parlaments, da Fairfax sein Amt niederlegte, einen ähnlichen Vertilgungskrieg gegen Schottland, wo der Prinz von Wales, nunmehr Karl II., am 23. Juni 1650, vom Prinzen von Oranien unterstützt, gelandet u. am 16. Juli nach Unterschreibung des Convenants als König anerkannt worden war, besiegte am 3. Sept. 1650 diesen u. die Presbyterianer bei Dunbar, zog in Edinburg ein u. schlug den König, der 1651 zu Scone gekrönt worden u. im Jan. in E. eingedrungen war, 3. Sept. bei Worcester (1651). Karl entkam unter großen Gefahren nach der Normandie. Gleich darauf wurde die junge Republik in einen Krieg mit den Generalstaaten verwickelt. Ihr Gesandter war im Haag in brutaler Weise geschmäht worden, während die Stuarts dort Freunde u. Unterstützung fanden. Das Parlament erließ am 9. Oct. deshalb die Navigationsacte (s.d.), nach welcher auswärtige Schiffe keine Waaren, mit Ausnahme der selbsterzeugten, nach E. bringen durften. Diese Acte verletzte tief die Handelsinteressen der Holländer, welche, als die Zurücknahme derselben nicht zu erlangen war, Caperbriefe ausstellten u. eine Kriegsflotte in den Kanal schickten. Anfangs unterlagen die Engländer, deren Flotte unter den Stuarts in Verfall gerathen war, den berühmten Seehelden Hollands, aber schon 1653 zeigten sie sich ihnen gewachsen, u. am 18.–20. Februar erfocht Admiral Blacke über Tromp u. de Ruyter einen glänzenden Seesieg. Der größte Theil des Ruhms fiel indeß auf Cromwell, welcher die oberste Leitung des Staates ohne Widerspruch an sich gerissen hatte u. nach dem Tode seines Schwiegersohnes Ireton, eines eifrigen Republikaners, auch die Hand nach der Königskrone auszustrecken wagte. Diesem Plane aber stand das Parlament entgegen, welches damit umging, das schon reducirte Heer noch weiter zu reduciren. Deshalb löste er, von den Offizieren des Heeres gedrängt, am 20. April 1653 das um alles Ansehen gekommene Lange Parlament mit 300 M. auf u. berief als Lordgeneral, mit einem Staatsrath umgeben, welcher zwei Drittel Offiziere zählte, ein Parlament aus den sogenannten Heiligen, d.h. Leuten, die in dem Rufe großer Frömmigkeit standen (Barebone-parliament, Barfüßer-Parlament). Doch hatte Cromwell kein so leichtes Spiel mit diesen Heiligen, denen der heilige Geist, von dem sie beseelt zu sein meinten, manche Beschlüsse eingab, welche dem Lordpräsidenten nicht behagten. Deshalb entledigte er sich ihrer am 12. October, ließ aber von einer Anzahl Mitglieder eine Acte unterzeichnen, welche ihm die höchste Staatsgewalt übertrug. Von dem versammelten Kriegsrath zum Lordprotector erklärt, entwarf er mit General Lambert eine Constitution, nach der er sich die Macht über Krieg u. Frieden gab, das Parlament alle 3 Jahre zu berufen u. nicht unter 5 Monaten ohne Zustimmung der Majorität zu vertagen od. aufzulösen versprach u. demselben, auch ohne seine Billigung Gesetze zu geben verstattete. Nach seinem[739] Tode sollte das Parlament einen andern Protector wählen, der jedoch nicht wie er, zugleich das Heer commandiren sollte. Das Wahlrecht knüpfte sich an ein Vermögen von 200 Pfd. St., Katholiken u. ehemalige Rebellen waren von demselben ausgeschlossen. England stellte 340, Schottland u. Irland je 30 Abgeordnete. Fast ganz Europa suchte jetzt die Freundschaft des Usurpators u. erkannte ihn an, Frankreich alliirte sich sogar mit ihm; Schottland u. Irland hielt er in Schranken. Der Sold der Armee wurde stets pünktlich bezahlt, das Staatseinkommen mit Sparsamkeit verwaltet, als Richter setzte er gerechte Leute, ohne Rücksicht auf frühere Meinungen ein; ein Hauptverdienst seiner Regierung war die Einführung der religiösen Toleranz. Mit Glück endigte er den Krieg mit Holland, dessen Flotte, durch den Admiral Monk am 2. Juni 1654 bei North-Foreland, u. am 31. Juli bei dem Texel eine Niederlage erlitten hatte. Der Frieden, welcher das Haus Oranien von der Statthalterschaft in den Generalstaaten ausschloß u. die Stuarts von holländischem Boden verwies, kam am 5. April 1654 zu Stande. Mit Dänemark u. Schweden schloß er vortheilhafte Handelsverträge. Da das am 12. Sept. zusammenberufene Parlament sich auf Verfassungsfragen einließ, löste er es am 22. Jan. 1655 auf. Was seiner Macht immer Halt verlieh, war die ungemeine Sittenstrenge, welche nicht nur seinen Hofhalt, sondern auch seine Armee auszeichnete. Eine musterhafte Disciplin hinderte jede Überhebung angesehener Oberoffiziere. Um allen aufständischen Bewegungen vorzubeugen, war das Land in 12 Militärdistricte getheilt. 1655 gerieth Cromwell durch das französische Bündniß in Conflict mit Spanien. Er berief ein neues Parlament, von welchem jedoch mißliebige Mitglieder vorher ausgesondert u. zurückgewiesen wurden. Dieses willigte Anfangs 1657 in den spanischen Krieg, welchen Cromwell zur Ausrottung der Inquisition u. zur Eröffnung der Westindischen Colonien Spaniens für den Handel E-s unternahm. Dasselbe Parlament, welches seine nicht mehr geheim gehaltenen Wünsche, aus der militärischen in eine bürgerliche Staatsordnung überzuleiten, kannte, bot ihm den Königstitel an. Aber die Furcht vor der Armee, die sich durchaus dagegen zeigte, hinderte ihn, denselben anzunehmen; dennoch überbrachte ihm das Parlament wenigstens die Zeichen der höchsten Herrschaft u. willigte in die Creirung eines neuen Oberhauses, welches aber den bescheidenen Titel Zweites Haus führte. Dieses aus 61 von dem Protector ernannten erblichen Mitgliedern bestehend, trat 20. Jan. 1658 zusammen. Als er aber den früher ausgeschlossenen Mitgliedern des Hauses der Gemeinen (jetzt Erstes Haus) den Zutritt gewährte, stieß er auf eine unerwartete Opposition gegen die neue Peerskammer u. seine Geldforderungen zum spanischen Kriege. Er löste deshalb das Parlament am 4. Febr. 1658 auf. Inzwischen war er siegreich gegen Spanien. Blake siegte bei Cadix, u. Dünkirchen fiel den Engländern in die Hände. Die Frucht dieses Krieges, die Abtretung von Dünkirchen u. Jamaica im Pyrenäischen Frieden 7. Novbr. 1659 sollte Cromwell nicht erleben. Bei aller seiner Macht war der Protector innerlich nicht glücklich. Seine Stellung als Usurpator zwang ihn oft zu despotischen Maßregeln, immer mußte er die royalistische u. reinrepublikanische Partei gleich fürchten, stete Ermordungsversuche machten ihn argwöhnisch u. zwangen ihn zu den sorgsamsten Vorsichtsmaßregeln.
Cromwell st. 3. Sept. 1658, u. der Staatsrath ernannte seinen Sohn Richard Cromwell zum Protector; dieser aber besaß weder die militärischen Talente noch die rastlose Thatkraft, noch den puritanischen Sinn seines Vaters. Deshalb vermochte er weder das Haus der Gemeinen noch die Armee für sich zu gewinnen, weder mit dem Gesetze, noch mit dem Schwerte zu herrschen. Als er daher das Parlament am 22. April auf Antrieb der höhern Offiziere auflöste, fiel diesen die Staatsgewalt in die Hände, an deren Spitze der General Lord Fleetwood trat. Richard, seine Nullität erkennend, nahm seinen Abschied, als der Offiziersrath das ehemalige Rumpfparlament wieder zusammenrief, nicht ohne gleich seinem Bruder vorher Unterhandlungen mit den Stuarts angeknüpft zu haben, welche seine materielle Existenz sichern sollten. Inzwischen verlor das politische Leben allen Halt, da eine von einer überwiegenden Anzahl der Staatsangehörigen anerkannte Verfassung nicht mehr bestand u. Parlament u. Offiziersrath sich in weitläuftigen Verhandlungen über die neue Basis derstaatlichen Ordnung ergingen, ohne zu einem Resultate zu gelangen. Endlich 13. Oct. sprengte der General Lambert an der Spitze einer Heeresabtheilung das Rumpfparlament, da dieses Miene machte, sich des militärischen Druckes zu entledigen. Mehrere Oberoffiziere bildeten einen Sicherheitsausschuß u. der Stgatsrath wurde aufgelöst. Während es in E. an einem kräftigen Arme fehlte, der Vielherrschaft von emporgekommenen Soldaten ein Ende zu machen beugte sich in Schottland Volk u. Armee unter die Herrschaft des General Monk, welcher durch Kriegsthaten zu dem Glanze der republikanischen Zeit E-s nicht Geringes beigetragen hatte. Dieser war längst der Bevormundung überdrüssig, welche er von dem charakterlosen Fleetwood od. dessen Offiziersrath zu erdulden hatte. Nach der Auflösung des Parlaments berief er seine Armee u. erklärte offen, daß er die alten Rechte u. Freiheiten wieder herstellen u. der Dictatur der Offiziere in London ein Ende machen wolle. Noch verschwieg er jedoch seinen letzten Zweck, Karl II. auf den Thron zu heben. Nun regte sich auch, von Haslerig geleitet, die parlamentarische Partei in London. Ihr schloß sich die Flotte an u. im Landheer selbst brach eine Spaltung aus. Am 26. Decbr. versammelte sich auf den Ruf des Sprechers Lenthall das Rumpfparlament aus eigener Machtvollkommenheit. Bei dieser Nachricht entsank dem gegen Monk zu Felde gezogenen Lambert der Muth; er mußte als Gefangener des Parlaments in den Tower wandern. Mit Monk vereinigte sich 1660 Fairfax, welcher Yorkshire insurgirte, aber von Monk abgehalten wurde, die Fahne des Royalismus aufzupflanzen. Klug verbarg der General seine Absichten in scheinbarer Unterwürfigkeit gegen die Autorität des Parlaments, vor dem er am 6. Febr. erschien. Dann aber verband er sich mit den Presbyterianern u. aufrichtigen Republikanern, um an die Stelle des Puritanischen Rumpfparlaments ein freigewähltes Haus der Gemeinen zu setzen. Von der Bevölkerung Londons mit Begeisterung begrüßt, verlangte er zunächst die Zulassung der seither ausgeschlossenen Mitglieder des Hauses der Gemeinen. Als dieses gewährt war, zeigtesich bald, daß die[740] überwiegende Majorität des aus den Mitgliedern des Langen Parlaments zusammengesetzten Hauses royalistisch gesinnt war. Es erklärte das Proceßverfahren gegen Karl I. für nichtig u. beschloß Einberufung des Oberhauses u. eines neuen Unterhauses im Namen des Königs. Als nun auch im Lande die öffentliche Meinung einen Umschwung erfuhr, hielt Monk nicht länger mit seinen, aus Furcht vor der Armee sorgsam verborgenen Plänen zurück. Am 16. März 1660, wo das Lange Parlament für immer seine Thätigkeit beschloß, gab Monk den geheimen Unterhändlern der Stuarts eine definitive Erklärung über seine Absichten.
C) Die Restauration der Stuarts 1660–1688. Das neue Parlament, meist aus Royalisten zusammengesetzt, trat am 25. April 1660 zusammen. Diesem übergab Sir John Grenville, ein Abgesandter Karls II., welcher in Breda den Lauf der Dinge abwartete, eine Erklärung des Königs, in welcher Amnestie, Glaubensfreiheit, Gültigkeit der Staatsgüterverkäufe u. Zahlung der Soldrückstände verhießen wurde. Das Parlament in seinem royalistischen Eifer versäumte aber, sich Garantien für die Rechte zu erbitten, um derentwillen die Revolution 1640 ausgebrochen war. Es sandte unverzüglich den Th. Adams, ehemaligen Lord-Mayor von London, an Karl u. ließ ihn am 8. Mai 1660 zum König ausrufen. Karl II. zog den 29. Mai triumphirend in London ein. Es war ein Glück für den König, welcher eine zügellose Jugend durchlebt hatte u. welchem der materielle Genuß des Lebens mehr am Herzen lag, als die ernste Sorge für das Wohl seines Reichs, daß er an Eduard Hyde, Grafen von Clarendon, einen Kanzler u. ersten Minister fand, welcher mit ungemeiner Rührigkeit die alte Staatsordnung wieder ins Gleis brachte u. den Eifer des Parlaments für Befestigung der Monarchie zu Gunsten der Krone ausbeutete. So wurden die Zusagen des Königs vom Parlamente selbst verkümmert. Der Episcopat wurde in E. u. Schottland wieder hergestellt, die Presbyterianer, Puritaner u. Katholiken directen u. indirecten Verfolgungen ausgesetzt, die Verkäufe der Staats- u. geistlichen Güter zum großen Theil annullirt, die Amnestie, welche die Bill of indemnity aussprach, bei weitem nicht auf alle Theilnehmer an der Entthronung Karls I. ausgedehnt, sondern die meisten der Richter, welche an Verurtheilung des Königs Theil genommen, sofern sie nicht entwichen, hingerichtet, ja selbst die Leichen Cromwells u. seiner nächsten Verwandten u. Genossen wurden ein Gegenstand royalistischer Rachsucht. Statt des Pfund- u. Tonnengeldes bewilligte das Parlament dem König eine feste Revenue von 1,200,000 Pfund, welche großen Theils aus der zur Deckung der Kriegskosten vom Parlament eingeführten Accise flossen. Indeß schon kurze Zeit nach den letzten Hinrichtungen von Mitgliedern des republikanischen Staatsraths (Juni 1662) begann die Hoffnung, welche man von der Regierung Clarendons hegte, immer mehr zu schwinden, u. der Vergleich mit der ruhmgekrönten Regierung Cromwells ließ das neue Regiment namentlich in seinen auswärtigen Beziehungen in einem unvortheilhaften Lichte erscheinen. Unbedacht verkaufte Karl 1662 den wichtigen Hafen von Dünkirchen an Frankreich, dessen Beherrscher, Ludwig XIV., sich die Schwäche des Königs in mehr als einer Beziehung zu Nutze machte. Dann begann er 1664 einen Krieg mit den Niederländern aus nichtigen Vorwänden, um sich für die Vertreibung der Stuarts zu rächen; der blutige Kampf endete mit einer Demüthigung Englands; denn obwohl das Parlament aus Handelsrücksichten denselben eifrig unterstützte u. der angestachelte Nationalstolz zu kühnen Wagnissen u. einzelnen glänzenden Siegen führte, so mußte Karl doch, als Frankreich u. Dänemark sich mit Holland verbanden u. de Ruyter die englischen Schiffe auf der Themse bei Chatam den 10. Juni 1667 verbrannte, im Frieden zu Breda, 31. Juli 1667 (der um so mehr nöthig wurde, da die Pest 1665 u. 1666 E. verheerte), den Niederländern nicht nur Surinam zuerkennen, sondern auch die Navigationsacte zu ihren Gunsten mildern. Inzwischen griff die Furcht vor einer Begünstigung des Katholicismus um sich, zumal da die Königin Katharina, eine portugiesische Prinzessin, mehrere von ihren katholischen Landsleuten an den Hof zog. Der große Brand von London 1667 wurde den Papisten Schuld gegeben. Clarendon, um die Papistenfurcht niederzuschlagen, führte die Recusantenstrafe wieder ein u. setzte mit Zustimmung des Parlaments die Nonconformisten unerträglichen Vexationen aus. Aber mit seiner Popularität war es ein für alle Mal vorbei, u. zugleich fiel er bei dem Könige in Ungnade, da er demselben nicht Geldmittel genug zur Verfügung stellen konnte. Denn die parlamentarischen Schranken der königlichen Gewalt wagte Clarendon nicht zu überschreiten. Dazu kamen die geheimen Machinationen der Höflinge, welche sich in das Vertrauen des Königs gedrängt hatten. Diese traten in die Ämter derdurch ihre Intriguen gestürzten Minister, 1669, u. bildeten das berüchtigte Ministerium Cabal, welches von Habgier beseelt sich zu Allem gebrauchen ließ, für französisches Geld die Nationalwohlfahrt verkaufte u. vom Herzog von York bestochen, den Protestantismus u. die Glaubensfreiheit an den Papst verrieth. Seinen Namen erhielt es nach den Anfangsbuchstaben der Minister Clifford, Ashley, Buckingham, Arlington u. Lauderdale. Die 1668 von Sir William Temple mit dem protestantischen Holland u. Schweden gegen Ludwig XIV. geschlossene Tripelallianz gab man sofort auf, als der französische König dem geldbedürftigen Karl ein Jahrgehalt versprach. Das nun zunächst zur Unterdrückung des Protestantismus in England am 22. Mai 1670 mit Ludwig geschlossene Bündniß verwickelte Karl II. in einen neuen Krieg mit Holland, welcher ganz dem englischen Interesse zuwider war u. nur die ehrgeizigen Pläne Ludwigs XIV. förderte. Ohne Kriegserklärung überfiel er eine Handelsflotte der Niederländer, welche ihm aber entging. Große Erbitterung rief sein eigenmächtiger Eingriff in das Vermögen der Bankiers hervor, welche ihm große Summen vorgestreckt hatten. Plötzlich wurde nämlich vom Schatzamt die Rückzahlung verweigert u. nur ein Zins von 6 Procent gewährt (die jährlichen Zinsen der Staatsschuld beliefen sich damals auf 100,000 Pfund). Der Krieg, mit solchen Gewaltthätigkeiten begonnen, dauerte von 1672–1674, wurde nur mit Verlust geführt u. endigte schmachvoll durch den Frieden zu Westminster, als das Parlament, ohne dessen Genehmigung der Krieg begonnen wurde, Subsidien verweigerte. Inzwischen hatten andere Vorgänge in der königlichen Familie die Gemüther der aufrichtigen [741] Protestanten in Alarm gesetzt. Karls Bruder, Jakob, Herzog von York, der Kronerbe, ging 1671 öffentlich zur katholischen Religion über u. vermählte sich, nachdem seine erste Gemahlin, Anna Hyde, Tochter des Kanzlers Clarendon, gestorben war, zum zweiten Mal 1673 mit einer katholischen Prinzessin, Maria von Modena. Seine Pläne zur Einführung des Katholicismus leitete die Declaration of indulgence 15. März 1672 ein, welche ohne Zustimmung des Parlaments die Strafgesetze gegen Nonconsirmisten u. Recusanten aufhob. Von diesem Zeitpunkte an wurde das Parlament mißtrauisch. Es nöthigte den König zur Zurücknahme der Duldungserklärung u. zur Verordnung des Test-Act, nach welchem jeder Staatsbeamte den Suprematseid schwören u. das Abendmahl nach englischem Ritus nehmen mußte. In Folge dessen legte des Königs Bruder sein Amt als Großadmiral nieder. Mit dem Ende des holländischen Krieges endete auch das Cabal-Ministerium, als es vom Unterhause wegen des Krieges zur Rechenschaft gezogen wurde. Der freimüthige William Temple trat an die Spitze der Regierung. Um die Berufung eines Parlaments zu umgehen, nahm Karl II. 1674 von Ludwig XIV. 500,000 Kronen an, weil dieser die Stimmung des englischen Volkes gegen Frankreich fürchtete, in dessen Solde noch immer ein Paar Tausend Engländer unter Anführung des Herzogs von Monmouth standen; ja 1677 erkaufte Ludwig XIV. die Neutralität E-s im Kriege gegen Holland durch ein Jahrgehalt von 200,000 Pfund. Trotzdem willigte Karl in die Ehe seiner Nichte, der ältesten Tochter des Herzogs am York, mit dem Prinzen von Oranien u. trat 1678 auf dessen Seite. Da französisches Geld bei der Regierung nichts ausrichtete, so wurde es nun an einflußreiche Oppositionsmitglieder gewandt, um die Erhöhung des königlichen Einkommens zu untergraben u. dadurch den König wieder in die Hände Ludwigs XIV. zu treiben. In den Reihen der von Frankreich bestochenen Opposition stand damals der Graf Shaftesbury, einst als Ashley Mitglied des Cabalministerium. Um wieder an das Staatsruder zu gelangen, spielte er den eifrigen Protestanten u. ersann 1678 einen Plan, der ihn zunächst in die Volksgunst, dann in den Staatsrath bringen sollte. Mit Hülfe falscher Zeugen wurde ein papistisches Complot entdeckt, welches niemals existirt hatte u. auch bei dem Könige keinen Glauben fand. Aber der Graf wußte das Unterhaus geschickt von seiner Entdeckung zu überzeugen u. der König hielt es für das Beste, den Proceß seinen Gang gehen zu lassen. Die Anklage der Opfer des Grafen lautete auf Complot zum Königsmord, zu Erhebung des Herzogs von York zum Könige u. zur Unterdrückung des Protestantismus. Mehrere katholische Peers wurden angeklagt u. verurtheilt, der Graf Strafford, Coleman, Secretär des Herzogs v. York, u. mehrere katholische Priester hingerichtet, u. der Herzog von York selbst kam in Gefahr, vom Throne ausgeschlossen zu werden. 1679 löste der König das Parlament auf, als es seinen Minister Danby wegen eines Jahrgehaltshandels mit Ludwig XIV. anklagte. Das neue Parlament beharrte bei der Anklage, auch als man ihm die Verweisung des Herzogs v. York aus E. zur Versöhnung zugestand. Danby wanderte in den Tower, Shaftesbury wurde Präsident des Geheimen Rathes. Dieser betrieb nun mit aller Macht die Ausschließung des Herzogs von York von der Thronfolge. Das Unterhaus trat ihm bei, aber der König blieb in diesem Punkte hartnäckig, löste das Parlament abermals auf u. entließ Shaftesbury. Bei aller seiner Gesinnungslosigkeit erwarb dieser sich während seiner Präsidentschaft im Geheimen Rathe ein großes Verdienst um das Rechtswesen durch die Habeas-Corpusacte, nach der kein Gefangenwärter einen Gefangenen ohne schriftlichen Befehl der zuständigen Behörde annehmen sollte, u. jeder verhaftete Brite das Recht erhielt, die Ursache seiner Gefangennehmung sogleich zu erfahren, binnen 24 Stunden verhört u. in bestimmten genau bezeichneten Fällen gegen Bürgschaft freigelassen zu werden. Wieder u. immer wieder hielt Shaftesbury durch falsche Anklagen angeblich verschworener Katholiken das Unterhaus in Athem, um die Ausschließungsbill durchzusetzen, denn er fürchtete die Rache des Thronerben, wenn dieser zur Regierung kommen würde. Neue Bluturtheile wurden gegen unschuldige Priester gefällt, u. der König war schwach genug, von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch zu machen. So oft auch der König ein neues Parlament berief, stets drang das Unterhaus auf Ausschluß seines Bruders von der Thronfolge u. machte davon die Geldbewilligungen abhängig. Endlich verließ den König die Geduld, er schloß mit Frankreich einen neuen Pact wegen des Jahrgehalts auf 4 Jahre u. löste 28. März 1681 sein fünftes u. letztes Parlament auf.
Diese Auflösung bezeichnet den Wendepunkt in der inneren Politik Karls II. Von nun an ging er mit raschen Schritten auf das Ziel einer absoluten Monarchie los. Die Stimmung des durch seinen in immer größerem Aufschwung befindlichen Handel reich gewordenen Mittelstandes begünstigte das Vorhaben des Königs. Die handel- u. gewerbtreibende Klasse verlangte Ruhe um jeden Preis, den geldgierigen Speculanten war der Hader der Parteien, welche um diese Zeit schon häufig als Whigs u. Tories unterschieden wurden, ein Dorn im Auge. So gelang es dem Könige leicht, die Opposition des Unterhauses in den Verdacht des Republikanismus u. Puritanismus zu bringen. Die Stimmung der Mittelklassen benutzend, ließ Karl zunächst den Grafen Shaftesbury u. seine Helfershelfer verhaften. Als die große Jury die Anklage zurückwies, wurden der Krone ergebene Sheriffs, da in deren Händen die Ernennung der Geschworenen lag, eingesetzt. Dies ging aber nur, wenn man den Gemeinden die Wahl der Sheriffs nahm, u. dazu gelangte die Krone, indem sie die wichtigeren Gemeinden (zunächst London) auf Grund geringfügiger Überschreitung ihrer Freiheitsbriefe zur Verantwortung zog u. des Freiheitsbriefs beraubte od. diesen nur unter der Bedingung, daß Lordmayors u. Sheriffs künftig der königlichen Bestätigung bedürfen sollten, zurückgab. So wurden die wichtigsten Gemeindeämter von der Krone abhängig. Zur rechten Zeit entfloh Shaftesbury nach Holland (1683). Was dem Streben der Krone bes. zu Gute kam, war die unter dem Namen Ryehouse Complot bekannte Verschwörung 1681, welche gegen das Leben des Königs gerichtet war u. vor ihrem Ausbruche entdeckt wurde. Die Theilnehmer an dieser Verschwörung waren meist ehemalige Offiziere der Republik ohne Einfluß u. Bedeutung. Aber die[742] Anklage richtete sich auch gegen angesehene Männer, die dem Hofe mißliebig waren, wegen geheimer Mitwissenschaft an dem Complot. Obwohl der Beweis auf sehr schwachen Füßen stand, wurden Hampden, Lord Russel u. Algeron Sidney hingerichtet. Seitdem schreckte Karl vor keiner Maßregel zurück, die ihm dem Ziele näher brachte. Sein Bruder Jakob kehrte zurück, u. die Universität Oxford mußte öffentlich erklären, daß die Lehre, welche die bürgerliche Gewalt als vom Volke ausgehend darstelle, gotteslästerlich sei. Fortan leitete Jakob, da sein Bruder zu kränkeln begann, die Regierung wie bisher ohne Parlament. Karl II. starb am 3. Februar 1685; sterbend empfing er die Sacramente der katholischen Religion.
Jakob II., jüngerer Sohn Karls I. u. Bruder Karls II., bestieg ohne Widerstand den Thron, u. Anfangs übertraf sein Verhalten alle von ihm gehegten Erwartungen Feierlich gab er die Versicherung, die Gesetze u. die Staatsreligion ungekränkt lassen zu wollen; aber nur zu bald zeigte sich, daß seine Zugeständnisse nicht treu gemeint waren. Immer größer wurde der Pomp der kirchlichen Aufzüge in der Hofkapelle, immer größer wurde die Anzahl der am Hofe weilenden Katholiken. Gelegentliche Äußerungen des Königs u. die plötzliche Freilassung aller eingekerkerten Papisten u. Quäker ließen keinen Zweifel übrig, was Jakob beabsichtigte. Dennoch erhielt er von dem Parlament, dessen Berufung man überhaupt schon als ein günstiges Zeichen ansah, eine außerordentliche Geldbewilligung für seine Hofhaltung u. Subsidien gegen die Herzöge von Argyle u. Monmouth, welche einen Aufruhr gegen ihn erregt hatten. Beide wurden ohne Mühe besiegt, gefangen u. hingerichtet. Nun begann ein grausames Strafgericht über Alle, welche an dem Aufruhr Theil genommen hatten od. der Theilnahme verdächtig waren. Der Großrichter Jeffreys brachte auf diese Weise mehrere Tausend Verurtheilungen zu Stande, von denen 330 auf Tod, über 800 auf Deportation lauteten; Jeffreys stieg zum Lordkanzler. Den Testeid, welchen Jakob für die zahlreichen katholischen Offiziere seiner Armee mit Hülfe des Parlaments nicht beseitigen konnte, erließ er denselben eigenmächtig. Mit einer zügellosen Hast steuerte der König auf sein Ziel los. Schon hatte die Mehrzahl seines Hofes die katholische Religion angenommen, schon verletzte er englische Gesetze offen, um Katholiken zu begünstigen, setzte protestantische Prediger aus eigener Gewalt ab, weil sie gegen ihn von der Kanzel gesprochen hatten, duldete, daß übergetretene protestantische Bischöfe u. Pfarrer nicht nur ihre Einkünfte fortbezogen, sondern auch ihr Amt weiter ausübten, ließ die Jesuiten in London eine Schule eröffnen, übergab mehrere Kirchen dem öffentlichen Gottesdienst der Katholiken, schickte einen Gesandten nach Rom, empfing dagegen von da einen Nuntius, ließ die Freiheit der Ausübung der katholischen Religion offen proclamiren, schickte den Erzbischof von Canterbury u. 6 Bischöfe, die hiergegen protestirten, in den Tower, ließ ihnen den Proceß machen u. dankte eine große Anzahl von angeblich republikanisch gesinnten Offizieren ab, um Katholiken einzuschieben. Die Abgedankten gingen nach Holland in die Dienste Wilhelms v. Oranien, dessen Gemahlin, Jakobs älteste Tochter, muthmaßliche Erbin des englischen Thrones war. Als endlich der König aus eigener Machtvollkommenheit die Gewissensfreiheit (1687) proclamirte, begann der passive Widerstand des Volkes zur That überzugehen. Die protestantische Partei erhielt von Außen mächtigen Beistand, da Wilhelm von Oranien erklärte, er u. seine Gemahlin würden nie in die Aufhebung der Testacte willigen. Als darauf Jakob sechs englische Regimenter, welche Karl II. in holländische Dienste gegeben hatte, zurückrief, weil er von dem Oranier nichts Gutes argwöhnte, leisteten die Truppen keine Folge, sondern blieben im Dienst der Generalstaaten, welche außerdem zur See zu rüsten begannen, da Jakob das Bündniß mit Frankreich u. das Jahrgehalt von Ludwig XIV. beibehalten hatte. Der erste erfolgreiche Widerstand gegen die königliche Gewalt ging von den Bischöfen aus, welche sich in großer Anzahl weigerten, die am 4. Mai 1688 verordnete Ablesung der die Glaubensfreiheit enthaltenden Proclamation nachzukommen. Sie wanderten sämmtlich in den Tower. Bald darauf (10. Juni 1688) gebar die Königin, Maria v. Modena, einen Sohn. Dies Ereigniß setzte das ganze Volk in Alarm, man glaubte allgemein, das Kind sei untergeschoben. Bis jetzt hatte man gehofft, daß die Begünstigung des Katholicismus mit Jakobs Tode enden würde, indem dann die Gemahlin des Prinzen Wilhelm v. Oranien, Erbstatthalters in Holland, eine eifrige Protestantin, zur Regierung kommen mußte. Nun war diese Hoffnung vereitelt. Inzwischen zeigten sich die Vorboten des nahenden Sturmes. Die eingekerkerten Bischöfe wurden unter dem Jubel des Volkes von den Geschworenen freigesprochen. Der Prinz von Oranien hatte indessen seine Rüstungen ziemlich beendet. Schon lange war er im geheimen Einverständnisse mit mehreren der angesehensten Persönlichkeiten E-s: als er von sieben zu diesem Zweck zusammengetretenen Männern, den Grafen v. Shrewsbury, v. Devonshire, v. Danby, dem Bischofe von London, Lord Cowley, Henry Sidney u. Admiral Russel 30. Juni in einer Adresse förmlich aufgefordert wurde, zum Schutz des Protestantismus nach E. zu kommen u. Jakob II. zu entthronen. Der König, völlig verblendet, glaubte den Versicherungen seines Schwiegersohnes, die holländischen Rüstungen seien gegen Ludwig XIV. gerichtet, da dieser in der That, die Verschwörung durchschauend, zur Verhinderung des Angriffs auf E. zu rüsten begann, ohne bei Jakob mit seinen Warnungen Gehör zu finden. Der Krieg Ludwigs mit Deutschland gab indeß Wilhelm von Oranien völlig freie Hand. Nun erst gingen Jakob die Augen auf. Plötzlich von Furcht ergriffen, nahm er öffentlich alle Maßregeln zurück, durch welche er das Vertrauen u. die Achtung des Landes verscherzt hatte. Es war zu spät. Am 5. November 1688 landete der Erbstatthalter, Wilhelm von Oranien, mit 14,000 Mann unter dem Jubel des Volkes zu Torbay. Mehrere bedeutende Offiziere, u. A. Churchill, später unter dem Namen Marlborough berühmt, gingen zu ihm über Prinz Georg von Dänemark u. dessen Gemahlin Anna, zweite Tochter des Königs, schon lange im Einverständniß mit dem Prinzen von Oranien, verließen den König 25. November. Wenige Tage darauf erklärte der Admiral Dartmouth, er könne für die Treue der Flotte nicht mehr einstehen, während aus dem Norden Berichte über Aufstände zu Gunsten Wilhelms einliefen. Am 30. November berief der König[743] , auf die Gewalt der Waffen nicht mehr trauend, ein Parlament zum 15. Januar u. begann mit Wilhelm zu unterhandeln. Dieser verlangte, daß, während das Parlament zusammentrete, Jakob London verlasse, od. ihm gestatte, sich dort gleichfalls einzufinden. Darauf floh die Königin 9. December nach Frankreich. In gleicher Absicht schiffte sich der König den 11. December auf der Themse ein, wurde aber zu Faversham aufgehalten. Inzwischen hatte sich in London die Wuth des Volkes gegen die Katholiken u. den Anhang des Königs in blutigen Gewaltthaten Luft gemacht. Dreißig Peers ergriffen provisorisch die Regierung u. ließen den König unter dem Schutze von 2000 Garden nach London 16. December zurückbringen. Am folgenden Tage rückten die Holländer in London ein u. Wilhelm ließ den König auffordern, nach Ham, einem Schlosse der Herzogin von Lauderdale, zu gehen, allein der König bat, sich nach Rochester zurückziehen zu dürfen, was ihm zugestanden wurde. Von da entfloh Jakob am 2. Januar 1689 auf einer Fregatte u. begab sich nach St. Germain, wo er sich von nun an aufhielt.
Während dieser Tage versammelte Wilhelm die Lords u. ließ sich von ihnen die höchste Staatsgewalt bis zum Zusammentritt des Parlaments, welches auf den 22. Jan. berufen wurde, übertragen. Mit der größten Vorsicht vermied er Alles, was einer Usurpation ähnlich sehen konnte u. hütete sich, die Freiheit der Parlamentswahlen zu beeinträchtigen. Am 22. Jan. 1689 trat das Parlament, doch nicht als solches, da die Berufung des Königs mangelte, sondern als außerordentliche Nationalversammlung (Convention) zusammen, verlängerte die Vollmacht des Regenten u. erklärte am 28. Januar den Grundvertrag zwischen Volk u. König für gebrochen u. den Thron für erledigt. Am 6. Februar übertrugen beide Häuser das Thronrecht auf Jakobs älteste Tochter Maria u. deren Gemahl Wilhelm III. In der sogen. Declaration of rights wurde zugleich, unter Einfluß des nachmaligen Lordkanzlers Somer die schon bisher geltenden Grundprincipien der englischen Constitution (das Besteuerungs- u. freie Versammlungsrecht des Parlaments, das Recht der Bürger, ihre Vertreter frei zu wählen, die alleinige Zuständigkeit der Gerichte in allen bürgerlichen Verhandlungen) nochmals festgesetzt u. feierlich verkündigt. Dann erst nahm die Versammlung mit Zustimmung des Königs den Namen Parlament an u. beschloß nun noch, jede Dispensation von einem Gesetze für null u. nichtig zu erklären u. das Thronfolgerecht an das protestantische Glaubensbekenntniß in der Art zu knüpfen, daß selbst Vermählung mit einem Papisten dasselbe verwirke. Beide Beschlüsse wurden in das nun als Bill of rights zum Grundgesetz erhobene Statut eingetragen. Schottland folgte E-s Beispiel am 11. April, aber Irland blieb in Aufstand gegen Wilhelm u. wurde durch ein französisches Heer, welches dort 12. März 1689 landete, unterstützt. Jakob zog in Dublin ein u. berief dahin das irische Parlament. Aber während am 1. Juli 1690 die Franzosen die vereinigte britisch-niederländische Flotte unter Torrington bei Beachy Head besiegten, schlug an demselben Tage Wilhelm die Iren u. Franzosen am Flusse Boyne. Die Wiedereroberung Irlands wurde vollendet, als am 13. Juli 1691 der General Ginkel die Truppen Jakobs zum zweiten Male bei Aghrim schlug, die Stadt Limerik erstürmte u. den König zur Flucht nach Frankreich nöthigte. Wilhelm III. begab sich nun, nachdem er 1692 einen abermaligen Versuch der Franzosen zur Zurückführung Jakobs vereitelt hatte, in die Niederlande, um dort den Oberbefehl gegen Ludwig XIV. zu übernehmen. Obgleich 1691 bei Steenkerken u. 1603 bei Neerwinden geschlagen, hielt er sich, bis Frankreich, durch den Krieg mit Deutschland erschöpft, 1697 den Frieden zu Ryswik schloß, in welchem ihn Ludwig XIV. als König von E. anerkannte. E. selbst erwuchs aus dem Frieden kein Vortheil, welcher zu den ungeheueren Anstrengungen, die es gemacht hatte, in nur einigem Verhältniß stand. Daher gab sich auch im Lande eine allgemeine. Unzufriedenheit mit dem Abschluß desselben kund. Überhaupt wurde Wilhelm in E. nie populär, so hoch auch sein Verdienst um die Freiheit u. den Wohlstand der Nation angeschlagen werden muß. Sein persönlicher Charakter, welcher kalt u. frostig war, trug daran die Hauptschuld, dazu kam seine Vorliebe für die Whigs, welche ihm die alten Adelsfamilien entfremdete, seine Verfolgungssucht gegen die Anhänger König Jakobs in Schottland u. Irland u. seine Abneigung gegen die Hochkirche E-s. Auch verschmähte er nicht das Mittel der Bestechung gegen Mitglieder der Opposition anzuwenden, ein Umstand, welcher den Beschluß des Parlaments zur Folge hatte, die Dauer des Parlaments auf drei Jahre zu beschränken. Ungern gab der König 1694 dazu seine Einwilligung. An Wilhelms III. Regierung knüpfen sich noch einige Acte des Parlaments, welche für die Fortschritte des Verfassungslebens E-s, für den nationalen Wohlstand u. die Civilisation von folgewichtiger Bedeutung waren; dahin gehört die Trennung des königlichen Privathaushaltes vom Staatshaushalt, die Anbahnung der Preß- u. Glaubensfreiheit (die Toleranzacte von 1689 gewährte zwar den Socinianern u. Katholiken keine Duldung, doch wurden die Verfolgungen derselben fortan eingestellt), die Sicherstellung der Ministerverantwortlichkeit, die Anstellung der Richter des höchsten Gerichtshofes auf Lebenszeit, die Gründung der Nationalbank, an welche sich das Wachsthum der englischen Staatsschuld knüpfte, u. die Privilegirung der neuen Ostindischen Compagnie. Mehrere Male drohte Wilhelm wegen einzelner Differenzen mit dem Parlament abzudanken; namentlich als das Parlament auf Abschaffung der holländischen Garde u. Reducirung des stehenden Heeres auf 10,000 Mann drang. Doch willigte er in beide Maßnahmen. Beim Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges gewährte ihm das Parlament bereitwillig die Aufstellung von 45,000 Mann gegen Ludwig XIV., da dieser nach Jakobs II. Tode (1701) dessen Sohn (den nachmaligen Prätendenten Jakob, s.u. Großbritannien) als König von E. anerkannte. Der Tod verhinderte Wilhelm, den Krieg mit seinem Todfeinde zu eröffnen, denn er st. schon am 8. März 1702.
Seine Nachfolgerin war seine Schwägerin Anna, Tochter Jakobs II., vermähltmitdem Prinzen Georg von Dänemark. Anna hielt an der am 7. Sept. 1701 zwischen dem Kaiser, den Niederlanden u. E. geschlossenen Tripelallianz fest. Die Whigs behaupteten die Regierung, u. die Königin, obwohlim Herzen den Tories zugethan u. die Nachfolge ihre Bruders Jakobwünschend, ließ sich von dem Hauptführer der Whig[744] partei, dem Herzog von Marlborough u. dessen Gemahlin, vollständig beherrschen. Marlborough führte den Krieg gegen Frankreich zu E-s Ruhm u. Vortheil, bis ihn eine Cabale der Tories 1710 stürzte (vgl. Spanischer Erbfolgekrieg). Die Führung des Ministeriums, welches von dem neugewählten toristisch gesinnten Parlament unterstützt wurde, übernahm der Graf von Oxford u. der Viscount von Bolingbroke. Diese schlossen 8. October 1711 einen Präliminar- u. 11. April 1713 den definitiven Frieden zu Utrecht mit Frankreich u. Spanien. E. erhielt dadurch die Hudsonsbai, Neu-Foundland, Neuschottland, Gibraltar u. Minorka u. den Vorrang vor allen Seemächten, da die spanische Flotte fast ganz zertrümmert war. Die protestantische Successionsacte wurde in diesem Frieden gegen den Wunsch der Königin ausdrücklich anerkannt. Anna starb 10. August 1714. Unter ihrer Regierung wurde dem Plane Wilhelms III. gemäß England u. Schottland 1. Mai 1707 unter dem Namen Großbritannien zu Einem Reiche vereinigt u. die Bevölkerung beider Länder in ihren politischen Rechten gleichgestellt.
Schon vor Anna's Thronbesteigung u. Wilhelms III. Tode war durch die protestantische Successionsacte vom 12. Juni 1701 die fernere Succession auf dem englischen Thron bestimmt. Da Wilhelm III. kinderlos, die Kinder der Königin Anna schon alle gestorben u. deren Bruder Jakob von der Thronfolge ausgeschlossen war, so wurde nach ihrem Tode das Haus Braunschweig-Hannover auf den Thron berufen. In diesem Hause nämlich lebte noch der einzige Sprößling des englischen Königshauses, welcher der protestantischen Lehre treu geblieben war; dies war Sophie, Enkelin Jakobs I., Tochter von dessen Tochter Elisabeth u. dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz u. Gemahlin des Kurfürsten Ernst August von Hannover. Die weitere Geschichte E-s s.u. Großbritannien.
Literatur: Sammlungen älterer Chronisten: Rerum britannicarum scriptores vetustiores et praecipui, von Matth. Parker gesammelt, 1587, Fol.; Rerum anglicarum scriptores post Bedam praecipui, gesammelt von Sir Henry Savile, Lond. 1596, Frankf. 1601, Fol.; Anglica, Normannica, Hibernica, Supplemente zu der vorigen Sammlung von Camden, Frankf. 1603, Fol.; Rerum anglicarum scriptores veteres, v. Fell, Oxf. 1684, 1. Bd., Fol.; Historiae Britannicae, Saxonicae, Anglo-danicae scriptores XV., von Th. Gale, Oxf. 1691; H. Wharton, Anglia sacra, Lond. 1723, 2 Bde., Fol.; W. Caxton, Englische Chronik (die älteste gedruckte), 1480; Milton, Historia Anglosaxonica, 1671; Langhore, Chronicon regum Angl., Lond. 1679; Carte, Hist. Angl., Lond. 1747–55, 4 Bde., Fol.; Die wichtigsten Darstellungen der Geschichte Englands in englischer Sprache sind von Hume, Lond. 1754–61, 10 Bde. (deutsch Berl. 1762, 6 Bde.), fortgesetzt von Smollet, Lond. 1811, 15 Bde., Fortsetzung dazu von Adolphus, Lond. 1817, 3 Bde., 4. Aufl. u. Jones, Lond. 1825, 3 Bde.; von Smollet, Lond. 1765, 5 Bde.; Henry, Edinb. 1771–93, 6 Bde., fortgesetzt von Laing, Lond. 1814, 12 Bde., von Lingard, ebd. 1818–31, 14 Bde., 5. Aufl. 1849, 10 Bde. (deutsch von Salis u. Berly, Frankf. 1827–33), Mackintosh, Lond. 1830, 3 Bde.; in fremden Sprachen: von Rapin v. Thoyras, Haag 1733, 2. Aufl., 9 Bde. (deutsch von Baumgarten mit Lamartinieres u. Marxs Fortsetzung, Halle 1755, 11 Bde.), von Lappenberg, Hamb. 1834–37, 1. u. 2. Bd., Fortsetzung von Pauli, ebd. 1853–58, 3.–5. Bd. Die Verfassungsgeschichte E-s behandeln: Hallam, The constitutional hist. of England, 3. Aufl. Lond. 1832, 3 Bde.; Stocks Smith, The parliament of E., ebd. 1849–50, 3 Bde.; einzelne Zeitabschnitte, u. zwar die ältere Geschichte: James, History of E. in the time of the Romans, Saxons, Danes and Normans, Lond. 1851; Turner, Hist. of the Anglo-Saxons, 6. Aufl. ebd. 1852, 3 Bde.; Kemble, Codex diplom. aevi Saxonici, ebd. 1838–48, 6 Bde.; Dessen, The Saxons in E., ebd. 1849, 2 Bde. (deutsch von Brandes, Lpz. 1853–54, 2 Bde.); Palgrave, The rise and progress of the English common wealth, Anglo-Saxon. period, Lond. 1832, 2 Bde.; Worsaae, Minder om de Danske in E., Kopenh. 1851 (deutsch von Meißner, Lpz. 1852); Thierry, Histoire de la conquête de l' Angleterre par les Normands, 7. Aufl. Par. 1842, 4 Bde.; die mittlere Geschichte: Turner, History of E. from the Norman conquest to 1500, Lond. 1824, 5 Bde.; die neuere Geschichte: Turner, The modern history of E., ebd. 1826–1829, 4Bde.; Clarendon, History of the rebellion and civil wars in E., ebd. 1849, 7 Bde.; Brodie, History of the British empire from the accession of Charles I. to the restauration, Edinb. 1827, 4 Bde.; Guizot, Histoire de la révolution d'Angleterre, 4. Aufl. Par. 1850, 2 Bde.; Dahlmann, Geschichte der englischen Revolution, Lpz. 1843, 6. Aufl. 1853; Merle d'Aubigné, Le protecteur ou la république d'Angleterre, Par. 1849; Macpherson, History of E. from the restauration of Charles II. to the accession of the house of Hannover, Lond. 1775; Macaulay, History of E. from the accession of James II., ebd. 1848 f. (deutsch von Bülau, Lpz. 1849 f., von Parat, Stuttg. 1850 f., von Beseler, Braunschw. 1852 f.); Mahon, History of E. from the peace of Utrecht, Lond. 1851 f.; Wright, E. under the house of Hannover, 3. Aufl. ebd. 1849, 2 Bde.; Martinean, History of E. during the thirty years peace, Lpz. 1849–1850, 2 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.